Kommentar

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Verkehrsgeographische Lage, Geologie und Topographie
Die Stadt Kitzbühel ist Hauptort und Namensgeberin der nördlich des Alpenhauptkammes gelegenen, im Osten und Westen von den Flüssen Saalach und Ziller und im Norden von den Nördlichen Kalkalpen (Wilder Kaiser, Loferer und Leoganger Steinbergen) begrenzten Kitzbüheler Alpen. Ihre verkehrsgeographische Lage im Tal der Kitzbüheler Ache (auch Jochberger bzw. Großache) ist durch die Einmündung des Brixentales im nordwestlichen Stadtgebiet bestimmt, das in westlicher Richtung zum Inntal führt. Das Achen- bzw. Großachental führt vom 15 km südlich der Stadt gelegenen Pass Thurn (Übergang ins Salzachtal) nordwärts über St. Johann, Kössen und das bayerische Marquartstein zum Chiemsee. Bei St. Johann i. T besteht über das Söllandl eine weitere Verbindung mit dem Inntal, die ostwärts (1) über den Pass Grießen nach Saalfelden und (2) über Kirchdorf und Waidring nach Lofer und Salzburg fortgesetzt wird. Vor ihrem Ausbau im 20. Jahrhundert kommt von allen diesen Verkehrswegen allenfalls der Route Inntal – St. Johann – Lofer – Salzburg überregionale Bedeutung zu. Das (Groß)-Achental findet südlich des Pass Thurns keine Fortsetzung in Form von gut passierbaren, über den Alpenhauptkamm führenden Wegen und wurde daher vor der Erbauung der über den Felbertauern nach Osttirol führenden Straße im Jahr 1967 nie zu einer wichtigen Nord-Südverbindung. (1)
(1) Vgl. hiezu: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Blatt A1 (Alpen-Überblick), R1 (Verkehrsnetz), R2–5 (Schienen- und Straßenverkehr).
(2) Über die Geologie des Kitzbüheler Raumes informiert umfassend Georg MUTSCHENLECHNER, Die Geologie der Umgebung von Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 9–26. Informativ sind auch Karte und Begleittext im Tirol-Atlas: Rainer BRANDNER, Geologie in: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Themenbereich C – Bau- und Oberflächenformen, Karte C2, Begleittext IV Geologie und Tektonik, Innsbruck 1985.
(1) Vgl. hiezu: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Blatt A1 (Alpen-Überblick), R1 (Verkehrsnetz), R2–5 (Schienen- und Straßenverkehr).
Die Kitzbüheler Alpen bestehen als Teil der Grauwackenzone in der Region um die Stadt vorwiegend aus der Serie der Wildschönauer Schiefer (vor allem grauer Tonschiefer, Grünschiefer, Tuffschiefer) mit Vorkommen an Diabasen und Porphyroiden und Vererzungen mit Kupfer und teilweise beträchtlichem Silbergehalt. Karbonatgesteine (Dolomite und Kalke), Kalk- und Dolomitbrekzien und Buntsandstein nehmen einen vergleichsweise geringen Anteil ein. Das leichter verwitternde und schneller abgetragene Schiefergestein bedingt die im Vergleich zu den Zentralalpen mit bis zu 2500 m Seehöhe niedrigen, großteils runden, sanften und gut bewachsenen Bergformen. Nur dort, wo Dolomite und Kalke vorhanden sind, trifft man auf Felsformationen, die, wie im Kitzbüheler Gemeindegebiet etwa das Kitzbüheler Horn oder der Karstein, als markante Gipfel aus dem Grün hervorragen. Der Kontrast der Kitzbüheler „Grasberge” zu den schroffen Formen der teilweise in Sichtweite der Stadt gelegenen „Steinberge” der nördlichen Kalkalpen trägt wesentlich zum landschaftlichen Reiz der Region bei. (2)
(2) Über die Geologie des Kitzbüheler Raumes informiert umfassend Georg MUTSCHENLECHNER, Die Geologie der Umgebung von Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 9–26. Informativ sind auch Karte und Begleittext im Tirol-Atlas: Rainer BRANDNER, Geologie in: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Themenbereich C – Bau- und Oberflächenformen, Karte C2, Begleittext IV Geologie und Tektonik, Innsbruck 1985.
Der Kern des städtischen Siedlungsgebietes liegt westlich der Kitzbüheler Ache unter dem ca. 1.660 m hohen Hahnenkamm und ist geologisch im Wesentlichen von den Gletscherdriften der Eiszeiten und den nacheiszeitlichen Erosionskräften verschiedener Wasserläufe bestimmt. Im Süden ist das sich terrassenartig erhebende Gelände zwischen den ehemaligen Bauernweilern Staudach und Malern Folge nacheiszeitlicher Materialablagerungen des Flusses. Unweit der Altstadt liegt der Schwemmfächer des aus dem Hahnenkammgebiet kommenden Ehrenbaches. Die Altstadt selbst liegt in ca. 760 m Seehöhe auf einer als „Stadthügel” bezeichneten Erhebung, ein Konglomerat aus Schotter des Riß-Würm-Interglazials, das mit dem Schwemmmaterial des vom Hahnenkamm kommenden Gänsbaches angereichert ist. Der Gänsbach trennt den Stadthügel vom nördlichen „Kirchhügel”, der Sitz der Pfarrkirche ist und gemeinsam mit ersterem den Mittelpunkt des historischen Stadtkerns bildet. Der Kirchhügel ist Teil des Lebenberges, der seinerseits Ausläufer eines von Nordwesten in das Stadtgebiet hineinreichenden, hügeligen, bis zu etwa 900 m hohen klassischen Moränengebietes, des „Bichlachs”, ist. Es schließt den 8,1 ha großen Schwarzsee am Nordwestrand des Stadtgebietes mit ein und teilt dieses in den westlich nach Kirchberg führenden Ausläufer des Brixentals und das tiefer, beim Bahnhof Kitzbühel auf etwa 740 m Seehöhe gelegene Achental. Das östlich des Achentals liegende Gemeindegebiet ist durch eine terrassenartige, aus dem Konglomerat des Riß-Würm-Interglazials und Abtragung gebildete Geländestufe zu Füßen des Hochetzkogels (ca. 1.740 m) und Kitzbüheler Horns (knapp 2.000 m) gekennzeichnet. (3)
(3) Zu Bergwelt mit Höhenangaben siehe: Ernest TROGER, Kitzbühel Atlas. Topographisches Blatt Sommer, in: Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971 (Beilage), ein Blatt zur Topographie der Stadt mit Höhenangaben findet sich auch in: Franz REISCH, Kitzbühel. Umgebung und Ausflüge, 5. Auflage, hg. v. Hermann Reisch, Kitzbühel 1929.
Erste Siedlungsspuren in der späten Bronzezeit
Die frühesten archäologischen Funde im Raum Kitzbühel stammen aus dem Neolithikum, eine erste Siedlung im Kitzbüheler Gemeindegebiet ist der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (ca. 1350–750 v. Chr.) zuzuordnen. In den Jahren 1964 und 2007/08 im Zuge von Bauarbeiten durchgeführte archäologische Grabungen haben an der westlichen Kante des Lebenberges, etwa 350 m nordwestlich der Pfarrkirche, im Bereich der Grundparzellen 3108/02–04 KG Kitzbühel-Land ein Gräberfeld freigelegt, das nach derzeitigem Kenntnisstand mehrere hundert Gräber umfasst und vom 12. bis ins 9. vorchristliche Jahrhundert belegt gewesen sein dürfte. (4) Die archäologisch bis jetzt nicht nachgewiesene dazugehörige Siedlung hat sich nach den Erfahrungen mit vergleichbaren Gräberfeldern aus der Urnenfelderkulturzeit sehr wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe befunden. (5) Man darf sich ihre Lage unweit des Gräberfeldes, möglicherweise in dessen Sichtweite, entweder am Lebenberg oder westlich unterhalb des Gräberfeldes am „Tiefenbrunnerfeld” (Gp. 3133/1, 3121/2, 3141/3 KG Kitzbühel Land) vorstellen, wo spätbronzezeitliche Keramikfragmente geborgen wurden. (6)
(4) Die Grabungen von 1964 sind im Band II des Kitzbüheler Stadtbuchs dokumentiert: Liselotte PLANK, Vorgeschichtliche Funde aus dem Bezirk Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band II. Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1968, 103–136, hier 122–133. Einen auf Auskünften des Ausgräbers Thomas Tischer beruhenden vorläufigen Kurzbericht über die Grabungen von 2007 bietet Wido SIEBERER, Neue Funde aus der Bronzezeit am Lebenberg. Ein Bericht über die im Oktober 2007 im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführten Grabungsarbeiten in Kitzbühel, in: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung (11) 2007, Nr. 11, 8f. Die Anfang April 2008 frei gelegten weiteren Gräber fügen sich in den Gesamtbefund ein. Eine Publikation über das gesamte Gräberfeld ist in Arbeit.
(5) Auskunft von Thomas Tischer.
(6) PLANK, Vorgeschichtliche Funde (wie Anm. 4), 133.
Diese ersten Spuren von Siedlungstätigkeit sind im Zusammenhang mit weiteren Keramikfunden im Bereich des Stadthügels und vor allem mit der zeitgleichen Bergbautätigkeit im Raum Aurach / Jochberg südlich von Kitzbühel zu sehen. (7) Letztere ist mit umfangreichen Funden am besten auf der 1.500–1.800 m hohen Kelchalpe bei Aurach dokumentiert und wohl nur im Verband mit der Bevölkerung im Tal als Getreide- und Keramiklieferant denkbar. (8)
(7) Zu den Funden am Stadthügel im Bereich der Hinterstadt (Gp 85): Richard PITTIONI, Der mittelalterliche Stadtgraben und das urzeitliche Kitzbühel, in: Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie Nr. 30 (Sonderabdruck aus dem Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 117. Jahrgang 1980, So. 23) Wien 1981, 341–347. Eine Übersicht über den bronzezeitlichen Kupferbergbau und seinen Spuren im Raum Kitzbühel /Aurach /Jochberg bietet: Richard PITTIONI, Der urzeitliche Kupferbergbau im Gebiete um Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band II, Kitzbühel 1968, 31–102.
(8) Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Erster Bericht über die Arbeiten 1931–1936 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften, III. Band, Nr. 1–3, Wien 1937; Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Zweiter Bericht über die Arbeiten 1937/1938 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften V. Band, Nr. 2–3, Wien 1947; Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Dritter Bericht über die Arbeiten 1946–1953 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften III. Band, Nr. 1–3. Wien 1954. Eine umfangreiche und sehr gute Dokumentation der Funde von der Kelchalm liegt mit der Arbeit von Michael KLAUNZER, Studium zum spätbronzezeitlichem Bergbau auf der Kelchalm und Bachalm Bez. Kitzbühel, Nordtirol, Diplomarbeit Innsbruck 2008, vor.
Mit dem Ende der Bronzezeit setzen archäologische Zeugnisse Jahrhunderte lang nahezu vollständig aus. Die spätere Hallstattkultur (Hallstatt C, D) ist im Kitzbüheler Raum ebenso wenig präsent wie die keltische Latenekultur. Sieht man von einigen wenigen romanischen Flurbezeichnungen ab, (9) stellt eine Silbermünze der Julia Mamaea aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts den einzigen Hinweis auf die Präsenz der Römer im Stadtgebiet dar.
(9) Karl FINSTERWALDER, Namenskunde des Kitzbüheler Raumes, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. von Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 9–60, hier 15–18. Einer nicht völlig gesicherten Aussage von Richard Pittioni zufolge sollen sich im Fundmaterial aus dem Haus Florianigasse 4, Kitzbühel, hallstattliche Scherben befunden haben.
Bajuwarische Besiedlung
Die ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts einsetzende Besiedlung durch die Bajuwaren, in denen die romanische Bevölkerung im Laufe der folgenden Jahrhunderte aufging, (10) ist in Kitzbühel zunächst ebenfalls weder archäologisch noch durch Schriftquellen fassbar. Frühestes Zeugnis ist der frühmittelalterliche Vorgängerbau der Stadtpfarrkirche, bei der es sich wahrscheinlich um eine Eigenkirche eines bajuwarischen Adeligen handelt. Seine exakte Datierung ist schwierig; Mauertechnik, Grundriss (gestelzte Rundapsis) und Größe lassen auf eine Erbauung frühestens im 8. Jahrhundert schließen. Terminus ante quem ist die nachfolgende erste romanische Bauphase, die vorsichtig um 1200 datiert wird. (11) Später noch, nämlich in die Jahre 1255 und 1267, datieren die ersten Hinweise auf die Seelsorge in Kitzbühel, das erst 1857 zur selbständigen Pfarre erhoben wird. (12)
(10) Zur Besetzung und Besiedlung Tirols durch Bajuwaren und Langobarden siehe Josef FONTANA, Peter W. HAIDER, Walter LEITNER, Georg MÜHLBERGER, Rudolf PALME, Othmar PARTELI, Josef RIEDMANN, Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1, 2. Aufl. Bozen/Innsbruck/Wien 1990 213f., 237–251.
(11) Zu den Bauphasen der Stadtpfarrkirche und ihrer Datierung Wilhelm SYDOW, Die Vorgängerbauten der Pfarrkirche von Kitzbühel, in: Fundberichte aus Österreich 27 (1988), 249–255, zur Frage der Eigenkirche 252, und Johannes NEUHARDT, Kitzbüheler Seelsorgegeschichte, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV. Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. von Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 61–152, hier 63.
(12) Zur Seelsorge NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 61–152.
Der Kirchenbau lässt – von der landwirtschaftlichen Nutzung des Umlandes abgesehen – auf eine zeitgleiche, baulich allerdings erst ab dem späten 13. Jahrhundert greifbare Besiedlung im Bereich Kirchhügel – Gänsbach – Stadthügel schließen. Die ab dem 12. Jahrhundert einsetzenden Urbare weisen überwiegend in Bayern ansässige Kirchen, Klöster und Adelige als Grundherren aus. (13) Der mit Abstand bedeutendste ist das Bistum Bamberg, dessen großes Grundeigentum im Kitzbüheler Raum auf eine möglicherweise schon bei seiner Gründung durch Kaiser Heinrich II. erfolgte Schenkung zurückgeht. Die beiden ältesten Ansitze, Schloss Lebenberg (älterer Name „Pfaffenberg”) oberhalb des Kirchhügels und das nordwestlich auf dem Gebiete der heutigen Gemeinde Reith bei Kitzbühel gelegene Schloss Münichau lassen sich mit dem Bistum Bamberg verbinden. Ihre frühesten greifbaren Besitzer, die Ochsenberger und Münichauer, waren ursprünglich Leibeigene des Stiftes. Nach mehreren Besitzwechseln gelangten die beiden Ansitze gemeinsam mit der jüngeren Kapsburg Ende des 17. Jahrhunderts in die Hände der Grafen von Lamberg. (14) Die Bauern waren zinspflichtig und bis ins 15. Jahrhundert hinein überwiegend leibeigen. Die im Hochmittelalter im Sinne des Landesausbaus forcierte Rodung, in Kitzbühel besonders deutlich ersichtlich an den waldfreien Hügelkuppen des Bichlach, (15) führte allerdings zu Erleichterungen hinsichtlich der Zinspflicht. Sie mag zur Besserstellung der Bauern beigetragen haben, die im Spätmittelalter mit dem Trend zur freien Erbleihe an Dynamik gewann. (16) Die Landwirtschaft blieb auch während der Blütephase des Bergbaus in der Frühen Neuzeit bis ins beginnende 20. Jahrhundert entscheidende Lebensgrundlage von Stadt und Region.
(13) Nach Monica JOAST, Kitzbüheler Bauernhöfe. Die Besitzergeschichte der Höfe im Gebiet der heutigen Stadtgemeinde Kitzbühel, Kitzbühel 2008, datiert die älteste Erwähnung des im Eigentum des Kloster Altomünster stehenden Hofes Stegen in die Mitte des 12. Jahrhunderts (631). Auf einer breiteren Basis setzen die Erwähnungen von Kitzbüheler Höfen mit den ältesten Herzogsurbaren von 1240 bzw. 1280 ein. Beispiele dafür sind Högl oder Streitberg (ebd., 568, 161).
(14) Zur Besitzergeschichte der drei Ansitze siehe: Klaus KOGLER, Kitzbüheler Edelsitze, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 349–448.
(15) Die meisten Bauernhöfe im Bichlach sind schriftlich erstmals im Kitzbüheler Salbuch von 1416 (Tiroler Landesarchiv, Urbar 91/1), einige schon im 14. Jahrhundert bezeugt, wie JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 12), 302–417 belegt. Die Rodungslandschaft des Bichlach ist am besten auf Luftbildern erkennbar, siehe etwa: Wido SIEBERER, Cityguide Kitzbühel, Innsbruck 2006, 4f.
(16) Zur sozialen Stellung der Bauern im ausgehenden Mittelalter siehe: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), 559–563; zum Siedlungsausbau und den mit Zinserleichterungen verbundenen Schwaighöfen im Kitzbüheler Raum: Dieter ASSMANN, Das Werden der Kulturlandschaft des Kitzbüheler Raums, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band I: Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1967, 81–107, hier 91–94.
Zeitgleich traten im Verlaufe des Hoch- und Spätmittelalters die politischen Fundamente der neuen bajuwarischen Gesellschaft immer deutlicher zutage. Der erstmals 788 erwähnte, zunächst vom Geschlecht der Rapotonen mit großem Grundbesitz im bayerischen Alpenvorland und von den Bischöfen von Regensburg verwaltete pagus inter valles, dessen Teil der Kitzbüheler Raum ist, fiel im 12. Jahrhundert an die Herzöge von Bayern. Sie trennten das jetzt als „Leukental” bezeichnete (Groß-)Achental mit seinen Seitentälern ab und begründeten es als eigenständige Grafschaft. Die „comitia Leukental” wurde zunächst den Grafen von Falkenstein als Lehen übertragen und ab 1240 von Ministeralen des Herzogs verwaltet. Aus ihr leitete sich das „Landgericht Kitzbühel” ab, das wiederum Vorgänger des heutigen politischen Bezirks Kitzbühel war. Seine direkte Verwaltung durch Beamte wurde bis zum Ende der bayerischen Herrschaft beibehalten. 1506 verpfändete der neue Landesherr König Maximilian das Landgericht Kitzbühel an Matthäus Lang von Wellenburg. Von dessen Nachfahren gelangte es in die Hände der Grafen Lamberg, die es ab 1693 mit Unterbrechung der Jahre von 1809 bis 1817 bis zum Jahr 1840 als Mannlehen innehatten. (17)
(17) Franz-Heinz HYE, Kitzbühel, in: Die Städte Tirols, Teil 1: Bundesland Tirol, Wien 1980, Wien 1980 (Österreichisches Städtebuch 5/1), 136.
Die erstmalige Nennung der Siedlung datiert in das Jahr 1165, als ein Marquardus von Chizbuhel als Zeuge einer Schenkung an das Kloster Herrenchiemsee erwähnt wird. (18) Der Name dürfte auf den Personennamen „Chizzo” zurückgehen (Bühel des Chizzo), der ebenso wie „Marquardus” Bezüge zu Ortsnamen im Chiemseegebiet (Kietzing, Marquartstein) aufweist und für eine von Oberbayern aus über das Großachental erfolgte Besiedlung sprechen könnte.
(18) Eduard WIDMOSER, Blick in das Leben der Stadt, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 241–388, hier 243.
Stadterhebung
Herzog Ludwig II., seit der Teilung des Herzogtums Bayern 1255 Regent von Oberbayern, verlieh der bestehenden Siedlung mit Urkunde vom 6. Juni 1271 das Stadtrecht (19) von München. Die zunächst auf fünf Jahre beschränkte Verleihung wurde 1321 anlässlich der Herrschaftswechsel zur Herzogslinie Landshut-Niederbayern und der Rückkehr zu Oberbayern-München 1338 erneut bestätigt. Die nachfolgenden Landesherren bestätigten die Privilegien und Freiheiten der Stadt. Bis zum bayerischen Erbfolgekrieg von 1504/05 waren dies mit Ausnahme von Margarethe Maultasch, die Kitzbühel 1356 gemeinsam mit Rattenberg und Kufstein als Witwengut bekam und von der es 1363 die Herzöge von Österreich erhielten und bis 1369 innehatten, die Herzöge der Linien von Bayern-München, -Ingolstadt und -Landshut. Gemäß dem Kölner Vertrag von 1505 wurde Kitzbühel kraft Übergabeurkunde von 1506 an König Maximilian I. abgetreten. Es ist seither mit Ausnahme der Zeit zwischen Anfang 1806 und Mitte 1814 Teil Tirols. (20)
(19) Die Stadterhebungsurkunde befindet sich im Stadtarchiv Kitzbühel (Urkunde 1). Text und Kommentar bei WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 244f. Widmoser hält eine Markterhebung anlässlich der Teilung des Herzogtums Bayern für möglich.
(20) Zu den verschiedenen Landesherren Kitzbühels: Ferdinand KOGLER, Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. Folge (1908), H. 52, 1–93, WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 243–247, HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 136. Zur Dauer der bayerischen Herrschaft während der Napoleonischen Kriege siehe FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, Bozen/Innsbruck/Wien, 1. Aufl. 1986, 500–502, 541–544.
Der Grund für die Stadterhebung dürfte in der (verkehrs-)geographischen Lage Kitzbühels zu finden sein. Im südlichsten Teil des Herzogtum Bayerns galt es, bayerische Interessen gegenüber dem östlich und südlich angrenzenden Erzbistum Salzburg und dem westlich im Brixental bis Kirchberg reichenden Territorium des Hochstiftes Regensburg zu wahren, das 1380 ebenfalls in den Besitz Salzburgs kam. (21) Dass das Auftreten der Velber, das mit der in der Zeit der Stadtgründung erbauten, so genannten Löwenburg im Grenzgebiet zum Brixental in Verbindung zu bringen ist, unmittelbarer Anlass für die Stadtgründung war, ist eine plausible Annahme, die quellenmäßig allerdings nicht mit Sicherheit belegt werden kann. (22) Mit einiger Sicherheit kann jedenfalls angenommen werden, dass die Lage am Schnittpunkt von Brixen- und Leukental den Ausschlag für die Stadterhebung und die mit ihr verbundene Befestigung der Siedlung gegeben haben dürfte. (23)
(21) Das Brixental wurde vom Gericht Itter / Hopfgarten verwaltet, zu seiner Geschichte siehe: Wilfried BEIMROHR, Mit Brief und Siegel. Die Gerichte Tirols und ihr älteres Schriftgut im Tiroler Landesarchiv, Innsbruck 1994, 234–236.
(22) Eine Besprechung diesbezüglicher Quellen findet sich bei Manfred RUPERT, Zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens in der Herrschaft Kitzbühel bis ins 17. Jahrhundert, Diss. Innsbruck 1985, 3, 5, Anm. 30. Rupert hält das Auftreten der Velber als Auslöser für die Stadtgründung für möglich (mündliche Mitteilung September 2008).
(23) Diese Meinung vertreten etwa Franz-Heinz HYE, Kitzbühel – Bayerische Grenzstadt – Bergwerksort – Fremdenverkehrsmetropole, in: Kitzbüheler Anzeiger 28 (1977), Nr. 42, 5–8; Nr. 43, 5f.; Nr. 45, 3f.; Nr. 46, 5, hier Nr. 44, 6, oder Wido SIEBERER, Kitzbühel und seine Region im Wandel der Geschichte (auf Basis von Artikeln im Kitzbüheler Anzeiger herausgegebene Broschüre), Kitzbühel 2001, 6. Ein möglicher Grund für die Stadterhebung könnte auch im Bergbau liegen, doch wird dieser erst im 15. Jahrhundert im Kitzbüheler Salbuch erwähnt und dürfte, wenn im 13. Jahrhundert schon betrieben, von noch nicht allzu großer Bedeutung gewesen sein.
Territorial war die Stadt zunächst auf die Bereiche um Stadt- und Kirchhügel mit Gänsbachgasse, Gries und Ehrenbachgasse beschränkt. Sie dürfte aus dem schon bestehenden Siedlungsgebiet, von dem es ursprünglich vollständig umgeben war, herausgetrennt worden sein. (24) 1297 wurde das Stadtgebiet durch eine landesfürstliche Schenkung um den Schattberg und den Ehrenbach bis zum knapp 2.000 m hohen Jufen wesentlich vergrößert. (25) Der Burgfrieden dürfte seit damals im wesentlichen dem 5,8 km2 großen Territorium der späteren Katastralgemeinde Kitzbühel-Stadt zwischen Kitzbüheler Ache im Osten, dem Ehrenbach bis zum Jufen im Südwesten und der Linie Jufen – Hahnenkamm – Oberlauf Gänsbach – Weiler Ecking – südlicher Teil des Lebenbergs zurück zur Kitzbüheler Ache entsprochen haben.
(24) In diesem Sinne HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23), Nr. 42, 6. Manfred Rupert hält eine diesbezügliche Vereinbarung des bayerischen Herzogs mit dem Bistum Bamberg als größten Grundherren im Kitzbüheler Raum für möglich (mündliche Mitteilung im Juli 2008), vgl. dazu auch die Karte „Die Grundherrschaften der Kitzbüheler Höfe” in JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 13) 654f.
(25) Stadtarchiv Kitzbühel, Urkunde 3; siehe auch WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 294–297 (Das Ehrenbach- und Schattbergstift).
Die mit der Stadterhebung verbundenen Privilegien garantierten Kitzbühels Stellung als zentraler Markt- und Umschlagplatz der Region, der zum Sitz von Verwaltung und Gerichtsbarkeit wurde. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts ist der von den bayerischen Herzögen bestellte, vormals wahrscheinlich in der Nähe von St. Johann in Tirol befindliche Landrichter in Kitzbühel bezeugt. Diesem oblag bis zur Auflösung der Landgerichtsorganisation im Jahr 1848 Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Landgerichtes Kitzbühel. Das aus dem Leukental und seinen Seitentälern sowie dem Pillerseegebiet bestehende Territorium war seit dem Spätmittelalter in sechs Viertel – Jochberg, Reith, St. Johann, Kirchdorf, Kössen und Pillersee – unterteilt, die sich ihrerseits in über 30 so genannte Werchate als unterste Verwaltungseinheiten gliederten. Der Amtssitz ihrer Vertreter ist seit dem 17. Jahrhundert im Haus Hinterstadt Nr. 6 (Bp. 34 KG Kitzbühel-Stadt) nachgewiesen. (26) Parallel dazu wurden seit dem 14. und 15. Jahrhundert die Orte Reith, Going, Jochberg, St. Johann, Kössen, Kirchdorf, Kitzbühel und Schwent als „Kreuztrachten” bezeichnet. Diese waren zunächst wohl vorwiegend religiös-kulturelle, um die jeweilige Kirche gruppierte Einheiten und wurden im 19. Jahrhundert Ausgangspunkt für die Schaffung der Gemeinden. (27) Bis dahin war die Stadt Kitzbühel der einzige weitgehend autonome Verwaltungskörper innerhalb des Landgerichts, dessen Befugnisse durch die Stadterhebungsurkunde, die Urkunde von 23. April 1297 und präziser in den Stadtrechten von 1353 und 1354 festgelegt wurden. Als seine Organe waren die Bürger in ihrer Gesamtheit, der Rat der Stadt erstmals 1338 und der Bürgermeister erstmals 1444 bezeugt. (28) 1531 wurde ein Bürgerhaus als Rathaus angekauft, das Teil des heutigen Hauses Hinterstadt 20, Bp. 42 KG Kitzbühel-Stadt ist. (29) Bis 1786 bestand ein eigenes Stadtgericht, mit dessen Agenden freilich durchwegs der Landrichter betraut war. Teile der Gerichtsbarkeit kamen auch der Bürgergemeinde zu, grundsätzlich war das Stadtgericht bis auf wenige Ausnahmen wie todeswürdige Verbrechen aber die einzige Instanz vor der Kitzbüheler Bürger angeklagt werden konnten. (30)
(26) RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 249, Anm. 964.
(27) Otto STOLZ, Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, Teil 1, Nordtirol, Hälfte 1; Wien [u. a.] 1923 (Archiv für Österreichische Geschichte 107,1 = Abhandlungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 14), 74–76. Zu den Werchaten siehe auch: Peter BRANDSTÄTTER, Die Werchate und ihre Bedeutung für die Verwaltung des Landgerichtes Kitzbühel, in: JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 12), 656–663. Die im Landgericht Kitzbühel nur sehr schwer nachvollziehbare Entstehung und Entwicklung der Territorien und Verwaltung der Gemeinden wird am Beispiel St. Johann beleuchtet von: Franz-Heinz HYE, Die Marktgemeinde St. Johann in Tirol – Geschichte einer Unterländer Kreuztracht an der Hauptlandstraße, in: Die Marktgemeinde St. Johann in Tirol. Natur und Mensch in Geschichte und Gegenwart, hg. v. der Marktgemeinde St. Johann in Tirol, Bd. I, St. Johann in Tirol 1990, 67–158, hier 92–106.
(28) WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 243–281.
(29) Zur Besitzergeschichte siehe: Johanna FELMAYER, Die profane Baugeschichte der Stadt Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Bd. III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, 9–248, hier 77f.
(30) Hiezu BEIMROHR, Brief (wie Anm. 21) 223f.
Romanischer Baubestand
In unmittelbarem Zusammenhang mit der Stadterhebung stehen die ältesten nachgewiesenen Profanbauten auf dem Stadthügel, bestehend aus der Stadtmauer und den mit ihr verbundenen Türmen als (weiteres) Signum der Stadt. Am markantesten sichtbar wird diese romanische Anlage im Südosten mit dem mächtigen, um 1300 datierten Pfleghofturm, dem Süd- oder Jochberger Tor und dem etwa zwei bis drei Jahrzehnte älteren Südwestturm. Die an der südwestlichen Außenflanke des Jochberger Tors 1990 wieder sichtbar gemachte Stadtmauer wurde in den Jahrhunderten nach der Stadtgründung in die Rückseite der Stadthäuser einbezogen. Von beiden Türmen ausgehend verläuft sie in nordwestlicher Richtung etwas mehr als 200 Meter Luftlinie dem östlichen, über dem „Gries” gelegenen Steilabfall des Stadthügels entlang bis zum nordöstlichen bzw. an der flachen Westflanke ca. 180 Meter bis zum nordwestlichen Stadtturm (Teil des heutigen Hauses Hinterstadt 14, Bp. 38). An dieser letzteren Flanke konnte 1986 und 1992 im Zuge eines Neu- und eines Umbaus der Mauerverlauf an der Rückseite der Stadthäuser nachgewiesen werden. Von hier aus verläuft sie an der zum Gänsbach steil abfallenden Kante, wo sie 1995 im Zuge eines Umbaus ein weiteres Mal in situ nachgewiesen werden konnte, mit einem Knick in Richtung Norden zum Nord- oder Spitalstor. Letzteres ist heute ebenso wie der in seiner Nähe befindliche Nordostturm nicht mehr erhalten. (31)
(31) Zum Verlauf der Stadtmauer siehe: Martin BITSCHNAU, Baualterplan der Stadt Kitzbühel, hg. v. der Stadtgemeinde Kitzbühel, Gesamtbearbeitung Institut für Geographie – Universität Innsbruck, Innsbruck 2004 (Aufnahmestand: Mai 1983). Der hier eingetragene Verlauf wurde im Unterschied zur Annahme von FELMAYER, Baugeschichte (wie Anm. 29), 9–248, insbesondere 14–16 – durch die späteren baulichen Nachweise bestätigt. Die unterschiedlichen Auffassungen sind in einem regen Schriftverkehr ausgetauscht und teilweise auch publiziert worden, so von HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23), Nr, 43, 6. Der Streit ist heute zugunsten der von Bitschnau und Hye vertretenen Auffassung entschieden, auch wenn Felmayer in einer späteren Publikation skeptisch bleibt (Johanna FELMAYER, Erinnerungen an Kitzbühel. Als Kunsthistorikerin unterwegs in einer alten Stadt, in: Berg' 98. Alpenvereinsjahrbuch, München/Innsbruck/Bozen 1998, 61–76, hier 70). Der diesbezügliche Schriftverkehr sowie die teilweise in den Fundberichten aus Österreich veröffentlichen Fotos und Berichte finden sich im Stadtarchiv Kitzbühel.
Der weitere romanische Baubestand fiel großteils dem gotischen bzw. späteren Ausbau der Stadt zum Opfer und ist dementsprechend kaum nachweisbar. Mit einiger Sicherheit ist jedoch anzunehmen, dass die Stadtmauer ursprünglich frei stand. Ihre Verbindung mit den Rückseiten der Stadthäuser dürfte ebenso wie der Ausbau der mittleren Häuserzeile, die das von der Stadtmauer umschlossene Gebiet heute in Vorder- und Hinterstadt teilt, erst ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. (32) Anzunehmen sind weiters Bauten in den Gewerbegebieten am Gänsbach und im Gries nördlich und östlich der Stadt, die im Spätmittelalter erstmals schriftlich bezeugt sind. Baulich konkret nachweisbar sind dagegen eine zweite und dritte romanische Bauphase in der Stadtpfarrkirche mit einer Erweiterung des Schiffes, Neugestaltung des Chorraumes und der Anfügung des heute noch bestehenden Turmes. Die beiden Bauphasen werden vorsichtig ins 13. Jahrhundert datiert. (33)
(32) So HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23) Nr. 45, 3. Hye geht auch davon aus, dass die Stadtmauer ursprünglich frei stand (Nr. 43, 5).
(33) SYDOW, Vorgängerbauten (wie Anm. 11), 252–255, Martin BITSCHNAU, Beobachtungen zur Baugeschichte der Stadtpfarrkirche St. Andreas in Kitzbühel, in: Tiroler Heimatblätter 53 (1978), H. 2, 45–48.
Bergbaustadt Kitzbühel
Obwohl dieser mit einiger Wahrscheinlichkeit schon im 14. Jahrhundert betrieben wurde, findet sich der erste konkrete Beleg für Bergbau in Kitzbühel im Salbuch von 1416, in dem Kupfervorkommen am Jufen und Eisen bei Reichern erwähnt werden. (34) Ins 15. Jahrhundert lassen sich innerhalb des Burgfriedens im Bereich am Schattberg, am Hausberg und in Sinwell wenig westlich der Stadt Bergbaue zurückverfolgen. (35) Zahlreiche weitere, zumeist kleinere Betriebe bestanden im Stadtgebiet und am Hahnenkamm im Bereich Ehrenbach – Jufen. Spätestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts sind die hauptsächlich entlang der Kitzbüheler Ache im Norden und Süden der Stadt befindlichen Schmelzhütten bezeugt, seit den 1480er Jahren gibt es einen Kitzbüheler Bergrichter. Zeugnis für den Aufschwung der Bergbautätigkeit legt nicht zuletzt die Gewerkenfamilie Kupferschmid ab. Ihr Wohlstand zeigt sich an der Familienstiftung, zu der u. a. der prächtige, von Hans Frosch aus Hall geschaffene Familiengrabstein und der spätgotische, heute in der Katharinenkirche befindliche Annenaltar gehören. (36)
(34) Tiroler Landesarchiv, Codex 91/1, fol. 2; zur Lokalisierung der 1416 erwähnten Vorkommen und zu Hinweisen auf eine frühere Bergbautätigkeit: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 5–7.
(35) Zur Geschichte dieser beiden Bergbaue: Georg MUTSCHENLECHNER, Kitzbüheler Bergbaugeschichte, in: Stadtbuch Kitzbühel II: Vorgeschichte und Bergbau, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1968, 137–225, hier 180–182.
(36) Zur Familie und Kupferschmid-Stiftung: Erich EGG, Die Kunst in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band III, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 247–348, hier 447–476.
In Summa nahm sich der Bergbau in Stadt und Region Kitzbühel zu jener Zeit dennoch bescheiden aus, wie durch Klagen der Bergbautreibenden, verschiedenen Maßnahmen zu seiner Förderung durch die Landesfürsten oder auch durch die zeitweise Einstellung von Schmelzöfen bezeugt wird. (37) Dies änderte sich mit den reichen Silber- und Kupfervorkommen, die 1540 am Rerobichl, etwa 5 km nördlich des Stadtgebietes, entdeckt wurden. Der jetzt im großen Stil u. a. von süddeutschen Gesellschaften wie der Fröschmoser (später Kössenthaler) Gesellschaft, der Ligsalzer Gesellschaft oder den Fuggern betriebene Abbau führte zu einem Boom, an dessen Höhepunkt Ende des 16. Jahrhunderts im Umfeld des Rerobichl 2.000 Mann beschäftigt waren. Die Stadt Kitzbühel wurde als Sitz der Verwaltung zusehends vom Bergbau dominiert. Das Berggericht wurde personell aufgestockt, von 1548 bis 1653 bestand ein Silberbrennamt in der Hinterstadt, die im Verlauf der zweiten Jahrhunderthälfte zu einem guten Teil von den Gewerken in Besitz genommen wurde.
(37) RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 20–60.
Mit der zunehmenden Erschöpfung der Erzvorkommen neigte sich die Blütezeit des Kitzbüheler Bergbaus allerdings bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem Ende zu. Die Zahl der Gewerken ging im Lauf der folgenden Jahrzehnte zurück, der drastisch verkleinerte Rerobichler Bergbau war ab 1662 bis zu seiner Heimsagung im Jahr 1774 landesfürstlich. Sukzessive wurden auch die kleineren Bergbaue der Region vom Landesfürsten übernommen. Die damit eingeleitete ärarische Phase des Bergbaus garantierte der Region ein wirtschaftliches Standbein abseits von Landwirtschaft und Handel. Die kleineren Bergbaue erfuhren mit dem Niedergang des Rerobichl einen gewissen Aufschwung, Mitte des 18. Jahrhunderts wurde beispielsweise der Bergbau auf der Kelchlalm wenig südlich der Stadt neu begonnen. Längerfristig hatten sie aber mit zunehmenden wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Dennoch bestimmte der Bergbau – zwar in immer bescheidenerem Umfang – das wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt und teilweise auch ihr Erscheinungsbild bis zur endgültigen Aufgabe der Bergbaue bei Sinnwell und am Schattberg am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit. (38)
(38) Vgl. die umfassenden Darstellungen von RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 147–167 (vom Beginn des Rerobichl-Bergbaus bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts) und MUTSCHENLECHNER, Bergbaugeschichte (wie Anm. 35), 137–225 (Geschichte der verschiedene Bergbaue in Kitzbühel von ihren Anfängen bis zum Ende der Bergbautätigkeit).
Mühlbäche und Gewerbegebiete
Die Entwicklung des Bergbaus von seinen Anfängen bis zur Blüte im 16. Jahrhundert ging Hand in Hand mit dem Ausbau der Stadt und der Erweiterung ihrer Gewerbegebiete. In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bergbau entstanden ab dem 15. Jahrhundert nördlich und südlich der Stadt zahlreiche Schmelzhütten. Sie wurden ebenso wie die häufig in ihrer Nähe befindlichen Hammer- bzw. Pochwerke teilweise von Bächen und vor allem von Kanälen aus der Kitzbüheler Ache gespeist, die das Stadtbild bis ins 19., teilweise sogar 20. Jahrhundert hinein prägten. (39) Der Franziszeische Kataster verzeichnet zwei derartige, als „Mühlbäche” bezeichnet Kanäle, die bereits im 15. Jahrhundert bezeugt sind. Im Süden der Stadt, wenig südlich der „Höglrainmühle”, verlief ein von einem auf Gp. 265 KG Kitzbühel-Land befindlichen Wuhr gespeister Kanal linksseitig des Flusses und mündete zwischen den Gp. 260 und 257 KG Kitzbühel-Land wenig südlich der Einmündung des Ehrenbaches in die Ache. Im 15. Jahrhundert sind hier die Schmelzhütte des Konrad Metzerat und ein Hammer zum Kupferschlagen bezeugt.
(39) Eine umfangreiche Auflistung und, soweit möglich, topographisch exakte Bestimmung der Schmelzhütten in Kitzbühel bietet RUPERT, Berg- und Hüttenwesen, 20–24 (mit Hinweisen auf Mühlbäche und Mühlen und topographischen Bestimmungen der „Wasserscheid” bzw. des „Grieses” vor allem in Anm. 148 und 172–174), 49–60, 326–333, und 338–354; zu den Mühlbächen und Mühlen weiters: Hans FILZER, Eine historische Wanderung entlang den Mühlkanälen in Kitzbühel, in: Kitzbüheler Nachrichten (29) 1929, Nr. 39–45, jeweils 1f.; und Matthias RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot verunziert den Rahmen der Landschaft. Aus dem Kitzbüheler Wirtschaftsleben um 1900, in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 33–73, hier 49–55.
Wenig weiter nördlich leitete eine zwischen Gp. 1715/1 KG Kitzbühel-Land und Gp. 242/1 KG Kitzbühel-Stadt gelegene Aufschwellungsanlage den städtischen Mühlbach ab, der unterhalb des Stadthügels durch den „Gries” verlief, zwischen den Gp. 44 und 42 KG Kitzbühel-Stadt über den Gänsbach und parallel zur Kitzbüheler Ache nordwärts geleitet wurde, wo ein Arm beim Pocherschmied als Gp. 4095 KG Kitzbühel-Land, ein weiterer (Gp. 4096 KG Kitzbühel-Land) weiter nördlich im Bereich des heutigen Rennfeldes in die Ache mündet. Der etwa 300 m flussabwärts der Aufschwellungsanlage gelegene Bereich zwischen Mühlbach und Ache wird seit dem 15. Jahrhundert auch als „Wasserscheid” oder „Lend” bezeichnet und 1491 als Standort einer weiteren Schmelzhütte und einer Kohlstatt genannt. Die „Wasserscheid” dürfte als Ablage für Triftholz genutzt worden sein, spätestens ab dem beginnenden 17. Jahrhundert ist auf dem nördlichen Teil des Areals die „Schießstatt” bezeugt. (40) Westlich der „Wasserscheid” wurden wahrscheinlich schon ab dem 14., sicher ab dem 15. Jahrhundert, die Areale an der heutigen Knappengasse und Ehrenbachgasse bevorzugt mit Handwerksbetrieben und später auch Wohnhäusern von Knappen verbaut. (41)
(40) HYE, Städte (wie Anm. 17), 140f.
(41) Nach FINSTERWALDER, Namenkunde (wie Anm. 9), 32f. wird die Ehrenbachgasse als „Hadergasse” erstmals 1473 erwähnt.
Etwas weiter in nordwestlicher Richtung teilte sich der erstmals 1408 erwähnte Mühlbach in zwei Arme und versorgte östlich des Stadthügels im Gries verschiedene Handwerke und Gewerbe. Als erste von mehreren Mühlen scheint 1398 die „Mittermühle” auf, deren Name die Existenz weiterer Mühlbetriebe bereits um diese Zeit nahe legt. Die beiden Arme des Kanals vereinigen sich etwas nordöstlich des Stadthügels in der Nähe des von 1544 bis ins 18. Jahrhundert bezeugten Bruderhauses (Bp. 133). Das Gewerbegebiet am Gries traf hier mit dem am Unterlauf des Gänsbaches gelegenen zusammen. Der Mühlbach mündete ursprünglich in den Gänsbach, seine Weiterführung am linken Achenufer geht auf eine Baumaßnahme der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Bei dieser Maßnahme wurde auf das Bett eines dritten, seit dem 15. Jahrhundert bezeugten Kanals zurückgegriffen, der sein Wasser von einer unterhalb der Gänsbachmündung befindlichen Wuhr erhielt und der die nördlich der Stadt gelegenen Schmelzhütten und Gewerbebetriebe bediente.
Die drei Kanäle bildeten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein zusammen mit dem Gänsbach das Rückgrat des Kitzbüheler Handwerks und Gewerbes. Die an ihnen und im weiteren Umfeld der Stadt gelegenen Schmelzhütten bestanden dagegen wesentlich kurzfristiger. Im Laufe des 16. Jahrhunderts kam es zu einem Konzentrationsprozess, an dessen Ende nur noch zwei Hütten betrieben wurden – die am Kapser Bach gelegene landesfürstliche und die am nördlichen Mühlbach gelegene Hütte der Fröschlmoserischen Gesellschaft. Beide Hütten wurden noch vor 1620 eingestellt. Ihre Areale wurden der landwirtschaftlichen und zu einem wesentlich geringeren Teil der gewerblichen Nutzung zugeführt.
Der Ausbau der Stadt von der Mitte des 14. bis zum 16. Jahrhundert nicht unbedingt als Folge des Bergbaus, aber jedenfalls parallel mit seinem Aufschwung setzten ab etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts der Ausbau und die Erweiterung der bestehenden romanischen Siedlung am Stadthügel ein. Frühestes Beispiel ist die 1361 bis 1365 errichtete hochgotische Katharinenkirche, in der 1419 die erste Diözesansynode des Bistums Chiemsee abgehalten wurde. (42) Ihre Lage in der Mitte des südöstlichen Teils der romanischen Stadtanlage weist sie als ältestes baulich fassbares Gebäude der mittleren Häuserzeile am Stadthügel aus, die damals sukzessiv ausgebaut wurde. Der sich nach Nordwesten erweiternde Platz innerhalb der Stadtbefestigung wurde auf diese Weise in die heutige Vorder- und Hinterstadt gegliedert. Die mittlere Häuserzeile wurde bis zum 16. Jahrhundert dicht mit teilweise in doppelter Reihe stehenden Häusern verbaut, Hinter- und Vorderstadt blieben aber außer bei den Stadttoren im Südosten und Nordwesten etwas nordwestlich der Stadtmitte auch durch eine Straße mit der modernen Bezeichnung „Rathausplatz” verbunden. Zeitgleich wird man sich den Ausbau der an West- und Ostflanke der Stadt gelegenen Häuser vorstellen müssen, in deren Rückseiten die schon bestehende romanische Stadtmauer einbezogen wurde.
(42) Lukas MADERSBACHER (Hg.), Tiroler Ausstellungstrassen. Die Gotik, Mailand 1994, 119; Martin BITSCHNAU, Kitzbühel – Filialkirche hl. Katharina. Baugeschichtliche Untersuchung 1982, Innsbruck 1984 (sechsseitiges Manuskript mit zwei Abbildungen im Stadtarchiv Kitzbühel); zur Diözesansynode: NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 63f.
Mit der Blütezeit des Bergbaus erfreute sich ab 1540 der Baubestand vor allem der Hinterstadt für ein knappes Jahrhundert lang der regen Nachfrage seitens der Bergbautreibenden. Dieser Umstand dürfte zur weiteren Ausgestaltung der Hinterstadt beigetragen haben. (43) Das Berggericht mietete sich ab 1542 im heutigen Haus Hinterstadt 18, ab 1562 im Haus Hinterstadt 15 ein, das später gekauft wurde. Das Haus Nummer 4 befand sich zunächst im Besitz der Kössentaler Gewerkschaft, die Zug um Zug den Häuserkomplex Hinterstadt 26–34 erwarb und das Haus 1550 an die Rosenberger verkaufte. Die Häuser Hinterstadt 10, 12 und 18 wurden ganz oder teilweise von anderen Gewerken gepachtet bzw. gekauft. In den heutigen Bauten Hinterstadt 11 und Rathausplatz 3 wurde der Unschlitthandel der Gewerken- und Schmelzergemeinschaft eingerichtet. Mit Ende des Booms am Rerobichl in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts verkauften die Gewerken ihre Besitzungen. Längeren Bestand hatte einzig das Berggericht, das erst am Ende des 18. Jahrhunderts aufgehoben wurde. Das Haus blieb in der Folge als Sitz der Berggerichts-Substitution Kitzbühel und des Waldamtes teilweise im Dienst des Bergbaus. Im 19. Jahrhundert wurde es Sitz der Steuerbehörde, in der Folge Finanzamt. Der Häuserkomplex Hinterstadt 26–34 wurde an verschiedene Privatpersonen verkauft, stand seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts mit Ausnahme des Hauses 26 als Sitz des landesfürstlichen Bergbau- und Hüttenunternehmens aber wieder in Diensten des Bergbaus. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden hier die Forstverwaltung (Haus 34), das Heimatmuseum (Haus 32) und die Bezirkshauptmannschaft untergebracht (Häuser 28 + 30, in den 1990er Jahren kam auch Haus 34 dazu).
(43) Die Besitzverhältnisse der Bergbautreibenden in der Blütezeit des Rerobichler Bergbaus werden detailliert dargestellt von: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 159–163 (Amtssitz des Bergrichters), 230–249 (Gewerken und Gewerkenhäuser in Kitzbühel), 333–338 (Silberbrennamt).
Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts folgten bis ins 16. Jahrhundert auf dem und um den Kirchhügel Neu- und Umbauten, die das Stadtbild nachhaltig prägten. In das dritte Viertel des Jahrhunderts datiert die erste gotische Erweiterung der Pfarrkirche, die den romanischen Chor durch einen geräumigeren gotischen Chor mit 5/8 Abschluss ersetzte. (44) Etwa zeitgleich entstand auf dem Friedhof in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche die kleine Liebfrauenkirche (45). Unterhalb des Kirchhügels wurden über dem Pfarrau- und an der Nordseite des Gänsbaches das 1412 erstmals erwähnte alte Stadtspital und die gotische Spitalkirche errichtet. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfuhr die Liebfrauenkirche eine Umgestaltung und der Kitzbüheler Bürger Hans Stolz stiftete die zwischen dieser und der Pfarrkirche gelegene Ölbergkapelle, die mit der schon früher bezeugten Totenleuchte baulich verbunden wurde. 1435 begann der Neubau der Pfarrkirche. Unter der Leitung des Salzburger Baumeisters Stefan Krumenauer entstand unter Beibehaltung des romanischen Turms, der nur um ein Geschoß erhöht wurde, ab 1435 eine gotische Staffelkirche (Weihe 1506), deren Seitenschiffe wenig niedriger sind als das Mittelschiff und die von 1521 bis 1523 um eine doppelstöckige Sakristei erweitert wurde. In etwa derselben Zeit entstand wenig westlich zwischen Pfarr- und Liebfrauenkirche der Pfarrhof. Kurz nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde schließlich die Liebfrauenkirche mit einem mächtigen Glockenturm versehen.
(44) Zu den gotischen Bauphasen der Pfarrkirche: SYDOW, Vorgängerbauten (wie Anm. 11), 255, BITSCHNAU, Beobachtungen (wie Anm. 33), 45–48, Martin BITSCHNAU, Pfarrkirche St. Andreas – Bauanalyse des Kirchturmes 1977 (Manuskripte, Fotos und Plan im Stadtarchiv Kitzbühel).
(45) Zur Liebfrauenkirche und ihren verschiedenen Bauphasen einschließlich der Errichtung des Glockenturms: Martin BITSCHNAU, Peter LARCHER, Der Turm der Liebfrauenkirche zu Kitzbühel, Tirol. Bauanalyse und Zeitstellung, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege (XXXVI) 1982, 1–6; weiters zu den genannten Kirchen sowie zu Ibergkapelle, Pfarrhof und Spitalkirche: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol, Wien 1980, 417–423, 426f., Erich EGG, Kunst in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 249–348, hier 251–254, zur Spitalkirche Otto KOSTENZER, Gesundheitswesen in Kitzbühel, in Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 389–472, hier 412.
Die 1620 im Auftrag von Mathias Burgklechner für den „Tiroler Adler” erstellte Stadtansicht von Andreas Faistenberger (46) gibt Stadtanlage, Kirchen und Gewerbegebiete am Ende dieser Phase zügiger städtischer Entwicklung wieder. Die Stadt und ihr Umfeld wurden in der Folgezeit um einige wenige Bauten bereichert und erfuhren bis ins 19. Jahrhundert hinein weder wesentliche Änderungen noch Erweiterungen. Stadtanlage und Kirchen bewahrten ihren Charakter, von einigen Eingriffen im Zuge einer städtebaulichen Umgestaltung im 19. Jahrhundert abgesehen, im Großen und Ganzen sogar bis in die Gegenwart. Für die Gewerbegebiete gilt dies nicht. Sie fielen dem Mitte des 19. Jahrhunderts immer stärker spürbaren Strukturwandels der Wirtschaft vollständig zum Opfer.
(46) Original im Haus-, Hof und Staatarchiv, Wien (Handschrift Weiß 231, Band 9).
Barockes Kunstzentrum
Die gegen Ende des 16. Jahrhunderts einsetzende, insbesondere gegen die im Zuge der Bergbautätigkeit zugezogenen Protestanten gerichtete Gegenreformation wurde in Kitzbühel mit der Niederlassung der Dominikaner im Jahr 1640 verstärkt, die für gut 150 Jahre die Seelsorge in der Stadt übernahmen. Gesellschaftlicher Mittel- und Kristallisationspunkt der Rekatholisierungsmaßnahmen jener Zeit ist die Rosenkranzbruderschaft. (47) Sie trug das seit 1518 bezeugte religiöse Laienspielwesen in der Zeit von 1663 bis 1773 und sorgte 1707 für die Errichtung eines eigenen „Comedi-Hauses”. Die u. a. dort aufgeführten zahlreichen Passionsspiele und die wesentlich selteneren Barockdramen ließen Kitzbühel zu einem Zentrum Tiroler Volksspielkunst werden. (48)
(47) Zu Dominikanern und Rosenkranzbruderschaft: NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 74–81.
(48) Eine umfassende Darstellung des Theaterwesens in Kitzbühel bietet: Norbert HÖLZL, Theater in Kitzbühel, in Stadtbuch Kitzbühel Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 477–580.
Die infolge des Dreißigjährigen Krieges in Tirol erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts aufblühende Barockkunst hielt in Kitzbühel mit dem Werk des Bildhauers Benedikt Faistenberger und des Malers Veit Rabl Einzug. Unter der Ägide der Künstlerfamilie Faistenberger wurde Kitzbühel zum regionalen Zentrum bildender barocker Kunst, (49) das bis Benedikts Enkel Simon Benedikt Faistenberger (1695–1759) drei Generationen lang ins Tiroler Unterland und in den Salzburger Pinzgau ausstrahlte. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden nahezu alle Kirchen und Kapellen von Stadt und Region mit früh-, hoch- und spätbarocken Kunstwerken ausgestattet bzw. wie die Nepomukkapelle am Pfarraubach zu Fuße des Kirchhügels neu erbaut. In der Stadt entstanden der Sitz des Richters (Haus Vorderstadt 21) mit in Teilen erhaltenen spätbarocken Fresken im ersten Obergeschoß und das Haus Hinterstadt 34 als barocke Neubauten. Die Fassade der angrenzenden Häuser Hinterstadt 28–32 wurde im Stil der Zeit mit Erkern, kleinen Fresken in Kartuschen und so genannten Erzstufen über den Portalen neu gestaltet. (50)
(49) Zum Barock in Kitzbühel und Kitzbüheler Barockkünstlern siehe: EGG, Kunstgeschichte (wie Anm. 36), 260–283, Erich EGG, Barock in Kitzbühel [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Tiroler Landesmuseum], Innsbruck 1971. Seit 2007 liegt eine fundierte und penibel recherchierte Biographie der Familie Faistenberger vor: Andreas FAISTENBERGER, Die Faistenberger. Eine (Künstler)-Familie der Frühen Neuzeit, Innsbruck 2007 (Schlern Schriften 338).
(50) BITSCHNAU, Baualterplan (wie Anm. 31).
In städtebaulicher Hinsicht setzte das Barockzeitalter keine großen Impulse. Das 1614/17 anstelle des gotischen Vorgängerbaus neu errichtete, 1751 umgebaute Stadtspital, das 1726/27 entstandene neue Bruderhaus und der von den Dominikanern in Auftrag gegebene Umbau des Pfarrhofes setzten zwar gewisse Akzente u. a. in den Stadtansichten des 19. Jahrhunderts, blieben aber ebenso wie weitere profane Barockbauten innerhalb des bis zum 16. Jahrhundert erschlossenen Stadtgebietes. Einzige Ausnahme war das 1700 von Fürst Johann Raimund Lamberg gestiftete ehemalige Kapuzinerkloster (seit 2002 Frati Francescani dell' Immacolata). Der schlichte barocke Saalbau der Klosterkirche und die mit ihr um einen Hof verbundenen Räumlichkeiten erschlossen den bislang weitgehend unverbauten Bereich im Südwesten der Stadtanlage. (51)
(51) BITSCHNAU, Baualterplan (wie Anm. 31), Dehio-Handbuch (wie Anm. 45), 422 (Kapuzinerkirche und -kloster), 426f. (Stadtspital, Pfarrhof), zum Neubau des Bruderhauses: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen, 324f.
Die wirtschaftliche Krise im 19. Jahrhundert
Mit der zunehmenden Krise des Bergbaus und dem Nachlassen von Bauaufträgen am Ende der Barockzeit konzentrierte sich die Wirtschaft von Stadt und Region in zunehmendem Ausmaß auf die Landwirtschaft und das bescheidene, auf den lokalen Bedarf ausgerichtete Handwerk. Die Tiroler Freiheitskriege von 1796 bis 1809 betrafen die Stadt Kitzbühel, von der Abstellung wehrwilliger Männer abgesehen, nicht unmittelbar, trugen aber zu einer allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im Land bei.
Diese Phase der Stagnation verschärfte sich in den kommenden Jahrzehnten, als die zunehmende Industrialisierung, der Ausbau des Eisenbahnnetzes und der andernorts schon länger spürbare gesellschaftliche Wandel auch in der peripheren Region Kitzbühel an Dynamik gewann. (52) Industrie- und anderswo kostengünstiger erzeugte landwirtschaftliche Produkte fanden ihren Weg vermehrt und rascher in die Stadt und ihr Umland. Die Landwirtschaft geriet zunehmend unter Druck, wozu unbeabsichtigt sogar die Grundentlastung von 1848 mit ihren Entschädigungszahlungen beigetragen haben dürfte. Insbesondere bei kleineren Höfen lässt sich ein rascher Wechsel der Besitzer feststellen. Anders als bisher blieben die Höfe zudem nicht überwiegend in bäuerlichem Besitz, sondern es traten nun auch vermehrt Bürger und Bergmänner als Käufer auf. (53) Da die Landwirtschaft zugleich Arbeitskräfte freisetzte – von 1850 bis 1910 sank ihr Anteil an den Beschäftigten in Nordtirol von 78 auf 58 Prozent – kam es damit erstmals zu einer größeren Vermischung der bislang weitgehend unter sich gebliebenen Bevölkerungsschichten.
(52) Der Strukturwandel der Kitzbüheler Wirtschaft in den Jahrzehnten vor und nach 1900 wird beleuchtet von Wido SIEBERER, Von der Agrargesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft. Kitzbühel in Pioniertagen und erster Blütezeit des Tourismus, in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 11–31 und von RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 33–73.
(53) Der rasche Besitzerwechsel und die vermehrten Käufe von Bauernhöfen durch Bürger oder Bergmänner ist ablesbar bei JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 13).
Unter Druck gerieten aber auch der Bergbau, der mit der Schließung des Betriebes bei Sinwell 1875 seinem endgültigen Ende entgegensah, sowie Handwerk und Gewerbe. Die vielfach noch mittelalterlichen Produktionsweisen konnten mit der industriellen Revolution längst nicht mehr Schritt halten. Viele der über Jahrhunderte im Gries, am Gänsbach und im weiteren Umfeld der Stadt angesiedelten Betriebe wurden bis zum Ende des Jahrhunderts aufgegeben bzw. weitgehend bedeutungslos.
Neustrukturierung der Verwaltung
Mit der Wiederinbesitznahme Tirols wurden die in der Zeit der bayerischen Herrschaft von 1806 bis 1814 eingeführten Reformen von der österreichischen Regierung zur Schaffung einer strafferen zentralistischen Verwaltung aufgegriffen. (54) Auf regionaler Ebene wurde das Landgericht Kitzbühel noch vor seiner Unterstellung unter direkte staatliche Verwaltung im Jahr 1840 neu strukturiert. Die Einteilung in sechs Viertel und über 30 Werchate wurde Anfang der 1830er Jahre zugunsten der Gliederung in Landgemeinden aufgeben, die als „Kreuztrachten” seit dem Spätmittelalter parallel zu Vierteln und Werchaten bestanden hatten und nunmehr politische und Steuergemeinden wurden. (55)
(54) Unter anderem wurden das Gubernium und die Kreisämter neu geregelt, siehe dazu: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, Bozen/Innsbruck/ Wien 1. Aufl. 1986, 594–603.
(55) STOLZ, Landesbeschreibung (wie Anm. 27), Hälfte 2, 1926, 787f. Das Haus der Viertelverteter, das sich in der Hinterstadt (Nr. 6, Bp. 34 KG Kitzbühel-Stadt) befand und bereits im 17. Jahrhundert als baufällig bezeichnet wurde, wurde 1837 versteigert. Beleg bei: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 249 Anm. 964. Bereits 1832 wurde von Bürgern im Namen der Stadt das Nachbarhaus Hinterstadt 4 angekauft, um als zeitgemäßes Gefängnis adaptiert werden zu können; vgl. Peter BRANDSTÄTTER, Die Fronfeste, in: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 5 (2004), Nr. 4, 7f.
Die Stadt Kitzbühel stellte dabei insofern einen Sonderfall dar, als die Einwohner der als politische Gemeinde bereits bestehenden Stadt nur einen Teil der Bevölkerung bildeten, die mit der auf die Pfarrkirche St. Andreas bezogenen Kreuztracht verbunden war. Letztere war vielmehr auch Zentrum für die Gebiete außerhalb der relativ engen Stadtgrenzen südlich des Ehrenbaches und nördlich des Kirchhügels und der gesamten ostseitig der Kitzbüheler Ache befindlichen Talseite. Diese Gebiete setzten sich aus fünf ehemaligen Wercharten des Viertels Reith (Hagstein, Griesenau, Gundhabing östlich der Ache, Steuerberg nördlich der Stadt bis zum Bichlach und Högl, südlich des Ehrenbachs), aus einem Teil des im Viertel St. Johann befindlichen ehemaligen Wercharts Stegen sowie aus dem ehemaligen Werchart Henntal und Teilen des Wercharts Aurach aus dem Viertel Jochberg im Norden und Süden der östlichen Talseite zusammen und wurden spätestens 1834 zur Landgemeinde Kitzbühel vereinigt. (56) Da zugleich an der 1271 gegründeten Stadtgemeinde festgehalten wurde, bestanden ab dieser Zeit mit Stadt- und Landgemeinde zwei Kitzbüheler Gemeinden, die erst am 1. Jänner 1938 zur heutigen Stadtgemeinde Kitzbühel zusammengeschlossen wurden.
(56) Zur Schaffung der Landgemeinde Kitzbühel siehe STOLZ, Landesbeschreibung (wie Anm. 27) 787f.; vgl. auch den Hinweis bei Manfred RUPERT, Apotheker, Botaniker und Politiker Joseph Traunsteiner, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 473–520, hier 488.
Mit der weit gehenden Gleichstellung der Stadt Kitzbühel mit den Landgemeinden wurde die schon viel früher einsetzende Abschwächung der städtischen Sonderrechte – die mittelalterlichen Marktprivilegien haben längst an Bedeutung verloren, 1786 wurde das Stadtgericht aufgegeben – politisch-administrativ bestätigt. Als Sitz von Gerichtsbarkeit und Verwaltung besteht die Funktion der Namen gebenden „Hauptstadt” der Region freilich bis in die Gegenwart. Nach der Auflösung der Landgerichtsorganisation im Jahr 1848 wurden Verwaltung und Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Jahre 1854 bis 1868, als ein gemischtes Bezirksamt geschaffen wurde, von Bezirksgericht Kitzbühel und Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel wahrgenommen. (57)
(57) Zur Neuordnung der Verwaltung und des Justizwesens im Gefolge der Revolution von 1848: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 3, 8–14 und 28f.
Städtebauliche Impulse – Straßenbau und Anschluss an das Eisenbahnnetz
Mit der in den 1830er Jahren von der österreichischen Regierung als Teil des Programms zur Verbesserung des Straßennetzes zwischen den Provinzen anstelle des alten Handelsweges erbauten Straße über den Pass Thurn wurde der Kitzbüheler Raum an das Straßennetz der Monarchie angebunden und mit dem Pinzgau besser verbunden. In Kitzbühel selbst wurde die neue Straße über die Kapser Brücke und mit der Schaffung der heutigen Bichl- und Josef-Pirchl-Straße durch den spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Stadtkern geführt. (58) Die dazu notwendigen Baumaßnahmen veränderten das Stadtbild erstmals seit dem Ausbau der Stadt vom 14. bis zum 16. Jahrhundert in größerem Ausmaß. Mit der Überbrückung der Graggau- und Gänsbachgasse, zu denen der Stadthügel im Süden ursprünglich steil abfiel, wurde dessen bis dahin wehrhafter Charakter abgemildert. Der vom Nordende der Stadtbefestigung über den Gänsbach stadtauswärts führenden heutigen Josef-Pirchl-Straße fiel das Nordtor und die gotische Spitalkirche zum Opfer, die in wesentlich kleinerem Ausmaß im klassizistischen Stil neu errichtet und baulich mit dem ersten Obergeschoß des Stadtspitals verbunden wurde. Mit der Schaffung des „Neutors” unter dem Rathaus (heute Hinterstadt 20) erhielt der Stadtkern einen dritten Zugang. Unter den weiteren Maßnahmen fällt die Neugestaltung der Kirchgasse mit der Neuerrichtung des seit 1521 nachgewiesenen Schulhauses (59) ins Auge.
(58) Zu den Verbesserungen der Verkehrswege im Vormärz siehe FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, 641 (erste Bauperiode), 645 (zweite Bauperiode 1830–60). Die entsprechenden städtebaulichen Maßnahmen in Kitzbühel werden in einer um 1836/37 entstandenen Lithographie von Alois Schilling illustriert (Abbildung u. a. in: Wido SIEBERER, Kitzbüheler Stadtansichten, Kitzbühel 2004, 8f.).
(59) Eckdaten zur Geschichte des Schulwesens in Kitzbühel bei HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 143.
Einen städtebaulich nicht minder gravierenden Eingriff stellte die von Wörgl durch das Brixental nach Saalfelden führende Trasse der Giselabahn dar, mit deren Eröffnung 1875 Kitzbühel an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Den Weiler Gundhabing und den Schwarzsee passierend, umfährt die von Westen kommende Trasse den Kirch- und den Stadthügel in einer großen Schleife, deren südlichen Bogen Ehrenbachgasse, Kitzbüheler Ache und Stadthügel überquert. Östlich der Ache führt die Trasse zum wenig nördlich des Stadtkerns in der Mühlau gelegenen Bahnhof und weiter nach St. Johann in Tirol.
Die erste Blütezeit des Tourismus
Der nach den Napoleonischen Kriegen im südlichen Teil Tirols mit Meran im Mittelpunkt einsetzende Tourismus griff ab 1850 auf Nordtirol über und gewann mit der besseren Erreichbarkeit des Landes durch die Eisenbahn vermehrt Gäste. Die „Sommerfrische” hielt auch in Kitzbühel Einzug, dessen Bergwelt erstmals nicht ausschließlich (alm-)wirtschaftlich, genutzt, sondern durch erste Hütten und Wege dem großstädtischen Betrachter erschlossen wurde. (60) Der seit seiner Entstehung nach der letzten Eiszeit weitgehend unberührte, allenfalls zum Fischfang genutzte Schwarzsee im Nordwesten der Stadt erhielt um 1890 eine erste bescheidene Badeanlage. (61) Einen entscheidenden Impuls erfuhr der Tourismus um etwa dieselbe Zeit mit der „Erfindung” des Wintersports. In Kitzbühel war es vor allem der Konditor, Skipionier, Hotelier und Bürgermeister von 1903 bis 1913, Franz Reisch, (62) der den Wintersport nicht nur selbst betrieb und mit Ski-, Rodel-, Bob- oder Eislaufbewerben förderte, sondern vor allem auch das wirtschaftliche Potential des damals in den Kinderschuhen steckenden Fremdenverkehrs richtig einschätzte. Gemeinsam mit weiteren engagierten Unternehmern trug er zur raschen Bekanntheit Kitzbühels und zum Ausbau einer touristischen Infrastruktur bei, die Kitzbühel noch vor dem Ersten Weltkrieg zu einem erstrangigen Wintersportplatz werden ließ.
(60) Zur Pionierzeit des Kitzbüheler Tourismus, SIEBERER, Agrargesellschaft (wie Anm. 53), 17–31.
(61) Zu den Anfängen des Tourismusbetriebes am Schwarzsee siehe Wido SIEBERER, Die Entdeckung des Schwarzsees als Erholungsraum in der Pionierzeit des Kitzbüheler Tourismus, in: Wido SIEBERER (Hg.), Bunte Vielfalt am Schwarzsee. Beiträge zu Flora und Fauna und zur Geschichte eines Naturjuwels, Kitzbühel 2007, 90–99.
(62) Franz REISCH ist Gegenstand zahlreicher Publikationen. Eine umfangreiche Würdigung ist anlässlich seines 100. Geburtstages erschienen: Hundert Jahre „Skibürgermeister” Franz Reisch. Zum Andenken an den Begründer des Skisports und Pionier die Fremdenverkehrs in Kitzbühel in: Kitzbüheler Anzeiger 41–45 (1963), jeweils 3f. Darin sind Auszüge aus seinem Tagebuch, sowie Abdrucke mehrerer Artikel von und über ihn enthalten, u. a. des erstmals in der Jännerausgabe 1920 der „Volkszeitung” erschienenen Nachrufes von Hans Filzer. Kathrin DOTZLER, Zur Geschichte Kitzbühels als Tiroler Fremdenverkehrsort von 1845 bis 1939, Diplomarbeit München 2006, 64–74 beleuchtet Reischs Aktivitäten zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur. Zu seinen ersten Jahren in Kitzbühel vgl. Hans WIRTENBERGER, Viel zu elegant für Kitzbühel , in: Kitzbüheler Heimatblätter 3 (1993), Nr. 2, 1f.
Der Tourismus schuf Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten, die in der Krisenzeit der Landwirtschaft und des 1909 eingestellten Bergbaus sowie der weitgehenden Absenz einer Industrie dringend benötigt wurden. Das Handwerk konnte teilweise auf neue Produkte umstellen. Die Schlosserwerkstatt Cullek produzierte beispielsweise schon vor dem Ersten Weltkrieg Eisenbobs, in den Zwanziger Jahren folgten die Wagnereien Schlechter und Ober mit der Schierzeugung. (63) Nach Jahrzehnten des Rückgangs bzw. der Stagnation stieg die Bevölkerungszahl der Stadt auch durch den wirtschaftlichen Einfluss des Tourismus zwischen 1900 und 1910 um 16,4%. (64)
(63) Vgl. hiezu RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 62–66.
(64) Inge RON, Bevölkerung und Landwirtschaft in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band I: Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1967, 195–298, hier 200.
Mit dem Ersten Weltkrieg brach diese erfreuliche Entwicklung zwangsläufig ab. Die Kitzbüheler Beherbergungsbetriebe wurden mit Fortdauer des Krieges in immer größerem Ausmaß für rekonvaleszente Soldaten requiriert. Mit Kriegsende wurde der überall in der Monarchie spürbare Zusammenbruch der Versorgung durch tausende Flüchtlinge in der Region verschärft. Die Tourismuswirtschaft erholte sich auch aufgrund der in den Folgejahren weiterhin prekären Versorgungslage nur langsam, rückblickend stellt sich der Krieg dennoch nur als Unterbrechung ihrer dynamischen Entwicklung dar. Die Stadt wurde in immer größerem Ausmaß Ziel eines internationalen, mondänen Publikums und galt, bereichert durch den Bau der Hahnenkammbahn 1927/28 als einer der ersten Seilschwebebahnen Österreichs vor allem im Winter als erste Adresse. Die Internationalität des Publikums ließ die Folgen von Weltwirtschaftskrise und Tausendmarksperre wesentlich weniger spürbar werden als in anderen Tiroler Tourismusorten. Sie endete abrupt mit dem so genannten „Anschluss” an das Deutsche Reich 1938. (65)
(65) Zum Neubeginn und zur Entwicklung des Tourismus der Zwischenkriegszeit siehe: Wido SIEBERER, Tiroler Bergstadt in mondäner Gesellschaft. Alfons Waldes Lebensraum „Kitzbühel” in der Zwischenkriegszeit, in: Gert Ammann, Alfons Walde, 1891–1958, 4. Aufl. Innsbruck. 2001, 142–152.
Heimatstil und Moderne – Die Erweiterung der Stadt in den Jahrzehnten ab 1900 (66)
(66) Zum Folgenden vgl. Peter FISCHER, Traditionalismus kontra Moderne. Architektur in der Pionierzeit und ersten Blüte des Tourismus in Kitzbühel (1900–1938), in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 101–136.
Zeitgleich mit dem Aufschwung der Tourismuswirtschaft setzte eine Bautätigkeit ein, die erstmals die Grenzen der Bergbaustadt des 16. Jahrhunderts sprengte. In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg wurden vor allem die Areale süd- bzw. nordwestlich des historischen Stadtkerns bis zur Eisenbahntrasse sowie entlang der vom Bahnhof zur Stadt führenden Bahnhof- und Josef-Pirchl-Straße erschlossen. Die hier errichteten Bauten sind bevorzugt Villen im so genannten Heimat- oder Schweizer Stil, der klassizistische, neugotische und volkstümlich-bäuerliche Elemente zu einer u. a. durch Erker, Türmchen, Fachwerk, Giebelchen, Balkone und Schnitzereien gekennzeichneten Architektur vermengt. „Flaggschiff” dieser in unmittelbarer Folge des frühen Tourismus entstandenen Bauten wie der Tourismuswirtschaft selbst ist das 1903 als Hotel Kitzbühel eröffnete, und 1911 vergrößerte Grandhotel wenig südlich der Altstadt. Es orientiert sich sowohl in Ausstattung als auch in seinen Dimensionen an großstädtischen Vorbildern und nimmt sich in zeitgenössischen Ansichten als zweiter großer Baukomplex neben dem historischen Stadtkern aus.
Die in derselben Zeit entstandenen Bauten der öffentlichen Hand nehmen sich sowohl in Größe als auch hinsichtlich ihrer Dekorationsformen deutlich zurück. Das gilt für die 1906 hinter der westlichen Grenze des Stadtkerns auf den so genannten Krautgärten errichtete Neue Volksschule (67) ebenso wie für das 1909 fertig gestellte städtische Moorbad in seiner unmittelbaren Nähe. Das gegenüber dem Kapuzinerkloster zunächst als Waisenheim, dann als Kindergarten genutzte Marienheim ist mit Walmdach und Pilastergliederung ein historistischer Nutzbau aus den 1870er Jahren. (68) Die direkt oder indirekt von der Tourismuswirtschaft getragene Bautätigkeit der Zwischenkriegszeit schloss räumlich großteils an die bereits vor 1914 erschlossenen Gebiete innerhalb der Eisenbahnschleife an. Mit dem östlich der Kitzbüheler Ache gelegenen Sonnenhoffeld und dem Aschbachbichl wurde erstmals ein Gebiet außerhalb der historischen Stadtgrenzen dichter verbaut. In ihrer unmittelbaren Nähe, an der Eisenbahntrasse, wurde 1927/28 die von Alfons Walde geplante Talstation der Hahnenkammbahn errichtet, deren charakteristisches Pultdach sich aus den damals noch völlig neuen funktionalen Anforderungen des Seilbahnbetriebes ergab. Im Zuge des Baus der Hahnenkammbahn entstandene Planungen eines „Hochkitzbühel” auf dem gut 1600 m hohen, nach Westen zur Ehrenbachhöhe streichenden Plateau des Berges wurden abgesehen von einigen Privathäusern (u. a. von Alfons Walde und Clemens Holzmeister) nicht verwirklicht.
(67) Peter BRANDSTÄTTER, Die Kitzbüheler Volksschule, in: Stadt Kitzbühel, Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 5, 3f. Peter FISCHER, Zur Architektur der Volksschule Kitzbühel, in: Stadt Kitzbühel, Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 5, 4f.
(68) NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 94f.
In der Zwischenkriegszeit brachten namhafte Architekten – Robert Oerley, Lois Weizenbacher, Camillo von Wagner-Freynsheim, der mit Alfons Walde befreundete Clemens Holzmeister und Walde selbst – neue Architekturauffassungen in die lokale Bautradition ein. Ihre der Moderne verpflichteten Wohnbauten auf höchstem Niveau trugen maßgeblich zur Herausbildung des so genannten Tiroler Stils bei.
Gesellschaft und Politik
Der mit der Bekämpfung und Vertreibung der Wiedertäufer im frühen und der Protestanten im späteren 16. und beginnenden 17. Jahrhundert (69) fest verankerte Katholizismus geriet als prägende Kraft des religiös-geistigen Lebens mit Fortdauer des 19. Jahrhunderts zunehmend in Konkurrenz zu liberalen und sozialistischen Ideen. Vehementer als Sozialdemokraten oder Kommunisten, die infolge der weitgehenden Absenz von Industrie eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielten, traten Liberale unter der Führung des Botanikers und Bürgermeisters (von 1843 bis 1846) Joseph Traunsteiner (70) in Erscheinung. Der in den Jahren von 1899 bis 1913 als erste Kitzbüheler Zeitung erscheinende „Kitzbüheler Bote” verstand sich als freiheitlich. Das Blatt ist Zeugnis heftig geführter Kontroversen zwischen Konservativen und Freiheitlichen, die zum Teil an der Person Franz Reischs dingfest gemacht werden können. (71)
(69) Zu den Wiedertäufern in Kitzbühel siehe Grete MECENSEFFY, Täufertum in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 153–163, zu den Protestanten NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 67–69.
(70) RUPERT, Traunsteiner (wie Anm. 57), 490–493.
(71) Kitzbüheler Bote. Anzeiger für den politischen Bezirk Kitzbühel und Umgebung 11 (1909), Nr. 48, 2; die freiheitliche Gesinnung wird u. a. betont: 12 (1910), Nr. 1, 1; 15 (1913), Nr. 50, 1; zur Auseinandersetzung Konservative – Freiheitlich in der Zeit um 1900 vgl. auch SIEBERER, Agrargesellschaft (wie Anm. 52), S. 16f. „Alldeutsche Allüren” attestiert Franz Reisch der sozialistische Landtagsabgeordnete Hans Filzer in seinem Nachruf auf den Bürgermeister in: Hundert Jahre „Skibürgermeister” (wie Anm. 62), Nr. 42, 3f.
Traunsteiner und Reisch stehen auch für eine verhältnismäßig starke Gruppierung deutschnationaler Gesinnung, die mit eine Ursache dafür sein dürfte, dass die Stadt später mit Innsbruck, Kufstein und Hopfgarten eines der Zentren der Nationalsozialisten in Tirol wurde. Nach der Annexion Österreichs wurde die Stadt gern besuchter Urlaubsort führender Repräsentanten und Sympathisanten des Regimes, das den bekannten Wintersportort für seine Zwecke zu nutzen wusste.
In der Nachkriegszeit bilden Konservative, Freiheitliche und Sozialdemokraten drei etwa gleich große Gruppierungen im Gemeinderat. Seit der Gemeinderatswahl von 1974 ist die Österreichische Volkspartei bestimmende Kraft eines um Bürgerlisten und Grüne erweiterten Parteienspektrums. (72)
(72) Bei den Gemeinderatswahlen von 1956, 1962 und 1968 erhalten SPÖ und die Allgemeine Kitzbüheler Liste – Junge Front zusammen etwas mehr Stimmen als die Freiheitliche und Parteifreie Kitzbüheler Gemeindeliste, die ÖVP fällt 1956 und 1962 etwas ab, vgl. Wahlergebnisse in: Kitzbüheler Anzeiger 7 (1956), Nr. 12, 3; 13 (1962), Nr. 15, 3; 19 (1968), Nr. 14, 1. 1974, 1980, und 1986 erhält die ÖVP klare absolute, 1992, 1998 und 2004 relative Mehrheiten, vgl. Kitzbüheler Anzeiger 25 (1974), Nr. 14, 1; 31 (1980), Nr. 13, 2; 37 (1986), Nr. 12, 2; 43 (1992), Nr. 12, 6; 49 (1998), Nr. 12, 6; 55 (2004), Nr. 11, 6.
Wirtschaftswunder und Massentourismus (1950er bis 1980er Jahre)
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann der Tourismus parallel zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und Österreich erst mit dem „Wirtschaftswunder” ab den 1950ern an Fahrt. Als Signal des Neubeginns hätte die Neueröffnung des Grandhotels nach Jahren der Einquartierung der französischen Besatzung im Jahr 1950 gelten können. Das Haus konnte jedoch längerfristig nicht mehr an die Erfolge der Zwischenkriegszeit anknüpfen und scheiterte letztlich infolge mangelnder Investitionsbereitschaft am Wandel der Gästestruktur.
Das mondäne, aber vergleichsweise kleine Publikum der Zwischenkriegszeit wurde peu a peu von weniger exklusiven, aber wesentlich zahlreicheren Gästen abgelöst. Ihre Bedürfnisse wurden in Kitzbühel und in zunehmendem Ausmaß auch in der gesamten Region vorwiegend von klein- und mittelständischen Unternehmen gedeckt. Die in der Folge bis in die 1980er Jahre ständig steigenden Betten- und Nächtigungszahlen sind Garant für einen Wohlstand, der breitere Bevölkerungskreise umfasst als je zuvor.
Die touristische Infrastruktur in Form von Hotels, Pensionen, Zimmervermietung und Gaststätten wurde durch Investitionen in bestehende Anlagen verbessert und ab den 1960er Jahren zunehmend durch – architektonisch nicht immer geglückte – Zu- und Neubauten erweitert. Die bisher bevorzugten Standorte entlang der Bahnhofs-, Josef-Pirchl-Straße, im Stadtkern, an Bichlstraße und Jochberger Straße und im Umfeld der Hahnenkammbahn blieben nach wie vor attraktiv und wurden durch einzelne Bauten im Marchfeld, im Bereich Lebenberg – Schwarzsee (Schlosshotel Lebenberg, Seebichln, Alpenhotel, Bruggerhof) und in Bichln (Bichlhof, Tirolerhof) ergänzt. Das touristische Angebot wurde weiters durch die Neuanlage des städtischen Strandbades am Schwarzsee, den Ersatz des alten Moorbads durch die 1965 neuerbaute „Aquarena”, den Ausbau von Wanderwegen und vor allem durch die großräumige Erschließung der Bergwelt durch Seilbahn- und Liftanlagen verbessert. Von 1950 bis in die 1970er Jahre wurde das Skigebiet am Hahnenkamm an der Westseite des Großachentals bis zum Pass Thurn ausgedehnt, 1956 mit der Eröffnung der Hornbahn auch das Kitzbüheler Horn und etwa zur selben Zeit die Bichlalm im Osten des Stadtgebietes erschlossen. Die mehrheitlich im Besitz von Stadt Kitzbühel und Land Tirol befindliche Bergbahn AG Kitzbühel entwickelte sich zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Der Wintersportplatz Kitzbühel erhielt zusätzlichen Aufschwung durch die Erfolge des so genannten Kitzbüheler Skiwunderteams um Toni Sailer, dessen Olympiasiege 1956 zum Symbol des wieder erlangten österreichischen Selbstvertrauens wurden.
Die zunehmende Dominanz des Tourismus zeigte sich auch darin, dass sich Handwerk, Handel und Gewerbe tendenziell immer mehr an ihm orientierten. Seit den 1960er Jahren zeichnete sich eine „Arbeitsteilung” mit dem benachbarten St. Johann ab, das sukzessive die Rolle des Gewerbe- und Schulzentrums übernahm.
Neue städtische Infrastruktur
Wirtschaftlicher Aufschwung und demographische Entwicklung führten zu einem Ausbau der Infrastruktur seitens der öffentlichen Hand, die in den 1960er Jahren an Dynamik gewann. (73) Die verkehrstechnisch bedeutendste Maßnahme war der Bau der „Pass Thurn Straße”, die den Ortskern im Osten entlang der Kitzbüheler Ache umfährt. Sie wurde als Teil der 1967 eröffneten Felbertauernstraße errichtet. Die Nord- und Osttirol über die Route Kitzbühel – Pass Thurn – Mittersill – Matrei in Osttirol verbindende Nord-Südachse wertete die verkehrsgeographische Lage der Stadt auf. 1984 wurde das Brixental westlich des Stadtkerns mit ihr durch den „Lebenbergtunnel” verbunden.
(73) Die Einwohnerzahlen steigen von 5.419 im Jahr 1939, kriegsbedingt durch Flüchtlinge bis 1951 (7.211) sehr stark an, danach flacht die Kurve ab (1961: 7.744, 1979: 8.016 Einwohner). Daten aus: RON, Bevölkerung (wie Anm. 54) 200f., 259; HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 138, bis zum Ende des Jahrhunderts wächst die Bevölkerung wiederum auf 8.620 an und stagniert seitdem [http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-und-fakten/ statistik/downloads/bev-1999.pdf].
Mit der Erweiterung des Volksschulgebäudes zur Aufnahme der zwei bestehenden Hauptschulen 1950 und der Errichtung eines neuen Postamtsgebäudes 1954 bis 1956 in der Josef-Pirchl-Straße wurden freie Flächen im Nahbereich der Altstadt baulich erschlossen. Die in den 1950er Jahren vorangetriebene Verbauung der Kitzbüheler Ache vom Kapser Wehr bis in den Bahnhofsbereich schuf die Voraussetzung für eine dichtere Verbauung der am Fluss gelegenen Areale. Beginnend mit der Berufschule (74) entstanden ab 1965 drei neue Schulgebäude in den bisher weitgehend unberührten bzw. allenfalls landwirtschaftlich genutzten Freiflächen zwischen Gries und Kitzbüheler Ache (1969–1971 Neues Hauptschulgebäude, 1978–1980 Handelsschule und HAK). (75) Der Gries selbst verlor mit der Schließung der „Hanslmühle” 1955 und der Zuschüttung der beiden Arme des Mühlkanals 1956 (76) seinen Charakter als altes Gewerbegebiet zugunsten einer dichten Verbauung mit Wohn- und Geschäftsflächen. Für Wohnbauten genutzt wird auch das Areal des ehemaligen Bergwerks am Schattberg, auf dessen Schutthalde die aus Ein- und Mehrfamilienhäusern bestehende „Schattbergsiedlung” entstand.
(74) Leo TSCHURTSCHENTHALER, Hans WIRTENBERGER, 75 Jahre Berufsschule Kitzbühel, Kitzbühel 1974, 28–32.
(75) HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 144.
(76) RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 52.
Mit dem 1956 adaptierten Altersheim und dem 1966 neu errichteten Krankenhaus, die sich beide in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Hornbahn befinden, griffen Bauten der städtischen Infrastruktur erstmals auf Gebiete östlich der Kitzbüheler Ache aus. (77)
(77) Zur Adaptierung des Altenwohnheimes: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 7, 15, zum Krankenhaus: Martin WÖRGÖTTER (Hg.), Das Krankenhaus der Stadt Kitzbühel, Kitzbühel 1966.
Erstes Ausgreifen der Stadt ins Umland
In der Nachkriegszeit griff die städtische Verbauung erstmals in großem Ausmaß über die historischen, durch Ehrenbach, Kitzbüheler Ache und die Linie Ecking – Oberlauf Gänsbach markierten Grenzen der Stadt aus. Ausgehend von den schon in den 1930er Jahren erschlossenen Arealen Sonnenhoffeld und Südtiroler Siedlung entstanden an den sonnigen Lagen im Osten der Kitzbüheler Ache zwischen der Griesenau im Norden und dem Bichlnweg im Süden in zunehmend dichterer, nur durch das Areal des Golfplatzes Kaps unterbrochener Verbauung Ein- oder Mehrfamilienhäuser, Apartmenthäuser und am Bichlnweg auch Siedlungsbauten.
Die Areale entlang der St. Johanner Straße im Norden des Stadtgebietes wurden von Gewerbe- bzw. kleineren Industriebetrieben besiedelt, an der nördlichen Stadteinfahrt entstand Mitte der 50er Jahre die Siedlung Frieden, (78) die in der Folgezeit um Wohnungsbauten in der Stegerwiese erweitert wurde. In Bahnhofsnähe entstanden im Rennfeld und im Klausnerfeld weitere Siedlungen. Im Nahbereich des historischen Stadtkerns am Stadt- und Kirchhügel wurden am Lebenberg Landhäuser als Ferienwohnsitze eines vorwiegend betuchten großstädtischen Publikums errichtet.
(78) Laut Kitzbüheler Anzeiger 6 (1955), Nr. 38, 3, fand am 9. September 1955 die Firstfeier des ersten Wohnhauses statt.
Zweitwohnsitz- und Eventtourismus
Der Tourismus gewann als Wirtschaftsfaktor auch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an Dominanz. Die Stadt verlor ihre Jahrhunderte alte Stellung als Handels- und Gewerbezentrum der Region an den Nachbarort St. Johann in Tirol, das sich zudem als Schul- und mit dem Bezirkskrankenhaus auch als medizinisches Zentrum des Bezirks etablierte. Kitzbühel profilierte sich inklusive des verbleibenden Handels und Gewerbes mehr denn je als Tourismusstadt. Als nennenswerter weiterer größerer Arbeitsgeber verblieb von wenigen Industriebetrieben abgesehen die öffentliche Hand, die der Stellung Kitzbühels als Bezirkshauptstadt mit entsprechenden Ämtern und Behörden (Bezirkshauptmannschaft, Bezirksgericht, Finanzamt, Vermessungsamt, Gebietskrankenkasse…) Rechnung trug.
In den Jahren vor der Jahrtausendwende trat zugleich ein erneuter Strukturwandel innerhalb der Tourismuswirtschaft zu Tage. Mit dem Rückgang des Sommertourismus brachen Nächtigungs- wie Bettenzahlen ein. Die privaten Zimmervermieter verloren prozentuell gegenüber einer gehobenen Hotellerie, Kitzbühel verlor insgesamt seine Stellung als größte Nächtigungsgemeinde des Bezirkes an den Nachbarort Kirchberg in Tirol. (79) Mit publicityträchtigen Events, an deren Spitze das Hahnenkammrennen als alljährlicher Höhepunkt des alpinen Skiweltcups steht, dem Charme ihrer Bergwelt und ihrer Vergangenheit als Nobelwintersportplatz profiliert sich die Stadt andererseits als erstklassige Tourismusdestination und ist bevorzugte Adresse für Zweitwohnsitze und Societytreff eines internationalen Publikums. Gut ablesbar ist dieser Trend aus der Zweitwohnsitzquote, die in Kitzbühel zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit über 50 % weit über dem Tiroler Durchschnitt von 12,5 % liegt. 2007 gesellten sich zu den 8.437 Einwohnern mit ständigem Wohnsitz 4686 Zweitwohnsitze, zu denen allerdings auch die Wohnsitze saisonal Beschäftigter zählen. (80) Die große Nachfrage nach Baugrund mit Quadratmeterpreisen bis zu 2.500 € in guten Lagen stellt die städtische Wohnraumbeschaffungspolitik vor entsprechende Probleme und trägt zu einer Abwanderung in Nachbargemeinden bei. 2006 löste St. Johann Kitzbühel erstmals als bevölkerungsstärkste Gemeinde des Bezirkes ab.
(79) 2006/07 weist Kitzbühel 715.392 Nächtigungen auf, Kirchberg 886.981 [http:// www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-und-fakten/statistik/downloads/fv-so2007.pdf] [http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/the-men/zahlen-und-fakten/statistik/downloads/fw-wi2007.pdf].
(80)[http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-unakten/statistik/downloads/ BEV2007. pdf].
Im historischen Stadtkern schlägt sich dieser Wandel insofern nieder, als sein Bild in noch größerem Ausmaß als bisher von Boutiquen und Geschäften mit hochwertigen und -preisigen Produkten, Banken, Hotels und Gaststätten bestimmt wird. Nach Gewerbebetrieben und Nahversorgern verließen mit dem Bezirksgericht (1984) und dem Finanzamt (kurz nach 2000) zwei Behörden die Altstadt. Die in der Wagnerstraße und am Voglfeld errichteten Neubauten trugen wesentlich zur vollständigen Erschließung der Freiflächen im Nahbereich des historischen Stadtkerns bei. Außerhalb des historischen Stadtkerns und seines Nahbereichs führt besonders die Nachfrage nach Zweitwohnsitzen zu einer in Tal- bzw. Hanglagen auf das gesamte Gemeindegebiet ausgreifenden Verbauung. Überwiegend von Zweitwohnsitzen bebaute Gebiete entstanden seit den 1980er Jahren vor allem in sonnigen Hanglagen beispielsweise bei Bichln / Rehbichln an der Südgrenze, am Lutzenberg oder am Steuerberg im äußersten Nordwesten und Norden der Stadt. Wohnbauten für die Wohnbevölkerung sind dagegen in stärkerem Ausmaß in Tallagen an der Kitzbüheler Ache und den Verkehrswegen gelegen (im Süden ab den 1970ern Staudach, mit Spatenstich 2008 Sonngrub, im Norden Vorder- und Hintergrub ab den 1990er Jahren, westlich des historischen Stadtkerns an der Kirchberger Straße Sinnwell ab den 1980ern, an der westlichen Stadtgrenze zu Kirchberg Gundhabing in den 1990ern).
Maßnahmen an der Infrastruktur zeichneten sich – im städtischen Bereich etwa in Form eines Kindergarten-Neubaus (Mitte 1990er Jahre), des Ausbaus des Altenwohnheims (Neueröffnung 2005) (81) und der Neuerrichtung der Eishalle an der Jochberger Straße unter Schloß Kaps (Neueröffnung 2006) (82) anstelle des alten Eislaufplatzes am Lebenberg – weniger durch Erweiterungen als durch Qualitätsverbesserungen aus. Die räumliche Expansion der Kitzbüheler Skigebiete wurde in den 1980er Jahren so gut wie abgeschlossen, eine zweite Generation von Aufstiegshilfen ersetzte die teilweise veralteten Anlagen (1984 Fleckalmbahn, 1990 Hornbahn, 1996 Hahnenkammbahn). Die Hotellerie setzte zunehmend auf gesteigerten Komfort und breitere Wellnessangebote, das Grandhotel wurde in den 1990er Jahren rückgebaut und als Seminarhotel geführt. Der Neubau des 300 Betten-Hotels A-Rosa bei Kaps im südöstlichen Weichbild der Stadt 2004/05, der Ausbau des Hotel Kitzhof 2008 in der Schwarzseestraße und die im selben Jahr begonnene großzügige Erweiterung des Schlosshotels Lebenberg setzen allerdings auch quantitative Akzente, die erstmals seit zwei Jahrzehnten eine Vergrößerung des Bettenangebotes erwarten lässt.
(81) Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 9 (2005), Nr. 12, 10.
(82) Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 10 (2006), Nr. 12, 7.
Wido Sieberer
Anmerkungen
(1) Vgl. hiezu: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Blatt A1 (Alpen-Überblick), R1 (Verkehrsnetz), R2–5 (Schienen- und Straßenverkehr).
(2) Über die Geologie des Kitzbüheler Raumes informiert umfassend Georg MUTSCHENLECHNER, Die Geologie der Umgebung von Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 9–26. Informativ sind auch Karte und Begleittext im Tirol-Atlas: Rainer BRANDNER, Geologie in: Tirol-Atlas, Innsbruck 1969–1999, Themenbereich C – Bau- und Oberflächenformen, Karte C2, Begleittext IV Geologie und Tektonik, Innsbruck 1985.
(3) Zu Bergwelt mit Höhenangaben siehe: Ernest TROGER, Kitzbühel Atlas. Topographisches Blatt Sommer, in: Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971 (Beilage), ein Blatt zur Topographie der Stadt mit Höhenangaben findet sich auch in: Franz REISCH, Kitzbühel. Umgebung und Ausflüge, 5. Auflage, hg. v. Hermann Reisch, Kitzbühel 1929.
(4) Die Grabungen von 1964 sind im Band II des Kitzbüheler Stadtbuchs dokumentiert: Liselotte PLANK, Vorgeschichtliche Funde aus dem Bezirk Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band II. Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1968, 103–136, hier 122–133. Einen auf Auskünften des Ausgräbers Thomas Tischer beruhenden vorläufigen Kurzbericht über die Grabungen von 2007 bietet Wido SIEBERER, Neue Funde aus der Bronzezeit am Lebenberg. Ein Bericht über die im Oktober 2007 im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführten Grabungsarbeiten in Kitzbühel, in: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung (11) 2007, Nr. 11, 8f. Die Anfang April 2008 frei gelegten weiteren Gräber fügen sich in den Gesamtbefund ein. Eine Publikation über das gesamte Gräberfeld ist in Arbeit.
(5) Auskunft von Thomas Tischer.
(6) PLANK, Vorgeschichtliche Funde (wie Anm. 4), 133.
(7) Zu den Funden am Stadthügel im Bereich der Hinterstadt (Gp 85): Richard PITTIONI, Der mittelalterliche Stadtgraben und das urzeitliche Kitzbühel, in: Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie Nr. 30 (Sonderabdruck aus dem Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 117. Jahrgang 1980, So. 23) Wien 1981, 341–347. Eine Übersicht über den bronzezeitlichen Kupferbergbau und seinen Spuren im Raum Kitzbühel /Aurach /Jochberg bietet: Richard PITTIONI, Der urzeitliche Kupferbergbau im Gebiete um Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band II, Kitzbühel 1968, 31–102.
(8) Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Erster Bericht über die Arbeiten 1931–1936 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften, III. Band, Nr. 1–3, Wien 1937; Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Zweiter Bericht über die Arbeiten 1937/1938 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften V. Band, Nr. 2–3, Wien 1947; Ernst PREUSCHEN, Richard PITTIONI, Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei Kitzbühel, Tirol. Dritter Bericht über die Arbeiten 1946–1953 zur Urgeschichte des Kupferbergwesens in Tirol (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften III. Band, Nr. 1–3. Wien 1954. Eine umfangreiche und sehr gute Dokumentation der Funde von der Kelchalm liegt mit der Arbeit von Michael KLAUNZER, Studium zum spätbronzezeitlichem Bergbau auf der Kelchalm und Bachalm Bez. Kitzbühel, Nordtirol, Diplomarbeit Innsbruck 2008, vor.
(9) Karl FINSTERWALDER, Namenskunde des Kitzbüheler Raumes, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. von Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 9–60, hier 15–18. Einer nicht völlig gesicherten Aussage von Richard Pittioni zufolge sollen sich im Fundmaterial aus dem Haus Florianigasse 4, Kitzbühel, hallstattliche Scherben befunden haben.
(10) Zur Besetzung und Besiedlung Tirols durch Bajuwaren und Langobarden siehe Josef FONTANA, Peter W. HAIDER, Walter LEITNER, Georg MÜHLBERGER, Rudolf PALME, Othmar PARTELI, Josef RIEDMANN, Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1, 2. Aufl. Bozen/Innsbruck/Wien 1990 213f., 237–251.
(11) Zu den Bauphasen der Stadtpfarrkirche und ihrer Datierung Wilhelm SYDOW, Die Vorgängerbauten der Pfarrkirche von Kitzbühel, in: Fundberichte aus Österreich 27 (1988), 249–255, zur Frage der Eigenkirche 252, und Johannes NEUHARDT, Kitzbüheler Seelsorgegeschichte, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV. Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. von Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 61–152, hier 63.
(12) Zur Seelsorge NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 61–152.
(13) Nach Monica JOAST, Kitzbüheler Bauernhöfe. Die Besitzergeschichte der Höfe im Gebiet der heutigen Stadtgemeinde Kitzbühel, Kitzbühel 2008, datiert die älteste Erwähnung des im Eigentum des Kloster Altomünster stehenden Hofes Stegen in die Mitte des 12. Jahrhunderts (631). Auf einer breiteren Basis setzen die Erwähnungen von Kitzbüheler Höfen mit den ältesten Herzogsurbaren von 1240 bzw. 1280 ein. Beispiele dafür sind Högl oder Streitberg (ebd., 568, 161).
(14) Zur Besitzergeschichte der drei Ansitze siehe: Klaus KOGLER, Kitzbüheler Edelsitze, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 349–448.
(15) Die meisten Bauernhöfe im Bichlach sind schriftlich erstmals im Kitzbüheler Salbuch von 1416 (Tiroler Landesarchiv, Urbar 91/1), einige schon im 14. Jahrhundert bezeugt, wie JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 12), 302–417 belegt. Die Rodungslandschaft des Bichlach ist am besten auf Luftbildern erkennbar, siehe etwa: Wido SIEBERER, Cityguide Kitzbühel, Innsbruck 2006, 4f.
(16) Zur sozialen Stellung der Bauern im ausgehenden Mittelalter siehe: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), 559–563; zum Siedlungsausbau und den mit Zinserleichterungen verbundenen Schwaighöfen im Kitzbüheler Raum: Dieter ASSMANN, Das Werden der Kulturlandschaft des Kitzbüheler Raums, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band I: Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1967, 81–107, hier 91–94.
(17) Franz-Heinz HYE, Kitzbühel, in: Die Städte Tirols, Teil 1: Bundesland Tirol, Wien 1980, Wien 1980 (Österreichisches Städtebuch 5/1), 136.
(18) Eduard WIDMOSER, Blick in das Leben der Stadt, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 241–388, hier 243.
(19) Die Stadterhebungsurkunde befindet sich im Stadtarchiv Kitzbühel (Urkunde 1). Text und Kommentar bei WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 244f. Widmoser hält eine Markterhebung anlässlich der Teilung des Herzogtums Bayern für möglich.
(20) Zu den verschiedenen Landesherren Kitzbühels: Ferdinand KOGLER, Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. Folge (1908), H. 52, 1–93, WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 243–247, HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 136. Zur Dauer der bayerischen Herrschaft während der Napoleonischen Kriege siehe FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, Bozen/Innsbruck/Wien, 1. Aufl. 1986, 500–502, 541–544.
(21) Das Brixental wurde vom Gericht Itter / Hopfgarten verwaltet, zu seiner Geschichte siehe: Wilfried BEIMROHR, Mit Brief und Siegel. Die Gerichte Tirols und ihr älteres Schriftgut im Tiroler Landesarchiv, Innsbruck 1994, 234–236.
(22) Eine Besprechung diesbezüglicher Quellen findet sich bei Manfred RUPERT, Zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens in der Herrschaft Kitzbühel bis ins 17. Jahrhundert, Diss. Innsbruck 1985, 3, 5, Anm. 30. Rupert hält das Auftreten der Velber als Auslöser für die Stadtgründung für möglich (mündliche Mitteilung September 2008).
(23) Diese Meinung vertreten etwa Franz-Heinz HYE, Kitzbühel – Bayerische Grenzstadt – Bergwerksort – Fremdenverkehrsmetropole, in: Kitzbüheler Anzeiger 28 (1977), Nr. 42, 5–8; Nr. 43, 5f.; Nr. 45, 3f.; Nr. 46, 5, hier Nr. 44, 6, oder Wido SIEBERER, Kitzbühel und seine Region im Wandel der Geschichte (auf Basis von Artikeln im Kitzbüheler Anzeiger herausgegebene Broschüre), Kitzbühel 2001, 6. Ein möglicher Grund für die Stadterhebung könnte auch im Bergbau liegen, doch wird dieser erst im 15. Jahrhundert im Kitzbüheler Salbuch erwähnt und dürfte, wenn im 13. Jahrhundert schon betrieben, von noch nicht allzu großer Bedeutung gewesen sein.
(24) In diesem Sinne HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23), Nr. 42, 6. Manfred Rupert hält eine diesbezügliche Vereinbarung des bayerischen Herzogs mit dem Bistum Bamberg als größten Grundherren im Kitzbüheler Raum für möglich (mündliche Mitteilung im Juli 2008), vgl. dazu auch die Karte „Die Grundherrschaften der Kitzbüheler Höfe” in JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 13) 654f.
(25) Stadtarchiv Kitzbühel, Urkunde 3; siehe auch WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 294–297 (Das Ehrenbach- und Schattbergstift).
(26) RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 249, Anm. 964.
(27) Otto STOLZ, Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, Teil 1, Nordtirol, Hälfte 1; Wien [u. a.] 1923 (Archiv für Österreichische Geschichte 107,1 = Abhandlungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 14), 74–76. Zu den Werchaten siehe auch: Peter BRANDSTÄTTER, Die Werchate und ihre Bedeutung für die Verwaltung des Landgerichtes Kitzbühel, in: JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 12), 656–663. Die im Landgericht Kitzbühel nur sehr schwer nachvollziehbare Entstehung und Entwicklung der Territorien und Verwaltung der Gemeinden wird am Beispiel St. Johann beleuchtet von: Franz-Heinz HYE, Die Marktgemeinde St. Johann in Tirol – Geschichte einer Unterländer Kreuztracht an der Hauptlandstraße, in: Die Marktgemeinde St. Johann in Tirol. Natur und Mensch in Geschichte und Gegenwart, hg. v. der Marktgemeinde St. Johann in Tirol, Bd. I, St. Johann in Tirol 1990, 67–158, hier 92–106.
(28) WIDMOSER, Blick (wie Anm. 18), 243–281.
(29) Zur Besitzergeschichte siehe: Johanna FELMAYER, Die profane Baugeschichte der Stadt Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Bd. III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, 9–248, hier 77f.
(30) Hiezu BEIMROHR, Brief (wie Anm. 21) 223f.
(31) Zum Verlauf der Stadtmauer siehe: Martin BITSCHNAU, Baualterplan der Stadt Kitzbühel, hg. v. der Stadtgemeinde Kitzbühel, Gesamtbearbeitung Institut für Geographie – Universität Innsbruck, Innsbruck 2004 (Aufnahmestand: Mai 1983). Der hier eingetragene Verlauf wurde im Unterschied zur Annahme von FELMAYER, Baugeschichte (wie Anm. 29), 9–248, insbesondere 14–16 – durch die späteren baulichen Nachweise bestätigt. Die unterschiedlichen Auffassungen sind in einem regen Schriftverkehr ausgetauscht und teilweise auch publiziert worden, so von HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23), Nr, 43, 6. Der Streit ist heute zugunsten der von Bitschnau und Hye vertretenen Auffassung entschieden, auch wenn Felmayer in einer späteren Publikation skeptisch bleibt (Johanna FELMAYER, Erinnerungen an Kitzbühel. Als Kunsthistorikerin unterwegs in einer alten Stadt, in: Berg' 98. Alpenvereinsjahrbuch, München/Innsbruck/Bozen 1998, 61–76, hier 70). Der diesbezügliche Schriftverkehr sowie die teilweise in den Fundberichten aus Österreich veröffentlichen Fotos und Berichte finden sich im Stadtarchiv Kitzbühel.
(32) So HYE, Kitzbühel (wie Anm. 23) Nr. 45, 3. Hye geht auch davon aus, dass die Stadtmauer ursprünglich frei stand (Nr. 43, 5).
(33) SYDOW, Vorgängerbauten (wie Anm. 11), 252–255, Martin BITSCHNAU, Beobachtungen zur Baugeschichte der Stadtpfarrkirche St. Andreas in Kitzbühel, in: Tiroler Heimatblätter 53 (1978), H. 2, 45–48.
(34) Tiroler Landesarchiv, Codex 91/1, fol. 2; zur Lokalisierung der 1416 erwähnten Vorkommen und zu Hinweisen auf eine frühere Bergbautätigkeit: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 5–7.
(35) Zur Geschichte dieser beiden Bergbaue: Georg MUTSCHENLECHNER, Kitzbüheler Bergbaugeschichte, in: Stadtbuch Kitzbühel II: Vorgeschichte und Bergbau, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1968, 137–225, hier 180–182.
(36) Zur Familie und Kupferschmid-Stiftung: Erich EGG, Die Kunst in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band III, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 247–348, hier 447–476.
(37) RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 20–60.
(38) Vgl. die umfassenden Darstellungen von RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 147–167 (vom Beginn des Rerobichl-Bergbaus bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts) und MUTSCHENLECHNER, Bergbaugeschichte (wie Anm. 35), 137–225 (Geschichte der verschiedene Bergbaue in Kitzbühel von ihren Anfängen bis zum Ende der Bergbautätigkeit).
(39) Eine umfangreiche Auflistung und, soweit möglich, topographisch exakte Bestimmung der Schmelzhütten in Kitzbühel bietet RUPERT, Berg- und Hüttenwesen, 20–24 (mit Hinweisen auf Mühlbäche und Mühlen und topographischen Bestimmungen der „Wasserscheid” bzw. des „Grieses” vor allem in Anm. 148 und 172–174), 49–60, 326–333, und 338–354; zu den Mühlbächen und Mühlen weiters: Hans FILZER, Eine historische Wanderung entlang den Mühlkanälen in Kitzbühel, in: Kitzbüheler Nachrichten (29) 1929, Nr. 39–45, jeweils 1f.; und Matthias RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot verunziert den Rahmen der Landschaft. Aus dem Kitzbüheler Wirtschaftsleben um 1900, in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 33–73, hier 49–55.
(40) HYE, Städte (wie Anm. 17), 140f.
(41) Nach FINSTERWALDER, Namenkunde (wie Anm. 9), 32f. wird die Ehrenbachgasse als „Hadergasse” erstmals 1473 erwähnt.
(42) Lukas MADERSBACHER (Hg.), Tiroler Ausstellungstrassen. Die Gotik, Mailand 1994, 119; Martin BITSCHNAU, Kitzbühel – Filialkirche hl. Katharina. Baugeschichtliche Untersuchung 1982, Innsbruck 1984 (sechsseitiges Manuskript mit zwei Abbildungen im Stadtarchiv Kitzbühel); zur Diözesansynode: NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 63f.
(43) Die Besitzverhältnisse der Bergbautreibenden in der Blütezeit des Rerobichler Bergbaus werden detailliert dargestellt von: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 159–163 (Amtssitz des Bergrichters), 230–249 (Gewerken und Gewerkenhäuser in Kitzbühel), 333–338 (Silberbrennamt).
(44) Zu den gotischen Bauphasen der Pfarrkirche: SYDOW, Vorgängerbauten (wie Anm. 11), 255, BITSCHNAU, Beobachtungen (wie Anm. 33), 45–48, Martin BITSCHNAU, Pfarrkirche St. Andreas – Bauanalyse des Kirchturmes 1977 (Manuskripte, Fotos und Plan im Stadtarchiv Kitzbühel).
(45) Zur Liebfrauenkirche und ihren verschiedenen Bauphasen einschließlich der Errichtung des Glockenturms: Martin BITSCHNAU, Peter LARCHER, Der Turm der Liebfrauenkirche zu Kitzbühel, Tirol. Bauanalyse und Zeitstellung, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege (XXXVI) 1982, 1–6; weiters zu den genannten Kirchen sowie zu Ibergkapelle, Pfarrhof und Spitalkirche: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol, Wien 1980, 417–423, 426f., Erich EGG, Kunst in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 249–348, hier 251–254, zur Spitalkirche Otto KOSTENZER, Gesundheitswesen in Kitzbühel, in Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 389–472, hier 412.
(46) Original im Haus-, Hof und Staatarchiv, Wien (Handschrift Weiß 231, Band 9).
(47) Zu Dominikanern und Rosenkranzbruderschaft: NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 74–81.
(48) Eine umfassende Darstellung des Theaterwesens in Kitzbühel bietet: Norbert HÖLZL, Theater in Kitzbühel, in Stadtbuch Kitzbühel Band III: Baugeschichte, Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Schlösser, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1970, 477–580.
(49) Zum Barock in Kitzbühel und Kitzbüheler Barockkünstlern siehe: EGG, Kunstgeschichte (wie Anm. 36), 260–283, Erich EGG, Barock in Kitzbühel [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Tiroler Landesmuseum], Innsbruck 1971. Seit 2007 liegt eine fundierte und penibel recherchierte Biographie der Familie Faistenberger vor: Andreas FAISTENBERGER, Die Faistenberger. Eine (Künstler)-Familie der Frühen Neuzeit, Innsbruck 2007 (Schlern Schriften 338).
(50) BITSCHNAU, Baualterplan (wie Anm. 31).
(51) BITSCHNAU, Baualterplan (wie Anm. 31), Dehio-Handbuch (wie Anm. 45), 422 (Kapuzinerkirche und -kloster), 426f. (Stadtspital, Pfarrhof), zum Neubau des Bruderhauses: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen, 324f.
(52) Der Strukturwandel der Kitzbüheler Wirtschaft in den Jahrzehnten vor und nach 1900 wird beleuchtet von Wido SIEBERER, Von der Agrargesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft. Kitzbühel in Pioniertagen und erster Blütezeit des Tourismus, in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 11–31 und von RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 33–73.
(53) Der rasche Besitzerwechsel und die vermehrten Käufe von Bauernhöfen durch Bürger oder Bergmänner ist ablesbar bei JOAST, Bauernhöfe (wie Anm. 13).
(54) Unter anderem wurden das Gubernium und die Kreisämter neu geregelt, siehe dazu: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, Bozen/Innsbruck/ Wien 1. Aufl. 1986, 594–603.
(55) STOLZ, Landesbeschreibung (wie Anm. 27), Hälfte 2, 1926, 787f. Das Haus der Viertelverteter, das sich in der Hinterstadt (Nr. 6, Bp. 34 KG Kitzbühel-Stadt) befand und bereits im 17. Jahrhundert als baufällig bezeichnet wurde, wurde 1837 versteigert. Beleg bei: RUPERT, Berg- und Hüttenwesen (wie Anm. 22), 249 Anm. 964. Bereits 1832 wurde von Bürgern im Namen der Stadt das Nachbarhaus Hinterstadt 4 angekauft, um als zeitgemäßes Gefängnis adaptiert werden zu können; vgl. Peter BRANDSTÄTTER, Die Fronfeste, in: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 5 (2004), Nr. 4, 7f.
(56) Zur Schaffung der Landgemeinde Kitzbühel siehe STOLZ, Landesbeschreibung (wie Anm. 27) 787f.; vgl. auch den Hinweis bei Manfred RUPERT, Apotheker, Botaniker und Politiker Joseph Traunsteiner, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 473–520, hier 488.
(57) Zur Neuordnung der Verwaltung und des Justizwesens im Gefolge der Revolution von 1848: FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 3, 8–14 und 28f.
(58) Zu den Verbesserungen der Verkehrswege im Vormärz siehe FONTANA u. a., Geschichte Tirol (wie Anm. 10), Bd. 2, 641 (erste Bauperiode), 645 (zweite Bauperiode 1830–60). Die entsprechenden städtebaulichen Maßnahmen in Kitzbühel werden in einer um 1836/37 entstandenen Lithographie von Alois Schilling illustriert (Abbildung u. a. in: Wido SIEBERER, Kitzbüheler Stadtansichten, Kitzbühel 2004, 8f.).
(59) Eckdaten zur Geschichte des Schulwesens in Kitzbühel bei HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 143.
(60) Zur Pionierzeit des Kitzbüheler Tourismus, SIEBERER, Agrargesellschaft (wie Anm. 53), 17–31.
(61) Zu den Anfängen des Tourismusbetriebes am Schwarzsee siehe Wido SIEBERER, Die Entdeckung des Schwarzsees als Erholungsraum in der Pionierzeit des Kitzbüheler Tourismus, in: Wido SIEBERER (Hg.), Bunte Vielfalt am Schwarzsee. Beiträge zu Flora und Fauna und zur Geschichte eines Naturjuwels, Kitzbühel 2007, 90–99.
(62) Franz REISCH ist Gegenstand zahlreicher Publikationen. Eine umfangreiche Würdigung ist anlässlich seines 100. Geburtstages erschienen: Hundert Jahre „Skibürgermeister” Franz Reisch. Zum Andenken an den Begründer des Skisports und Pionier die Fremdenverkehrs in Kitzbühel in: Kitzbüheler Anzeiger 41–45 (1963), jeweils 3f. Darin sind Auszüge aus seinem Tagebuch, sowie Abdrucke mehrerer Artikel von und über ihn enthalten, u. a. des erstmals in der Jännerausgabe 1920 der „Volkszeitung” erschienenen Nachrufes von Hans Filzer. Kathrin DOTZLER, Zur Geschichte Kitzbühels als Tiroler Fremdenverkehrsort von 1845 bis 1939, Diplomarbeit München 2006, 64–74 beleuchtet Reischs Aktivitäten zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur. Zu seinen ersten Jahren in Kitzbühel vgl. Hans WIRTENBERGER, Viel zu elegant für Kitzbühel , in: Kitzbüheler Heimatblätter 3 (1993), Nr. 2, 1f.
(63) Vgl. hiezu RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 62–66.
(64) Inge RON, Bevölkerung und Landwirtschaft in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Band I: Raum und Mensch, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1967, 195–298, hier 200.
(65) Zum Neubeginn und zur Entwicklung des Tourismus der Zwischenkriegszeit siehe: Wido SIEBERER, Tiroler Bergstadt in mondäner Gesellschaft. Alfons Waldes Lebensraum „Kitzbühel” in der Zwischenkriegszeit, in: Gert Ammann, Alfons Walde, 1891–1958, 4. Aufl. Innsbruck. 2001, 142–152.
(66) Zum Folgenden vgl. Peter FISCHER, Traditionalismus kontra Moderne. Architektur in der Pionierzeit und ersten Blüte des Tourismus in Kitzbühel (1900–1938), in: Kitzbühels Weg ins 20. Jahrhundert. Von Landwirtschaft und Bergbau zu Sommerfrische und Wintersport, hg. v. Wido Sieberer, Kitzbühel 1999, 101–136.
(67) Peter BRANDSTÄTTER, Die Kitzbüheler Volksschule, in: Stadt Kitzbühel, Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 5, 3f. Peter FISCHER, Zur Architektur der Volksschule Kitzbühel, in: Stadt Kitzbühel, Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 5, 4f.
(68) NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 94f.
(69) Zu den Wiedertäufern in Kitzbühel siehe Grete MECENSEFFY, Täufertum in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel Band IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, hg. v. Eduard Widmoser, Kitzbühel 1971, 153–163, zu den Protestanten NEUHARDT, Seelsorgegeschichte (wie Anm. 11), 67–69.
(70) RUPERT, Traunsteiner (wie Anm. 57), 490–493.
(71) Kitzbüheler Bote. Anzeiger für den politischen Bezirk Kitzbühel und Umgebung 11 (1909), Nr. 48, 2; die freiheitliche Gesinnung wird u. a. betont: 12 (1910), Nr. 1, 1; 15 (1913), Nr. 50, 1; zur Auseinandersetzung Konservative – Freiheitlich in der Zeit um 1900 vgl. auch SIEBERER, Agrargesellschaft (wie Anm. 52), S. 16f. „Alldeutsche Allüren” attestiert Franz Reisch der sozialistische Landtagsabgeordnete Hans Filzer in seinem Nachruf auf den Bürgermeister in: Hundert Jahre „Skibürgermeister” (wie Anm. 62), Nr. 42, 3f.
(72) Bei den Gemeinderatswahlen von 1956, 1962 und 1968 erhalten SPÖ und die Allgemeine Kitzbüheler Liste – Junge Front zusammen etwas mehr Stimmen als die Freiheitliche und Parteifreie Kitzbüheler Gemeindeliste, die ÖVP fällt 1956 und 1962 etwas ab, vgl. Wahlergebnisse in: Kitzbüheler Anzeiger 7 (1956), Nr. 12, 3; 13 (1962), Nr. 15, 3; 19 (1968), Nr. 14, 1. 1974, 1980, und 1986 erhält die ÖVP klare absolute, 1992, 1998 und 2004 relative Mehrheiten, vgl. Kitzbüheler Anzeiger 25 (1974), Nr. 14, 1; 31 (1980), Nr. 13, 2; 37 (1986), Nr. 12, 2; 43 (1992), Nr. 12, 6; 49 (1998), Nr. 12, 6; 55 (2004), Nr. 11, 6.
(73) Die Einwohnerzahlen steigen von 5.419 im Jahr 1939, kriegsbedingt durch Flüchtlinge bis 1951 (7.211) sehr stark an, danach flacht die Kurve ab (1961: 7.744, 1979: 8.016 Einwohner). Daten aus: RON, Bevölkerung (wie Anm. 54) 200f., 259; HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 138, bis zum Ende des Jahrhunderts wächst die Bevölkerung wiederum auf 8.620 an und stagniert seitdem [http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-und-fakten/ statistik/downloads/bev-1999.pdf].
(74) Leo TSCHURTSCHENTHALER, Hans WIRTENBERGER, 75 Jahre Berufsschule Kitzbühel, Kitzbühel 1974, 28–32.
(75) HYE, Kitzbühel (wie Anm. 17), 144.
(76) RETTENWANDER, Kein Fabriksschlot (wie Anm. 39), 52.
(77) Zur Adaptierung des Altenwohnheimes: Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 7 (2003), Nr. 7, 15, zum Krankenhaus: Martin WÖRGÖTTER (Hg.), Das Krankenhaus der Stadt Kitzbühel, Kitzbühel 1966.
(78) Laut Kitzbüheler Anzeiger 6 (1955), Nr. 38, 3, fand am 9. September 1955 die Firstfeier des ersten Wohnhauses statt.
(79) 2006/07 weist Kitzbühel 715.392 Nächtigungen auf, Kirchberg 886.981 [http:// www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-und-fakten/statistik/downloads/fv-so2007.pdf] [http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/the-men/zahlen-und-fakten/statistik/downloads/fw-wi2007.pdf].
(80)[http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/zahlen-unakten/statistik/downloads/ BEV2007. pdf].
(81) Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 9 (2005), Nr. 12, 10.
(82) Stadt Kitzbühel. Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung 10 (2006), Nr. 12, 7.

 

 

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