Die Asternrevolution

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Die Asternrevolution
Der Sieg der russischen Oktoberrevolution 1917 veränderte die politischen Verhältnisse in Ostmitteleuropa radikal. Solange ein starkes Rußland existierte, bestand die historische Mission des Habsburgerreiches darin, im Interesse des Gleichgewichtes die russische Expansion zu verhindern. Mit dem Sturz des Zarenreiches und der Schwächung Deutschlands durch den Krieg verlor jedoch diese Mission ihre traditionelle Bedeutung. Der Fortbestand des Reiches mit seinen 50 Millionen Menschen wurde zu einer offenen Frage.
Der Entente fiel die Entscheidung über das Schicksal der Monarchie sehr schwer. Die Franzosen hielten eine vollständige Auflösung des Habsburgerreiches für zweckdienlicher, die Engländer und Amerikaner anfangs eher seine Rettung. Im Frühjahr 1918 entstand wegen des Bukarester Sonderfriedens der Eindruck, daß die Entente den rumänischen Geheimvertrag von 1916 als ungültig betrachtete. Doch bis zum Herbst hatten der britische und französische Ministerpräsident dem Pariser „Rumänischen Einheitsrat“ bereits versprochen, eine Union aller Rumänen zu unterstützen. Demgegenüber hielt Wilson am 18. Oktober in seiner Antwort auf das Friedensangebot der Monarchie lediglich die Befriedigung der tschechischen und südslawischen Ansprüche für wichtig, während er die Rumänen gar nicht erwähnte.
Anfang Herbst begann sich die Politik stark zu beleben. Im Wiener Reichsrat forderten die Rumänen aus der Bukowina und im Budapester Parlament die rumänischen Politiker Siebenbürgens für sich einen autonomen Staat innerhalb des Reiches. Das Nationalkomitee erklärte im Anschluß an seine Beratung am 12. Oktober der Presse, „[…] man wird eine Erklärung abgeben, daß die Rumänen in Ungarn keinerlei Abfallsbestrebungen haben […], sondern lediglich das Selbstbestimmungsrecht der Rumänen auf der Grundlage der 14 Punkte Wilsons verlangen“.* Vaida-Voevod forderte im Parlament die „volle nationale Freiheit“ für alle Rumänen.
Aradi Hírlap, 12. Oktober 1918; Gazeta Poporului, 27. Oktober 1918.
Die Mehrheit der ungarischen Politiker Siebenbürgens bestand auf Erhaltung der alten Staatseinheit und war lediglich zu sprachlichen und administrativen Zugeständnissen (so zur Ernennung eines eigenen rumänischen Ministers) bereit. „Daß wir [Rumänien] Komitate überlassen, davon 641kann natürlich keine Rede sein, aber auch nicht von der Umgestaltung Ungarns in Selbstverwaltungsgebiete.*
OSzK Kézirattára, Apáthy-iratok (Handschriftensammlung. Apáthy-Schriften). Quart. Hung. 2955.
Am 18. Oktober verhandelten Károlyi und Jászi (als Vertreter einer Art Schattenregierung) erstmals mit den Beauftragten des rumänischen Komitees. Károlyi wollte eine Volksabstimmung über das Schicksal Siebenbürgens entscheiden lassen. Das Komitee verlangte vor allem eine Garantie dafür, daß die künftige Károlyi-Regierung der Durchführung einer großen rumänischer. Nationalversammlung zustimmen werde. Auf dem Budapester Kongreß der Sozialdemokraten verlautbarte der rumänische Delegierte am 13. Oktober, „wir unterstützen im eigenen Interesse den Kampf für die Demokratisierung Ungarns, denn wenn wir nun einmal in diesem Lande die uns zustehenden Rechte erreicht haben, dürfen wir sie selbst dann nicht verlieren, wenn wir einem anderen Land angeschlossen werden“.* Gleichzeitig jedoch kündigte er seinen Vorbehalt gegen die Rumänische Nationalpartei an.
Adevěrul, 20. Oktober 1918.
Der Ungarische Nationalrat, der aus der Übereinkunft der Unabhängigkeitspartei, der Radikalen und der Sozialdemokratischen Partei hervorging, erklärte in seinem Manifest vom 26. Oktober über die Nationalitätenfrage: Die Selbstbestimmung im Sinne der Wilsonschen Prinzipien ist den Nationalitäten ohne Verzögerung zu gewähren („in der Hoffnung, daß diese Elemente die territoriale Integrität Ungarns […] auf sicherere Grundlagen stellen*). Es wurde auch ein Siebenbürgisches Komitee des Ungarischen Nationalrates gegründet. Zu seinem Vorsitzenden wurde István Apáthy, der europaweit bekannte Rektor der Klausenburger Universität, gewählt, der aber seines Nationalismus wegen auf die rumänische Intelligenz seit langem wie ein rotes Tuch wirkte. Seine Stellvertreter waren der Theater- und Filmregisseur Jenő Janovics sowie der Sozialdemokrat Sándor Vincze.
MMTVD V. Budapest 1956, 267.
Gleichzeitig mit der Ausweitung der Revolution im Oktober in der Hauptstadt traten die rumänischen Sozialdemokraten nach dem Beispiel ihrer ungarischen Kollegen sofort mit der Rumänischen Nationalpartei in Kontakt, und auf ihr Drängen hin wurde noch am 31. Oktober in Budapest der Rumänische Nationalrat gebildet. Die Nationalpartei stellte auf jeden Fall die Bedingung, daß nur solche Sozialdemokraten in den Rat delegiert werden dürften, die „die Entscheidungsfindung nicht behindern“, sich also nicht gegen den nationalen Kurs stellen.
In den Tagen der Budapester bürgerlich-demokratischen Revolution kam es auch in Siebenbürgen zu Unruhen und am 30. und 31. Oktober in Klausenburg zu ernstzunehmenden Demonstrationen. Die politischen Gefangenen wurden freigelassen, die Zensur abgeschafft.
Die mit der Revolution am 1. November an die Macht gekommene Károlyi-Regierung ließ sofort die restlichen Internierten frei, genehmigte die verbotenen Zeitungen, hob die Vermögenssperre der Verurteilten auf, öffnete sämtliche Nationalitätenschulen, ersuchte um die Meinung der Nationalitäten bei der Ernennung neuer Obergespane, ergänzte die allgemeine politische Amnestie durch eine generelle Begnadigung im Militär und kündigte Hilfsaktionen für alle siebenbürgischen Komitate an.
642In Temeschwar und bald darauf im Schil-Tal entstand eine unabhängige Arbeiter-und-Soldatenmacht, in den Komitaten Hermannstadt, Bihar und Szilágy entwickelten sich revolutionäre Bewegungen. Auf Betreiben der Arbeiter- und Soldatenbewegungen wurden die in den ersten Novembertagen noch bestehenden Militäreinheiten aufgelöst, womit das wirksamste Mittel der Unterdrückung, die Armee, im wesentlichen aufhörte zu existieren. An einigen Orten setzte die Sozialdemokratische Partei die organisierte Arbeiterschaft zur Aufrechterhaltung der Ordnung ein, so auch in Klausenburg und Arad.
Förderliche Momente einer revolutionären Umwälzung des Dorfes, wo die Lage wegen der sozialen Gegensätze gespannt war, boten in erster Linie die Budapester Revolution und die nach ihr einsetzenden Arbeiterbewegungen in der Provinz. Das größte Unruhepotential stellten die in den ersten Novembertagen massenweise von der Front heimkehrenden Zehntausende von geschwächten, aber zugleich revolutionär gesinnten Soldaten dar. Der Obergespan von Krassó-Szörény meldete am 7. November: „Die zügellose Masse, die anfangs nur aus Soldaten bestand, hat langsam auch das zuhause gebliebene Volk für ihre Ziele gewonnen und stellt sich gegen all jene Faktoren, in denen sie wegen des begüterten Wohlstandes einen Gegner sah […] Auch kann nicht behauptet werden, daß dies eine gegen irgendeine Nation gerichtete Spitze hätte, da es auch in rein rumänischen Gemeinden Plünderungen gab.“*
OL, Nemzetiségi Ügyek Minisztériuma (Ministerium für Nationalitätenbelange). 1918. IX. t. 27.
Großgrundbesitze und Staatsdomänen wurden reihenweise angegriffen, die Einrichtungen einzelner Schlösser zertrümmert und die Waren aus den Lagern fortgeschleppt. Der bäuerliche Klassenkampf entbrannte in den entwickelteren Gegenden – in den Komitaten Arad, Temes, Krassó-Szörény, teilweise auch in Bihar und Kolozs – am schärfsten. „[…] in allen Kreisen des Komitats Kolozs, man könnte sagen, mit ganz wenigen Ausnahmen, kamen die Negation des Besitzes, der Bolschewismus und die tatsächliche Durchsetzung der Landverteilung oder auf eine solche ausgerichte Taten vor“ – hieß es in einem offiziellen Bericht.* Echten nationalen Charakter hatten diese Bewegungen nicht. In den Berichten finden sich regelmäßig solche Sätze wie folgende: „den rumänischen Pfarrer, Notar hat man hier ebenso vertrieben wie (den ungarischen) in der rein ungarischen Tiefebene“, oder „Rumäne und Ungar haben nicht nur einmal gemeinsam zerstört“.* Die rumänischen Bauern verschonten auch das Vermögen „ihrer eigenen Führer“ nicht. Sie griffen den 3000-Morgen-Besitz von Gheorghe Pop, dem greisen Vorsitzenden der rumänischen Partei, die Großgrundbesitze der Familie Mocsonyi und die Wirtschaften des griechisch-katholischen Bistums Großwardein an. Der Großgrundbesitzer und Parteiführer Mihali ließ in Nagyilonda auf die rumänischen Bauern schießen-um sein Leben und seinen Besitz zu schützen.
Ebd., t. 839.
Erdély története (Geschichte Siebenbürgens). II, Bukarest 1964, 425; Aradi Hírlap, 2.–5. November 1918.
Der Staat erwies sich gegen die Volksbewegungen als völlig machtlos. Die ohnehin nicht sehr starke Gendarmerie zog sich in die Zentren zurück, um wenigstens das Leben ihrer Mannschaften zu schützen. In Kenntnis der 643Schwierigkeiten wandte sich die Regierung an die Nationalräte um Hilfe. Bereits bei Ausbruch der Revolution wurde ein gemeinsames ungarisch-rumänisch-sächsisches Manifest mit dem Aufruf an die Völker Siebenbürgens veröffentlicht, „Kontakte zueinander zur Wahrung der persönlichen und Vermögenssicherheit zu suchen“. Als Ergebnis der Verhandlungen am 2. November zwischen Jászi und der in Vertretung der siebenbürgischen nichtmagyarischen Völker erscheinenden Personen verordnete der Minister für Unterricht die Abschaffung der kurzlebigen „Kulturzone“. Jászi erklärte jedoch darüber hinaus: „zuvor haben wir darüber konferiert, wie Ordnung und Ruhe in den siebenbürgischen Teilen erhalten werden können. In dieser Frage herrschte zwischen uns volle Übereinstimmung“.*
Aradi Hírlap, 3. November 1918.
Auf Anregung der Regierung und der örtlichen Behörden entstanden auch dort Räte, wo die Volksbewegung keine solchen geschaffen hatte. Die konservativen wie auch die radikalen Nationalräte waren bestrebt, die sozialen Bewegungen mittels nationaler Parolen zu mäßigen. Rumänische Nationalräte und Regierung gleicherweise waren im Falle eventueller Gewalttätigkeiten zwischen den Nationen um ihren guten Ruf und Einfluß besorgt.
Das ungarische Bürgertum war unzufrieden mit der Schwäche der Zentralgewalt und forderte, daß „die Regierung, wenn es erforderlich ist, auch nicht vor der Einführung des Standrechts zurückschrecken soll. Diese Maßnahme steht, wenn sie gegen Verbrecher an der Vermögenssicherheit eingeführt wird, nicht im Gegensatz zur gesellschaftlichen Befreiung“.* Ausschreitungen und Übergriffe forderten auch ihre Opfer. Die frühere Geschichtsschreibung benutzte vor allem die beiden bekanntesten Fälle zur nationalen Verleumdung. In Fatschet drangen am 6. November Bauern in einige geschlossene Geschäfte ein und zerstreuten sich trotz der Warnsalven der Gendarmerie nicht. Sie brachen die Getreidelager und den Laden der Genossenschaft auf. Schließlich traf ein Flugzeug aus Arad ein und warf Bomben in die Menge; angeblich sollen dabei 104 Menschen den Tod gefunden haben. Arader Blätter fanden es unter dem Gesichtspunkt der Pazifizierung als beruhigend, daß die Flugzeuge ständig in der Luft kreisten. In Jósikafalva verwüsteten italienische Kriegsgefangene und zu ihnen gestoßene rumänische Bauern ein Sägewerk und das Schloß. Das vom Bruder des Besitzers gebildete private Sonderkommando richtete einige Tage später etwa 20 Bauern hin und verbrannte ihre Leichname. Am 12. November erreichte sie hier der zur Untersuchung der Geschehnisse entsandte gemischte Ausschuß der Klausenburger rumänischen und ungarischen Nationalräte, der die Aktion selbstverständlich verurteilte.
Aradi Hírlap, 5. November 1918.

 

 

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