Eisenzeit und erste historische Völker

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Eisenzeit und erste historische Völker
Die ältesten Denkmäler des Volkes der Basarabi-Kultur tauchen am mittleren Mieresch auf. Dieses Volk hat sich später im gesamten Siebenbürgischen Hochland niedergelassen. Im Gegensatz zu ihren Verwandten in der Walachei hatten ihre Siedlungen eine größere Kontinuität, oft waren diese auch befestigt. Zwischen ihren Häusern aus lehmverschmiertem Geflecht errichteten sie auch luftige Hütten. Dieses Volk lebte hauptsächlich von der 14Viehzucht; ein bedeutender Teil der Bevölkerung widmete sich der Metallkunst. Kennzeichnend dafür sind Funde aus dem Grenzgebiet, die Bronzegegenstände enthalten, die bei der Bevölkerung Siebenbürgens nicht oder nur sehr selten, dafür aber in den umliegenden Gebieten in Gebrauch waren.
Es existierte auch ein entwickeltes Eisenhandwerk; neben Waffen und Werkzeugen fertigten sie auch Teile des Pferdegeschirrs und Kleiderzubehör immer häufiger aus Eisen. Anstelle des früheren Zaumzeugzubehörs aus Bronze begannen sie, Eisentrensen derselben Form herzustellen. Ihre Waffen – Schwert und Akinakes, das zweischneidige Kurzschwert – sind häufig von ähnlicher Form wie die spätbronzezeitlichen Antennenschwerter. Es kommen auch einschneidige Krummdolche mit T-förmigem Knauf vor, wie bei den Waffen ihrer Nachbarn, der Balta-Verde-Gruppe.
Über die Goldbearbeitung ist nicht viel bekannt, es ist aber anzunehmen, daß mehrere Goldgegenstände des Karpatengebietes hier ihren Ursprung haben, weil in dem Fund von Michelsdorf unter anderem die Analogie zu dem Armreifen aus dem Fund von Dalj und der Flügelperle aus dem Fund von Michałkovo zum Vorschein gekommen ist. Auch aus späterer Zeit tauchen nur vereinzelt Goldgegenstände auf; darum ist anzunehmen, daß zumeist für den Handel gearbeitet wurde.
Zu dieser Zeit herrschte in Siebenbürgen ein einheitlicher Bestattungsritus. Die Toten wurden in Rückenlage, mit ausgestreckten Beinen begraben, den Kopf nach Westen oder Osten. Außer ihrer Bekleidung und ihrem Schmuck wurden ihnen auch ihre Waffen und Werkzeuge ins Grab gelegt, als Speisebeigaben Rindfleisch und in den Gefäßen sicherlich auch Getränke. Als Folge des strengen Ritus gelangten nur drei Gefäße ins Grab, eine Urne, eine Henkeltasse und eine Schale mit eingezogenem Rand. Aus der Frühphase unmittelbar nach der Spätbronzezeit existieren auch Angaben über Hügelgräber und Reiterbestattungen, die Gefäße zeigen aber auch damals schon die Merkmale späterer Zeit. Als im Gebiet der unteren Donau und in der Großen Ungarischen Tiefebene die scheibengedrehten Gefäße immer häufiger wurden, gelangten in Siebenbürgen noch immer Gefäße, die eher den früheren glichen, in die Gräber.
Diese früheisenzeitliche Bevölkerung, die sich streng an das Ritual hielt, war zweifellos nahe mit den osteuropäischen Skythen verwandt. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot wußte im ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr. in seinen „Historien“ unter Benutzung der Aufzeichnungen des Hekataios vom Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., daß der Mieresch, von den Agathyrsen kommend, in die Donau fließt (IV, 48). Die Agathyrsen waren die Nachbarn der Neurer (IV, 125), letztere wiederum lebten am Bug, im Quellgebiet des Tyras, d. i. der Dnjestr (IV, 17, 51). Diese Angaben beziehen sich nicht nur auf Siebenbürgen, sondern auf die gesamte östliche Hälfte des Kapatenbeckens oder sogar das ganze Karpatenbecken.
Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., zur Zeit des Feldzuges des persischen Königs Dareios gegen die in Europa ansässigen Skythen, wandten sich auch die Agathyrsen gegen die Skythen. Das weist auf persisch-agathyrsische Kontakte, auf ein potentielles „Bündnis“ hin, und in diesem Licht erscheint es beachtenswert, daß eine Inschrift des Dareios gerade in Siebenbürgen, in Neuschloß, gefunden worden ist.
Herodot (bzw. Hekataios) schreibt, daß die Agathyrsen sich mit Gold schmückten und in Frauengemeinschaften lebten (IV, 104). Letzteres kann 15sich auf Gruppenehen oder – wahrscheinlicher – Vielmännerei beziehen. Auf alle Fälle treffen die Angaben des Hekataios kaum auf die Spätphase der Gräberfelder in Siebenbürgen, die Csombord-Periode, zu. Sie beziehen sich also auf eine frühere Zeit.
Die Siebenbürger Agathyrsen dehnten ihr Siedlungsgebiet um 500 v. Chr. weiter aus. Ihre charakteristischen Produkte sind auch im östlichen Teil der Großen Ungarischen Tiefebene zu finden. Als sich zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. in diesem Gebiet Gruppen aus der Walachei und dem mittleren Balkan ansiedelten, gaben sie jedoch ihre Niederlassungen in der Tiefebene auf, ihre Siedlungen in Siebenbürgen blieben aber unbehelligt. Ihre innerhalb und außerhalb des Karpatenbogens verbreiteten Metallarbeiten (Spiegel, Akinakes, Köcher u. a.) bezeugen, daß sie auch weiterhin die Nachbargebiete und entferntere Gegenden mit den allgemein beliebten skythischen Gegenständen beliefert haben.
Sie verschwanden allerdings aus dem griechischen Blickfeld. Herodot erwähnt noch einen ihrer Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. herrschenden Könige, Spargapeithes (IV, 78). Als letzter schreibt Aristoteles, der Lehrer Alexanders des Großen, daß sie ihre Gesetze achteten und diese gesangsweise vortrugen (Probl. 19, 28). Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. lebten sie noch in Siebenbürgen. Dann aber bestatteten sie – wie die archäologischen Funde belegen – nicht mehr in den agathyrsischen Gräberfeldern. Die Bewohner Siebenbürgens verließen ihre Toten und zogen fast ausnahmslos in andere Gebiete. Der Grund für ihre Flucht war das Erscheinen der Kelten. Diese hatten sich bereits Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. im östlichen Teil des Balkans ausgebreitet. 335 v. Chr. schickten sie Friedensboten an Alexander den Großen, dann aber schlug Kassandros in der Gegend des Balkangebirges ihre Angriffe zurück.
Das entvölkerte Siebenbürgen gelangte eine Zeitlang in die Hand von Gruppen, die eine neue Heimat suchten. Archäologische Spuren der Ansiedlung sind hauptsächlich erst wieder vom Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. anzutreffen. In der Zwischenzeit sind nur einige Bestattungen von Kriegern, die durch den Balkan zogen, durch Grabfunde bekannt geworden. Funde des frühen keltischen Stils, die abweichend von der Mehrheit des latčnezeitlichen Materials als keltische Hinterlassenschaft betrachtet werden können, kommen in der Nähe des Siebenbürgischen Erzgebirges sowie am Sajó und am Großen Samosch vor. Unter den Bewohnern des Teils Siebenbürgens, der später zu Dakien gehörte, ist nur eine einzige ethnische Gruppe keltischen Ursprungs bekannt, die Kotiner-Kotensier (Ptolemäus III, 8, 3, Inscriptiones Latinae Selectae 8965). Über den in der westlichen Hälfte des nördlichen Mittelgebirges angesiedelten Teil dieser ethnischen Gruppe schreibt Tacitus, daß sie – zu ihrer Schande sei es gesagt – Eisen schürften (Germania 43). Der Kontext der Angaben gestattet es, in den dakischen Kotinern die Nachfolger der Kelten des 3. Jahrhunderts v. Chr. zu vermuten. Ihre Zahl war gering, sie bildeten aber eine bedeutende Minderheit der keltenzeitlichen Bevölkerung Siebenbürgens.
Die Mehrheit der sich jetzt in Siebenbürgen niederlassenden Bevölkerung waren Daker aus dem Theißgebiet der Großen Ungarischen Tiefebene. Die frühen Merkmale ihrer materiellen Kultur wurden durch die dominierende keltische „Mode“ überdeckt. Es kamen die einfarbigen Produkte der über weite Räume liefernden Handwerksindustrie auf: robuste Töpfe, Urnen, 16einhenklige Töpfe und kleine Krummesser. Der Großteil der späteisenzeitlichen Gräberfelder Siebenbürgens bewahrte die Überreste der Toten dieses Volkes. Der Bestattungsritus ist so vielfältig wie in der Tiefebene. Die Toten wurden ins Grab gelegt oder ihre verbrannten Überreste auf den Boden des Grabes gestreut bzw. manchmal auch in Urnen beigesetzt.
Die allgemeine Verbreitung der scheibengedrehten Gefäße und die Metallkunst, die Werkzeuge aus Eisen für den Ackerbau und den Hausgebrauch herstellte, deuten auf die besondere Stellung einer sich ausschließlich mit dem Handwerk befassenden Schicht hin. In manchen Fällen ist auch – wenn man z. B. die Kotiner in Betracht zieht – eine ethnische Sonderstellung der Handwerker vorstellbar. Waffen, zahlreiche Pferdegeschirre und Streitwagen bezeugen bei gleichzeitigem Vorhandensein unbewaffneter Gemeinschaften die Existenz einer herrschenden Kriegerschicht. Diese gesellschaftliche Struktur ermöglichte auch die Herstellung einer bedeutend größeren Zahl von Produkten. Alle diese Faktoren bildeten die Voraussetzung dafür, in Siebenbürgen und den umliegenden Gebieten anstelle des unmittelbaren Tauschhandels neue Wertmaßstäbe in Form von Münzen einzuführen.
Für die als „ostkeltisch“ oder „dakisch“ bezeichneten Münzen dienten die Tetradrachmen Philipps II. und Alexanders des Großen als Vorlage. Anfangs wurden die Nachahmungen noch gemeinsam mit den Münzen der makedonischen Könige benutzt. Die Münzprägung folgte den politischen Ereignissen: Nach dem Auftauchen Burebistas wurden makedonische Münznachahmungen nicht mehr geprägt. Der Kontakt Siebenbürgens mit der „keltischen Welt“ war aber bereits früher unterbrochen. Seit 150 v. Chr. prägten die lokalen Münzstätten nur noch Münzen, die außerhalb der Karpaten und in der Tiefebene nicht oder nur sehr selten in Gebrauch waren.

 

 

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