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Topographie und Frühgeschichte
Die Stadt Waidhofen an der Thaya befindet sich am Oberlauf der in das Waldviertler Granit- und Gneishochland eingesenkten Thaya auf 510 m Seehöhe in leichter Beckenlage auf einem Terrassensporn rund 30 m über dem Flusswasserspiegel. (1) Die Ostgrenze des Beckens bildet der aus Gföhler Gneis – dem härtesten Gestein der Gegend – bestehende Wieninger Bergrücken mit dem Predigtstuhl als höchster Erhebung. Die kaum ausgeprägte Westgrenze bildet ein Höhenzug, der bei Sparbach beginnt, sich über Eschenau und Jaudling zum Buchberg bei Buchach erstreckt und bei Rohrbach endet. Das hiesige Gestein besteht vorwiegend aus mit Schiefergneisen vermischten Graniten. Zwischen den beiden Höhenzügen finden sich im Becken vorwiegend Gabbro-Amphibolite, schneller als die umgebenden Gesteine wie Granit oder Gneis verwitternde kristalline Schiefer. Die Thaya folgt denn auch denjenigen Linien, die dieser leichter abzuschwemmende Schiefer bildet. (2) Die Ausbildung der Flussterrasse ist Flusslauf-immanent, da dieser von Ufer zu Ufer mäandernd, im Laufe der Zeit einen Wechsel von Prall- und Gleithängen entstehen ließ, wobei an den Prallhängen, an denen das Wasser anprallt, aufgrund des Gesteinswiderstandes das Wasser die Fließrichtung änderte, was zu steil abfallenden Hängen führt. Der zugehörige, gegenüberliegende Gleithang hingegen befindet sich sanft geneigt an der Innenseite einer Flusskrümmung, in der sich das mitgeführte Material ablagert. (3) Die Ablagerungen von Lössen bewirkten in der Umgebung die Entstehung eines der fruchtbarsten Böden des ansonsten eher ertragarmen Waldviertels. Hier überdecken Parabraunerden und vergleyte Braunerden die ungünstigen Grusdecken der tertiären Rumpfflächen. An den Ufern der Thaya findet man Gneis, Hornblendenschiefer und körnige Urkalke. Im Gegensatz zum etwas unruhigeren Gelände im Granitgebiet der Litschauer-Heidenreichsteiner Teichplatte ist das Gneisgebiet um Waidhofen eine sanft gewellte, leicht durchfurchte Landschaft, in der die Felder den Wald weit zurückdrängen und die nur vom stärker bewaldeten Predigtstuhlgebiet überragt wird. (4) Vorläufersiedlungen lassen sich aufgrund von Funden eines neolithischen Lochbeils und eines frühbronzezeitlichen Bronzeflachbeils belegen, deren genaue Fundstellen jedoch nicht mehr rekonstruierbar sind. Eine mittelalterliche Hausberganlage mit stark zerstörtem Mittelwerk fand sich auf dem Pleßberg im Südosten von Ulrichschlag sowie eine weitere im Bereich des Kirchenhügels von Vestenötting. (5)
(1) Herbert KNITTLER; Friederike GOLDMANN, Waidhofen an der Thaya, in: Die Städte Niederösterreichs, Bd. 3, hg. v. Othmar Pickl, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch 4, 3), 201–216, hier 201; Harald HITZ, Andreas BIEDERMANN, Waidhofen an der Thaya. Porträt einer Stadt, Waidhofen/Thaya 1996, 9.
(2) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 9.
(3) Rainer JEŽEK, Die Stadt Waidhofen a. d. Thaya von ihrer Gründung bis zum Jahre 1746, Diss. Wien 1976, 8–10; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 10, die das Verhältnis von Prallhang zu Gleithang an ausgewählten Beispielen darstellen – wie etwa der Prallhang bei der Leerensackmühle dem Gleithang der Höfe auf der gegenüberliegenden Flussseite entspricht. Ebd.
(4) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 10.
(5) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201.
Im Bereich der Ortsgemeinde Waidhofen und Umgebung findet sich eine Reihe von Wüstungen, deren Lage relativ genau zu bestimmen ist. Innerhalb des Burgfrieds lag das Dorf Mosbach (1230–1375), die Fluren „innerer und äußerer Moosbach” bezeugen dies noch. Die Stoißmühle hingegen erinnert an das Dorf Stoyssen, das bereits vor 1328 wüst fiel und dessen Gebiet heute zur Gemeinde Hollenbach gehört. Lerch, genannt 1306, lag am rechten Ufer der Thaya vor der Einmündung des Leerbaches. (6)
(6) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9f.
Stadtentstehung – Stadtbefestigung – Stadtentwicklung
Die Stadtentstehung bzw. Erstnennung der Stadt geht bis ins 12. Jahrhundert zurück; 1171 wird Waidehouen, 1232 Weidehoven, 1245 Waidhofen, 1365 Waydhofen enthalben der Tunaw, 1429 Waydhofen super Thaia, 1442 Waidhofen an der Theya, 1575 Waidhouen, 1582 Behamisch Waidhofen, 1600 Böhemischenwaidthoven, 1709 Waydthouen an der Theya genannt. Der Name geht auf einen ehemaligen Jagdsitz, eben einen „Waid-Hof”, zurück. Im Mittelhochdeutschen bedeutet „weid” die Jagd. Die Bezeichnung „an der Thaya” tauchte im 14. Jahrhundert auf, auch „Böhmisch Waidhofen” – aufgrund der nahen Grenze – war üblich, beides jedoch um eine Unterscheidung zu Waidhofen an der Ybbs zu ermöglichen. (7)
(7) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 1–7; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201. ;
1112 widmete Bischof Ulrich von Passau dem Stift St. Georgen an der Traisen, dem späteren Stift Herzogenburg, Zehente in Bernekke und Ratgoz (Pernegg und Raabs). In diesen Zehentbereich fiel nach einer Aufzeichnung von 1230 die villa Altenwaydhoffen. Dieser dörfliche Altort, der sich noch in Tallage befand und zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstanden war, lag an der Grenze zwischen den beiden Grafschaften Pernegg und Raabs. Erst im Zuge einer Siedlungsverlegung kam es in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zur Neuanlage von Waidhofen – nun an erhöhter Stelle auf dem Terrassensporn oberhalb der Thaya. 1171 ist ein Ortolfus de Waidhouen als Perneggischer Ministeriale genannt, was darauf schließen lässt, dass die Neugründung auf die Grafen von Pernegg zurückzuführen ist. (8)
(8) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 1f, 23.
Es handelt sich dabei um eine planmäßige Stadtgründung während der nach Westen gerichteten perneggischen Siedlungsexpansion. Vor allem die Geländelage kennzeichnet diese Plangründung – das gewählte System der geschützten Höhenlage, die regelmäßige Umgangsform der ehemaligen Stadtmauer, die gradlinigen und einfachen Straßenzüge und die regelmäßige, abgezirkelte Verteilung der Anlage der Baublöcke bestätigen dies. (9)
(9) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 27f, Adalbert KLAAR, Die Siedlungsformen in Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 23 (1930), 56–58.
Um 1220 ging Waidhofen von den Perneggern auf die Babenberger über. Seither war die Stadt in landesfürstlichem Besitz und der jeweilige Landesfürst gleichzeitig Stadtherr.
Die Stadtwerdung erfolgte im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, allerdings erst nach dem Wechsel in landesfürstlichen Besitz. Um 1240 umfasste der Ort bereits 54 Hofstätten und zwei Mühlen. Erstmalig als Stadt bezeichnet wurde Waidhofen 1288, als in einem Eid am 16. Mai Herren und Ritter Albrecht I. Treue gelobten und versprachen, sich aus der Stadt Waidhofen oder anderen Orten nicht ohne sein Einverständnis zu entfernen. Ein Stadtrechtsprivileg der Herzöge Otto und Albrecht II. von 1337 weist Ähnlichkeiten mit demjenigen von Weitra von 1321 auf. Nach einem Stadtbrand erhielt Waidhofen 1375 ein neues Privileg, das sich von demjenigen von 1337 formal wesentlich unterscheidet, hingegen sich mit dem Privileg von Drosendorf von 1399 nahezu völlig deckt. (10) Obwohl die Stadt im 13. Jahrhundert an den Landesfürsten gefallen war, scheint sie 1313 in der Liste der zum Lande gehörenden Städte nicht auf – dies mag damit im Zusammenhang stehen, dass sie sich in der Verwaltung von Burggrafen befand, die für 1366, 1377, 1380 und 1389 belegt sind. (11)
(10) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 23f.; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; Gustav WINTER, Beiträge zur nö. Rechts- und Verwaltungsgeschichte XI, Privilegien von Waidhofen an der Thaya, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 27 (1893); JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28.
(11) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28; Herbert KNITTLER, Städte und Märkte (Herrschaftsstruktur und Ständebildung 2. Beiträge zur Typologie der österreichischen Länder aus ihren mittelalterlichen Grundlagen), Wien 1973, 27–33.
Zu erstmaligen Zerstörungen in Waidhofen kam es bereits 1278 im Krieg zwischen Rudolf I. und Ottokar von Böhmen; unter den zerstörten Gebäuden befand sich auch die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. 1328 erfolgten Böhmeneinfälle, wobei Waidhofen beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. (12) Dies hatte zur Folge, dass Waidhofen, ebenso wie Eggenburg und Drosendorf, zum strategisch wichtigen Sammelplatz militärischer Truppen wurde. Vermehrt während des 15. Jahrhunderts verstärkten sich diese Tendenzen. Einfällen der Hussiten war Waidhofen 1426, 1429/30 und 1431 ausgesetzt und wurde 1483 von ungarischen Truppen besetzt. Dies sowie die Pestzeit ab 1348/49 und der große Stadtbrand von 1452 dämpften etwas die Entwicklung Waidhofens. (13) Nachdem die Grenzbefestigung gegen Böhmen obsolet geworden war, beruhigte sich die militärische Situation bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als Truppendurchzüge und Einquartierungen immense Unkosten verursachen sollten. Diese Belastungen wiederholten sich während der gesamten Kriegszeit, besonders aber in den 1630er Jahren. (14) Insgesamt beliefen sich die Ausgaben zwischen 1603 und 1649 für Einquartierungen und sonstige militärische Lasten auf ca. 140.000 Gulden, wodurch Schulden von 105.000 Gulden aufliefen. (15)
(12) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 30f.
(13) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 247, 259, 261.
(14) Franz EICHMAYER, Beiträge zur Geschichte des Jahres 1619, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 30 (1896), 362–398 hier 393f.; Andrea PÜHRINGER, „… getreu verhallten und in der fidelitet verharren…”. Waidhofen in der Frühen Neuzeit, in: Landeskunde des Bezirkes Waidhofen an der Thaya, Man. in Druck. Allein die Einquartierung und Verpflegung der bei Waidhofen sich vereinigenden ligistischen und kaiserlichen Truppen im September 1620 verursachte mitsamt der dabei verursachten Schäden Unkosten von über 7.000 Gulden.
(15) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 257. Allg. dazu Karl GUTKAS, Niederösterreich im Dreißigjährigen Krieg, St. Pölten 1987.
Schon seit dem 14. Jahrhundert häuften sich Verpfändungen, die unter anderem 1341 mit derjenigen an Markgraf Karl von Mähren, den späteren Kaiser Karl IV. begannen. (16) Zumeist wurde die Stadt Waidhofen gemeinsam mit der Herrschaft verpfändet, so von 1362 bis 1379 an die Dachsberger, 1401 an Ritter Georg Dressidler, 1412 an die Brüder Pilgrim und Hans von Puchheim. 1467 war sie Pflegschaft und von 1468 bis 1476 wurde sie als Pfand an Heinrich von Puchheim verliehen, wie sie überhaupt häufig in den Händen der Puchheimer landete. 1476 lieh sich Friedrich III. von der Stadt Waidhofen 600 Gulden gegen die Zusicherung, sie von den Puchheim abzulösen und nicht weiter zu versetzen. Ein, wie sich zeigte hohles Versprechen, denn bei den Verpfändungen des 16. Jahrhunderts waren neben anderen immer wieder Puchheims beteiligt. Waren Stadt und Herrschaft nicht verpfändet, wurde die Herrschaft von Pflegern verwaltet, die der Landesfürst ernannte. Erst 1604 mit der Allodisierung der Herrschaft wurde die Stadt endgültig von dieser abgetrennt. (17)
(16) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201, 211.
(17) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 211; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 137–148.
Die Stadt bildet bis heute ein unregelmäßiges Viereck – wobei die alte Dreiecksanlage noch gut erkennbar ist – und stuft in drei deutlichen Staffeln von der Pfarrkirche, die den höchsten Punkt der Stadt markiert, über den Stadtplatz zum Schloss hin ab. Das innerstädtische Verkehrsnetz, der Stadtplatz, Straßen und Gassen sind dadurch größtenteils abschüssig und steil. (18)
(18) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9.
Der die Stadt ursprünglich umschließende Mauerring von rund 3 km Länge ist teilweise noch erhalten, ebenso zwei darin eingefügte Wehrtürme. Die drei früher bestehenden Tore, das Böhmtor, Schultor und Schlosstor, sind abgebrochen. Die Anlagen der die Stadt noch heute umgebenden Wassergräben sind heute noch erkennbar, jedoch funktionslos, durch Schutt eingeebnet und zum Teil in kleine Gärten umgewandelt. (19)
(19) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 10.
Die Vorstädte Niederthal und Extragebäude lassen teilweise dörflichen Charakter erkennen – bis heute sind die meisten Bürgerhäuser mit landwirtschaftlichem Grundbesitz verbunden, die Bewohner von Niederthal besaßen nur Überländgründe. Die Anlage der Vorstädte im 18. und 19. Jh. erfolgte nicht geplant, sondern ging organisch vor sich. (20)
(20) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9.
Um 1230 findet sich die Burgsiedlung des 12. Jahrhunderts, planmäßig und dem Festungssystem der Hochlage folgend, zu einer Stadt ausgebaut. Zum damaligen Zeitpunkt umfasste sie bereits 54 Hofstätten und zwei Mühlen. (21) Waidhofen ging aus der planmäßigen Burgstadtgründung des 12. Jahrhunderts hervor und war mit Weitra, Gmünd und Drosendorf Teil des mittelalterlichen Wehrgürtels gegen Böhmen. Quellenmäßige Anhaltspunkte zu einer Beschreibung der Befestigungsanlage sind kaum vorhanden. Der Siedlungsform entsprechend handelt es sich um eine Burgsiedlung, deren Stadtanlage dem verteidigungsgünstigen Festungssystem der Hochlage folgt, indem sie sich am Steilrand eines Felsplateaus an der Thaya befindet. Die Stadtburg nahm die Position eines Brückenkopfes ein, die dörfliche Angerform der Siedlung wird durch den Wehrbering begrenzt und beschränkt. (22) Sie entspricht dem Planschema der längsförmigen Dreiecksanlage mit angerartigem Stadtplatz, der heute an seinem östlichen Ende verbaut ist. Die Burg liegt am Scheitelpunkt des Dreiecks. Der trapezförmige Stadtplatz wird von drei geschlossenen, regelmäßig parzellierten Baublöcken eingerahmt. Zu diesem führen die Wiener Straße von der Thayabrücke her in einer Schlinge durch das Schlosstor empor, um sich anschließend in die zwei längs verlaufenden Straßen zu gabeln, die als Böhm- bzw. Niederleuthnerstraße die Stadt durch das Böhm- bzw. Schultor verlassen. (23) Die dreieckige Form des Platzes wiederholt sich in der Stadtmauer, wo vor allem der Winkel zwischen Thaya und Jägerteichbach die für die Siedlung maßgebliche Form vorgab. Die Überbauung des Stadtplatzes zwischen Wiener Straße und Höberthgasse sowie zwischen Schlossergasse und Stadtplatz erfolgte erst zu einem späteren Zeitpunkt – vermutlich im Spätmittelalter. (24) Die Stadtummauerung war mit drei Toren versehen: Der längsförmigen Dreiecksanlage und der Befestigung entsprechend, befanden sich zwei an der Grundlinie des Dreiecks im Westen und eines an der Spitze im Osten. Das von der Kirche zum Schloss hin abfallende Gelände und der Steilabfall im Süden nötigten zur Anlage der Stadttore im Osten und Westen. (25) Der Mauerbering hatte eine Stärke von 1,5 bis 1,8 Metern. An den Steilhängen war die Mauer einfach und ohne Graben, an den flachen Stellen doppelt und mit Zwinger versehen. Die nördliche Seite war mit einem, die südliche mit zwei Rundtürmen ausgestattet. Von den mit Türmen befestigten Stadttoren waren zwei mit Vorwerken versehen und fielen später einer Straßenerweiterung zum Opfer. Das Schultor, das bis 1861 bestand und das Böhmtor, das 1909 demoliert wurde, verloren 1824 die Türme durch Schleifung. Sie lagen beide im Westen. Im Osten befand sich das Schlosstor, das bis 1824 mit einem Turm versehen war. Ansonsten war das Schloss eigens befestigt. Das Gebäude war viereckig und nach außen mit einer von Strebepfeilern gestützten Ringmauer und einem Graben umgeben. Ein Tor mit Zugbrücke führte ins Schloss, dessen Mauern mit Zinnen und vorspringenden Türmchen versehen waren. An der Ostseite befand sich ein viereckiger Turm, dessen Erdgeschoß noch heute besteht. (26) Zur Sicherung der Stadt im grenznahen Gebiet war der Erhalt der Befestigungsanlagen von größter Bedeutung. Daher genehmigte der Landesfürst wiederholt bestimmte Summen bzw. Einnahmequellen, die zur Finanzierung des Erhalts bzw. der Ausbesserung der Stadtbefestigung dienten. 1522 diente dafür etwa das Gerichtsgeld, 1525 erklärte sich der damalige Herrschaftsinhaber bereit, auch für die Instandsetzung der Stadtmauer Sorge zu tragen. Mit ein Zeichen der Verteidigungsstrategie sind die Waidhofener Fluchtkeller. Nahezu alle Häuser entlang der Stadtmauer sind mit tiefen Kellern versehen, die mit einem Wegesystem verbunden sind, das bis unter die Straßen auf den Hauptplatz führte und auch als Fluchtmöglichkeit aus der Stadt diente. (27) Bedeutung für die Verteidigung der Stadt hatte darüber hinaus die Wasserversorgung – nicht nur um die Bevölkerung mit einem lebenswichtigen Gut zu beliefern, sondern auch um die Wehrfähigkeit im Belagerungsfall zu gewährleisten. Das umliegende Gelände bot dafür gute Voraussetzungen und vermutlich kam es schon beim Wiederaufbau der Stadt 1328 zur Anlage eines mehr oder weniger großen Teiches. Dieser hatte wohl um die 100 ha Fläche, wie die heutigen Teichauen und auch Flurnamen zu bestätigen scheinen. (28) Der urkundlich erstmals 1459 belegte Stadtteich umfasst heute etwa nur mehr ein Drittel seines ursprünglichen Umfanges. Der Stadtgraben hingegen konnte nur durch ein Staubecken befüllt werden, da kein Bachlauf vorhanden war. Der heute noch erhaltene große nördliche Graben – zwischen Nordpromenade und Ziegengeiststraße – wurde etwa mit Teichwasser befüllt. Der westliche Graben verlief parallel zur Stadtmauer im Bereich der heutigen Schadekgasse. Ob der südliche Graben mit Wasser gefüllt war oder nur als Zwinger Bestand hatte, muss dahingestellt bleiben. (29) Seit etwa Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Teich dann vorwiegend zur Fischzucht genutzt. Die heute noch übliche Bezeichnung Jägerteich stammt hingegen aus dem 18. Jahrhundert und findet sich 1766 erstmalig in einem Vergleich zwischen Stadt und Herrschaft. Vermutlich geht die Bezeichnung auf die Familie Gudenus zurück, die anstelle der dortigen Teichstube Mitte des 18. Jahrhunderts ein Jagdhaus errichten ließ. (30)
(21) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28; Karl LECHNER (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich, Bd. 1 Donauländer und Burgenland, Stuttgart 1970, 596; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 24.
(22) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 33f.; Adalbert KLAAR, Der mittelalterliche Städtebau in Österreich bis zum 13. Jahrhundert, in: Die bildende Kunst in Österreich, hg. von Karl Ginhart, Bd. 2, Wien 1937, S. 86, 88.
(23) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36.
(24) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36f.
(25) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36.
(26) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36, 41f.; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202.
(27) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 42f; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 39.
(28) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 44.
(29) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 45, geht davon aus, dass sowohl der nördliche als auch der südliche Zwinger mit Wasser gefüllt waren, wie dies eine Planskizze aus dem Hofkammerarchiv vermittelt. Diese ist zwar mit 1645 datiert, könnte aber – aufgrund der eigenartigen Perspektive – älteren Ursprungs sein.
(30) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 46f.; Helmut BÖHM, Die Burgstadt Waidhofen a. d. Thaya – eine Wasserfestung, in: Das Waldviertel NF 21 (1972), 207f. Jörg IGNAZ, Zur Geschichte des „Jägerteiches” bei Waidhofen a. d. Thaya, in: Das Waldviertel 4 (1955), 87–97.
Das Schloss selbst erfuhr zwischen 1546/47 und 1570 eine Reihe von Umbau- und Ausbesserungsarbeiten, die auch die Wehrfähigkeit erhöhten. Doch erst der Dreißigjährige Krieg mit dem Vorstoß der Schweden 1645/46 nach Niederösterreich brachte Veränderungen in der Befestigungsanlage; an der Nordseite wurde ein neuer Turm errichtet und im nördlichen Stadtgraben ein Teich angelegt. Mit dem Schlossneubau 1770 und der – aufgrund von moderner Waffentechnologie zunehmend bedeutungslos gewordenen Wehranlagen wurden letztere zunehmend dem Verfall preisgegeben bzw. abgebrochen. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die heute nur mehr rudimentär vorhandenen Stadtgräben weitgehend eingeebnet. (31)
(31) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 42f.
Die Vorstadt Niederthal, südöstlich der Stadt in der Thaya-Niederung gelegen, entstand in ihrem südlichen, der Stadt zugehörigen Teil im Anschluss an das Bürgerspital seit etwa 1365, im herrschaftlichen Teil anschließend an den Meierhof im 15. Jahrhundert bzw. in verstärktem Maß nach 1617. Die Ausdehnung dürfte sich hier allmählich von Westen nach Osten vollzogen haben. Der Abhang im Norden sowie die Thaya im Süden gaben die Entwicklungslinien vor, die zu einer schmalen und länglichen Siedlung führten. Die Vorstadt Extragebäude im Westen der Stadt, früher auch als Neugebäude bezeichnet, entstand nach 1793 ebenso wie die Vorstadt Stadt-(Kloster-)Gut. Die Anlage der beiden westlichen Vorstädte erfolgte unorganisch und der Großteil der Bebauung geht vorwiegend auf das 18. bzw. 19. Jahrhundert zurück. Die ältere der beiden Vorstädte ist Stadt-(Kloster-)Gut, das als einfaches kleines Häuserviereck vor dem Schultor, unmittelbar an den Graben anschließend, bestand. (32) Die ursprünglich aus zwei Häuserzeilen bestehende Vorstadt Extragebäude liegt im Westen der Stadt zwischen Böhm- und Schultor und entstand erst nach der Verfüllung der Stadtgräben an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. (33)
(32) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 37f.
(33) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 38f.
Die Grenze des Burgfrieds dehnte sich immer mehr aus und umfasste laut einer Karte von 1752 folgenden Bereich: den Teich, den alten und neuen Rechen, verlief entlang der Landstraße nach Böhmen, umfasste weiter den Stadt-Feldweg, die vom Teich überschwemmten Stadt- und Feldäcker, den Mitter- oder Brunnerweg, den Teichdamm, die äußeren Mossbächer, die Stadtäcker, den Ziegelofen, die innere Moosbacher Überländ, die Felder im Himmeln, das Schwarze Holz, die Viehweide, die Schütteren Hölzer, die kleinen Wiesen, die Jasnitzer Blumensucht, die Leeren-Sackmühle, die Saalmühle mit zu gemeiner Stadthöfe Blumensucht, die Alt-Waidhofener Blumensucht, die bürgerlichen Bruckmühl-Hausgründe samt der Kirchenwiese, die herrschaftliche Blumensucht sowie sämtliche dazugehörigen Marksteine. (34)
(34) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 117f.
1873 brach in Waidhofen ein Großbrand aus, der die Spitalkirche und 178 Häuser sowie einige Scheunen zum Opfer fielen. Dadurch wurde das bis dahin vorhandene mittelalterliche Stadtbild vollkommen zerstört. Waidhofen erhielt beim Wiederaufbau im Wesentlichen jenes Gesicht, das es heute noch zeigt. (35)
(35) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 269.
Bevölkerung bis um 1800
Nach der Neugründung der Stadt auf dem Felssporn bestand sie aus den erwähnten 54 Häusern. Weiterer Zuzug in die Stadt erfolgte zumeist aus dem nördlichen bzw. nordwestlichen Waldviertel sowie aus Südmähren, um 1460 besonders aus Iglau. War um 1230 von 54 Häusern die Rede, so wuchs Waidhofen bis 1499 bereits auf 97 Häuser an, von denen allerdings 44 in der Vorstadt Niederthal lagen und 53 – also etwa so viele wie im 13. Jahrhundert sich innerhalb der Mauern befanden. Um 1590 lag die Häuserzahl inklusive der Vorstadt bei 138. Jasnitz zählte um 1499 rund neun Häuser. (36)
(36) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 203f.; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 56; Kurt KLEIN, Siedlungswachstum und Häuserbestand Niederösterreichs im späten Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 43 (1977), 1–63, hier 10, 47. Klein verweist auch darauf, dass Waidhofen bei seiner Gründung für etwa 80 Bauplätze bemessen war. Ebd., 10.
Im 16. Jahrhundert umfasste die Bürgerrechtstaxe vier Schilling, was jeder Neubürger als einmalige Gebühr zu bezahlen hatte und mit deren Entrichtung er in den städtischen Bürgerverband aufgenommen wurde. Das Bürgerrecht erlosch mit dem Tod, konnte aber auch bei Auswanderung oder bei bestimmten Verfehlungen aberkannt werden. Das Bürgerrecht übertrug sich nicht automatisch auf die Nachkommen, sondern jeder nachgeborene Sohn musste sich eigens um das Bürgerrecht bewerben. 1595 etwa verzeichneten die Ratsprotokolle, dass 44 Personen das Bürgerrecht erhalten hatten, von denen elf aus Niederthal stammten. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass der Anteil der städtischen Bevölkerung, die das Bürgerrecht besaß, relativ gering war und bei höchstens zehn Prozent lag. 1613 und 1615 wurde Waidhofen von Epidemien erfasst, was zu rund 150 Todesfällen führte und auch dazu, dass 1616 45 Häuser leer standen. Um 1655 hatte Waidhofen rund 1.100 Einwohner, von denen 119 das Bürgerrecht besaßen. Die Pfarrgemeinde Waidhofen, zu der allerdings auch Buchbach und Breitenfeld bei Kirchberg gehörten, zählte 1652 1.952 Personen in einem Alter über zwölf Jahren. (37)
(37) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 521f. HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 38, 57f, 65.
Vor 1617 siedelte die Herrschaft eine Judengemeinde in Niederthal an, deren Größe aufgrund von Schule und Friedhof belegt ist und die um 1655 etwa 104 Personen umfasste. 1671 wurden die Juden jedoch auf Anweisung von Kaiser Leopold I. aus Österreich und damit auch aus Waidhofen ausgewiesen und zogen zumeist nach Böhmen und Mähren. Die Judenschule wurde in eine herrschaftliche Taverne umgewandelt, der Judenfriedhof hinter dem Meierhof blieb jedoch bestehen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine erneute Ansiedlung von Juden in Waidhofen, deren Anzahl 1889 55 Personen betrug. Eine israelitische Kultusgemeinde bestand dann zwischen 1890 und 1938. (38)
(38) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 62–66; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; Sammelband Wv.
Das Bürgerrecht konnten außer den Stadtbewohnern auch die Bevölkerung von Jasnitz sowie diejenige des städtischen Teiles von Niederthal erwerben. Die Jasnitzer Bürger waren seit 1700, als eine erneute Bestätigung der Zugehörigkeit von Jasnitz zu Waidhofen erfolgte, gleichgestellt. 1640 betrug die Zahl der Bürger 136, 1655 sind hingegen nur 119, davon 87 in Waidhofen, 24 in Niederthal und acht in Jasnitz, belegt. Bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 1.100 zeigen diese Zahlen, wie gering der bürgerliche Anteil, also von Personen die alle bürgerlichen Rechte innehatten, innerhalb der städtischen Bevölkerung war. (39) Die exaktesten Bevölkerungszahlen dieser Zeit stammen nach wie vor aus den Kirchenbüchern und weisen für 1653 1.978 Personen aus. Bis 1782 verzeichnen sie einen Anstieg auf 3.060. (40)
(39) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 204; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 48, 60.
(40) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 73.
Wurden 1616 in Waidhofen 42 und Niederthal neun Häuser als öd bezeichnet – von etwa insgesamt 129 Häusern wie sie 1633 gezählt wurden – so verschlechterte sich der Bauzustand während des Dreißigjährigen Krieges dramatisch. 1648 war die Zahl der intakten Häuser, die laut Einlage 225 betrug, jedoch tatsächlich nur 129 zählte, auf 36 gesunken. 1653 wurde von einem Rückgang auf 30 „aufrechte” Häuser berichtet. Damals betrug die Schuldenlast bereits 24.000 Gulden. Selbst die Bereitung von 1667 zeugt noch von 40 als aufrecht, 66 als baufällig und 35 als öde geltenden Häusern. Doch immerhin wurde nun die Steuerberechnungsgrundlage geändert und die oben genannte Situation anerkannt. Doch die Phase der Erholung bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Stagnation sollte lange anhalten. Rund hundert Jahre später, 1746, zählte Waidhofen laut Gaisruckscher Instruktion 212 bürgerliche steuerbare Häuser und Gebäude. Die Gesamtzahl inklusive der außerhalb der Stadtmauer liegenden Gebäude betrug 291. 1837 zählte die Stadt 256 und 1900 291 Häuser. (41)
(41) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 39f, 134f.
Stadtverfassung und -verwaltung
Von vorrangiger Bedeutung für eine Stadt waren im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit das Stadtrecht bzw. die Stadtordnungen. Diese regelten wirtschaftliche und politische Belange, darunter die Zusammensetzung des Magistrats sowie den Ablauf der Wahlen von Stadtrat und Stadtrichter. In der Regel wurde der Stadtrat von und aus der Bürgerschaft gewählt, während der Stadtrichter mehr oder weniger der Vertreter des Stadtherrn, im Falle Waidhofens eben des Landesfürsten, war und anfänglich zumeist von diesem bestimmt wurde, später aber teils auch vom Magistrat bzw. aus diesem gewählt werden konnte. (42)
(42) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 34f. Franz BALTZAREK, Beiträge zur Geschichte des vierten Standes in Niederösterreich, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23 (1970), 64–104, hier 66f.
Das älteste Stadtrechtsprivileg von 1337 ist relativ kurz gefasst und regelt in sechs Artikeln vor allem lokale wirtschaftliche Belange wie Marktbeschickung und Bannmeile. (43) Das Privileg von 1375 ist hingegen ausführlicher und verordnet in 34 Artikeln die rechtlichen und wirtschaftlichen Befugnisse der Stadt in umfassender Weise. Standen hierbei hauptsächlich rechtliche Fragen im Vordergrund, so wurden dennoch die Jahrmärkte und Mauten besonders reglementiert. Privilegienbestätigungen erfolgten danach 1397, 1417, 1454, 1459, 1493, 1582, 1612, 1613, 1620, 1638 und 1699. (44) Mit dem Gerichtsprivileg von 1535 erhielt Waidhofen auch noch die Blutgerichtsbarkeit, womit ein eigener Landgerichtsbezirk geschaffen wurde, dessen Jurisdiktionsgrenzen sich 1560 folgend beschrieben finden: Sie begannen außerhalb der Stadt vor dem Schultor bei dem Kreuze, bei dem die Jahrmarktsfreiheiten ausgesteckt wurden, verlief neben den Gärten und Lichtzäunen vor dem Stadtgraben bis zum Böhmtor, soweit sich die Stadtmauer erstreckte. (45)
(43) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 69f. Ob es sich bei den drei landesfürstlichen Burgstädten Weitra, Waidhofen und Drosendorf tatsächlich um einen eigenen Stadtrechtstyp, der von Karl Gutkas formulierten „Waldviertler Gruppenbildung” handelt, muss in diesem Zusammenhang dahingestellt bleiben. Vgl. Karl GUTKAS, Die mittelalterlichen Stadtrechte Niederösterreichs, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung 2, St. Pölten 1959 (Verö ff. des Kulturamtes der Stadt St. Pölten), 58–77, hier 67–69.
(44) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 72–76.
(45) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 78f.
In Waidhofen wurde der Stadtrichter erstmals im Stadtrecht von 1375 genannt, doch ist davon auszugehen, dass seitens des Landesfürsten bereits früher ein Vertreter eingesetzt worden war, um dessen Interessen zu wahren. 1492 verweigerten sich die Waidhofener einem landesfürstlich eingesetzten Stadtrichter und wählten einen eigenen. Doch Friedrich III. gab nicht nach und unter Androhung von Privilegienverlusten wurde der Richter des Landesfürsten akzeptiert. (46) Die Amtsdauer der Richter betrug in der Regel ein Jahr, allerdings konnten Richter zum einen mehrmals gewählt werden und damit ihre Funktionsdauer ausdehnen; zum anderen bat die Stadt 1638 – aufgrund der hohen Unkosten für die Wahlen und Bestätigungen aus Wien –, dass die Amtsperiode auf drei Jahre ausgedehnt werde. (47) Der Stadtrat bestand aus Ratsbürgern und den „Genannten”, aus denen sich der innere und der äußere Rat entwickelten. Der Stadtrat wurde erstmals 1357 genannt. 1362 wurde die Vertretung der Bürgerschaft als die „Geschworenen”, sechs an der Zahl, bezeichnet. Seit dem 15. Jahrhundert treten dann auch die „Genannten” in Erscheinung, so etwa 1452, als von den „Genannten aus den Vieren” bzw. 1458, als von den „vier Genannten” die Rede ist, aus denen dann 1528 die „Vierer” werden. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich aus diesen Genannten der äußere Rat mit sechs Mitgliedern, sodass 1592 die „Herren Ernannten” im äußeren Rat bei den Richterwahlen auftauchten. (48) Beim äußeren Rat bzw. den vormaligen „Genannten” handelte es sich um einen Bürgerausschuss, der als Beratungsgremium diente. Die Stadtverwaltung an sich oblag hingegen dem seit dem 16. Jahrhundert als innerer Rat bezeichneten Gremium, das zwischen neun und zwölf Mitgliedern zählte, wobei Stadtrichter und Bürgermeister nicht inbegriffen waren. Diese Anzahl schwankte vom 15. Jahrhundert bis zur Magistratsregulierung, während die Mitgliederzahl des äußeren Rates konstant bei sechs blieb. Zumeist rückten Mitglieder des äußeren Rats in der Folge dann in den inneren Rat auf. (49) Vom 15. bis ins 17. Jahrhundert waren in der Stadtverwaltung als Bürgermeister, Richter und Räte Mitglieder der am meisten begüterten Familien vertreten, zwischen denen oft auch verwandtschaftliche Verhältnisse bestanden und deren Namen in dieser Zeit in beiden Ratsgremien wiederholt auftraten. (50) Zwar sollte der Stadtrat jährlich neu erstellt werden, doch kam es relativ häufig vor, dass in beiden Gremien manche Personen über mehrere Jahre hinweg wirkten. Die Ratssitzungen fanden unregelmäßig und vermutlich im Hause des Bürgermeisters bzw. des Stadtrichters statt, da erst im 16. Jahrhundert ein Rathaus errichtet wurde, das in einer Kammeramtsrechnung des Jahres 1554 erstmals erwähnt wird. (51) Der Stadtrat war für inner- wie auch außerstädtische Belange zuständig, nur in besonders wichtigen Fällen wurde anfänglich die gesamte Bürgerschaft in die Entscheidung einbezogen – etwa bei Steueranschlägen, Landesanlagen und Fragen der militärischen Sicherheit. Seit dem 15. Jahrhundert existiert auch das Amt eines Stadtschreibers, er wurde zwischen 1435 und 1455 erstmals genannt. Wie auch in anderen Städten erweiterte sich die Stadtverwaltung seit dem späten Mittelalter. Zum einen nahmen Kontroll- und Überwachungsfunktionen zu und zum anderen wurden eigene Ämter als Verwaltungsorgane eingeführt, die als mehr oder weniger selbständig aus der eigentlichen Verwaltung ausgegliedert wurden. So fanden sich Ende des 16. Jahrhunderts verschiedene Beschaumeister für unterschiedliche Handwerker bzw. Produktgruppen wie Müller, Lederer oder Schuster bzw. Fleisch, Brot oder gesalzene Waren. 1593 umfasste die Stadtverwaltung insgesamt einen Stadtrichter und einen Stadtkämmerer (letzterer war für die Stadtfinanzen verantwortlich und mithin der wichtigste Amtsträger nach dem Richter), zwölf Personen des inneren, sechs des äußeren Rates, die ihrerseits wiederum entweder folgende Funktionen übernahmen bzw. eigens Personen dafür einsetzten: zwei Einnehmer, drei Kastenverwalter, ein Salzkammerverwalter, zwei Spitalmeister, zwei Brauhausverwalter, zwei Rentmeister, zwei Schlüsselherren, zwei Karnerverwalter, ein Kirchwalter, ein Wagmeister, zwei Ziegelverwalter, zwei Zapfenmaßverwalter, ein Ungelter, ein Mautner, zwei Brotbeschauer, vier Fleischbeschauer, drei Tierbeschauer, zwei Lederbeschauer, vier Viertelmeister, zwei Wein- und Bierprüfer, zwei Verordnete zur Haarstube, zwei zur Mauerwacht, zwei zum Viehgeld, einen zum Wasseramt sowie zwei zur Rüstkammer. (52)
(46) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 34f. 1546 hingegen erhielten die Waidhofener von Ferdinand I. die Erlaubnis, bei Verzögerung selbst einen Richter zu wählen, nachdem zu dieser Zeit die Herrschaft wiederholt versucht hatte die Bestätigung des Stadtrichters zu verzögern. JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 80, 96.
(47) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 98; allg. zu Wahlkommission vgl. Andrea PÜHRINGER, Contributionale, Oeconomicum und Politicum. Die Finanzen der landesfürstlichen Städte Nieder- und Oberösterreichs in der Frühneuzeit (Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 27), Wien 2002, 89f.
(48) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 100f.
(49) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 101.
(50) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 35; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3).
(51) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 101f.
(52) PÜHRINGER, Contributionale (wie Anm. 47), 54–58; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 102–104, 112. Das Amt des Stadtkämmerers ist seit 1552/3 belegt. Ebd., 114.
Die Stadt Waidhofen büßte durch den veränderten Charakter der Grenze in der Frühen Neuzeit ihre politisch-militärische Position ein. War sie ursprünglich zur Verteidigung gegen Böhmen konzipiert, verlor sie durch die Eingliederung Böhmens ins Habsburgerreich diese Funktion. Dieser Bedeutungsverlust verknüpfte sich mit dem wirtschaftlichen Niedergang. Er war nicht nur anhand der Verpfändungen der Stadt Waidhofen gemeinsam mit der Herrschaft ersichtlich, sondern auch daran, dass in Zeiten keiner Verpfändung der Landesfürst einen Pfleger einsetzte, er also die Stadt ganz im Sinne eines Kammergutes betrachtete, und dass seit 1522 kein Bürgermeister mehr dem Stadtrat vorstand. (53)
(53) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 53; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 22, 35; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 99.
Die Stadtrichter- und Ratswahlen fanden jährlich statt, über den Wahlmodus finden sich bis ins 18. Jahrhundert hinein keine Aufzeichnungen. In der Regel mussten sie jedoch von landesfürstlicher Seite bestätigt werden, was dazu führte, dass eine städtische Abordnung nach Wien gesandt werden musste, um diese Bestätigung einzuholen. 1599 wird erstmals davon berichtet, dass Stadtrichter und Stadtschreiber dazu nach Wien gereist waren, wo der Richter am 18. Jänner vor der niederösterreichischen Regierung seinen Eid leistete und Acht und Bann empfing. Im Folgemonat wurden der Richter und die Mitglieder des äußeren und inneren Rates eingesetzt. (54) Darüber hinaus standen die Wahlen seit 1595 unter der Aufsicht eines landesfürstlichen Kommissars, in Waidhofen oft der Abt von Zwettl, da die Städte, die Anfang des 16. Jahrhunderts weitgehend protestantisch geworden waren, aufgrund der gegenreformatorischen Bestrebungen landesfürstlicherseits nun genauer kontrolliert wurden und daher auch nicht mehr ohne Genehmigung und kommissarischen Vorsitz Wahlen durchführen durften. 1724 wurden Wahlperioden von zwei Jahren festgelegt. (55) Für diese Zeit zeigt sich auch, dass noch weitere Ämter bzw. Funktionsträger die Stadtverwaltung hatten expandieren lassen. So finden sich nun auch ein Zeug- und ein Forstmeister, ein Brückenmeister in Niederthal, je ein Richter in Niederthal und Jasnitz sowie ein Rauchfangbeschauer. (56)
(54) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 82.
(55) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 98; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 66.
(56) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 107f.
Erstmals 1362 trat Waidhofen als Siegler einer Urkunde auf. Das Stadtsiegel aus dem 14. Jahrhundert enthält im Siegelfeld einen dreieckigen, ausgebauchten Schild mit dem österreichischen Bindenschild auf gegittertem Grund und die Umschrift S(IGILLUM). UNIVERSITATIS. CIVIUM. IN. WAIDHOUEN. Dem Siegel entsprechend führt Waidhofen als Wappen den rot-weiß-roten Bindenschild. (57) 1406 trat Waidhofen dem Bündnis der niederösterreichischen Landstände bei, dem auch andere landesfürstliche Städte angehörten und wurde damit Teil der so genannten „mitleidenden Städte”, jener also, die bereit waren, einen Anteil der landständischen Steuerquote zu übernehmen. Erst 1821 schied Waidhofen aus dieser Gemeinschaft aus. (58)
(57) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 58f., 86–88; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 35. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind mindestens drei unterschiedliche Siegel bekannt.
(58) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 36; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 66, 74.
Die Stadtkammer- bzw. Richteramts-Rechnungen sind in Waidhofen teils nur rudimentär vorhanden und erst im Laufe des 17. Jahrhunderts detaillierter gegliedert. Die Haupteinnahmen resultierten aus den direkten und indirekten Steuern, den Gerichtsgeldern, Siegel- und Fertigungsgeldern, Torstehgeldern, Mauten und Standgeldern, Bürgerrechtstaxen, Schlüsselgeldern, Hauszinsen, Haarstubengeldern, Gülten, Miet- und Pachterträgen, Waldbesitz sowie den kommunalen Eigenbetrieben. Dem standen Ausgaben für die Landsteuer, Maut-, Ungeld- und Tazbestand, Zinsen und Grunddienste, Bau- und Instandhaltungsarbeiten für städtische Bauten, Handwerkerlöhne, Besoldung der Amtsträger, Kreditzinsen, Rüststeuer, Zehrungen und Verehrungen sowie etwaige Kriegsunkosten gegenüber. (59) Bei Ungeld und Taz handelte es sich um landesfürstliche bzw. landständische indirekte Getränkesteuern, die auf Wein und Bier angerechnet wurden. Da diese dem Konsumenten verrechnet wurden, war die Einhebung dadurch erleichtert, dass die Stadt diese pachtete und dafür jährlich einen gewissen Betrag an Landesfürst bzw. Landstände abführte. Der Ungeldbezirk Waidhofens umfasste die späteren Landgerichte Waidhofen, Dobersberg, Thaya, Nieder-Edlitz, Heidenreichstein, Puch, Karlstein, Thuma und Veste Poppen. (60)
(59) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), Anm. 68; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 218.
(60) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 235.
Waidhofen hatte während der Belagerung bzw. der Einquartierung der Verteidigungstruppen in den Jahren 1645/46 keine Kontributionen geleistet und sich derart verschuldet, dass es mit militärischer Exekution bedacht wurde – es wurden erneut Soldaten ins Quartier gelegt. Ende 1647, als eine neuerliche Steuerbewilligung fällig war, erklärten die niederösterreichischen Stände dem Landesfürsten, dass Wald- und Weinviertel durch die Besetzungen, Kontributionen, Okkupation, Plünderung und Brandschatzungen nahezu entvölkert seien, wodurch eine große Zahl der gestifteten Häuser verödet seien. (61)
(61) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 256f.; KARL HASELBACH, Niederösterreich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 22 (1888), 81–103, hier 100f.
Nachdem sich nicht nur in Waidhofen die wirtschaftliche Situation auch in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg nur rudimentär verbessert hatte, sondern auch die anderen landesfürstlichen Städte und Dörfer in teils hochgradige Verschuldung geraten waren, entschloss man sich von 1745 bis 1747 mit der Gaisruckschen Instruktion, einer auf Basis des Hofkammerrates Graf Anton von Gaisruck angestellten Untersuchung der Finanzsituation des halben vierten Standes in Niederösterreich, eine völlige Neuordnung und damit auch Vereinheitlichung des kommunalen Wirtschafts-, Verwaltungs- und Steuerwesens durchzusetzen. Im Mittelpunkt stand dabei, das Steuerwesen völlig vom restlichen Stadthaushalt abzutrennen und transparent zu gestalten. Daneben sollten die wirtschaftlichen Eigenbetriebe der Stadt möglichst veräußert und bei negativen Bilanzen ihre Betätigung überhaupt eingestellt werden. Die Kommune an sich sollte sich also auf ihre reine Verwaltungstätigkeit beschränken. Besonderes Augenmerk erhielt allerdings das Steuerwesen, da aufgrund der Instruktion eine neue Steuerbemessungsgrundlage geschaffen werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Waidhofen alleine Steuerrückstände in Höhe von 11.630 Gulden, von denen 9.873 als uneinbringlich galten. (62) Insgesamt zählte Waidhofen 1746 212 steuerbare bürgerliche Häuser und Gebäude, 60 nichtbürgerliche Freihäuser, Höfe und freie Mühlen, vier Kirchen und Kapellen, ein Kloster, zwei pfarrliche Stiftshäuser und zwölf stadteigene Gebäude. (63) Die Josephinische Magistratsregulierung von 1785 veränderte nun auch die städtische Obrigkeit dahingehend, dass nun neben dem Bürgermeister, der von der Landesregierung ernannt wurde, drei Magistratsräte bestanden, von denen einer als Syndikus zu wirken hatte. (64) Damit schuf der Gesetzgeber nicht nur eine loyale Beamtenschaft, sondern dies führte, aufgrund der vorgegebenen Ausbildung, auch zu einer Professionalisierung in der Kommunalverwaltung.
(62) Zu Gaisruck vgl. Andrea PÜHRINGER, Zur Lage der Kommunalverwaltung der Stadt Krems zwischen Reformation und Gaisruck'scher Instruktion, in: 1000 Jahre Krems – am Fluß der Zeit (Studien und Forschungen aus dem NÖ Institut für LK 24), hg. von Willibald Rosner, 161–185, hier 184f.; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 83–87.
(63) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 91.
(64) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 93.
Im 19. Jahrhundert wurde Waidhofen zunehmend auch zum Verwaltungsmittelpunkt des Waldviertels. 1849 nahm hier das Bezirksgericht seinen Sitz und 1850 folgten die Bezirkshauptmannschaft und das Steueramt als Vorläufer des heutigen Finanzamtes. 1854 wurden die „gemischten Bezirksämter” eingeführt, die sowohl die Tätigkeiten der Bezirkshauptmannschaft als auch jene der Bezirksgerichte übernahmen. Sitz nahm diese Behörde im heutigen Bezirksgerichtsgebäude am Hauptplatz. (65)
(65) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 105.
Verkehr
Die Hauptverkehrsverbindungen Waidhofens waren die beiden Altstraßen, die Böhmstraße und der Rittsteig. Erstere war die Fortsetzung jener Fernstraße, die aus dem Murtal kam, bei Traismauer die Donau überquerte und über Grafenwörth, Fels, Gösing und Mühlbach verlief. Sie führte weiter über Matzelsdorf, Reinprechtspölla, Rodingersdorf und Walkenstein, wohin auch die nördliche Hochstraße über Missingdorf und Brugg aus dem Pulkautal verlief. Die Hauptlinie der Böhmstraße führte nach Drosendorf, die nördliche Hochstraße verlief hingegen über Pernegg und Wappoltenreith nach Windigsteig. Von dort führte sie weiter nach Waidhofen und Dobersberg, eine Nebenroute ging Richtung Heidenreichstein ins nordwestliche Waldviertel. (66)
(66) Peter CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Diss. Wien 1966, 96f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 15; Peter CSENDES, Die Altstraßen des Waldviertels, in: Das Waldviertel NF 17 (1968), 83–87.
Von Bedeutung als Salzstraße war die Gföhler Straße, die von Langenlois nach Zwettl führte, und deren Ausgangspunkt eigentlich Lengenfeld war, von dem Verbindungen zum Kamptal und Langenlois bzw. zum Donautal und Krems existierten. Nach Norden verlief die Straße von Gföhl ausgehend über Rastbach nach Rastenberg und Eschabruck und erreichte bei Zwettl das nordwestliche Waldviertel, wo Polansteig, Böhmsteig und Weitraer Weg wichtige Routen darstellten. (67)
(67) CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 204; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 16.
Böhmsteig und Polansteig werden beide als Nord-Süd- bzw. Ost-West-Verbindung im Zusammenhang mit dem Stift Zwettl 1139 genannt. Ersterer war die Fortsetzung der Wege aus dem Weitental über Ottenschlag bzw. Rappottenstein nach Norden und erreichte unweit Jahrings, nahe Gutenbrunn den Polansteig. Hier erstreckte sich der Böhmsteig in westöstlicher Richtung, in Waidhofen teilte er sich dann. Die Hauptlinie ging über Thaya, Dobersberg und Zlabings nach Königseck und weiter nach Prag. Eine Nebenroute, die die Straße von Weitersfelden aufnahm, führte über Peigarten und Landstein nach Neubistritz. (68)
(68) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 16f.; CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 206f.
Der mittelalterliche Straßenzwang beförderte die Nutzung bestimmter Straßen und sollte verhindern, dass zur Umgehung der Abgabepflichten andere Straßen oder Schleichwege verwendet wurden. Damit sollte aber nicht nur den landesfürstlichen Maut- und Zolleinkünften gedient, sondern gleichzeitig auch Wirtschaftskraft und Handel bestimmter städtischer Zentren gehoben werden. Im Falle von Waidhofen etwa wies Herzog Albrecht II. 1343 bei der Verleihung eines Jahrmarktsprivilegs darauf hin, dass die Landstraße von alters her durch die Stadt gegangen sei, dies immer noch tue und ansonsten auch kein anderer Weg einzuschlagen sei. (69)
(69) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 13–14; CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 42, 45.
Dennoch waren die mittelalterlichen Privilegien lange umkämpft bzw. wurden oft umgangen. Mitte des 17. Jahrhunderts waren nicht nur Wirtschaft und Handel in arge Bedrängnis geraten, selbst um das Straßenwesen stand es schlecht. Um von Waidhofen nach Wien zu gelangen, gab es zwei Möglichkeiten: entweder über Göpfritz, Frauenhofen, Maissau, Weickersdorf, Greiffendorf und Enzersdorf oder über Wegschaid, Gföhl und Krems, von wo aus man mit dem Schiff die Donau abwärts reiste. Größere Straßenausbauten erfolgten erst im 18. Jahrhundert unter Kaiser Karl VI., doch tatsächliche Besserungen in den Straßenverhältnissen brachte erst die Errichtung der Reichsstraße Göpfritz – Waidhofen – Neuhaus/ Jindrichův Hradec in den Jahren 1826 bis 1829. Seit etwa 1860 entstand eine Reihe von Verbindungsstraßen zu den wichtigsten Orten innerhalb des Bezirks, sodass sich Waidhofen sukzessive zum Verkehrsknotenpunkt entwickelte. 1902 entstand ein eiserner Steg über die Thaya bei Alt-Waidhofen, doch die alte Holzbrücke, über die der gesamte Verkehr über die Thaya ging, wurde erst 1911 durch eine eiserne ersetzt. (70)
(70) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 17f; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 207.
Der Bau der ersten Eisenbahnlinie in diesem Gebiet, der Franz-Josephs-Bahn, verschlechterte die Verkehrs- und Marktsituation von Waidhofen, da es abseits der Bahntrasse lag, doch selbst der Bau einer Flügelbahn 1891 von Schwarzenau über Waidhofen nach Zlabings konnte die Lage nicht mehr verbessern. 1987 stellte die ÖBB den Personenverkehr auf der Linie Waidhofen – Fratres ein. Seither wird versucht, den Anschluss nach Zlabings wieder zu reaktivieren. (71) Die Anbindung an das Straßenverkehrsnetz ist heute sehr gut, denn Waidhofen liegt südlich des Kreuzungsbereiches der Bundestraße 5, die von Wien nach Heidenreichstein und weiter zur tschechischen Grenze geht, und der Bundesstraße 36, die von Zwettl nach Thaya und weiter nach Dobersberg führt.
(71) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 18; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 207; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 143.
Kirchliche und Wohlfahrtseinrichtungen
Die Anfänge der Pfarre in Waidhofen sind unklar, da aufgrund der Siedlungsverlegung Urpfarre und Stadt topographisch auseinander fallen. (72) Die Pfarre Mariä Himmelfahrt entstand vermutlich als grundherrliche Gründung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dürfte mit der Grafschaft Pernegg an den Landesfürsten gekommen sein, dessen Patronatspfarre sie später war. Urkundlich genannt findet sich ein Pfarrer namens Berthold, 1245 und 1278 wird die Marienkirche erstmals erwähnt. Die Kirche war in gotischem Stil erbaut, wie erhaltene Reste bestätigen und – wie im Mittelalter üblich – vom Friedhof umgeben. 1365 überließ Rudolf IV. die Pfarre gegen das Wiener Patronat St. Stephan dem Passauer Bischof – ein Beleg für die damalige relative Bedeutung Waidhofens –, machte dies später aber wieder rückgängig. 1784 schied die Filiale Buchach aus dem Pfarrsprengel aus und wurde selbstständige Pfarre. 1757 wurde ein zur Pfarre Puch gehöriger Teil von Alt-Waidhofen nach Waidhofen umgepfarrt, 1874 ebenso Vestenötting. Die eingemeindeten Katastralgemeinden werden alle von den Pfarren Waidhofen und Puch betreut. Bei der eingemeindeten Pfarre Puch mit dem Patrozinium der hl. Anna handelt es sich vermutlich um eine herrschaftliche Gründung des 13. Jahrhunderts, zu der u. a. noch Hollenbach, Pyhra und Schlagles gehören. (73)
(72) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 27; KNITTLER, Städte (wie Anm. 11), 27, 31.
(73) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; Karl LECHNER, Die Gründung der Wiener Universität und die Pfarre Waidhofen a. d. Th., in: Das Waldviertel 14 (1965), 60f.; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 30.
Bis 1785 gehörte Waidhofen zum Bistum Passau und unterstand dem Passauer Offizial in Wien, seither ist es Teil der Diözese St. Pölten. Im Rahmen der Dekanatsgliederung gehörte es zum Dekanat Krems, das je nach Sitz des Dechants verschiedene Namen führte. Im 16. Jahrhundert wurde der nördliche Teil des alten und ungeteilten Dekanats abgetrennt und erhielt den Namen „Dekanat vor und am Böhmerwald”, zu dem Waidhofen bis 1781 gehörte. Von 1781 bis 1907 war es Teil des „Dekanats Böhmerwald” und seit 1907 ist es eigenes Dekanat. (74)
(74) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 277; Gerhard WINNER, Das Diözesanarchiv St. Pölten 1962, 21–23.
Die Bürger der landesfürstlichen Städte und Märkte blieben von der 1568 bzw. 1571 gewährten und bestätigten Religionsassekuration des niederösterreichischen Herren- und Ritterstandes ausgenommen. Dennoch galten die Städte als frühe protestantische Zentren – Waidhofen schon seit den 1530er Jahren, denn 1534 ging der Waidhofener Pfarrer nach Litschau, da in seiner Pfarre das Luthertum nahezu Überhand genommen habe. (75) Schon zu Beginn der 1520er Jahren war die Stiftungstätigkeit plötzlich völlig erloschen und erst 1691 setzte sie wieder ein. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Grundherren der Umgebung, die oft als Inhaber von Patronats- bzw. Kirchenvogteirechten religiösen Einfluss ausübten und die Pfarrstellen entsprechend besetzen konnten. Auch die Familie Puchheim, Inhaber der Herrschaft Waidhofen, gehörte diesem Kreis an. (76) 1560 ermahnte Ferdinand I. die dortigen Bürger, an der katholischen Lehre festzuhalten, denn es lag in seinem Interesse, die landesfürstlichen Städte, die den vierten Stand bildeten, vom Adel zu trennen. Gleichzeitig wollte er die Städte als Kammergut deklarieren, um sie somit als politischen Faktor zu eliminieren. Doch schlugen diese Versuche vorerst fehl, denn noch 1578 reiste eine Abordnung aus Waidhofen nach Wien, um die Zulassung der Augsburger Konfession zu erbitten. Seinen Höhepunkt sollte der Protestantismus hier in den 1580er Jahren erlangen, als sich im Puchheimer Schloss wiederholt Prädikanten aufhielten, die sich auch des bürgerlichen Zuspruchs erfreuten. Landesfürstlicherseits verstärkte man den gegenreformatorischen Druck und zwang die Bevölkerung entweder auszuwandern oder zum Katholizismus zurückzukehren. Mit Melchior Khlesl, dem Passauer Generalvikar und vom Landesfürsten Bevollmächtigten in Reformationsangelegenheiten, fand sich ein einflussreicher Fürsprecher des katholischen Glaubens, der schon 1590 vermeldete, dass die Stadt Waidhofen einen Revers ausgestellt habe, beim Katholizismus bleiben zu wollen. Bürgeraufnahmen erfolgten danach nur mehr mit dem Hinweis, die Neubürger hätten sich entsprechend der Religion zu verhalten. (77) Dennoch blieb weder das Verhalten der städtischen Obrigkeit noch das seiner Bürger eindeutig. Zwar bestätigte sie 1602 den Revers von 1590, dennoch gab es selbst noch 1617 Anhänger des Protestantismus in Waidhofen. Es sollte bis 1620 dauern, bis das Gebiet konfessionell homogenisiert war und der katholischen Religion kein nennenswerter Widerstand mehr entgegengesetzt wurde. Nur Pfarrer und Reformationskommissar berichteten selbst noch 1630 von Widersetzlichkeiten, gegen die mit den wiederholt abgehaltenen Diözesansynoden des Passauer Offizials vorgegangen wurde. (78) 1645 suchte die Bürgerschaft selbst um die Gründung eines Kapuzinerklosters an, dem auch 1646 entsprochen wurde. Die Stadt schenkte den Kapuzinern ein Haus innerhalb der Stadtmauern nahe dem Schultor, dazu wurden zwei nebenliegende Häuser zur Verfügung gestellt. Der Bau eines eigenen Klostergebäudes verzögerte sich anfänglich, da Uneinigkeit über den Bauplatz herrschte. Denn der Stadtrat wollte das Kloster innerhalb der Stadtmauer, die Kapuziner hingegen wollten es außerhalb der Stadt errichten. Dazu kamen Auseinandersetzungen mit dem Pfarrer, dem eines der Grundstücke gehörte, das er nicht zur Verfügung stellen wollte, sodass die Kapuziner überlegten, nach Weitra zu gehen. Nach zahllosen Interventionen sowohl geistlicher als auch weltlicher Obrigkeiten konnte 1652 der Grundstein gelegt werden. 1654 konnten die Kapuziner in das eigene Klostergebäude außerhalb der Stadt umziehen, nachdem sie bis dahin in einem Hospiz der Stadt untergebracht gewesen waren. Die Kapuziner waren als Reformorden einer der am meisten in die Gegenreformation involvierten Orden. Die Klosterkirche Mariae unbefleckte Empfängnis wurde 1658 konsekriert, Kirche und Kloster 1784 im Zuge der Josephinischen Säkularisierungstendenzen aufgehoben und dies später nicht mehr rückgängig gemacht.
(75) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 27; Thomas WINKELBAUER, Zur Bedeutung der Grenze für Glaubensflüchtlinge. Mähren und Niederösterreich von den Hussitenkriegen bis zum 30jährigen Krieg, in: Kulturen an der Grenze. Waldviertel – Weinviertel – Südböhmen – Südmähren, hg. von Andrea Komlosy – Václav Bůžek – František Svátek, Wien 1995, 283–290, hier 284; Gerhard WINNER, Adeliger Stand und bürgerliche Hantierung. Die sieben landesfürstlichen Städte und die ständischen Gegensätze in Oberösterreich während des 16. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1959), 59–83, hier 62f.; Gustav REINGRABNER, Reformation und Gegenreformation im Waldviertel, in: Waldviertel 17 (1968), 3–221, hier 8. Angeblich wurde das Rathaus als lutherische Kirche genutzt, vgl. HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 70; vgl. allg. dazu Thomas WINKELBAUER, Kontakte und Konflikte. Böhmen, Mähren und Österreich: Aspekte eines Jahrtausends gemeinsamer Geschichte, Horn 1993.
(76) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 270f.
(77) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 27; WINKELBAUER, Bedeutung (wie Anm. 75), 284; WINNER, Adeliger Stand (wie Anm. 75), 62f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 272–274; REINGRABNER, Reformation (wie Anm. 75), 161f.
(78) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 41; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 273–275.
Die alte gotische Pfarrkirche existierte bis ins 18. Jahrhundert. 1713 erfolgte die Grundsteinlegung zu einer neuen, vor allem größeren barocken Kirche, da die alte sich als zu klein erwies. Die alte Kirche wurde quasi überbaut, während der Bauarbeiten noch benützt und danach abgetragen. 1723 wurde der erste Gottesdienst abgehalten. 1957 erfolgte eine komplette Innenrenovierung, wobei die Pfarrkirche ihr heutiges Aussehen erhielt.
Erst seit 1886 fanden wieder evangelische Gottesdienste statt, zuerst im Rathaussaal. Seit 1925 gab es die protestantische Predigtstation der Pfarre Gmünd im ehemaligen Bahnhof, dem Lindenhof, und 2003 erhielt Waidhofen eine eigene evangelische Kirche.
Um 1365 wurde das Bürgerspital gegründet und mit einem eigenen Kaplan bestiftet, das Patronat des Benefiziums hatte allerdings der Pfarrer inne. Es lag außerhalb der Stadt in Niederthal und hatte eine Kapelle zum Hl. Geist. Um 1476 wurden Spital und Kirche ausgebaut und neu bestiftet. Schon ab 1528 wurde das Benefizium jedoch nicht mehr besetzt und die Einkünfte zur Armenversorgung verwendet. Die Verwaltung erfolgte durch zwei von der Stadt bestellte Spitalmeister. Zwischen 1757 und 1778 erfolgte die Einrichtung einer weiteren Stiftung durch die Familie Zinner, die jedoch als Zinnersches Benefizium getrennt verwaltet wurde. 1864 wurde ein Allgemeines Öffentliches Krankenhaus eingerichtet, das bis 1905 im Kapuzinerkloster untergebracht war, danach wurde es mit dem Ludwig-Donin-Spital, einem 1884 gegründeten Privatspital für weibliche Kranke in Niederthal zusammengelegt, von den Vinzentinerinnen betreut und vom Pfarrer verwaltet. Es wurde Anfang der 1980er Jahre zum Schwerpunktkrankenhaus ausgebaut. Seit 1935 besteht ein Altersheim und seit 1968 das Niederösterreichische Landespflegeheim. Aus den Mitteln des Spitalsbenefiziums wurde 1976 bis 1978 ein Altenwohnheim errichtet. (79) Von 1884 bis 1931 waren die Schwestern der christlichen Liebe vom hl. Vinzenz von Paul im Waidhofener Krankenhaus tätig, danach kamen die Dienerinnen des Hl. Geistes, die Steyler Missionsschwestern. (80)
(79) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 213; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 112; Heinrich RAUSCHER, Das Krankenhaus in Waidhofen an der Thaya. Fs. Anlässlich der feierlichen Eröffnung des Erweiterungsbaues am 27. Oktober 1927, Waidhofen/Thaya 1927; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 30.
(80) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 275–277; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 54f, 84, 132.
Von 1679 bis ins 18. Jahrhundert bestand ein Spital für drei arme Blinde als Stiftung neben der Lorettokapelle, 1888 wurde eine Stiftung für sechs Waisenkinder eingerichtet und von 1907/08 bis 1935 bestand ein Bezirkskinderheim bzw. Waisenhaus. Nach 1913 wurde im ehemaligen Bahnhof ein evangelisches Waisenheim eingerichtet. Ein erster Kindergarten wurde 1870 gegründet, der seit 1911 Niederösterreichischer Landeskindergarten ist und seit 1977 besteht auch ein Landeskindergarten für die Gemeinde Waidhofen-Land. Darüber hinaus betreibt das Kolpinghaus seit 1977 eine geschützte Werkstätte als Tagesheimstätte für körperbehinderte Kinder und Jugendliche. (81)
(81) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 213.
Eingemeindungen und Bevölkerungsentwicklung
Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten Stadterweiterungen hauptsächlich im Westen, Richtung Bahnlinie. Die Nordsiedlung entstand zwischen 1938 und etwa 1960 mit rund 100 Häusern. Im Südwesten entstanden seit etwa 1950 40 Häuser um die Aigner- und Zinnerstraße, ab 1956 im Westen um den Bereich Heidenreichsteiner Straße eine Siedlung von rund 70 Häusern. Westlich der Bahnlinie entstand seit 1970 eine Siedlung mit Einfamilienhäusern. Weitere Ausdehnungen in den Süden erfolgten südöstlich zwischen 1968 und 1973 und südwestlich um 1967. (82)
(82) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202.
Um 1967 entstand im Südwesten Alt-Jasnitz, seit 1973 Jasnitz I mit ca. 110 Häusern, seit 1977 Jasnitz II mit damals rund 35 Häusern. Seit dem Ende der 1950er Jahre wurde auch der Ried Katzenschweif besiedelt und seit 1972 die Appel-Siedlung errichtet. Ab 1978 entstanden weitere Bauplätze, die die Appel- und Jasnitz-Siedlung sukzessive verbanden. Die Manz-Siedlung entstammt dem Beginn der 1970er Jahre und die Bebauung der Straße nach Wohlfahrts mit Reihenhäusern begann ab 1978.
Zwischen 1942 und 1945 waren die Ortsgemeinden Alt-Waidhofen, Brunn, Dimling, Kainraths, Kleineberharts, Ulrichschlag, Vestenötting sowie Vestenpoppen in die Stadtgemeinde vorübergehend integriert. Weitere Eingemeindungen erfolgten 1972 mit Götzles, Hollenbach, Matzles, Puch, Pyhra, Schlagles, Seyfriedswald und Ulrichschlag sowie 1975 Dimling. Sämtliche der eingemeindeten Ortschaften haben dörflichen Charakter. Damit erreichte die Stadtgemeinde eine Fläche von 45,36 km2. (83)
(83) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202, 211; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 135.
Die Bevölkerungszahl Waidhofens seit dem 19. Jahrhundert ist sukzessive, allerdings langsam ansteigend. Lag die Bevölkerung 1880 bei 4.091 Personen, so nahm sie bis 1910 – also in dreißig Jahren – um knapp 500 Personen zu und stieg auf 4.515. 1939 lag sie bei 4.766 und 1951 bei 5.157. Danach verlief der Anstieg verlangsamt und die Bevölkerungszahl lag 1981 bei 5.401, davor hatte sie sich kaum verändert und bis 2001 stieg sie auf 5.750 bzw. 2007 auf 5.793 Personen an. Allerdings ist hinzuzufügen, dass dieses Bevölkerungswachstum seit den 1970er Jahren allein durch Zuwanderung erfolgt, die die negative Geburtenbilanz ausgleicht. Insgesamt liegt Waidhofen damit im Trend des gesamten politischen Bezirkes, aber gegenläufig zur Entwicklung im Bundesland Niederösterreich, dessen Bevölkerungszahlen schon seit 1910 rückläufig sind. (84)
(84) Statistik Austria, http://www.statistik.at.
Schulwesen
Über die Anfänge des Schulwesens in Waidhofen ist relativ wenig bekannt. Ein Schulmeister wird erstmals 1369 erwähnt, das spätere Schulhaus befand sich neben dem Pfarrhof, im ehemaligen Benefiziantenhaus des Fronleichnamsbenefiziums. Seit 1502 war sie Gemeindeschule, wurde jedoch in der Folge 1628 geschlossen, da auch sie protestantisch geworden war. Seit 1570 wurden die Schulmeister mit Anteilen aus dem Fronleichnams- und dem Magdalenenbenefizium besoldet. Der Schulmeister war zugleich auch als Organist und Mesner tätig, weswegen er vom Pfarrer ernannt und vom Stadtrat bestätigt werden musste. Eine eigene, 1679 geplante Stadtschule wurde hingegen nicht verwirklicht. Erst 1779 kam es zur Einrichtung einer Trivialschule und vor 1799 hielt ein Schulgehilfe Unterricht in Ulrichschlag für die dortigen Kinder und jene aus Götzles und Matzles. (85)
(85) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
1868 erfolgte die Umwandlung der dreiklassigen Pfarrschule in eine vierklassige Hauptschule, die ab 1869 fünfklassig und ab 1871 sechsklassig geführt wurde. Ein Jahr später, 1872, folgte eine Errichtung einer dreiklassigen Mädchenbürgerschule. (86) 1869 kam es zur Gründung eines städtischen Unterrealgymnasiums, das später zum Bundesgymnasium bzw. Bundesrealgymnasium wurde und dem ab 1908/09 eine Oberrealschule angegliedert wurde. Von 1872 bis 1921 befand es sich in Landes-, seither in Bundesverwaltung – bis 1970 war es Bundeskonvikt. (87) 1912 wurde eine Städtische Handelsschule eingerichtet, die 1978 ebenfalls in Bundesverwaltung überging. Schon 1893 war eine Gewerbliche Fortbildungsschule errichtet worden und bis 1968 hatte eine eigene Berufsschule für Friseure und Kleidermacher Bestand. Daneben wurden von 1909 bis 1923 eine Landesforstschule, von 1926 bis 1934 eine Städtische Haushaltungsschule und von 1945 bis 1970 eine Landwirtschaftliche Fortbildungsschule geführt. 1968 gründete der Schulverein Waidhofen eine städtische Handelsakademie, die 1978 vom Bund übernommen wurde. (88) Gerade im 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung Waidhofens als zentraler Schulort der Region insgesamt zu, die jedoch gegen Ende des Jahrhunderts mit den rückläufigen Geburtenziffern und dadurch geringeren Schülerzahlen wiederum abnahm.
(86) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(87) Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Waidhofen an der Thaya 1869–1969, Waidhofen/Thaya, 1969; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(88) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
Wirtschaftliche Entwicklung
Schon seit dem Mittelalter galt das Waldviertel, das ehemalige Viertel ober dem Manhartsberg, als eher kärgliches Gebiet. Dementsprechend waren an landwirtschaftlichen Produkten Roggen, Hafer und Flachs die üblichen Feldfrüchte, seltener Erbsen oder die für die Bierbrauerei nötige Gerste. (89)
(89) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 24.
Eines der ersten Privilegien Waidhofens war dasjenige eines Wochenmarktes, den Albrecht II. und Otto 1337 bestätigten, und der jeden Samstag als Körner- und Viktualienmarkt stattfand. 1343 folgte ein Jahrmarkt, der am 1. Mai, dem damaligen Feiertag der Apostel Philipp und Jakob, mit vierzehntägiger Freiung stattfand. 1403 wurde ein zweiter Jahrmarkt für St. Rupert (24. September) privilegiert – zur wirtschaftlichen Erholung nach den Böhmeneinfällen – und erst 1559 kam ein dritter Jahrmarkt an Pauli Bekehrung (25. Jänner) mit vierzehntägiger Freiung vor und nach dem Feiertag hinzu. Die Jahrmärkte fanden vorwiegend auf dem Stadtplatz statt, ein Teil davon jedoch aus Platzgründen vor der Stadt – nahe dem Schultor an der Stadtmauer. Hier wurden vorwiegend Vieh und Brennholz gehandelt. (90) Während ihrer Dauer herrschte Marktzwang, demnach hatten alle Geschäfte auf dem Markt stattzufinden – dies lag im Interesse der Stadt, da sie von den aufgestellten Ständen und Buden das Standgeld kassierte. Wie üblich bei mittelalterlichen Privilegierungen galt es, die einheimischen Gewerbetreibenden vor auswärtiger Konkurrenz zu schützen. Dem diente auch der Straßenzwang – was bedeutete, dass gewisse Straßen benutzt und damit bestimmte Orte passiert werden mussten, an denen Mauten fällig wurden oder Händler gezwungen waren, ihre Waren der heimischen Bevölkerung anzubieten, bevor sie sie auf den Markt bringen durften. Eine weitere Sicherung stellten auch die Bannbezirke dar, innerhalb derer bestimmte auswärtige Waren nicht angeboten werden durften. So war etwa der Verkauf und Ausschank von Bier, das nicht aus Waidhofen stammte, im Umkreis einer Meile verboten. (91) Spezialmärkte wurden in der Regel zeitlich anschließend an die Jahrmärkte abgehalten, etwa die besonders spezialisierten Viehmärkte, die zumeist vor dem Schultor stattfanden. Noch 1786 bemühte sich die Stadt um einen Wochenviehmarkt, der 1815 auch für Donnerstag bewilligt wurde, sich allerdings nicht lange hielt. (92)
(90) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 28f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 178, 180.
(91) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 28f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 178, 180.
(92) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 184.
Von besonderer Bedeutung war schon früh die Bierbrauerei. Dies zeigte sich vor allem auch an den von landesfürstlicher Seite wiederholt ausgesprochenen Schutzmaßnahmen: 1337 verboten die Herzöge Albrecht II. und Otto Herstellung, Verkauf und Ausschank von ortsfremden Bier innerhalb einer Meile um die Stadt. 1512 erließ Kaiser Maximilian I. zum Schutz der hiesigen Bierbrauer ein Einfuhr- und Ausschankverbot für mährisches Bier aus Datschitz, 1602 bezog sich das Verbot auf Iglauer Bier. (93) 1547 besaß die Stadt 17 Braugerechtigkeiten, 1582 findet sich die Erwähnung einer Genossenschaft der Brauer und 1586 gestattete Kaiser Rudolf II. die Errichtung eines Brauhauses, das auch zur besseren Versorgung des Spitals dienen sollte. Doch schon seit 1570 existierte ein herrschaftliches Brauhaus, das in Konkurrenz zu den bürgerlichen Brauern stand und gegen das, wie überhaupt gegen herrschaftliches Brauen, sich schon seit Ende des 15. Jahrhunderts bürgerlicher Widerstand formierte, der sich in Bittschriften – auch anderer Städte – an den Landesfürsten äußerte, den oberen drei Ständen das Brauen zu verbieten. In Waidhofen verschlimmerte sich die Situation jedoch, als 1604 die Herrschaft inklusive aller Rechte – einschließlich des Bierbrauens – an den Freiherrn Jakob von Mollart verkauft wurde, während die Stadt landesfürstlich blieb. 1606 wurde der Stadt beschieden, dass diesem auch die Errichtung eines Brauhauses mit Braugerechtigkeit in Waidhofen gestattet worden sei. Das städtische Brauhaus blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts im Kommunalbesitz, erst 1789 wurde es an einen Bürger verkauft. (94)
(93) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205.
(94) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 149–153. KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205.
1454 erhielt Waidhofen das Privileg zur Errichtung einer Salzkammer, um der Stadt eine Erholung vom großen Stadtbrand des Jahres 1452 zu ermöglichen. Zwar war die Stadt dadurch Glied im Salzhandel von der Donau in die böhmischen Länder, doch blieb ihre Stellung darin relativ unbedeutend, denn im Vergleich zu den Salzmengen, die über andere niederösterreichische Städte liefen, war der Waidhofener Anteil relativ gering. (95) Das Salz wurde seit 1590 im Rathaus aufbewahrt, wo es auch verkauft wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde ein kaiserlicher Salzversilberer ernannt, der sich von nun an um den Verschleiß und die Kontrolle kümmerte und 1743 wurde der Salzhandel zur Gänze an einen Horner Salzversilberer abgetreten. (96)
(95) Er betrug 600 Küffl Salz, im Gegensatz zu Retz mit 960, Eggenburg mit 980 oder Zwettl mit 1.680 Küffl; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 186.
(96) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 185f.
Im frühen 16. Jahrhundert begann man die Teichwirtschaft als eigenen Wirtschaftsfaktor zu betreiben. Durch veränderte Konsumgewohnheiten und steigende Getreidepreise überschritt ihre Konjunktur bereits in den 1570er Jahren ihren Höhepunkt, sollte sich zwar in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wiederum erholen, erreichte jedoch nicht mehr die im 16. Jahrhundert eingenommenen Höhen. (97)
(97) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 43.
Wegen der verloren gegangenen Funktion der Grenzverteidigung, verflüchtigte sich das Interesse des Landesfürsten und Waidhofen erlitt aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation einen wirtschaftlichen Niedergang. Zum einen war Waidhofen das typische Beispiel einer Stadt, deren Wirtschaft großteils auf mittelalterlichen Privilegien – seien es Jahrmärkte oder der Straßenzwang – beruhte, die sich gerade während der Frühen Neuzeit nicht mehr aufrecht erhalten ließen, zum anderen waren es gerade die Grundherren, die diese Privilegien unterliefen und durch den Wegfall der Grenze vergrößerte sich das Einzugsgebiet nach Südböhmen und -mähren. (98)
(98) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), Anm. 60, die etwa auf den Rückgang der kommunalen Einnahmen aus den Marktgefällen im Verlauf des 17. Jahrhunderts verweist.
So blieben lange Zeit neben dem Handel der Wochen- und Jahrmärkte mit den Schwerpunkten auf Salz und Getreide die Bierproduktion und der Ackerbau der Mittelpunkt des Waidhofener Wirtschaftslebens. Da keine anderen Exportgüter, wie etwa Wein, vorhanden waren, verschärfte in der gesamten Region die Konzentration auf die Landwirtschaft die Konkurrenz zwischen Stadt und Grundherrschaft. (99) Anhand der Teichwirtschaft, die die Stadt selbst nie in Anspruch genommen hatte –, ganz im Gegenteil etwa zu Eggenburg, dass damit teils erkleckliche Einnahmen erzielte, lässt sich dieser lange währende Konflikt veranschaulichen. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts hatte sich die Fischzucht zur dominikalen Einnahmequelle entwickelt und der Stadtteich wurde gemeinsam mit der Herrschaft verpachtet. Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Pfandsummen für Herrschaft und Teich annähernd gleich. Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert sollten die Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Stadt einer- sowie den jeweiligen Herrschaftsinhabern andererseits währen. Streitpunkt war, wer den Teich nach der Abfischung als Anbaufläche nutzen dürfe. Bis zuletzt konnte sich die Stadt nicht durchsetzen, obwohl es um den städtischen Teich ging. (100)
(99) Rainer JEŽEK, Stadtrechtsprivilegien und wirtschaftliche Vorrechte der Stadt Waidhofen an der Thaya (von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg), in: Das Waldviertel 20 (1971), 2–5; Kurt HOLEK, Beiträge zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Städte Drosendorf, Eggenburg, Horn und Waidhofen an der Thaya vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, Diss. Wien 1940, 74f.; Herbert KNITTLER, Waldviertler Städte in der frühen Neuzeit, in: Zwischen Herren und Ackersleuten. Bürgerliches Leben im Waldviertel 1500–1700, Horn 1990, 20.
(100) PÜHRINGER, Contributionale (wie Anm. 47), 94 ff.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 144ff, 153–166; KNITTLER, Waldviertler Städte (wie Anm. 99), 24f.; Andrea PÜHRINGER, Eggenburg. Kommentar zur Siedlungsgeschichte, Österreichischer Städteatlas, 9. Lieferung, 2006.
Seit dem 17. Jahrhundert erfuhr neben der gewerblichen Produktion der Viehhandel, besonders mit ungarischen Schweinen, einen Aufschwung, der bis ins 19. Jahrhundert andauern sollte. (101)
(101) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
Versucht man von den Kommunalfinanzen einen Schluss auf die städtische Wirtschaft, so zeigt sich, dass die Einnahmen aus dem Brauhaus noch im 17. Jahrhundert von den Marktgefällen und dem Getreide- und Viehverkauf profitierten. Die städtische Ökonomie war also noch sehr agrarisch dominiert, wie noch zusätzlich die hohen Zehenteinnahmen bestätigen. Daneben betrieb die Stadt noch Mühlen und einen Ziegelofen, wie sich aus der Ausgabenaufstellung ergibt. (102) Die Saalmühle war von der Stadt 1432 erworben und 1476 dem Gottesleichnamsaltar der Pfarrkirche gewidmet worden. 1560 zog die Stadt sie wieder an sich und 1643 wurde sie vollständig erneuert. Der Ziegelofen mit Stadel, westlich der Stadt gelegen, wurde erstmals 1551 als im Besitz der Stadt befindlich vermerkt. 1755 tauschte die Stadt, um ihre Einkünfte zu verbessern, ein Grundstück gegen einen Acker des Spitalsbenefiziums, um dort einen neuen Ziegelofen zu errichten, der bis in das 20. Jahrhundert bestanden haben soll. (103)
(102) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 218 ff.; StaW, Fasc. 4/1–4/62; vgl. Andrea PÜHRINGER, Kleine Städte – große Schulden? Zur frühneuzeitlichen Finanzstruktur der landesfürstlichen Städte ob und unter der Enns, in: Pro Civitate Austriae NF 8 (2003), 2–38, hier 20; Rudolf BÜTTNER, Stadteigene Gewerbebetriebe vorwiegend des 16. Jhdts. in Niederösterreich, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung 2 (Verö ff. des Kulturamtes der Stadt St. Pölten), St. Pölten 1959, 88–101, hier 88.
(103) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 190; BÜTTNER, Gewerbebetriebe (wie Anm. 102), 100.
Das Handwerk produzierte vorwiegend für den lokalen Markt und beschickte die Wochenmärkte. Im 15. Jahrhundert werden bereits Schmiede, Wollscherer, Schuster, Schneider, Müller, Tuchmacher, Brauer, Kürschner, Taschner, Weber, Hafner, Binder, Messerer, Bader, Fleischer und Lederer genannt. Letztere waren in Niederthal angesiedelt. 1503 existierten sechs Ledererhäuser. Aufgrund der beruflichen Spezialisierung setzte auch die Ausbildung von Zünften rasch ein. 1416 ist eine Schuster-, 1419 eine Bäcker- und 1499 eine Ledererzeche genannt. 1501 folgte eine Schneider-, 1516 eine Müller-, 1555 eine Tischler-, 1664 eine Hafner- und 1676 eine Maurerzunft. (104) War auch das Handwerk bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts aufgrund von Wirtschaftskrise und Dreißigjährigem Krieg stark rückläufig, setzte ab den 1660er Jahren eine sukzessive Erholung ein, die die Zahl der Gewerbe wie auch der Gewerbetreibenden ansteigen ließ und dazu führte, dass 1709 in Waidhofen 23 Zünfte bestanden. (105) Dieser Aufschwung nahm bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts weiter zu und zeigte sich auch in der Vielfalt der nunmehr auftretenden Berufe wie Buchbinder, Handschuhmacher, Hutmacher, Lampenmacher, Lebzelter, Siegelstecher, die davor nicht in Erscheinung getreten waren. (106) Doch zeigte sich auch, dass die Organisation der Handwerker in Zünften und Zechen mittlerweile obsolet geworden war und auch das alte Zunftwesen in seiner traditionellen Funktion des Aufrechterhaltens von Markt- und Produktionsbeschränkungen den wirtschaftlichen Bedürfnissen nicht mehr gerecht wurde.
(104) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 194f., 202–214; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
(105) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 196. Dabei handelte es sich um: Wagner, Bäcker, Seiler, Maurer, Riemer, Schneider, Bader, Weber, Tischler, Schuster, Schafhirten, Fleischhauer, Musikanten, Lederer, Tuchmacher, Müller, Zimmerleute, Schmiede, Hafner, Färber, Binder, Schlosser und Hutmacher. Ebd.
(106) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 196f.; Herbert KNITTLER, Agrarraum und Stadtraum. Ländliches und städtisches Wirtschaften im Waldviertel vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Dems., Waidhofen/Th. 2006, 77–194, hier 140–156.
Um neben Krems als bedeutendste Gewerbestadt des Waldviertels zu gelten, musste sich Waidhofen – und auch hier blieb die Konkurrenz zur Grundherrschaft erhalten – neue Erwerbsfaktoren suchen, wie sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts verstärkt durch protoindustrielle Heimarbeit hauptsächlich in der ländlichen Umgebung zu Tage traten. (107) Diesen wirtschaftlichen Aufschwung verdankte Waidhofen hauptsächlich der Produktion von und dem Handel mit Leinenbändern, Baumwollwaren und Tüchern. Eine eigene Weberzunft ist seit 1687 belegt. 1726 wurde eine Filiale der k. k. priv. Schwechater Zitz- und Kottonfabrik errichtet, wo bis 1820 Kattun, Barchent und Bänder produziert wurden und von wo aus der Verlag im Waldviertel organisiert wurde. Ab 1753 beherbergte das heutige Bezirksgericht auf dem Hauptplatz das Werkamt sowie eine Niederlassung, wo die Rohbaumwolle lagerte. Für dieses Amt waren im Waldviertel 24 Faktoren tätig, ab 1766 wurde auch das südwestliche Mähren in den Verlag miteinbezogen. In Waidhofen selbst war es die Schadekgasse, die um 1800, nach Verfüllung der Stadtgräben, eine ganze Weberzeile von Kleinhäuslern beherbergte. Von 1812 bis 1820 hatte allerdings der Schweizer Großhändler und Mitbesitzer der Pottendorfer Baumwollspinnerei die Schwechater Manufaktur übernommen. Die seit 1776 existierende Leinbanderzeugung des Johann Peter Wührer war bis 1835 in dem seit 1785 aufgehobenen Kapuzinerkloster untergebracht. Sie hatte 1784 348 Beschäftigte, davon 217 im Verlag Tätige und betrieb 94 Webstühle. Bis 1835 war Zahl der Webstühle auf 244 angestiegen. Eine weitere Baumwoll- und Zeugfabrik des Franz Harrer war von 1784 bis 1835 in Betrieb. (108) Zwischen 1780 und 1835 war die Hausweberei stark verbreitet, allein 1811 existierten 244 Bandwebstühle in Waidhofen. Der Verkauf en detail war im Bereich der Herrschaft erlaubt, woher auch die heute noch geläufige Bezeichnung des „Bandelkramerlandes” stammt. (109)
(107) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 76 ff.
(108) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 76f., 100; vgl. dazu auch Hermann ZEITLHOFER, Lebensformen und Heiratsverhalten der Waldviertler Heimweber im 18. und 19. Jahrhundert, in: Kulturen (wie Anm. 75), 131–139. Zur wirtschaftlichen Entwicklung des Textilgewerbes vgl. Andrea KOMLOSY, Vom Kleinraum zur Peripherie. Entwicklungsphasen der wirtschaftlichen Abhängigkeit im 19. Jahrhundert, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Herbert KNITTLER, Waidhofen/Thaya 2006, 217–340, hier 244–266.
(109) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
Die Industrialisierung setzte in Waidhofen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein. Von 1867 bis 1881 bestand eine Fabrik für Gold- und Silberarbeiten von Lustig & Vidor im ehemaligen Spital in Niederthal. 1872 bis 1910 war die Hosen- und Strumpfbänderfabrik J. Rasch hier ansässig und ab 1898 die Erste Waidhofener Strumpf- und Wirkwarenfabrik J. Piering, die erst 1974 nach Heidenreichstein verlegt wurde. Seit 1965 war die Firma Schrack AG in Dimling tätig und bot neue Arbeitsplätze. Doch auch die finnische Firma Kerilon, die seit 1971 auf Pieringgelände texturierte Garne produzierte, schloss 1974 ihre Pforten. Und der in den 50er Jahren errichtete Zweigbetrieb der Ebenseer Betonwerke, der Ende der 1970er Jahre noch 35 Beschäftigte aufwies, existiert mittlerweile nicht mehr. (110) Einzig die 1964 gegründete Firma Nagele, die sich auf Berufsbekleidung spezialisierte, ist gegenwärtig noch tätig. Insgesamt hat sich das wirtschaftliche Profil Waidhofens stark verändert, es überwiegen klein- bis mittelständische Betriebe, die sich auf Nischenprodukte spezialisiert haben. Dabei entstanden zum einen Produktpaletten mit stark regionalem Einschlag und zum anderen profitieren die Unternehmen vom qualitativ hochwertigen touristischen Profil des Waldviertels. (111)
(110) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 138.
(111) Die Palette reicht hier von der Henkel Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH bis zu den Käsemachern, deren Produktpalette eben von der ehemals regionsspezifischen Schaf- bzw. auch Ziegenzucht beeinflusst ist. Vgl. dazu auch Peter EIGNER, Entwicklung an der Grenze – begrenzte Entwicklung? Die wirtschaftliche Entwicklung des Waldviertels, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Herbert KNITTLER, Waidhofen/Thaya, 341–415, hier zur Einschätzung der gegenwärtigen Situation der gesamten Region, 413–415.
Nach wie vor spielt auch die Land- und Forstwirtschaft in Waidhofen eine gewisse Rolle, wenngleich auch sie langsam rückläufig ist. Waren 1995 noch 186 land- und forstwirtschaftliche Betriebe aktiv, so sank deren Zahl bis 1999 auf 132 ab. Doch nicht die Haupt-, sondern vor allem auch die Nebenerwerbsbetriebe waren von diesem Rückgang betroffen. So verminderte sich die Zahl der Haupterwerbsbetriebe von 71 auf 66, während die Nebenerwerbsbetriebe um fast die Hälft, von 115 auf 66 zurückgingen. Hingegen ist das Verhältnis der rückläufigen Wirtschaftsflächen im Vergleich dazu eher gering, denn sie sank nur um gut 220 Hektar von 4.010 auf 3.782, was dafür spricht, dass eher Klein- und Mittelbetriebe eingestellt wurden und deren Flächen zum Teil Arrondierungsmaßnahmen größerer Betriebe zugute kamen. (112)
(112) Statistik Austria (wie Anm. 84), Agrarstrukturerhebungen 1995 und 1999. Vgl. auch Edmund TEUFL, Forstwirtschaft im Waldviertel: Geschichte – Zustand – Entwicklung, Franzen 1994.
Insgesamt ist zur wirtschaftlichen Entwicklung anzumerken, dass von der Grenzöffnung 1989 auch die Konjunktur Waidhofens profitierte und mittlerweile auch von hier aus eine verstärkte Orientierung hin zu einer grenzüberschreitenden und überregionalen Zusammenarbeit erfolgt.
Andrea Pühringer
Anmerkungen
(1) Herbert KNITTLER; Friederike GOLDMANN, Waidhofen an der Thaya, in: Die Städte Niederösterreichs, Bd. 3, hg. v. Othmar Pickl, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch 4, 3), 201–216, hier 201; Harald HITZ, Andreas BIEDERMANN, Waidhofen an der Thaya. Porträt einer Stadt, Waidhofen/Thaya 1996, 9.
(2) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 9.
(3) Rainer JEŽEK, Die Stadt Waidhofen a. d. Thaya von ihrer Gründung bis zum Jahre 1746, Diss. Wien 1976, 8–10; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 10, die das Verhältnis von Prallhang zu Gleithang an ausgewählten Beispielen darstellen – wie etwa der Prallhang bei der Leerensackmühle dem Gleithang der Höfe auf der gegenüberliegenden Flussseite entspricht. Ebd.
(4) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 10.
(5) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201.
(6) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9f.
(7) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 1–7; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201. ;
(8) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 1f, 23.
(9) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 27f, Adalbert KLAAR, Die Siedlungsformen in Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 23 (1930), 56–58.
(10) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 23f.; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; Gustav WINTER, Beiträge zur nö. Rechts- und Verwaltungsgeschichte XI, Privilegien von Waidhofen an der Thaya, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 27 (1893); JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28.
(11) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28; Herbert KNITTLER, Städte und Märkte (Herrschaftsstruktur und Ständebildung 2. Beiträge zur Typologie der österreichischen Länder aus ihren mittelalterlichen Grundlagen), Wien 1973, 27–33.
(12) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 30f.
(13) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 247, 259, 261.
(14) Franz EICHMAYER, Beiträge zur Geschichte des Jahres 1619, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 30 (1896), 362–398 hier 393f.; Andrea PÜHRINGER, „… getreu verhallten und in der fidelitet verharren…”. Waidhofen in der Frühen Neuzeit, in: Landeskunde des Bezirkes Waidhofen an der Thaya, Man. in Druck. Allein die Einquartierung und Verpflegung der bei Waidhofen sich vereinigenden ligistischen und kaiserlichen Truppen im September 1620 verursachte mitsamt der dabei verursachten Schäden Unkosten von über 7.000 Gulden.
(15) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 257. Allg. dazu Karl GUTKAS, Niederösterreich im Dreißigjährigen Krieg, St. Pölten 1987.
(16) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 201, 211.
(17) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 211; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 137–148.
(18) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9.
(19) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 10.
(20) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 9.
(21) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 28; Karl LECHNER (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich, Bd. 1 Donauländer und Burgenland, Stuttgart 1970, 596; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 24.
(22) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 33f.; Adalbert KLAAR, Der mittelalterliche Städtebau in Österreich bis zum 13. Jahrhundert, in: Die bildende Kunst in Österreich, hg. von Karl Ginhart, Bd. 2, Wien 1937, S. 86, 88.
(23) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36.
(24) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36f.
(25) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36.
(26) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 36, 41f.; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202.
(27) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 42f; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 39.
(28) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 44.
(29) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 45, geht davon aus, dass sowohl der nördliche als auch der südliche Zwinger mit Wasser gefüllt waren, wie dies eine Planskizze aus dem Hofkammerarchiv vermittelt. Diese ist zwar mit 1645 datiert, könnte aber – aufgrund der eigenartigen Perspektive – älteren Ursprungs sein.
(30) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 46f.; Helmut BÖHM, Die Burgstadt Waidhofen a. d. Thaya – eine Wasserfestung, in: Das Waldviertel NF 21 (1972), 207f. Jörg IGNAZ, Zur Geschichte des „Jägerteiches” bei Waidhofen a. d. Thaya, in: Das Waldviertel 4 (1955), 87–97.
(31) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 42f.
(32) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 37f.
(33) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 38f.
(34) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 117f.
(35) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 269.
(36) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 203f.; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 56; Kurt KLEIN, Siedlungswachstum und Häuserbestand Niederösterreichs im späten Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 43 (1977), 1–63, hier 10, 47. Klein verweist auch darauf, dass Waidhofen bei seiner Gründung für etwa 80 Bauplätze bemessen war. Ebd., 10.
(37) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 521f. HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 38, 57f, 65.
(38) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 62–66; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; Sammelband Wv.
(39) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 204; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 48, 60.
(40) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 73.
(41) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 39f, 134f.
(42) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 34f. Franz BALTZAREK, Beiträge zur Geschichte des vierten Standes in Niederösterreich, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23 (1970), 64–104, hier 66f.
(43) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 69f. Ob es sich bei den drei landesfürstlichen Burgstädten Weitra, Waidhofen und Drosendorf tatsächlich um einen eigenen Stadtrechtstyp, der von Karl Gutkas formulierten „Waldviertler Gruppenbildung” handelt, muss in diesem Zusammenhang dahingestellt bleiben. Vgl. Karl GUTKAS, Die mittelalterlichen Stadtrechte Niederösterreichs, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung 2, St. Pölten 1959 (Verö ff. des Kulturamtes der Stadt St. Pölten), 58–77, hier 67–69.
(44) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 72–76.
(45) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 78f.
(46) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 34f. 1546 hingegen erhielten die Waidhofener von Ferdinand I. die Erlaubnis, bei Verzögerung selbst einen Richter zu wählen, nachdem zu dieser Zeit die Herrschaft wiederholt versucht hatte die Bestätigung des Stadtrichters zu verzögern. JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 80, 96.
(47) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 98; allg. zu Wahlkommission vgl. Andrea PÜHRINGER, Contributionale, Oeconomicum und Politicum. Die Finanzen der landesfürstlichen Städte Nieder- und Oberösterreichs in der Frühneuzeit (Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 27), Wien 2002, 89f.
(48) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 100f.
(49) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 101.
(50) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 35; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3).
(51) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 101f.
(52) PÜHRINGER, Contributionale (wie Anm. 47), 54–58; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 102–104, 112. Das Amt des Stadtkämmerers ist seit 1552/3 belegt. Ebd., 114.
(53) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 53; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 22, 35; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 99.
(54) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 82.
(55) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 98; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 66.
(56) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 107f.
(57) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 58f., 86–88; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 35. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind mindestens drei unterschiedliche Siegel bekannt.
(58) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 36; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 66, 74.
(59) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), Anm. 68; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 218.
(60) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 235.
(61) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 256f.; KARL HASELBACH, Niederösterreich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 22 (1888), 81–103, hier 100f.
(62) Zu Gaisruck vgl. Andrea PÜHRINGER, Zur Lage der Kommunalverwaltung der Stadt Krems zwischen Reformation und Gaisruck'scher Instruktion, in: 1000 Jahre Krems – am Fluß der Zeit (Studien und Forschungen aus dem NÖ Institut für LK 24), hg. von Willibald Rosner, 161–185, hier 184f.; BALTZAREK, Beiträge (wie Anm. 42), 83–87.
(63) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 91.
(64) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 93.
(65) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 105.
(66) Peter CSENDES, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Diss. Wien 1966, 96f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 15; Peter CSENDES, Die Altstraßen des Waldviertels, in: Das Waldviertel NF 17 (1968), 83–87.
(67) CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 204; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 16.
(68) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 16f.; CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 206f.
(69) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 13–14; CSENDES, Straßen (wie Anm. 66), 42, 45.
(70) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 17f; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 207.
(71) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 18; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 207; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 143.
(72) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 27; KNITTLER, Städte (wie Anm. 11), 27, 31.
(73) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; Karl LECHNER, Die Gründung der Wiener Universität und die Pfarre Waidhofen a. d. Th., in: Das Waldviertel 14 (1965), 60f.; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 30.
(74) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 277; Gerhard WINNER, Das Diözesanarchiv St. Pölten 1962, 21–23.
(75) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 27; Thomas WINKELBAUER, Zur Bedeutung der Grenze für Glaubensflüchtlinge. Mähren und Niederösterreich von den Hussitenkriegen bis zum 30jährigen Krieg, in: Kulturen an der Grenze. Waldviertel – Weinviertel – Südböhmen – Südmähren, hg. von Andrea Komlosy – Václav Bůžek – František Svátek, Wien 1995, 283–290, hier 284; Gerhard WINNER, Adeliger Stand und bürgerliche Hantierung. Die sieben landesfürstlichen Städte und die ständischen Gegensätze in Oberösterreich während des 16. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1959), 59–83, hier 62f.; Gustav REINGRABNER, Reformation und Gegenreformation im Waldviertel, in: Waldviertel 17 (1968), 3–221, hier 8. Angeblich wurde das Rathaus als lutherische Kirche genutzt, vgl. HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 70; vgl. allg. dazu Thomas WINKELBAUER, Kontakte und Konflikte. Böhmen, Mähren und Österreich: Aspekte eines Jahrtausends gemeinsamer Geschichte, Horn 1993.
(76) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 270f.
(77) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 27; WINKELBAUER, Bedeutung (wie Anm. 75), 284; WINNER, Adeliger Stand (wie Anm. 75), 62f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 272–274; REINGRABNER, Reformation (wie Anm. 75), 161f.
(78) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 41; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 273–275.
(79) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 213; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 112; Heinrich RAUSCHER, Das Krankenhaus in Waidhofen an der Thaya. Fs. Anlässlich der feierlichen Eröffnung des Erweiterungsbaues am 27. Oktober 1927, Waidhofen/Thaya 1927; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 30.
(80) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 275–277; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 212; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 54f, 84, 132.
(81) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 213.
(82) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202.
(83) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 202, 211; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 135.
(84) Statistik Austria, http://www.statistik.at.
(85) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(86) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(87) Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Waidhofen an der Thaya 1869–1969, Waidhofen/Thaya, 1969; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(88) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 214.
(89) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 24.
(90) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 28f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 178, 180.
(91) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 28f.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 178, 180.
(92) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 184.
(93) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205.
(94) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 149–153. KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205.
(95) Er betrug 600 Küffl Salz, im Gegensatz zu Retz mit 960, Eggenburg mit 980 oder Zwettl mit 1.680 Küffl; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 186.
(96) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 205; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 185f.
(97) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), nach Anm. 43.
(98) PÜHRINGER, „getreu” (wie Anm. 14), Anm. 60, die etwa auf den Rückgang der kommunalen Einnahmen aus den Marktgefällen im Verlauf des 17. Jahrhunderts verweist.
(99) Rainer JEŽEK, Stadtrechtsprivilegien und wirtschaftliche Vorrechte der Stadt Waidhofen an der Thaya (von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg), in: Das Waldviertel 20 (1971), 2–5; Kurt HOLEK, Beiträge zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Städte Drosendorf, Eggenburg, Horn und Waidhofen an der Thaya vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, Diss. Wien 1940, 74f.; Herbert KNITTLER, Waldviertler Städte in der frühen Neuzeit, in: Zwischen Herren und Ackersleuten. Bürgerliches Leben im Waldviertel 1500–1700, Horn 1990, 20.
(100) PÜHRINGER, Contributionale (wie Anm. 47), 94 ff.; JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 144ff, 153–166; KNITTLER, Waldviertler Städte (wie Anm. 99), 24f.; Andrea PÜHRINGER, Eggenburg. Kommentar zur Siedlungsgeschichte, Österreichischer Städteatlas, 9. Lieferung, 2006.
(101) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
(102) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 218 ff.; StaW, Fasc. 4/1–4/62; vgl. Andrea PÜHRINGER, Kleine Städte – große Schulden? Zur frühneuzeitlichen Finanzstruktur der landesfürstlichen Städte ob und unter der Enns, in: Pro Civitate Austriae NF 8 (2003), 2–38, hier 20; Rudolf BÜTTNER, Stadteigene Gewerbebetriebe vorwiegend des 16. Jhdts. in Niederösterreich, in: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung 2 (Verö ff. des Kulturamtes der Stadt St. Pölten), St. Pölten 1959, 88–101, hier 88.
(103) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 190; BÜTTNER, Gewerbebetriebe (wie Anm. 102), 100.
(104) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 194f., 202–214; KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
(105) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 196. Dabei handelte es sich um: Wagner, Bäcker, Seiler, Maurer, Riemer, Schneider, Bader, Weber, Tischler, Schuster, Schafhirten, Fleischhauer, Musikanten, Lederer, Tuchmacher, Müller, Zimmerleute, Schmiede, Hafner, Färber, Binder, Schlosser und Hutmacher. Ebd.
(106) JEŽEK, Waidhofen (wie Anm. 3), 196f.; Herbert KNITTLER, Agrarraum und Stadtraum. Ländliches und städtisches Wirtschaften im Waldviertel vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Dems., Waidhofen/Th. 2006, 77–194, hier 140–156.
(107) HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 76 ff.
(108) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 76f., 100; vgl. dazu auch Hermann ZEITLHOFER, Lebensformen und Heiratsverhalten der Waldviertler Heimweber im 18. und 19. Jahrhundert, in: Kulturen (wie Anm. 75), 131–139. Zur wirtschaftlichen Entwicklung des Textilgewerbes vgl. Andrea KOMLOSY, Vom Kleinraum zur Peripherie. Entwicklungsphasen der wirtschaftlichen Abhängigkeit im 19. Jahrhundert, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Herbert KNITTLER, Waidhofen/Thaya 2006, 217–340, hier 244–266.
(109) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206.
(110) KNITTLER, GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 206; HITZ, BIEDERMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 138.
(111) Die Palette reicht hier von der Henkel Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH bis zu den Käsemachern, deren Produktpalette eben von der ehemals regionsspezifischen Schaf- bzw. auch Ziegenzucht beeinflusst ist. Vgl. dazu auch Peter EIGNER, Entwicklung an der Grenze – begrenzte Entwicklung? Die wirtschaftliche Entwicklung des Waldviertels, in: Wirtschaftsgeschichte des Waldviertels, hg. von Herbert KNITTLER, Waidhofen/Thaya, 341–415, hier zur Einschätzung der gegenwärtigen Situation der gesamten Region, 413–415.
(112) Statistik Austria (wie Anm. 84), Agrarstrukturerhebungen 1995 und 1999. Vgl. auch Edmund TEUFL, Forstwirtschaft im Waldviertel: Geschichte – Zustand – Entwicklung, Franzen 1994.

 

 

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