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Die Stadt Marchegg liegt in dem Winkel, den die Einmündung des Unteren beziehungsweise Großen Weidenbaches in die March bildet. Bis zur Errichtung des Hochwasserschutzdammes war dies ein stets von Überschwemmungen bedrohtes Gebiet. Vor allem im Norden der Stadt erstrecken sich die Marchauen als Reste der ursprünglich ausgedehnten pannonischen Auwälder mit reicher Flora und Fauna, im Süden steigt das Gelände zur sogenannten Schloßhofer Platte (Meisterberg 171m) an (1).
(1) F. GOLDMANN – E. MÜCK, in: Österr. Städtebuch IV/2: Niederösterreich H-P, 1976, S. 231 Nr. 2a.
Menschliche Besiedlung läßt sich im größeren Stadtbereich seit der Epoche des Neolithikums anhand von Streufunden nachweisen, im ummauerten Stadtareal wurde 1878 im Westabschnitt der Mauer ein germanisches Brandgrab des ersten vorchristlichen Jahrhunderts gefunden (2). Trotz der offensichtlichen Nähe zum Verlauf des prähistorischen Fernverkehrsweges der Bernsteinstraße, der in römischer Zeit eine wichtige Verbindung des vorgeschobenen Stützpunktes des Imperiums in Stillfried mit dem Reichsgebiet südlich der Donau und damit dem Limes darstellte, bleibt der unmittelbare Marchegger Raum bis in das Hochmittelalter abseits des Geschehens und – offenbar – siedlungsleer (3). Dies gilt im besonderen auch für die Epoche des Großmährischen Reiches und die ungarische Expansion vom 9. zum 10. Jahrhundert (4).
(2) Zu den Ergebnissen der Archäologie in M. vgl. Atlas von Niederösterreich (und Wien), hg. von der Komm. f. Raumforsch. u. Wiederaufbau d. Österr. Akad. d. Wiss. u. vom Verein f. Landeskunde v. NÖ, redig. v. E. ARNBERGER, 1951–58, Karten Nr. 30, 31, 32, 33 u. 35; E. BENINGER, Ein german. Brandgrab in M. in Niederösterreich, in: Mannus. Zs. f. Vorgesch. 24, 1932, S. 173 ff.; R. PITTIONI – J. WENINGER, Zwei gotische Gräber aus M., Lkr. Gänserndorf, Niederdonau. (Niederdonau. Natur u. Kultur Heft 29, 1944) S. 3 ff. und MÜCK, Die Geschichte von M. Heft 1, o. J., S. 8 ff.
(3) Zur Bernsteinstraße vgl. besonders P. CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter. (= Diss. d. Univ. Wien 33, 1969) S. 137; zur Fundsituation im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung vgl. Germanen – Awaren – Slawen in NÖ. Das erste Jahrtausend nach Christus. (Ausstellungskatalog d. NÖ. Landesmuseums, 1977).
(4) Obwohl das Großmährische Reich eindeutig auch in das nordöstl. Niederösterreich ausgriff, ist für den engeren M.er Bereich keine Klarheit zu gewinnen, vgl. B. DOSTÁL, Das Vordringen d. großmähr, materiellen Kultur in die Nachbarländer, in: Magna Moravia. Opera universitatis Purkynianae Brunensis. Facultas philosophica 102, Praha 1965, S. 361 ff. sowie die Beiträge von F. GRAUS, J. POULÍK und P. RATKOŠ in: Das Großmährische Reich. Tagung d. wiss. Konferenz d. Archäolog. lnst. d. Tschechoslowakei. Akad. d. Wiss. Brno – Nitra 1. – 4. X. 1963, Praha 1966.
Unter Kaiser Heinrich II. setzte dann ab den 1020er Jahren allmählich die Besiedlung des Bereiches zwischen Bisamberg und March ein, die sich zunächst jedoch angesichts der weit nach Norden ausgreifenden Aulandschaft der Donau sehr langsam entfaltete. Obwohl die Besitzverhältnisse des 11. und 12. Jahrhunderts in diesem Raum recht kompliziert gelagert sind, läßt sich für den Marchegger Bereich doch erkennen, daß er mit einiger Wahrscheinlichkeit zum Gebiet der neueingerichteten ungarischen Mark gehörte, die der Herrscher 1045 dem nicht-babenbergischen Markgrafen Siegfried unterstellte. Nur wenige Jahre später konnten aber die Babenberger ihre Position zurückgewinnen, und in der Folge dürfte es vor allem auch das Bistum Passau gewesen sein, das im Raum des späteren Marchegg Herrschaftsrechte gewinnen konnte (5).
(5) F. BAUMHACKL, Beiträge zur Besiedlungsgesch. d. Marchfeldes, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 11, 1912, S. 1 ff.; K. BEDNAR, Zur ältesten Besitzgesch. d. Neumarkgebietes, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 21/2, 1928, S. 49 ff.; DERS., Das Schenkungsgut der ersten Königsschenkung für den Markgrafen Siegfried vom 7. März 1045, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 22, 1929, S. 402 ff.; E. JUNKER, Der niederösterr. Besitz des Hochstiftes Regensburg. Ungedr. phil. Diss., Wien 1954; CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita.”, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 42, 1976, S. 38 ff. und F. HAUSMANN, Siegfried, Markgraf der „Ungarnmark” und die Anfänge der Spanheimer in Kärnten und im Rheinland, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 43, 1977, bes. S. 143 ff.
Während sich die Entwicklung der Passauer Rechte nicht weiter verfolgen läßt (6), vermögen wir gut zu erkennen, wie die Babenberger im Bereich der hiesigen Urpfarre zu Weikendorf ihre Stellung ausbauten (7). Insbesondere war es der Ort „Chundorf” – bereits im Jahre 1115 als Grenzort der zwei Jahre zuvor von Markgraf Leopold III. an das Kloster Melk übertragenen Pfarre Weikendorf erwähnt, – der in den landesfürstlichen Urbaren aus der Spätzeit der babenbergischen Herrschaft (ca. 1220–1240) mit 30 Lehen, einer Mühle, Fisch-, Mautrechten sowie Einkünften aus dem dörflichen Amt („officium ville”) als wichtige landesfürstliche Besitzposition erscheint (8).
(6) Vor allem läßt sich das Lehensbekenntnis Herzog Friedrichs II. von 1241 (Passauer Lehen der Babenberger) hier nicht heranziehen, da es sich dabei um eine Fälschung handelt; gegen BAUMHACKL, Beiträge, S. 21 vgl. Urkundenbuch zur Gesch. d. Babenberger in Österr. Bd. II, bearb. v. H. FICHTENAU u. E. ZÖLLNER. (Publl. d. lnst. f. österr. Geschichtsforsch. 3. Reihe, 1955) S. 225 Nr. 382.
(7) Zu Weikendorf vgl. I. F. KEIBLINGER, Gesch. d. Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen u. Umgebungen. II/2, 1869, S. 150 ff. u. H. FEIGL, Zur Entstehung d. Pfarrnetzes in Österr. unter der Enns im Zeitalter d. Babenberger, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 42, 1976, S. 58 f.
(8) FEIGL, a. a. O., S. 58 u. Die landesfürstl. Urbare Nieder- u. Oberösterreichs aus dem 13. u. 14. Jh., hg. v. A. DOPSCH. (Österr. Urbare I/1, 1904) S. 6 Nr. 13.
„Chundorf” beziehungsweise auch „Chuenendorf” kommt für die Geschichte von Marchegg besondere Bedeutung zu, weil es in vieler Hinsicht als Vorgängersiedlung der Stadt anzusprechen ist. Es handelt sich dabei um eine jener gerade im Marchfeld gar nicht seltenen Wüstungen, die nur bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts (1369) in den Quellen erwähnt ist, deren Abkommen aber nicht auf irgendeine Katastrophe, sondern auf Siedlungsentleerung infolge des Aufblühens einer wirtschaftlich günstiger gelegenen Siedlung in der Umgebung zurückzuführen ist (9). Als Standort von „Chundorf” kommt nach neuesten Forschungen der Bereich zwischen der Stadt Marchegg und dem westlich von ihr gelegenen Salmhof unmittelbar bei der Einmündung der Straße von Baumgarten her in Betracht (10).
(9) Dieses Phänomen als wesentlichen Faktor innerhalb des Wüstungsgeschehens streicht FEIGL im Vorwort des Bandes Mittelalterl. Wüstungen in Niederösterreich. (Studien u. Forsch. aus dem NÖ. Inst. f. Landeskunde Bd. 6, 1983) S. V heraus; zur Siedlungsverlegung im allgemeinen vgl. H. FISCHER, Die Siedlungsverlegung im Zeitalter der Stadtbildung. (Wiener rechtsgeschichtl. Arbeiten Bd. I, 1952).
(10) H. MARGL, Zur Methodik d. Wüstungsortung, in: Mittelalterl. Wüstungen in NÖ (wie vorige Anm.) S. 84 Abb. 3 u. S. 85 Abb. 4; vgl. auch F. OPLL, Zur baulich-räumlichen Entwicklung v. M., in: UH 54, 1983, S. 283 Anm. 2.
Im Jahre 1268 melden mehrere österreichische Annalen die Gründung der „civitas in Marhecke” durch König Ottokar II. von Böhmen, eine Nachricht, die sich durch die Urkunde Ottokars für die Johanniterkommende zu Mailberg, mit der er ihr am 15. August dieses Jahres das Patronatsrecht über die von ihm gegründete Marchegger Kirche schenkte, zeitlich noch genauer einordnen läßt (11). Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man annehmen dürfen, daß es die bei der Schlacht von Groißenbrunn gegen die Ungarn im Jahre 1260 gewonnene Erkenntnis von den Versorgungsschwierigkeiten am unteren Marchlauf gewesen ist, die den Böhmenkönig zu dieser Maßnahme veranlaßte. Jedenfalls spricht die auffällige Größe des Areals der neuen Stadt – sie war größer als das babenbergische Wiener Neustadt – und vielleicht auch das Margarethenpatrozinium der hiesigen Kirche – die Groißenbrunner Schlacht hatte am Vorabend des Margarethentages (13. Juli) stattgefunden – für die Richtigkeit dieser Annahme (12).
(11) MG. SS IX, 1851, S. 703, 724 u. 728; die Urkunde bei F. EHEIM, Die Urkunden d. Johanniterkommende Mailberg. Ungedr. Behelf Nr. 11 A. im NÖLA, 1958/59, S. 25 Nr. 39 sowie MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 36 f.
(12) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 25 f., A. KUSTERNIG, Probleme um die Kämpfe zwischen Rudolf u. Ottokar u. die Schlacht bei Dürnkrut u. Jedenspeigen am 26. August 1278, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 44/45, 1978/79, S. 243 u. M. WELTIN, Landesherr u. Landesherren. Zur Herrschaft Ottokars II. Przemysl in Österreich, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 44/45, 1978/79, S. 191 f.
Worauf bezog sich nun die Errichtung der neuen Stadt im konkreten, d. h. welche Bauten in Marchegg reichen in die Anfänge der Siedlung zurück? An erster Stelle ist hier ohne Zweifel die bis auf den heutigen Tag in eindrucksvollen Überresten erhaltene Stadtmauer zu erwähnen, die nicht nur aufgrund baugeschichtlicher Untersuchungen, sondern vor allem auch der Absicht König Ottokars wegen, hier einen stark befestigten Platz gegen die Ungarn zu schaffen, gleich zu Beginn der Siedlungsgründung errichtet worden sein muß (13). Neben der bereits erwähnten Margarethenkirche, die sich im Spätmittelalter zum Sitz eines immer deutlicher von der Mutterpfarre Weikendorf unabhängigen Vikariates entwickelte (14), ist es das in der Nordwestecke der Stadt gelegene Schloß (15), nach dessen Lage sich ohne Zweifel auch das in ungewöhnlicher Weise nicht in der Mitte der westlichen Stadtmauer gelegene Wiener Tor orientierte, das zu den frühesten Marchegger Bauten gehört. 1276 und 1286 wird der leider nicht lokalisierbare Heiligenkreuzer Hof (16) in der Stadt erwähnt, ab 1287 haben wir Kenntnis vom hiesigen Augustinereremitenkloster St. Maria, dessen Lage mit dem ehemaligen Bräuhaus (Ecke Fischergasse 21/Schloßgasse 2) zu bestimmen ist (17).
(13) Zur M.er Mauer vgl. K. LIND, Mittelalterl. Städtebefestigungen III, in: Mitth. d. k. k. Central-Comm. zur Erforsch. u. Erhalt. d. Kunst- u. histor. Denkmale N. F. 3, 1877, S. LXXII ff.; A. DACHLER, Befestigung mittelalterl. Städte u. Märkte in Niederösterreich mit Ausnahme d. Stadt Wien, in: BMAV Wien 49, 1916, S. 44 f.; MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 4 ff. u. OPLL (wie Anm. 10) S. 284 ff.
(14) Zur Pfarrgesch. vgl. H. WOLF, Erläuterungen zum Histor. Atlas d. österr. Alpenländer II/6, 1955, S. 329 u. 331 sowie Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 237 f. Nr. 15a.
(15) Zum Schloß vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 10 ff.; zur späteren Entwicklung P. FIDLER, Zur Baugesch. d. Schlosses M. …, in: UH 49, 1978, S. 183 ff. u. W. BRAUNEIS, Die Schlösser im Marchfeld, 1981, S. 78 ff. u. 117.
(16) Erwähnungen des Stiftshofes in Urkunden Rudolfs von Habsburg und seines Sohnes Albrecht von 1276 und 1286, FRA II/11, 1856, S. 205 Nr. 223 u. 252 Nr. 279; vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 291 mit Anm. 53.
(17) Zum Kloster vgl. F. RENNHOFER, Augustinerklöster in Österreich, in: Augustiniana 6, Louvain 1956, S. 522 f.; OPLL, Stadt und Herrschaft. Eine Fallstudie zur niederösterr. Verfassungsgesch. am Beispiel d. Stadt M., in: UH 54, 1983, S. 10 mit Anm. 51 u. DERS. (wie Anm. 10) S. 291 mit Anm. 54 (zum Patrozinium und zur Lage).
Eine Rekonstruktion der frühen innerstädtischen Verbauung einer gegründeten Stadt ist im Regelfall kaum möglich, läßt sich jedoch im Fall von Marchegg durch Heranziehung eines Stadtplanes des frühen 18. Jahrhunderts und der in den Urbaren von 1499 und 1621 (18) enthaltenen Angaben durchführen (19): Demnach ergibt sich, daß das ummauerte Areal von Marchegg im Spätmittelalter im wesentlichen nur in der nördlichen Hälfte Häuserbestand aufwies. An der Westmauer und der nördlichen heutigen Hauptstraße befanden sich die siedlungsmäßigen Schwerpunkte der Stadt, der Platz zwischen Schloß und Kirche diente als unverbauter, ausgedehnter Marktplatz; im Südwesten erstreckte sich ein weiter Stadtteich, ansonsten dürfte es in der südlichen Hälfte bloß im Bereich der Tore – Groißenbrunner Tor im Süden, Ungartor im Osten – ein Haus beziehungsweise wenige Häuser gegeben haben. Mit dieser Rekonstruktion läßt sich die ältere Auffassung eines geplanten Rastersystems für die Verbauung von Marchegg zurückweisen (19). Deutlich tritt die ursprüngliche Funktion der Stadt als geschützter Sammelplatz für Truppen, die innerhalb des Mauerrings nicht nur sicher waren, sondern dort auch verpflegt werden konnten, hervor. Dieser Bedeutung war sich dann auch Rudolf von Habsburg bewußt, der bei seinem Vorgehen gegen König Ottokar im Sommer 1278 die Stadt Marchegg als festes Standlager verwendete (20).
(18) Österr. Staatsarchiv, Hofkammerarchiv (künftig: HKA): Sammlung von Büchern u. Handschriften d. niederösterr. Vizedomamtes Nr. 1023 u. 1024.
(19) Gegen die ältere Auffassung von F. TIMME, Der Stadtplan von M., in: UH N. F. 15, 1942, S. 3 ff; vgl. jetzt OPLL (wie Anm. 10) S. 283 ff.
(19) Gegen die ältere Auffassung von F. TIMME, Der Stadtplan von M., in: UH N. F. 15, 1942, S. 3 ff; vgl. jetzt OPLL (wie Anm. 10) S. 283 ff.
(20) Dazu besonders KUSTERNIG, Probleme (wie Anm. 12) S. 256 ff. – Nicht restlos aufzuklären ist die Frage, ob die nur fragmentarisch überlieferte Urkunde Rudolfs I. für den „plebanus” u. die Kirche von M. auf echter Grundlage beruht, vgl. KUSTERNIG, a. a. O. S. 259 Anm. 191 u. OPLL (wie Anm. 10) S. 290 f. Anm. 49.
Ab dem Jahre 1278 war das zehn Jahre zuvor gegründete Marchegg somit von einer königlich-przemyslidischen zu einer königlich (landesfürstlich)-habsburgischen Stadt geworden. Seine überregionale Bedeutung erhielt der Platz vor allem dadurch, daß hier ein vom älteren Landgericht Korneuburg abgetrennter eigener Landgerichtssprengel konstituiert wurde, eine Funktion, die zwar im Spätmittelalter durch Abspaltungen territorialer Natur gemindert wurde, aber dennoch in den schon erwähnten Urbaren von 1499 und 1621 neben der Stellung als Sitz eines Ungeldbezirkes und als zentrale Eichstelle für eine Reihe umliegender Orte ganz wesentlich den Rang von Marchegg als Zentralort bestimmte (21).
(21) Zum Landgericht vgl. A. GRUND – K. GIANNONI, Erläuterungen zum Histor. Atlas d. österr. Alpenländer I/2, 1910, S. 183 f.; zu den übrigen zentralörtlichen Funktionen OPLL (wie Anm. 17) S. 6 f. mit Anm. 27.
Die rechtliche Situation der städtischen Bevölkerung läßt sich nur mit gewissen Vorbehalten rekonstruieren, gibt es doch in der – insgesamt gesehen – erst spät einsetzenden Überlieferung (22) urkundliche Zeugnisse, deren Echtheit keineswegs feststeht. Neben der Aufnahme des Wiener Stadtrechtes Herzog Friedrichs II. von 1244 in den Marchegger Stadtrechtskodex vom Ende des 16. Jahrhunderts, die man wohl weniger als regelrechte Fälschung, denn als Teil der Bemühungen, sich Kenntnis von der auch von der Konkurrenzstadt Hainburg beanspruchten Rechtsstellung zu verschaffen, werten muß (23), geht es hier vor allem um das im selben Kodex überlieferte Stadtrecht Friedrichs des Schönen von 1321 (24). Die Verdachtsmomente gegen dieses Diplom gründen sich auf die inhaltliche Problematik: Schon der einleitend erwähnte Umstand, daß nämlich die Privilegien Ottokars von Böhmen und Rudolfs von Habsburg verbrannt seien, führt dazu, daß diese Zeugnisse – an deren Existenz freilich kaum Zweifel möglich ist (25) – nicht überprüft werden können. Jedenfalls scheint es angesichts sonstiger Belege für Ottokars Städtepolitik (26) wenig wahrscheinlich, daß er den Marchegger Bürgern tatsächlich umfassende Vorrechte eingeräumt haben sollte, wie dies im Friderizianum von 1321 bestätigt wird: Dort werden den Bürgern nicht nur wirtschaftliche Privilegien wie der Nachlaß der „deutschen Maut” und des Zolls eingeräumt, vor allem wird ihre rechtliche Position mit der Erklärung des Stadtgerichts als ausschließlichem Gerichtsstand für Bürger, deutlicher Einengung der Befugnisse des über das Landgericht verfügenden Burggrafen, Beschlußfähigkeit der Geschworenen der Stadt als ein Ratsgremium ohne Einfluß von Seiten des Burggrafen und Richters sowie Erlaubnis zur Wahl eines eigenen Richters, den der Herzog bestätigt, entscheidend gestärkt (27).
(22) Neben den bereits genannten Urbaren (Anm. 18) sind hier die im HKA verwahrten NÖ. Herrschaftsakten M 7 (künftig: HKA HA M 7) und der Stadtrechtskodex von 1591, NÖLA Hs. 521, zu erwähnen, vgl. dazu OPLL (wie Anm. 17) S. 4 mit Anm. 7.
(23) Dazu F. BALTZAREK, Ein gefälschtes babenberg. Stadtprivileg für M., in: MIÖG 79, 1971, S. 435 ff.; WELTIN, Die „Laaer Briefsammlung”. (Verö ff. d. Inst. f. österr. Geschichtsforsch. 21, 1975) S. 81 f.; sowie OPLL (wie Anm. 17) S. 5; vgl. auch K. GUTKAS, Die mittelalterl. Stadtrechte Niederösterreichs, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforsch. (Verö ff. d. Kulturamtes d. Stadt St. Pölten Heft 2, 1959) S. 69 f.
(24) Überlieferung: NÖLA Hs. 521, S. 147 f. (Ende auf S. 153) sowie S. 163–166 (Insert in Urkunde König Ladislaus' von 1453) sowie HKA HA M 7/B Fasz. 3, fol. 3 ff.
(25) OPLL (wie Anm. 17) S. 5 Anm. 13.
(26) Vgl. dazu J. KEJŘ, Die Anfänge der Stadtverfass. u. des Stadtrechts in den Böhm. Ländern, in: VuF 18, 1975, S. 459.
(27) Vgl. WELTIN, „Laaer Briefsammlung”, S. 77 f.
Wenngleich sich über die Authentizität dieses Dokuments kein völlig sicheres Urteil abgeben läßt, spiegelt sich in seinem Wortlaut offenbar doch die eher günstige Rechtslage der Stadt Marchegg. Vielleicht waren diese Vorrechte aber auch als Entschädigung für die wirtschaftlich schwierige, exponierte Lage an der March zu sehen, wo es immer wieder zu Eroberungszügen und Verwüstungen der Stadt kam (28). Im Zug habsburgischer Streitigkeiten kam es etwa 1328 zu Übergriffen König Johanns von Böhmen ins nördliche Niederösterreich, wobei auch Marchegg erobert wurde (29). Sechs Jahre später stellte der Böhmenkönig während eines Aufenthalts in der Marchstadt deren Bürgern ein Privileg aus, in dem für Neusiedler sechs Steuerfreijahre sowie ein Jahrmarkt an St. Ägyd gewährt wurde (30).
(28) Im Überblick vgl. die Angaben bei OPLL (wie Anm. 10) S. 287 Anm. 16.
(29) A. LHOTSKY, Gesch. Österreichs seit der Mitte des 13. Jhs. (Österr. Akad. d. Wiss. Veröff. d. Komm. f. Gesch. Österreichs 1, 1967) S. 302 f.
(30) NÖLA Hs. 521, S. 153–155; vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 6 Anm. 21.
Die offensichtliche böhmische Herrschaft über Marchegg blieb allerdings ebenso Episode wie die ab dem 14. Jahrhundert einsetzenden, immer wiederkehrenden Verpfändungen der hiesigen Herrschaftsrechte an verschiedene Adelige (31). Wenn wir in ebendiesem Zeitraum eine durchaus günstige Entwicklung der Rechte der Bürgerschaft feststellen können, so wird man dies auch als Anzeichen einer positiven Wirtschaftsentwicklung ansehen dürfen, deren Einzelheiten freilich verborgen bleiben. Die Urkunde Herzog Rudolfs IV. des Stifters vom Oktober 1358, in der er die Weineinfuhr aus Ungarn mit dem Rechtsmittel des sogenannten Straßenzwangs über Marchegg lenkte und den Bürgern gestattete, von jedem Wagen eine Abgabe einzufordern, über deren Verwendung zum Nutzen der Stadt der Bürgermeister und drei der besten ( = angesehensten) Bürger bestimmen sollen, ist nicht nur ein wertvolles Zeugnis für die wirtschaftliche Förderung des Platzes, sondern auch für die Weiterentwicklung der städtischen Verfassung mit nunmehr dem Amt des Bürgermeisters an ihrer Spitze (32). Wenige Jahre später (1364) wird Marchegg als Mitglied der Stände des Landes genannt und gehörte dieser politischen Vertretung im Rahmen des Landes bis ins 16. Jahrhundert an (33).
(31) HKA HA M 7/1, fol. 34 ff. und Topographie von NÖ. Bd. 6, 1909, S. 106 ff.
(32) NÖLA Hs. 521, S. 155 f., HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 5; vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 6.
(33) H. KNITTLER; Städte u. Märkte. (Herrschaftsstruktur u. Ständebildung Bd. 2. = Sozial- u. wirtschaftshistor. Studien, 1973) S. 19 f. u. 39 f. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 6 u. 8.
Die Weinmaut bildete fortan eine wichtige Einnahmsquelle für die Stadt, die Herzog Albrecht III. 1380 zur Erhaltung der Stadtmauer umwidmete, wenig später aber wieder dem allgemeinen Nutzen des Gemeinwesens zuwendete (34). In der Tat lag auch mehr als hundert Jahre nach der Gründung der Stadt deren Bedeutung für den Landesfürsten nicht zum geringsten in ihrer Wehrhaftigkeit. Die geringe Höhe der landesfürstlichen Einkünfte aus der Stadt förderte die Bereitschaft des Herzogs zu wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen, zugleich aber auch – im Fall des Fehlschlagens – zu den schon genannten Verpfändungen (35). Alles in allem gesehen, wird man die Epoche von der Mitte des 14. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts jedenfalls als eine der Blüteperioden von Marchegg anzusehen haben, wofür auch das Auftreten einer Judengemeinde in der Stadt (vor 1421) zu sprechen scheint (36).
(34) NÖLA Hs. 521, S. 156 (Schluß auf S. 151 !) u. 151 sowie HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 6' u. 10.
(35) Zu den landesfürstl. Einkünften aus M. vgl. DOPSCH, Urbare (wie Anm. 8) S. 233 u. WELTIN, „Laaer Briefsammlung”, S. 78; Förderung des Zuzuges nach M. auch durch Herzog Wilhelm (1405), NÖLA Hs. 521, S. 157 f.
(36) L. MOSES, Die Juden in NÖ, 1935, S. 138 f. – Die spätmittelalterlichen Wohnplätze d. Juden in M. sind nicht zu lokalisieren.
Hätte auch die Ehe Albrechts V. mit Elisabeth von Luxemburg die politische Situation für die Marchstadt durchaus positiv beeinflussen können, so waren die äußerst unruhigen Jahre der Hussitenkriege, der späteren habsburgischen Streitigkeiten und die Ära Matthias Corvinus keineswegs günstig für die Stadt (37). Deutlich kommen die Gegebenheiten in der großen Privilegienbestätigung König Ladislaus' von 1453 zum Ausdruck, wo es heißt, daß die Stadt durch die Kriege im Land „abgenommen” habe, weshalb Marchegg am Tag nach der Ausstellung des Diploms in einer weiteren Urkunde auch den bereits 1336 von Johann von Böhmen verliehenen, in der Zwischenzeit allerdings nach Bruck an der Leitha verlegten Jahrmarkt zu St. Ägyd (St. Gilgen) erneut bestätigt erhielt (38).
(37) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 17 f. u. S. PETRIN, Der österr. Hussitenkrieg 1420–1434. (Militärhistor. Schriftenreihe Heft 44, 1982) S. 12.
(38) Beide Diplome NÖLA Hs. 521, S. 162 ff. u. 169 f.; sowie HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 13 u. 14 ff.
Auch im 15. Jahrhundert setzten sich die Verpfändungen von Stadt und Feste weiter fort und gipfelten sodann 1495 im erblichen Verkauf an Heinrich Prueschink Freiherrn von Stettenberg, der aber nicht von Dauer sein sollte (39). Aus diesen Jahren (1499) stammt das – wohl als eine der ersten Arbeiten des 1498 neugegründeten Vizedomamtes (40) entstandene – älteste Urbar der Herrschaft Marchegg, das uns nicht nur über den räumlichen Umfang der hier konzentrierten zentralörtlichen Funktionen informiert, sondern uns eine erste Häuserzahl (20 Hofstätten, 5 aufrechte und 2 öde Häuser) und neben dem St. Gilgen- auch den Johannestag als Jahrmarktstermin nennt (41).
(39) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 106 f.
(40) Dazu PETRIN, Die Auflösung d. niederösterr. Vizedomamtes, in: NOLA. Mitt. aus dem Niederösterr. Landesarchiv 1, 1977, S. 25.
(41) Wie oben Anm. 18, vgl. auch bei Anm. 21.
Ebenso wie seit dem frühen 14. Jahrhundert liefen auch nun landesfürstliche Förderung (42) und gleichzeitige Verpfändung der hiesigen Rechte parallel. Diese Situation konnte für die Rechtsstellung der Stadt je nach dem Auftreten des betreffenden Pfandinhabers günstig oder ungünstig sein. Mit dem Grafen Salm, der die Herrschaft Marchegg seit 1502 innehatte, kam es nach dem Tod Kaiser Maximilians I. im Jahre 1519 zu einer heftigen Kontroverse (43). Die ständische Bewegung erlebte damals einen letzten Höhepunkt und so war es nur ganz folgerichtig, daß auch in der seit langem verpfändeten, grundsätzlich aber stets landesfürstlichen Stadt die Rechtsansprüche der Bürger mit denen der Pfandherrschaft zusammenprallten. Obwohl Graf Salm den Sieg davontrug, war es doch bezeichnend, daß er seine Marchegger Rechte danach sehr bald abgab – sein Interesse war offensichtlich erloschen. Erst im Jahre 1528 erhielt er seine hiesige Position – diesmal unter weitaus günstigeren Bedingungen – vom Landesfürsten zurück und konnte sie nach der von ihm geleiteten erfolgreichen Verteidigung Wiens 1529 im Jahr darauf für seine Familie sichern (44).
(42) Zur Neuansiedlung von Juden vgl. MOSES (wie Anm. 36) S. 138, DERS., Synagogenbauten u. deren Reste in NÖ, in: UH N. F. 5, 1932, S. 305 f. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 7 Anm. 32.
(43) Vgl. dazu J. NEWALD, Niclas Graf zu Salm, in: BMAVWien 18, 1879, S. 15 ff. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 8.
(44) NEWALD, a. a. O., S. 69 f. u. 101 ff.; sowie Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 107.
Die Türkenkämpfe des Jahres 1529 richteten auch in der Marchstadt großen Schaden an, das Gemeinwesen lag darnieder (45). In den nun folgenden Jahrzehnten war es dann vor allem die gräflich Salm'sche Herrschaft, die den Wiederaufbau und zugleich Ausbau der Stadt bewirkte, während die Bürgerschaft als eigenständige politische Kraft weitgehend zurücktrat. Zunächst veranlaßte die Witwe des Wien-Verteidigers, Gräfin Elisabeth von Salm, schon 1531 den Zuzug schwäbischer Neusiedler, die in der östlichen Stadthälfte an der – ursprünglich – „Schwabengasse” benannten, heutigen Ungargasse angesiedelt wurden (46). In den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts erreichte das Ausmaß der herrschaftlichen Investitionen am Ort seinen Höhepunkt, indem Fischteiche, der Meierhof außerhalb der Stadtmauer beim Schloß, der westlich der Stadt gelegene Salmhof mit seiner Mühle, wohl auch zwei Mühlen und eine Windmühle in der Stadt, sowie – im Gebäude des nach 1530 aufgehobenen Klosters – ein Bräuhaus angelegt wurden (47).
(45) E. BERNLEITHNER, Das Türkenjahr 1529 u. die Marchfeld-Kroaten, in: UH 20,1949, S. 3.
(46) OPLL (wie Anm. 10) S. 293 f.
(47) OPLL (wie Anm. 17) S. 9 f. u. DERS: (wie Anm. 10) S. 293 f.
Nachdem mit Bischof Wolfgang von Passau 1555 der letzte aus der Söhnegeneration des Wien-Verteidigers gestorben war, trat für den nun folgenden gleichnamigen Enkelsohn des ersten Salm wieder die bislang aufgehobene Verpflichtung in Kraft, für seine Marchegger Herrschaft jährlich 500 Gulden als Pfandsumme zu entrichten (48). Obwohl dies gemeinsam mit den umfassenden Ausgaben für die bereits getätigten Investitionen in der Stadt eine erste schwere Belastung für die Grafen Salm war, setzten sie ihre offensive Politik fort. Etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts dürfte auf ihre Veranlassung hin die Marchbrücke errichtet worden sein, die wohl in der Verlängerung der Straße aus dem Ungartor den Fluß überquerte (49). Zweifellos war diese neue Verkehrsverbindung eine wesentliche Voraussetzung für das Florieren des 1565 vom Kaiser genehmigten Ochsen- und Roßmarktes zu Marchegg (50).
(48) HKA HA M 7/1, fol. 14' u. 17'.
(49) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 5, S. 14 u. 8, S. 27 möchte aus der Angabe des Urbars von 1499 (wie Anm. 18) über die Ertragslosigkeit der Maut u. Urfahr zu Wagratz erschließen, daß damals eine Brücke näher der Stadt errichtet worden sei. Abgesehen davon, daß dies sicherlich im Urbar an hervorragender Stelle vermerkt worden wäre, spricht der histor. Zusammenhang doch für die Salm'sche Epoche um 1550/60, vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 11; MÜCK, Heft 2, S. 41 u. 8, S. 29 schließt aus dem alten Standort der Johannessäule (heute: Hauptplatz) bei der Überfuhr (Überfuhrgasse) auf die Lage der Brücke daselbst, doch sprechen die oben (Anm. 46) erwähnte Ansiedlung von Schwaben u. auch der Name des „Ungar”tores doch eher für diesen Bereich, vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 294 Anm. 70. – Aus dem Plan „Grundtriss über dem March Strohm” von 1691 (Orig. in Privatbesitz, Kopie im WStLA) ergibt sich, daß die Brücke damals nicht mehr bestand.
(50) OPLL (wie Anm. 17) S. 10 f.
In all diesen Jahren und Jahrzehnten wurde das Geschehen in der Marchstadt eindeutig von der Herrschaft dominiert. Ein auffälliges Faktum stellt der Übertritt der Gemeinde zum Protestantismus im Jahre 1566 (51) dar, doch wird nicht recht klar, ob darin ein offener Gegensatz zur Herrschaft zu erblicken ist. Die Auswirkungen der herrschaftlichen Investitionen schlagen sich in diesen Jahren in einem deutlichen Ansteigen der Häuserzahlen nieder, wovon zunächst – d. h. um die Mitte des 16. Jahrhunderts – wohl in erster Linie der Bereich zwischen Schloß und Kloster (heute: nördlich des Hauptplatzes) und nördlich beziehungsweise nordwestlich von Kirche, Pfarrhof und Friedhof betroffen war, während später – etwa um 1600 – dann auch die bisher kaum verbaute südliche Stadthälfte an der Verbindung zum Groißenbrunner Tor sich mit Häusern füllte (52).
(51) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 112; MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 42.
(52) S. die Darstellung auf der Wachstumsphasenkarte sowie – zur Begründung – OPLL (wie Anm. 10) S. 294.
In den Jahren ab 1580 wurde die Schuldenlast für die Salms immer drückender, schließlich fiel die Marchegger Pfandherrschaft 1590/99 an die protestantischen Freiherrn von Landau (53). Die Bürgerschaft konnte sich diese Situation eher wenig gefestigter Herrschaftsverhältnisse zunutze machen und legte damals als Ersatz für ein älteres, bei einer Überschwemmung verdorbenes Urbar ihr Privilegienbuch (1591) an (54). Die wirtschaftliche Situation der Stadt läßt sich so charakterisieren, daß in Marchegg, einer vom Ackerbürgertum geprägten Siedlung, der Fischerei große Bedeutung zukam, daß neben Bäckern und Fleischern auch das Gewerbe der Wagner, wie das der Fischer in einer überregional wichtigen Zunft vereinigt, hier ansässig war, daß Mühlen, nicht nur am Salmhof, sondern auch in der Stadt selbst, und im 18. Jahrhundert Schiffsmühlen sowie das herrschaftliche Bräuhaus bestanden und daß schließlich seit den Privilegien der Landesfürsten des 14. Jahrhunderts hier ein – den Zeitläufen entsprechend – mehr oder minder wichtiger Handelsplatz war, eine Tatsache, mit der der Bestand eines bürgerlichen und eines herrschaftlichen Schenkhauses entsprechend korrespondierte (55).
(53) Topographie von NÖ. Bd. 6 S. 109.
(54) HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 81 u. NÖLA Hs. 521.
(55) MUCK (wie Anm. 2) Heft 4, S. 5 ff.; Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 234 f. Nr. 8a.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts geriet die Stadt stärker in den Konflikt zwischen Reformation und Gegenreformation. Nachdem die Freiherrn von Landau 1619 als Protestanten die Erbhuldigung verweigert hatten, wurden im darauffolgenden Jahr ihre Güter konfisziert. Zwei Jahre zuvor war es Richter und Rat der Stadt, die damals wieder recht eigenständig agierten, gelungen, vom Kaiser die Zustimmung zur Errichtung eines Wochenmarktes an jedem Mittwoch zu erhalten (56).
(56) NÖLA Hs. 521, S. 186 ff.; vgl. die Bestätigung durch Ferdinand II. im Jahre 1621, ebda., S. 189 ff.
Die Marchstadt kam 1621 pfandweise an Freiherrn Paul Palffy von Erdöd (57). Aus diesem Jahr 1620/21 ist nun das zweite vizedomische Urbar über Marchegg erhalten, das uns einen detaillierten Einblick in das Ausmaß der vor allem in der Salm'schen Epoche gesetzten Förderungs- und Ausbaumaßnahmen gewährt (58). Noch in die 1620er Jahre fällt dann die nachdrückliche Begünstigung der hiesigen Judengemeinde, die nunmehr neben sieben Judenhäusern ihre Synagoge (in der heutigen Kürschnergasse, 1952 demoliert) errichten konnte, was freilich angesichts der im Vergleich zu den sonstigen bürgerlichen Hausdiensten deutlich erhöhten Judendienste auch von großem wirtschaftlichen Vorteil war (59). Palffy zeigte von allem Anfang an seine feste Absicht, die vorerst als Pfand gewonnene Herrschaft Marchegg auf Dauer zu behalten, indem er noch vor 1629 eine Reihe von Wiederherstellungsarbeiten (Schloß, Bräuhaus, Meierhof) einleiten ließ (60). Der Herrscher war damals vordringlich an der völligen Rekatholisierung interessiert, so daß eine Festigung der Palffy'schen Herrschaft ihm durchaus gelegen kam. Deutlich wurde dies dann bei der Übertragung der Herrschaft ins erbliche Eigentum der Familie Palffy, die Ferdinand II. 1630 vornahm. Trotz der ausdrücklichen Mahnung des Herrschers, die Marchegger Bürger bei ihren Rechten ungeschmälert zu belassen, stellte diese Maßnahme letztlich doch einen entscheidenden Einschnitt in der Geschichte der Marchstadt dar, die damit ihren Rang als landesfürstliche Stadt weitgehend verloren hatte (61).
(57) HKA HA M 7/1, fol. 23 f. u. Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 109.
(58) Oben Anm. 18.
(59) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 500' u. 531; zur Judengemeinde vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 49 ff.; zur Situation im 16. Jh. W. MESSING, Beiträge zur Gesch. d. Juden in Wien u. NÖ im 16. Jh., in; Jb. VGStW 1, 1939, S. 16 ff.; Zur Höhe der Dienste s. das Urbar von 1621 (wie Anm. 18).
(60) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 523 ff.
(61) OPLL (wie Anm. 17) S. 13.
Palffy, dessen Familie die Herrschaft bis zur Aufhebung der patrimonialen Rechte im Jahre 1848 innehaben sollte, wirkte zunächst eifrig auf die Vertreibung aller Protestanten, indem schon ab 1627 wieder ein katholischer Geistlicher in der Stadt war, in dem von den Grafen Salm begründeten Kroatendorf Breitensee ein Kirchlein erbaut wurde und ab 1632 eigene Matriken der Stadtpfarre geführt wurden (62). In den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts wurde das hiesige Schloß umgebaut (63). Der nunmehrige repräsentative Sitz des Herrschaftsinhabers war deutliches äußeres Anzeichen für dessen Haltung gegenüber den alten bürgerlichen Freiheiten in der Stadt. Obwohl sich die Bürgerschaft immer wieder mit Nachdruck gegen herrschaftliche Übergriffe zur Wehr setzte und dabei auch wiederholt den Kontakt zum Kaiser beziehungsweise zu den Regierungsstellen suchte (64), änderte dies doch letztlich nichts an dem allmählichen, aber unaufhaltsamen Niedergang der einstigen politischen Stellung der Stadt und ihrer Bürger (65).
(62) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 42 u. 48, HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 477' f. u. das Taufbuch Tom. I der Pfarrkirche sowie das dortige Ingedenk-Buch, S. 2 (beides: Stadtpfarramt M.). – Zur Situation von Breitensee vgl. H. u. E. BIBERSTEINER, „Just in der Ecke dort der March …”; 400 Jahre Gesch. d. Dorfes Breitensee …, Wien o. J. (1979).
(63) FIDLER (wie Anm. 15) S. 184 f.
(64) Vgl. dazu die Urkunde Leopolds I. vom Jahre 1658 u. die 1694 ergangene Aufforderung der NÖ. Regierung u. Kammer an Graf Palffy, die alten landesfürstl. Privilegien d. M.er Bürger zu achten, NÖLA Hs. 521, S. 367 ff. u. 230.
(65) Dazu OPLL (wie Anm. 17) S. 14.
Die Marchstadt wurde auch weiterhin von kriegerischen Geschehnissen heimgesucht, wenngleich sie offensichtlich das Türkenjahr 1683 ohne größere Beschädigungen überstand (66). Der Kaiser hatte sich 1630 die Verfügung über die hiesigen Fortifikationen vorbehalten, so daß am Ende des 17. Jahrhunderts Überlegungen angestellt wurden, wie man die Marchegger Befestigungen ausbauen könnte, ohne daß das Projekt dann realisiert worden wäre (67). Vom Ende des 17. Jahrhunderts (1690) hat sich auch die älteste Aufstellung über die Einwohnerzahl der Stadt erhalten – Marchegg zählte damals insgesamt 470 Einwohner, wovon 362 Bürger, 11 Handwerksgesellen, 32 Inwohner und 65 besoldete Dienstboten waren (68). Die bauliche Situation in der Stadt während dieser Epoche ist uns nicht nur durch verschiedene Ansichten, vor allem die auf dem Titelblatt dieser Mappe des Städteatlas wiedergegebene Ansicht des Georg Matthäus Vischer (1672), sondern insbesondere auch durch einen hochinteressanten Stadtplan vom Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt (69).
(66) OPLL (wie Anm. 10) S. 287 Anm. 16.
(67) OPLL, a. a. O., S. 287 ff.
(68) NÖLA Hs. 521, S. 487 (Liste über Abführung der Kopfsteuer an das Vizedomamt).
(69) OPLL (wie Anm. 10) S. 283 ff. u. Abb. auf S. 285.
Wohl in Verbindung mit neuerlichen Palffy'schen Aktivitäten (Ausbau des Schlosses) (70), die 1735 in der Anlage eines völlig neuen Siedlungsteiles innerhalb der Stadt an der Verbindung zu der die zu Anfang des 18. Jahrhunderts abgekommene Brücke ablösenden Überfuhr (71) gipfelten (Stadtteil „Neustift”) (72), steht sodann ein letztes Aufflammen der Rechtsstreitigkeiten zwischen Stadt und Herrschaft. Die Bürger, die nun auch über ein eigenes, seit 1718 nachweisbares Rathaus verfügten, dessen Lage allerdings nicht zu bestimmen ist (73), gerieten immer wieder, vor allem bei der Frage der Wahl eines neuen Richters, in Konflikt mit der Herrschaft. Im Jahre 1736 amtierte in der Stadt eine eigene Regierungskommission, der es gelang, die Streitigkeiten beizulegen, ohne daß sich die Bürgerschaft freilich de facto durchzusetzen vermochte (74). Zwei Jahre nach diesen Ereignissen ließ die Herrschaft ein Haupturbar und Grundbuch anlegen, das fragmentarisch überliefert ist und uns die wirtschaftliche Entwicklung seit der Mitte des 17. Jahrhunderts dokumentiert (75): Deutlich wird hier das Vordringen der herrschaftlichen Position, wenn etwa die Wagenabgaben – seit dem Mittelalter festes Einkommen der Stadt – ausschließlich für die Herrschaft beansprucht wurden. Die ehemalige Judengemeinde war 1671 angesichts der landesweiten Ausweisung der Juden auch hier aufgelöst worden, die innerstädtischen Mühlen, auch die Windmühle, sowie die Marchbrücke gab es nicht mehr, das Bräuhaus im ehemaligen Kloster produzierte nur mehr wenig.
(70) FIDLER (wie Anm. 15) S. 187 ff. u. BRAUNEIS (wie Anm. 15) S. 80 f.
(71) Zur Überfuhr vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 4, S. 15, 5, S. 13 ff. u. 8, S. 27 ff.; zum Verhältnis zur Brücke s. oben Anm. 49.
(72) NÖLA Rustical-Fassion VUMB 651 (Theresiana) fol. 257'; vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 1, S. 33 f.; OPLL (wie Anm. 17) S. 14 Anm. 88 sowie DERS. (wie Anm. 10) S. 295.
(73) Zum Rathaus vgl. MÜCK, Heft 6, S. 43 ff. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 15.
(74) OPLL, a. a. O., S. 14 f.
(75) NÖLA Herrschaftsakten M. Schachtel 32.
Alles in allem ergibt sich für Marchegg im 18. Jahrhundert ein Gepräge, das kaum mehr mit den Anfängen im Spätmittelalter zu vergleichen ist. Wirtschaftliche Depression und allgemeiner Niedergang charakterisieren das Bild, die Stadt war nur mehr ein Teil der umfassenden Palffy'schen Herrschaftsgebiete. Mehrere Versuche und Projekte zur Verbesserung der March als Schiffahrtsstraße und deren Einbindung in ein überregionales Verkehrskonzept scheiterten in dieser Epoche, ebenso kam es zu keiner Anknüpfung der Stadt an das damals entstehende System von Kommerzialstraßen und Postwegen (76). Trotz dieser alles andere als günstigen Voraussetzungen ist für die Marchegger Entwicklung dieses Zeitraums doch das auffällige Faktum eines beständigen Anwachsens der Häuserzahlen zu konstatieren, was sich freilich angesichts der Ausdehnung der städtischen Befestigungen stets innerhalb derselben niederschlug: Werden in einem Verzeichnis der bewohnten Häuser aus dem Jahre 1629 79 Häuser, 17 öde Häuser und 7 Judenhäuser erwähnt, so nennt der Topographische Landschematismus von 1795 163, der Franziszeische Kataster von 1821/22 176 Häuser (77). Ein reich differenziertes Gewerbeleben belegt für die Mitte des 18. Jahrhunderts die Theresianische Fassion, wobei die Fischer mit sieben Vertretern weit an der Spitze liegen, ansonsten werden nur zwei (Bäcker, Hafner, Lederer, Tischler, Wagner, Weber) oder ein Vertreter eines Gewerbezweiges beziehungsweise Handwerks (Fleischhacker, Seifensieder, Lebzelter, Riemer, Tuchmacher, Schmied, Seiler u. a.) genannt (78). In derselben Epoche (1735) hören wir von der Errichtung einer bürgerlichen Schießstätte für den hiesigen Schützenverein, die sich noch auf dem Franziszeischen Katasterplan an der Außenseite der Stadtmauer unmittelbar südlich des Ungartores nachweisen läßt (79).
(76) Zu den Marchprojekten vgl. HKA HA M 7 Fasz. 1, fol. 42 ff.; zu den Straßen H. REUTTER, Gesch. d. Straßen in das Wiener Becken, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 8, 1909, S. 245 ff.
(77) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 498 ff. u. OPLL (wie Anm. 10) S. 295 Anm. 82.
(78) S. oben Anm. 71.
(79) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 5 u. 7, S. 47 f.
Im Jahre 1782 wurde entsprechend der Grenzlage der Stadt ein eigenes Zollhaus errichtet (an der Stelle des heutigen Bezirksgerichtes), damals wurde hier der sogenannte Dreißigst, eine ungarische Maut, eingehoben (80). 1789 endete mit einer Verfügung, nach der die städtische Gerichtsbarkeit an die Herrschaft übertragen wurde, dann auch de iure die Ära, in der die Marchegger Bürgerschaft ihre Stellung als Einwohner einer landesfürstlichen Stadt hatte behaupten können (81). Zeitlich parallel zu dieser verfassungsrechtlichen Entwicklung wurde in der Stadt der Umbau der Pfarrkirche (82) vorgenommen: Das aus dem späten 13. Jahrhundert stammende Gotteshaus wies – wie aus der Vischer'schen Ansicht von 1672 ersehen werden kann – im Bereich des Langhauses schwere Schäden auf, die aber offensichtlich nicht zu einem Abbruch führten, da der Grundriß auf dem Stadtplan vom Anfang des 18. Jahrhunderts weiterhin die volle Ausdehnung des Baus zeigt (83). Aus dieser Epoche – etwa um 1750 – wissen wir auch vom Bestand zweier Kapellen rechts und links vom Kircheneingang, der 1746 von Graf Palffy errichteten Kapelle S. Maria Loreto und der nicht näher datierbaren Johanneskapelle, die sich wohl außerhalb des Kirchenschiffs auf dem Friedhof befanden (84). Ab 1785 wurde auf Veranlassung der Herrschaft mit dem Abbruch der Langhausteile begonnen und sodann das 1790 fertiggestellte, heutige Langhaus der Pfarrkirche errichtet (85). Schließlich kam es in der Ära Kaiser Josephs II. auch in der Marchstadt zur Vornahme der landesweit angeordneten Verlegung des Friedhofs aus dem verbauten Gebiet, wobei 1786 der bis heute bestehende Friedhof an der östlichen Stadtmauer südlich des Ungartores entstand, der somit – entsprechend der lockeren Verbauung dieser Stadt – innerhalb des eigentlich städtischen Areals verbleiben konnte (86).
(80) MÜCK, Heft 6, S. 15 f u. 30 f.
(81) OPLL (wie Anm. 17) S. 15.
(82) Zur M.er Pfarrkirche vgl. R. K. DONIN, Der Chor d. Pfarrkirche zu M., in: UH N. F. 8, 1935, S. 279 ff. u. W. BRAUNEIS – R. RÖSENER, Die Umgebungen Wiens. Landschaft u. Kunst, 1978, S. 88; keinesfalls trifft die Meinung von MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 22 zu, das Gotteshaus habe bereits vor der Stadtgründung 1268 bestanden.
(83) Vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 291.
(84) Ingedenk-Buch (wie Anm. 62) S. 46 f.; vgl. Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 113 u. MÜCK, Heft 2, S. 23 u. 26.
(85) MÜCK, Heft 2, S. 20 ff.
(86) MÜCK, Heft 2, S. 26 ff.
Der Lage der Stadt an der March und damit an einer alten natürlichen Grenze hatte sich nicht nur in politischer Hisicht häufig ungünstig für die Stadtentwicklung ausgewirkt, aus ihr resultierten auch immer wieder katastrophale Überschwemmungen des Stadtgebietes, die für Marchegg ebenso bedrohlich waren wie mehrere schwere Brände, so vor allem der vom 2. September 1793, dem fast die Hälfte aller Häuser zum Opfer fiel (87). Trotz bewahrter wirtschaftlicher Privilegien, wie etwa der zu Anfang des 19. Jahrhunderts fortbestehenden, in der Zwischenzeit auf vier angewachsenen Jahrmärkte und zweier Wochenmärkte (88), blieb die ökonomische Situation der Stadt weiterhin triste. Einen Umschwung leitete dann erst der Eisenbahnbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, der für die Marchstadt den Anschluß an das wichtige neue Verkehrsmittel und damit zum erstenmal echte neue Wachstumschancen brachte. Allerdings wurde die Eisenbahn dann nach Widerständen sowohl der Palffy'schen Herrschaft als auch der Bürger, die zum einen die Vertreibung des Wildes aus den Auen, zum anderen die vermehrte Militäreinquartierung in der Stadt fürchteten, weitab (3 km) vom städtischen Zentrum im Süden von Marchegg erbaut. Den Anfang machte die 1848 fertiggestellte Linie Gänserndorf – Preßburg, für die 1846/47 die Eisenbahnbrücke über die March als eine der größten Brücken der Monarchie (474 m lang) erbaut worden war. In den sechziger Jahren wurde sodann die südöstliche Staatsbahn Marchegg – Siebenbrunn – Raasdorf – Stadlau gebaut, die in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts wegen des katastrophalen Verkehrsrückganges nach 1918 auf eingeleisigen Betrieb zurückgenommen werden mußte (89).
(87) MÜCK, Heft 7, S. 21 u. 8, S. 12 ff.
(88) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 100 u. 105.
(89) Vgl. REUTTER, Straßen (wie Anm. 76) S. 259 ff. u. insbesonders MÜCK (wie Anm. 2) Heft 5, S. 26 ff.
Der Bahnhof in Marchegg, eine Doppelanlage für Nordbahn und Staatseisenbahn-Gesellschaft, wo schon seit 1848 auch eine Zollstation eingerichtet war (90), bildete den Kristallisationspunkt für das Entstehen eines völlig neuen Ortsteils, von Marchegg-Bahnhof, der freilich seiner Lage wegen nicht als Vorstadt, sondern beinahe als Konkurrenzsiedlung anzusprechen war. Ab den frühen siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier, vereinzelt auch im Gebiet zwischen Stadt und Bahnhof, verschiedene Industriebetriebe (91) an, wodurch die wirtschaftliche Situation am Ort eine grundlegende Veränderung erfuhr. Zwischen 1869, dem Jahr der ersten Volkszählung, und 1900 stieg die Einwohnerzahl um 70% an (92), zweifellos der bedeutendste Industriebetrieb war die hiesige Maschinenfabrik Max Sonnenschein (eröffnet 1899), die bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts Bestand hatte und in deren Direktionsvilla sich heute die Volksschule von Marchegg-Bahnhof befindet (92).
(90) MÜCK, Heft 5, S. 28 ff.
(91) MÜCK, Heft 4, S. 39 ff. (ehemalige Industriebetriebe) u. 50 ff. (derzeit bestehende Betriebe).
(92) Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 234 Nr. 6 f.
(92) Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 234 Nr. 6 f.
Das Ende der grundherrschaftlichen Verwaltung im Jahre 1848 führte zur Beseitigung der Rechtsstellung der Familie Palffy. In der Stadt kam es zur Konstituierung eines eigenen Bezirksgerichtes, das ab 1868 der damals neugebildeten Bezirkshauptmannschaft Großenzersdorf (seit 1897 Floridsdorf, seit 1901 Gänserndorf) unterstellt wurde (93). Die Zunahme der von und in der Stadt wahrgenommenen Funktionen des öffentlichen Lebens brachte im Bereich der Altstadt parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung von und durch Marchegg-Bahnhof eine Reihe von baulichen Aktivitäten, so die Errichtung eines Postamtes im Jahre 1851, den Bau der Schule (1876, seit 1971: Rathaus), des Bezirksgerichtes und Steueramtes 1883/84, schließlich die Errichtung des heutigen Bezirksgerichtes 1906/07 (an der Stelle des alten Zollamtes aus der Zeit Josephs II.) (94).
(93) 50 Jahre politischer Bezirk Gänserndorf. Verwaltung – Geschichte – Volkskunde 1901–1951, o. J., S. 5 ff. u. K. HÜRBE, Die Bezirkshauptmannschaften in NÖ. (Wiss. Schriftenreihe NÖ 3/4, 1974) S. 55 ff.
(94) Vgl. dazu MÜCK (wie Anm. 2) Heft 6, S. 14 ff. und 7, S. 7 ff. – Das M.er Rathaus befand sich bis 1971 auf Hauptplatz 1; dieses Gebäude wurde demoliert, das Rathaus befindet sich jetzt in der 1876 errichteten Schule (Hauptplatz 30 – Angaben des Stadtamtes M.).
Zu Anfang unseres Jahrhunderts war Marchegg eine durchaus aufstrebende Stadt, die seit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters eine enorme Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage erfahren hatte. Von einschneidender, schwerwiegender Bedeutung war dann das Kriegsende im Jahre 1918, das die Stadt von neuem in eine Grenzlage mit all ihren Nachteilen brachte. Noch während des Weltkrieges war der hiesige Bahnhof zu einer Hauptverpflegsstation für die hier durchgeschleusten Truppentransporte nach dem Osten geworden und man hatte sogar mit seinem Ausbau begonnen. Mit Kriegsende kam dann nicht nur der Zugsverkehr weitgehend zum Erliegen, völlig eingestellt wurde schließlich 1929 die alte Überfuhr über die March (95).
(95) MÜCK, Heft 5, S. 34 ff. u. 8, S. 31 f.
In die ersten Jahre der Republik fallen die Anfänge der Arbeiten am Hochwasserschutzdamm an der March. Schon 1886 hatte man per Landesgesetz wichtige gesetzliche Grundlagen dafür geschaffen, 1914 begonnene Arbeiten mußten 1916/18 eingestellt werden. Als Folge einer schweren Überschwemmung der Stadt im Jahre 1923 wurden – zugleich später auch als Mittel gegen die Arbeitslosigkeit – die Arbeiten ab 1927/29 wieder aufgenommen und konnten 1936 in einer Länge von 16 km vollendet werden (96). Bereits 1922 setzte die Stadt erste Initiativen zur stärkeren baulichen Verbindung zwischen den beiden Siedlungsteilen, der ummauerten Altstadt und dem Bereich um den Bahnhof, wobei in dem dazwischenliegenden Abschnitt seitens der Gemeinde und dreier Privater fünf Häuser errichtet wurden und damit der neue Stadtteil „Fünfhaus” entstand (97).
(96) MÜCK, Heft 8, S. 18 ff. u. 50 Jahre polit. Bezirk Gänserndorf (wie Anm. 93) S. 11.
(97) MÜCK, Heft 5, S. 22 u. 7, S. 13 f. (Standort der ab 1964 errichteten, 1968 eröffneten Hauptschule).
In die Zeit der Weltwirtschaftskrise um 1930 fällt mit der Auflösung der seit 1899 bestandenen Maschinenfabrik ein schwerer Rückschlag für die wirtschaftliche Situation von Marchegg. Seit dieser Zeit ist es (auch nach 1945) kaum mehr zur Ansiedlung neuer größerer Betriebe in der Marchstadt gekommen (98). Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Phase des Wiederaufbaus um 1955 wieder abgeschlossen. Trotz der Ansiedlung von Zuzüglern aus dem Banat im Bereich der im äußersten Süden des Stadtgebietes gelegenen Siedlung „Heimatland” nach 1950 konnte nach 1945 die rückläufige Entwicklung der Bevölkerungszahlen nicht mehr gebremst werden. Eine Besserung im statistischen Sinne ergab sich mit der Eingemeindung von Breitensee im Jahre 1971 (99). Heute (Volkszählung von 1981) zählt Marchegg 2.641 Einwohner.
(98) Zur Maschinenfabrik s. oben Anm. 91. – Eine Ausnahme stellt die 1960 gegründete Kleiderfabrik Fritsche dar, die seit Ende 1963 im Stadtteil Fünfhaus produziert (ab 1982 „Becoma, Bekleidungserzeugung Ges. m.b.H.”), vgl. MÜCK, Heft 4, S. 52 u. Angaben des Stadtamtes M. – Zum Kriegsende in M. vgl. jetzt F. MÜLLER, Die Besetzung des Bezirkes Gänserndorf durch die Rote Armee im April 1945, in: UH 55, 1984, S. 214 ff.
(99) Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 233 Nr. 5d, 234 Nr. 6f u. 237 Nr. 14e.
Die Grenzlage der Marchstadt in Verbindung mit dem Verschwinden größerer Industrie- und Gewerbebetriebe aus ihrem Wirtschaftsgefüge, hat die Situation am Ort recht schwierig werden lassen. Neue Möglichkeiten zeichnen sich auf dem Gebiet des Fremden- und Ausflugsverkehrs von Wien her ab. Wesentliche Grundlagen dafür schuf die Stadt selbst, indem sie 1953 von den Palffy'schen Erben das hiesige Schloß erwarb und in seinen Räumen 1959 das dem Niederösterreichischen Landesmuseum angeschlossene Jagdmuseum eröffnete (100). Im Jahre 1970 hat der World Wildlife Fund in den Marchauen zwischen Marchegg und Zwerndorf ein Naturschutzreservat eingerichtet (101). Die Straßenverkehrsverbindungen in die und in der Marchstadt wurden vor allem in den sechziger Jahren sowie durch die Erbauung der Donaubrücke bei Hainburg (1972) verbessert, die eindrucksvollen Reste der mittelalterlichen Stadtmauer werden seitens der Stadt als eine ihrer Hauptattraktionen instandgehalten (102). Die moderne Regionalplanung sieht im Wirtschaftszweig des Fremdenverkehrs gute Entwicklungschancen für die Zukunft (103).
(100) MÜCK, Heft 2, S. 17 ff.
(101) BRAUNEIS – RÖSENER (wie Anm. 82) S. 89.
(102) Zu den Straßenbauten MÜCK, Heft 5, S. 24 f.; zur Erhaltung der Stadtmauern DERS., Die Stadtmauern in M. vor dem Verfalle, in: UH 22,1951, S. 20 f. u. DERS., Heft 5, S. 24. – Am 14. Dezember 1972 wurde die Donaubrücke bei Hainburg eröffnet (Angabe der Brückenbauabteilung d. NÖ. Landesregierung), womit die Zufahrtsmöglichkeiten nach M. entscheidend verbessert wurden.
(103) Zu den Fragen der Regionalplanung vgl. G. HOLZMANN, Die Verstädterung d. Marchfeldes, 1959, bes. S. 40 ff., Vorschläge zu einem Raumordnungsplan Marchfeld. (Inst. f. Raumplanung. Verö ff. Nr. 5, 1958) sowie Planungsregion Wien – Umland. Planungsraum Gänserndorf. (Regionalplanung in NÖ. Regionaler Struktur- u. Entwicklungsplan, o. J./1979).
Ferdinand Opll
Anmerkungen
(1) F. GOLDMANN – E. MÜCK, in: Österr. Städtebuch IV/2: Niederösterreich H-P, 1976, S. 231 Nr. 2a.
(2) Zu den Ergebnissen der Archäologie in M. vgl. Atlas von Niederösterreich (und Wien), hg. von der Komm. f. Raumforsch. u. Wiederaufbau d. Österr. Akad. d. Wiss. u. vom Verein f. Landeskunde v. NÖ, redig. v. E. ARNBERGER, 1951–58, Karten Nr. 30, 31, 32, 33 u. 35; E. BENINGER, Ein german. Brandgrab in M. in Niederösterreich, in: Mannus. Zs. f. Vorgesch. 24, 1932, S. 173 ff.; R. PITTIONI – J. WENINGER, Zwei gotische Gräber aus M., Lkr. Gänserndorf, Niederdonau. (Niederdonau. Natur u. Kultur Heft 29, 1944) S. 3 ff. und MÜCK, Die Geschichte von M. Heft 1, o. J., S. 8 ff.
(3) Zur Bernsteinstraße vgl. besonders P. CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter. (= Diss. d. Univ. Wien 33, 1969) S. 137; zur Fundsituation im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung vgl. Germanen – Awaren – Slawen in NÖ. Das erste Jahrtausend nach Christus. (Ausstellungskatalog d. NÖ. Landesmuseums, 1977).
(4) Obwohl das Großmährische Reich eindeutig auch in das nordöstl. Niederösterreich ausgriff, ist für den engeren M.er Bereich keine Klarheit zu gewinnen, vgl. B. DOSTÁL, Das Vordringen d. großmähr, materiellen Kultur in die Nachbarländer, in: Magna Moravia. Opera universitatis Purkynianae Brunensis. Facultas philosophica 102, Praha 1965, S. 361 ff. sowie die Beiträge von F. GRAUS, J. POULÍK und P. RATKOŠ in: Das Großmährische Reich. Tagung d. wiss. Konferenz d. Archäolog. lnst. d. Tschechoslowakei. Akad. d. Wiss. Brno – Nitra 1. – 4. X. 1963, Praha 1966.
(5) F. BAUMHACKL, Beiträge zur Besiedlungsgesch. d. Marchfeldes, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 11, 1912, S. 1 ff.; K. BEDNAR, Zur ältesten Besitzgesch. d. Neumarkgebietes, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 21/2, 1928, S. 49 ff.; DERS., Das Schenkungsgut der ersten Königsschenkung für den Markgrafen Siegfried vom 7. März 1045, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 22, 1929, S. 402 ff.; E. JUNKER, Der niederösterr. Besitz des Hochstiftes Regensburg. Ungedr. phil. Diss., Wien 1954; CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita.”, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 42, 1976, S. 38 ff. und F. HAUSMANN, Siegfried, Markgraf der „Ungarnmark” und die Anfänge der Spanheimer in Kärnten und im Rheinland, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 43, 1977, bes. S. 143 ff.
(6) Vor allem läßt sich das Lehensbekenntnis Herzog Friedrichs II. von 1241 (Passauer Lehen der Babenberger) hier nicht heranziehen, da es sich dabei um eine Fälschung handelt; gegen BAUMHACKL, Beiträge, S. 21 vgl. Urkundenbuch zur Gesch. d. Babenberger in Österr. Bd. II, bearb. v. H. FICHTENAU u. E. ZÖLLNER. (Publl. d. lnst. f. österr. Geschichtsforsch. 3. Reihe, 1955) S. 225 Nr. 382.
(7) Zu Weikendorf vgl. I. F. KEIBLINGER, Gesch. d. Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen u. Umgebungen. II/2, 1869, S. 150 ff. u. H. FEIGL, Zur Entstehung d. Pfarrnetzes in Österr. unter der Enns im Zeitalter d. Babenberger, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 42, 1976, S. 58 f.
(8) FEIGL, a. a. O., S. 58 u. Die landesfürstl. Urbare Nieder- u. Oberösterreichs aus dem 13. u. 14. Jh., hg. v. A. DOPSCH. (Österr. Urbare I/1, 1904) S. 6 Nr. 13.
(9) Dieses Phänomen als wesentlichen Faktor innerhalb des Wüstungsgeschehens streicht FEIGL im Vorwort des Bandes Mittelalterl. Wüstungen in Niederösterreich. (Studien u. Forsch. aus dem NÖ. Inst. f. Landeskunde Bd. 6, 1983) S. V heraus; zur Siedlungsverlegung im allgemeinen vgl. H. FISCHER, Die Siedlungsverlegung im Zeitalter der Stadtbildung. (Wiener rechtsgeschichtl. Arbeiten Bd. I, 1952).
(10) H. MARGL, Zur Methodik d. Wüstungsortung, in: Mittelalterl. Wüstungen in NÖ (wie vorige Anm.) S. 84 Abb. 3 u. S. 85 Abb. 4; vgl. auch F. OPLL, Zur baulich-räumlichen Entwicklung v. M., in: UH 54, 1983, S. 283 Anm. 2.
(11) MG. SS IX, 1851, S. 703, 724 u. 728; die Urkunde bei F. EHEIM, Die Urkunden d. Johanniterkommende Mailberg. Ungedr. Behelf Nr. 11 A. im NÖLA, 1958/59, S. 25 Nr. 39 sowie MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 36 f.
(12) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 25 f., A. KUSTERNIG, Probleme um die Kämpfe zwischen Rudolf u. Ottokar u. die Schlacht bei Dürnkrut u. Jedenspeigen am 26. August 1278, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 44/45, 1978/79, S. 243 u. M. WELTIN, Landesherr u. Landesherren. Zur Herrschaft Ottokars II. Przemysl in Österreich, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 44/45, 1978/79, S. 191 f.
(13) Zur M.er Mauer vgl. K. LIND, Mittelalterl. Städtebefestigungen III, in: Mitth. d. k. k. Central-Comm. zur Erforsch. u. Erhalt. d. Kunst- u. histor. Denkmale N. F. 3, 1877, S. LXXII ff.; A. DACHLER, Befestigung mittelalterl. Städte u. Märkte in Niederösterreich mit Ausnahme d. Stadt Wien, in: BMAV Wien 49, 1916, S. 44 f.; MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 4 ff. u. OPLL (wie Anm. 10) S. 284 ff.
(14) Zur Pfarrgesch. vgl. H. WOLF, Erläuterungen zum Histor. Atlas d. österr. Alpenländer II/6, 1955, S. 329 u. 331 sowie Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 237 f. Nr. 15a.
(15) Zum Schloß vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 10 ff.; zur späteren Entwicklung P. FIDLER, Zur Baugesch. d. Schlosses M. …, in: UH 49, 1978, S. 183 ff. u. W. BRAUNEIS, Die Schlösser im Marchfeld, 1981, S. 78 ff. u. 117.
(16) Erwähnungen des Stiftshofes in Urkunden Rudolfs von Habsburg und seines Sohnes Albrecht von 1276 und 1286, FRA II/11, 1856, S. 205 Nr. 223 u. 252 Nr. 279; vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 291 mit Anm. 53.
(17) Zum Kloster vgl. F. RENNHOFER, Augustinerklöster in Österreich, in: Augustiniana 6, Louvain 1956, S. 522 f.; OPLL, Stadt und Herrschaft. Eine Fallstudie zur niederösterr. Verfassungsgesch. am Beispiel d. Stadt M., in: UH 54, 1983, S. 10 mit Anm. 51 u. DERS. (wie Anm. 10) S. 291 mit Anm. 54 (zum Patrozinium und zur Lage).
(18) Österr. Staatsarchiv, Hofkammerarchiv (künftig: HKA): Sammlung von Büchern u. Handschriften d. niederösterr. Vizedomamtes Nr. 1023 u. 1024.
(19) Gegen die ältere Auffassung von F. TIMME, Der Stadtplan von M., in: UH N. F. 15, 1942, S. 3 ff; vgl. jetzt OPLL (wie Anm. 10) S. 283 ff.
(20) Dazu besonders KUSTERNIG, Probleme (wie Anm. 12) S. 256 ff. – Nicht restlos aufzuklären ist die Frage, ob die nur fragmentarisch überlieferte Urkunde Rudolfs I. für den „plebanus” u. die Kirche von M. auf echter Grundlage beruht, vgl. KUSTERNIG, a. a. O. S. 259 Anm. 191 u. OPLL (wie Anm. 10) S. 290 f. Anm. 49.
(21) Zum Landgericht vgl. A. GRUND – K. GIANNONI, Erläuterungen zum Histor. Atlas d. österr. Alpenländer I/2, 1910, S. 183 f.; zu den übrigen zentralörtlichen Funktionen OPLL (wie Anm. 17) S. 6 f. mit Anm. 27.
(22) Neben den bereits genannten Urbaren (Anm. 18) sind hier die im HKA verwahrten NÖ. Herrschaftsakten M 7 (künftig: HKA HA M 7) und der Stadtrechtskodex von 1591, NÖLA Hs. 521, zu erwähnen, vgl. dazu OPLL (wie Anm. 17) S. 4 mit Anm. 7.
(23) Dazu F. BALTZAREK, Ein gefälschtes babenberg. Stadtprivileg für M., in: MIÖG 79, 1971, S. 435 ff.; WELTIN, Die „Laaer Briefsammlung”. (Verö ff. d. Inst. f. österr. Geschichtsforsch. 21, 1975) S. 81 f.; sowie OPLL (wie Anm. 17) S. 5; vgl. auch K. GUTKAS, Die mittelalterl. Stadtrechte Niederösterreichs, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforsch. (Verö ff. d. Kulturamtes d. Stadt St. Pölten Heft 2, 1959) S. 69 f.
(24) Überlieferung: NÖLA Hs. 521, S. 147 f. (Ende auf S. 153) sowie S. 163–166 (Insert in Urkunde König Ladislaus' von 1453) sowie HKA HA M 7/B Fasz. 3, fol. 3 ff.
(25) OPLL (wie Anm. 17) S. 5 Anm. 13.
(26) Vgl. dazu J. KEJŘ, Die Anfänge der Stadtverfass. u. des Stadtrechts in den Böhm. Ländern, in: VuF 18, 1975, S. 459.
(27) Vgl. WELTIN, „Laaer Briefsammlung”, S. 77 f.
(28) Im Überblick vgl. die Angaben bei OPLL (wie Anm. 10) S. 287 Anm. 16.
(29) A. LHOTSKY, Gesch. Österreichs seit der Mitte des 13. Jhs. (Österr. Akad. d. Wiss. Veröff. d. Komm. f. Gesch. Österreichs 1, 1967) S. 302 f.
(30) NÖLA Hs. 521, S. 153–155; vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 6 Anm. 21.
(31) HKA HA M 7/1, fol. 34 ff. und Topographie von NÖ. Bd. 6, 1909, S. 106 ff.
(32) NÖLA Hs. 521, S. 155 f., HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 5; vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 6.
(33) H. KNITTLER; Städte u. Märkte. (Herrschaftsstruktur u. Ständebildung Bd. 2. = Sozial- u. wirtschaftshistor. Studien, 1973) S. 19 f. u. 39 f. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 6 u. 8.
(34) NÖLA Hs. 521, S. 156 (Schluß auf S. 151 !) u. 151 sowie HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 6' u. 10.
(35) Zu den landesfürstl. Einkünften aus M. vgl. DOPSCH, Urbare (wie Anm. 8) S. 233 u. WELTIN, „Laaer Briefsammlung”, S. 78; Förderung des Zuzuges nach M. auch durch Herzog Wilhelm (1405), NÖLA Hs. 521, S. 157 f.
(36) L. MOSES, Die Juden in NÖ, 1935, S. 138 f. – Die spätmittelalterlichen Wohnplätze d. Juden in M. sind nicht zu lokalisieren.
(37) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 17 f. u. S. PETRIN, Der österr. Hussitenkrieg 1420–1434. (Militärhistor. Schriftenreihe Heft 44, 1982) S. 12.
(38) Beide Diplome NÖLA Hs. 521, S. 162 ff. u. 169 f.; sowie HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 13 u. 14 ff.
(39) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 106 f.
(40) Dazu PETRIN, Die Auflösung d. niederösterr. Vizedomamtes, in: NOLA. Mitt. aus dem Niederösterr. Landesarchiv 1, 1977, S. 25.
(41) Wie oben Anm. 18, vgl. auch bei Anm. 21.
(42) Zur Neuansiedlung von Juden vgl. MOSES (wie Anm. 36) S. 138, DERS., Synagogenbauten u. deren Reste in NÖ, in: UH N. F. 5, 1932, S. 305 f. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 7 Anm. 32.
(43) Vgl. dazu J. NEWALD, Niclas Graf zu Salm, in: BMAVWien 18, 1879, S. 15 ff. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 8.
(44) NEWALD, a. a. O., S. 69 f. u. 101 ff.; sowie Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 107.
(45) E. BERNLEITHNER, Das Türkenjahr 1529 u. die Marchfeld-Kroaten, in: UH 20,1949, S. 3.
(46) OPLL (wie Anm. 10) S. 293 f.
(47) OPLL (wie Anm. 17) S. 9 f. u. DERS: (wie Anm. 10) S. 293 f.
(48) HKA HA M 7/1, fol. 14' u. 17'.
(49) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 5, S. 14 u. 8, S. 27 möchte aus der Angabe des Urbars von 1499 (wie Anm. 18) über die Ertragslosigkeit der Maut u. Urfahr zu Wagratz erschließen, daß damals eine Brücke näher der Stadt errichtet worden sei. Abgesehen davon, daß dies sicherlich im Urbar an hervorragender Stelle vermerkt worden wäre, spricht der histor. Zusammenhang doch für die Salm'sche Epoche um 1550/60, vgl. OPLL (wie Anm. 17) S. 11; MÜCK, Heft 2, S. 41 u. 8, S. 29 schließt aus dem alten Standort der Johannessäule (heute: Hauptplatz) bei der Überfuhr (Überfuhrgasse) auf die Lage der Brücke daselbst, doch sprechen die oben (Anm. 46) erwähnte Ansiedlung von Schwaben u. auch der Name des „Ungar”tores doch eher für diesen Bereich, vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 294 Anm. 70. – Aus dem Plan „Grundtriss über dem March Strohm” von 1691 (Orig. in Privatbesitz, Kopie im WStLA) ergibt sich, daß die Brücke damals nicht mehr bestand.
(50) OPLL (wie Anm. 17) S. 10 f.
(51) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 112; MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 42.
(52) S. die Darstellung auf der Wachstumsphasenkarte sowie – zur Begründung – OPLL (wie Anm. 10) S. 294.
(53) Topographie von NÖ. Bd. 6 S. 109.
(54) HKA HA M 7B/Fasz. 3, fol. 81 u. NÖLA Hs. 521.
(55) MUCK (wie Anm. 2) Heft 4, S. 5 ff.; Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 234 f. Nr. 8a.
(56) NÖLA Hs. 521, S. 186 ff.; vgl. die Bestätigung durch Ferdinand II. im Jahre 1621, ebda., S. 189 ff.
(57) HKA HA M 7/1, fol. 23 f. u. Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 109.
(58) Oben Anm. 18.
(59) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 500' u. 531; zur Judengemeinde vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 49 ff.; zur Situation im 16. Jh. W. MESSING, Beiträge zur Gesch. d. Juden in Wien u. NÖ im 16. Jh., in; Jb. VGStW 1, 1939, S. 16 ff.; Zur Höhe der Dienste s. das Urbar von 1621 (wie Anm. 18).
(60) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 523 ff.
(61) OPLL (wie Anm. 17) S. 13.
(62) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 3, S. 42 u. 48, HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 477' f. u. das Taufbuch Tom. I der Pfarrkirche sowie das dortige Ingedenk-Buch, S. 2 (beides: Stadtpfarramt M.). – Zur Situation von Breitensee vgl. H. u. E. BIBERSTEINER, „Just in der Ecke dort der March …”; 400 Jahre Gesch. d. Dorfes Breitensee …, Wien o. J. (1979).
(63) FIDLER (wie Anm. 15) S. 184 f.
(64) Vgl. dazu die Urkunde Leopolds I. vom Jahre 1658 u. die 1694 ergangene Aufforderung der NÖ. Regierung u. Kammer an Graf Palffy, die alten landesfürstl. Privilegien d. M.er Bürger zu achten, NÖLA Hs. 521, S. 367 ff. u. 230.
(65) Dazu OPLL (wie Anm. 17) S. 14.
(66) OPLL (wie Anm. 10) S. 287 Anm. 16.
(67) OPLL, a. a. O., S. 287 ff.
(68) NÖLA Hs. 521, S. 487 (Liste über Abführung der Kopfsteuer an das Vizedomamt).
(69) OPLL (wie Anm. 10) S. 283 ff. u. Abb. auf S. 285.
(70) FIDLER (wie Anm. 15) S. 187 ff. u. BRAUNEIS (wie Anm. 15) S. 80 f.
(71) Zur Überfuhr vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 4, S. 15, 5, S. 13 ff. u. 8, S. 27 ff.; zum Verhältnis zur Brücke s. oben Anm. 49.
(72) NÖLA Rustical-Fassion VUMB 651 (Theresiana) fol. 257'; vgl. MÜCK (wie Anm. 2) Heft 1, S. 33 f.; OPLL (wie Anm. 17) S. 14 Anm. 88 sowie DERS. (wie Anm. 10) S. 295.
(73) Zum Rathaus vgl. MÜCK, Heft 6, S. 43 ff. u. OPLL (wie Anm. 17) S. 15.
(74) OPLL, a. a. O., S. 14 f.
(75) NÖLA Herrschaftsakten M. Schachtel 32.
(76) Zu den Marchprojekten vgl. HKA HA M 7 Fasz. 1, fol. 42 ff.; zu den Straßen H. REUTTER, Gesch. d. Straßen in das Wiener Becken, in: Jb. f. LKNÖ N. F. 8, 1909, S. 245 ff.
(77) HKA HA M 7 Fasz. 3, fol. 498 ff. u. OPLL (wie Anm. 10) S. 295 Anm. 82.
(78) S. oben Anm. 71.
(79) MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 5 u. 7, S. 47 f.
(80) MÜCK, Heft 6, S. 15 f u. 30 f.
(81) OPLL (wie Anm. 17) S. 15.
(82) Zur M.er Pfarrkirche vgl. R. K. DONIN, Der Chor d. Pfarrkirche zu M., in: UH N. F. 8, 1935, S. 279 ff. u. W. BRAUNEIS – R. RÖSENER, Die Umgebungen Wiens. Landschaft u. Kunst, 1978, S. 88; keinesfalls trifft die Meinung von MÜCK (wie Anm. 2) Heft 2, S. 22 zu, das Gotteshaus habe bereits vor der Stadtgründung 1268 bestanden.
(83) Vgl. OPLL (wie Anm. 10) S. 291.
(84) Ingedenk-Buch (wie Anm. 62) S. 46 f.; vgl. Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 113 u. MÜCK, Heft 2, S. 23 u. 26.
(85) MÜCK, Heft 2, S. 20 ff.
(86) MÜCK, Heft 2, S. 26 ff.
(87) MÜCK, Heft 7, S. 21 u. 8, S. 12 ff.
(88) Topographie von NÖ. Bd. 6, S. 100 u. 105.
(89) Vgl. REUTTER, Straßen (wie Anm. 76) S. 259 ff. u. insbesonders MÜCK (wie Anm. 2) Heft 5, S. 26 ff.
(90) MÜCK, Heft 5, S. 28 ff.
(91) MÜCK, Heft 4, S. 39 ff. (ehemalige Industriebetriebe) u. 50 ff. (derzeit bestehende Betriebe).
(92) Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 234 Nr. 6 f.
(93) 50 Jahre politischer Bezirk Gänserndorf. Verwaltung – Geschichte – Volkskunde 1901–1951, o. J., S. 5 ff. u. K. HÜRBE, Die Bezirkshauptmannschaften in NÖ. (Wiss. Schriftenreihe NÖ 3/4, 1974) S. 55 ff.
(94) Vgl. dazu MÜCK (wie Anm. 2) Heft 6, S. 14 ff. und 7, S. 7 ff. – Das M.er Rathaus befand sich bis 1971 auf Hauptplatz 1; dieses Gebäude wurde demoliert, das Rathaus befindet sich jetzt in der 1876 errichteten Schule (Hauptplatz 30 – Angaben des Stadtamtes M.).
(95) MÜCK, Heft 5, S. 34 ff. u. 8, S. 31 f.
(96) MÜCK, Heft 8, S. 18 ff. u. 50 Jahre polit. Bezirk Gänserndorf (wie Anm. 93) S. 11.
(97) MÜCK, Heft 5, S. 22 u. 7, S. 13 f. (Standort der ab 1964 errichteten, 1968 eröffneten Hauptschule).
(98) Zur Maschinenfabrik s. oben Anm. 91. – Eine Ausnahme stellt die 1960 gegründete Kleiderfabrik Fritsche dar, die seit Ende 1963 im Stadtteil Fünfhaus produziert (ab 1982 „Becoma, Bekleidungserzeugung Ges. m.b.H.”), vgl. MÜCK, Heft 4, S. 52 u. Angaben des Stadtamtes M. – Zum Kriegsende in M. vgl. jetzt F. MÜLLER, Die Besetzung des Bezirkes Gänserndorf durch die Rote Armee im April 1945, in: UH 55, 1984, S. 214 ff.
(99) Österr. Städtebuch (wie Anm. 1) S. 233 Nr. 5d, 234 Nr. 6f u. 237 Nr. 14e.
(100) MÜCK, Heft 2, S. 17 ff.
(101) BRAUNEIS – RÖSENER (wie Anm. 82) S. 89.
(102) Zu den Straßenbauten MÜCK, Heft 5, S. 24 f.; zur Erhaltung der Stadtmauern DERS., Die Stadtmauern in M. vor dem Verfalle, in: UH 22,1951, S. 20 f. u. DERS., Heft 5, S. 24. – Am 14. Dezember 1972 wurde die Donaubrücke bei Hainburg eröffnet (Angabe der Brückenbauabteilung d. NÖ. Landesregierung), womit die Zufahrtsmöglichkeiten nach M. entscheidend verbessert wurden.
(103) Zu den Fragen der Regionalplanung vgl. G. HOLZMANN, Die Verstädterung d. Marchfeldes, 1959, bes. S. 40 ff., Vorschläge zu einem Raumordnungsplan Marchfeld. (Inst. f. Raumplanung. Verö ff. Nr. 5, 1958) sowie Planungsregion Wien – Umland. Planungsraum Gänserndorf. (Regionalplanung in NÖ. Regionaler Struktur- u. Entwicklungsplan, o. J./1979).

 

 

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