Gotik und Renaissance in Siebenbürgen

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Gotik und Renaissance in Siebenbürgen
Die frühgotischen Elemente des Weißenburger Domes und der Kerzer Klosterkirche wurden durch die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter starkem französischen Einfluß arbeitenden Meister in ganz Siebenbürgen verbreitet. An den in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts umgebauten oder neu errichteten ungarischen und sächsischen Kirchen erschienen, beeinflußt von diesen beiden Zentren, die Rosette, der vieleckige Altarraum und das vertiefte spitzbogige Portal.
Die endgültig mit den romanischen und frühgotischen Traditionen brechende Hochgotik wurde von den auch in Siebenbürgen sehr populären Bettelorden mit ihrem Bedürfnis nach einem einheitlichen Raum für ihre Predigt durchgesetzt. Deshalb errichteten sie ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dreischiffige Hallenkirchen, deren Nebenschiffe und Altarraum die gleiche Höhe wie das Hauptschiff besaßen. Dies hatte anstelle des Kreuzgewölbes die Verwendung des Netzgewölbes zur Folge, das den gesamten Kirchenraum überspannte, ohne die nach oben strebende Tendenz der gotischen Bauelemente zu behindern. Die Decke wirkte nicht erdrückend, sondern ließ ein grenzenloses Schweben, die Unendlichkeit erahnen. Die Bettelorden ließen sich in den Städten nieder und bestimmten damit auch den Bau der städtischen Pfarrkirchen, diese wurden gerade deshalb zu den bedeutendsten Schöpfungen der Hochgotik. Die Mitte des 14. Jahrhunderts bildete die Epoche des ersten großen Aufschwunges in der siebenbürgischen Stadtentwicklung, und die sich daraus ergebenden materiellen Möglichkeiten und künstlerischen Ansprüche hatten dann das Aufblühen der Hochgotik im Gefolge.
Das Hauptschiff der Hermannstädter Kirche ist bereits im neuen Stil erbaut, obwohl ihre niedrigeren Seitenschiffe noch die Basilikatraditionen bewahren. Anderswo aber sind die Seitenschiffe genau so hoch wie das Hauptschiff, so in der Bergkirche in Schäßburg oder in Mühlbach, wobei letztere besonders reich mit für die Hochgotik typischen Skulpturen verziert ist. Das Anjou-Wappen, die Königsskulpturen und das allgemein hohe Niveau der Steinmetzarbeiten verraten zwar nicht eine unmittelbare Einflußnahme, aber doch eine Inspiration durch den Königshof. Die herausragendste architektonische Schöpfung der Hochgotik in Siebenbürgen, die St.-Michael-Pfarrkirche in Klausenburg, wurde ursprünglich als dreischiffige Basilika begonnen, dann aber im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts als dreischiffige Hallenkirche weitergebaut, und zwar unter dem starken Einfluß des Kaschauer Domes, der die süddeutsche Kunst vermittelte. Die überwältigende Raumwirkung und großartige Gewölbegestaltung, die reiche Steinmetzverzierung ebenso wie die harmonische Einheit des äußeren Blocks und der einstige, hochragende Nordwestturm vertreten auf würdige Weise das wahre Zentrum der Wirtschaft und des Geistes Siebenbürgens, den fruchtbarsten Boden des ungarisch-sächsischen Zusammenlebens und gemeinsamen Schaffens.
237Während der Klausenburger Kirchenbau deutschen Vorbildern folgte, war die in erster Linie kirchlich bestimmte Malerei und Bildhauerei auf Italien ausgerichtet, und zwar nicht nur aufgrund der engen Beziehungen der Anjou-Könige mit Italien. Die ungarischen Künstler von Klausenburg wandten sich der in Florenz und Siena entstandenen, aus der byzantinischen Starre herausstrebenden lebhafter, natürlicher und vor allem gefühlsmäßiger gewordenen Spätgotik und Frührenaissance zu, im Unterschied zum Sachsenland. Mit Recht vermutet die kunsthistorische Forschung um (den einzigen namentlich bekannten) Miklós Kolozsvári eine wenigstens aus vier Personen mit individuellen Zügen bestehende ungarische Malerschule, deren Werke in den Kirchen von Fens, Malmkrog, Marosszentanna und Petersberg erhalten geblieben sind. Das eine oder andere Wandgemälde der beiden erstgenannten Kirchen wird Miklós Kolozsvári zugeschrieben, die Madonna mit mongoloiden Gesichtszügen und einem orientalisierten Jesuskind in heimatlicher Kleidung im Schoß auf einem Wandgemälde der Kirche von Marosszentanna einem anderen Meister mit großem Talent. Die talentierten Söhne Miklós Kolozsváris, Márton und György, schufen eine ganze Reihe Frührenaissanceskulpturen von europäischem Rang, so die Sankt-Georg-Statue in Prag, die im 17. Jahrhundert zerstörten Königsstatuen von Wardein und das ebenfalls verschollene Vorbild für die in Raab aufbewahrte Herme des hl. Ladislaus. Früher meinte man, direkte italienische Anregung in ihren Werken entdecken zu können, heute führt man ihren spezifischen Kunststil auf die innere Festigung der auch die italienischen Einflüsse aufnehmenden ostmitteleuropäischen Kunst zurück.
Diese Epoche war – auch in Anbetracht der fast gleichzeitig erfolgten Gründung der ostmitteleuropäischen Universitäten – wahrlich die Zeit einer auf der politischen und wirtschaftlichen Konsolidierung fußenden kulturellen Blüte, als Ungarn nicht am Rande Europas, sondern im unmittelbaren Einflußbereich des venezianischen und süddeutschen Frühkapitalismus lag. Dieser allgemeine Aufschwung erreichte um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt und bedeutete in Siebenbürgen die volle Entfaltung der künstlerisch führenden Rolle Klausenburgs. 1427 malte Tamás Kolozsvári den schönsten ungarischen Flügelalter des Jahrhunderts für die Kirche von Garamszentbenedek: Die den Kalvarienberg und die Wunder des hl. Nikolaus darstellenden Bilder demonstrieren die materielle Kultur dieser Epoche; in ihnen verschmelzen die schönsten Traditionen des italienischen Trecento und der burgundisch-niederländischen Gotik miteinander und erleben ihre Wiedergeburt. Für die Vielseitigkeit der siebenbürgischen Verhältnisse bleibt charakteristisch, daß in unmittelbarer Nähe zu den westlich inspirierten zeitgemäßen Kunstwerken in einer Reihe von Szekler Kirchen auch altertümliche Wandgemälde mit orientalischen, byzantinischen Stilmerkmalen entstanden. Ihr Thema ist die den Geist der Grenzgebiete verkörpernde Legende des gegen die Heiden kämpfenden hl. Ladislaus, in stark lokal gefärbter, naiver Auffassung, nach Meinung einzelner Forscher haben sich auch die Motive orientalischer nomadischer Helden mit der Vergegenwärtigung der Wundertaten des heiligen Ritters miteinander verwoben. Auf den Wandgemälden der Kirchen von Bögöz und Gelentz aus dem 14. Jahrhundert sind der Legende des hl. Ladislaus gegenüber die Ereignisse aus dem Leben der hl. Margarethe von Antiochien sowie das Jüngste Gericht dargestellt. Später wiederholen sich auf den Wandgemälden anderer Szekler 238Kirchen, in Maksa, Csíkszentmihály, Erdőfüle, Bibarcfalva, Sankt-Marten, Sepsibesenyő, 1419 in Székelyderzs und Ende des 15. Jahrhunderts in Sepsikilyén sowohl der byzantinische Stil als auch die Szenenfolge der Legenden so kontinuierlich, daß viele an Nachahmungen eines Wardeiner Originals dachten. Heute sehen die Kunsthistoriker in der Motivwiederholung eher die Wirkung der mündlich überlieferten Legende.
Die bedeutendste Schöpfung der sächsischen Kunst ist die sog. Schwarze Kirche in Kronstadt, deren Bau am Ende des 14. Jahrhunderts begonnen und im 15. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Das durch Klausenburg vermittelte Kaschauer Vorbild wurde durch spezielles lokales Gepräge zu einem in seiner Massivität und Größe achtungsgebietenden gewaltigen Gebäude gestaltet, das mit seiner Länge von 89 Metern eine der größten gotischen Kirchen nicht nur Siebenbürgens, sondern auch ganz Ostmitteleuropas ist. Die auf die Spätgotik verweisende Verzierung entstand zur gleichen Zeit wie die Verbreitung der Flügelaltäre in Siebenbürgen, die ebenfalls auf sächsischem Gebiet ihren Anfang nahm und dann auch auf das Szeklerland wirkte. Von den im historischen Ungarn erhalten gebliebenen 1981 Flügelaltären aus dem 14. bis 15. Jahrhundert stammen 324 aus Siebenbürgen (darunter der bislang jüngste von 1543 aus Csíkmenaság). Die schönsten von ihnen standen in Schäßburg, Mediasch und Mühlbach, und ihre Wirkung war so groß, daß Mitte des 15. Jahrhunderts auch die gotische Wandmalerei auflebte, deren herausragende Stücke der 1445 von Meister Johann Rosenquer gemalte Kalvarienberg in der Kirche von Hermannstadt und das Kalvarienbergfresko in der Südwestkapelle der Pfarrkirche von Klausenburg sind.
Die weltliche Architektur und Malerei hat bis zum 15. Jahrhundert in Siebenbürgen nichts von Bedeutung hervorgebracht. Die Burgen der Großgrundbesitzer, von denen fünf die Familie Losonci Bánffy errichtet oder vom König verliehen bekommen hatte, waren ziemlich düstere, einfache Bauten. Mitte des 15. Jahrhunderts aber stand bereits die gotische verzierte Burg Eisenmarkt, deren Wände König Matthias mit Wandgemäldeserien galanter Hofspiele (nach Meinung einiger mit der Rabensage der Familie Hunyadi) im Renaissancegeschmack verzieren ließ. Aus dieser Zeit sind auch die ersten gotischen Bürgerhäuser Siebenbürgens erhalten geblieben, darunter König Matthias’ Geburtshaus in Klausenburg.
Zur besseren Verteidigung gegen die Türkenangriffe befestigte man im Laufe des 15. Jahrhunderts zuerst die sächsischen und dann die Szekler Kirchen im Stuhl Csík und gab dadurch der siebenbürgischen Architektur ein einmaliges individuelles Kolorit. Die Kirchen, deren Altarraum um ein oder zwei Stockwerke erhöht und deren innere Umgänge mit nach außen gerichteten Schießscharten und Pechluken versehen wurden, bieten einen eigenen malerischen Anblick. So erhebt sich der Altarraum wie ein zweiter Turm gegenüber dem ähnlich umgebauten Kirchturm über dem Gebäudeblock. Von den 230 sächsischen Kirchen wurden 30 zu solchen Kirchenburgen umgebaut, und zwar im Gebiet zwischen den Flüssen Mieresch, Kleine Kokel, Alt und Homoród. Von der nördlichsten in Bogeschdorf folgen in einem großen Bogen nach Süden, Osten und wieder zurück nach Norden die Kirchenburgen von Bulkesch, Bußd, Heltau, Martinsberg, Groß-Schenk, Deutschweißkirch, Magyarkapus, Birthälm und Hesseldorf. Fast jede von ihnen ist noch von einer Rundmauer mit Türmen umgeben, und unabhängig von dieser Umgestaltung des ursprünglichen Bauwerkes haben die meisten 239noch eine Umfassungsmauer mit Lagerräumen an der Innenseite und darüber einem Wehrgang mit Schießscharten. Etwas später, als mit türkischen Einfällen von der Moldau her zu rechnen war, begann man auch mit der Befestigung der Szekler Kirchen im Stuhl Csík, ebenfalls mit charakteristischen lokalen Formen, wie in Csíkkarcfalva, Csíkrákos usw.
Das ausgehende 15. Jahrhundert ist die Zeit des Kirchenbaus der Bettelorden und der kleineren Städte. Die Hallenkirchen von Thorenburg, Desch und Klausenburg (in der Farkas-Gasse) tragen die gleichen Stilmerkmale wie die Kirchen von Debreczin, Nyirbátor oder Szegedin, sie vertreten die spezielle ostungarische Variante der Spätgotik. Die Motive der Spätgotik vermischen sich bei den ersten bemalten Kirchendecken bereits mit den toskanischen Renaissancemotiven, wie bei der 1503 begonnenen Kirche von Gogeschburg und der nicht viel späteren von Székelydálya. Die italienische und süddeutsche Renaissance ist auf sehr hohem Niveau in der Lázói-Kapelle in Weißenburg und an der vom Pfarrer Klein bestellten Klausenburger Sakristeitür vertreten. Mit diesen Schöpfungen ging die Kunst Siebenbürgens zur Renaissance über, die sich aber erst nach 1526 richtig entwickelte.
Die bedeutendste Errungenschaft der siebenbürgischen Kultur des 15. Jahrhunderts aber war der Übergang zur Muttersprache. Eine Vorreiterrolle übernahmen in diesem Zusammenhang die mit der alten Heimat ständigen Kontakt haltenden Sachsen. Ihre Patrizier und städtischen Beamten lernten aber neben dem Latein meist auch Ungarisch, was auch durch die Bistritzer lateinisch-ungarische Wörterliste aus dem 14. Jahrhundert belegt wird. Das älteste erhaltengebliebene ungarisch-siebenbürgische Sprachdenkmal mit zusammenhängendem Text ist das eigenhändig geschriebene Testament des Adligen János Rődi Cseh aus dem Komitat Kolozs von 1507. Er war es auch, der 1508 die erste ungarische Komitatsurkunde abfaßte. Zu dieser Zeit wurden für die Nonnen der Bettelorden sowie die Reginen oft religiöse Texte aus dem Lateinischen ins Ungarische übersetzt. Die Traditionen der ungarischsprachigen religiösen Literatur gehen auf hussitische Einflüsse zurück. Die aus Ungarn vertriebenen, in die Moldau geflüchteten Hussitenprediger übersetzten die Bibel erstmals in den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts ins Ungarische. Die von den schreibkundigen Mönchen der Bettelorden ins Ungarische übersetzten biblischen Bücher und Legenden blieben im Teleki-, im Székelyudvarhelyi und im Lázár-Kodex vom Beginn des 16. Jahrhunderts erhalten.
Auch die Rumänen in Ungarn begannen – zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch vor ihren Konnationalen in den Woiwodschaften jenseits der Karpaten – in ihrer Muttersprache zu schreiben. Die ersten aus dem Kirchenslawischen ins Rumänische übersetzten Manuskripte entstanden im Kloster Kortvélyes (Peri) in Marmarosch. Ende des 15. Jahrhunderts wollte der ruthenische Bischof von Munkács dieses Kloster unter seine Oberhoheit bringen, wogegen die Marmaroscher rumänischen Adligen protestierten und sich an den damaligen siebenbürgischen Woiwoden Drágfi um Hilfe wandten. Dessen Familie war zwar bereits seit langem katholisch, da sie aber Patron des Klosters war, wurde dem Streit dadurch ein Ende bereitet, daß der Woiwode es 1494 unter den Schutz des katholischen Bischofs von Siebenbürgen stellte. Es wurde keine formelle Kirchenunion ausgesprochen, doch mußten die Mönche in den wichtigsten dogmatischen Streitfragen nachgeben. In dem 240dort ins Rumänische übersetzten Gesangbuch (dem sog. Psaltirea Şcheiană) erscheint die katholische Formel, nach der der Heilige Geist nicht nur vom Vater, sondern auch vom Sohne (filioque) abstammt. So berührten die muttersprachlichen Bestrebungen der ungarischen katholischen Kirche Siebenbürgens auch die Rumänen, und die rumänischsprachige kirchliche Literatur nahm ihren Anfang.

 

 

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