Türkengefahr und Bauernkrieg

Teljes szövegű keresés

Türkengefahr und Bauernkrieg
Vom Süden her näherte sich Ungarn eine Gefahr, wie sie das Land seit dem Mongolensturm nicht mehr erlebt hatte. Nachdem die Osmanen in einem knappen halben Jahrhundert die Völker auf dem Balkan überrannt hatten, bedrohten sie Ende des 14. Jahrhunderts bereits die ungarische Grenze. Schon Ludwig I. hatte 1375 einen ihrer Angriffe zurückschlagen müssen. Der ungarische Vasall, der walachische Woiwode Mircea, versuchte zwar heldenhaften Widerstand zu leisten, war aber gezwungen, nach Siebenbürgen zu flüchten, wo er König Sigismund um Hilfe bat. 1395 kehrte er mit einem ungarischen Heer zurück, wurde aber erneut geschlagen, und einer der ungarischen Heerführer, István Losonczi, fiel im Kampf. König Sigismunds Kreuzzug, an dem unter ungarischer Führung außer westlichen Rittern auch die Freiheitshelden der Balkanvölker teilnahmen, endete 1396 bei Nikopolis mit einer blutigen Niederlage.
Damit war das militärische Vorfeld Siebenbürgens, die Walachei, naturgemäß verloren: Mircea wurde ein auch den Türken steuerpflichtiger Vasall. König Sigismund trug schwer an dem Schicksal seines walachischen Lehnsmannes, und die ungarischen Truppen eroberten noch mehrmals für die von den Türken vertriebenen Woiwoden deren Thron zurück. Diese Aufgabe wurde aber immer schwieriger, weil sich die zahlreichen rumänischen Thronprätendenten um Hilfe an die Türken wandten. Sobald die ungarischen Streitkräfte abgezogen waren, griffen sie wieder an der Spitze türkischer Heere an und vertrieben den Schützling der Ungarn nach Siebenbürgen. Die Walachei wurde so zum ständigen Kriegsschauplatz, und die Türken fielen – regelmäßig von dem zu ihnen übergegangenen Woiwoden begleitet – immer häufiger in Siebenbürgen ein.
In dieser Situation wandte sich König Sigismund im Jahre 1419 an die siebenbürgischen „Nationen“, und zwar erstmals an den zu Beschlüssen von Gesetzeskraft berechtigten Ständetag. Auf seinen Vorschlag hin wurde verfügt, daß bei einem türkischen Angriff jeder dritte Adlige und jeder zehnte Bauer den unmittelbar bedrohten Szeklern und Sachsen bewaffnet zu Hilfe kommen müsse. Das war auch sehr nötig, denn 1420 versuchte Woiwode Nikolaus Csáky bei Hotzin ausnahmsweise selbst einem türkischen Heer Widerstand zu leisten, wurde aber geschlagen. Die Angreifer verwüsteten das Komitat Hunyad und Broos und verschleppten einen Großteil der Bevölkerung in die Sklaverei. 1421 erschienen die Türken vor den Mauern Kronstadts und schlugen die Truppen der Sachsen und Szekler. 1432 fielen türkische und walachische Truppen ein, die mit Ausnahme der sich erfolgreich in ihren neu 221errichteten Mauern verteidigenden Kronstädter und Hermannstädter dem Sachsenland und auch dem Szeklerland schwere Schäden zufügten.
Die immer schwereren Verteidigungslasten hatten in erster Linie die Bauern zu tragen. Die rumänischen Bauern mußten nur nach ihren Schafherden Steuern zahlen, als griechisch-orthodoxe Gläubige aber nicht den Kirchenzehnten. Als aber die ungarischen und sächsischen Bauern mit der beginnenden Urbanisierung anfingen, massenweise ihre Grundherren zu verlassen und in die Städte zu ziehen, siedelten die Grundbesitzer auf den leerstehenden Hufen Rumänen an. Auf Ersuchen des siebenbürgischen Bischofs war der König damit einverstanden, daß die sich auf den von den römisch-katholischen Bauern verlassenen sog. „christlichen Feldern“ ansiedelnden Rumänen den pro Hufe zu erstattenden Kirchenzehnten zu zahlen hätten. Diese Maßnahme erregte die Unzufriedenheit der an das weitaus geringere Fünfzigstel gewohnten rumänischen Bauern.
Aber auch die Verhältnisse der ungarischen und sächsischen Bauern verschlechterten sich. Die Adligen, deren materielle Ansprüche durch die sich zusehends verbreitende Geldwirtschaft stiegen, wurden durch die neuen militärischen Verpflichtungen aufgrund der Türkengefahr dazu bewogen, die Dienstleistungen der Bauern zu erhöhen. Sie begannen die nach dem Vorbild des Kirchenzehnten 1351 eingeführte, in der Praxis aber verschwundene neue Grundherrenrente, das Neuntel (die nona, den zweiten Zehnten der Produkte) zu fordern, ohne aber auf die bisher an seiner Stelle erhaltenen Dienstleistungen zu verzichten. Sie erhöhten die Bodenpacht, verlangten außerordentliche Steuern und waren auf jede Weise bemüht, die Freizügigkeit ihrer Untertanen einzuschränken. Für die seit Jahrhunderten jeglichen Kriegsdienstes entwöhnten Bauern bedeutete auch der regelmäßige tatsächliche Militärdienst eine neue und schwere Bürde. Überall in Siebenbürgen rührten sich die Bauern, an mehreren Orten verweigerten sie den Kirchenzehnten. Da griff Bischof György Lépes zu einer zweischneidigen Waffe, er verhängte über die die Zahlung verweigernden Gemeinden den Kirchenbann und war nur bereit, ihn aufzuheben, wenn sie den Rückstand in neugeprägtem Geld mit zehnfachem Wert des alten zahlten. Indessen aber machten einige in Prag ausgebildete Geistliche die Bauernschaft mit den radikalen Ideen der Taboriten des Hussitenaufstandes bekannt, was das Volk noch mehr gegen die offizielle Kirche aufbrachte. Im Frühjahr 1437 griffen die siebenbürgischen Bauern unter Führung des Kleinadligen Antal Budai Nagy gegen die kirchlichen und weltlichen Grundherren zu den Waffen.
Selbstbewußt nannten sich die siebenbürgischen Aufständischen „die Gesamtheit der ungarischen und rumänischen Landesbewohner der siebenbürgischen Teile“ und „Menschen freien Standes“*, und verkündeten mit diesen adelstypischen Ausdrücken das Programm der gesellschaftlichen Gleichheit der Hussiten. Offensichtlich folgten sie auch darin dem Beispiel der Hussiten, daß sie sich auf den Höhen des Bábolnaberges in der Dorfgemarkung von Albrecht im Komitat Doboka in einer Wagenburg verschanzten, wie die Hussiten einst am Tabor. Von dort sandten sie im Namen ihrer Hauptleute vier Abgesandte zu dem Woiwoden Ladislaus Csáky, der sich auf die Nachricht vom Aufstand nach Siebenbürgen begeben hatte. 222Sie verlangten die Einstellung der Übergriffe und Bannverhängungen im Zusammenhang mit der Zehntzahlung sowie die Gewährleistung der Freizügigkeit.
L. DEMÉNY, Parasztfelkelés Erdélyben 1437–1438 (Bauernaufstand in Siebenbürgen 1437–1438). Budapest 1987, 129.
Der Woiwode ließ die Abgesandten verstümmeln und enthaupten, anschließend griff er die Bauern an, verlor aber die Schlacht und zog aus Siebenbürgen ab. Der Adel war gezwungen zu verhandeln und mußte im Sinne der vor dem Konvent von Appesdorf am 6. Juli 1437 geschlossenen Vereinbarung sein Wort dafür geben, für die Beschwerden der Bauern Abhilfe zu schaffen. Der Bischof verminderte die Ablösung des Zehnten in Geld auf die Hälfte und erteilte Vergünstigungen bei Zahlung der Rückstände. Die Grundherren gaben sich anstelle des früheren Zinses von anderthalb Goldgulden mit 10 Denaren zufrieden, und der Frondienst wurde mit einem Tag pro Hufe im Jahr festgelegt. Das Neuntel wurde aufgehoben, aber auch die vorher üblichen Naturalforderungen, womit der Adel eigentlich auf die Arbeits- und Naturalleistungen der feudalen Rente verzichtete. Die Beschränkung auf herabgesetzte Geldzahlungen war ein großer und zukunftsträchtiger Erfolg im Kampf der Bauernschaft. Schließlich wurde den Bauern auch das Recht auf Freizügigkeit zugesichert. Die schwerste Bedingung der Vereinbarung war, daß den Bauern das Recht jährlicher bewaffneter Zusammenkünfte auf dem Bábolnaberg gestattet werden mußte, bei denen eventuelle Übergriffe seitens der Grundherren verhandelt und bestraft werden sollten.
Der Adel war freilich nicht bereit, diese unerhörte Beleidigung seines Selbstbewußtseins und seiner Interessen hinzunehmen, weshalb nach kurzer Zeit der Kampf erneut entflammte. Die Bauern aber verteidigten sich auch weiterhin erfolgreich, eine Kurie der Adligen nach der anderen ging in Flammen auf. Beide Seiten fochten einen gnadenlosen Vernichtungskampf. Im Namen des bedrängten Adels rief der Vizewoiwode Mitte September die Führer der anderen beiden Nationen nach Kápolna zu einer Versammlung. Zum ersten Mal traten die Stände Siebenbürgens, ohne die Ernennung eines neuen Woiwoden oder die besondere Ermächtigung des Königs abzuwarten, auf Anregung des Vizewoiwoden von sich aus zusammen. Sie schlossen am 16. September eine „brüderliche Union“ gegen die innere und äußere Bedrohung der Provinz und gelobten, sich mit vereinten Kräften gegen jedweden Angreifer mit Ausnahme des Königs zu schützen. Vorerst aber blieb der Zusammenschluß der gemeinsamen Kräfte nur auf dem Papier. Einige Tage nach dem Bündnis von Kápolna kam es zu einem erneuten blutigen Zusammenstoß mit den Bauern, der den Adel abermals zu einer Vereinbarung zwang. Am 6. Oktober beschlossen die beiden Parteien in Dellőapáti im Komitat Doboka, Abgesandte zum König zu entsenden, um ihn als Schiedsrichter anzurufen. König Sigismund aber war schwer krank und starb am 9. Dezember. Sein Nachfolger, der österreichische Herzog Albrecht von Habsburg, war noch nicht im Lande, die königliche Entscheidung ließ also auf sich warten.
Die Bauern wiederum konnten in der Zwischenzeit auch die Bürger von Klausenburg für sich gewinnen und gelangten damit in den Besitz eines mit Mauern umgebenen starken strategischen Stützpunktes. Von hier aus setzten sie ihre Angriffe gegen die Dörfer des Adels fort. Unter Führung des neuernannten Woiwoden, des durch seine Güter in der unmittelbaren Nachbarschaft von Bábolna auch unmittelbar interessierten Desiderius 223(Dezső) Losonci Bánffy, und gestützt auf Hilfstruppen aus Ungarn errang der Adel schließlich bei Appesdorf einen entscheidenden Sieg. Antal Budai Nagy fand seinen Tod auf dem Schlachtfeld. Anfang 1438 fiel auch Klausenburg, die letzte Zufluchtsstätte der Bauern. Am 2. Februar kamen die Vertreter der drei Nationen in Thorenburg zusammen, und nachdem sie die Union feierlich erneuert hatten, kam es zur großen Vergeltung an den Bauern: Ihre Führer wurden gefoltert und hingerichtet, die übrigen Gefangenen wurden verstümmelt und geblendet. Klausenburg büßte für seine Teilnahme mit dem Verlust der städtischen Freiheit und erlangte seine Rechte erst Jahre später zurück. Von den vertraglich zugestandenen Vergünstigungen der Bauern war selbstverständlich im weiteren nicht mehr die Rede.

 

 

Arcanum Újságok
Arcanum Újságok

Kíváncsi, mit írtak az újságok erről a temáról az elmúlt 250 évben?

Megnézem

Arcanum logo

Az Arcanum Adatbázis Kiadó Magyarország vezető tartalomszolgáltatója, 1989. január elsején kezdte meg működését. A cég kulturális tartalmak nagy tömegű digitalizálásával, adatbázisokba rendezésével és publikálásával foglalkozik.

Rólunk Kapcsolat Sajtószoba

Languages







Arcanum Újságok

Arcanum Újságok
Kíváncsi, mit írtak az újságok erről a temáról az elmúlt 250 évben?

Megnézem