György Domokos: Leben und Werk des Ottavio Baldigara Ein italienischer Baumeister in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in U…

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149György Domokos: Leben und Werk des Ottavio Baldigara
Ein italienischer Baumeister in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Ungarn
Resümee
Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der Ottavio Baldigara lebte und wirkte, war die bestimmende Epoche der Türkenherrschaft in Ungarn. Die Truppen Sultan Sulaimans hatten 1541 durch eine List die Herrschaft über die Burg von Buda errungen und besetzten, da sie im Besitz taktischer Überlegenheit, einer grossen Überzahl an Soldaten und eines ausgezeichneten Nachschubsystems waren, bis zur Einnahme von Szigetvár und Gyula 1566 innerhalb eines Vierteljahrhunderts das mittlere Drittel des Landes. Gleichzeitig zwangen sie Siebenbürgen in eine Vasallenabhängigkeit. Auch der 1568 geschlossene Frieden von Adrianopel konnte den Eroberungszug nicht bremsen, die Osmanen gewannen stufenweise weitere Gebiete. In Anbetracht des Mangels an einer entsprechenden Feldarmee erwies sich das Grenzfestungssystem als das einzige Mittel, um ihrem Vordringen Einhalt zu gebieten. Der Ausbau dieses Systems hatte zwar bereits unmittelbar nach 1541 begonnen, doch einen wirklichen Aufschwung erhielt er erst nach der Gründung des Hofkriegsrates im Jahre 1566. Dieser Kriegsrat rief in grösserer Zahl italienische Baumeister, die im Festungsbau Erfahrung hatten, ins Land oder stellte diese an.
Der Ursprung des von den italienischen Baumeistern eingeführten sog. „Italienischen Festungsbausystems“ reicht zum Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Um seine dynastischen Interessen geltend zu machen, hatte der französische König Karl VIII. 1494 einen Angriff zur Eroberung Neapels unternommen. Im Laufe des Kriegszugs nahmen die französischen Truppen die italienischen Festungen nacheinander ein – ein Tatbestand, der auf die im Vergleich zu früheren Zeiten beweglichere und wirkungsvollere Artillerie der Franzosen zurückgeführt werden muss. Als Antwort auf diese Provokation entwickelten die italienischen Baumeister innerhalb einiger Jahrzehnte, d. h. in relativ kurzer Zeit, ein in seinen Grundlagen neues Verfahren zum Bau von Festungen, das der gestiegenen Schlagkraft der Artillerie Widerstand bieten konnte. Die grundlegende Neuerung des nach seinen „Erfindern” benannten „Italienischen Systems“ oder, wie es in der internationalen Fachliteratur genannt wird, der „trace italienne“, lag im Vergleich zu den früheren Festungsbauverfahren im Bau von ausschliesslich geraden Mauerabschnitten, wodurch es keine toten Winkel mehr gab. Neu war weiterhin die Errichtung eines vorspringenden, fünfeckigen, flankierenden Verteidigungswerkes, der Bastion, durch welches zugleich die sichere Unterbringung 150und der freie Abschuss der Geschütze gewährleistet wurde. Bei den Festungen des italienischen Systems konnten die Verteidiger jeden Punkt des Vorfeldes mindestens von zwei Richtungen her unter Kreuzfeuer halten. Das Italienische System verbreitete sich etwa ab 1535 europaweit. Die frühe Variante wurde später „Altitalienisches“, die spätere „Neuitalienisches System“ genannt.
Ein Versuch, die Rolle des Italienischen Verfahrens im Festungsbau Ungarns zu umreissen, wurde bereits in früherern Forschungsarbeiten unternommen. Anstelle der in diesen Arbeiten üblichen Gliederung des Festungsbaus in drei Zeitabschnitte, erscheint es jedoch sinnvoller, die Entstehung des Grenzfestungssystems und dessen architektonische Entwicklung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als einen einzigen, zusammenhängenden Prozess zu begreifen.
In der Zeit zwischen 1548 und 1592 wurden zahlreiche ungarische Burgen im Sinne der Italienischen Methode umfassend modernisiert. Zu diesen Burgen zählen beispielsweise Ecsed, Eger, Gyula, Kassa, Kisvárda, Patak, Szigetvár und Tata. Ein anderer Teil wurde neu erbaut wie z. B. Érsekújvár, Győr, Kálló, Kanizsa, Komárom, Sárvár, Szatmár, Szendrő und Várad. Sowohl die Modernisierung als auch der Neubau der Festungen fanden unter der Aufsicht des Kriegsrats und unter der Leitung der von diesem Kriegsrat ausgesandten, zumeist italienischen Baumeister relativ planmässig statt. Leider fielen im Jahre 1566 trotz des moderneren Ausbaus Szigetvár und Gyula. Bis Ende des Fünfzehnjährigen Krieges waren Eger (1596) und Kanizsa (1600) endgültig verloren, zeitweise auch Győr (1594-1598). Dasselbe Schicksal ereilte Várad (1660) und Érsekújvár im Krieg zwischen 1660-1664. Von den grossen Festungen Ungarns blieb allein Komárom bis zum Ende der Türkenherrschaft in christlicher Hand. Von den kleineren wechselten in den anderthalb Jahrhunderten nicht wenige mehrere Male ihren Besitzer. Zu den Gründen zählt in erster Linie die meist riesige Übermacht der Türken sowohl im Hinblick auf die Soldaten als auch im Hinblick auf die Feuerkraft. Diese Übermacht wurde durch die allgemein bekannte gut funktionierende türkische Logistik noch wirkungsvoller gemacht. Häufig wurde die Lage dadurch erschwert, dass auch die Verteidigung nicht immer entsprechend vorbereitet war. Auf christlicher Seite muss als der grösste Mangel in fast allen Situationen die fehlende Hilfeleistung von aussen, das Ausbleiben des Ersatzheeres genannt werden. Ohne diese blieb den Verteidigern eine minimale Chance zum Erfolg. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass keine einzige Festung ausschliesslich aufgrund der Mängel der Verteidigungswerke gefallen ist, dass aber dennoch die Unvollkommenheit dieser Verteidigungswerke in vielen Fällen bei der Niederlage von Einfluss gewesen ist.
Bei einer Untersuchung der Frage auf strategischer Ebene muss beachtet werden, dass die Festungen italienischen Systems bereits aufgrund ihres Ausbaus und ihrer Masse die Eroberer von dem Versuch eines Angriffs abschreckten und damit sicherten, dass riesige Gebiete in christlicher Hand blieben. Dabei erreichte die Zahl der Truppen, die in diesen Festungen stationiert waren, nie die wünschenswerte Grösse, meist nicht einmal dann, wenn ein Angriff drohte. Zur Eroberung der Festungen des Italienischen Systems hatten jedoch die in ungarischem Kriegsschauplatz stationierten osmanischen Truppen nie genügend 151Schlagkraft. Nur zur Zeit der grossen Kriege zwischen den beiden Reichen wurden diese Festungen angegriffen, und auch in diesen Fällen benötigte die osmanische Hauptarmee alle ihre Reserven für einen Sieg. Dies ging meist nicht leicht vonstatten. In mehreren Fällen waren die Osmanen letztendlich gezwungen, das stategische Ziel des jeweiligen Kriegszugs aufzugeben, obgleich sie die angegriffene Festung eingenommen hatten.
Die Habsburger Regierung setzte die Grenzfestungen, und innerhalb dieser die Festungen Italienischen Systems, gegen den Angriff des Osmanischen Reiches in Ungarn ein, weil sie militärisch unterlegen war. Im Besitz dieser Festungen konnte man einen bedeutenden Teil der strategischen und taktischen Unterlegenheit ausgleichen und der türkischen Eroberung in Richtung der österreichischen Provinzen bzw. Wiens Einhalt gebieten. Aus ungarischer Perspektive kann man sagen, dass diese Grenzfestungslinie, die in bedeutendem Teil durch das Italienische Festungsbausystem verstärkt war, die vollständige Einnahme des Landes verhinderte – allen schwerwiegenden Problemen und allen Opfern zum Trotz.
Im Ausbau dieses Grenzfestungssystems spielte Ottavio Baldigara (*ca. 1540-1545–1588) aus Triest eine herausragende Rolle. Sein Name ist grundlegend mit zwei ungarischen Festungen eng verbunden: mit Eger (Erlau) und Érsekújvár (Neuhäusel). Baldigara entwarf für beide Festungen die Pläne und verbrachte den grössten Teil seines Lebens – mindestens zwanzig Jahre- mit der Leitung ihres Baus. In Eger arbeitete Baldigara vermutlich von 1568 bis 1580, in Érsekújvár war er von 1580 bis zu seinem Tode im Jahre 1588 tätig.
Der Entwurf der Festung von Eger nach dem Italienischen System, der leider nur zum Teil verwirklicht wurde, stammt mit Sicherheit von Baldigara, da es Angaben darüber gibt, dass der Kaiser seinen Vorstellungen im Jahre 1572 zustimmte. Dieser Zustimmung ging jedoch eine ernstzunehmende fachliche Diskussion voraus, da die ungünstige geographische Lage Egers viele Probleme mit sich brachte. Die mittelalterliche Burg, das spätere innere Schloss, war auf einem Plateau erbaut worden, um die darunter entlangführende wichtige Strecke überwachen zu können. Die Westseite des Plateaus umschliesst beinahe in einem vollständigen Halbkreis eine ungefähr 30 Meter tiefe Schlucht zum tiefer liegenden Tal. Demnach erwies sich die Burg von dieser Seite als eigentlich unangreifbar. Von Osten jedoch war die Situation aufgrund der Berge, die sich über die Burg erhoben, gegenteilig. Eine Methode zur Abwehr der Gefahr war die Aufspaltung der Verteidigung, die durch die Trennung der Festung in eines äusseren und eines inneren Schloss verwirklicht wurde. Für die genannten geographischen Schwierigkeiten zeugen auch die erhalten gebliebenen Grundrisse. Diesen Grundrissen zufolge waren es die schwersten Aufgaben, das äussere und das innere Schloss zu verbinden und die drei westlichen Bastionen zu platzieren. Bei der Planung entstanden zusätzliche Komplikationen durch die grosse Höhendifferenz innerhalb der Festung sowie durch die Tatsache, dass die früheren Mauern erhalten werden mussten. Daher liess Baldigara bei einem seiner Entwürfe das äussere Schloss ganz weg, während er das innere in der regulären fünfeckigen Form plante. Auf der Zeichnung markierte er genau, mit welchen 152Problemen die Verteidigung im Falle eines eventuellen Angriffs konfrontiert würde. In seinem anderen Entwurf fand Baldigara allerdings eine relativ einfache, doch geradezu als genial zu bezeichnende Lösung für die Verbindung des äusseren und des inneren Schlosses. Die Nachteile durch die Anhöhen im Osten konnte er aber nicht beheben.
Im Fall von Érsekújvár verfügen wir nur über indirekte Zeugnisse darüber, dass die Festung von Baldigara entworfen wurde. Doch schickte man Baldigara gerade einige Monate vor der endgültigen Zustimmung zu dem Entwurf nach Érsekújvár, und ein Grundriss, der aus dieser Zeit stammt und mit äusserst grosser Wahrscheinlichkeit Baldigara zugeschrieben werden kann, stellt die später verwirklichte Festung dar. Auch Baldigaras Berichte verweisen darauf, dass er die geografischen Umstände sehr gut kannte. Die Festung von Érsekújvár, die über einen regulären sechseckigen Grundriss verfügt und mit sechs Ohrenbastionen erbaut wurde, war im ungarischen Vergleich vielleicht die modernste in der gesamten Zeit der Türkenherrschaft.
Baldigara entwarf diese beiden Festungen nicht nur, sondern leitete auch deren Erbauung. Wenn man die zeitgenössischen Verhältnisse kennt, so weiss man, dass diese Aufgabe grossen Sachverstand, Organisationsfertigkeit und politisches Gespür sowie weiterhin Geduld und gute Nerven erforderte. Einen bedeutenden Teil der organisatorischen Arbeit machte der Briefwechsel aus, den Baldigara mit den Vorgesetzten zu führen hatte. In seinen Briefen versuchte Baldigara, das nötige Geld und Baumaterial zu beschaffen. Häufig wurden seine Anfragen zurückgewiesen. Zudem reichte Baldigara Vorschläge im Zusammenhang mit den Bauvorhaben ein, in denen er hauptsächlich seine Vorstellungen hinsichtlich der Architektur, der Organisation der Arbeit und der Einsparungen formulierte. Aus den Anträgen wird deutlich, dass Baldigara konzeptuell dachte und sowohl über eine gute Menschenkenntnis als auch über einen Überblick über die gesamte ungarische Situation verfügte. Darüber hinaus überwachte er beinahe jeden Bereich der Bauarbeiten: er erledigte die finanziellen Angelegenheiten, schloss Verträge mit den Maurern, bestellte die Baumaterialien, plante die Reihenfolge der Arbeiten, organisierte die Fronarbeit (Robotarbeit), bestimmte die Verwendung der Summen, die als Ablösezahlung für die Fronarbeit einflossen, und überwachte schliesslich die ihm zugeteilten Arbeiter, mit einem Wort, er musste von vielen solchen Dingen etwas verstehen, die nicht ausgesprochen die fachliche Seite des Festungsbaus betrafen. Hinzu musste er zusätzlich auch noch belegen, dass er über die Gelder für den Bau ehrenhaft verfügte. Neben seinen eigenen Finanzangelegenheiten musste er häufig auch über diejenigen anderer Personen Rechenschaft ablegen und sich ebenfalls mit der Veruntreuung des Bauschreibers beschäftigen. Diese vielschichtige Tätigkeit ging noch dazu mit physischen Gefahren einher: Im August des Jahres 1587 erhielt der Hauptmann von Érsekújvár, Ferdinand Samaria, den Befehl, Baldigara und den Bau vor den Übergriffen durch die die eigenen Soldaten zu beschützen.
Baldigara plante neben den Festungen auch Brücken und bürgerliche Bauwerke. Von diesen erwarb er sich mit dem Entwurf der Theiss-Brücke, die vor Tokaj gebaut werden sollte, die grösste Anerkennung und bekam dafür vom 153Kaiser eine gesonderte Prämie. Später wirkte er bei dem Entwurf der Brücken im österreichischen Wolfsbruck und bei Tabor mit.
Baldigara erwies sich nicht nur in seiner Rolle als Planer, sondern auch als Bauexperte für den Wiener Hof als unentbehrlich. Bereits zu Beginn seines Wirkens in Eger entsandte man ihn zur Inspektion der Festungen ins Oberungarische Grenzgebiet und zeichnete ihn mit dem Titel eines „Oberungarischen Baumeister” aus. Er reiste nach Tokaj, Kaschau, Szendrő und Ónod. Zu derselben Grenzgebiet gehört auch die Festung von Kálló, von der Baldigara im Jahre 1573 eine detallierte Konstruktionszeichnung erstellte. In den Anmerkungen zu dieser Zeichnung finden sich zahlreiche Änderungsvorschläge, den Weiterbau der halbfertigen Festung betreffend. Bisher ist dies der einzige Fall, in dem eine sachliche Spur von Baldigaras Arbeit als Bauexperte erhalten geblieben ist. Ein anderes Mal wurde Baldigara nach Kanizsa gerufen, das zu einem anderen Grenzgebiet gehörte. Der Umstand, dass ab 1580 statt Eger Érsekújvár der erste „Arbeitsplatz” Baldigaras wurde, brachte auch auf dem Gebiet der fachlichen Beaufsichtigung eine Veränderung mit sich. Von diesem Zeitpunkt an besuchte Baldigara die Festungen der Bergstädterischen Grenzgebiete. Im Jahre 1583 wurde er zur Besichtigung der beschädigten Bastionen nach Wien entsandt, was von herausragender Wichtigkeit war. Im Jahre 1584 hielt er sich sogar zweimal in Várad auf.
Es wird deutlich, dass Baldigara einen bedeutenden Teil seines Lebens auf der Reise verbrachte. Die Häufigkeit seiner Entsendungen kann zugleich als ein Mass für das fachliche Ansehen betrachtet werden, das der Baumeister genoss. Dies wird durch die Tatsache bekräftigt, dass István Báthori gerade Baldigara nach Várad rief, oder durch diejenige, dass die militärischen Führungspersönlichkeiten sich in Bauangelegenheiten des öfteren an jenen wandten. Gleichzeitig darf aber die Verantwortung nicht ausser Acht gelassen werden, die mit Baldigaras Ansehen verbunden war, denn seine Ratschläge und Berichte hatten einen offensichtlichen Einfluss auf den Verlauf der Bauarbeiten. Die häufigen Inspektionsreisen Baldigaras deuten zusätzlich darauf hin, dass der Kriegsrat entweder über nicht genügend fachkundige Festungsbaumeister verfügte oder dass man sich ausgesprochen von Baldigara Zuverlässigkeit bei der Erfüllung dieser wichtigen Aufgaben versprach.
Baldigara erhielt für seine Arbeit ein regelmässiges monatliches Gehalt von Seiten des Hofes, das ihm jedoch im allgemeinen verspätet und erst nach mehrmaligem Drängen ausgehändigt wurde. Waren die Finanzmittel der zentralen Regierung erschöpft, so versuchte man, das Gehalt durch Bodenschenkungen zu ersetzen. Baldigara jedoch, der ausnutzte, dass seine Arbeit sich bei den Bauarbeiten als unentbehrlich erwies, war in mehreren Fällen erst dann bereit, an seinen Stationsort zurückzukehren, wenn ihm wenigstens ein Teil der Rückstände bezahlt wurde. Das Gleiche galt auch für die Erstattung seiner Reisekosten, die von der Hofkammer regelmässig einbehalten und zeitweilig nur auf nachdrücklichen Befehl des Kaisers ausgezahlt wurden.
Es ist also eindeutig, dass Ottavio Baldigara im Ausbau des Grenzverteidigungssystems gegen die Türken eine bedeutende Rolle spielte, und hinsichtlich 154seiner Tätigkeit im Bereich der Planung und des Baus der festungen sind relativ viele Angaben zu finden. Zugleich wurden nur wenige verstreute Angaben über sein Privatleben enthalteten, in erster Linie in seinem Testament. Durch dieses Testament ist das genaue Todesdatum Baldigaras, der 15. Januar 1588, bekannt, während über das Geburtsdatum Unklarheit herrscht. Gleichzeitig geht aus dem Testament hervor, dass Baldigara zweimal verheiratet war. Seine erste Ehefrau hiess Camilla, die zweite Violenta. Auch das Datum einer der Eheschliessungen kennt man (1573), da Baldigara um eine Genehmigung bitten musste, um zu seiner Hochzeit reisen zu dürfen. Die Quelle benennt einen Sohn und eine Tochter, welche ihrerseits Kinder hatte.
Die Familienmitglieder Baldigaras standen allesamt im Dienste der Habsburger. Baldigaras Vater, Caspar, arbeitete als Schiffsbaumeister zunächst in der Triester, später in der Schiffsbauwerkstatt des Wiener Arsenals. Seine Brüder, Guilio und Marco Antonio, weiterhin ein gewisser Cesaro, der mit Ottavio in einem unsicheren verwandtschaftlichen Verhältnis stand, waren -ähnlich wie Baldigara selbst – auf dem Gebiet des Festungsbaus bekannt. Mit dem Namen Cesaros verbindet sich der Entwurf der regulären fünfeckigen Festung von Szatmár, die über fünf Bastionen verfügt und nach dem Tod von Cesaro von Guilio gefertigt wurde.
Schliesslich muss man sich die Frage stellen, warum Ottavio Baldigara diesen nicht gerade einfachen Beruf und diese Laufbahn gewählt hat. Die Antwort ist kompliziert, da man Schlussfolgerungen nur aus bruchstückhaften Angaben und aus verstreuten Bemerkungen Baldigaras selbst ziehen kann.
Baldigara machte in einer Notiz darauf aufmerksam, dass nur die Festungen es ermöglichen würden, der türkischen Eroberung Einhalt zu gebieten. Hinsichtlich der Tatsache, dass Baldigara diesen Sachverhalt so klar beschreibt, kann man davon ausgehen, dass er einerseits mit Sicherheit davon überzeugt war, mit seinem Wirken einen Beitrag zur Verstärkung des Verteidigungssystems zu leisten, und dass er sich andererseits der Bedeutung seiner Person und seiner Arbeit bewusst war. Aus dem besagten Bericht erfährt man jedoch noch mehr, insbesondere die Tatsache, dass Baldigara eben nicht nur mit der militärischen Situation, sondern auch mit den Grundfragen, die sich hinter dieser Situation verbargen, ausserordentlich gut vertraut war. So übte er scharfe Kritik an der Art, wie Steuern und Fronarbeiten für die Errichtung der Grenzfestungen in Ungarn bewilligt und verteilt wurden, sowie an der Nachlässigkeit hinsichtlich der Versorgung der Festungen und an der schlechten Organisation. Doch Baldigara urteilte nicht nur, er gab auch Lösungsvorschläge und betrachtete die Ereignisse um sich herum nicht als Aussenstehender, sondern verstand sie.
Baldigaras Tätigkeit als Baumeister ist ebenfalls nicht einfach zu bewerten. Seine Entwürfe und Berichte, die Bewusstheit und Gewissenhaftigkeit widerspiegeln, zeigen eindeutig, welche Entwicklung er auf diesem Gebiet im Laufe der Jahrzehnte durchmachte; man begegnet hier vielen ideenreichen Lösungen, die kennzeichnend für einen denkenden und schaffenden Menschen sind. Baldigaras Vorstellungen entsprachen zwar unter mehreren Gesichtspunkten nicht den modernsten Prinzipien, doch es ist bereits heute unmöglich zu entscheiden, 156ob der eventuelle Mangel an Kenntnissen, der langsame Informationsfluss oder die Umstände, die die Entfaltung von Baldigaras Tätigkeit als Baumeister hemmten, hierbei eine Rolle spielten. Was er jedoch schuf, das wurde zu einem wichtigen und organischen Teil des Grenzverteidigungssystems gegen die Osmanen und trug zu dessen Festigung bei.
Als Vidor Pataki als erster unter den ungarischen Historikern den Versuch unternahm, einen Überblick über die Rolle des italienischen Bauwesens und der Baumeister in Ungarn zu geben, machte er von den über hundert Personen nur bei der kurzen Vorstellung des Wirkens von Ottavio Baldigara die Anmerkung: „Solange bis er seine verdiente Biografie bekommt ...”. Mit der vorliegenden Arbeit wurde versucht, dieses Forschungsdefizit zu beheben.

 

 

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