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Die Stadt St. Veit liegt in 475 m Seehöhe auf einem vom Mühlbach ins Glantal angetragenen Schwemmkegel, der sanft gegen Süden abfällt (14°22' östliche geographische Länge und 46°46' nördliche Breite). Sie wurde an einer verkehrsgeographisch überaus günstigen Stelle, wo sich der „schräge Durchgang” vom Donauraum über Villach nach Italien mit anderen alpinen Verkehrswegen kreuzte, angelegt. Vom Nordwesten treffen hier minder wichtige Übergänge über den Zammelsberg und die Wimitz, über Pisweg und Gunzenberg über Kraig zusammen, und hier zweigen auch Straßen nach Klagenfurt und nach Völkermarkt ab. Erstere verlief zunächst wohl hauptsächlich über die „steinerne Brücke” nach Hörzendorf und Karnburg; erst seit der Neuzeit dürfte die Straße durch das teilweise sumpfige Zollfeld an Bedeutung gewonnen haben und durch die verkehrspolitischen Maßnahmen Kaiser Karls VI. im Laufe des ersten Drittels des 18. Jahrhunderts zur überragenden Kommerzialstraße geworden sein. Der Verkehrsweg über Brückl nach Völkermarkt ist seit dem 15. Jahrhundert für den Eisenhandel St. Veits entscheidend geworden. (1)
(1) Zu den naturräumlichen und verkehrsgeographischen Voraussetzungen vgl. HERBERT PASCHINGER, Kärnten. Eine geographische Landeskunde, 1. Teil, Klagenfurt 1976, an verschiedenen Stellen, und 2. Teil, ebd. 1979, besonders 76 ff.
Neben dieser Lage an den alten Fernhandelswegen machte das bereits seit etwa 300 v. Chr. nachgewiesene norische Eisen das Gebiet für das expandierende Römische Reich interessant. Am Magdalensberg (ca. 9 km südöstlich von St. Veit) entstand um 50 v. Chr. ein römisches Handelsemporium, das nach der römischen Landnahme (15 v. Chr.) bzw. Eingliederung ins Römische Reich (bald nach 45 n. Chr.) durch die Provinzhauptstadt Virunum am Ostrand des Zollfeldes abgelöst wurde. Spätestens seit dem 5. Jahrhundert zog sich die romanisierte Bevölkerung aus den Städten im Tal zurück bzw. gründete Höhensiedlungen, dabei wurde auch Virunum verlassen. Die Landnahme der Alpenslawen führte seit dem späten 6. Jahrhundert zu einem Bruch der politisch-gesellschaftlichen Kontinuität. Sie hat in zahlreichen Ortsnamen der Umgebung St. Veits Spuren hinterlassen (z. B. Poganz, (2) Goggerwenig (3) oder Zensweg (4), während die restromanische Bevölkerung in den neuen Ethnien aufging. Das Zollfeld wurde die Kernlandschaft des slawischen Fürstentums Karantanien, wie der Fürstenstein nahe der karolingischen Pfalzkirche von Karnburg etwa 9 km südlich von St. Veit, der bei den Einsetzungszeremonien des Herzogs noch bis ins 15. Jahrhundert eine wichtigen Rolle spielte (gegenwärtig im Klagenfurter Landhaus aufgestellt), die Salzburger Mutter- und Missionskirche Maria Saal am Ostrand des Zollfeldes und der Herzogstuhl dazwischen eindrucksvoll belegen. (5) Bereits im 8. Jahrhundert kam Karantanien unter bairisch-fränkischen Einfluss, bis um 828 nach Aufständen die slawische Oberschicht entmachtet und durch fränkische Gefolgsleute ersetzt wurde, während die bäuerliche Bevölkerung des Kärntner Zentralraumes länger die alpenslawisch-slowenische Sprache beibehielt. (6) Seit der späten Karolingerzeit bestand in Karnburg eine Pfalz, in welcher König Arnulf 888 das Weihnachtsfest feierte und deren Peter- und Paulskirche erhalten geblieben ist.
(2) Heidenberg oder Gegend, wo es von Schlangen wimmelt, EBERHARD KRANZMAYER, Ortsnamenbuch von Kärnten, Klagenfurt 1956 (AVGT 50/51), 36.
(3) Verballhorntes Gegenstück zu Rottenstein, ebd., 84.
(4) Erschlossen als Dorf des Semeha, ebd., 257.
(5) Zusammenfassend bei WILHELM NEUMANN, Der Kärntner Herzogstuhl im Wandel der Geschichte, Neuabdruck in: Bausteine zur Geschichte Kärntens, 2. Aufl. Klagenfurt 1994 (Das Kärntner Landesarchiv XII), 15–23.
(6) Zur politischen Geschichte Kärntens allgemein vgl. CLAUDIA FRÄSS-EHRFELD, Geschichte Kärntens Bd. 1: Das Mittelalter, Klagenfurt 1984.
Wegen des Mangels an verlässlichen Quellen können über die Frühgeschichte des engeren St. Veiter Raumes nur Vermutungen angestellt werden. Die Funde römischer Grabsteine im Bereich der Klagenfurter Straße (in Zweitverwendung?) und zahlreiche zweitverwendete römische Inschriften- und Reliefsteine (z. B. das Rundmedaillon eines Ehepaares an der Fassade des Hauses Hauptplatz Nr. 24, die Porträtbüste eines Mannes auf einer Lunula über dem Portal der Pfarrkirche sowie die Schale des Schüsselbrunnens) sind, da wohl aus Virunum verbracht, kein Beweis für eine kontinuierliche Besiedlung des heutigen Stadtgebietes. (7) Die auffällige Häufung früher urkundlicher Nennungen von Orten im Umkreis der späteren Stadt (z. B. Osterwitz 860, Sorg 954, Pulst 961 und Glandorf 979) und ein in Zweitverwendung eingemauerter karolingischer bzw. agilolfingischer Flechtwerkstein des 8. oder frühen 9. Jahrhunderts (?) am Karner der heutigen Stadtpfarrkirche, (8) welcher erst um 1200 errichtet wurde, sprechen für eine sehr frühe Siedlungsgründung. Dass der Ort um die heutige Pfarrkirche als Kirchsiedlung entstand, ergibt sich schon aus dem Ortsnamen. Welche Bedeutung dabei die (vor-?)romanische Kirche St. Johannes in Erlach (in der Klagenfurter Vorstadt, um 1800 abgetragen) hatte, bleibt bis auf weiteres unklar. Völlig unverbürgt ist eine Gründungssage des Ortes aufgrund einer siegreichen Schlacht gegen die Ungarn im Jahre 901 durch einen Grafen Ratold. (9)
(7) Zu den ur- und frühgeschichtlichen bzw. römerzeitlichen Funden in und um St. Veit vgl. GERNOT PICCOTTINI – ERICH WAPPIS, Archäologischer Atlas von Kärnten, Klagenfurt 1989, 64, Nr. 417.
(8) KURT KARPF, Frühmittelalterliche Flechtwerksteine in Karantanien, Innsbruck 2001 (Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 8), 51.
(9) MARTIN WUTTE, Aus der Geschichte von St. Veit, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten, hg. v. Norbert Rainer, St. Veit a. d. Glan 1927, 54; WILHELM WADL, Stadtgeschichte, in: ANDREAS BESOLD – WILHELM DEUER – HEINZ ELLERSDORFER – KURT GRAFSCHAFTER – WILHELM WADL – ANTON WIESER, St. Veit an der Glan, Klagenfurt 1997, 9.
Die erste urkundliche Nennung fällt ins Jahr 1131, als die Südgrenze des Sprengels der Diözese Gurk medium ville Sancti Viti gezogen wurde. Zu diesem Zeitpunkt haben wir an der Stelle des heutigen Stadtzentrums einen herrschaftlichen Gutshof (villicatio) unbekannten Ausmaßes zu vermuten. (10) Mit dem Übergang der Kärntner Herzogswürde von den Markwartingern (Eppensteinern) an das aus Rheinfranken stammende Geschlecht der Grafen von Spanheim (1122–1269/79) gewann das Gebiet um St. Veit an politischer Bedeutung. Die Spanheimer besaßen im Land nur beschränkte Herrschaftsrechte, die sich auf das Klagenfurter Becken (das aber wie das Zollfeld teilweise versumpft war und erst mit Hilfe der in Viktring 1142 angesiedelten Zisterzienser kolonisiert werden musste) und eben auf die Gegend um St. Veit konzentrierten. 1147 verkaufte Markgraf Engelbert von Spanheim in der Absicht, am Kreuzzug König Konrads III. teilzunehmen, die curia, que ad Sanctum Vitum dicitur cum castellis (den Gutshof samt zugehörigen Burgen) dem Bamberger Bischof Eberhard II. (11) Während in der Forschung lange die Meinung vertreten wurde, dass mit dem dabei verwendeten dispositiven Verb redimere ein Rückkauf Bambergs gemeint sei und demzufolge Bamberg als Gründer von St. Veit anzusehen sei, vertritt W. Wadl neuerdings stichhaltiger die Ansicht, dass St. Veit von Anfang an landesfürstlich war und ein Kauf durch Bamberg, wenn überhaupt, nur kurzzeitig zustande kam bzw. bald darauf rückgängig gemacht oder erfolgreich angefochten wurde. Engelbert gab nämlich seinen Kreuzzugsplan auf, sein Neffe Herzog Heinrich V. empfing den vom Kreuzzug zurückkehrenden König Konrad III. in St. Veit und der Rechtsakt, mit welchem Heinrichs Bruder Herzog Hermann (1161–1181) dem Gurker Bischof Roman 1162 die Burg Hohenwart (bei Velden) verkaufte, fand in der Veitskirche statt. (12) Auch der herzogliche Gerichtstag (placitum coram duce) zu St. Veit im Jahre 1176 ist ein Indiz für ungeschmälerten landesfürstlichen Besitz. Zu diesem Zeitpunkt besaß Bamberg um den prosperierenden Ort und um Feldkirchen nur (mehr) an die 50 Huben, die als entlegener Streubesitz bald danach abgestoßen worden sein dürften. (13)
(10) Monumenta historica ducatus Carinthiae (= MC) Bd. I, hg. v. August Jaksch, Klagenfurt 1896, Nr. 61a (Salzburg 1131 Juli 17), 101; WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 9f.
(11) MC Bd. III, hg. v. August Jaksch, Klagenfurt 1904, Nr. 831.
(12) WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 10f.
(13) MC III, Nr. 1206 (Federaun 1176).
In den beiden letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts verlagerte sich die Hofhaltung der Kärntner Herzöge vom Hauptschloss Freiberg, (14) auf dem 1181 Herzog Hermann gestorben war, in das etwa 3,5 km südlich gelegene St. Veit, das seit 1192 als Aufenthaltsort der Herzogsfamilie entscheidend in den Vordergrund trat: Als dort 1199 die herzoglichen Stallungen (stabulum) sowie die Küche (coquina) genannt wurden, (15) besaß der Ort bereits Marktrechte (forum). (16) Die Nennungen eines Hofkaplans, eines herzoglichen Richters (1151/58) sowie herzoglicher Amtleute und Kämmerer im späten 12. Jahrhundert zeigen den zunehmenden Residenzcharakter des Ortes. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts finden wir bereits die Inhaber der herzoglichen Hofämter als Besitzer der wichtigsten Burgen um St. Veit: auf (Hoch-)Osterwitz die Mundschenken (ab 1209), auf Kraig die Truchsessen (ab 1236) und auf Karlsberg die Marschälle (ab 1245).
(14) HERMANN WIESSNER – GERHARD SEEBACH, Burgen und Schlösser um Wolfsberg, Friesach, St. Veit, 2. erw. Aufl., Wien 1977, 25–27.
(15) MC III, Nr. 1481 (St. Veit, 31. März 1199).
(16) MC I, Nr. 229 (1162 Mai 3 „apud villam sancti Viti in ecclesia”).
Für die Grafen von Görz-Tirol als Kärntner Herzöge (1286–1335) war St. Veit nur mehr zeitweilige Nebenresidenz, doch fand hier 1299 ein großer Hoftag statt, dessen repräsentativer Aufwand dokumentiert ist. (17) Bereits zwischen 1307 und 1311 war St. Veit während des Krieges um die böhmische Krone zwischen König Heinrich von Görz-Tirol und König Albrecht kurzzeitiger Pfandbesitz der Habsburger gewesen. Mit der dauernden Herrschaft der Habsburger seit 1335 ging zwar die Residenzfunktion endgültig verloren, doch wurden stattdessen die landesfürstlichen Behörden stärker ausgebaut: Neben den wichtigsten Gerichtsstellen des Landes, dem Hoftaiding und der Landschranne, finden wir zu St. Veit den Landrichter, Hofmeister und landesfürstlichen Vizedom (Finanzverwalter), welches Amt meist in der Hand angesehener St. Veiter Bürger war. 1360 und 1374 fanden zu St. Veit Fürstentreffen statt, und Kaiser Friedrich III. weilte mindestens zehnmal in der Stadt, die seit 1450 auch in Urkunden als Hauptstadt bezeichnet wird. (18)
(17) JOSEF RIEDMANN, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1325, Wien 1977 (ÖAW, phil-hist. Kl., Sitzungsberichte 307), 288 ff.
(18) WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 14.
St. Veit erlangte im Laufe des 13. Jahrhunderts schrittweise eine weitgehende Selbstverwaltung: Bereits 1224 wird der Ort erstmals als civitas bezeichnet, doch bleibt die Bezeichnung bis in die Sechzigerjahre des 13. Jahrhunderts schwankend (bis 1263 auch noch forum, 1224 und 1252 civitas und 1268 oppidum genannt). Die ersten zweifelsfreien St. Veiter Bürger Vlricus, Hermannus, Nvzelinus cives de sancto Vito werden am 26. April 1249 erwähnt, im gleichen Jahr noch ein Gerloch cives und 1253 Bertold burgensis. (19)
(19) Alle Bürgernennungen bis 1335 bei ALFRED OGRIS, Die Bürgerschaft in den mittelalterlichen Städten Kärntens bis zum Jahre 1335, Klagenfurt 1974 (Das Kärntner Landesarchiv 4), 130–139.
Die erste Verleihung von Stadtrechten erfolgte wohl unter Herzog Bernhard von Spanheim (1202–1256) vermutlich vor 1224; sie werden von seinem Sohn Ulrich (1256–1269) sowie von Meinhard von Görz (1286–1295) bestätigt. Diese ersten Rechte sind nur in einer undatierten, jedenfalls bald nach dem Tod Herzog Meinhards (1295) verfassten Bittschrift der St. Veiter Bürger an seine Söhne überliefert, in der um Bestätigung der bisherigen Rechte der drei genannten Herzöge ersucht wird. (20)
(20) KARLHEINZ ZECHNER, Die Rechte der Kärntner Städte im Mittelalter und ihr Zusammenhang mit den Stadtrechten außerhalb Kärntens, Diss. München 1937, gedr. Würzburg 1938, 3–32.
Die ältesten erhaltenen St. Veiter Stadtrechte verlieh bezeichnenderweise Herzog Friedrich von Österreich während der habsburgischen Pfandherrschaft am 5. April 1308 als Entschädigung für die zuvor während einer Belagerung erlittenen Schäden. Weitere Stadtrechtsbestätigungen stammen von Herzog Albrecht II. (Graz, 14. September 1338), sowie von den Herzögen Wilhelm (Wien, 19. Jänner 1397), Leopold (Wien, 30. November 1406) und Ernst (Wiener Neustadt, 31. Juli 1411). Und gerade nach dem Verlust der Hauptstadtfunktion im 16. Jahrhundert legte die Stadt weiterhin großen Wert auf die landesfürstlichen Bestätigungen der alten Rechte und Freiheiten. (21)
(21) Leopold I. 1703, Josef I. 1706, Maria Theresia 1747, Josef II. 1784, Franz II. 1794.
Ein erster Stadtrichter (iudex civitatis) wird 1280 genannt, der erste namentlich bekannte war Ulrich der Krebs (1281). Ursprünglich wurde er nach Gutdünken vom Landesfürsten eingesetzt und dabei 1295 bestimmt, dass dieser dafür nur einen St. Veiter Bürger ernennen solle. Eine Wahl durch die Bürgerschaft ist erst seit 1338 anzunehmen, bei welcher Gelegenheit dem Stadtrichter die Gerichtsbarkeit über die herzoglichen Beamten entzogen und diese dem landesfürstlichen Vizedom unterstellt wurden.
In die Kompetenz des Stadtrichters fielen bis 1547 sowohl politische (Gemeinwohl, Sitte und Ordnung etc.) wie auch ökonomische (Güter- und Finanzverwaltung) und gerichtliche Materien (grundherrschaftliches Ortsgericht, aber auch kommunales Zivil- und Strafrecht). Die beiden ersteren Geschäftsbereiche gingen durch landesfürstliche Bewilligung vom 19. Februar 1547 auf den neuzuwählenden Bürgermeister über. Seitdem wurden beide jährlich gewählt und dem Landesvizedom zur Bestätigung präsentiert. St. Veit war damit die erste Kärntner Stadt mit einem Bürgermeister, als deren erster 1548 Hans Köstl aufscheint. (22)
(22) MARTIN WUTTE, Die Richter und Bürgermeister der Stadt St. Veit, in: Carinthia I 120 (1930), 19–24.
Der Stadtrichter besaß lange Zeit nur die niedere Gerichtsbarkeit über den städtischen Burgfried. Das Hoch- oder Blutgericht war zunächst mit dem herzoglichen Hauptschloss Freiberg verbunden, bis Kaiser Friedrich III. am 26. September 1457 der Stadt die Blutgerichtsbarkeit zunächst für sechs Jahre und schließlich am 23. November 1465 auf ewige Zeiten verlieh. Sie wurde in der Folge mehrmals, zuletzt 1790 durch Kaiser Franz II., bestätigt. Die Stadt versuchte ab ca. 1840, sich dieses Rechtes zu entledigen, doch wurde die Zurücklegung der „auf ewige Zeiten übernommenen” Gerichtsbarkeit von staatlicher Seite zurückgewiesen. Das Hochgericht lag außerhalb der Stadt, ist anfänglich im Nordwesten zwischen den Wegen nach Treffelsdorf und Schaumboden zu vermuten („in der Urtl”) und seit dem 17. Jahrhundert am Abhang des Muraunberges oberhalb der Straße nach Klagenfurt zu nachgewiesen. (23)
(23) AUGUST JAKSCH – MARTIN WUTTE, Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1. Die Landgerichtskarle, 4. Kärnten, Krain, Görz und Istrien, Wien 1929, 78–80; ZECHNER, Rechte der Kärntner Städte (wie Anm. 20), 3–32 und 169–174; WALTER WOHLFAHRT, Das Richteramt in St. Veit an der Glan, in: St. Veit kommunal 6 (1999) und 2 (2000).
Zu St. Veit saß auch der herzogliche Landrichter mit vollem Blutbann, dessen Sprengel seit dem 15. Jahrhundert ganz Kärnten umfasste. Er verblieb auch nach dem Ausbau Klagenfurts zur ständischen Residenz und Hauptstadt bis 1774 in St. Veit; desgleichen der Freimann, welcher bei Bedarf ans jeweilige Hochgericht berufen wurde.
Die Ratswahl durch die Bürgerschaft ist zeitlich nicht genauer festzulegen. Erstmals erwähnt werden der „Geschworene Rat” mit zwölf Mitgliedern ebenso wie die „Gmein” (Gesamtheit der Vollbürger) am 17. April 1304. Der Rat hatte über Jahrhunderte sowohl richterliche Funktionen als auch Verwaltungsaufgaben zu erfüllen und war lange in den Händen von wenigen einflussreichen Familien, bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Handwerker eine Öffnung des Rates auch für ihre Vertreter durchsetzten. 1406 ist Heinrich der Loher (Gerber) als erster Handwerker in der Funktion des Stadtrichters überliefert. (24)
(24) MC X, bearb. v. Hermann Wiessner, Klagenfurt 1968, Nr. 1088 (St. Veit, 20. März 1406).
Im 15. Jahrhundert entstanden aus dem Geschworenen Rat mit seinen zwölf Mitgliedern ein Innerer Rat, der unter dem Vorsitz des Stadtrichters die Gerichtsbarkeit in Streitsachen ausübte, und ein Rat der Acht, der als Vertreter der gesamten Bürgergmein bei Verwaltungsaufgaben mitzuwirken hatte. Zur größeren Fluktuation der Räte verfügte König Friedrich IV. am 11. Jänner 1444 nach dem Muster der Wiener Stadtordnung von 1396, dass jedes Jahr zwei aus dem Inneren Rat und zwei aus dem Rat der Achter ausgewechselt werden sollten. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert wurden die Handwerker wieder zunehmend aus dem Inneren Rat gedrängt, der nunmehr aus neun Mitgliedern bestand. An ihre Stelle traten die einfluss- und erfolgreichen Eisengewerken und -händler, während sich die Handwerker mit dem Rat der Acht begnügen mussten.
Für Bürgermeister, Richter und Rat bürgerte sich schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts die Bezeichnung Magistrat ein. Damals wirkten als Funktionäre zwei Ratsmitglieder als Baumeister für die Aufsicht über die Stadtbauten, davon einer als Kassier; sowie vier Viertelmeister. Städtische Dienstnehmer waren der Stadtschreiber (gen. 1290), ein Gerichtsbote, die Fleisch- und Brotbeschauer, Weinprüfer und Satzer (für die Preisreglementierung und deren Überwachung zuständig), der Schulmeister, Untermeister, Stadtmeister, Ratsdiener, Gerichtsdiener, zwei Stadtwächter, ein Turm- und ein Waldwächter.
Ein eigener städtischer Rechtsbezirk wird bereits im Testament Herzog Philipps, des letzten Spanheimers, vom 19. Juli 1279 genannt. Er erstreckte sich vom Wimitzbach bis zum Turm Pogantz (25) und deckte sich weitgehend mit dem 1673 genau beschriebenen Burgfried, der außerhalb der ummauerten Stadt und ihrer Vorstädte noch um 1830 nur wenige Objekte, wie etwa Schloss Weyer, den Ranftlhof, den Köllnhof, die Papiermühle und die Bleiweißfabrik umfasste. (26) Drei fast gleichzeitig im Zuge der maria-theresianischen Rektifikation entstandene Kartenwerke geben einen genauen Überblick über die Siedlungs- und Besitzverhältnisse der Stadt und ihres Pomeriums. (27) Bis ins 18. Jahrhundert fanden zeitweilig Burgfriedsbereitungen zur Kontrolle der Grenzsteine statt, woran noch eigens geschlagene Burgfriedbereitungsmünzen von 1629, 1673, 1699, 1709 und 1720 erinnern. (28) Vermutlich ein Burgfriedstein (?) mit dem Stadtwappen von 1587 ist in der gründerzeitlichen Einfassung der Vitusquelle erhalten geblieben.
(25) MC V, bearb. v. Hermann Wiessner, Klagenfurt 1956, Nr. 392.
(26) Kärntner Gerichtsbeschreibungen, bearb. v. Martin Wutte, Klagenfurt 1912 (AVGT 20/21), 172–178.
(27) Geometrische Karten des Burgfrieds St. Veit der zum Stadtpfarrhof entworfenen zehendmässigen Aekern und Wiesen, 2 Teile, 1747 (Stadtpfarrhof St. Veit); Ichnographischer Grundriß der altlandfirst. Haubt- und Kammerstat St. Veit …, 1749 (Stadtmuseum St. Veit); Special Kart des Burgg Frid St. Veit…, 1750 (Kärntner Landesarchiv [= KLA], Karten und Pläne St. Georgen am Längsee II 36). Alle drei Karten hat Franz Thomas Sartor verfasst. Vgl. dazu KARL GINHART, Alte St. Veiter Stadtpläne, in: Carinthia I 151 (1961), 823–842. Der Verfasser ist sowohl Prof. Heinz Ellersdorfer als auch Walter Wohlfahrt, beide St. Veit, für vielfache Unterstützung sehr zu Dank verpflichtet. W. Wohlfahrt hat eine ganze Reihe von Artikeln zur Geschichte und Topographie von St. Veit in nachfolgenden Medien verfasst, die hier nur summarisch angeführt werden können: Die Kärntner Landsmannschaft (Glantaler Geschichten), Zentrum Kärnten in Wort und Bild (Neuigkeiten aus St. Veit) und St. Veit Kommunal (amtliche Stadtzeitung).
(28) Abgebildet bei GÜNTHER PROBSZT-OHSTORFF, Die St. Veiter Münzstätte in Mittelalter und Neuzeit, Klagenfurt 1981 (Kärntner Museumsschriften 67), Tafel 26.
Die erste Stadtgemeinde von 1849 umfasste ebenfalls nur die alten Jurisdiktionsgrenzen. Erst 1958 erfolgte mit der Einverleibung der Ortsgemeinde St. Donat eine erhebliche Gebietserweiterung, der 1968 eine kleine und 1972 mit der Einverleibung der Gemeinde Hörzendorf eine weitere große folgte. Im Rahmen der Gemeindestrukturverbesserung erhielt St. Veit 1973 auch einen Teil der Gemeinde St. Peter am Bichl zugewiesen und reicht seitdem im Süden bis zum Ulrichsberg, 1986 erfolgte eine kleine Grenzkorrektur im Bereich der Grenze zur Gemeinde St. Georgen am Längsee. (29) Durch die Eingemeindungen kamen zahlreiche Orte mit dörflichem Charakter zur Stadtgemeinde: Arndorf, Baardorf, Baiersdorf, Blintendorf, Gersdorf, Hörzendorf, Karnberg, Laasdorf, Lebmach, Niederdorf, Pflugern, Pörtschach am Berg, Projern, Radweg, Ritzendorf, St. Andrä, St. Donat; ebenso die beim Schloss Tanzenberg in jüngerer Zeit gewachsene Siedlung Affelsdorf.
(29) Landesgesetzblätter 54 (1957); 140 (1967); 98 (1971); 63 (1972) § 32; 33 (1985).
Ein Mautner, zu dessen Amtspflichten auch die Instandhaltung der Mautbrücke (möglicherweise die spätere „steinerne Bruggen”, heute Hörzendorfer Brücke über die Glan) gehörte, wird erstmals 1209 überliefert. Die Maut gehörte neben der Münze zu den wichtigsten landesfürstlichen Einnahmequellen und wurde deshalb oft verpfändet. 1374 gestattete Herzog Albrecht III. den Bürgern nach einem Stadtbrand für zwei Jahre in seinen Herrschaftsgebieten den Handel ohne Maut, im folgenden Jahr wurde die zollfreie Ausfuhr von Vieh, Getreide und anderen Lebensmitteln in das Gebiet des Patriarchen von Aquileja und in die landesfürstlich-habsburgischen Städte gewährt. (30) König Ferdinand befreite 1548 alle zum Eigenbedarf der Bürger in die Stadt gebrachten und nicht wieder ausgeführten Waren von seiner Maut und gewährte der Stadt ausdrücklich die Gerichts- oder Bürgermaut, später Konsummaut genannt. Maria Theresia hat dieses Privileg für inländische, d. h. nicht von fremden Kaufleuten in die Stadt gebrachte Waren erneuert.
(30) MC X, Nr. 787 (Wien, 10. November 1374); ebd., Nr. 799 (St. Veit, 11. Dezember 1375).
Der älteste Jahrmarkt der Stadt, der „Veitsmarkt”, fand am Montag nach dem Kirchweihfest des Stadtpatrons Veit, dem 15. Juni, statt. Überregionale Bedeutung bis zum heutigen Tage erlangte hingegen die Verleihung des Michaeli- oder Wiesenmarktprivilegs mit 14tägiger Freiung am Sonntag des Kirchweihfestes des Klarissenklosters durch Herzog Rudolf IV. am 25. Juni 1362. (31) Der Vieh- und Warenmarkt auf einer Wiese südlich des Klarissenklosters, welche die Stadt im Jahre 1877 dem Stift St. Paul abkaufte, wurde zum Muster eines ähnlichen Marktes in Bleiburg. Das alte, im 19. Jahrhundert erloschene Brauchtum dieses Marktes wurde 1933 wieder eingeführt. (32)
(31) KLA, Vidimus inseriert in einem Vidimus vom 20. November 1493 (MC X, Nr. 604: Haimburg, am 25. Juni 1362).
(32) KARL DINKLAGE, Geschichte des St. Veiter Wiesenmarktes, St. Veit 1962.
Die Verleihung des Eisenniederlagsrechtes durch Erzherzog Wilhelm im Jahre 1399 (33) brachte für die Stadt auf Kosten des nahen salzburgischen Marktes Althofen ein Quasi-Monopol für einen Großteil des Eisenhandels (34) in Kärnten, der seine größte Blüte im 15. und 16. Jahrhundert hatte, als sich Angehörige der Nürnberger Patrizierfamilien Gleismüllner und Kaltenhauser in der Stadt niederließen. (35) Die Metallgusstafel mit dem Sachsenspiegelspruch „Aeins mans red ein halbe red. Man sol sy verhoren bed” von 1468 am Rathaus (mit nicht erhaltenen Gegenstücken in Nürnberg und Frankfurt), die bronzene Brunnenfigur eines Patriziers oder Gewerken („Schüsselbrunnbartele”) aus dem späten 15. Jahrhundert, die Grabplatte des Niklas Gleismüllner in der Stadtpfarrkirche und weitere Denkmäler erinnern nicht nur an die beiden Nürnberger Familien, sondern auch an die damit verbundene Übertragung von künstlerischen Traditionen der reichsfreien fränkischen Handelsstadt. Die Althofener Händler versuchten, dem Stapelplatz von St. Veit über Klagenfurt auszuweichen, was ihnen aber vom Landesfürsten 1407 teilweise und 1511 zur Gänze untersagt wurde. Sie blieben isoliert, zumal auch Völkermarkt seit 1497 ein Eisenniederlagsprivileg besaß. Der Eisenstapelplatz befand sich zunächst vermutlich am weitläufigen Platz vor dem Villacher Tor (10.-Oktober-Platz), später in der Weitensfelder Vorstadt, woran die Flurbezeichnung Eisentratten erinnerte. (36)
(33) MC X, Nr. 1045 (Wiener Neustadt, 12. Dezember 1399).
(34) GERHARD HASLACHER, Die Herzogstadt St. Veit und ihr Eisenhandel, Diss. Graz 1968.
(35) FRITZ SCHNELBÖGL, Nürnberger Familien in St. Veit im 15. Jahrhundert, in: Carinthia I 166 (1976), 179–209.
(36) Die nördlich abzweigende Waagstraße erinnert jedoch an die hier nachweisbare jüngere öffentliche St. Veiter Stadtwaage.
Das Eisenhandelsprivileg förderte auch das städtische Handwerk. Als erste berufsständische-religiöse Bruderschaft wird die der Schuster 1384 erwähnt, welche auch die Lederer mit einschloss und aufgrund einer Trennung von der eigentlichen Zunft sogar die josephinische Normierungswelle überlebte. Die St. Veiter Maurer und Steinmetzen gehörten der 1464 gegründeten Bruderschaft von Maria Saal an, die 1584 nach Klagenfurt übertragen wurde. (37) Eine Fleischverkaufsordnung wurde für St. Veit bereits vor 1444 erlassen und in diesem Jahr von Erzherzog Friedrich bestätigt. Die erste Erwähnung einer Bruderschaft der Schneider fällt ins Jahr 1493, die der Bäcker ins Jahr 1529. Da je ein Bäcker und Müller als Büchsenmeister fungierten, ist anzunehmen, dass damals beide Zünfte schon vereinigt waren. (38)
(37) FRANZ PAGITZ, Zur Geschichte der Kärntner Steinmetzen in der Spätgotik, Klagenfurt 1963 (AVGT 58), passim.
(38) FREYDIS DANZER, Geschichte des Handwerks in St. Veit von den Anfängen bis 1780, Diss. Wien 1965, bes. 37 ff.
Im Juli 1292 wurde St. Veit während des Aufstandes gegen die Grafen von Görz-Tirol durch den Salzburger Vizedom Rudolf von Fohnsdorf und den Grafen Ulrich von Heunburg nächtens eingenommen, die landesfürstliche Burg besetzt und der Herzogssohn Ludwig gefangen genommen. Ludwigs Bruder Otto und beider Gefolgsmann Konrad von Aufenstein eroberten die Stadt zurück und hielten über die Anführer (Konrad von Freiberg, Konrad den Karlsberger und Konrad vor dem Türlin) ein Blutgericht; (39) der Ort ihrer Hinrichtung am Hauptplatz war noch im 19. Jahrhundert grundbücherliches Eigentum der Herrschaft Karlsberg.
(39) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 59f.
1307 belagerten Truppen des Erzbischofs, Ulrichs von Heunburg und Ulrichs von Wallsee im Zuge des Krieges zwischen König Heinrich von Böhmen und König Albrecht aus dem Hause Habsburg die Stadt und erzwangen die Übergabe. Während vier Türkeneinfälle in den Jahren 1473, 1476, 1480 und 1484 nur die Umgebung der Stadt betrafen, schossen ungarische Söldner im Jahre 1480 von einer Anhöhe herab in die Stadt und steckten die Vorstädte in Brand. Die kaiserlichen Söldner, die sechs Jahre später einquartiert wurden, hausten jedoch schlimmer als die Ungarn, gegen die sie die Bevölkerung eigentlich schützen hätten sollen. Im folgenden Jahr wurde die benachbarte Burg Nussberg durch einen Handstreich von Ungarn eingenommen, die sich jedoch nach einmonatiger Belagerung durch Kaiserliche ergeben mussten. (40)
(40) Zu den Türken- und Ungarneinfällen vgl. besonders JAKOB UNREST, Österreichische Chronik, hg. v. Karl Grossmann, Weimar 1957 (MG SS XI), bes. 111 ff.
St. Veit wurde im Mittelalter mehrfach von Bränden heimgesucht (1306, 1365, 1374, 1409, 1480, 1497 und 1517 oder kurz zuvor), über deren Auswirkungen wir aber nur unzureichend Kenntnis haben. Nach dem Brand von 1374 gestattete Herzog Albrecht III. den Bürgern für zwei Jahre den mautfreien Handel in seinen Ländern, damit sie die Stadt „desto paz wieder gepauen mögen”. (41) Auch das Erdbeben von 1348 hat in der Stadt Schäden angerichtet. Und schließlich ist der Erl- bzw. Mühlbach bis zu seiner Verbauung (1910–1912) immer wieder aus den Ufern getreten, während die Glan aufgrund ihres geringen Gefälles periodische Überschwemmungen des Talgrundes (Weyerfeld, Ober- und Niedermoos) mit sich brachte, die erst durch die Regulierung 1891 bis 1897 beseitigt werden konnten, bei welcher Gelegenheit 1.350 ha Gründe entsumpft wurden. Bis 1925 erfolgten glanaufwärts weitere Regulierungen und Trockenlegungen. (42)
(41) Zitiert nach WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
(42) NORBERT RAINER, St. Veit seit 1848, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten (wie Anm. 9), 99.
Die heutige Altstadt von St. Veit (43) wurde seit dem späten 12. bzw. in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch teilweise Überbauung älterer Siedlungsstrukturen planmäßig neu angelegt. Der ummauerte mittelalterliche Stadtbereich bildet ein Rechteck von ca. 200 x 370 m, darin erstrecken sich als Längsachse zwei stark längsrechteckige Plätze (Hauptplatz und Unterer Platz) sowie als Querachse im rechten Winkel die Klagenfurter Straße und die Spitalgasse. Diese Achsen entsprechen den Hauptverkehrsadern (Wien – Venedig [„Schräger Durchgang”] bzw. Weitensfeld – Klagenfurt bzw. Völkermarkt) und waren durch je ein Stadttor abgeschlossen, das nach dem nächstgelegenen kommunalen Zielort seinen Namen erhielt (Klagenfurter, Villacher und Friesacher Tor sowie Weitensfelder oder Mühlbacher Törl). Die Plätze und Straßen wurden um einen architektonisch hervorgehobenen Mittelpunkt (das markante Haus Hauptplatz Nr. 10, das – in Analogie zu ähnlichen Verhältnissen in Klagenfurt und Völkermarkt – als ehemaliges Stadthaus der Herzöge gesehen werden kann) (44) in wehrtechnischer Achsenverschiebung so angeordnet, dass noch heute keine durchgängige Sichtverbindung besteht. Die romanischen Kapitelle und Basen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Zweitverwendung in den Hofarkaden des Hauses Unterer Platz 19 könnten von diesem repräsentativen Zentrum der herzoglichen Hofhaltung stammen.
(43) R. BERGMANN, Die städtische Entwicklung der Stadt St. Veit/Glan, Diss. Wien 1957; K. ULBRICH Städte und Märkte in Kärnten, Wien 1938 (Wiener Geographische Studien 9); ADALBERT KLAAR, Baualtersplan von St. Veit, Wien 1946–1954 (ungedr.). Zu den Kunstdenkmälern vgl. KARL GINHART, Die Bau- und Kunstdenkmäler St. Veits, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten (wie Anm. 9), 9–40; DERS., Die Stadt St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit a. d. Glan 1956; Die Kunstdenkmäler Kärntens, 3. Aufl., Wien 2001 (Dehio-Handbuch), 838–857; sowie ANDREAS BESOLD, Kunstgeschichtlicher Überblick, und HEINZ ELLERSDORFER, Spaziergang durch die Stadt, beide in: St Veit an der Glan (wie Anm. 9), 73–87 und 88–108.
(44) Vgl. dazu etwa WILHELM DEUER, Die Burg zu Völkermarkt, in: 750 Jahre Stadt Völkermarkt, hg. v. Günther Körner, Völkermarkt 2001, bes. 89–91, wo sogar ein „städtebauliches Konzept Herzog Bernhards” angedacht wird.
In der Fachliteratur herrscht keine Einhelligkeit über das zeitliche Verhältnis zwischen Oberem (= Haupt-) und Unterem Platz. Während Ulbrich dem Unteren Platz wegen seiner unregelmäßigeren Gestalt zeitliche Priorität zugesteht, nimmt Ginhart an, er wäre als ehemalige Friesacher Vorstadt erst im 14. Jahrhundert in die Stadt einbezogen worden. (45) Sowohl die Bedeutung St. Veits als Residenzort seit dem späten 12. Jahrhundert als auch das markante Carinthia-Haus in der Mitte des Stadtgrundrisses sprechen zwar für eine gleichzeitige Anlage der beiden Plätze, doch lässt das Fehlen einer voll ausgebildeten Friesacher Vorstadt auch die zweite Möglichkeit offen; (46) und weder die Archäologie noch die Schriftquellen haben bisher eine eindeutige Antwort geben können. Noch 1399 ist vom „Platz” die Rede, womit der Obere (Haupt-)Platz gemeint sein muss; erst ab 1406 werden Niederer (Unterer) und Oberer Platz unterschieden. (47)
(45) ULBRICH, Städte und Märkte (wie Anm. 43), 32; KARL GINHART, Die Stadt St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit a. d. Glan 1956, 4.
(46) KARL DINKLAGE, Kärntner Städtegründungen unter Herzog Bernhard (1202–1256), in: MIÖG 1961, 85 ff.
(47) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
Der (obere) Hauptplatz misst ca. 200 x 30, der untere ca. 60 x 18 m und verringert sich dabei vor dem Friesacher Tor auf die Breite einer Straße. Die beiden Plätze sind im (Nord-)Westen parallel zur Stadtmauer von einer Wirtschaftsstraße eingefasst, im Ostteil (Bereich der ehemaligen Zwölfbotenkirche) ist es nur teilweise zur Ausbildung einer konzentrischen Wirtschaftsgasse gekommen (Botengasse), während der Süden unregelmäßig verbaut wurde. Insgesamt besteht die ummauerte St. Veiter Altstadt neben den beiden Plätzen nur aus sechs Gassen: Fleischbankgasse, später Schulhaus- und Kasern(en)gasse, heute Herzog-Bernhard-Platz; Obermühlbacher Gasse, heute Spitalgasse; Judengasse (1490), heute Bräuhausgasse; Burggasse, Botengasse und Kirchgasse (seit 1559 nachweisbar). (48) Die geostete Pfarrkirche ist diagonal in einen kleinen, annähernd quadratischen Platz südlich der Kreuzung der beiden Stadtachsen eingefügt worden. Bereits 1284 werden in der ältesten überlieferten deutschsprachigen Urkunde Kärntens „Lauben” (Bogengänge unter den straßen- bzw. platzseitigen Fassaden oder offene Erdgeschosshallen in öffentlichen Gebäuden) erwähnt. (49)
(48) Ebd., 69.
(49) MC V, Nr. 574 ( „…uonder der Lauben …”).
Die noch heute wohlerhaltene Stadtmauer wird 1228 erstmals genannt und musste im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts ausgebessert werden. Die für die Bestückung mit Geschützen gedachten runden Ecktürme sind 1531 bis 1534 aus Anlass der Türkenbedrohung aufgeführt worden, wovon der westliche mit einer 1532 datierten Marmortafel erhalten geblieben ist, während die anderen vor 1828 abgetragen wurden. (50) Die Mauer aus Bruchsteinmauerwerk ist noch heute umlaufend 5 bis 7 m hoch, worauf als Bekrönung eine maximal 2 m hohe Brustwehr bestand. An mehreren Stellen der Nord- und Südmauer finden wir noch schmale Senkscharten mit langen Visierschlitzen. Parallel dazu verlief eine nur mehr in geringen Resten vorhandene niedrige Zwingermauer, die vor den Geschütztürmen schalenförmig herumlief und auch an den Längsseiten in gewissen Abständen halbkreisförmige Schalen besaß. (51)
(50) Zwei weitere Tafeln mit den Jahreszahlen 1531 bzw. 1534 sind im Stadtmuseum bzw. verkehrt eingemauert an einem nördlichen Strebepfeiler der Stadtpfarrkirche erhalten geblieben.
(51) Sie ist auf den Stadtplänen von Sartor 1747–1750 (vgl. Anm. 27) und am Kupferstich von Merian 1649 deutlich zu sehen.
Schon seit den Anfängen durchfloss die befestigte Stadt zwischen dem Weitensfelder und Klagenfurter Tor ein vom Mühlbach abzweigender Feuerbach, der Mitte des 18. Jahrhunderts noch ein offenes Gerinne war. Vor dem Weitensfelder Törl weitete er sich zu einem lang gestreckten Auffangbecken und mündete bei der Brücke nahe der Papiermühle in die Glan. Von der Vitusquelle führte außerdem eine Trinkwasserleitung zumindest zum Schüsselbrunnen am Hauptplatz, dessen „überauß lautteres und haelles Wasser” schon Ortelius 1572 lobend hervorhebt; (52) weiters gab es noch insgesamt vier öffentliche Pumpbrunnen. Teilweise versorgten sich die Bürger über Hausbrunnen auch selbst mit Wasser, und noch im späten 19. Jahrhundert gab es in der Stadt ca. 40 private Brunnenstellen, die jedoch nach der Glanregulierung austrockneten. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Stadt zusätzlich durch drei Leitungen aus den Quellgebieten Poganz, Rading und Zensweg mit Wasser versorgt. Im Westen des Hauptplatzes wurde wohl nach dem Stadtbrand von 1676 ein achteckiges Becken errichtet (Florianibrunnen). Es erhielt 1960 eine Bronzefigur Walthers von der Vogelweide, der sich auch am Hof Herzog Bernhards aufgehalten hatte; die ältere Statue eines Veit oder Florian (?) kam in den Hof der Bezirkshauptmannschaft (Hauptplatz 28).
(52) ABRAHAM ORTELIUS, Theatrum orbis terrarum, Antwerpen 1570.
Der 20 bis 25 m breite, 5 bis 8 m tiefe Stadtgraben war zunächst wohl beständig und 1747 zumindest in seiner Südhälfte noch mit Wasser gefüllt, wurde aber aufgrund des Finanzbedarfs der Stadt seit 1790 aufgeschüttet und parzelliert. Vom Norden und Süden her ist er noch gut erkennbar.
Die Stadttore trugen auffallend hohe Türme (bei Merian 1649, Valvasor 1688 und einer Federzeichnung von Friedrich Bernhard Werner 1732 (53) abgebildet), wurden jedoch alle im 19. Jahrhundert abgetragen: das Klagenfurter Tor 1851, das 1284 genannte Weitensfelder Törl (das offenbar keinen Mauerturm trug) 1866, das Friesacher Tor 1869 (in einem Maurerriss von ca. 1834 im Kärntner Landesarchiv überliefert (54)) und das Villacher Tor 1890. Die bei Merian und in den Stadtplänen des 18. Jahrhunderts abgebildeten Barbakanen (halbrunde Vorwerke) vor dem Villacher und Friesacher Tor wurden gleichzeitig wie die Tore abgebrochen, desgleichen die halbrunde Mauerschale vor dem Weitensfelder Tor. Außerhalb der Stadtmauer blieb im nordwestlichen Vorfeld ein Rundturm (heute „Münzturm” genannt) vermutlich aus dem 16. Jahrhundert (?) erhalten, der im Süden gemäß der Abbildung bei Merian 1649 ein Gegenstück hatte, während im Nordosten an entsprechender Stelle ebenfalls in kreisrunder Form die bürgerliche Schießstätte stand.
(53) Original im Landesmuseum Kärnten; vgl. dazu WILHELM DEUER, Friedrich Bernhard Werner, St. Veit an der Glan, Federzeichnung laviert, in: Kärnten-Archiv, Wien 1999, Nr. 2035a.
(54) Ansicht und Plan einer neuen Dachstuhlzimmerung, aquarellierter Plan von Johann Baumgärtl aus: KLA, Stadtarchiv St. Veit F. 91.
Der heutige Orts- und Gemeindename verweist auf eine starke kirchliche Tradition. (55) Nicht beglaubigt ist jedoch die namengebende Kirchengründung infolge eines Sieges über die Ungarn im Jahre 901. 1131 bestimmte der Salzburger Erzbischof Konrad I. als Südgrenze der neu geschaffenen Diözese Gurk die Mitte ville sancti Viti. (56) 1162 wird die ecclesia ausdrücklich genannt, 1194 der sacerdos Lutold als Aussteller einer Urkunde (57) und 1209 der plebanus Gebhardus als Zeuge in der herzoglichen Gefolgschaft. (58) Die Aufwertung zur Pfarre, deren Patronat und Vogtei der Landesfürst innehatte, hängt zweifellos mit dem Ausbau des Ortes zur spanheimischen Residenz und Hofhaltung seit Herzog Hermann (1161–1181) zusammen. Unter Herzog Bernhard erfolgte seit ca. 1200 ein repräsentativer Ausbau der Kirche zur dreischiffigen Pfeilerbasilika mit romanischem Trichterportal (1888 erneuert); 1279 wird erstmals der Pfarrhof bezeugt. Um die Kirche bestand vom 12. bis ins späte 18. Jahrhundert ein Friedhof, in dessen Mitte zwischen dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert ein freistehender romanischer Rundkarner zu Ehren der hl. Katharina errichtet wurde. Er wird erst 1359 anlässlich einer Seelgerätstiftung erstmals genannt; sein Patrozinium wechselte allmählich zum hl. Martin. 1389 wurde die Gottesleichnamsbruderschaft begründet. Für den Chorbau und die Einwölbung der Pfarrkirche erfolgte 1429 eine Stiftung. (59)
(55) Das Kirchenpatrozinium des hl. Veit ist zu allgemein und zu weit verbreitet, als dass damit eine slawische Mission erschlossen werden kann.
(56) MC I, Nr. 61 a (Salzburg 1131 Juli 17).
(57) MC III, Nr. 1435 (1194).
(58) MC IV/1, Nr. 1630 (St. Veit 1209 Juni 26).
(59) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer II. Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 8/2. Ost- und Mittelkärnten nördlich der Drau, Klagenfurt 1958 (AVGT 52), 251 ff.
Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts tritt der Nürnberger Handelsmann und St. Veiter Bürger und Eisenhändler Niklas Gleismüllner als Stifter für die Pfarrkirche in Erscheinung. Auf seine Familie und die ebenfalls aus Nürnberg stammenden Kaltenhauser dürfte der Vierbergelauf, eine ca. 50 km lange Wallfahrt vom Magdalensberg (Inschriftstein des Hans Kaltenhauser von 1471 heute verschollen) über das Zollfeld zum Ulrichsberg, dann über den Glantalboden auf den Veitsberg (Gößeberg) bis zum Lorenziberg nördlich oberhalb von St. Veit, die jährlich am Dreinagelfreitag (das ist der zweite Freitag nach Ostern) abgehalten wird und sich noch heute großen Publikumszustroms erfreut, zurückgehen oder zumindest sehr von ihr gefördert worden sein. (60) 1492 werden zu St. Veit ein Pfarrer, ein Vikar, vier Gesellpriester und ein Kaplan im Bürgerspital genannt, sieben Jahre später im Brunnmeister-Register der Pfarrer sowie die beiden Kapläne des Bürgerspitals und der Gleismüllnerischen Stiftung.
(60) WILHELM WADL, Der Vierbergelauf. Geschichte – Sinngehalt – Ablauf. Kulturdenkmäler entlang des Wallfahrtsweges, Klagenfurt 1995.
Südwestlich vor der Stadtmauer gründeten der Landeshauptmann und landesfürstliche Vertrauensmann Konrad von Aufenstein (†1341) und seine Frau Diemut zwischen 1321 und 1326 ein Klarissenkloster. Zur Grundausstattung gehörten neun Huben; sie wurde bald durch zahlreiche Seelgerätstiftungen des lokalen Adels und Bürgertums vermehrt, deren Töchter hier versorgt wurden. (61) Das Kloster ging bereits in der frühen Reformationszeit ein, wurde 1542 aufgehoben und von König Ferdinand I. in ein Hofspital für Arme umgewidmet. Anlässlich der Klostergründung war den Klarissen auch ein Haus in der Stadt zugewiesen worden, welches zuvor den Minoriten gehört hatte. (62) Welche Funktion das Haus hatte und ob sie eine Klostergründung beabsichtigten, ist ungeklärt.
(61) CHRISTINE TROPPER, Eine neuerworbene Urkunde des Kärntner Landesarchivs aus dem Jahre 1323. Zur Gründung des Klarissenklosters in St. Veit, in: Carinthia I 188 (1998), 313–320.
(62) MC VIII, Nr. 592 (1321 September 2).
Drei mittelalterliche Kirchen sind im 18. Jahrhundert abgekommen: (63) Eine St. Johanneskirche „im Erlach” außerhalb der Stadtmauern beim Klagenfurter Tor, wahrscheinlich 1203, sicher 1228 bezeugt, galt in der lokalen Überlieferung als die älteste Kirche der Stadt, was weniger auf ihre Existenz (schließlich nimmt der Ortsname auf die Veitskirche Bezug!), sondern auf ihre (romanische?) Bausubstanz zurückzuführen sein dürfte. Die Kirche wurde 1263 vom Herzog mit der Pfarre Pulst dem Johanniterorden übergeben. Sie ist um 1800 abgerissen worden, in ihrer unmittelbarer Nähe steht heute die Evangelische Kirche.
(63) GINHART, Bau- und Kunstdenkmäler (wie Anm. 43), 30f. (St. Katharina nahe der Pfarrkirche ist hier fälschlicherweise genannt, da es sich dabei um den heutigen Karner handelt).
1493 wurde an der Westseite des Hauptplatzes beim Villacher Tor die 14-Nothelfer-Kirche errichtet, deren Apsis markant in den Platz ragte. Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammte die Zwölfbotenkirche (Apostelkirche), die sich in der heutigen Botengasse nahe dem Friesacher Tor erstreckte und um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits profaniert bzw. abgetragen war.
Eine Judengemeinde (64) muss in St. Veit unter herzoglichem Schutz an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert entstanden sein, da sich bereits das auf Herzog Bernhard zurückgehende Stadtrecht mit den Juden befasst zu haben scheint. Ihre Erwähnung in den Artikeln 12 bis 15 des St. Veiter Stadtrechtes (aufgezeichnet 1295/97) setzt ihre Anwesenheit in größerer Zahl voraus. Das Stadtrecht von 1308 verbot ihnen die Haltung von Vieh und das Brauen von Bier und zwang sie, ihr Fleisch zuhause zu schlagen und zu verkaufen.
(64) Zu den Juden vgl. erschöpfend WILHELM WADL, Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Mit einem Ausblick bis zum Jahre 1867, 2. erw. Aufl., Klagenfurt 1992 (Das Kärntner Landesarchiv 9), passim, bes. 132–138.
Möglicherweise besaßen die St. Veiter Juden, von denen der erste am 4. Jänner 1300 und zwei weitere 1329 überliefert werden, besondere Privilegien, denn sie waren an der Thronsteuer für die habsburgische Herzogseinsetzung 1335 nicht beteiligt. Im 13. und 14. Jahrhundert bedienten sich die Grafen von Görz-Tirol (die von 1286 bis 1335 auch Kärntner Herzöge waren) jüdischen Münzpersonals, und ihre Parteigänger, die Aufensteiner, nahmen kleine Summen stets bei ein und demselben St. Veiter Juden auf. Bemerkenswerterweise sind für St. Veit deutlich weniger Juden als für Völkermarkt namentlich überliefert und zwischen 1367 und 1427 überhaupt nicht nachweisbar, wenngleich die Gemeinde weiterbestanden zu haben scheint.
Ab den Sechzigerjahren des 15. Jahrhunderts wurden Streitigkeiten über Schuldverhältnisse landesfürstlicher Juden vor der St. Veiter Landschranne behandelt, wo auch das Verfahren des „Berufens” nach dem Verlust eines Siegels (Ungültigerklärung) überliefert ist. Dort ließen die Landstände ein „Judenbuch” anlegen, das nur indirekt als Kernndner Ordnung 1491 überliefert ist. Dem örtlichen Juden Kifel verlieh Kaiser Friedrich III. 1478 das Privileg, nur beim landesfürstlichen Vizedom und Pfleger von Karlsberg vor Gericht erscheinen zu müssen. Für den 14. Dezember 1494 wurden die Kärntner Juden wegen zu leistender Türkenhilfe vom Landtag nach St. Veit berufen. Als letzte örtliche jüdische Familie vor der Vertreibung 1496 wird die des Mosche Prewndel genannt. Insgesamt dürften auch zur Blütezeit ihrer Geldgeschäfte nie mehr als 50 Familien in St. Veit gelebt haben.
Ihr Wohnort scheint die Bräuhausgasse gewesen zu sein, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Judengasse hieß (erstmals urkundlich genannt 1490). Für einen Hausbesitz eines St. Veiter Juden blieb kein Beleg erhalten. Auch die Lage der Synagoge ist unklar, wenngleich für das 15. Jahrhundert die Existenz einer solchen nachweisbar ist. Sie war eine der Hauptsynagogen des Landes, findet jedoch nach 1445 keine Erwähnung mehr. Bemerkenswert ist für die letzten Jahre der St. Veiter Münzstätte das Auftreten von Münzjuden (z. B. 1716, 1717). Nach 1867 ließen sich nur mehr vereinzelt Juden in St. Veit nieder.
Anlässlich der Beurkundung der Stiftung des Klarissenklosters wird 1321 in der Nähe ein bestehendes Siechenspital genannt. Konrad von Aufenstein erwarb 1325 das Gelände enthalben den auzzetzen um zwei Mark Geldes, welches Richter und Rat für das spital verwenden sollen. Am 23. Dezember 1330 stiftete die Witwe Diemut des Bürgers Michel den St. Veiter Klarissen einen Bau und die Wiesmahd unter den Siechen gelegen zu zwei Jahrtagen. Am 29. Jänner 1351 verlieh Bischof Raymund der Pfarrkirche und dem hospitale extra muros de sancto Vito einen Ablass, und am 5. Februar 1422 bestätigte Erzherzog Ernst eine ewige Messstiftung mit Kaplanstelle, welche die Bürger mit Zustimmung des Pfarrers gestiftet hatten. (65) Das erste Besitzstandsverzeichnis des Spitals (Urbar) ist von 1414 überliefert. Ein um 1532 geplanter Neubau des Spitals zwischen der 14-Nothelfer-Kirche und der Ringmauer kam offenbar nie zustande. Gemäß Visitationsprotokoll von 1616 glich die Spitalkirche zur hl. Elisabeth mehr einer Ruine, und die Mehrzahl der 36 verköstigten und beherbergten Armen hatte nicht einmal ein Bett zur Verfügung. Um 1827 bot das Spital 34 Pfründnern und 22 Bezirksarmen Unterkunft. Nach einem Brand im Jahre 1829 erfolgte eine teilweise Erneuerung. 1912 umfasste es 21 Zimmer mit 90 Betten sowie zwei Küchen; drei Zimmer mit zehn Betten waren als Notspital reserviert. Damals lebten 22 Männer und 31 Frauen im Bürgerspital. Ein Großteil der Pfleglinge übersiedelte 1956 ins neue Altenheim. (66)
(65) KLA, AUR 1422 Februar 5, Graz (inseriert in: AUR 1493 November 20).
(66) Diese und andere Daten bei ALICE MEIR, Vorarbeiten für den Beitrag St. Veit des Österreichischen Städtebuches, Ms. im Kärntner Landesarchiv.
Eine erste Schule ist in St. Veit für den April 1204 bezeugt, als Bischof Wolfger von Passau anlässlich einer Italienreise aput sanctum Vitum scolaribus 34 Friesacher Pfennige reichte. (67) 1220 wird als herzoglicher Zeuge einer Urkunde ein scolasticus Heinrich genannt. (68) Wird im 14. Jahrhundert ein Schulmeister überliefert, so waren es um 1450 schon deren zwei (Ober- und Untermeister).
(67) MC III, Nr. 1563.
(68) MC III, Nr. 1813.
Wohl schon parallel zur Ummauerung der Stadt entstanden seit dem 13. Jahrhundert Ansätze von Vorstädten: (69) Vor dem Villacher Tor erstreckte sich Unser Frauen Ort, genannt 1381, benannt nach der Klosterkirche der Klarissen Unsere Liebe Frau, später auch Franziskanerviertel genannt. Seit 1360 ist hier mehrmals vom „neuen Markt” die Rede. (70) Damit dürfte der vor dem Villacher Tor weiträumig freigestellte erste Stapelplatz für Eisenwaren gemeint sein (10.-Oktober-Platz), dessen städtebaulicher Akzent noch heute durch die südwestlich anschließende Klosteranlage und das Bürgerspital bestimmt wird. Hier mündete vom Norden her der Erlgraben (Urtlgraben, Mühlgraben).
(69) WALTER WOHLFAHRT, Fünf Beiträge (Friesacher, Villacher, Weitensfelder, Völkermarkter und Klagenfurter Vorstadt), in: St. Veiter Stadtführer 2, St. Veit 2005, Nr. 4–7, 24 (Nr. 4, 20).
(70) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
Vor dem Klagenfurter Tor entwickelte sich als jüngste urkundlich genannte Vorstadt der St. Johanns Ort (genannt 1449) mit der um 1800 abgetragenen Kirche St. Johann(es) in Erlach, auch St. Johannes Viertel oder Klagenfurter Viertel genannt. Entlang der Klagenfurter Straße außerhalb des Stadttores war aber bereits vor 1828 eine fast geschlossene neuzeitliche Häuserzeile entstanden.
Der Hügel zwischen den Straßen nach Kraig und Obermühlbach hieß Lichtenberg, die Gegend der späteren Schönmühle „an der Vellach” und am Ausgang des Erlachgrabens schon 1330 „in der Döber” (71) (Däber, slowenisch daber: Schlucht, was den topographischen Gegebenheiten entspricht). Die allmählich daraus zwischen Kalvarienberg und Erlgraben entstandene, teilweise etwas erhöht gelegene Weitensfelder Vorstadt (auch Lazarett-, Loretto- oder Viertel unter dem Calvaryberg genannt) wird durch das 1876/77 erbaute und seitdem mehrmals erweiterte Spital der Barmherzigen Brüder dominiert und hat durch einen Brand im Jahre 1897 seinen dörflichen Charakter verloren.
(71) Ebd., 69.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der heutige Untere Platz die älteste Friesacher Vorstadt gewesen sein könnte, weswegen die heutige Vorstadt (als Friesacher Ort genannt 1428) lange Zeit auffallend locker verbaut war und abgesehen vom alten Kölnhof baulich erst stark durch das 18. und frühe 19. Jahrhundert bestimmt wurde (z. B. „Mailänderhof” Friesacher Str. 16). Die kleinste Vorstadt war aber die Völkermarkter im Osten; sie umfasste außer wenigen Häusern entlang der Straße vor allem Schloss Weyer (s. u.).
Ein Stadtsiegel wird erstmals in einer Urkunde vom 15. Mai 1279 erwähnt und ist an einer Urkunde vom 3. Oktober 1281 erhalten. (72) Es zeigt den Stadtpatron Veit als Ganzfigur. Bereits wenige Jahre später wurde dieses älteste Siegel durch ein neues mit der Umschrift + S(IGILLUM) CIVIUM CIVITATIS DE S(AN)C(T)O VITO und dem Brustbild des Heiligen in einem von einem Turmpaar flankierten Torbogen ersetzt (an einer Urkunde von 1296 erhalten). (73) Ein mittleres Siegel mit dem Brustbild des Stadtpatrons in einer gotischen Baldachinarchitektur ist zwischen 1456 und 1733 nachweisbar (ein späterer Nachschnitt des Typars ist im Stadtmuseum vorhanden), weiters existierte kurzzeitig (zwischen 1558 und 1565 nachweisbar) noch ein kleines Stadtsiegel. Seit dem 17. Jahrhundert zeigen die Wappendarstellungen den Stadtpatron mit gefalteten Händen im Kessel sitzend, (74) bis man im 19. Jahrhundert wieder zur ursprünglichen Darstellung zurückkehrte, (75) und 1961 nahm der Gemeinderat wieder die Siegelform des ausgehenden 13. Jahrhunderts als Wappenmotiv an, unterließ jedoch unter Hinweis auf die jahrhundertelange Führung desselben einen Antrag auf (Neu-)Verleihung durch die Landesregierung.
(72) Steiermärkisches Landesarchiv, AUR 1281 Oktober 3; vgl. dazu BOŽO OTOREPEC, Srednjeveški pečati in grbi mest in trgov na Slovenskem, Ljubljana 1988, 206–210.
(73) KLA, AUR 1296 (2). Es zeigt im Torbogen beidseitig die Buchstaben V N , deren Deutung unklar ist, wobei „Vitus noster” vermutet wurde, und darüber zwei Sterne. Ein besonders guter Abdruck des Siegels hängt an einer Urkunde vom 16. August 1492 (KLA, AUR), letztmals erscheint es an einer Urkunde vom 22. Dezember 1745 (im Stadtmuseum St. Veit befindet sich ein jüngeres Typar, bei dem die seitlichen Buchstaben V N durch S. V. [Sanctus Vitus] ersetzt wurden, das ansonsten aber gleich gestaltet ist). Ein späterer Nachschnitt des mittleren Siegels, das Typar eines kleinen Stadtsiegels mit Veit im Kessel (17. Jh.?), zwei weitere Typare von Wappensiegeln der Kammerstadt (18. Jh.) und ein kleines Typar des Stadtmagistrates (um 1800, nur mit Inschrift) werden ebenfalls im Stadtmuseum verwahrt.
(74) KLA, Wappenbuch A (J. F. Fromiller 1748); ebd., Wappenbuch C (Josef Ignaz Treyer um 1730, Rekonstruktionsskizzen der Großen Wappensaales nach dem Brand von 1723). Der Hintergrund des Wappens war von Rot und Weiß geteilt. Weitere Darstellungen mit dem Stadtpatron im Kessel auf den städtischen Burgfriedbereitungsmünzen ab 1629, am Rathaus (um 1750) oder an den Denkmälern am Hauptplatz (Schüsselbrunnen 1566 und Dreifaltigkeitssäule 1715).
(75) HUGO GERARD STRÖHL, Städte-Wappen von Österreich-Ungarn, 2. Aufl., Wien 1904, 41 und Tafel.
Beträchliche Bedeutung hatte St. Veit als Münzstätte: (76) Im Zusammenhang mit der spanheimischen Residenzbildung ist bereits seit Herzog Hermann von Spanheim (1161–1181) die Prägung von St. Veiter Pfennigen in Konkurrenz zu den Friesacher Pfennigen des Salzburger Erzbischofs zu vermuten. Gesichert ist die Prägung erst unter Herzog Bernhard (1202–1256), in dessen Amtszeit 1205 in der herzoglichen Gefolgschaft ein Fridericus monetarius als Zeuge einer Urkunde genannt wird. 1230 galten die St. Veiter Pfennige den Friesachern im Umlauf schon als gleichberechtigt; spätestens seit dem frühen 14. Jahrhundert kam es jedoch zu einem Bedeutungsrückgang. 1360 wurde Ludweich von Herzog Rudolf IV. mit dem St. Veiter Münz- und Mautschreiberamt belehnt, noch 20 Jahre später beurkundet Graf Otto von Ortenburg unter seinen von Herzog Albrecht III. erhaltenen Lehen zehen markch newer Vrischer [= Friesacher] phennig von der munss zu sd. Veyt (26. Jänner 1380). Die munz wird als Gebäude in einer Urkunde vom 29. September 1395 anlässlich eines Hausverkaufs und am 20. Mai 1407 genannt. Dinklage lokalisierte sie ohne Festlegung auf ein bestimmtes Haus im nordwestlichen Stadtviertel, (77) außerdem sind die Nennungen kein Beleg, dass zu diesem Zeitpunkt noch eine aktive Prägestätte bestand.
(76) PROBSZT-OHSTORFF, St. Veiter Münzstätte (wie Anm. 28).
(77) DINKLAGE, Städtegründungen (wie Anm. 46), 87.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Münzstätte während der Zeit der „Schinderlinge” kurzfristig reaktiviert, als Kaiser Friedrich III. für Kärnten und Krain dem Andreas von Weißpriach die Prägung besserer, annehmbarer Münzen überließ; 1461 wird Balthasar Eggenberger als Münzmeister zu Graz, St. Veit und Laibach (Ljubljana) bezeichnet. Nach längerer Pause setzte 1515 wieder eine Münzprägung ein, und nach einer schwebenden Übergangsphase wurde schließlich am 6. September 1529 der Kärntner Landschaft die Münzprägung zunächst auf zehn Jahre verschrieben und zwischen 1529 und 1533 in die neue ständische Residenz und Hauptstadt Klagenfurt übertragen. Das alte St. Veiter Münzhaus wurde im Dezember 1538 dem dortigen Zeugwart Martin Fleughaus auf Lebenszeit überlassen, zehn Jahre später erhielt dann König Ferdinands Rat Moritz Welzer das verlassene Gebäude.
Mitten in der Zeit der katastrophalen Geldentwertung („Kipper und Wipper”) von 1621 bis 1623 ordnete die Hofkammer die Rückstellung der Münze gegen Erstattung einer Pfandsumme nach St. Veit an – eine hochsymbolische Maßnahme gegen die neue ständische Residenz und Hauptstadt Klagenfurt –, wofür die Stadt geschenkweise das heutige Rathaus zur Verfügung stellte und sich bis zu seinem Rückerwerb 1747 mit der Rückfront in der Bräuhausgasse als Rathaus begnügte. Die seit 1623 wieder aktive Münzstätte St. Veit prägte auf eigene Rechnung auch Münzen für Fürsten der Region, etwa für die Auersperg als Herzöge von Gottschee oder die Widmann und Fürsten von Portia als Grafen von Ortenburg. Neben den Präsenttalern der Landstände wurden hier zwischen 1629 und 1720 auch die lokalen Burgfriedsbereitungsmünzen hergestellt, Auswurfmünzen zur Erinnerung an die in bestimmten Abständen stattfindenden Überprüfungen des städtischen Rechtsbezirkes. Ab dem frühen 18. Jahrhundert kam die St. Veiter Münzstätte allmählich zum Erliegen. Während der Pachtvertrag für das St. Veiter Silberstreckwerk 1720 aufgekündigt wurde, womit die Münzprägung praktisch erloschen war, bestand das landesfürstliche Münzeinlösungsamt für Gold und Silber noch bis 1748 weiter, in welchem Jahr es im Zuge der theresianischen Zentralisierungsmaßnahmen nach Klagenfurt übersiedelt wurde. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Stadt das Münzhaus um 1.000 fl. zurückgekauft und als Rathaus adaptiert.
Für die seit dem 15. Jahrhundert erstarkenden Landstände – die Gesamtheit des grundbesitzenden Adels und der hohen Geistlichkeit (Prälaten) – war das Fehlen einer landesfürstlichen Residenz und Hofhaltung in Kärnten eine Demütigung bzw. Abwertung. Gemäß der Klagenfurter Reimchronik des Paul Kheppiz bewirkte die Weigerung der Stadt, landständischen Truppen zur Niederschlagung eines Bauernaufstandes in Althofen 1516 den Durchzug zu gestatten, eine Intervention der Landstände beim Kaiser und Landesfürsten Maximilian I. (78) Während eines langwierigen Generallandtages in Innsbruck übertrug dieser den Kärntner Prälaten und dem Adel mit Urkunde vom 24. April 1518 („Gabbrief”) seine bisher im Schatten von St. Veit und Völkermarkt stehende und bedeutungslose landesfürstliche Stadt Klagenfurt, welche im Laufe des 16. Jahrhunderts zur neuen ständischen Residenz und Hauptstadt ausgebaut wurde. (79)
(78) FERDINAND KHULL, Die Reimchronik von Klagenfurt, Klagenfurt 1897 (AVGT 18), 75–79; PAUL KHEPPIZ, Clagenfurterische Chronik, ediert v. Dieter Jandl, Klagenfurt 1968, 3–7.
(79) KLA, Ständ. Urkunde Nr. 52 vom 24. April 1518 („Gabbrief”); ALFRED OGRIS, Die Landeshauptstadtfrage in Kärnten, in: Die Hauptstadtfrage in der Geschichte der österreichischen Bundesländer, Enns 1991 (Mitteilungen des Museumvereins Lauriacum-Enns N.F. 29), 26–43.
Klagenfurt wurde 1518 nicht zur Hauptstadt „erhoben”, sondern übernahm seit damals schrittweise die Funktionen und Infrastrukturen einer solchen. Zwar versprach schon Kaiser Maximilian (†1519) die Verlegung von Hoftaiding und Landrecht nach Klagenfurt, doch wurden z. B. das Vizedomamtsgebäude und landesfürstliche Zeughaus noch 1523 bis 1529 in St. Veit in der Nordecke der Stadtmauer errichtet (heute fälschlicherweise als „Herzogsburg” bezeichnet). 1528 fanden sowohl in St. Veit als auch in Klagenfurt Landtage statt. 1549 fällte König Ferdinand in einem Streit zwischen beiden Städten um den Eisenhandel einen Schiedsspruch, der auf die Gleichwertigkeit beider Kommunen Wert legte und für beide die Bezeichnung „Hauptstadt” vermied. Am Höhepunkt der konfessionellen Auseinandersetzungen berief Erzherzog Ferdinand II. den Kärntner Landtag 1599 trotz des kurz zuvor fertig gestellten Klagenfurter Landhauses demonstrativ nach St. Veit, wo die Gegenreformation schon 1597 oberflächlich durchgeführt worden war.
Trotz der allmählichen Abwanderung der politischen Machthaber kam es im 16. Jahrhundert noch zu einigen nennenswerten Um- und Neubauten von Schlössern und Edelsitzen: Bereits kurz vor dem Gabbrief haben Christoph (V.) Welzer und seine Gemahlin Agnes geb. Färber mit dem Umbau der im Norden der Stadt nahe Freiberg gelegenen hochmittelalterlichen Feste Frauenstein in ein pittoreskes vieltürmiges Schloss mit reizvollem Arkadengang begonnen, das in Typ und Detailformen einen Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit markiert und aufgrund der späteren Machtverlagerung nach Klagenfurt sein ursprüngliches Aussehen vorzüglich erhalten hat (im Wesentlichen 1519/21 vollendet). Bereits acht Wochen nach dem Gabbrief erwarb der Bauherr in der Klagenfurter Judengasse ein Haus und reagierte damit auf die neuen politischen Verhältnisse! (80)
(80) WILHELM DEUER, Die Bautätigkeit der Welzer im 16. Jahrhundert unter dem Aspekt der Kärntner Hauptstadtfrage, in: Kärntner Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Alfred Ogris zum 60. Geburtstag, Klagenfurt 2001 (AVGT 84), bes. 216 ff.
Im Weichbild von St. Veit ist an einem sumpfigen Teich nahe der Straße nach Brückl schon 1399 ein Gutshof Weyer nachweisbar, der unter Rudolf und Anna von Liechtenstein 1585 zu einem malerischen turmbewehrten Edelsitz mit Arkadenhof umgebaut wurde. Zuerst im Besitz der Schenken von Osterwitz, dann einer Gemeinschaft von St. Veiter Bürgern, kam Weyer von den Liechtenstein über das Bistum Gurk in den Besitz des Frauenklosters St. Georgen am Längsee, nach dessen Aufhebung die Grafen Egger den Besitz erwarben. Heute birgt das sanierte Gebäude eine Tierklinik.
1378 wird am Rande der Friesacher Vorstadt „cholendorff” genannt, wo sich 1594 ein Hof im Besitz von St. Veiter Bürgern befand. Einen hier spätestens im 17. Jahrhundert entstandenen Edelsitz mit vier Ecktürmen ließ um 1778 Prälat Mayerhofer, letzter Propst des Stiftes Griffen im frühklassizistischen Zopfstil umgestalten. 1891 erbte der in der Volksabstimmungszeit für die Kärntner Landeseinheit wichtige Ökonom und Landesverweser Dr. Arthur Lemisch den kurz zuvor umgebauten Kölnhof, in dem sich heute eine Ärztegemeinschaft befindet. Weitere Schlossbauten nahe St. Veit, die im Kern ebenfalls auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, sind Hunnenbrunn im Norden, Stadlhof im Osten, Karlsberg – aus einem Meierhof der mittelalterlichen Burg des landesfürstlichen Marschalls entstanden – im Süden und Dornhof im Westen. (81)
(81) Alle genannten Objekte vgl. WILHELM DEUER, Wanderungen in der Umgebung, in: St. Veit an der Glan (wie Anm. 9), 133–156.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein betonte St. Veit seine Rolle als landesfürstliche Hauptstadt im Gegensatz zur ständischen Residenz und Hauptstadt Klagenfurt. Das Siegel der Schwarzfärberzunft von 1638 trägt die Umschrift „Fürstliche Hauptstadt St. Veit”, und noch in den Dreißigerjahren des 18. Jahrhunderts wurden Urkunden der Steinmetzzunft in der „landesfürstlichen Hauptstadt St. Veit” ausgefertigt. Bis zur kaiserlichen Anordnung von 1754, wonach alle Hauptladen der Zünfte nach Klagenfurt zu verlegen waren, hatten einige Zünfte ihre Hauptlade noch in St. Veit. Der Henker (Freimann) bewohnte noch bis 1821 ein eigenes landtäfliches Haus in der Freimanngasse (heute: Botengasse). (82)
(82) KLA, Landtafel Hauptbuch 19f. 218 (Haus des Scharfrichters).
Das Epitheton einer landesfürstlichen Kammerstadt, das St. Veit seit dem Verlust der Hauptstadtfunktion führte, ergibt sich aus dem stadtherrlichen Instanzenzug: Unmittelbarer Vorgesetzter der Stadt war der landesfürstliche Vizedom, welcher wiederum der innerösterreichischen Hofkammer in Graz unterstand.
Das Stadtbild St. Veits vom 17. bis ins 19. Jahrhundert widerspiegelt den starken neuzeitlichen Bedeutungsrückgang der Stadt. Die durch die politische und wirtschaftliche Krise spürbare Stagnation der Bautätigkeit wurde durch Stadtbrände in den Jahren 1676, 1747 und 1829 noch weiter verstärkt. Lediglich der Brand von 1829 hat aufgrund eines verhältnismäßig hohen Anteils an Versicherten (109 Gebäude) die Baukultur durch beträchtliche Investitionen wieder etwas gehoben. 1896 zerstörte ein später letzter Großbrand das „hölzerne Viertel” in der Weitensfelder Vorstadt. Die von Kaiser Maximilian angeordneten Zinnenmauern und Giebel auf Innspruggerisch, welche im Klagenfurter Gabbrief von 1518 ausdrücklich vorgeschrieben wurden und die Ausbreitung von Bränden verhindern sollten, sind auf dem Stich von Valvasor 1688 und Votiv- bzw. Prozessionsbildern des 18. Jahrhunderts am Hauptplatz noch zu erkennen. (83) In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind sie ausnahmslos beseitigt und durch zurückhaltende traufseitige Fassaden ersetzt worden. Eine auffallende Ausnahme ist das bald nach seiner Rückerwerbung vom Ärar 1754/55 sehr aufwändig neu fassadierte Rathaus mit seiner demonstrativen Stuckplastik (kaiserlicher Doppeladler, Stadtwappen, Justitia, beachtliche Wasserspeier aus Blech). Ansonsten ist die Stadt St. Veit ebenso wie das bereits genannte Schloss Frauenstein ein Beispiel dafür, wie der Verlust repräsentativer Öffentlichkeit und fehlender innovativer Wirtschaftskraft unter bestimmten Umständen konservierend wirken kann. Während die Apostelkirche in der Botengasse im Osten der Stadt auf einer Stadtansicht von Friedrich Bernhard Werner 1732 noch zu sehen, 1747 aber bereits abgetragen war, führte die josephinische Säkularisierungswelle gemäß kreisämtlicher Verordnung von 1789 zum Abbruch der 14-Nothelfer-Kirche am Westrand des Hauptplatzes. An ihrer Stelle errichtete der Eisengewerke Johann Matthias Freiherr von Koller bereits um 1790 ein monumentales Palais im Zopfstil, in dem sich heute die Bezirkshauptmannschaft befindet (Hauptplatz 28).
(83) Erinnerungsbild an eine Jesuitenmission in der St. Veiter Stadtpfarrkirche von 1725 und Votivbild im Stadtmuseum aus dem Jahr 1727.
In der Neuzeit wurde St. Veit 1646 und 1713/15 von der Pest heimgesucht. Nach deren Abklingen ließ die Bürgerschaft in der Mitte des Hauptplatzes eine repräsentative Pestsäule mit Statuen der Muttergottes, der Dreifaltigkeit und fünf weiterer Heiligen errichten. 1831 erreichte eine Choleraepidemie die Stadt.
Auch in St. Veit fanden Luthers Lehren früh regen Zuspruch. Im Gegensatz zu den Protestanten der ständischen Residenz und Hauptstadt Klagenfurt, die sich der Schirmherrschaft der protestantischen weltlichen Landstände erfreuen konnten, hatten die der alten landesfürstlichen Hauptstadt mit größeren Behinderungen zu kämpfen. So wurde etwa der Pfarrer 1565 wegen Annahme des Luthertums von Erzherzog Karl II. seines Amtes enthoben, und auch der evangelische Prediger Stephan Hassler musste 1569 auf landesfürstlichen Befehl die Stadt verlassen. Umgekehrt wollte der katholische Pfarrer Johann S. Lindpamer wegen „des tätlichen Mutwillens der Sektierer” die Stadt verlassen. St. Veit hatte bis 1600 in der Regel stets zwei evangelische Pfarrer. Hier wirkte zwischen 1571 und spätestens 1578 auch Michael Gothard Christalnick, der Verfasser der ersten offiziellen Kärntner Landesgeschichte, den „Annales Carinthiae” (die später Hieronymus Megiser unter seinem Namen herausgab), als Pastor; von 1578 bis 1594 stand Christalnick als Schlosskaplan auf Hochosterwitz im Sold der Khevenhüller. (84) An die Reformationszeit erinnert noch eine Statue des Jesuskindes als Weltenherrscher mit Kreuz und Weltkugel an der Ecke der Hausfassade Hauptplatz 2 (letztes Viertel 16. Jh.).
(84) WILHELM NEUMANN, Michael Gothard Christalnick. Kärntens Beitrag zur Geschichtsschreibung des Humanismus, Klagenfurt 1956 (Kärntner Museumsschriften XIII).
In den Jahren 1600 und 1604 erzwangen Reformationskommissionen mit militärischer Begleitung zunächst die Rekatholisierung des städtischen Bürgertums. Die Protestanten hatten außerhalb der Stadtmauern in der Villacher Vorstadt (zwischen der Sonnwendgasse 3 und der Villacher Straße 4) einen eigenen Friedhof angelegt, der im Jahre 1600 von der Reformationskommission unter Bischof Martin Brenner durch Rammen der Mauern mit Mauerböcken demonstrativ zerstört wurde (eine Grabplatte ist erhalten geblieben). Bis zur Ausweisung 1628/29 konnte der nicht zur Konversion gewillte Adel auf seinen Schlössern um St. Veit den Prädikanten jedoch noch Unterschlupf und der Bevölkerung die Ausübung des evangelischen Gottesdienstes gewähren, insbesondere die Khevenhüller auf Hochosterwitz, welche das Patronat in den nördlichen Nachbarpfarren Obermühlbach und Kraig innehatten. Allem Anschein nach geht die bürgerliche St. Veiter Trabantengarde, die sich selbst auf eine Gründung im Jahr 1292 beruft, auf die Zeit der frühen Gegenreformation zurück und hatte katholische Prozessionen und sonstige Feierlichkeiten vor Störungen zu schützen. (85)
(85) Vgl. dazu MATTHIAS MAIERBRUGGER, Die Kärntner Bürgergarden, Klagenfurt 1980, 73–87.
Nach 1629 hielt sich Kryptoprotestantismus nur am nahe gelegenen Kraiger Berg, wo sich in Eggen bereits Anfang 1784 eine kleine evangelische Gemeinde konstituierte, die jedoch für eine selbstständige Pfarre zu klein war und darum abwechselnd von Pastoren aus Arriach, Feld am See, Feffernitz, Gnesau und St. Ruprecht bei Villach mitbetreut wurde. Im 19. Jahrhundert unterstand sie der Pfarre Feldkirchen, danach Klagenfurt, und 1904 wurde sie der neugegründete Pfarre St. Veit zugeteilt. (86) Seit dem späten 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Protestanten durch Zuwanderung von Eisenbahnern deutlich an. Ab 1897 gab es erste, von Klagenfurt aus betreute Gottesdienste in der Stadt, bis 1910/12 nach Plänen des Architekten Julius Schulte Kirche und Pfarrhaus errichtet wurden. Erst 1920 stieg St. Veit zur eigenständigen evangelischen Pfarre auf, die zunächst den gesamten politischen Bezirk umfasste. (87)
(86) WILHELM WADL, Die Toleranzgemeinde Eggen am Kraigerberg, in: Die Brücke 7 (1981), H. 3, 42 ff.
(87) Die evangelische Kirche in Kärnten einst und heute, hg. v. d. Superintendentur Kärnten, Klagenfurt 1981, 82–85 (mit Pfarrerliste).
Da die Jesuiten, denen der Landesfürst 1622 das verwaiste Klarissinnenkloster außerhalb der Stadtmauer überlassen hatte, keine Anstalten zur Gründung eines St. Veiter Kollegs machten, versuchte die Stadt seit 1638 Franziskaner anzusiedeln. 1640 wohnten bereits zwei Patres im Klarissenkloster, am Fest des hl. Antonius v. Padua wurde dem Orden feierlich das Gebäude samt Inventar übergeben. Die Jesuiten behielten jedoch Güter des ehemaligen Klarissenklosters und späteren Hofspitals zur eigenen Nutzung zurück (so genannte Seminarigründe). Nach baulichen Herstellungen und einer Weihe im Jahre 1648 zogen 18 Franziskaner ein, die bis 1666 ein Untergymnasium betrieben. Die ebenfalls von ihnen betreute Niedere Schule bestand sogar bis zur Aufhebung des Konvents, die um 1794 aus Personalmangel erfolgte, obwohl anderthalb Jahrzehnte zuvor noch 25 Mönche im St. Veiter Konvent lebten. Während die frühgotische Kirche heute wohl erhalten und renoviert ist, wurde der Ostflügel des 1640 bis 1648 neuerrichteten Klostergevierts 1863 abgerissen und der Rest zur Volksschule adaptiert.
Aufgrund zweier Stiftungen der Gewerkin Johanna Dickmann-Secherau von 1829 und der Rosalia von Milesi 1856 wurden im Jahre 1860 Schulschwestern aus Kaltern (Südtirol) herberufen, die bis 1911 eine Privatmädchenschule betrieben (Hauptplatz 29).
Der Hügel im Nordwesten der Stadt, auf dem 1658 eine Maria-Loretto-Kapelle errichtet wurde, ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem Kalvarienberg umgestaltet worden. 1732 beabsichtigten Piaristen die Gründung eines Kollegs samt Studienanstalt in St. Veit, doch konnte das Projekt nicht verwirklicht werden.
Anfang der Siebzigerjahre des 19. Jahrhunderts beschlossen die Barmherzigen Brüder in Graz eine Kärntner Niederlassung. Nachdem Verhandlungen mit dem Deutschen Orden in Friesach und mit dem Villacher Magistrat ergebnislos verlaufen waren, kam es 1876 zum Grundstückskauf in St. Veit, wo bereits im folgenden Jahr das Krankenhaus in Betrieb genommen werden konnte. Die weiblichen Patienten (seit 1925 zugelassen) wurden von Schwestern vom Dritten Orden des hl. Franziskus betreut. 1939 wurde das Kloster aufgelöst und die damals elf Brüder vertrieben. Nach dem Krieg kehrte der Orden wieder zurück, litt aber seit dem Ende der Sechzigerjahre unter Mangel an Nachwuchs: 1976 waren noch fünf Konventualen anwesend, heute gibt es nur noch den Prior und Krankenhausvorstand sowie einen Frater, dazu eine Oberin und zwei Schwestern der Franziskusschwestern vom Dritten Orden. Die Kapelle im Spital der Barmherzigen Brüder wurde 1877 eingerichtet, 1974/75 erfolgte aus Anlass eines tief greifenden Umbaues ihre Demolierung und Neuerrichtung an anderer Stelle. (88)
(88) Herberge am Weg. Leben und Wirken der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan, Villach 1980.
Im Zuge der josephinischen Reformen wurde um die Kirche St. Johann in Erlach außerhalb der Stadtmauer in der Klagenfurter Vorstadt im späten 18. Jahrhundert ein neuer Friedhof angelegt, der jedoch wegen Überfüllung 1881 in die Völkermarkter Vorstadt an der Straße nach Brückl übertragen wurde; auch hier war bereits 1894 eine erste Erweiterung nötig. Ein eigener St. Veiter Militärfriedhof ist während der Franzosenkriege um 1800 angelegt worden.
Im 16. Jahrhundert konnte St. Veit sein Eisenhandelsmonopol (89) noch erfolgreich aufrecht erhalten, während es im 17. Jahrhundert durch Völkermarkt und Klagenfurt immer stärker bekämpft bzw. unterwandert wurde. Zunehmend wurden daher mit den Hüttenberger Gewerken Verträge geschlossen, bzw. St. Veiter Bürger übernahmen selbst dortige Betriebe. Der Eisenhandel konzentrierte sich auf nur wenige Familien (Christallnig, Gassarister von Pfeilheim, Dickmann-Secherau, Werthenpreis, Ottenfels etc.). 1728 gingen 6.000 Meiler Eisen durch die Stadt. Auch in der näheren Umgebung florierten Eisenbergbau und -verarbeitung: Am Kulm, am Arzberg (bei Zwein am Kraigerberg), bei Sörg und im Mühlbachergraben waren Eisengruben in Betrieb, die jedoch durchwegs bereits im 17. Jahrhundert wieder eingestellt wurden. 1528 ist „in der Döber” im Mühlbachgraben ein Hammer nachweisbar, 1566 eine Nagelschmiede, 1660 eine Kupferschmiede und neun Jahre später eine Tuchwalke. 1715 werden anstelle der bisherigen Eisengruben im Umkreis der Stadt Marmorsteinbrüche oberhalb der Dobermühle erwähnt. Seit 1553 ist die Papiermühle neben der Stadtmühle an der Glan überliefert, die im 18. Jahrhundert zum größten Unternehmen dieser Branche im Lande ausgebaut werden konnte. Der erste Buchdrucker namens Gamegger ist zu St. Veit für 1708 genannt. (90) 1755 erteilte Maria Theresia der Stadt das Privileg zur Errichtung einer Leinen- und Wollzeugfabrik, die aber nicht zustande kam.
(89) HASLACHER, Eisenhandel (wie Anm. 34).
(90) TRUDE HORN, Mit der Hand aus der Bütte geschöpft. Die alten Papiererzeugungsstätten in Kärnten, in: Die Kärntner Landsmannschaft 7 (Juli 1984), 6f.
Die „Rauheisen-Magazinsverlagsordnung” von 1759, die das gesamte Hüttenberger Roheisen nach St. Veit delegierte, bescherte der Stadt noch eine Blüte, doch bewirkten josephinische Patente vom 29. Jänner 1781 und 8. November 1782, welche alle den Eisenhandel hemmende mittelalterliche Privilegien, insbesondere den Straßenzwang und das Stapelrecht, abstellten, für St. Veit ein abruptes Ende dieses Wirtschaftszweiges.
Der örtliche Bedeutungsrückgang durch den Aufstieg Klagenfurts zur ständischen Residenz und Hauptstadt, der wirtschaftliche Rückgang während des Dreißigjährigen Krieges und der zunehmende Gäuhandel bewogen die Bürgerschaft 1642, Kaiser Ferdinand III. um ein zweites Jahrmarktprivileg – den so genannten „Kalten Markt” am zweiten Sonntag nach Dreikönig – zu bitten, das nach Einspruch der Klagenfurter erst elf Jahre später gewährt wurde. Das lokale Gewerbe konnte zunächst seinen Einfluss behaupten: 1751 werden in der Stadt laut Theresianischer Rektifikation insgesamt 108 Gewerbetreibende genannt, von denen die meisten in einer der 19 Zünfte vereinigt waren – neben einem promovierten Arzt mit einem Praktikanten und einem Apotheker finden wir sechs Handelsleute, vier Krämer, zehn Eisenfrächter, elf Wirte, einen Kessel- und acht Steinbierbrauer, dazu 15 Branntweinbrenner. „Freikünstler” außerhalb der Zünfte waren ein Gold- und Silberarbeiter, ein Bildhauer, zwei Maler, ein Glockengießer, ein Bettenmacher, ein Perückenmacher und ein Kaffeesieder. Zu diesem Zeitpunkt hatten noch folgende Hauptladen ihren Sitz in St. Veit: Schwarzfärber, Hutmacher, Handschuh-, Beutel- und Wätschgermacher, Lederer, Kesselbierbrauer, Riemer, Tischler, Glaser, Steinmetzen und Maurer. (91) Erst der kaiserliche Erlass von 1754 erzwang die Verlegung aller Hauptladen in die jeweilige Landeshauptstadt, was einen schweren Rückschlag für die St. Veiter Wirtschaftskraft bedeutete. (92) Das Stadtmuseum verwahrt noch heute die Laden der Tischler, Schlosser und Bäcker. Im zweiten und dritten Viertel des 18. Jahrhunderts erlebte St. Veit allerdings noch unter den produktiven Bildhauern Johann Pacher und seinem Mitarbeiter und Nachfolger Johann Georg Hittinger eine regionale Blüte des Schnitzhandwerks, die über einen beträchtlichen Teil Unterkärntens ausstrahlte und erst durch die staatskirchlichen Eingriffe des Josephinismus zum Erliegen kam. (93)
(91) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 80.
(92) DANZER, Handwerk (wie Anm. 37), bes. 41f.
(93) PETER KRENN, Die St. Veiter Schnitzwerkstätte des 18. Jahrhunderts mit ihren Meistern Johann Pacher und Johann Georg Hittinger, Diss. Graz 1961; BARBARA KIENZL – WILHELM DEUER – EDUARD MAHLKNECHT, Barock in Kärnten, Klagenfurt 2000, 75–81.
Um 1830 bestanden in St. Veit 131 hauptsächlich kleine Gewerbe, darunter zwei Kupferschmiede, zehn Bierbrauer, sechs Lederer, sieben Mahlmühlen, sechs Sägemühlen und fünf Leinenweber. Eine Ausnahme war die 1806 in Glandorf durch Franz Puntschart errichtete Bleiweißfabrik, die 1890 stillgelegt wurde (um 1830 waren hier acht Arbeiter mit einer jährlichen Produktion von ca. 1.200 Zentnern beschäftigt). Nach dem Zwischenspiel einer Kavalleriekaserne wurden hier nach dem Ersten Weltkrieg die Alpenländischen Bekleidungswerke angesiedelt. Der zweite größere Betrieb war die Papiermühle am linken Glanufer, die man nach einem Brand 1864 jedoch nicht mehr wiedererrichtete. In den nicht abgetragenen Bauten wurde eine Essigfabrik untergebracht, die 1903 in den Besitz des St. Veiter Großkaufmanns Friedrich Knaus überging. Dessen Sohn Dr. Werner Knaus verlegte sie 1945 nach Villach. Eine 1874 gegründete Zündholzfabrik wurde bereits 1892 wieder eingestellt. Nennenswert waren im 19. Jahrhundert auch die Produktion und der Export von Spargel, woran der Vater des bedeutenden Porträtisten August Prinzhofer (*1816 St. Veit, †1885) wesentlichen Anteil hatte. Die Kindernährmittelfabrik „OMA” Verdino & Co. wurde 1927 gegründet.
Der seit dem 16. Jahrhundert unverkennbare Bedeutungsrückgang des „Schrägen Durchgangs” als Transitweg wirkte sich auch in St. Veit deutlich aus. Mit der staatlichen Forcierung des Verkehrsweges von Wien über Graz und Marburg nach Triest geriet Kärnten insgesamt spätestens im 18. Jahrhundert in eine verkehrspolitische Randlage. Auch der Anschluss ans Schienennetz erfolgte spät, was den Untergang der Kärntner Montanindustrie beschleunigt hat. Die Trasse der Kronprinz-Rudolf-Bahn führte ab 1868 aufgrund eines fragwürdigen Kompromisses mit Görtschitztaler Gewerken zunächst über Glandorf, wo bereits im folgenden Jahr eine eingleisige Verbindungsbahn nach Klagenfurt angeschlossen wurde. In der Folge kämpfte St. Veit um einen direkten Bahnanschluss: 1880 erfolgte ein Heizhausbau, 1907 wurde der Frachtenbahnhof vergrößert, doch erst 1912 wurden die Schleife von Goggerwenig und das bemerkenswerte späthistoristische Bahnhofsgebäude errichtet. (94)
(94) JOHANN SPÖCK, Bericht über die Tätigkeit des Gemeindeausschusses der Stadt St. Veit in Kärnten für die Zeit von 1890 bis Ende 1912, St. Veit a. d. Glan 1912.
Trotz des späten direkten Anschlusses von St. Veit ans Eisenbahnnetz brachte die Funktion eines Bahnknotens neben dem Bevölkerungszuwachs durch Eisenbahner auch einen beachtlichen Ausbau der örtlichen Holzverarbeitung mit sich: Stefan Kleinszig betrieb seit 1880 eine Brettersäge und dominierte den Holzhandel (seit 1923 Klimbacher), bis 1920 folgten zwei weitere Betriebe. Nach einer Rezession infolge des Ersten Weltkrieges erfolgte 1923 und 1924 die Ansiedlung der Betriebe Schönmühle und Funder. Der aus Oberkärnten stammende Karl Funder hatte, von einem Sägewerk in Brugga bei Mölbling ausgehend, dort 1906 mit der Holzstoff- bzw. Papierproduktion begonnen. Zwar geriet das St. Veiter Sägewerk durch den Holzpreisverfall der Dreißigerjahre in eine Krise, doch gründete die Familien-AG Adolf und Karl Funder 1939/40 an der Stelle der eingegangenen Alpenländischen Bekleidungswerke in Glandorf eine Holzfaserplattenfabrik, die nach den Zerstörungen durch Fliegerbomben 1945 bis 1953 zu einem der größten Holz verarbeitenden Betriebe Österreichs ausgebaut werden konnte („Funderplatten”). Die Funder Industrie GesmbH errichtete im erweiterten Gemeindegebiet seitdem zwei weitere Werke: das Werk 2 mit „Fundernovum” (Planung: G. Domenig) und in den Achtzigerjahren in St. Donat (seit 1958 nach St. Veit eingemeindet) das Funderwerk 3 (Planung: COOP Himmelblau).
Die Zahl der Einwohner, die zur Zeit der größten wirtschaftlichen Blüte (15. Jh.) an die 3.000 betragen haben könnte, ging bis zum Ende des 16. Jahrhunderts auf etwa die Hälfte zurück, stieg aber aufgrund einer gewerblichen Blüte (Etablierung der Zunftladen, Münze) bis gegen 1780 wieder auf rund 2.000 an. Damals lebten in der Stadt 162 behauste Bürger. Ein neuer Rückgang trat seit der Zeit Josephs II. ein, als die Stadt weitere wirtschaftliche Rückschläge erlitt, bis Mitte des 19. Jahrhunderts mit etwa 1.500 Einwohnern der Tiefststand erreicht war. Ein Protokoll der St. Veiter Bürgerneuaufnahmen in der Zeit von 1564 bis 1884 ist erhalten geblieben. (95) Aufgrund der Holzindustrie und der bei der Eisenbahn Beschäftigten stieg die Bevölkerung, auf das heutige – erweiterte – Gemeindegebiet bezogen, seit dem letzten Drittel des Jahrhunderts bis zum heutigen Tage wieder deutlich und kontinuierlich an. 2001 umfasste die Stadtgemeinde eine Wohnbevölkerung von insgesamt 12.839 Personen, davon lebten in der Stadt selbst 11.220 Personen in 4.987 Privathaushalten; die Anzahl der Gebäude betrug 2.085. (96) 1927 waren in der Stadtgemeinde 1.810 aktive und 711 pensionierte Eisenbahnbedienstete ansässig, in Summe lebte damals mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Eisenbahn.
(95) KLA, Stadtarchiv St. Veit Hs. 2.
(96) Kärntner Ortsverzeichnis, hg. v. d. Landesstelle für Statistik, Klagenfurt 2005, 47.
Ein bescheidener Sommerfrischentourismus entwickelte sich in St. Veit zunächst bei der Vitusquelle in der Weitensfelder Vorstadt, wo schon in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts ein Badehaus für Kranke bestand, an das eine Parkanlage anschloss (der heutige Brunnen ist 1822 und 1876 bezeichnet). Die Quelle erhielt 1893 ein neues Badehaus. (97) Bereits 1885 wurde das Stadtmuseum gegründet, das nach langer Unterbringung in der sog. „Herzogsburg” seit kurzem im Haus Hauptplatz 29 eine neue Bleibe gefunden hat. Der 1891 gegründete örtliche Verschönerungsverein setzte bald wichtige touristische Aktivitäten, von denen die Parkanlagen genannt werden sollen (Schillerpark 1905, Vituspark 1909); und mit dem Anschluss ans Eisenbahnnetz 1912 wurde St. Veit beliebter Ausgangspunkt für Touren. Schon 1910 bestanden hier zehn Hotels bzw. Gasthäuser mit Fremdenzimmern, darunter der „Stern” am Schillerplatz (1998 zum Hotel „Fuchspalast” ausgebaut), das Hotel Ros in der Klagenfurter Vorstadt oder Bad Vitusquelle.
(97) Bericht über das Mineral-Bad „Zur Vitusquelle” in St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit an der Glan 1894.
Die Nähe von Hügeln und Bergzügen ließ die Stadt im 20. Jahrhundert unregelmäßig wachsen: Mit der Stillegung der bisherigen Bahnschleife von St. Donat nach Glandorf und dem Bau des St. Veiter Bahnhofgebäudes 1912 entstanden neue Stadtviertel im Osten und Südosten; während des Zweiten Weltkrieges wurde eine Siedlung für Kanaltaler Emigranten zwischen der Friesacher Straße, der Völkermarkter Straße und der Bahntrasse errichtet („Neue Heimat”). Nach 1945 wuchsen allmählich St. Veit und Glandorf (mit der Funder-Fabrik) entlang der Klagenfurter Straße zusammen. Im Westen wurden die Dr.-Karl-Renner-Siedlung und die Siedlung auf der ehemaligen Pulverturmflur errichtet, und im Norden wuchsen im Umkreis des Krankenhauses vorstädtische Straßenzüge. Eine Gewerbesiedlung ist im Südwesten zwischen Glan und Bahntrasse nach Feldkirchen entstanden. Gab es von den Fünfziger- bis Siebzigerjahren dazu auch noch einen Bebauungsschwerpunkt nördlich der Friesacher Straße (Schulen etc.), so wurde seit den Achtzigerjahren das Wayerfeld im Osten und der Bereich um das Schloss Kölnhof Mittelpunkt eines großzügigen Wohnbauprogrammes. Entlang der Völkermarkter Straße entstanden neben dem Hallen- und Freibad der Stadtgemeinde in den letzten Jahren vor allem Einkaufszentren.
Zwischen dem 1. September 1919 und dem 1. November 1920 amtierten der Kärntner Landesausschuss (= Landesregierung) sowie die Vorläufige Landesversammlung (der provisorische Landtag) aufgrund der jugoslawischen Besatzung erheblicher Teile Kärntens im Schulgebäude am Schillerplatz, womit St. Veit noch einmal kurzfristig politisches Zentrum des Landes wurde. Ab dem 28. Juli 1920 fand hier die „St. Veiter Konferenz” statt, ein Treffen von Vertretern der Wiener Staatsregierung, der Landesregierung, des Landesrates und der politischen Parteien wegen der jugoslawischen Gebietsansprüche auf Teile Kärntens. Im Zweiten Weltkrieg hat St. Veit durch insgesamt neun Angriffe amerikanischer und britischer Bomber, die sich auf die Industrieanlagen im Süden der Stadt konzentrierten, erheblichen Schaden (70 Tote und 350 beschädigte Gebäude) erlitten; das Holzfaserplattenwerk Funder konnte erst 1952 wieder in Betrieb gehen. (98)
(98) SIEGFRIED BEER – STEFAN KARNER, Der Krieg aus der Luft. Kärnten und Steiermark 1941–1945, Graz 1992, 209–213.v
Die Stadt beherbergt heute folgende Verwaltungs- und Gerichtsbehörden: Bezirkshauptmannschaft (seit 1868), Bezirksgericht (1850), Finanzamt, Polizei-(früher Gendarmerie-)Bezirks- und -postenkommando (1850). In der Stadt St. Veit befinden sich ein Bundesgymnasium und -realgymnasium, mehrere Haupt- und Volksschulen sowie verschiedene Zweige von Berufsschulen. Als Bezirkshauptstadt erfüllt sie zahlreiche Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen in politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Bereichen, behauptet sich gleichermaßen als Fremdenverkehrs- wie Einkaufszentrum und profiliert sich durch die Erschließung des Industrieparks St. Veit bei Blintendorf südlich von Glandorf neuerdings auch als aufsteigender Industrie- und Gewerbestandort Mittelkärntens.
Wilhelm Deuer
Anmerkungen
(1) Zu den naturräumlichen und verkehrsgeographischen Voraussetzungen vgl. HERBERT PASCHINGER, Kärnten. Eine geographische Landeskunde, 1. Teil, Klagenfurt 1976, an verschiedenen Stellen, und 2. Teil, ebd. 1979, besonders 76 ff.
(2) Heidenberg oder Gegend, wo es von Schlangen wimmelt, EBERHARD KRANZMAYER, Ortsnamenbuch von Kärnten, Klagenfurt 1956 (AVGT 50/51), 36.
(3) Verballhorntes Gegenstück zu Rottenstein, ebd., 84.
(4) Erschlossen als Dorf des Semeha, ebd., 257.
(5) Zusammenfassend bei WILHELM NEUMANN, Der Kärntner Herzogstuhl im Wandel der Geschichte, Neuabdruck in: Bausteine zur Geschichte Kärntens, 2. Aufl. Klagenfurt 1994 (Das Kärntner Landesarchiv XII), 15–23.
(6) Zur politischen Geschichte Kärntens allgemein vgl. CLAUDIA FRÄSS-EHRFELD, Geschichte Kärntens Bd. 1: Das Mittelalter, Klagenfurt 1984.
(7) Zu den ur- und frühgeschichtlichen bzw. römerzeitlichen Funden in und um St. Veit vgl. GERNOT PICCOTTINI – ERICH WAPPIS, Archäologischer Atlas von Kärnten, Klagenfurt 1989, 64, Nr. 417.
(8) KURT KARPF, Frühmittelalterliche Flechtwerksteine in Karantanien, Innsbruck 2001 (Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 8), 51.
(9) MARTIN WUTTE, Aus der Geschichte von St. Veit, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten, hg. v. Norbert Rainer, St. Veit a. d. Glan 1927, 54; WILHELM WADL, Stadtgeschichte, in: ANDREAS BESOLD – WILHELM DEUER – HEINZ ELLERSDORFER – KURT GRAFSCHAFTER – WILHELM WADL – ANTON WIESER, St. Veit an der Glan, Klagenfurt 1997, 9.
(10) Monumenta historica ducatus Carinthiae (= MC) Bd. I, hg. v. August Jaksch, Klagenfurt 1896, Nr. 61a (Salzburg 1131 Juli 17), 101; WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 9f.
(11) MC Bd. III, hg. v. August Jaksch, Klagenfurt 1904, Nr. 831.
(12) WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 10f.
(13) MC III, Nr. 1206 (Federaun 1176).
(14) HERMANN WIESSNER – GERHARD SEEBACH, Burgen und Schlösser um Wolfsberg, Friesach, St. Veit, 2. erw. Aufl., Wien 1977, 25–27.
(15) MC III, Nr. 1481 (St. Veit, 31. März 1199).
(16) MC I, Nr. 229 (1162 Mai 3 „apud villam sancti Viti in ecclesia”).
(17) JOSEF RIEDMANN, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1325, Wien 1977 (ÖAW, phil-hist. Kl., Sitzungsberichte 307), 288 ff.
(18) WADL, Stadtgeschichte (wie Anm. 9), 14.
(19) Alle Bürgernennungen bis 1335 bei ALFRED OGRIS, Die Bürgerschaft in den mittelalterlichen Städten Kärntens bis zum Jahre 1335, Klagenfurt 1974 (Das Kärntner Landesarchiv 4), 130–139.
(20) KARLHEINZ ZECHNER, Die Rechte der Kärntner Städte im Mittelalter und ihr Zusammenhang mit den Stadtrechten außerhalb Kärntens, Diss. München 1937, gedr. Würzburg 1938, 3–32.
(21) Leopold I. 1703, Josef I. 1706, Maria Theresia 1747, Josef II. 1784, Franz II. 1794.
(22) MARTIN WUTTE, Die Richter und Bürgermeister der Stadt St. Veit, in: Carinthia I 120 (1930), 19–24.
(23) AUGUST JAKSCH – MARTIN WUTTE, Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1. Die Landgerichtskarle, 4. Kärnten, Krain, Görz und Istrien, Wien 1929, 78–80; ZECHNER, Rechte der Kärntner Städte (wie Anm. 20), 3–32 und 169–174; WALTER WOHLFAHRT, Das Richteramt in St. Veit an der Glan, in: St. Veit kommunal 6 (1999) und 2 (2000).
(24) MC X, bearb. v. Hermann Wiessner, Klagenfurt 1968, Nr. 1088 (St. Veit, 20. März 1406).
(25) MC V, bearb. v. Hermann Wiessner, Klagenfurt 1956, Nr. 392.
(26) Kärntner Gerichtsbeschreibungen, bearb. v. Martin Wutte, Klagenfurt 1912 (AVGT 20/21), 172–178.
(27) Geometrische Karten des Burgfrieds St. Veit der zum Stadtpfarrhof entworfenen zehendmässigen Aekern und Wiesen, 2 Teile, 1747 (Stadtpfarrhof St. Veit); Ichnographischer Grundriß der altlandfirst. Haubt- und Kammerstat St. Veit …, 1749 (Stadtmuseum St. Veit); Special Kart des Burgg Frid St. Veit…, 1750 (Kärntner Landesarchiv [= KLA], Karten und Pläne St. Georgen am Längsee II 36). Alle drei Karten hat Franz Thomas Sartor verfasst. Vgl. dazu KARL GINHART, Alte St. Veiter Stadtpläne, in: Carinthia I 151 (1961), 823–842. Der Verfasser ist sowohl Prof. Heinz Ellersdorfer als auch Walter Wohlfahrt, beide St. Veit, für vielfache Unterstützung sehr zu Dank verpflichtet. W. Wohlfahrt hat eine ganze Reihe von Artikeln zur Geschichte und Topographie von St. Veit in nachfolgenden Medien verfasst, die hier nur summarisch angeführt werden können: Die Kärntner Landsmannschaft (Glantaler Geschichten), Zentrum Kärnten in Wort und Bild (Neuigkeiten aus St. Veit) und St. Veit Kommunal (amtliche Stadtzeitung).
(28) Abgebildet bei GÜNTHER PROBSZT-OHSTORFF, Die St. Veiter Münzstätte in Mittelalter und Neuzeit, Klagenfurt 1981 (Kärntner Museumsschriften 67), Tafel 26.
(29) Landesgesetzblätter 54 (1957); 140 (1967); 98 (1971); 63 (1972) § 32; 33 (1985).
(30) MC X, Nr. 787 (Wien, 10. November 1374); ebd., Nr. 799 (St. Veit, 11. Dezember 1375).
(31) KLA, Vidimus inseriert in einem Vidimus vom 20. November 1493 (MC X, Nr. 604: Haimburg, am 25. Juni 1362).
(32) KARL DINKLAGE, Geschichte des St. Veiter Wiesenmarktes, St. Veit 1962.
(33) MC X, Nr. 1045 (Wiener Neustadt, 12. Dezember 1399).
(34) GERHARD HASLACHER, Die Herzogstadt St. Veit und ihr Eisenhandel, Diss. Graz 1968.
(35) FRITZ SCHNELBÖGL, Nürnberger Familien in St. Veit im 15. Jahrhundert, in: Carinthia I 166 (1976), 179–209.
(36) Die nördlich abzweigende Waagstraße erinnert jedoch an die hier nachweisbare jüngere öffentliche St. Veiter Stadtwaage.
(37) FRANZ PAGITZ, Zur Geschichte der Kärntner Steinmetzen in der Spätgotik, Klagenfurt 1963 (AVGT 58), passim.
(38) FREYDIS DANZER, Geschichte des Handwerks in St. Veit von den Anfängen bis 1780, Diss. Wien 1965, bes. 37 ff.
(39) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 59f.
(40) Zu den Türken- und Ungarneinfällen vgl. besonders JAKOB UNREST, Österreichische Chronik, hg. v. Karl Grossmann, Weimar 1957 (MG SS XI), bes. 111 ff.
(41) Zitiert nach WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
(42) NORBERT RAINER, St. Veit seit 1848, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten (wie Anm. 9), 99.
(43) R. BERGMANN, Die städtische Entwicklung der Stadt St. Veit/Glan, Diss. Wien 1957; K. ULBRICH Städte und Märkte in Kärnten, Wien 1938 (Wiener Geographische Studien 9); ADALBERT KLAAR, Baualtersplan von St. Veit, Wien 1946–1954 (ungedr.). Zu den Kunstdenkmälern vgl. KARL GINHART, Die Bau- und Kunstdenkmäler St. Veits, in: Die Stadt St. Veit in Kärnten (wie Anm. 9), 9–40; DERS., Die Stadt St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit a. d. Glan 1956; Die Kunstdenkmäler Kärntens, 3. Aufl., Wien 2001 (Dehio-Handbuch), 838–857; sowie ANDREAS BESOLD, Kunstgeschichtlicher Überblick, und HEINZ ELLERSDORFER, Spaziergang durch die Stadt, beide in: St Veit an der Glan (wie Anm. 9), 73–87 und 88–108.
(44) Vgl. dazu etwa WILHELM DEUER, Die Burg zu Völkermarkt, in: 750 Jahre Stadt Völkermarkt, hg. v. Günther Körner, Völkermarkt 2001, bes. 89–91, wo sogar ein „städtebauliches Konzept Herzog Bernhards” angedacht wird.
(45) ULBRICH, Städte und Märkte (wie Anm. 43), 32; KARL GINHART, Die Stadt St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit a. d. Glan 1956, 4.
(46) KARL DINKLAGE, Kärntner Städtegründungen unter Herzog Bernhard (1202–1256), in: MIÖG 1961, 85 ff.
(47) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
(48) Ebd., 69.
(49) MC V, Nr. 574 ( „…uonder der Lauben …”).
(50) Zwei weitere Tafeln mit den Jahreszahlen 1531 bzw. 1534 sind im Stadtmuseum bzw. verkehrt eingemauert an einem nördlichen Strebepfeiler der Stadtpfarrkirche erhalten geblieben.
(51) Sie ist auf den Stadtplänen von Sartor 1747–1750 (vgl. Anm. 27) und am Kupferstich von Merian 1649 deutlich zu sehen.
(52) ABRAHAM ORTELIUS, Theatrum orbis terrarum, Antwerpen 1570.
(53) Original im Landesmuseum Kärnten; vgl. dazu WILHELM DEUER, Friedrich Bernhard Werner, St. Veit an der Glan, Federzeichnung laviert, in: Kärnten-Archiv, Wien 1999, Nr. 2035a.
(54) Ansicht und Plan einer neuen Dachstuhlzimmerung, aquarellierter Plan von Johann Baumgärtl aus: KLA, Stadtarchiv St. Veit F. 91.
(55) Das Kirchenpatrozinium des hl. Veit ist zu allgemein und zu weit verbreitet, als dass damit eine slawische Mission erschlossen werden kann.
(56) MC I, Nr. 61 a (Salzburg 1131 Juli 17).
(57) MC III, Nr. 1435 (1194).
(58) MC IV/1, Nr. 1630 (St. Veit 1209 Juni 26).
(59) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer II. Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 8/2. Ost- und Mittelkärnten nördlich der Drau, Klagenfurt 1958 (AVGT 52), 251 ff.
(60) WILHELM WADL, Der Vierbergelauf. Geschichte – Sinngehalt – Ablauf. Kulturdenkmäler entlang des Wallfahrtsweges, Klagenfurt 1995.
(61) CHRISTINE TROPPER, Eine neuerworbene Urkunde des Kärntner Landesarchivs aus dem Jahre 1323. Zur Gründung des Klarissenklosters in St. Veit, in: Carinthia I 188 (1998), 313–320.
(62) MC VIII, Nr. 592 (1321 September 2).
(63) GINHART, Bau- und Kunstdenkmäler (wie Anm. 43), 30f. (St. Katharina nahe der Pfarrkirche ist hier fälschlicherweise genannt, da es sich dabei um den heutigen Karner handelt).
(64) Zu den Juden vgl. erschöpfend WILHELM WADL, Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Mit einem Ausblick bis zum Jahre 1867, 2. erw. Aufl., Klagenfurt 1992 (Das Kärntner Landesarchiv 9), passim, bes. 132–138.
(65) KLA, AUR 1422 Februar 5, Graz (inseriert in: AUR 1493 November 20).
(66) Diese und andere Daten bei ALICE MEIR, Vorarbeiten für den Beitrag St. Veit des Österreichischen Städtebuches, Ms. im Kärntner Landesarchiv.
(67) MC III, Nr. 1563.
(68) MC III, Nr. 1813.
(69) WALTER WOHLFAHRT, Fünf Beiträge (Friesacher, Villacher, Weitensfelder, Völkermarkter und Klagenfurter Vorstadt), in: St. Veiter Stadtführer 2, St. Veit 2005, Nr. 4–7, 24 (Nr. 4, 20).
(70) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 68.
(71) Ebd., 69.
(72) Steiermärkisches Landesarchiv, AUR 1281 Oktober 3; vgl. dazu BOŽO OTOREPEC, Srednjeveški pečati in grbi mest in trgov na Slovenskem, Ljubljana 1988, 206–210.
(73) KLA, AUR 1296 (2). Es zeigt im Torbogen beidseitig die Buchstaben V N , deren Deutung unklar ist, wobei „Vitus noster” vermutet wurde, und darüber zwei Sterne. Ein besonders guter Abdruck des Siegels hängt an einer Urkunde vom 16. August 1492 (KLA, AUR), letztmals erscheint es an einer Urkunde vom 22. Dezember 1745 (im Stadtmuseum St. Veit befindet sich ein jüngeres Typar, bei dem die seitlichen Buchstaben V N durch S. V. [Sanctus Vitus] ersetzt wurden, das ansonsten aber gleich gestaltet ist). Ein späterer Nachschnitt des mittleren Siegels, das Typar eines kleinen Stadtsiegels mit Veit im Kessel (17. Jh.?), zwei weitere Typare von Wappensiegeln der Kammerstadt (18. Jh.) und ein kleines Typar des Stadtmagistrates (um 1800, nur mit Inschrift) werden ebenfalls im Stadtmuseum verwahrt.
(74) KLA, Wappenbuch A (J. F. Fromiller 1748); ebd., Wappenbuch C (Josef Ignaz Treyer um 1730, Rekonstruktionsskizzen der Großen Wappensaales nach dem Brand von 1723). Der Hintergrund des Wappens war von Rot und Weiß geteilt. Weitere Darstellungen mit dem Stadtpatron im Kessel auf den städtischen Burgfriedbereitungsmünzen ab 1629, am Rathaus (um 1750) oder an den Denkmälern am Hauptplatz (Schüsselbrunnen 1566 und Dreifaltigkeitssäule 1715).
(75) HUGO GERARD STRÖHL, Städte-Wappen von Österreich-Ungarn, 2. Aufl., Wien 1904, 41 und Tafel.
(76) PROBSZT-OHSTORFF, St. Veiter Münzstätte (wie Anm. 28).
(77) DINKLAGE, Städtegründungen (wie Anm. 46), 87.
(78) FERDINAND KHULL, Die Reimchronik von Klagenfurt, Klagenfurt 1897 (AVGT 18), 75–79; PAUL KHEPPIZ, Clagenfurterische Chronik, ediert v. Dieter Jandl, Klagenfurt 1968, 3–7.
(79) KLA, Ständ. Urkunde Nr. 52 vom 24. April 1518 („Gabbrief”); ALFRED OGRIS, Die Landeshauptstadtfrage in Kärnten, in: Die Hauptstadtfrage in der Geschichte der österreichischen Bundesländer, Enns 1991 (Mitteilungen des Museumvereins Lauriacum-Enns N.F. 29), 26–43.
(80) WILHELM DEUER, Die Bautätigkeit der Welzer im 16. Jahrhundert unter dem Aspekt der Kärntner Hauptstadtfrage, in: Kärntner Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Alfred Ogris zum 60. Geburtstag, Klagenfurt 2001 (AVGT 84), bes. 216 ff.
(81) Alle genannten Objekte vgl. WILHELM DEUER, Wanderungen in der Umgebung, in: St. Veit an der Glan (wie Anm. 9), 133–156.
(82) KLA, Landtafel Hauptbuch 19f. 218 (Haus des Scharfrichters).
(83) Erinnerungsbild an eine Jesuitenmission in der St. Veiter Stadtpfarrkirche von 1725 und Votivbild im Stadtmuseum aus dem Jahr 1727.
(84) WILHELM NEUMANN, Michael Gothard Christalnick. Kärntens Beitrag zur Geschichtsschreibung des Humanismus, Klagenfurt 1956 (Kärntner Museumsschriften XIII).
(85) Vgl. dazu MATTHIAS MAIERBRUGGER, Die Kärntner Bürgergarden, Klagenfurt 1980, 73–87.
(86) WILHELM WADL, Die Toleranzgemeinde Eggen am Kraigerberg, in: Die Brücke 7 (1981), H. 3, 42 ff.
(87) Die evangelische Kirche in Kärnten einst und heute, hg. v. d. Superintendentur Kärnten, Klagenfurt 1981, 82–85 (mit Pfarrerliste).
(88) Herberge am Weg. Leben und Wirken der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan, Villach 1980.
(89) HASLACHER, Eisenhandel (wie Anm. 34).
(90) TRUDE HORN, Mit der Hand aus der Bütte geschöpft. Die alten Papiererzeugungsstätten in Kärnten, in: Die Kärntner Landsmannschaft 7 (Juli 1984), 6f.
(91) WUTTE, Geschichte (wie Anm. 9), 80.
(92) DANZER, Handwerk (wie Anm. 37), bes. 41f.
(93) PETER KRENN, Die St. Veiter Schnitzwerkstätte des 18. Jahrhunderts mit ihren Meistern Johann Pacher und Johann Georg Hittinger, Diss. Graz 1961; BARBARA KIENZL – WILHELM DEUER – EDUARD MAHLKNECHT, Barock in Kärnten, Klagenfurt 2000, 75–81.
(94) JOHANN SPÖCK, Bericht über die Tätigkeit des Gemeindeausschusses der Stadt St. Veit in Kärnten für die Zeit von 1890 bis Ende 1912, St. Veit a. d. Glan 1912.
(95) KLA, Stadtarchiv St. Veit Hs. 2.
(96) Kärntner Ortsverzeichnis, hg. v. d. Landesstelle für Statistik, Klagenfurt 2005, 47.
(97) Bericht über das Mineral-Bad „Zur Vitusquelle” in St. Veit an der Glan in Kärnten, St. Veit an der Glan 1894.
(98) SIEGFRIED BEER – STEFAN KARNER, Der Krieg aus der Luft. Kärnten und Steiermark 1941–1945, Graz 1992, 209–213.v

 

 

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