Bronzezeit

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Bronzezeit
An die Stelle der Folteşti-III-Zăbala-Kultur gelangten bald neue Einwanderer nach Südostsiebenbürgen und ins gesamte Gebiet der Walachei. Um die Mitte der frühen Bronzezeit war es das Volk der Glina-III-Schneckenberg-Kultur. Es errichtete seine Dörfer auf herausragenden Höhen. An Tieren hielten seine Angehörigen vor allem Schafe; die Eggen aus Geweih waren primitiv, deuten aber immerhin auf eine Feldbearbeitung hin.
10Das aus Lehm gefertigte Wagenmodell aus Kucsuláta bezeichnet den Einsatz einer Bespannung. Außer krummen Steinmessern und geschliffenen Steinäxten gab es nur wenige Kupferwerkzeuge: Ahlen und Meißel, manchmal auch Flachbeile, Beile und Dolche. Das Material der groben Gefäße ist mit Sand und zerriebenen Muschelschalen vermischt, die Oberfläche der ein- und zweihenkligen Töpfe sowie kleinen Henkeltassen ist geglättet. Die Toten sind in Hockstellung in Steinsärgen bestattet, selten findet man Gebrauchsgegenstände als Beigabe.
In der Zeit, als entlang des Alts das Volk der Glina-III-Schneckenberg-Kultur lebte, befanden sich alle anderen Gebiete Siebenbürgens weiterhin im Besitz der Coţofeni-Bevölkerung. Die Hauptverzierungen ihrer Gefäße aus dieser späten Phase sind vertiefte Linien, die früher allgemein verbreitete Linsenverzierung wird seltener, wenn sie nicht sogar verschwindet. In Kelling bestanden die Häuser aus lehmverschmiertem Geflecht bereits aus zwei Räumen und besaßen eine Feuerstelle – eine Folge der veränderten Lebensweise. Wahrscheinlich besteht zwischen dem längeren Verbleib an einem Ort und der größeren Dichte der Siedlungen der Cîlnic-Kultur im Siebenbürgischen Erzgebirge ein Zusammenhang. In diesem Gebiet treten die sogenannten östlichen Kupferbeile, deren Vorläufer bereits aus der Zeit der Cernavoda-III-Kultur bekannt sind, häufig auf. Natürlich wurde diese in Ostmitteleuropa allgemein verbreitete Waffe nicht nur auf dem Gebiet der Cîlnic-Kultur gefertigt, doch besagt es viel, daß ein bedeutender Fund von mehr als 40 Beilen hier, in Bányabükk ans Licht gekommen ist.
Um die Wende von der frühen zur mittleren Bronzezeit wanderten Gruppen aus der Moldau nach Südostsiebenbürgen ins Drei-Stühle-Becken ein. Das ist das mit der Monteoru- und Costişa-Kultur verwandte Volk der Ciomortan-Kultur. Sie umgaben ihre auf dem Burghügel von Csíkcsomortány errichteten Siedlungen mit einem Schutzwall. Von ihren zweihenkligen Krügen, kugelförmigen Schalen und ihren Tassen wurden auch einige den in Hockergräbern bestatteten Toten beigegeben.
In einigen ihrer befestigten Siedlungen können sie nicht lange gelebt haben. Sie konnten dem Einströmen neuer Gruppen der Monteoru-Kultur nicht standhalten und zogen sich in die westlichen Gebiete Siebenbürgens zurück. Ihre Gefäße, die mit charakteristisch eingeritzten Dreiecken und mit durch eingestochene Punkte ausgefüllten Linienpaaren verziert sind, sowie ihre breitmündigen Töpfe erscheinen später noch einmal in der Wietenberg-Kultur.
Die ältesten Funde aus der materiellen Kultur der Wietenberg-Bevölkerung sind im Norden (auch außerhalb Siebenbürgens) zum Vorschein gekommen. Die ältesten Teile sind in vieler Hinsicht mit der frühbronzezeitlichen Ottomány-Kultur im Gebiet jenseits der Theiß verwandt, Einflüsse der Ciomortan- und der Tei-Kultur machen sich erst später bemerkbar. Wie die Menschen der Ottomány-Kultur äscherten auch die Bewohner Siebenbürgens in der mittleren Bronzezeit ihre Toten ein, während ihre Nachbarn in der Großen Ungarischen Tiefebene und außerhalb des Karpatenbeckens ihre Toten bestatteten. Anscheinend ist zu Beginn der mittleren Bronzezeit die Bevölkerung aus dem Gebiet jenseits der Theiß nach Siebenbürgen vorgedrungen, deren Funde auch in Desch und in Bágyon am Aranyos vorkommen. Sie hat sich dort mit der Bevölkerung der Ciomortan- und ganz im Süden mit der der Tei-Kultur vermischt.
11Das Volk der Wietenberg-Kultur eroberte mit Ausnahme des Gebietes jenseits des Hargitagebirges ganz Siebenbürgen. Im Drei-Stühle-Becken ließ sich das Volk der Monteoru-Kultur nieder. Die Siedlungen der Wietenberg-Kultur kommen an den unteren Terrassen der Flüsse, in den Hochebenen und an gut zu verteidigenden Gipfeln vor. Ihre Bauten waren Block- oder Sohlenbalkenhäuser, aber auch in die Erde vertiefte Hütten. Auffallend selten sind mit dem Ackerbau verbundene Gegenstände belegt, bedeutend jedoch war die Jagd und die Tierzucht, in erster Linie die Rinderhaltung. Da die Menschen der Wietenberg-Kultur die ausschließlichen Besitzer der Metallfundstätten in Siebenbürgen waren, haben sie Getreide wahrscheinlich im Tausch gegen Gold und Bronze bekommen.
Alle Arten von Bronzegegenständen und Goldschmuck, die in Ostmitteleuropa bekannt waren, sind auf ihrem Gebiet zum Vorschein gekommen, aber nur sehr selten als versteckte Schatzfunde, obwohl Hortfunde an ihren Grenzen eine Art Ring bilden. Deshalb und ihrer „Hochburgen“ wegen können wir eine zahlenmäßig starke Krieger-Aristokratie annehmen. Außer den Bronzebeilen des östlichen Typs und Nackenscheibenäxten benutzten sie die gleichen Dolche als Waffen wie die Achaier Mykenes. Der Langdolch als Kampfwaffe ist in Ostmitteleuropa ebenso ungewöhnlich wie – abweichend von den umliegenden Gebieten – das Fehlen von Hinweisen auf die Benützung von Pferden als Reittier.
Da auch andere Züge die Wietenberg-Kultur mit der Mykene-Kultur verbinden, ist es nicht ausgeschlossen, daß die im 16.–15. Jahrhundert v. Chr. von Süden her nach Siebenbürgen eingedrungenen Krieger über die ansässige Bevölkerung herrschten. Der Reichtum dieser Aristokratie wurde noch durch die zunehmende Erzförderung und den Verkauf der hergestellten Metallgegenstände vergrößert. Die Produkte der Metallhandwerker werden meistens außerhalb des Gebietes der Wietenberg-Kultur gefunden, wo die Händler leicht in die Hände beutehungriger Fremder fallen konnten. So sind möglicherweise die Hortfunde von Cófalva auf dem Gebiet der Monteoru- Kultur mit Goldäxten, -scheiben und anderem Schmuck oder von Perşinari in Muntenien (aus dem Besitz des Volkes der Tei-Kultur) mit Goldschwertern und -dolchen zusammengekommen. Aus ähnlichem Grund können mehrere andere Hortfunde außerhalb des Gebietes der Wietenberg-Kultur versteckt worden sein.
Der durch das Gold bedingte Wohlstand zeigte sich auf allen Lebensgebieten. Die nicht an die Feldarbeit gebundenen Frauenhände schufen reich verzierte Haushaltsgegenstände, von denen nur die Lehmgefäße bekannt sind. Die kugelförmigen Töpfe, Henkeltassen und Schalen schmückten sie durch Einritzen, Stempeln und Stechen mit Mäandern und Spiralen. Um die Zeremonien auch äußerlich zu unterscheiden, fertigten sie Askoi, Rührgefäße mit mehreren Mundöffnungen und Wagenmodelle. In den Kultbauten gab es verzierte, heilige Feuerstellen wie z. B. auf dem der Kultur den Namen gebenden Wietenberg bei Schäßburg.
Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. fielen von Norden mitteleuropäische Hirtenstämme in das Karpatenbecken ein. Diese eine Kettenreaktion auslösende Völkerbewegung brachte mittel- und unmittelbar die wirtschaftliche Basis der Schmiede, Händler und Kriegsleute Siebenbürgens ins Wanken. Auf den gut bekannten Straßen, auf denen sie vordem ihre Waren transportiert hatten, zogen bisher nie gesehene Menschen. Flüchtende 12Gruppen kamen auch nach Siebenbürgen, die lokale Bevölkerung sah sich gezwungen, ihre Wertgegenstände zu vergraben.
Am Mieresch nahm die nachdringende Bevölkerung der „Hügelgräber“-Kultur Südsiebenbürgen in Besitz, ihre Hinterlassenschaft kommt in der Umgebung von Hermannstadt, in der Siebenbürgischen Heide und jenseits des Hargitagebirges zum Vorschein. Zusammen mit der einstigen Bevölkerung der Großen Ungarischen Tiefebene besetzten sie auch Südwestsiebenbürgen. Ein Teil des Volkes der Wietenberg-Kultur zog sich in die Berge zurück und baute Bergsiedlungen, die Mehrheit aber verzog sich nach Norden. Hier, am Samosch, in Marmarosch und in der Karpatoukraine verteidigten sie sich zusammen mit dem Volk der Gyulavarsánd-Kultur gegen das sie von Süden und Westen her bedrängende Volk der „Hügelgräber“Kultur bzw. die mit diesem Volk vermischten Gruppen (Felsőszőcs-Gruppe).
Unter diesen Bedingungen wurde Siebenbürgen wegen der fehlenden Bevölkerungseinheit auf einem größeren Gebiet in der Frühphase der späten Bronzezeit eine leichte Beute der aus den östlichen Steppen einfallenden Hirtenvölker. Diese Bevölkerungsbewegung wird nicht durch vergrabene Schätze angezeigt, da die autochthone Bevölkerung nichts mehr zu verstecken hatte. Die über die Karpatenpässe vorstoßenden neuen Herren, das Volk der Noua-Kultur, drangen im Norden bis zum mittleren Samosch, im Westen bis zum Siebenbürgischen Erzgebirge vor.
Die Siedlungen dieses Rinder und Schafe haltenden Volkes sind kaum bekannt. In der Moldau wohnten sie in Holzbauten leichter Konstruktion, wahrscheinlich existierten diese auch in Siebenbürgen. Ihre Toten bestatteten sie in Hockstellung in Gräberfeldern oder in Urnengräbern. Der Großteil ihrer mit Rippen verzierten Gefäße, zweihenklige Töpfe, stammt von den in der Monteoru-Kultur aufgegangenen Gruppen. Ihre dreispitzigen Pfeilspitzen aus Knochen, die knöchernen Trensenglieder ihrer Pferdezügel mit drei Löchern, ihre bronzenen Warzenhalsnadeln und Hakensicheln führen weit nach Osten, zu der zwischen Dnjestr und Dnjepr lebenden Sabatinowka-Kultur. Diese Protoeuropiden (in Siebenbürgen tauchen auch alpine und mediterrane Typen auf) sprachen wahrscheinlich eine altiranische Sprache. So bedeutet die Ansiedlung des Volkes der Noua-Kultur im Karpatenbecken das erstmalige Erscheinen von Iraniern in diesem Raum.
Irgendwann zu Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. waren die Bewohner Siebenbürgens und des Samosch-Theiß-Gebietes gezwungen, ihre angesammelten Schätze zu verstecken. Die Mehrheit des Volkes der Noua-Kultur flüchtete nach Osten, um nicht in Knechtschaft zu fallen.
Die neuen Eroberer, die Gemeinschaften des Volkes der Gáva-Kultur, besetzten nach und nach das Gebiet entlang der Kokel, das Tal des Alt, die Siebenbürgische Heide und das Samosch-Gebiet. Ein Teil ihrer Siedlungen war befestigt, man wohnte in Block- oder Sohlenbalkenhäusern, in ovalen oder viereckigen in die Erde vertieften Hütten mit einer Feuerstelle aus Lehm in der Mitte. Sie züchteten hauptsächlich Rinder und besaßen einen bedeutenden Pferdebestand. Trotz der zahlreichen gefundenen Bronzesicheln war der Ackerbau von geringer Bedeutung, der Großteil ihrer Fleischnahrung stammte aus der Jagd.
Mit ihrer Ansiedlung blühte erneut das Bronzehandwerk in der Gegend des Siebenbürgischen Erzgebirges auf. Fast alle Werkzeuge, Geräte, Waffen und Schmucksachen fertigten sie aus Bronze. Äxte, Sicheln, Schwerter, Lanzen, 13Gürtel, Nadeln und Kessel gerieten in großer, kaum feststellbarer Zahl als Fundbestände in die Erde, so in Ispánlak, Felsőmarosújvár, Großschenk und Prenzendorf.
Das seine Toten verbrennende und in Urnen bestattende Volk der Gáva-Kultur und die mit ihm verwandten Gruppen besetzten zum Ende der Bronzezeit immer weitere Gebiete. Außerhalb Siebenbürgens sind ihre Siedlungen und Gräberfelder im Banat und im Gebiet jenseits der Theiß, östlich der Karpaten in Galizien und Bessarabien zu finden. Einige ihrer Gruppen gelangten bis ins Dnjepr-Gebiet. Südlich der Karpaten, in der Walachei und in Nordbulgarien, lebte in dieser Zeit eine Bevölkerung, die, nach den Überresten ihrer materiellen Kultur zu urteilen, eine dem Volk der Gáva-Kultur ähnliche Sprache gesprochen haben könnte. Dieses Gebiet ist im großen und ganzen mit den späteren bekannten Wohnorten der Daker, Geten und Mösier identisch.
Zwischen dem Ende der späten Bronzezeit und der Erwähnung der Völker in den antiken Quellen sollte man keine bedeutenden Bevölkerungsbewegungen annehmen, die auf diesem ausgedehnten Gebiet zu einem Austausch eines Großteils der Bevölkerung geführt hätten. Darum ist es wahrscheinlich, daß die Gáva-Kultur und die Überreste verwandter Gruppen die Relikte der Vorfahren von Dakern, Geten und Mösiern ist. Ihr Ursprung ist klar: Ein langsamer Verschmelzungsprozeß der autochthonen Bevölkerung aus der mittleren Bronzezeit mit dem Eroberervolk der „Hügelgräber“-Kultur führte schließlich zur Entstehung von Völkern mit gemeinsamer oder ähnlicher Sprache am Ende der Bronzezeit.
Das ruhige Leben der Bergleute und Händler nahm in der ausgehenden späten Bronzezeit ein Ende. Im Donauraum und im Karpatenbecken tauchten zu dieser Zeit erneut asiatische Reitergruppen auf, die dem friedlichen Leben in den Bauerndörfern ein Ende machten. Die sich aus verschiedenen Völkern zusammensetzenden – oftmals sich auch bekämpfenden – Invasoren verlegten ganze Dörfer, entvölkerten sogar in einigen Fällen größere Gebiete. Nachdem sich die Wellen dieser Bevölkerungsbewegungen wieder gelegt hatten, sind entlang der Donau verschiedene Gemeinschaften festzustellen, die zum Teil sehr klein waren, sich in den meisten Fällen jedenfalls aus vermischten Ethnien gebildet hatten. Auf dem Gebiet der Gáva-Kultur und ihr verwandten Gruppen erfolgte ein interner Bevölkerungsaustausch: Ein Großteil der spätbronzezeitlichen Bewohner Siebenbürgens wanderte wahrscheinlich in das Gebiet jenseits der Karpaten ab. Ihre verlassenen Dörfer besetzten zusammen mit den Eindringlingen Siedler aus dem Gebiet der unteren Donau, zum kleineren Teil aus dem südlichen Transdanubien (dem westlich der Donau gelegenen Teil des heutigen Ungarns).

 

 

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