DIE MILITÄRISCHEN AUFNAHMEN UNGARNS 1763–1950
DIE MILITÄRISCHEN AUFNAHMEN UNGARNS
1763–1950
1763–1950
Resümee
Der Band behandelt die militärischen topografischen Karten von der Mitte des 18. Jahrhunderts an bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Dabei kommt er kurz auf die topografischen Arbeiten auf dem Gebiet des historischen Ungarns in den vorangehenden Ären zu sprechen (zwischen dem 16. Jahrhundert und der Mitte des 18. Jahrhunderts), bzw. verweist kurz auf die militärische und bürgerliche topografische Kartierung nach 1950.
Die Gliederung des Buches gründet auf dem Nacheinander der militärischen Aufnahmen. Die erste Jahreszahl, nämlich 1763, ist das Jahr der ersten militärischen Aufnahme, danach folgen die zweite, dritte und vierte militärische Aufnahme und die Kartierung in der Zwischenkriegszeit. Die letzte Jahreszahl, nämlich 1950, ist das Jahr des Übergangs zum Kartensystem von Gauss–Krüger, das in der Geschichte der militärischen topografischen Karten ein neues Kapitel einleitete.
Die Beschreibung der einzelnen Aufnahmen erfolgt nach einem ähnlichen Aufbau: es werden kurz die Umstände des Beginns der Arbeiten, die die Aufnahme leitende Organisation, das Gebiet der Ausdehnung der Aufnahme, die Grundlage der Aufnahmen (geodätische Grundlage, bzw. Katasterkarten), die zu den Aufnahmen gehörenden Legenden, die Aufnahmekartenreihen und die reduzierten Kartenreihen (Karten mit einem kleineren Maßstab, die auf Grund der Karten mit Aufnahmemaßstab erstellt wurden), und schließlich die Bewahrung der fertig gestellten Karten beschrieben.
Der Band enthält nur die wichtigsten Anhänge, die das Ausdehnungsgebiet und die Abschnittseinteilung der verschiedenen Aufnahmen, bzw. die wichtigsten Abschnitte auf dem Gebiet Ungarns zeigen und dabei den ursprünglichen Maßstab beibehalten. Das ausgewählte Mustergebiet ist die Stadt Keszthely und ihre Umgebung: dabei wird die Entwicklung des Reliefs, der Ebenen- und der Siedlungszeichnung, usw. gut sichtbar. Zu den einzelnen Kapiteln gehören jedoch viel mehr Anhänge: ein Teil davon sind die zu den Abschnitten mit verschiedenem Maßstab gehörenden, deren Einteilung vor Augen führenden Übersichtsblätter. Die Übersichtsblätter wurden zum Teil nachträglich erstellt, zum Teil stammen sie aus der behandelten Zeit. Die Kartenanhänge stellen jeweils einen Abschnitt der einzelnen Aufnahmen, bzw. der reduzierten Kartenreihen vor. Ein Teil der Übersichtsblätter und der Abschnitte stammt aus der Sammlung des Kriegsarchivs in Wien, wobei genau auf die dortige Kartenarchivsignatur verwiesen wird. Die anderen Karten befinden sich in der Sammlung des ungarischen Instituts und Museums für Militärgeschichte des Ministeriums für Landesverteidigung; auch hier wurden die Verweise angegeben. Die Anhänge, bzw. die Kartenanhänge sind auch auf der zum Buch gehörenden CD enthalten, die von der Arcanum Adatbázis Kft. herausgegeben wurde. Die Karten befinden sich in komprimierter Form (ECW-Format) auf der CD.
Zur Zeit der ersten, zweiten und dritten militärischen Aufnahme war Ungarn zuerst Teil des Österreichischen Reiches, dann der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, mit einem gemeinsamen Militärwesen, sodass auch die von den Soldaten durchgeführte topografische Kartierung gemeinsam, unter Leitung in Wien erfolgte. Von den erstellten Karten ist das Material der ersten und zweiten Aufnahme im Original auch heute noch in der Sammlung des Kriegsarchivs in Wien zu finden. In der Sammlung des ungarischen Militärgeschichtlichen Kartenarchivs werden von diesen Farbkopien in guter Qualität und in Originalgröße verwahrt.
Die erste militärische Aufnahme wurde zwischen 1763 und 1787 auf dem Gebiet des Österreichischen Reiches erstellt. Es werden kurz diejenigen 21 separaten Aufnahmen vorgestellt, deren Ergebnis insgesamt 3245 handschriftliche Abschnitte in einem Maßstab von 1:28 800 und mit einer Größe von jeweils 6342 cm waren, bzw. die auf Grund dieser erstellten – zumeist ebenfalls handschriftlichen – reduzierten Reihen beschrieben. Detaillierter berichtet das Buch über die ersten Aufnahmen auf dem Gebiet des historischen Ungarns: die verschiedenen Aufnahmen des Königreichs Ungarn (1782–1785), des Banats von Temes (1769–1772), des Großfürstentums Siebenbürgen (1769–1773), Kroatiens, Slawoniens, bzw. der Militärgrenze (1774–1784), die insgesamt 1943 Abschnitte lieferten. Auf der CD befinden sich die (nachträglich zusammengestellte) Legende der Aufnahme, bzw. die Namensliste der Offiziere, die die Aufnahme des Königreichs Ungarn leiteten, wobei jeweils angeführt wird, die Aufnahme welchen Abschnitts sie in welchem Jahr leiteten.
Besonders interessant sind die verschiedenen reduzierten Kartenreihen, die über das Gebiet des historischen Ungarns erstellt wurden. Von diesen sind mehrere erst in den vergangenen Jahren wirklich bekannt geworden, da sie neuerdings (in Form von Farbkopien in guter Qualität) in das Militärische Kartenarchiv des ungarischen Instituts und Museums für Militärgeschichte Eingang gefunden haben. Auf der CD sind auch die Abschnittseinteilung, bzw. die Musterabschnitte dieser Kartenreihen ersichtlich.
Die erste militärische Aufnahme und die Mehrheit der reduzierten Karten waren in der damaligen Zeit geheim und konnten nur eine geringe Wirkung auf die Zivilkartografie ausüben.
Die zweite militärische Aufnahme wurde zwischen 1806 und 1869 ebenfalls für das Gebiet des Österreichischen Reichs erstellt; die Aufnahme für das Großfürstentum Siebenbürgen wurde nicht beendet. Auf dem Gebiet des gesamten Reichs gab es 14 selbständige Aufnahmen, im Laufe derer 2142 „alte” Abschnitte – mit einer Größe von 6342 cm – und 1534 „neue” Abschnitte – mit einer Größe von 52,752,7 cm –, bzw. auf Grund dieser reduzierte Kartenreihen in einem Maßstab von 1:144 000, 1:288 000 und 1:576 000 erstellt wurden. Das Gebiet des Königreichs Ungarn wurde zwischen 1819 und 1869 vermessen; als Ergebnis der Arbeit wurden 1112 Abschnitte mit „alter” Größe erstellt. Das Gebiet Kroatiens, Slawoniens und der Kroatisch-Slawonischen Militärgrenze folgte zwischen 1865 und 1869 (224 Abschnitte mit „neuer” Größe). Über einen Teil des Großfürstentums Siebenbürgen wurden zwischen 1853 und 1869 insgesamt 67 Abschnitte in „alter” Abschnittsgröße erstellt.
Die Karten im Maßstab 1:144 000 waren die detalliertesten, in Druck erschienenen Abschnitte, die bis dato über das Österreichische Reich angefertigt wurden; leider erschienen sie über das Gebiet des Königreichs Ungarn erst mit der Beendigung der Aufnahme, zwischen 1869 und 1881.
Auch hier finden wir die zeitgenössischen Legenden, die Daten der Vermesser der verschiedenen Abschnitte, sowie den genauen Zeitpunkt der Aufnahmen auf der CD.
Die dritte militärische Aufnahme wurde in den Jahren 1869–1887, mit einheitlichen Abschnitten für das gesamte Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erstellt. Der Maßstab der handschriftlichen, farbigen Abschnitte ist 1:25 000, die Größe der Abschnitte beträgt etwa 7656 cm. Auf das Gebiet des historischen Ungarns fallen 1354 Abschnitte, die zwischen 1869 und 1885 vermessen wurden (davon wurden die 216 siebenbürgischen Abschnitte erst im Anschluss an die Reambulierung /Erneuerung vor Ort/ zwischen 1888 und 1895 Teil der Aufnahme). Das Ziel der Aufnahme war es, für das Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie detaillierte Karten im Maßstab von 1:75 000 zu erstellen; die 752 schwarz-weißen Abschnitte wurden erstmals in den Jahren 1873–1889 herausgegeben.
Die allgemeinen Karten im Maßstab 1:200 000 für das Gebiet Mitteleuropas erschienen zwischen 1887 und 1916 in farbiger Ausführung auf 265 Abschnitten, die Übersichtskarten im Maßstab 1:750 000 auf 54 Abschnitten. Auf der beigefügten CD können sowohl die Übersichtsblätter der Reihen, als auch die Varianten der Abschnitte besichtigt werden.
Die vierte militärische Aufnahme fand zwischen 1896 und 1914 ebenfalls auf dem Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie statt. Die Arbeiten waren ursprünglich für 100 Jahre geplant, mussten jedoch beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs eingestellt werden. Der Maßstab betrug auch in diesem Fall 1:25 000; für das Gebiet des gesamten Reiches wurden aber lediglich 388 farbige, handschriftliche Abschnittsviertel erstellt. Für das Gebiet des historischen Ungarns wurden nur im Gebiet der Hohen Tatra Aufnahmen unter Anwendung der Fotogrammetrie durchgeführt, betrafen das restliche Gebiet des Landes aber nicht.
Zwar wurden zur Zeit des Ersten Weltkriegs die Aufnahmearbeiten eingestellt, aber das Ausdrucken der Sektionen aus der dritten militärischen Aufnahme schritt in hohem Tempo voran, genauso, wie die Herausgabe der verbesserten Versionen der Karten mit reduziertem Maßstab. In dieser Zeit erhielten die Erstellung und Verwendung der Karten Massencharakter.
Nach dem Ersten Weltkrieg löste sich die Österreichisch-Ungarische Monarchie auf, und als Folge hatten auch die bis dato gemeinsam geführten kartografischen Arbeiten ein Ende; die selbständige topografische Kartografie der Nachfolgestaaten begann sich herauszubilden.
In Ungarn wurde im Jahre 1919 die erste selbständige Kartierungsorganisation, die Ungarische Militärische Kartierungsgruppe (Magyar Katonai Térképező Csoport), gebildet, später, im Jahre 1922 dann die Ungarische Königliche Staatliche Kartografie (Magyar Királyi Állami Térképészet; ab 1938 Honved-Kartografisches Institut /Honvéd Térképészeti Intézet/). Die Maßstabsreihe der dritten militärischen Aufnahme wurde beibehalten; die Abschnitte im Maßstab von 1:25 000 wurden zuerst auf dem Wege der Reambulierung, ab 1927 dann auf dem Wege einer neuen Aufnahme erneuert. In den Jahren 1939–1940 wurden die Abschnitte auch entlang der Süd- und Ostgrenze reambuliert, wobei diese Erneuerungen weniger, als die Hälfte des Gebietes des Trianon-Landes betrafen. Die erneuerten Abschnitte wurden in farbiger Ausführung gedruckt, die anderen Abschnitte nur als einfarbiger Nachdruck der dritten Aufnahme herausgegeben. Auch die Abschnitte im Maßstab 1:75 000, 1:200 000 und 1:750 000 wurden erneuert.
Während des Zweiten Weltkriegs, in den Jahren 1940–1944, erschienen insgesamt 403 Abschnitte im Maßstab von 1:50 000 vom Gebiet des Landes, das sich um die wieder angegliederten Gebiete vergrößert hatte. Im Jahre 1943 wurde auch eine Flugzeugkarte im Maßstab von 1:500 000 angefertigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen die Abschnitte in den Fünfzigtausender- und Zweihunderttausender-Maßstäben mit den neuen Grenzen, ohne sonstige Erneuerungen. Ab 1950 ging Ungarn zum Kartensystem von Gauss–Krüger über, dessen Maßstabsreihe zum Teil von der früheren abwich.
Auf der CD sind Kartenanhänge, die verschiedenen Varianten der Aufnahme- und der reduzierten Karten, Übersichtsblätter, Legenden und Tabellen zu sehen – insgesamt etwa 260 Einzelangaben.
In den Fußnoten finden wir Hinweise auf die entsprechenden Signaturen des Kriegsarchivs von Wien und des ungarischen Militärgeschichtlichen Kartenarchivs, was auch den Forschern das Auffinden der Quellen und Karten erleichtert.
Übersetzung: Viktor Kristóf Zachar
