b)
b)
Die allgemeine Aufregung, die schon der Kundmachung des königlichen Rescriptes voranging, und sie begleitete, wird von Stunde zu Stunde durch die andauernde Ungewissheit der nächsten Zukunft gesteigert. Im Publikum zirkuliren bereits schon die verschiedenartigsten Gerüchte über die Stimmung der Opposition, deren Verhalten natürlich für den Augenblick den Ausschlag gibt. Die Gerüchte werden um so begieriger aufgefasst, als immer und immer wieder von einer tiefen Spaltung bei der Opposition die Rede ist. Wie Sachkundige errathen lassen, bestehen zur Stunde 3 Fraktionen, vertreten durch Grafen Lónyay, Szentkirályi und Kossuth. Jeder dieser drei Männer hat mehrere Opositionelle hinter sich. In ihren Forderungen gehen sie stufenweise. Lónyay ist der Gemässigste, Kossuth der extreme Oppositionsmann, in der Mitte steht Szentkirályi. Kossuth, dessen gewaltigster Patheigänger Bónis ist, will durchaus beim Gravamen verharren, und in Folge dessen das Rescript zur Seite legen. Jener dagegen betrachtet es als eine Amica, und fordert nur die Garantie, dass die Regierung in Zukunft keine Administratoren ernenne. Die dritte Fraktion endlich will einen gewissen Zeitraum, nach dessen Verlauf die Administratoren durch Obergespänne ersetzt seyn sollen. Pázmándy kämpft an der Seite Szentkirályis. Kossuth übrigens biethet alle seine Kraft auf, um durchzudringen. Er hat die Opposition aufgefordert, den Bericht des in Angelegenheit der Administratoren ausgesendeten Ausschusses, der heute Nachmittag seine Schlussconferenz hielt, abzuwarten, wodurch er ihr beweisen, durch Facte beweisen will, dass es unmöglich sey, vom Princip des Gravamens zurückzutreten. Sein Eifer ist unermüdet, seine Kraftanstregung zu bewundern. Zur Stunde hat er die Möglichkeit noch nicht aufgegeben, alle 3 Fraktionen unter einen Hut zu vereinigen. Jedoch im Publikum zweifelt man stark daran. Lónyay soll durchaus die extramen Mittel nicht billigen wollen. In diesem Augenblicke wird bei Bohus eine fernere Conferenz gehalten, wo es wahrscheinlich zum Finalentschlusse kommen dürfte. Es heisst für den Fass, dass Kossuth in der Minorität bleibt, wird er mit dem Aufgebot seiner ganzen Geisteskraft in der Circular Sitzung auftreten, um dort mit seiner hinreissenden Beredtsamkeit den letzten Kampf zu beginnen.
Bei diesem ganzen Ereigniss ist für die ganze Welt das Auffallendste, dass Szentkirályi und Kossuth sich getrennt. Dieser Schlag trifft die Opposition am schwersten um so schmerzlich für sie, je unerwarteter er kam.
Másolat, M. Országgyűlés Levt. 11.203/b. sz.
