Das Volk der Kurgane von Szilágy-Nagyfalu

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Das Volk der Kurgane von Szilágy-Nagyfalu
Durch planmäßige archäologische Ausgrabungen gelang es 1878–1880 erstmals, die Anwesenheit der Slawen im Karpatenbecken mit Sicherheit nachzuweisen.*
Diese bahnbrechenden Ausgrabungen wurden von den versiertesten ungarischen Archäologen des vergangenen Jahrhunderts, von Professoren der Budapester Universität (F. Römer, K. Torma, J. Hampel) und dem Direktor des Ungarischen Nationalmuseums (F. Pulszky) geleitet.
Schauplatz der Ausgrabungen war Szilágy-Nagyfalu, wo von einer aus 43 Hügelgräbern bestehenden Gruppe 6 freigelegt wurden. Die Beobachtungen aus dem vergangenen Jahrhundert helfen die 1958 freigelegten weiteren 3 Hügel zu interpretieren. 1957/58 wurden 6 Gräber einer ähnlichen Hügelgruppe in dem heute zu Klausenburg gehörenden Szamosfalva freigelegt, nicht weit von dort, in Apahida, wurden zu Beginn des Jahrhunderts ähnliche Hügel untersucht. Alle diese Ausgrabungen beleuchten die einstige Existenz und die Hinterlassenschaft einer separaten, selbständigen slawischen Population in Nordwestsiebenbürgen.
Die großen, 3 bis 6 m hohen Tumuli enthielten in der Mehrheit quadratische oder rechteckige aus Balken zusammengefügte Totenhäuser, einige kleinere Hügel bargen ähnlich konstruierte sarggroße Grabkammern, und nur von einem einzigen Hügel wird erwähnt, daß er ohne Holzkonstruktion war. Sämtliche Hügel waren Gemeinschaftsgrabstätten mit 3 bis 22 Gefäßbeigaben. Die Gefäße dienten teils als Urnen, teils ebenso wie häufig von Eisenreifen zusammengehaltene Holzeimer als Nahrungsbehälter. In einigen Hügeln war die Asche auf den lehmverschmierten Boden oder auf einen Teppich gestreut, unter den Totenspeisen befand sich auch Schweinefleisch, das den Awaren fremd war.
Aus einigen Hügeln sowohl in Szilágy-Nagyfalu als auch in Szamosfalva kamen gut datierbare awarische Gürtelbeschläge aus Silber- und Bronzeguß nach bekannter Form zum Vorschein – diese und die Pferdebestattungen von Szilágy-Nagyfalu bezeugen, daß das Volk der Hügelgräber sich hier ansiedelte, als das Awarenreich noch bestand. Es mag sich bei ihnen um von den Awaren anerkannte (awarische Gürtel) freie slawische Verbündete handeln, die in seit der Vernichtung der Gepiden – zum Teil bereits schon vorher – unbewohnten Gebieten siedelten. Aus anderen unbeachtet gebliebenen Gräbern (z. B. Mojgrád) stammende Schmuckstücke sowie scheibengedrehte, mit eigenartigen Wellen und Linienbündeln verzierte Gefäße, ähnlich der in den Hügeln gefundenen, sind auch aus Häusern und Siedlungen bekannt (Nagyiklód, Csomafája, Szilágy-Nagyfalu, Kisnyíres, Bihar, Érszakácsi, Lázári usw. – in letzterem lag in einem halb in die Erde vertieften Haus auch eine eiserne Pflugschar). Die Funde des Szilágy-Gebietes sind mit den Funden aus den Siedlungen im Bodrog- und oberen Theißgebiet (Karcsa, 102Anarcs) sowie ihren Hügelgräberfeldern (Királyhelmec/Královský Chlmec und Tarpa) verwandt.
Zur genaueren Herkunftsbestimmung dieser slawischen Gruppe bedarf es noch weiterer Untersuchungen. Die Brandbestattung in Hügeln, das spezifische Töpferhandwerk und der Ursprung einiger Schmuckgegenstände deuten auf ein Gebiet außerhalb der Karpaten hin. Wahrscheinlich läßt sie sich mit neu eingewanderten „Ostslawen“ in Verbindung bringen, obwohl dieser Begriff sich bei der im 8. Jahrhundert noch einheitlichen slawischen Sprache nur auf eine stammesmäßig-politische Abstammung beziehen kann.
Im zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts zog sich diese Siedlergruppe am Kleinen Samosch – offensichtlich vor den im Miereschtal erscheinenden feindlichen Bulgaren – auf die nordwestliche Seite des Meszeschgebirges zurück. Mit dem unter bulgarischer Herrschaft stehenden Miereschtal hielten sie nur eher losen Kontakt. Gerade die Funde von Szilágy-Nagyfalu lassen vermuten, daß sich in der nahen Siedlung auch vor den Bulgaren geflohene Slawen befanden. Die archäologischen Angaben belegen, daß die slawische Bevölkerung vom Szilágy-Nagyfalu-Typ im Samosch- und Krasznagebiet die ungarische Landnahme erlebte und überlebte, obwohl ihr Siedlungsgebiet auf Hügel und Waldlichtungen zurückgedrängt wurde. Bis heute erinnern zahlreiche slawische Fluß- und Ortsnamen an sie, die erst ins Ungarische und dann ins Rumänische übergingen. Diese sich nur langsam magyarisierende slawische Bevölkerung in den mittelalterlichen Komitaten Sathmar und Kraszna spielte in der ungarischen Siedlungsgeschichte Siebenbürgens keine Rolle – die frühungarische Ansiedlung vollzog sich überall südlich der slawischen Bevölkerung von Szilágy-Nagyfalu. Bisher fanden sich auch keinerlei Spuren einer über die Stammesgesellschaft der hiesigen Slawen hinausweisenden politischen Organisation; wie es scheint, haben sie auch keine Burgen errichtet.

 

 

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