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Hainburg an der Donau
Hainburg liegt auf drei Siedlungsterrassen zwischen 142–143 m (Uferterrasse), 155–165 m (Niederterrasse) und 170–185 m Seehöhe (Hochterrasse), 48° 9' n. Breite und 16° 57' ö. Länge im östlichsten Teil von Niederösterreich an den Grenzen zur Slowakei und Ungarn. Die Donau und der noch zu den Kleinen Karpaten zählende Braunsberg (346 m) im Norden, und die mit dichten Wäldern bedeckten Hundsheimer Berge (193–480 m) im Südosten, Süden und Südwesten, sowie der zu ihnen zählende Schlossberg (291 m) bilden eine geographisch gegen Norden, Süden und v. a. Westen (Ebene zur Leitha zw. 140–180 m) geschützte Sonderlage, (1) welche Hainburg und seiner unmittelbaren Umgebung schon in der Urgeschichte topographisch günstige Siedlungsbedingungen bescherte. Diese äußerten sich seit dem Frühmittelalter in einer Konzentration von politisch-militärisch-wirtschaftlichen Zentralitätsfunktionen für den gesamten Ostteil des heutigen Brucker Bezirkes (historischer Pfarr-, Burg- und Landgerichtsbezirk von Hainburg), aber auch die angrenzenden Gebiete des ehemaligen Königreiches Ungarn. Die in der Nachfolge Carnuntums stehende verkehrsstrategische Bedeutung resultierte einerseits aus der Lage an der Donau bzw. am sog. Südlichen Donautalweg, (2) der alten Heer- und Handelsstraße von Wien nach Preßburg/Bratislava (Hainburger Pforte über den Sattel zwischen Schloss- und Braunsberg), und andererseits aus der, in der Tradition der urzeitlichen Bernsteinstraße stehenden, sowie über den Alpenostrand durch die Mährische Pforte verlaufenden mitteleuropäischen Nord-Süd-Kommunikationsachse, welche auf einer Strecke von rund 200 km flussabwärts von Wien bloß im Raum Hainburg natürliche Donauübergänge vorfand. Neben den beiden Hainburger Furten „Am Stein” westlich und Röthelstein/Devin östlich der Stadt, spielte dabei die Burgmaut von Preßburg/Bratislava (Brezalauspurc, Posonium) seit dem Hochmittelalter die entscheidende Rolle. So wurde die spätere ungarische Krönungsstadt zum weithin bedeutendsten Fernhandelsknotenpunkt, was zu einer immer stärkeren ökonomischen Anbindung der Hainburger an Preßburg führte. Seither bildeten die beiden Städte im mittleren Donauraum gemeinsam eine zunächst politische, dann wirtschaftlich-kulturelle und auch ethnische Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa (1189 erstmals introitus Ungariae – porta hungarica).
(1) Vgl. STEFAN SCHOLZ, Probleme der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte von Hainburg an der Donau, Diplomarbeit Wien 2000, 19 f. und 63. Eine Langfassung dieses Beitrags wird in der Zeitschrift Unsere Heimat erscheinen.
(2) Vgl. PETER CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Wien 1969 (Dissertationen der Universität Wien 33), 228 und 231.
Insgesamt drei Siedlungszentren sind im Hainburger Raum feststellbar, die sich allerdings alle außerhalb des städtischen Siedlungsgebietes befunden haben: 1. Am Eingang zum sog. Teichtal konnten eine jungsteinzeitliche Siedlung (ca. 4.500 v. Chr.) und ein frühbronzezeitliches Gräberfeld (ca. 1700–1500 v. Chr.) ergraben werden. (3) 2. Fast über den gesamten Verlauf der niedersten Terrasse am Nordwestrand des Braunsberges lassen sich intensive Siedlungsspuren aus dem Spätneolithikum (ca. 3.500–3.000 v. Chr.), der Bronzezeit, und vor allem der Hallstatt und La-Tene-Zeit nachweisen. (4) 3. Der seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts durch den Steinbruch völlig zerstörte Nordbereich des westlich der Stadt gelegenen Felsspornes „Am Stein” trug in der Spätbronzezeit und Früheisenzeit (Urnenfelder- und Hallstattkultur) eine wahrscheinlich befestigte Siedlung, die spätestens Ende des 10. Jahrhunderts entstanden und bis in die 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts existiert haben könnte, und in diesem Fall zweifellos unter magyarischer Oberhoheit war, bzw. vielleicht als vorgeschobener Posten an der damaligen ungarischen Westgrenze zwecks Kontrolle der Heerstraße zu den strategisch wichtigen Thebener und Preßburger Donaufurten am Südufer diente. (5)
(3) Vgl. z. B. JOHANNES-WOLFGANG NEUGEBAUER (Hg.), Die Bronzezeit im Osten Österreichs, St. Pölten/Wien 1987 (Forschungsberichte zur Ur- und Frühgeschichte 13).
(4) Vgl. OTTO H. URBAN, Keltische Höhensiedlungen an der mittleren Donau vom Linzer Becken bis zur Porta Hungarica. 2: Der Braunsberg, Linz 1995 (Linzer Archäologische Forschungen 23).
(5) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 27–28, v. a. Anm. 159 und 160 mit weiterführender Literatur.
Im Bereich des späteren Siedlungskerns, sowie östlich der Stadtbefestigung weisen Münz-, Keramik- und Dachziegelfunde (v. a. im Bereich der heutigen Volksschule) auf eine mögliche, noch nicht näher untersuchte, römerzeitliche Besiedlung im Großraum Carnuntum hin. Im Bereich des Krankenhauses im Osten ist möglicherweise eine durch Luftbild erfasste villa rustica zu erkennen, ebenso direkt am Schlossberg. Von dort stammt ein Weihealtar (ara Hainburgensis).
Über die Anfänge der Stadt Hainburg, genauer gesagt die Entstehung der erstmals 1042, 1050, 1051 und 1058 in drei Kaiserurkunden sowie bei Hermann von Reichenau und in den Annales Althanenses genannten Heimenburg, Heimenburch etc., nach der die Stadt benannt ist, wurden in der Forschung verschiedene Konzepte und Datierungen vorgeschlagen. Thesen über die Herkunft jenes Mannes, der am ehesten in der Zeit um die Jahrtausendwende der Heimenburg ihren Namen gab, (6) wurden dabei ebenso vorgelegt wie über die Lokalisierung der in diesen Jahren genannten Burg selbst. In der neueren Forschung gilt zumindest als gesichert, dass sich die 1051 als in loco Heimenburc und 1058 nur mehr als iuxta castrum Heimenbvrc genannte aeclesiae sanctae Mariae damals noch nicht im heutigen Hainburg befand, sondern mit der Deutsch Altenburger Marienkirche „Am Stein” identisch ist. (7) Die Überlegungen zur Datierung der Translokation weichen jedoch voneinander ab. Wurde die 1042 zerstörte Burg in Altenburg wiedererrichtet und erst später nach Hainburg verlegt (Klebel) oder stand bereits die 1050 in den Annales Althanenses erwähnte „Reichsburg” auf dem Hainburger Schlossberg, (8) von wo die Preßburger und Thebener Furten leichter zu kontrollieren waren. (9) Beim hohen Zerstörungsgrad der Bodendenkmäler in „Am Stein”, sowie beim gegenwärtigen Forschungsstand ist man jedoch bezüglich der Entstehungsfrage Hainburgs noch immer nur auf Spekulationen angewiesen.
(6) Vgl. zusammenfassend SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 16.
(7) Vgl. ERNST KLEBEL, Altenburg und Hainburg, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 47 (1933), 57–64, hier 58 f. und 63.
(8) Diese Annahme schien auch der baugeschichtliche Befund durch Gerhard Seebach zu bestätigen, vgl. SEEBACH, Burg und Stadt Hainburg – baugeschichtliche Untersuchungen, in: Unsere Heimat 48 (1977), 94–107, hier 94 f.; vgl. auch MAXIMILIAN WELTIN, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze, in: NÖLA 10 (1986/87), 1–42, hier 14, Anm. 75.
(9) SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 27, wo er als weiteres Indiz auch den deutlichen Unterschied in den Ortsangaben der Kaiserurkunden von 1051 (in loco) und 1058 (iuxta castrum) anführt.
Die Überlegungen zur Heimenburg passen gut in das unklare Bild des Raumes im Grenzbereich des römisch-deutschen Reiches zum ungarischen Königreich. In einer Urkunde von 1045 überträgt Kaiser Heinrich III. einem Markgrafen Siegfried 150 Hufen zwischen Fischa, Leitha und March, die dieser sich neu ausmessen sollte. (10) In der älteren Forschung wurde das meist als planvolle Ordnung dieses Raumes aufgefasst, als Einrichtung einer Mark gegen Ungarn (ebenso wie gegen Böhmen). Diese schien sich in die Strategie der Grenzsicherung einzufügen, vor allem wenn man die Burg(Wieder-)-Errichtung auf dem Schlossberg in Hainburg in diesen Jahren annimmt. Doch Siegfried scheint einzig in dieser Urkunde auf, so dass es die oft zitierte „Ungarn-” bzw. „Neumarkt” (11) vermutlich ebensowenig gegeben hat wie die „böhmische Mark”. (12)
(10) MGH DH III 133, 141; vgl. KARL BRUNNER, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994 (Österreichische Geschichte 907–1156), 187.
(11) Vgl. beispielsweise PETER CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita”. Überlegungen zur Geschichte der Ungarnmark in Österreich, in: Jahrbuch für Landeskunde für Niederösterreich NF 42 (1976), 38–51.
(12) Dazu BRUNNER, Herzogtümer (wie Anm. 10), 187; vgl. auch seinen Beitrag: Welche Marken?, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 62 (1996), Teil 1, 159–169.
In der Reichsfeste Heimenburg und deren Marienkirche, welche 1051 mit einem Zehntel des Grundbesitzes im Gebiet zwischen Fischa und Leitha dotiert wurde, setzten sich Gefolgsleute der Rapotonen-Diepoldinger bzw. Vohburger durch. Deren Herrschaftsbildung umfasste den Raum vom Wald- und Weinviertel bis um Hainburg, wo ihr Engagement seit etwa 1060 belegbar ist. Daneben könnten im 11. und 12. Jahrhundert auch schon Besitzrechte der Schaunberger und Lengbacher existiert haben, auch die Anwesenheit freisingischer Gefolgsleute ist nicht auszuschließen. (13) Gerade die ältesten nachweisbaren Besitzträger, die sich in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts de Haemenburch, de Heimpurch, aber auch nach ihrer „aus wilder Wurzel” entstandenen Herrschaft Prellenkirchen nennen, lassen sich mit Vohburgischen Gefolgsleuten, bzw. ihren älteren Zentren im Wald- und Weinviertel (v. a. Poigen), sowie später auch am Ostrand des Wienerwaldes in Verbindung bringen. Dasselbe gilt auch für eine Seitenlinie der Sonnberger (ein mit den Diepoldingern zusammenhängendes Geschlecht aus dem Raum Hollabrunn), deren Begründer Irnfried sich 1160 noch de Heimenburg nennt, zehn Jahre später aber schon nach seinem unabhängigen Herrschaftssitz, der Burg Röthelstein. Spätestens seit der gefälschten Stiftungsurkunde Bischof Altmanns von 1083 bzw. deren echten und unechten Bestätigungen von 1108–1124 ist einerseits das Eigengut (predium) der Vohburger auf dem Gebiet der Pfarrsprengel von Hainburg, Bruck an der Leitha, Petronell und Höflein belegt, andererseits lässt sich die lehensmäßige Kontrolle von offenbar einem Großteil der überaus reichen Güter der Hainburger Marienkirche zwischen Fischa und Leitha durch die Vohburgischen Gefolgsleute nachweisen – Markgraf Diepold hatte nicht zufällig die Vogtei über dieses Gotteshaus über. (14) Als Folge des Investiturstreits, in dem die Vohburger auf Seiten Heinrichs IV. standen, dürften sie sich 1080 aus der Babenbergermark zurückgezogen haben, die Zehentrechte zu Hainburg an ihren Eigengütern und Kirchenlehen wurden vom papsttreuen Bischof Altmann an seine Stiftung Göttweig vergeben. Ihre Gefolgsleute traten seit dieser Zeit, sofern sie nicht mit ihnen die Mark verließen, schrittweise zu den Babenbergern über. Zwar versuchten die Vohburger bei ihrer Rückkehr 1108, als Markgraf Diepold III. als wichtigster Parteigänger und Ratgeber Heinrichs V. mit dem König erneut in der babenbergischen Mark erschien, mit ihren ehemaligen Gefolgsleuten Kontakt herzustellen und auch wieder alte Besitzrechte geltend zu machen, doch gelang dies offensichtlich nicht in vollem Umfang. Wohl aus diesen Gründen überließ Markgraf Diepold III. 1108/24 dem Stift Göttweig seine Zehentrechte an der Hainburger Kirche und die ihr zugehörigen Eigengütern zwischen Fischa und Leitha, allerdings unter Vorbehalt seines Vogteirechtes. (15)
(13) SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 34 und 47.
(14) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 35 ff.; vgl. dazu auch WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 17, Anm. 95.
(15) Vgl. dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 37.
Mit dem bis in die Regierungszeit Leopolds V. (1177–1194) endgültig vollzogenen „Übertreten” der Vohburger Ministerialen in die Gefolgschaft der Babenberger erstreckte sich deren Einfluss nunmehr auch auf Hainburg. Mehrere bereits babenbergische Ministerialengeschlechter, die dort als lokale Machthaber ihren Stützpunkt hatten, nannten sich nach Hainburg: Neben den bereits genannten Sonnberg-Rötelsteinern gehörten dazu auch die Mazonen, später auch die Wolfsthaler und die Sippe um den bedeutenden Druslieb und Leopold von Hainburg, welche bereits als klassische babenbergische Stadtministerialen der Mitte des 13. Jahrhunderts anzusprechen sind. (16)
(16) Weiterführend dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 46.
Ebenso wie die erste Phase der Heimenburg bzw. Hainburg, sind die Anfänge der Pfarre umstritten, betreffen doch die Nennungen 1051 und 1058 die erwähnte Marienkirche. Mit der Übergabe des Eigenbesitzes (Reichsgutes) Sieghartskirchen im Jahr 1051 ad altare in loco Heimenburc, (17) also an die der heiligen Maria und den heiligen Märtyrern Mauritius und Laurentius geweihte Kirche, war möglicherweise daran gedacht, ein Kollegiatstift zu gründen, ist doch „vom Propst (praepositus) der dort Gott dienenden Brüder die Rede”. (18) Ähnlich wie bei der Nennung des Markgrafen Siegfried 1045 gilt: Was auch immer hier geplant gewesen sein mag, es kam nicht zur Ausführung. Die personellen Ressourcen waren vermutlich zu gering, um die Planungen für den Aufbau im Osten des Reiches umsetzen zu können. Dabei war beispielsweise die Dotierung der Kirche umfangreich. Sie sollte nämlich nicht nur ein Zehntel aller bäuerlichen Wirtschaftseinheiten in den beiden Grenzstreifen (zwischen Fischa und Leitha im Süden bzw. der Tracht–Fischamündung und der March im Norden) erhalten, sondern auch den gesamten (Frucht-)Zehent in dem eroberten Gebiet und ein Drittel aller Einkünfte der (Reichs-)Burg Heimenburg. Als die „Hainburger” Marienkirche 1058 der Kaiserwitwe Agnes von ihrem minderjährigen Sohn Heinrich IV. mit den in beiden 1051 datierten Urkunden genannten Einkünften übertragen wurde, war von einem Propst nicht mehr die Rede. (19) In den genannten deo ibi famulantes kann nach Dienst die Pfarrgeistlichkeit gesehen werden. Dass die Kirche Pfarrkirche wurde, steht außer Zweifel. (20) Die großzügige Dotierung sollte wohl die Wirtschaftskraft in der seit 1058 im salischen Hausbesitz befindlichen Hainburger Kirche steigern und die Versorgung für die Ungarnfeldzüge sichern. (21)
(17) MGH DH III, 376, 276.
(18) HEIDE DIENST, Schriftliche Quellen über „Hainburg” aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, nebst einem Ausflug ins ausgehende 9. Jahrhundert – Inhalt, Probleme, Fragen, in: Bad Deutsch-Altenburg. Bild einer Gegend, hg. v. GERTRUDE GENG-SESZTAK – WALTER KREMS – HERBERT LACHMAYER, Wien/Köln/Weimar 2000, 331–346, hier 333.
(19) Vgl. MGH DH IV, 44.
(20) Vgl. DIENST, Schriftliche Quellen (wie Anm. 18), 335 f.
(21) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 38 f.
Seit den Arbeiten Klebels gilt als sicher, dass es sich bei der genannten Kirche um die Marienkirche in Altenburg handelt. (22) Zur Unterstützung führte er die Studien des Kunsthistorikers Richard Donin an, der zwar die Anlage der Hainburg auf um 1050 datierte, nicht jedoch die Stadt, die nicht vor 1192 entstanden sein soll. (23) Die Hainburger Martinskirche soll erst um 1260 errichtet worden sein. (24) Das bei Grabungen im Jahr 2001 aufgefundene Westwerk der St. Martinskirche legt eine Errichtung im 2. und 3. Viertel des 13. Jahrhunderts nahe. Einige von der neueren Forschung erschlossene Quellen belegen auch für die Hainburger Martinskirche ein Marienpatrozinium. (25)
(22) Vgl. KLEBEL, Altenburg und Hainburg (wie Anm. 1).
(23) Vgl. RICHARD DONIN, Die Kunstdenkmäler der Stadt Hainburg, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 24 (1931), 1–123, hier 11, 13, 34 und 37.
(24) JOSEPH MAURER, Geschichte der landesfürstlichen Stadt Hainburg. Zu ihrem tausendjährigen Jubiläum zumeist nach ungedruckten Quellen verfasst, Wien 1894, 202 f., führt an, dass die Kirche laut eines Ablassbriefes 1261 (neu) errichtet wurde.
(25) Vgl. WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 14, Anm. 75, und SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 24 ff.
Das Verhältnis der Kirchen in Hainburg und Altenburg ist aus dem 14. und 15. Jahrhundert bekannt, als es offenbar zum Streit um die Pfarrrechte kam. Nach einer in Abschrift erhaltenen Urkunde Herzog Albrechts III. besaß der Hainburger Pfarrer wohl seit 1353 das Besetzungsrecht in allen Filialen des Sprengels. (26) Der Vikar der noch als ecclesie parrochialis beate Marie bezeichneten Altenburger Kirche hatte sich 1381 dem Rector der Hainburger Kirche zu unterwerfen und eine jährliche Abgabe von 12 Pfund Wiener Pfennigen zu leisten. (27) Im Hainburger Pfarrregister heißt es 1425, dass prima est ecclesia sancte Marie in Altenburg, quondam mater nunc filialis minuta, habens maiorem partem sepulture per totam parrochiam. (28) Die Verlagerung des Pfarrsitzes und der Pfarrrechte stellt sich somit als komplexer Prozess dar, in dessen Verlauf sich die Hierarchie der beiden Kirchen zugunsten der Hainburger Kirche verschob, auch wenn die Altenburger Marienkirche zumindest Teile ihrer früheren Vorrechte erhalten konnte, darunter das zitierte Begräbnisrecht für die Teile der Pfarre.
(26) Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten – Hainburg, Fasz. H-12/A/B, fol. 452r: dasz […] yrglicher Pharrer daselbst die Pharrkirchen zu Haimburg und die Khirchen und Capellen, die da hinzu gehoerent mit Erbern und vreuen Christen besetzen mag […].
(27) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 25.
(28) Vgl. WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 14, Anm. 75. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Fontes, Inv.-Nr. 52.
Viele Thesen zur Siedlungsentwicklung Hainburgs (29) wurden durch die Grabungen im Jahr 2002 entkräftet. (30) Das gilt im Besonderen für das von Klaar und Lechner oftmals postulierte „älteste Angerdorf” im Straßendreieck Leyrergasse-Freiungsstraße und Alte Poststraße, denn bis auf den letzten, auf das Ungartor ausgerichteten Straßenzug sind alle Straßen auf der Hochterrasse (d. h. südlich der Alten Poststraße) in ihrem Verlauf auf die Wiederbesiedlung der großen Verödungsbereiche seit Ende des 18. Jahrhunderts zurückzuführen. Um die durch früh-hochmittelalterliche Gräberfunde im nordwestlichen Volksschulbereich indirekt belegte Marienkirche ist jedoch zumindest ein, am ehesten der älteste, Siedlungskern anzunehmen. Dieses erste Hainburger Gotteshaus entstand als Filiale der Altenburger Marienkirche „Am Stein” wohl kurz nach 1050 in etwa bei der heutigen Freiungsstraße, und zwar direkt an der zur Heimenburg am Schlossberg führenden Abzweigung von der heutigen Alten Poststraße, welche bis Anfang des 13. Jahrhunderts den Verlauf der Handelsstraße nach Ungarn und somit die West-Ost-Hauptkommunikationslinie bildete. (31) Um die Marienkirche bzw. ihr umliegendes Bestattungsareal, den Kirchhof (atrium ecclesie), scharte sich seit der Mitte des 11. Jahrhunderts wahrscheinlich die zunächst wohl locker und dorfartig über die Hochterrasse zerstreute Burgsiedlung. Wie in frühmittelalterlichen Siedlungsagglomerationen dieses Typs üblich, konzentrierte der Marienkirchhof ursprünglich nicht nur die sakralen, sondern auch die profanen Zentralitätsfunktionen, im Fall von Hainburg v. a. den Markt, aber auch den Gerichts- und Versammlungsort des suburbiums in sich. (32) Analog zu den städtischen Frühformen in Südwestdeutschland und der Schweiz wird es beim Hainburger suburbium wohl spätestens im Zuge einer Siedlungsverdichtung im Laufe des 12. Jahrhunderts auch zur baulichen Abtrennung dieses kirchlichen Immunitätsbezirks vom profanen Zentrum gekommen sein, welches am ehesten knapp südlich des Marienkirchhofes im Bereich der Freiungsstraße zu lokalisieren wäre. (33) Dieser Kirchhof spielte die Rolle eines Kristallisationspunktes für die spätere Stadtentwicklung. Seine eventuell noch auf der Josefinischen Landesaufnahme erkennbaren Umfassungsmauern bildeten die Leitlinie für die in diesem Bereich allerdings nur mehr archäologisch fassbare hochmittelalterliche Bebauung. Die östliche und westliche Randzone der Hainburger Burgsiedlung der 2. Hälfte des 11. und des 12. Jahrhunderts sind durch den Verlauf der späteren Stadtbefestigung festgelegt, für eine immer wieder postulierte „ältere Befestigungsmauer” als Abgrenzung im Norden gibt es bislang noch keine brauchbaren Belege. Immerhin ist noch im heutigen Katasterplan die vielleicht auch durch den starken Geländesprung vorgegebene Grenzlinie der area der Nieder- und Hochterrasse erkennbar, deren Verlauf in weiten Teilen durch einen Mauerzug markiert wird. Ob es schon vor der, aus der Bauentwicklung der Stadtbefestigung und der Stellung des Wiener- und Ungartores ablesbaren, planmäßigen Anlage eines rechteckigen Marktplatzes mit neuer Hauptstraße und einem rasterförmigen Straßennetz Ende 12./Anfang 13. Jahrhundert auf der Niederterrasse einen weiteren Siedlungskern gab und es zu einer Siedlungsausdehnung zur Donau hin kam, muss noch völlig offen bleiben. Die beim Wasserturm aufgetauchten Keramikfunde des 12. Jahrhunderts deuten jedoch darauf hin, dass zumindest Teilbereiche der Nieder- und Uferterrasse in dieser großen Blütezeit des Donauhandels wenigstens wirtschaftlich, am ehesten im Sinne eines, mit einem Hafen zusammenhängenden Warenumschlag- und lagerplatzes genutzt wurden (protoforum).
(29) Vgl. DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 34. Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 75; ADALBERT KLAAR, Die Siedlungsformen Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 23 (1930), 35–75, hier 58, vgl. auch 69; ebenso DERS., Die siedlungstechnischen Grundzüge der niederösterreichischen Städte im Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944–1948), 365–385, hier 383.
(30) Siehe dazu ausführlich SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Kap. IV, 73 ff.
(31) Ebenda, 93 ff.
(32) Wobei anderenorts neben der Ausstellung von Urkunden sogar die Abhaltung von Märkten und Festen im Friedhofsbereich belegt ist; siehe dazu ausführlich für die schweizerisch-südwestdeutsche Siedlungskernforschung MARTIN ILLI, Wohin die Toten gingen. Begräbnis und Kirchhof in der vorindustriellen Stadt, Zürich 1992, 20 f.
(33) Vielleicht an jenem Ort, wohin in der Barockzeit der Pranger versetzt wurde. Von der einstigen Existenz solch einer früh-hochmittelalterlichen „Ding- oder Freistätte” zeugt auch die, spätestens in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts belegte freyung. Siehe dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 95 f., bes. Anm. 477
Abgesehen von der herkömmlichen Getreidewirtschaft war der älteste, und bis 1683 bestimmende Produktionszweig zweifellos der Weinbau. (34) Von ihrer Funktion als bedeutendes regionales Wirtschaftszentrum im Osten Österreichs abgesehen, muss die werdende Stadt spätestens in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts auch einen regen Anteil am Fernhandel gehabt haben. Diesen historischen Hintergrund spiegeln die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla wider, der erstmals die für Hainburg zweifellos wichtigste Überfuhr über die Donau zwischen Deutsch Altenburg/„Am Stein” und Stopfenreuth erwähnt. (35) Diesen Donauübergang werden wohl jene Händler gewählt haben, die vom Adriaraum über den Alpenostrand nach Mähren weiter in den Ostseeraum reisend das seit 1281 mit Stapel- bzw. Niederlagsrecht belegte Wien umgehen wollten. Sie nahmen wohl dann den Weg über Wiener Neustadt, Bruck, die sog. Hainburger Straße zur Donaufurt „Am Stein” nach Stopfenreuth (Erstnennung 1054) und weiter entlang des rechten Marchufers über die ebenfalls schon seit der Mitte des 11. Jahrhunderts belegten Orte Baumgarten und Breclav. Die seit 1405 nachgewiesene Hainburger Urfahr ist 1430 eindeutig als Urfar zu dem Stein ob Haymburg belegt. (36) Im 2. Niederlagsprivileg Friedrichs III. von 1463 ist dezidiert von Waren die Rede, so die Strassen durch dieselb unser Stat Hainburg auch auf der Tunaw es sey Saltz, Holtzwerch oder annders auf oder ab auch zwas zwischen der Tunaw und Newsidler See und sunder von Polan, Böheim und Merchern dwrch das Marchart gefürt wirdet, (37) wobei es sich einerseits um Salz- und Holzhandel von Polen und aus dem Königreich Böhmen handelte, der entlang des rechten Marchufers über Hainburg und seine Leithafurt in Deutsch Haslau, sowie den Neusiedler See offenbar nach Sopron und weiter in den dalmatinischen Raum, bzw. in umgekehrter Richtung geführt wurde. Besonders bedeutend war der Salzhandel: 1365 bis 1386 und 1445/46 erhielt die Stadt das Niederlagsrecht für Salz. 1460 wurde ihr das Salzhauptdeputat für Ungarn zugesprochen, wobei im Privileg Petronell ausgenommen wurde, und 1620 wurde ein eigenes Salzhandleramt eröffnet. Zusätzlich bekam Hainburg 1378 für fünf Jahre das Stapelrecht zugesprochen und 1463 das Niederlagsrecht für alle Waren. Privilegien aus den Jahren 1419, 1445, 1483 und 1485 bestätigen darüber hinaus die (eingeschränkte) Mautfreiheit der Hainburger Kaufleute an allen Mautstätten des Landes. (38)
(34) MAX FISCHER (Hg.), Codex Traditionum Ecclesiae Collegiatae Claustroneoburgensis, Wien 1851 (FRA II/4), Nr. 232 und 472, 47 und 102 f.
(35) HEDWIG HEGER, Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide. Die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla, Wien 1970, 169 f.
(36) OTTO WALTERSKIRCHEN, Geschichte von Hainburg und Rottenstein, Teil II, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1887), 217–218.
(37) Ebenda, Beilage VII, 225.
(38) Vgl. FRANZ BALTZAREK, Hainburg an der Donau. Politischer Bezirk Bruck an der Leitha, in: Die Städte Niederösterreichs. Teil 2: H-P, Wien 1976 (Österreichisches Städtebuch 4/2), 29–39, hier 33.
Für die Errichtung der Hainburger Stadtbefestigung selbst gelten zunächst folgende zwei historische Fixpunkte: Die Nachricht in einer Wiener Chronik des 13. Jahrhunderts, dass nach dem Jahr 1194 mit dem Lösegeld von Richard Löwenherz neben drei weiteren Städten auch Hainburg mit Mauern umgeben wurde (Haimburc muris circumcinguntur), ist in erster Linie auf die älteste Bauphase der Ringmauern der Burg zu beziehen. In weiterer Folge betraf dies wohl auch die Errichtung einer Wehrmauer zur Befestigung der zugehörigen Burgsiedlung am Fuß des Schlossberges auf der Hainburger Hochterrasse. (39) Das Lösegeld könnte im Fall von Hainburg eine Initialzündung, oder auch bloß eine Förderung eines schon laufenden Mauerbaues durch Leopold V. bedeutet haben, denn er war zweifellos der erste Babenbergerherzog, der Hainburg voll im Besitz hatte. (40) Für den Baubeginn kann daher sowohl bei der Burg als auch beim suburbium allgemein das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts in Betracht gezogen werden.
(39) Siehe zum Aussagewert dieser Schriftquelle SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 91.
(40) Siehe dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 51.
Tatsächlich konnte an der Südwestseite der Hainburger Stadtbefestigung eine stellenweise gut unterscheidbare, ältere Wehrmauer mit einfachen Zinnen, aber offenbar noch ohne die heutigen drei- bis viergeschossigen Türme, Ausfallsportale und Zwingeranlage herausgearbeitet werden. (41) Möglicherweise noch unter Leopold V., wahrscheinlich aber schon unter Friedrich I. (1194–1198) begann man am Fuß des Schlossberges mit der Errichtung dieser einfachen Wehrmauer bis knapp über die Linie der heutigen Babenbergerstraße hinaus. Die Frage, ob diese Wehrmauer – etwa ähnlich Wiener Neustadt – irgendeine Form von Türmen hatte, kann noch nicht beantwortet werden, eventuell kommt hier der, in seiner Art an der Hainburger Stadtbefestigung völlig einzigartige innenliegende, über quadratischem Grundriss voll gemauerte und nicht die Stadtmauer übersteigende Turm IV in Betracht. Vielleicht bedingt durch den Regierungsantritt Leopolds VI. 1198 kam es aber offensichtlich zu einer Planänderung, indem man bis zur Wiener Straße insgesamt vier Lücken in gleichen Abständen freiließ, welche offenbar in der Hauptbauphase (Ib) durch den Unterbau des Wienertores, bzw. die Türme VI und V ausgefüllt wurden – die oberste Lücke, in der zweifellos auch ein Wehrturm geplant war, wurde durch eine einfache Wehrmauer geschlossen.
(41) Vgl. dazu die Ende 2002 erscheinenden Neubearbeitung des Dehio-Kunstführers im Kapitel über die Stadtbefestigung, STEFAN SCHOLZ – RONALD WOLDRON, Hainburg.
Beim zweiten historischen Fixpunkt handelt es sich um einen viel weniger beachteten, nämlich eine Streitbeilegungsurkunde zwischen Konrad Mazo und dem Hainburger Pfarrer Leopold aus dem Jahr 1248, in der von einer curia infra muros civitatis, also von einem der vier großen Hainburger Stadthöfe innerhalb der Stadtbefestigung die Rede ist. (42) Diese Nennung setzt freilich voraus, dass beim Aussterben der Babenberger 1246 der Mauerring der Hainburger Stadtbefestigung in großen Teilen bereits geschlossen gewesen sein muss.
(42) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 92.
Die gesamte Ostseite der Hainburger Stadtbefestigung mit den Türmen IX, X, XI, XII, XIII (Schützenturm) und XV (Judenturm), sowie die ältere Bauphase des Ungartores (noch mit dreigeschossigem Turm im Süden und niedriger Torhalle), dürften zwar in mehreren Bauetappen, aber doch kontinuierlich, in weitgehend einheitlicher Mauertechnik erbaut worden sein. Die parallel zur Stadtmauer wohl von Turm X bis XV verlaufende Zwingermauer ist zweifellos zeitgleich, führten doch insgesamt mindestens zehn bis maximal 13 primäre Ausfallsportale in der östlichen Stadtmauer auf die Zwingeranlage, der wiederum ein mächtiger Stadtgraben vorgesetzt war. Höchstwahrscheinlich ebenso dieser Hauptplanungs- und -bauphase zuzurechnen ist die südliche, burgseitige Stadtmauer, sowie in weiten Teilen auch die donauseitige, nördliche Stadtbefestigung mit ihren insgesamt 13 turmartigen Stützpfeilern auf rechteckigem Grundriss (I–XIII). Auf Grund seiner, dem Ungartor sehr ähnlichen 45°-Drehung zur Stadtmauer könnte auch das Fischertor im Kern auf diese Zeit zurückgehen, selbst wenn es erst viel später seine heutige Gestalt erhielt. An der Westseite sind dieser Hauptplanungs- und -bauphase wie erwähnt die Türme V und VI sowie der Unterbau des Wienertores mit den 22 Buckelquaderreihen zuzurechnen. Mit Sicherheit wurde der Turm III, wahrscheinlich aber auch die Türme I und II während dieser Phase in die ältere Wehrmauer (Ia) nachträglich eingefügt. Im Zuge dieser jüngeren Turmeinbauten wurden auch insgesamt vier Ausfallsportale in die Stadtmauer eingebaut, sodass auch auf der Westseite der Hainburger Stadtbefestigung in der Hauptplanungs- und -bauphase Ib die Errichtung einer Zwingeranlage mit vorgesetztem Stadtgraben zumindest im Südabschnitt vom Wienertor bis zum Turm I angenommen werden kann. Ebenso kann mit Vorbehalt, da nur mehr spärlich erhalten, auch die Westseite nördlich des Wienertores mit dem fünfeckigem Klosterturm (VII) und dem ehemaligen Weißen Turm (VIII) zur Hauptplanungs- und -bauphase gerechnet werden – letzterer dürfte, von seinen riesigen, sekundären, in die Donau ragenden Strebepfeilern abgesehen, ein dem Turm II sehr ähnlicher, repräsentativer Wohnturm mit spätromanischen Kuppelfenstern in drei Geschossen gewesen sein. Deren kleeblattbogiger Dreipassabschluss ist so etwas wie ein Leittyp dieser Bauepoche in Hainburg, denn er taucht u. a. in den Kuppelfenstern der Nordwand des Schützenhof-Palas (sog. Haus der Theodora) und den Biforenfenstern des Wohnturmes der Burg auf – er erlaubt jedoch nur eine Grobdatierung in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Als Initiator und bedeutendster Bauherr der Hauptbauphase Ib kann auf Grund der herausragenden kulturhistorischen Bedeutung der Hainburger Stadtbefestigung in der städtischen Fortifikationsarchitektur der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts in Mitteleuropa Herzog Leopold VI. (1198–1230) angesprochen werden.
Weitere, ebenso wichtige Bauherrn waren die Ministerialen im Raum Hainburg. Mit ihrem ausgedehnten Eigen- und Lehensbesitz, bzw. in einigen Fällen (Röthelstein, Wolfsthal) auch mit ihren autarken Kleinherrschaften verfügten sie über entsprechende Macht und Ressourcen (Finanzmittel, Leute, Baumaterial), auch wenn der Pfarrer der Hainburger Marien- bzw. Martinskirche als Verwalter der babenbergischen Eigenkirche die meisten Ministerialengeschlechter an Wirtschaftskraft übertraf. Zum Kreis der „Ministerialenbaukunst” gehört zweifellos auch der am ehesten noch unter Leopold VI. erbaute Hainburger Karner (ossarium). Zur selben Zeit dürfte man aber auch, wohl unter der Leitung der Hainburger (Stadt-)Ministerialien, mit dem Bau der monumentalen St. Martinskirche begonnen haben, der sich jedoch bis in die Regierungszeit Przemysl Otakars II. zog, als die Stadtbürger die Führung übernahmen. 1200 tauchen neben Heinrich von Röthelstein auch Konrad und Rudolf Mazo in Hainburg an der Seite des Herzogs auf: Rudolfvs Maze de Hainbvrc war noch bis in die Regierungszeit Friedrichs II. der wohl bedeutendste unter den Hainburger Ministerialen. (43) Er spielte eine entscheidende Rolle beim Neubau oder beim Umbau der Burgkapelle zu St. Pankratius (später Hl. Georg bzw. Jörg) auf der Heimburch. (44) Gleichzeitig erbaute er zu dieser Zeit die schon erwähnte curia infra muros civitatis, in der er auch residierte. Diese curia der Mazonen innerhalb der Stadtbefestigung ist daher auch der älteste belegte, aber nicht lokalisierbare Hainburger Ministerialien-Stadthof. Nach dem Rückzug der Mazonen aus Hainburg Ende der 30er Jahre des 13. Jahrhunderts übernahmen ihre Führungsrolle die Brüder (?) Druslieb (Trauslibus) de Heimburch, in den letzten Jahren Friedrichs II. herzoglicher Kämmerer, und Leopold, als Pfarrer von Hainburg Kanzleichef des letzten Babenbergers. Beide hatten noch am Hainburger Hof der Königin Margarethe bis in die ersten Regierungsjahre Przemysl Otakars II. Schlüsselpositionen inne. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts gehörten neben den Mazonen und Druslieb/Leopold die Herren von Röthelstein, benannt nach der im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts ca. 2 km flussabwärts der Stadt gegründeten Burg, zu den bedeutendsten Hainburger Stadtministerialen. Unter König Przemysl Otakar II. wurde ihr Herrschaftssitz, die Burg Röthelstein, von den Herren von Haslau (an der Donau) übernommen. Zum Röthelsteiner Besitz gehörte, zumindest im Spätmittelalter auch der Götzenhof an der Nordostecke der Stadtbefestigung, von dem aus offenbar die ertragreichen Güter in den gegenüberliegenden Donauauen bewirtschaftet wurden.
(43) Siehe dazu ebenda, 46, Anm. 249 und 251.
(44) Ebenda, 97 f.
Die mächtigsten Bauherrn-Ministerialengeschlechter dürften sich an „ihrem” Abschnitt der Stadtbefestigung relativ bald einen Stadthof eingerichtet haben, welcher ihnen und ihrem Gefolge im Sinne eines machtpolitisch-ökonomischen Stützpunktes in der werdenden Stadt nicht nur zur Residenz, sondern auch zur autarken Versorgung, sowie zur Bewirtschaftung und Verwaltung ihrer ausgedehnten Güter im Hainburger Burgbezirk gedient haben dürfte. (45) Von den vier im Spätmittelalter namentlich genannten Stadthöfen weisen der Kreushof (Erstnennung 1481), der Schützenhof (Erstnennung 1380) und der Götzenhof (Erstnennung 1411) gleichnamige Stadttürme auf, wobei nur die letzten beiden Stadthöfe bzw. -türme mit Sicherheit an der Südost- bzw. an der Nordostecke der Stadtbefestigung zu lokalisieren sind. Im Fall des Meierhofes an der Südwestecke (Erstnennung 1396) und auch des Götzenhofes wurde offenbar zu Residenzzwecken der zentrale Stadtturm als Wohnturm errichtet bzw. zu einem solchen ausgebaut. Ähnliches hatte man vielleicht auch beim Weißen Turm an der Nordwestecke im Bereich des später dort entstandenen Minoritenklosters im Sinn. Einzig die Lokalisierung des schon bei der Erstnennung 1481 als öde bezeichneten Kreushofes erweist sich derzeit noch als problematisch, vielleicht handelte es sich dabei um jenen Hof, der 1396 als beim Ungartor gelegen genannt wurde. Möglicherweise ist der erst 1544 genannte Hundsheimerhof ein Überrest dieses großen Ministerialen-Stadthofes, kauften doch die Hundsheimer 1398 von Niclas dem Kreuspecken ein als herzogliches Lehen ausgewiesenes „Haus zu Hainburg”, während 1481 Paul der Hundsheimer mit dem bereits öden Kreushof belehnt wurde (46) – das barocke Franziskanerkloster könnte dann 200 Jahre später auf der verbleibenden Ödfläche im Norden des ehemaligen Stadthofes entstanden sein.
(45) Im Fall des Kreushofes ist z. B. eine Hofmark in der Stadt als Bestandteil belegt.
(46) Aus OTTO WALTERSKIRCHEN, Geschichte von Hainburg und Rottenstein, Teil I, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 20 (1886), 437; Teil II (wie Anm. 36), 216 ff.
Die als herzogliches (erbliches?) Lehen an die Ministerialen vergebenen Stadthöfe dürften ebenso wie das Minoritenkloster – ähnlich wie in anderen niederösterreichischen Städten – zur Verstärkung der Ecken der Stadtbefestigung gedient haben. Sie waren in der Regel vom Rechtsbereich der „freien” (d. h. nicht direkt von den Ministerialen kontrollierten) Stadt, aber im Süden wohl auch vom landesfürstlichen Eigenbesitz baulich getrennt; im Fall des einzigen, in oberflächlichen Überresten erhaltenen Schützenhofes kann sogar von einer stadtburgartigen Befestigung gesprochen werden. Spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde hier mit seiner östlichen Giebelwand direkt an der Stadtmauer beim Schützenturm ein dreigeschossiger, wehrhafter Palas eingebaut (sog. Haus der Theodora), sowie zur Verstärkung der Südwestecke des Schützenhofes der Wehrturm XIV auf die burgseitige Stadtmauer aufgesetzt. Die durch die Einrichtung der Stadthöfe geprägte Nachbauphase Ic könnte sich durchaus noch bis weit in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gezogen haben.
Beim Regierungsantritt von König Przemysl Otakar II. 1251/52 dürfte die Hainburger Stadtbefestigung in ihren Grundzügen also bereits fertig gewesen sein. Ähnliches gilt auch für die Burganlage am Schlossberg, denn im Laufe des letzten Viertels des 12. und der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden im Zuge eines repräsentativen Ausbaues der einstigen reichseigenen Heimenburg zu einem landesfürstlichen Wohn- und Herrschaftssitz sowohl die Hochburg mit Burgkapelle, innerem Burgtor, zentralem Wohnturm, und wohl auch mit einem Palasbau im Südwesten, als auch zur Befestigung die ältesten Bauelemente der umlaufenden Ringmauer und des Hauptburgtores mit dem flankierenden, eventuell ursprünglich singulären Wehrturm und dem – nicht mehr erhaltenen – sog. Reckturm im Norden, sowie die Verbindungsmauern zur Stadtbefestigung im Westen und Osten mit einem zunächst einfachen Äußeren Burgtor, bzw. eventuell einem weiteren Wehrturm (XVI ?) auf halber Höhe des Schlossberges. (47)
(47) Vgl. SCHOLZ–WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
Die Ausrichtung des Wienertores, bzw. die Abmauerung des frühmittelalterlichen Verlaufes der alten Handelsstraße schon in der Vorbauphase Ia im Westen belegen – wie schon Donin richtig bemerkte – eine Verlegung der Ost-West-Hauptkommunikationslinie von der Alten Poststraße zur heutigen Hauptstraße (Wiener Straße bzw. Ungarstraße) vielleicht schon Ende des 12., spätestens aber Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Zusammenhang damit steht die für Gründungsstädte bzw. Stadterweiterungen dieser Zeit in Niederösterreich typische Anlegung eines rechteckigen, in Hainburg ursprünglich 185 m (Ost-West) mal 115 m (Nord-Süd) großen Marktplatzes mit der – offenbar den Händlern dienenden – 1236–1241 erstmals genannten St. Jakobskirche in foro, sowie eines daran anschließenden rechtwinkeligen, rasterförmigen bzw. der stadtbürgerlichen area folgenden Straßennetzes. Es umfasst die Hauptstraße sowie Hauer- und Oppitzgasse an der südlichen bzw. nördlichen Längsseite des Platzes, die vom alten Siedlungskern auf der Hochterrasse in die südwestliche bzw. südöstliche Platzecke führende Kirchen- bzw. Zehetnergasse, sowie die von der Mitte des Platzes im Norden durch das Fischertor zur Donau verlaufende Blutgasse, wobei der Verlauf des Straßennetzes auf der Niederterrasse durch die spätmittelalterliche Bebauung weitgehend gesichert ist. (48) Von den wahrscheinlich auch im Laufe der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts eingerichteten großen Stadthöfen im Nordosten und Osten der Hainburger Niederterrasse abgesehen, blieben die Bereiche nördlich und nordwestlich des Marktplatzes zu dieser Zeit wohl noch weitgehend frei von einer echten stadtbürgerlichen Besiedlung, erst im Laufe der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts dürften diese Restflächen innerhalb der Stadtbefestigung mit dem Minoritenkloster bzw. mit einer Bebauung von (bis heute) eher untergeordnetem Charakter „ausgefüllt” worden sein. Neben der Errichtung weiter Teile der Stadtbefestigung vollzog sich somit in der Regierungszeit Leopolds VI. in Hainburg der weitaus wichtigste Schritt der hochmittelalterlichen Städtebildung: Die weltlichen Zentralitätsfunktionen lösten sich aus der frühmittelalterlichen, von der Marienkirche geprägten, auf der Hochterrasse gelegenen städtischen Frühform, und zwar durch die Einrichtung eines forum auf der Niederterrasse, welches nunmehr den werdenden Stadtbürgern als profanes Zentrum im Sinne eines Marktplatzes, Versammlungsortes und v. a. einer Rechtsstätte diente. Bedenkt man ferner den beginnenden Ausbau der großen Stadthöfe sowie des Sakralzentrums mit Karner und monumentaler St. Martinskirche, so stellt diese Epoche zweifellos einen ersten Höhepunkt in der Hainburger Stadtentwicklung dar. (49)
(48) Die Straßen- und Gassennamen sind im Moment kaum ins Mittelalter zurückzuführen; zwei offenbar im Zuge von Brandstättenzusammenlegungen nach 1683 aufgelöste Gassen zwischen Wienertor und Hauptplatz, bzw. in Fortsetzung des „Sauzipfes” zur Oppitzgasse sind noch am Franziszeischen Katasterplan zu erkennen.
(49) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 26 und 92 ff.
Den zweiten, mindestens genauso bedeutenden Höhepunkt der urbanen Entwicklung bedeutete die Regierungsepoche von Przemysl Otakar II. (1252–1278), durch dessen intensive Ungarnpolitik die Stadt einerseits wieder an strategischer Bedeutung als Operations- und Versorgungsbasis für die Kriege von 1260, 1271 und 1273 gewann, und andererseits mehrmals zum Schauplatz von politischen Ereignissen von mitteleuropäischer Tragweite wurde, so durch die Hochzeiten 1252, 1261, 1264, und durch die Verhandlungen mit den Ungarnkönigen 1254, 1270 und eventuell auch 1275. (50) Der Böhmenkönig hielt sich mit seinem Hof so oft in Hainburg auf wie kein anderer Landesfürst vor oder nach ihm. Daraus ergab sich zwangsläufig ein prunkvoller Ausbau des Wohnturmes (Einfügung des Kreuzrippengewölbes mit Kopfkonsole), sowie offenbar auch weiterer, nur mehr in Spolien erhaltener Wohnbauten auf der Burg. An erster Stelle steht jedoch die Fertigstellung des monumentalen Kirchenbaues zu St. Martin durch die Stadtbürger; ihnen gingen aber Ende der 50er Jahre anscheinend die Mittel aus. Dank einer Spendensammlung unter der prominenten Gesellschaft der zweiten Hochzeit Przemysl Otakars II. 1261 in Hainburg mittels eines eigens dort ausgestellten Ablassbriefes konnte dieser Sakralbau zu Ende geführt werden. (51) Wohl im Zuge der großen Gründungswelle von Bettelordensklöstern in den österreichischen Städten zu dieser Zeit kam es offenbar auch in Hainburg unter dem Böhmenkönig zur Einrichtung des Minoritenklosters (52) beim Wienertor in der Nordwestecke der Stadtbefestigung, welches v. a. im Spätmittelalter große Bedeutung erlangte, dessen Konventskirche und Friedhof jedoch verschwunden sind. Der Kreuzgang hat sich vielleicht noch im späteren Provianthaus erhalten. Zu einer Zeit, als in der Steiermark und Österreich bereits die ersten Adelsaufstände gegen den Böhmenkönig losbrachen, standen die Hainburger Ministerialen voll auf seiner Seite, war die Burgstadt an der Donau einer der wenigen sicheren Stützpunkte Przemysl Otakars II. in Österreich. Vielleicht im Zusammenhang mit dieser Bedrohungssituation kam es in den 60er und 70er Jahren des 13. Jahrhunderts zu einer massiven Verstärkung der Toranlagen in der Stadt und auf der Burg, allen voran mit dem Wienertor, das 1272 als porta winense erstmals genannt wurde und in die Jahre um 1267/68 datiert werden kann. Auch das Ungartor wurde unter Przemysl Otakar II. verstärkt und an das strategisch wichtige Äußere Burgtor offenbar zwei mächtige Pfeiler an der Außenseite angefügt, die wahrscheinlich auch eine Wehrgalerie trugen. Ausbauten zur Zeit des Böhmenkönigs können übrigens auch beim Fischertor nicht ausgeschlossen werden.
(50) Siehe ebenda, 52 und 98–99, bes. Anm. 491 und 492.
(51) Siehe ebenda, 93 f.
(52) Die immer wieder vermutete Existenz eines älteren Minoritenklosters bei der Martinskirche basiert auf einer fälschlichen Lesung der Hainburger Bittschrift an die Franziskaner von 1675 durch DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 43–44 – tatsächlich haben die Hainburger 1675 den Franziskaner bloß das, noch heute auf Alte Poststraße 20, Bürgerhaus samt zweyen ansehnlichen Kellern/gleich an Pfarrhof gelegen […] angeboten, jene haben aber ihr Barockkloster lieber auf einem offenbar öden Stadthof eingerichtet, vgl. PLACIDIUS HERZOG, Cosmographia Austriaco-Franciscana, Köln 1740, P. I, 677.
Vielleicht noch unter seiner Regierung, spätestens aber im Laufe des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts trug die Bürgerkommune zur Stadtentwicklung bei, und zwar durch die Einrichtung eines Hospitals ca. 500 m westlich des Wienertores, knapp nördlich der nach Wien führenden Handelsstraße. Die spätere Bürgerspitalskapelle des Hl. Ulrich beinhaltet noch das Chorquadrat mit frühgotischem Kreuzgratgewölbe und Sakralnische; zu 1343 ist der Spitalskapellan erstmals genannt, 1383 ein weiterer, dem Hl. Oswald geweihter Altar. Das vor der westlichen Stadtbefestigung gelegene Hospital verfügte auch über eine eigene Begräbnisstätte.
Beim sogenannten Stadtrecht von Hainburg vom 1. Juli 1244 handelte es sich um eine aus dem von 1244 stammenden Wiener Stadtrecht übernommene Sammlung von Rechtssätzen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, (53) die insofern von verfassungsgeschichtlich untergeordneter Bedeutung ist, da sich die Bürger zu dieser Zeit schon längst von der Herrschaft rechtlich emanzipiert hatten. Burgbezirk und Stadtbezirk waren nach dem Stadtrecht rechtlich und verwaltungsmäßig getrennt, was bei Verpfändungen zum Ausdruck kommt. (54) Die älteste Hainburger Rechtsinstitution ist das herzogliche Landgericht auf der Heimenburg, welches wohl schon unter Leopold V. existierte; spätestens unter Leopold VI. sind dann die herzoglichen iudici und 1200 auch ein notarius belegt. (55) Die ersten Anzeichen einer Emanzipation von diesem Landgericht finden sich in der erwähnten Streitbeilegungsurkunde von 1248, wo erstmals neben dem Siegler (cerarius) eine Art Schlichtungsgremium, die probi viri, auftritt, welches jedoch noch weitgehend von (adeligen) Stadtministerialen bestimmt war. Die ebenfalls in diesem Dokument vorkommende, bislang älteste civitas-Nennung ist wohl noch eher in urbanistischem Sinne zu verstehen. (56) Unter König Przemysl Otakar II. scheint die verfassungsmäßige Stadtentwicklung große Fortschritte gemacht zu haben, denn am Ende seiner Regierungszeit ist zum ersten Mal das iudicium civitatis für Hainburg belegt. (57) Spätestens am Ende des 13. Jahrhunderts sind das Hainburger Siegel und Wappen mit dem einen Turm tragenden Löwen entstanden. Der erste Siegelabdruck stammt von 1308, ein weiterer von 1363. (58)
(53) Vgl. MAXIMILIAN WELTIN, Die „Laaer Briefesammlung”. Eine Quelle zur inneren Geschichte Österreichs unter Ottokar Przemysl, Wien 1975, 44, 80 ff. und 92; SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 98, Anm. 485.
(54) Vgl. BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 31.
(55) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Fontes Inv.-Nr. 56.
(56) Ebenda, Inv.-Nr. 59
(57) ALFONS DOPSCH (Hg.), Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert, Wien/Leipzig 1904, Bd. I. Teil 1, 231.
(58) MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 283. Die Urkunde von 1308 mit dem Siegel ist verschollen.
Die völlige verfassungsmäßige Loslösung der Stadtbürger aus der Herrschaft bewirkten erst die beiden von Friedrich dem Schönen zwischen 1308–1314 verliehenen Privilegien, welche mit der Zusicherung der Rechte von freien Stadtbürgern sowie der Exemption aus der Rechtsgewalt des herzoglichen Burggrafen und Pflegers im Prinzip einer Stadtrechtsverleihung gleichkommen. Nicht zufällig tauchen 1308 erstmals ein Stadtrichter und Geschworene auf, 1313 sind neben dem judex und den jurati nun auch schon die consules und die universitas civitatis belegt, womit die verfassungsmäßigen Institutionen einer freien Stadt weitgehend ausgebildet waren. (59) Der steile Machtanstieg der Stadtbürger und der gleichlaufende, schrittweise Niedergang der großen Stadtministerialen-Dynastien spiegelt sich auch in den Quellennennungen wider: Während den Dutzenden Hainburger Ministerialennennungen im 13. Jahrhundert bloß zwei Belege für cives gegenüberstehen, treten im Laufe des 14. Jahrhunderts die Stadtministerialen – freilich mit Vorbehalt des noch nicht allzu guten Forschungsstandes – in den Schriftquellen zurück, gleichzeitig tauchen seit den 40er Jahren des 14. Jahrhunderts die Stadtbürger (purger) in großer Zahl v. a. in Privaturkunden auf. Neben dem Stadtrichter (iudex civitatis/statrichter), gibt es nun einen 20-köpfigen Geschworenenrat und einen vierköpfigen Stadtrat, (60) dem der spätestens zu dieser Zeit auch schon belegte Bürgermeister (purgermaister) vorstand. (61) Dieser Bürgermeister war aber politisch von eher untergeordneter Bedeutung, zumal bis in die frühe Neuzeit die Stadt nach außen hin stets von „Richter und Rat der Stadt Hainburg” vertreten wurde. Vermutlich seit dem 15. Jahrhundert bestand der Äußere Rat, der sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts aus sechs Personen zusammensetzte. Diese bildeten mit den zwölf inneren Räten in dieser Zeit den Hainburger Stadtrat, wie den seit 1683 (bis 1850) erhaltenen Ratsprotokollen zu entnehmen ist. (62)
(59) Zu den Quellenbelegen siehe Heinrich KRETSCHMAYR, Archivalische Beiträge zur Geschichte niederösterreichischer Städte und Märkte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich I (1902), 313–356, hier 315 f., Nr. I und II; RUDOLF MAURER, Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Augustiner-Eremiten-Klosters zu Baden bei Wien (1285–1545), Wien 1998 (FRA II/89), Nr. 18, 84; dazu auch SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 98, Anm. 485.
(60) Siehe sog. Hainburger Stadtrecht, in: HEINRICH FICHTENAU – ERICH ZÖLLNER (Hg.), Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 2: Die Siegelurkunden der Babenberger und ihrer Nachkommen 1216–1279, Wien 1955, Nr. 431, 287 ff.
(61) Siehe ALBERT STARZER, Verzeichnis der Originalurkunden des k. k. Archivs für Niederösterreich, in: Mitteilungen des k. k. Archivs für Niederösterreich 1 (1909), 51–92, hier 79 f., Nr. 46.
(62) Vgl. BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 34.
Der Aufstieg der Stadtbürger hinterließ auch bauliche Zeugnisse. Das wird am besten in der wohl Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgten Ausstattung der burgseitigen Stadtmauer mit einem Wehrgang und Zinnen ablesbar (Ausbauphase III). Von der Blütezeit des Hainburger Bürgertums im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts zeugt eine Verdichtung und qualitative Steigerung der urbanen Bebauung auf der Niederterrasse – so wurden im Norden und Südosten des Marktplatzes drei Häuserblöcke eingefügt, hier und im ganzen Bereich um den Marktplatz und die Hauptstraße errichteten die Stadtbürger im 14.–15. Jahrhundert bis zu dreigeschossige, teilweise prunkvolle Haus- und Hofkomplexe, von denen vielerorts noch die spätgotischen Sedilien in den Torhallen, etliche Fenster und Portale, sowie Kelleranlagen in mehreren Niveaus vorhanden sind. (63) Auch wenn es sich dabei nicht um ein Bürgerhaus, sondern angeblich um einen Ordenssitz handelte, ist der spätgotische Komplex des 14. und 15. Jahrhunderts auf Ungarstrasse 4–8 als besonders wertvoll hervorzuheben. (64)
(63) So neben Blutgasse 3, Hauptplatz 22, ferner dem Rathaus (Hauptplatz 23), Wienerstraße 15, Ungarstraße 18 v. a. auf Ungarstraße 10, siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 55 ff.
(64) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
Eine ähnlich qualitätsvolle urbane Bebauung entstand im 14. und 15. Jahrhundert aber erstmals auch außerhalb der Stadtbefestigung: Zwischen dem Donauufer und der nördlichen Stadtbefestigung erstreckte sich die 1398 erstmals genannte Stetten, eine klassische Ländensiedlung, von der noch heute rund ein Dutzend Häuser in die Frühneuzeit oder sogar ins Spätmittelalter zurückgehen. Neben den Schiffer- und Fährleuten, Boots- und Schiffsbauern, Flößern, Gerbern, Färbern und anderen wasserabhängigen und/oder geruchsbelästigenden Gewerben sind hier v. a. die Hainburger Fischer hervorzuheben, deren Rechte und Freiheiten 1456 bestätigt wurden; spätestens seit der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts aber hatten sie ihre reichen Fischgründe an der Marchmündung sogar durch kaiserliche Privilegien geschützt. Wie in anderen Städten, so ist auch in Hainburg innerhalb der Stadtbefestigung eine gewerbespezifische Strukturierung in einzelne „Viertel” anzunehmen – derzeit können jedoch nur die Fleischhauer im Bereich um die Blut- und Hauergasse lokalisiert werden. Besondere bauliche Zeugen für den Wohlstand der Oberschicht der Hainburger Bürger im Spätmittelalter sind Sakralbauten, die wohl auf Privatstiftungen zurückgehen, wie z. B. die gotische Totenleuchte am St. Martinskirchhof (2./3. Viertel des 15. Jahrhunderts) oder die Tabernakelsäule (sog. „dreieckiges Kreuz”) aus dem 15./16. Jahrhundert an der Reichsstraße nach Preßburg, ca. 800 m östlich des Ungartores.
Einen großen Anteil am Andauern der urbanen Blüte bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts hatten zweifellos auch die 1320 erstmals belegten Juden, v. a. die 1368 nach Hainburg vertriebene Preßburger Judengemeinde, welche einige ökonomisch höchst potente Mitglieder hatte. (65) Für dieses Jahr ist bereits die Existenz eines Judenrichters und eines Judenhofes, für 1428 – nachträglich – auch eines sog. Tuckhauses (offenbar das Badehaus bzw. die „öffentliche” mikhwe der Gemeinde) in Hainburg belegt, beide sind aber noch nicht lokalisierbar. Wenn auch das mittelalterliche Hainburg kein Ghetto hatte, so dürften sich die Wohnstätten doch im Südwestbereich der Niederterrasse konzentriert haben, um die noch in weiten Teilen erhaltene, etwa in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datierende Synagoge in der Kirchengasse 6/Wiener Straße 9, deren auf der quadratischen Vorhalle sitzendes, ca. 11 m hohes Spitzdach aus Backsteinziegeln auf oktagonalem Grundriss dürfte zu den Exklusivitäten der spätmittelalterlichen Synagogenarchitektur gehören. (66) Neben den drei mittelalterlichen Begräbnisstätten der Christen (St. Martinskirchhof, Minoritenkloster und Bürgerhospital) hatte auch die Judengemeinde einen bedeutenden Friedhof, welcher sich am Fuß des Schlossberges unmittelbar vor der östlichen Stadtbefestigung befand und offenbar dem Judenturm (XV) seinen Namen gab. (67) Nach seiner Auflösung 1420 wurde er landwirtschaftlich genutzt, vielleicht noch im 15. oder 16., spätestens aber im 17. Jahrhundert entstand in seiner Tradition beiderseits der damaligen Landstraße über das Teichtal nach Hundsheim und Edelsthal (heutige Hofmeister- und Burgenlandstraße), und zwar ab seiner Abzweigung von der Preßburger Reichsstraße weg, ein Notfriedhof zunächst für Epidemieopfer, immer mehr aber auch für die ärmeren Bevölkerungsschichten. (68)
(65) Darunter v. a. der überregional bedeutende Finanzier Tröstel von Hainburg, vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 7.
(66) In der Zwischenkriegszeit hat der Judaist L. Moses in einigen, teilweise tatsächlich spätmittelalterlichen Kellern in der Wienerstraße, aber auch in der Hauergasse kleine „private” mikhwen lokalisiert, jedoch leider keine beweismachende Dokumentation vorgelegt. Bislang konnte noch kein jüdisches rituelles Tauchbad zweifelsfrei festgestellt werden.
(67) Von der Existenz des mittelalterlichen Judenfriedhofes von Hainburg zeugen einerseits ein entsprechender Flurname im Südosten der Stadtbefestigung, dort tauchten in den Biedermeierzeit auch Funde von zwei große Grabsteinfragmenten des 14./15. Jahrhunderts auf, vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 10. 2001 tauchten im Aushubmaterial neben menschlichen Knochen auch jüdische Grabsteinfargmente auf.
(68) Vom dortigen Hainburger Seuchenfriedhof zeugt eine Gedenksäule anlässlich der Pestepidemie von 1679 an der Abzweigung der Hofmeisterstraße von der Preßburger Reichsstraße. Zumindest ein Teil der 1996 auf Burgenlandstraße 10 archäologisch gegrabenen 22 Bestattungen (vgl. Fundberichte Österreichs 35 [1996], 19 f.), bzw. der 1997/98 in unmittelbarer Nachbarschaft bei der Straßensanierung weggebaggerten Gräber gehören diesem (spätmittelalterlich-frühneuzeitlichem) Begräbnisareal an.
Die Machtübernahme der Habsburger in Österreich, deren finanzielle Potenz bei weitem nicht an jene der letzten Babenberger oder König Przemysl Otakars II. heranreichte, bedeutete eine merkliche Zurückhaltung des Landesfürsten als Investor, auch seine Stadtministerialen verschwinden im Laufe der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts aus Hainburg – ihre Rolle als Bauherrn können zumindest bis ins 15. Jahrhundert die Stadtbürger übernehmen, v. a. im Hinblick auf die Erhaltung der Stadtbefestigung und der Stadthöfe. (69) Doch als die Habsburger in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts begannen, zunächst die Burg samt Maut und Gericht, spätestens seit 1375 aber auch die Stadt mitsamt Bürgersteuer und (Wein-)Ungeld, und seit 1406 inkl. des Zolles zu verpfänden, so muss dies auch sehr negative Aus- und Nachwirkungen auf die Investitionsmöglichkeiten der Stadtbürger selbst gehabt haben, denn v. a. die letztgenannten Abgaben kamen unter normalen Umständen der Kommune zugute. Durch die schweren (Ungarn-)Kriege 1404–1409, die Kämpfe um die Herausgabe von Ladislaus Posthumus 1444/45 und 1452 (Verwüstungen mit Stadtbrand), sowie die beiden Belagerungen durch Matthias Corvinus 1477 und v. a. 1482 (ebenfalls große Zerstörungen), aber besonders aufgrund des anhaltenden Niederganges des Donauhandels im Laufe des 15. Jahrhunderts infolge der osmanischen Expansion auf der Balkanhalbinsel haben sich zweifellos andere Einnahmen der Stadt (v. a. Marktabgabe und Konsumsteuern) sowie der private Erwerb weiter Teile der Bürgerschaft massiv verschlechtert. Die diversen, seit der Erteilung des Stapel- und Niederlagerechts 1379/80 bis weit ins 15. Jahrhundert immer wieder verliehenen Wirtschaftsprivilegien konnten auch nach dem vorläufigen Aufhören der Verpfändungen um 1430 die nunmehr ziemlich geschwächte finanzielle Leistungskraft der Hainburger wohl kaum mehr steigern. Wenn laut diesen Privilegien Hainburg 1379/80 bereits herabgekommen, und 1419 schwer heimgesucht war, durch Kriege, andere Übelstände und da die Strassen von Hungarn durch dieselb statt nicht gengig ist, (70) so befand sich die Stadt seit der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts in einem steten, durch die Vertreibung der finanzkräftigen Judengemeinde 1420 sicherlich noch verstärkten Niedergang, welcher im 16. und v. a. 17. Jahrhundert drastische Ausmaße erreichen sollte. Die ständigen Verpfändungen hatten auch negative Auswirkungen auf das, dem Landesfürsten bzw. der Herrschaft zufallende Bauschaffen bzw. die Instandhaltungstätigkeit vor allem auf der Burg, aber auch in der Stadt. Die Pfandinhaber waren naturgemäß bestrebt, die oft sehr hohen, offenstehenden Summen rasch einzutreiben, und in kurzer Zeit möglichst viele Finanzmittel aus der Stadt bzw. Herrschaft zu ziehen, und hatten daher kein Interesse an Investitionen, v. a. in kostspielige Bautätigkeit. Deswegen wurden den Pfandinhabern von den Habsburgern im Zuge der Pfandverschreibungen immer wieder Summen auf die Pfandsumme aufgeschlagen, welche nicht nur zur Abdeckung von Kriegskosten, sondern auch zur Durchführung von Bau- und Ausbesserungsarbeiten dienen sollten.
(69) So besitzen Ende des 14. Jahrhunderts zunächst Niclas der Schickerlein, und dann Friedrich Frankh den Meierhof, Niclas der Kreuspeck offenbar den Kreushof, Ulreich Schickerl einen weiteren Hof, 1423 Ulrich der Tanndorfer den Schützenhof, siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil I (wie Anm. 46), 436; Teil II (wie Anm. 36), 217
(70) Siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil I (wie Anm. 46), 433; sowie KRETSCHMAYER, Beiträge (wie Anm. 59), Nr. XXV, 329–330.
Im krassen Gegensatz etwa zu den Zelkingern im 16. Jahrhundert scheinen der Hofmeister Hans von Liechtenstein und sein Nachfolger in der Pfandherrschaft, Kadolt von Eckartsau, die ihnen 1376–1377 für Baumaßnahmen in Stadt und Burg, bzw. 1382 für Bauten nur auf der Burg verschriebenen 600 bzw. 100 Pfund tatsächlich verbraucht zu haben. Herzog Albrecht III. (1365–1395) ging sogar soweit und gestattete dem Hainburger Burggrafen und den Bürgern die Hälfte der Erlöse des illegal aus Ungarn in das Landgericht eingeführten und beschlagnahmten Weines zu „Bau und Besserung der Stadt” (und wohl auch der Burg) aufzuwenden. (71) Im Rechnungsbuch des Stadtrichters Peter Tannberger sind Reparaturarbeiten an der Pottenburg und der Hainburger Burg von 1437 belegt. (72) Dieses spätgotische Bauschaffen ist vorläufig schwer zu lokalisieren. An der Stadtbefestigung könnte der gemauerte Torzwinger des Ungartores dem 15. Jahrhundert zugerechnet werden, und wohl auch das sehr ähnlich mit Schießkammern und -scharten ausgestattete, nicht mehr erhaltene Vorwerk des Wienertores, das laut Donin auch eine Zugbrücke über den Graben und zwei Brückentürme besaß. (73) Offenbar ist es schon in dieser Ausbauphase IV, und nicht erst in der nächstfolgenden Ausbauphase V (1. Hälfte 16. Jahrhundert) zu einer sehr frühen Umstellung auf Schusswaffen gekommen, etwa analog zu Sopron. (74) Bei der Burg ist man für diese Zeit noch mehr auf Spekulationen angewiesen; allgemein wird die große Maueröffnung an der westlichen Ringmauer mit einem Lastenaufzug für die Reparaturarbeiten vor 1437 in Zusammenhang gebracht. Wahrscheinlich ist die Aufstockung der östlichen Ringmauer mit außenliegender Wehrgalerie ins 14. Jahrhundert, die ältesten Teile der Wehrmauer der (später bastionsartig ausgebauten) Zwingeranlage am ehesten ins 15. Jahrhundert zu datieren. (75)
(71) Ein Privileg, das von König Ladislaus 1453 bestätigt wurde, KRETSCHMAYER, Beiträge (wie Anm. 59), Nr. XX, 323 f. und Nr. XXXIV, 338 ff.
(72) Siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil II (wie Anm. 36), 207, Anm. 2.
(73) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 114.
(74) Im Jahr 1490 suchten Richter und Rat der Stadt Hainburg um Kriegszeug, Pulver und Pfeile an; vgl. KARL UHLIRZ (Bearb), Verzeichnis der Originalurkunden des städtischen Archives (1458–1493), Wien 1904 (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, II. Abt., II. Bd.), 404, Nr. 5359.
(75) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
Trotz der spätgotischen Instandsetzungsarbeiten wird die Burg 1501, vielleicht infolge von Zerstörungen der Belagerungen von Hainburg durch Matthias Corvinus erstmals ganz baufällig genannt. Nach der leidvollen Erfahrung der ersten Eroberung der bislang unbesiegten Hainburger „Festung” durch den Ungarnkönig 1482 hat man nach der Rückgabe der Stadt durch die Ungarn 1490 unter Kaiser Maximilian I (1494–1519) einiges in die Umrüstung auf die neuen hagkenpuchsen investiert, wie aus einer Zeughausliste dieser Zeit hervorgeht. (76) Doch die damit verbundenen baulichen Adaptionen und Instandsetzungsarbeiten an den wehrtechnisch veralteten und baufälligen Befestigungsanlagen zogen sich in die Länge, denn seit dem 28. August 1514 wurden Stadt und Burg an Wilhelm von Zelking nicht nur pflegeweise vergeben, sondern auch – zum ersten Mal seit rund einem Jahrhundert – wieder mitsamt allen Einnahmen auf sehr lange Zeit verpfändet. Zwar bekam Zelking 1517 1.500 fl. für Baumaßnahmen auf der Burg verschrieben, doch muss er diese hohe Summe anderweitig verwendet haben, wurde er doch 1522 mittels Befehl dazu aufgefordert, endlich die Burg pawen und bessern zu lassen. (77) Angesichts der nach der Schlacht bei Mohacs heranrückenden Osmanen befahl Ferdinand I. 1527 nun sogar Robotleistungen zur Instandsetzung der Burgbefestigung. Zelking wurden dazu Steuerschulden gutgeschrieben, wobei er die ihm aufgetragenen Investitionen offenbar auf Grund der akuten Kriegsgefahr wenigstens teilweise realisierte. Trotzdem wurden nach dem ersten „Türkensturm” sogar die herzoglichen Verwalter der Kirchengüter angewiesen, 400 fl. zu Baumaßnahmen und zur Aufrüstung der Burg aufzuwenden. Sollten in dieser Zeit tatsächlich Bauvorhaben auf der Burg realisiert worden sein, so hatte der in der Zwischenzeit selbst schwer verschuldete Wilhelm von Zelking daran wohl nur den geringeren Anteil, auch wenn er 1538 behauptete, eine unglaubliche Summe für Baumaßnahmen und Krieg ausgegeben zu haben. (78) Denn als zehn Jahre nach seinem Tod die Pfandherrschaft für kurze Zeit an Reimprecht von Ebersdorf übergegangen war, musste 1553 erneut wegen der Instandsetzung der Burg verhandelt werden. Zum nun einsetzenden Verfall der Burg trug auch bei, dass diese seit 1547 offenbar nicht mehr bewohnt war. 1554 stellte die Kommission zur Wiederübergabe der Pfandherrschaft an die Zelkinger, bzw. zur Weiterverpachtung an Elias von Rottwitz fest, dass die Burg völlig ausgebrannt sei. Nun wurde die Instandsetzung der Dächer und Böden, der Ringmauer im Osten, sowie für die als unbrauchbar bezeichnete Zwingeranlage ein großer, festungsartiger Umbau mit den Bastionen angeordnet, eine Baumaßnahme, die Rottwitz höchstwahrscheinlich auch durchgeführt hat. (79)
(76) Siehe WENDELIN BOEHEIM, Die Kriegsausrüstung in den Städten und festen Plätzen in Niederösterreich etc. unter Maximilian I., in: Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien XXVIII (1892), 21–22.
(77) Vgl. WALTERSKIRCHEN, Geschichte (wie Anm. 36), Teil III, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (1888), 107, 109 und 111 ff.
(78) Ebenda, 117 und 120.
(79) Ebenda, 127 f.; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 17–18.
Nach dem Tod des letzten Zelking Ende 1567 gingen Stadt, Burg und Herrschaft pfleg- und pfandweise an Wilhelm Gienger über, und noch während der Verhandlungen der Übergabekommission 1569 wurden offenbar durch eine gewaltige Pulverexplosion weite Teile der ohnehin schon baufälligen Burg im Süden zerstört. Dem neuen Pfandinhaber gestattete man, die Kosten für die Herstellung eines Fahrtweges zur Ausbesserung des Brandschadens und zur Errichtung von Heyschupfen, Ross- und Viechstall auf der Burg zur Pfandsumme zu schlagen. (80) Die älteste Abbildung von Hainburg durch B. Reisacher 1575 stellt sodann den nicht mehr erhaltenen Nordostturm, sowie das Burgtor mit Flankierungsturm als voll intakt dar, im letzten Fall ist die Erhöhung um ein Geschoss mit der Einrichtung einer Wächterstube auf Kragsteinen mit hoher Wahrscheinlichkeit Rottwitz zuzurechnen. Das könnte auch für die Anfänge einer zur Renaissancezeit unter Ausnützung eines hochmittelalterlichen Saalbaues (Palas) im Westen errichteten, nur mehr in Resten vorhandenen, ursprünglich dreiflügeligen Wohn- und Verwaltungsgebäudes im Südteil der Burg gelten, auch wenn diese schlossartig um einen Hof gruppierte Anlage wohl erst nach der Explosion 1569 bzw. in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts ihre endgültige Form erhielt. (81) Die Grenzen des Landgerichtes der Herrschaft wurden in dieser Zeit erstmals im Urbar von 1569 beschrieben. (82)
(80) WALTERSKIRCHEN, Geschichte (wie Anm. 36), Teil IV, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (1888), 398; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 18.
(81) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(82) Vgl. dazu MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 342 f.
Nach dem Tod von Giengers Nachfolger Hanns Trautson 1593 nahm der neue Pfandinhaber Wolf Unverzagt Umbauten in Angriff, zu größeren Instandsetzungsarbeiten kam es aber erst 1621, als nach den schweren Kämpfen gegen Bethlen Gabor zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges die völlig abgebrannten Wehrgänge, Dächer und Böden mit altem Schiffsholz ausgebessert und die Festung auf größere Geschütze umgebaut wurde. (83) Nach dem Tod von Hanns Christoph von Unverzagt 1627 und der Übernahme durch die Stadt zwei Jahre später ging man sofort daran, die Wehren und Gänge, welche so paufällig gewest, dass niehmants darauf umbhergehen mögen, instand zu setzen und neu einzudecken, auch wurden Wohnturm und Burgkapelle mit neuen Dächern versehen. (84) Nach diesen letzten Instandsetzungsarbeiten verfiel die einstige Reichsfeste Heimenburg aufgrund des Niederganges der Stadt zusehends, die schweren Zerstörungen während der Schwedenkriege in den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts und im zweiten „Türkensturm” 1683 trugen dazu bei. Lediglich 1709 wurde von Graf Löwenburg die Burgkapelle und der Zwischenbereich zum Wohnturm instandgesetzt und ausgebaut, kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde jedoch der Herrschaftssitz an den Fuß des Schlossberges verlegt – die als Steinbruch verwendete Burg verfiel damit endgültig. (85)
(83) Ebenda; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 19, sowie WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 401.
(84) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), Beilage XI, 415–416.
(85) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 20–21 und 102–103.
Angesichts des beschriebenen Verhaltens der Zelkinger ist es wenig verwunderlich, dass die Stadt bei der Erhaltung der großen öffentlichen Profan- und Sakralbauten weitgehend auf sich selbst gestellt blieb, wovon ein Ausgabenverzeichnis der Stadt von 1545 zeugt. (86) So nahm man 1532 im Zuge von Modernisierungs- und Reparaturmaßnahmen nach dem ersten „Türkensturm” aus eigenen Kräften die Vermauerung der alten Zinnen für Bogenschützen, bzw. deren Adaption auf modernere Schusswaffen vor. Abgesehen von der Adaption der Zinnen der Stadtmauer am Turm IV an der Westseite für eine Hakenpüchse betraf diese Modernisierungsmaßnahme aber offenbar nur die donauseitige Stadtbefestigung, welche im 15. und 16. Jahrhundert auch mit einer Reihe neuer, teilweise mächtiger Streben ausgestattet wurde (Ausbauphase V). Neben der Instandsetzung der Stadtgräben wurden im Laufe der 30er Jahre des 16. Jahrhunderts auch die Stadttürme ausgebessert, namentlich der Götzenturm, der Weiße Turm, der Schützenturm und das Fischertor neu eingedeckt; letzteres erhielt damals offenbar schon weitgehend seine heutige, auf der Abbildung von 1575 bereits gut erkennbare Form (Ausbauphase V). Von der schon in den 30er Jahren erfolgten Neueindeckung und Ausbesserung des Rathauses abgesehen, schritt die Stadt nach 1545 zu der sehr kostspieligen Instandsetzung der großen öffentlichen Bauten: So wurden die Martinskirche, das Wienertor und das Ungartor neu eingedeckt bzw. im obersten Geschoss adaptiert (Ausbauphase V); die neuen Dachaufbauten sind auf der Reisacher'schen Abbildung von 1575 klar zu erkennen. Das später auch das Katharinenpatrozinium tragende Sannt Jacobs Kirchl unnd Thuern am Platz wurde ebenso nach 1545 ausgebessert und umgebaut.
(86) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil III (wie Anm. 77), 121–124.
Diese Kraftanstrengung der Stadt konnte den Niedergang von Hainburg nicht mehr aufhalten. In den 40er Jahren verwüsteten osmanische Truppen mehrmals das Hinterland der Stadt südlich der Hundsheimer Berge bis zur Leitha; zusätzlich fielen dort, aber auch in Hainburg selbst (1543) die kaiserlichen Truppen ein und richteten schwere Verwüstungen an. Der wirtschaftliche Schaden wurde im 2. und 3. Viertel des 16. Jahrhunderts auch noch wegen der Umgehung der Stadt durch die Händler auf der südlichen Route der Ungarnstraße über Prellenkirchen und Kittsee vermehrt. (87) 1569 berichtet daher eine kaiserliche Kommission, dass die Stat ser verwüstet und auch gar khain gewerb noch Strassen habe. (88) Der Meierhof wurde bei dieser Beraittung als öde eingestuft. Spätestens 1590 wurden auch der Götzenhof und ein weiterer Stadthof als öde eingestuft, (89) im Laufe des 17. Jahrhunderts muss der seit 1708 als Steinbruch benutzte Schützenhof ein ähnliches Schicksal erlitten haben. (90) Bloß der Hundsheimerhof wurde 1544 von Zelking durch die Einrichtung eines Bräuhauses revitalisiert; die renaissancezeitlichen Gebäude auf der Ungarstraße 26 sind noch weitgehend erhalten. (91) Ähnlich hat man nach der Vertreibung der Minoriten (1525) offenbar den Kreuzgang des Klosters 1561 in ein neun Jahre später bereits wieder restauriertes Provianthaus umgewandelt und die Konventskirche abgetragen, während der Rest des Klosters seither offenbar öde blieb. (92) Neben diesen beiden renaissancezeitlichen Aus- und Umbauten, und einem möglichen weiteren, nicht mehr erhaltenen herrschaftlichen Repräsentationsbau von Elias von Rottwitz aus der Zeit um 1554, welcher vielleicht am Fuß des Schlossberges am Ort des späteren Neuen Schlosses stand, (93) lagen jedoch in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts bereits große Teile der ausgedehnten Stadthöfe und des ehemaligen Minoritenklosters, und damit rund 10–15% des Siedlungsgebietes innerhalb der Stadtbefestigung darnieder. Der rapide Niedergang der Stadt wirkte sich natürlich auch negativ auf das Bauschaffen der Hainburger Bürger aus, welches im 16. und 17. Jahrhundert weit hinter der regen Bautätigkeit in anderen Städten Österreichs zurückblieb. Zudem handelt es sich meist nicht um Neubauten, sondern bloß um oft eher bescheidene Umbauten der prächtigen, spätgotischen Bürgerhäuser.
(87) Ebenda, 124 ff.
(88) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 392.
(89) Ebenda, 403.
(90) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 57.
(91) Das betrifft den Nord-, West- und v. a. den Südtrakt mit renaissancezeitlichen Fenstern und Treppenturm, siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 59, sowie SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(92) HERZOG, Cosmographia (wie Anm. 52), 675; WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 398 f.
(93) Das prächtige Renaissanceportal im Hundsheimerhof wurde 1792 laut DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 61 ff., von dort übertragen, es könnte aber genauso gut von der von ihm errichteten schlossartigen Anlage im Südteil der Burg stammen.
Während seit dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts die Stadt zumindest von kriegerischen Ereignissen verschont blieb, brachten die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges gewaltige Zerstörungen. Diese wurden weniger von der ungarischen Armee unter Bethlen Gabor verursacht, die 1619 und 1620 die Stadt unter schweren Verlusten erfolglos belagerte, sondern vielmehr durch die zahlreichen, über Jahre in der Stadt stationierten kaiserlichen Truppen, deren Versorgung Hainburg schwer belastete. 1621 brachte Graf Bouquoy Geschütze, Munition und Proviant für militärische Operationen in die Stadt, zwei Jahre später wurden erneut zahlreiche Truppen nach Hainburg geschickt. Ihre Plünderungen trugen dazu bei, dass 1624 von der ruinirten stet, 1628 von zahlreichen ruinierten Häusern und ein Jahr später sogar von der ruinirten öden Stadt Hainburg die Rede ist. Vor 1634 gab es zudem eine Feuersbrunst. (94) Bis weit in die 40er Jahre des 17. Jahrhunderts waren die kaiserlichen Truppen in der sehr armen Stadt stationiert, die aufgrund der Not und Trangsall mit den Verpflegungsleistungen und der Steuerablieferung bei Hof in Rückstand gekommen war – doch Kaiser Ferdinand III. war unerbittlich und ließ den Hainburgern seit 1644 immer wieder mit militärischer Exekution der Schulden drohen. (95) Und das zu einer Zeit, als die Stadt 1645 (und dann wieder 1679) von schweren Pestepidemien heimgesucht wurde, sie sogar ein Reisender 1661 als sehr trostlos bezeichnete, und 1663 schließlich viele Bürger wegen Missernten und anhaltender Hungersnot Hainburg verließen. (96)
(94) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 404–411
(95) Ebenda, 411 ff.
(96) Ebenda, 415 f., DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 57, MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 81 ff., 213/14 und 222.
Der katastrophale Niedergang spiegelt sich im Schicksal der monumentalen Stadtpfarrkirche zu St. Martin. Nach den Verwüstungen und dem Stadtbrand am Anfang des Dreißigjährigen Krieges wurde zumindest der offenbar ausgebrannte Kirchturm instandgesetzt, denn zu Pfingsten 1629 waren zum ersten Mal seit langer Zeit wieder die Kirchenglocken zu St. Martin zu hören. (97) Die Martinskirche muss jedoch ansonsten damals schon recht baufällig gewesen sein, denn seit 1628 wurden die Mess- und Seelamtsstiftungen nur mehr in der St. Philipps- und Jakobskirche abgehalten, welche vom Hainburger Pfarrer Volkhard von Grünwegen 1650 bereits als die Pfarrkirche der Stadt bezeichnet wurde, während bei St. Martin von nun an nur mehr von der „alten Kirche” die Rede ist. (98) 1666 ist sie bereits als „eingestürzt” verzeichnet. (99) Diesen ruinösen Zustand gibt zweifelsfrei der Vischer-Stich von 1672 wieder, wo zwischen den beiden Giebeln keine Gewölbe mehr zu sehen sind. Die Hainburger hätten zwar diese solch schoene Kirchen […] so im gantzen Land nicht zu finden ist, die aber tatsächlich nur mehr ein in schoensten Quaderstucken verligender Stein=Hauffen war, 1675 gerne (als Konventskirche?) von den Franziskanern wiederaufgerichtet gehabt, doch diese erbauten ihr Barockkloster zwischen 1677 und 1682 lieber östlich des Marktplatzes (sog. Klosterplatz). (100) Damit wurde der einzige größere Neubau im 17. Jahrhundert (bis 1683) auf der Niederterrasse realisiert. Die St. Philipps- und Jakobskirche erfuhr im Zuge der Übernahme der Pfarrfunktion um 1650 einen massiven Umbau mit der Errichtung eines Pfarrkirchturmes an der Ostseite. (101) Dieser schrittweise Übergang der Sakralfunktionen (ausgenommen des Friedhofes) vom alten Zentrum zum Marktplatz steht zweifellos auch mit einer weitgehenden Verödung der Hainburger Hochterrasse südlich der Alten Poststraße im Laufe des 17. Jahrhunderts in Zusammenhang, die noch bis weit ins 18. Jahrhundert andauerte, und an der die diversen Bautätigkeiten im Bereich des alten Pfarrhofes im 2. und 3. Viertel des 17. Jahrhunderts ebenso wenig ändern konnten, wie die Errichtung des neuen Pfarrhofes um 1742 auf der Alten Poststraße 22. (102)
(97) Laut pfarrlichem Grundbuch, siehe MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 129–130.
(98) Siehe dazu DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 41 f.; MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 137 und 233 ff.
(99) RUDOLF ZINNHOBLER, Die Passauer Bistumsmatrikeln, Bd. V, Passau 1989, 227.
(100) HERZOG, Cosmographia (wie Anm. 52), 677–678.
(101) Vgl. DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 92.
(102) Ebenda, 87 f. und 90 f., MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 134 ff.
In den Zeitzeugenberichten zum verheerenden zweiten „Türkensturm” 1683, als die osmanischen Truppen nach wochenlanger Belagerung am 12. Juli in die Stadt eindrangen und ca. 90% der ansässigen Bevölkerung sowie der Flüchtlinge töteten oder verschleppten, (103) ist von einem heftigen und flächendeckenden Stadtbrand die Rede. (104) Im Zuge des von einem weiteren schweren Stadtbrand 1704 unterbrochenen Wiederaufbaues wird es zweifellos zu teilweise einschneidenden Veränderungen in der Siedlungsstruktur gekommen sein (Brandstättenzusammenlegungen, Auflösung alter Gassen und Passagen etc.), auch wenn wohl die Mehrzahl der gemauerten Bauten als ausgebrannte Ruinen vorläufig stehen blieb. Das Franziskanerkloster wurde sofort nach 1683 wieder instand gesetzt, ebenso entstand am Marktplatz ein neue, typisch barocke Sakraltopographie mit dem zwischen ca. 1690 und 1710 erfolgten großangelegten Um- und Ausbau der Pfarrkirche zu St. Philipp und Jakob in die heutige, hochbarocke Form, der Erbauung der monumentalen Mariensäule 1749, sowie dem massiven Umbau des alten Pfarrkirchturmes bzw. der Errichtung eines neuen, hohen Kirchturmes 1756/57. (105) Offenbar war man zunächst bestrebt, die schwer ruinöse „Obere Kirche” zu St. Martin wenigstens noch für Leichenbegängnisse intakt zu halten. (106) Nachdem jedoch der Stadtfriedhof im Laufe der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts endgültig aus der Stadt zum Pest- und Notfriedhof vor dem Ungartor verlegt wurde, war auch das Schicksal des monumentalen Bauwerks besiegelt. Die noch auf den Stadtansichten von Besser 1760/61 und Ziegler (Ende 18. Jahrhundert) sichtbaren, hochaufstrebenden Ruinenreste verschwanden im Zuge von Steinabbau für den Bau des Pfarrhofes und des neuen Kirchturms sowie für private Hausbauten bis 1800 völlig; 1802 erhielt die Stadt als Entschädigung für die Einrichtung eines neuen Stadtfriedhofes den Großteil des ehemaligen St. Martinskirchhofes, der Rest wurde Pfarrhofgarten.
(103) Vgl. ERNESTINE WAGNER, Geschichte der Herrschaft und Stadt Hainburg bis 1746 mit besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse, phil. Diss. 1940, 23.
(104) Vgl. PAUL CONRAD BALTHASAR HAN, Alt und Neu Pannonia, Nürnberg 1686, 543, siehe auch das, allerdings zu gewissen Übertreibungen v. a. hinsichtlich der Opferzahl neigende Ansuchen um Steuerbefreiung des Hainburger Stadtrates an den Kaiser aus dem Jahre 1714, siehe MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 457.
(105) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 76 ff. und 91 ff.
(106) Vgl. MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 144, 355 und 377
Die nun von weit her kommenden, neuen Bewohner von Hainburg führten die Stadt sehr energisch in die frühe Industrialisierungsphase, allen voran die Tuchhandel treibenden mährischen Juden: Schon 1702 kam es zur Einrichtung einer Tuchmanufaktur durch die Franziskaner, 1725 ließ Johann Oppitz am Areal des öden Götzenhofes eine über 100 Jahre bestehende Tuchfabrik erbauen. Nach dieser Wiederbelebung der Nordostecke der Stadt kam es nach der 1723 durch Hofkammerrat Boussart erfolgten Gründung der Tabakfabrik im ehemaligen kaiserlichen Provianthaus auch im Nordwestbereich zu einer sprunghaften Bauentwicklung. Seit 1784 war die Tabakfabrik im staatlichen Besitz. (107) Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die noch brachliegende Fläche des einstigen Minoritenklosters industriell verbaut, seit dem 2. Viertel des 19. Jahrhunderts sprengte man hier auch sukzessive den Rahmen der Stadtbefestigung, der Weiße Turm und große Teile der Stadtmauer bis zum Wienertor fielen Fabriksbauten zum Opfer. 1821–1840 wurde sogar unter teilweiser Einbeziehung des aufgelassenen Franziskanerklosters das bis heute das Ortsbild prägende, ausgedehnte Blattmagazin errichtet.
(107) Vgl. FRANZ MATHIS, Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien 1987, 42–44.
Durch die rasche Ausdehnung der Hainburger Tabakfabrik wurde zu dieser Zeit auch die stark industriell geprägte Besiedlung des westlichen Vorstadtbereiches längs der Landstraße bis zum Bürgerspital eingeleitet; die Gründung einer Nadelfabrik 1842 in dieser entstehenden Vorstadt war ein weiterer Antrieb. Auch einige Adelssitze wurden errichtet: 1757–1767 entstand das prächtige rokokozeitliche „Neue Schloss” des Herrschaftsbesitzers am Fuß des Schlossberges und um 1820 das klassizistische Schloss Traun östlich der Stadt, die kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in Kasernen umgewandelt wurden. (108) Um 1830 wurde die klassizistische Villa Zichy vor dem Wienertor erbaut. Innerhalb der Stadtbefestigung wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts die ausgebrannten Bürgerhäuser in barockem Stil, teilweise noch mit spätrenaissancezeitlichen Formen (v. a. Arkadenhöfe und Außentreppen), wieder instandgesetzt; erst in der 2. Hälfte des 18. und 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es hier zu größeren Neu- und Umbauten im Stil des Rokoko, des Klassizismus und schließlich des Historismus, die entsprechenden Fassaden prägen bis heute das Hainburger Ortsbild. (109)
(108) Siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 109f.
(109) Ebenda, 68 ff., 102 ff. und 107 ff.
Die Verlegung der Nadelfabrik auf das Areal des ehemaligen St. Martinskirchhofes zeugt sehr deutlich von der zu dieser Zeit bereits voll im Gang befindlichen Wiederbesiedlung der Hainburger Hochterrasse, die noch bis zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert weitgehend von Weingärten und vereinzelten Häusern geprägt war. In engstem Zusammenhang damit steht die Einrichtung des Kadetteninstituts im „Neuen Schloß” 1852. (110) Durch die Funktion von Hainburg als bedeutender Garnisonsort seit 1810 und die aufstrebende industrielle Entwicklung, allen voran der Tabakfabrik, kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch zu einer rasch voranschreitenden Besiedlung des Gebietes östlich und südöstlich der Stadt: In der Zwischenkriegszeit entstanden hier – hauptsächlich auf Initiative der Austria Tabakwerke AG – Einfamilien- und auch Reihenhäuser bzw. Wohnhausanlagen (1924–1933 Riedenhof mit ca. 300 Häusern). Ähnlich wuchs vor der südwestlichen Stadtbefestigung seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein neues Wohngebiet; der Stadtgraben wurde in die Hummelstraße umgewandelt. All diese Vorstadtbereiche im Osten, Südosten und Südwesten wurden dann seit dem Ende des 2. Weltkrieges bis heute schrittweise um neue Siedlungsgebiete erweitert.
(110) Ebenda, 87 f. und 108 ff.
Seit dem 1849 geltenden Gemeindegesetz besteht die Katastralgemeinde Hainburg, die räumlich mit dem früheren Stadtburgfried identisch ist und derzeit eine Größe von 25,05 km2 umfasst. Mit der Aufhebung der Grundherrschaften wurde in Hainburg das k. k. Bezirksgericht (im ca. 1600 errichteten ehemaligen Kameralhaus) eingerichtet, dem die Orte Deutsch Altenburg, Berg, Eilend, Hainburg, Kroatisch und Deutsch Haslau, Hollern, Hundsheim, Petronell, Prellenkirchen, Regelsbrunn, Scharndorf, Schönabrunn, Wildungsmauer und Wolfsthal zugeordnet wurden. Zeitgleich wurde das k. k. Steueramt errichtet. (111) Ab 1854 bestand anstelle der 1850 in Hainburg tätigen k. k. Expositur der Bezirkshauptmannschaft Bruck ein k. k. Bezirksamt. (112)
(111) Vgl. MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 343.
(112) Vgl. THEODOR GETTINGER, Der politische Bezirk Hainburg in Nieder-Österreich, V. U. W. W. In historischer und topographisch-statistischer Beziehung mit Benützung der neuesten Daten und vieler Privat-Mittheilungen, Preßburg/Hainburg 1857, 26.
Die Bevölkerungszahl Hainburgs lässt sich erst nach der Katastrophe von 1683 genauer beziffern, als die Bevölkerung durch den Zuzug aus Schwaben, Bayern, Böhmen, Mähren und Schlesien zunahm. So wurden 1710 1.007 Personen in Hainburg gezählt, 1753 1.718 Personen, 1822 3.207, 1900 6.225 und 1934 7.667. Seit 1951 (7.083 Einwohner) nimmt die Bevölkerung dagegen wieder ab. Im Jahr 2001 lebten 5.653 Personen in Hainburg. Während die nach dem I. Weltkrieg entstandene Grenze zur Tschechoslowakischen Republik eine gewisse Einschränkung der historisch gewachsenen ökonomisch-kulturellen Verknüpfung mit Preßburg/Bratislava bedeutete, führte die Errichtung des „Eisernen Vorhanges” nach 1948 zur gänzlichen Abtrennung von dieser Lebensader, und zu einem 40 Jahre andauernden kümmerlichen Grenzstadt-Dasein, verbunden mit stetem wirtschaftlichen Niedergang und anhaltender kultureller Isolation bzw. Provinzialisierung. Seit 1973 erweitert die in diesem Jahr eröffnete Donaubrücke den städtischen Einzugsbereich wenigstens auf das südöstliche Marchfeld, der sich bis dahin wegen der Konkurrenz zu Wien und Bruck lediglich auf einen sehr kleinen Bereich im Süden und Südosten bis zur Grenze erstreckte. (113) Trotz des hohen Fremdenverkehrspotentials an Natur- und Kulturerbe (seit 1996 Nationalpark Donauauen, seit Anfang 2001 Mittelalterstadt Hainburg) war die Stadtgemeinde bis dato weder in wirtschaftlicher, noch in kultureller Hinsicht in der Lage, die seit der Grenzöffnung 1989 wiedergewonnenen Standortvorteile zu nutzen.
(113) BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 29.
Susanne Claudine Pils – Stefan Scholz
Anmerkungen
(1) Vgl. STEFAN SCHOLZ, Probleme der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte von Hainburg an der Donau, Diplomarbeit Wien 2000, 19 f. und 63. Eine Langfassung dieses Beitrags wird in der Zeitschrift Unsere Heimat erscheinen.
(2) Vgl. PETER CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Wien 1969 (Dissertationen der Universität Wien 33), 228 und 231.
(3) Vgl. z. B. JOHANNES-WOLFGANG NEUGEBAUER (Hg.), Die Bronzezeit im Osten Österreichs, St. Pölten/Wien 1987 (Forschungsberichte zur Ur- und Frühgeschichte 13).
(4) Vgl. OTTO H. URBAN, Keltische Höhensiedlungen an der mittleren Donau vom Linzer Becken bis zur Porta Hungarica. 2: Der Braunsberg, Linz 1995 (Linzer Archäologische Forschungen 23).
(5) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 27–28, v. a. Anm. 159 und 160 mit weiterführender Literatur.
(6) Vgl. zusammenfassend SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 16.
(7) Vgl. ERNST KLEBEL, Altenburg und Hainburg, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 47 (1933), 57–64, hier 58 f. und 63.
(8) Diese Annahme schien auch der baugeschichtliche Befund durch Gerhard Seebach zu bestätigen, vgl. SEEBACH, Burg und Stadt Hainburg – baugeschichtliche Untersuchungen, in: Unsere Heimat 48 (1977), 94–107, hier 94 f.; vgl. auch MAXIMILIAN WELTIN, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze, in: NÖLA 10 (1986/87), 1–42, hier 14, Anm. 75.
(9) SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 27, wo er als weiteres Indiz auch den deutlichen Unterschied in den Ortsangaben der Kaiserurkunden von 1051 (in loco) und 1058 (iuxta castrum) anführt.
(10) MGH DH III 133, 141; vgl. KARL BRUNNER, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994 (Österreichische Geschichte 907–1156), 187.
(11) Vgl. beispielsweise PETER CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita”. Überlegungen zur Geschichte der Ungarnmark in Österreich, in: Jahrbuch für Landeskunde für Niederösterreich NF 42 (1976), 38–51.
(12) Dazu BRUNNER, Herzogtümer (wie Anm. 10), 187; vgl. auch seinen Beitrag: Welche Marken?, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 62 (1996), Teil 1, 159–169.
(13) SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 34 und 47.
(14) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 35 ff.; vgl. dazu auch WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 17, Anm. 95.
(15) Vgl. dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 37.
(16) Weiterführend dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 46.
(17) MGH DH III, 376, 276.
(18) HEIDE DIENST, Schriftliche Quellen über „Hainburg” aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, nebst einem Ausflug ins ausgehende 9. Jahrhundert – Inhalt, Probleme, Fragen, in: Bad Deutsch-Altenburg. Bild einer Gegend, hg. v. GERTRUDE GENG-SESZTAK – WALTER KREMS – HERBERT LACHMAYER, Wien/Köln/Weimar 2000, 331–346, hier 333.
(19) Vgl. MGH DH IV, 44.
(20) Vgl. DIENST, Schriftliche Quellen (wie Anm. 18), 335 f.
(21) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 38 f.
(22) Vgl. KLEBEL, Altenburg und Hainburg (wie Anm. 1).
(23) Vgl. RICHARD DONIN, Die Kunstdenkmäler der Stadt Hainburg, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 24 (1931), 1–123, hier 11, 13, 34 und 37.
(24) JOSEPH MAURER, Geschichte der landesfürstlichen Stadt Hainburg. Zu ihrem tausendjährigen Jubiläum zumeist nach ungedruckten Quellen verfasst, Wien 1894, 202 f., führt an, dass die Kirche laut eines Ablassbriefes 1261 (neu) errichtet wurde.
(25) Vgl. WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 14, Anm. 75, und SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 24 ff.
(26) Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten – Hainburg, Fasz. H-12/A/B, fol. 452r: dasz […] yrglicher Pharrer daselbst die Pharrkirchen zu Haimburg und die Khirchen und Capellen, die da hinzu gehoerent mit Erbern und vreuen Christen besetzen mag […].
(27) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 25.
(28) Vgl. WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 8), 14, Anm. 75. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Fontes, Inv.-Nr. 52.
(29) Vgl. DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 34. Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 75; ADALBERT KLAAR, Die Siedlungsformen Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 23 (1930), 35–75, hier 58, vgl. auch 69; ebenso DERS., Die siedlungstechnischen Grundzüge der niederösterreichischen Städte im Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944–1948), 365–385, hier 383.
(30) Siehe dazu ausführlich SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Kap. IV, 73 ff.
(31) Ebenda, 93 ff.
(32) Wobei anderenorts neben der Ausstellung von Urkunden sogar die Abhaltung von Märkten und Festen im Friedhofsbereich belegt ist; siehe dazu ausführlich für die schweizerisch-südwestdeutsche Siedlungskernforschung MARTIN ILLI, Wohin die Toten gingen. Begräbnis und Kirchhof in der vorindustriellen Stadt, Zürich 1992, 20 f.
(33) Vielleicht an jenem Ort, wohin in der Barockzeit der Pranger versetzt wurde. Von der einstigen Existenz solch einer früh-hochmittelalterlichen „Ding- oder Freistätte” zeugt auch die, spätestens in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts belegte freyung. Siehe dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 95 f., bes. Anm. 477
(34) MAX FISCHER (Hg.), Codex Traditionum Ecclesiae Collegiatae Claustroneoburgensis, Wien 1851 (FRA II/4), Nr. 232 und 472, 47 und 102 f.
(35) HEDWIG HEGER, Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide. Die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla, Wien 1970, 169 f.
(36) OTTO WALTERSKIRCHEN, Geschichte von Hainburg und Rottenstein, Teil II, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1887), 217–218.
(37) Ebenda, Beilage VII, 225.
(38) Vgl. FRANZ BALTZAREK, Hainburg an der Donau. Politischer Bezirk Bruck an der Leitha, in: Die Städte Niederösterreichs. Teil 2: H-P, Wien 1976 (Österreichisches Städtebuch 4/2), 29–39, hier 33.
(39) Siehe zum Aussagewert dieser Schriftquelle SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 91.
(40) Siehe dazu SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 51.
(41) Vgl. dazu die Ende 2002 erscheinenden Neubearbeitung des Dehio-Kunstführers im Kapitel über die Stadtbefestigung, STEFAN SCHOLZ – RONALD WOLDRON, Hainburg.
(42) Vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 92.
(43) Siehe dazu ebenda, 46, Anm. 249 und 251.
(44) Ebenda, 97 f.
(45) Im Fall des Kreushofes ist z. B. eine Hofmark in der Stadt als Bestandteil belegt.
(46) Aus OTTO WALTERSKIRCHEN, Geschichte von Hainburg und Rottenstein, Teil I, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 20 (1886), 437; Teil II (wie Anm. 36), 216 ff.
(47) Vgl. SCHOLZ–WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(48) Die Straßen- und Gassennamen sind im Moment kaum ins Mittelalter zurückzuführen; zwei offenbar im Zuge von Brandstättenzusammenlegungen nach 1683 aufgelöste Gassen zwischen Wienertor und Hauptplatz, bzw. in Fortsetzung des „Sauzipfes” zur Oppitzgasse sind noch am Franziszeischen Katasterplan zu erkennen.
(49) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 26 und 92 ff.
(50) Siehe ebenda, 52 und 98–99, bes. Anm. 491 und 492.
(51) Siehe ebenda, 93 f.
(52) Die immer wieder vermutete Existenz eines älteren Minoritenklosters bei der Martinskirche basiert auf einer fälschlichen Lesung der Hainburger Bittschrift an die Franziskaner von 1675 durch DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 43–44 – tatsächlich haben die Hainburger 1675 den Franziskaner bloß das, noch heute auf Alte Poststraße 20, Bürgerhaus samt zweyen ansehnlichen Kellern/gleich an Pfarrhof gelegen […] angeboten, jene haben aber ihr Barockkloster lieber auf einem offenbar öden Stadthof eingerichtet, vgl. PLACIDIUS HERZOG, Cosmographia Austriaco-Franciscana, Köln 1740, P. I, 677.
(53) Vgl. MAXIMILIAN WELTIN, Die „Laaer Briefesammlung”. Eine Quelle zur inneren Geschichte Österreichs unter Ottokar Przemysl, Wien 1975, 44, 80 ff. und 92; SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 98, Anm. 485.
(54) Vgl. BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 31.
(55) Siehe SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), Fontes Inv.-Nr. 56.
(56) Ebenda, Inv.-Nr. 59
(57) ALFONS DOPSCH (Hg.), Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert, Wien/Leipzig 1904, Bd. I. Teil 1, 231.
(58) MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 283. Die Urkunde von 1308 mit dem Siegel ist verschollen.
(59) Zu den Quellenbelegen siehe Heinrich KRETSCHMAYR, Archivalische Beiträge zur Geschichte niederösterreichischer Städte und Märkte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich I (1902), 313–356, hier 315 f., Nr. I und II; RUDOLF MAURER, Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Augustiner-Eremiten-Klosters zu Baden bei Wien (1285–1545), Wien 1998 (FRA II/89), Nr. 18, 84; dazu auch SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 98, Anm. 485.
(60) Siehe sog. Hainburger Stadtrecht, in: HEINRICH FICHTENAU – ERICH ZÖLLNER (Hg.), Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 2: Die Siegelurkunden der Babenberger und ihrer Nachkommen 1216–1279, Wien 1955, Nr. 431, 287 ff.
(61) Siehe ALBERT STARZER, Verzeichnis der Originalurkunden des k. k. Archivs für Niederösterreich, in: Mitteilungen des k. k. Archivs für Niederösterreich 1 (1909), 51–92, hier 79 f., Nr. 46.
(62) Vgl. BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 34.
(63) So neben Blutgasse 3, Hauptplatz 22, ferner dem Rathaus (Hauptplatz 23), Wienerstraße 15, Ungarstraße 18 v. a. auf Ungarstraße 10, siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 55 ff.
(64) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(65) Darunter v. a. der überregional bedeutende Finanzier Tröstel von Hainburg, vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 7.
(66) In der Zwischenkriegszeit hat der Judaist L. Moses in einigen, teilweise tatsächlich spätmittelalterlichen Kellern in der Wienerstraße, aber auch in der Hauergasse kleine „private” mikhwen lokalisiert, jedoch leider keine beweismachende Dokumentation vorgelegt. Bislang konnte noch kein jüdisches rituelles Tauchbad zweifelsfrei festgestellt werden.
(67) Von der Existenz des mittelalterlichen Judenfriedhofes von Hainburg zeugen einerseits ein entsprechender Flurname im Südosten der Stadtbefestigung, dort tauchten in den Biedermeierzeit auch Funde von zwei große Grabsteinfragmenten des 14./15. Jahrhunderts auf, vgl. SCHOLZ, Probleme (wie Anm. 1), 10. 2001 tauchten im Aushubmaterial neben menschlichen Knochen auch jüdische Grabsteinfargmente auf.
(68) Vom dortigen Hainburger Seuchenfriedhof zeugt eine Gedenksäule anlässlich der Pestepidemie von 1679 an der Abzweigung der Hofmeisterstraße von der Preßburger Reichsstraße. Zumindest ein Teil der 1996 auf Burgenlandstraße 10 archäologisch gegrabenen 22 Bestattungen (vgl. Fundberichte Österreichs 35 [1996], 19 f.), bzw. der 1997/98 in unmittelbarer Nachbarschaft bei der Straßensanierung weggebaggerten Gräber gehören diesem (spätmittelalterlich-frühneuzeitlichem) Begräbnisareal an.
(69) So besitzen Ende des 14. Jahrhunderts zunächst Niclas der Schickerlein, und dann Friedrich Frankh den Meierhof, Niclas der Kreuspeck offenbar den Kreushof, Ulreich Schickerl einen weiteren Hof, 1423 Ulrich der Tanndorfer den Schützenhof, siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil I (wie Anm. 46), 436; Teil II (wie Anm. 36), 217
(70) Siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil I (wie Anm. 46), 433; sowie KRETSCHMAYER, Beiträge (wie Anm. 59), Nr. XXV, 329–330.
(71) Ein Privileg, das von König Ladislaus 1453 bestätigt wurde, KRETSCHMAYER, Beiträge (wie Anm. 59), Nr. XX, 323 f. und Nr. XXXIV, 338 ff.
(72) Siehe WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil II (wie Anm. 36), 207, Anm. 2.
(73) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 114.
(74) Im Jahr 1490 suchten Richter und Rat der Stadt Hainburg um Kriegszeug, Pulver und Pfeile an; vgl. KARL UHLIRZ (Bearb), Verzeichnis der Originalurkunden des städtischen Archives (1458–1493), Wien 1904 (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, II. Abt., II. Bd.), 404, Nr. 5359.
(75) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(76) Siehe WENDELIN BOEHEIM, Die Kriegsausrüstung in den Städten und festen Plätzen in Niederösterreich etc. unter Maximilian I., in: Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien XXVIII (1892), 21–22.
(77) Vgl. WALTERSKIRCHEN, Geschichte (wie Anm. 36), Teil III, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (1888), 107, 109 und 111 ff.
(78) Ebenda, 117 und 120.
(79) Ebenda, 127 f.; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 17–18.
(80) WALTERSKIRCHEN, Geschichte (wie Anm. 36), Teil IV, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (1888), 398; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 18.
(81) Vgl. SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(82) Vgl. dazu MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 342 f.
(83) Ebenda; DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 19, sowie WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 401.
(84) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), Beilage XI, 415–416.
(85) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 20–21 und 102–103.
(86) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil III (wie Anm. 77), 121–124.
(87) Ebenda, 124 ff.
(88) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 392.
(89) Ebenda, 403.
(90) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 57.
(91) Das betrifft den Nord-, West- und v. a. den Südtrakt mit renaissancezeitlichen Fenstern und Treppenturm, siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 59, sowie SCHOLZ – WOLDRON, Hainburg (wie Anm. 41).
(92) HERZOG, Cosmographia (wie Anm. 52), 675; WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 398 f.
(93) Das prächtige Renaissanceportal im Hundsheimerhof wurde 1792 laut DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 61 ff., von dort übertragen, es könnte aber genauso gut von der von ihm errichteten schlossartigen Anlage im Südteil der Burg stammen.
(94) WALTERSKIRCHEN, Geschichte, Teil IV (wie Anm. 80), 404–411
(95) Ebenda, 411 ff.
(96) Ebenda, 415 f., DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 57, MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 81 ff., 213/14 und 222.
(97) Laut pfarrlichem Grundbuch, siehe MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 129–130.
(98) Siehe dazu DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 41 f.; MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 137 und 233 ff.
(99) RUDOLF ZINNHOBLER, Die Passauer Bistumsmatrikeln, Bd. V, Passau 1989, 227.
(100) HERZOG, Cosmographia (wie Anm. 52), 677–678.
(101) Vgl. DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 92.
(102) Ebenda, 87 f. und 90 f., MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 134 ff.
(103) Vgl. ERNESTINE WAGNER, Geschichte der Herrschaft und Stadt Hainburg bis 1746 mit besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse, phil. Diss. 1940, 23.
(104) Vgl. PAUL CONRAD BALTHASAR HAN, Alt und Neu Pannonia, Nürnberg 1686, 543, siehe auch das, allerdings zu gewissen Übertreibungen v. a. hinsichtlich der Opferzahl neigende Ansuchen um Steuerbefreiung des Hainburger Stadtrates an den Kaiser aus dem Jahre 1714, siehe MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 457.
(105) DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 76 ff. und 91 ff.
(106) Vgl. MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 144, 355 und 377
(107) Vgl. FRANZ MATHIS, Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien 1987, 42–44.
(108) Siehe DONIN, Kunstdenkmäler (wie Anm. 23), 109f.
(109) Ebenda, 68 ff., 102 ff. und 107 ff.
(110) Ebenda, 87 f. und 108 ff.
(111) Vgl. MAURER, Hainburg (wie Anm. 24), 343.
(112) Vgl. THEODOR GETTINGER, Der politische Bezirk Hainburg in Nieder-Österreich, V. U. W. W. In historischer und topographisch-statistischer Beziehung mit Benützung der neuesten Daten und vieler Privat-Mittheilungen, Preßburg/Hainburg 1857, 26.
(113) BALTZAREK, Hainburg (wie Anm. 38), 29.

 

 

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