Siebenbürgen von 1003 bis zur großen Umgestaltung am Ende des 12. Jahrhunderts

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Siebenbürgen von 1003 bis zur großen Umgestaltung am Ende des 12. Jahrhunderts
Zwar lassen die Hildesheimer und Altaicher Annalen keinen Zweifel, daß, nachdem der Gyula und seine Familie nach Pannonien verbracht worden waren (1003), sofort mit der gewaltsamen Bekehrung der überwiegend noch heidnischen Bevölkerung begonnen wurde, doch besitzen wir noch frühere Angaben über die Organisation der politischen Macht. Im dem Königreich angeschlossenen Gebietsstreifen begann man sogleich mit der Errichtung von Holzerdeburgen, unter anderen geführt vom als Verwandter des Königs bezeichneten Comes (Gespan) Doboka, dem Vater des späteren Comes Csanád von Marosvár. Bei dem von allen drei Stephanslegenden betont hervorgehobenen Petschenegenangriff auf Siebenbürgen – irgendwann zwischen 1015 und 1030 – wird das Volk auf Befehl des Königs schon in mit Mauern verstärkte Burgen getrieben, bis der Weißenburger tribunus mit dem siebenbürgischen Heer den plündernden Feind fortgejagt hat. Die „in den Schutz der Mauern“ geflüchtete Bevölkerung kann kaum sehr zahlreich gewesen sein, doch zweifellos standen die Mauern bereits, und nach der Legenda minor hielt Weißenburg auch einem Angriff des Feindes stand.
Die Burgen von König Stephans Burggespanssystem entstanden in diesen Jahren im ganzen Land und erreichten bis zum Ende seiner Herrschaftszeit fast die Zahl 40. Siebenbürgens wichtigste Burg war die von römischen 143Mauern umgebene civitas Alba, die – wie ihre pannonische Schwesterstadt – nicht nur aufgrund ihrer Steinmauern die weiße hieß, sondern auch wegen ihrer Vorrangstellung. Für die in ungarischen Quellen lange Zeit nur Alba Ultrasilvana/Transilvana genannte Stadt blieb in siebenbürgischen Quellen die Benennung (citivas) Alba Iule – ungarisch: Gyulafehérvár – erhalten, welche erst die humanistiche Literatur zu Alba Julia „klassizisieren“ wird (erstmals 1496).
Die übrigen siebenbürgischen Gespansburgen erhielten nach dem ungarischen Allgemeinbrauch ihren Namen nach ihrem ersten Gespan (Dobuka/ Doboka, Turda/Torda, Colus/Kolozs, Hunod/Hunyad, Bihor/Bihar, Urod/ Arad) oder nach dem Fluß, an dem sie errichtet wurden (Küküllővár = Kokelburg, Krasznavár, Miereschburg = später Csanádvár, Temeschwar, Krassóvár). Die Form des reinen Personennamens (ohne Suffix) als Ortsname ist eine Eigenheit des Ungarischen, die auch dann von ungarischer Namensgebung zeugt, wenn die ungarische Herkunft des Personennamens zweifelhaft oder unbeweisbar ist (so läßt sich eine slawische Herkunft vermuten bei Bihar, Doboka, Kolozs und Szatmár). Von ihrem Personennamencharakter zeugt unter anderem der Name jener Salzbergwerke, die im Gebiet der Gespanschaft lagen und bei denen das slawische Wort akna = Grube zusammen mit dem Namen dieser Personen erscheint (Kolozsakna, Tordaakna, Désakna, eigentlich: Kolozs-, Torda-, Dés-Grube).
Die frühen siebenbürgischen Komitate waren ausnahmslos Grenzkomitate (marchiae, comitati confiniorum). Die Gespansburgen wurden im Inneren, in der Westhälfte ihres Gebietes errichtet: Dobokavár, Klausenburg, Thorenburg, Weißenburg bzw. am Eingang zum Hatzeger Becken Hunyadvár; eine gewisse Abweichung findet sich nur bei der Lage der „östlichsten“ Kokelburg. Die frühen Grenzen der Burggespanschaften nach Osten, Südosten und Süden waren lange Zeit Grenzödland, das in Richtung auf die nur prinzipiell natürliche Grenze der Karpaten verlief und verschwand – wie im Falle der anderen Grenzkomitate der frühen Arpadenzeit (im Westen Zala, im Norden Borsova, Zemplén, Újvár und Gömör). Ihre durch unbewohnte oder dünnbesiedelte Wälder bis zum Gebirgsrücken reichende längliche (im Falle der Gespanschaft Fehér formlose) Gestalt schloß von vornherein aus, daß sie irgendwelche früheren Vorgänger („Woiwodschaften“, „Knesate“) gehabt haben können. Vorgänger lassen sich mit Ausnahme Weißenburgs auch für die Gespansburgen nicht nachweisen. Diese Komitate entsprechen ihrem Wesen nach der Struktur des Komitats Szolnok als Landtransportweg für das siebenbürgische Salz. Das Komitat „Außen“-Szolnok an der Theiß entstand noch unter Stephans I. Herrschaft irgendwann zwischen 1018 und 1038, sein Namensgeber, der Comes Zounuk/Zounok/Zonuk/Zonok (Aussprache: Szónok, Bedeutung: Redner) verlor beim Heidenaufstand 1046 sein Leben. Sein altungarischer Name hat nichts mit slawisch sol ‘Salz’ (im Ungarischen ist der Vorgänger aus ugrischer Zeit ebenfalls sol!) zu tun, die Namensentwicklung zu Szolnok ist spätmittelalterlich. Dieses Komitat wurde jenseits der Theiß und durch die Meszeschpforte („Mittel“-Szolnok) an der vor 1067 mit Gewißheit bereits existierenden Salzstraße von Szalacs (magna via Zoloch) zur Zeit Belas I. oder Geysas I. bis nach Désakna unter dem Namen „Inner“-Szolnok ausgeweitet. Es ist nicht auszuschließen, daß der Namensgeber des letzteren der 1073 unter Herzog Geysas Großen erwähnte Zounuk war.
144Die ungarische Geschichtsforschung behauptet über die Komitatsorganisation im allgemeinen, diese sei aus der Enteignung von zwei Dritteln des Besitzes der landnehmenden Ursippen hervorgegangen. Es ist zweifelhaft, daß dies auch auf die siebenbürgischen Grenzkomitate zutreffen soll. Im Komitat Doboka läßt sich vielleicht (wenn es auch nicht wahrscheinlich ist) die Existenz des Geschlechtes Zsombor vorstellen – doch stammte es aus dem mit den Gyulas verwandten Geschlecht ab, und die im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts nach Siebenbürgen umgesiedelten „Gyula-Geschlechter“ können nicht als Nachkommen der siebenbürgischen landnehmenden Ungarn gelten. Die Familie des „gyula“ selbst (Königinmutter Sarolt und ihre mit pannonischen Gütern beschenkten Neffen Boja und Bonyha) stand stets treu zu Stephan I. Doch läßt sich belegen, daß es neben den königlichen Burggütern aus dem enteigneten Besitz des Gyula schon zu Stephans I. Zeit auch Güter der Königin gab. Das ung. asszony alanisch-ossetischer Herkunft bedeutet im alten Ungarischen Herrin, Fürstin, Königin. Hinsichtlich seines Typs und seiner Erwähnungszeit ist das Dorf Asszonynépe = Volk der Königin (Frauenvolk) im Komitat Fehér die früheste Erwähnung eines mit Asszony zusammengesetzten Namens (1177: Ascen nepe, heute rum. Asînip). Das Dorf Lopath (Magyar-Lapád, Lopadea Nouă) in seiner Nähe an demselben kleinen Bach schenkte Königin Gisela (Kesla) um 1030 zusammen mit dem seither verschwundenen siebenbürgischen Dorf Abony (Obon) „mit der Gunst König Stephans“ der Abtei von Bakonybél – dies ist die älteste auf Siebenbürgen („jenseits der Havas-Gebirge“) bezügliche urkundliche Angabe.
Während wir die ersten Gespane der siebenbürgischen Grenzkomitate fast alle namentlich kennen, wissen wir kaum etwas von der ihnen unterstellten Bevölkerung. Es gibt keine Angaben über die mit den Grenzgespannen rivalisierenden, über eigenes Vermögen (facultas) verfügenden siebenbürgischen Grundherrenfamilien (seniores) aus dieser Zeit, nur im Komitat Hunyad können vielleicht die Herrengschlechter Kalan und Kajan als solche gelten, obgleich nach dem Zeugnis identischer Ortsnamen aus dem Theißgebiet und dem Banat auch ihre Ahnen frühestens unter den Gyulas ins Mieresch- und Sztrigytal gezogen sein können. Wie die am Westrand des Komitats Doboka auf seine frühen Besitztümer im Almástal hinweisenden Zsombor-Dörfer belegen, spielte das Zsombor-Geschlecht im 11. Jahrhundert eine periphere Rolle oder wurde auf eine solche zurückgedrängt.
Seit das Gebiet in das Königreich eingegliedert wurde, ist in Siebenbürgen nicht mit anderen gesellschaftlichen Schichten als denen zu rechnen, die in den Gesetzen und Mahnungen Stephans I. erwähnt werden. Von den bei jeder Gelegenheit als wichtigste Stützen des Staates hervorgehobenen Gespannen (comites) und dem Militär ihrer Burgen (milites) zeugen die Burgen selbst und die in ihnen gefundenen Schwerter und Sporen; dies waren die kriegerischen Burgjobagionen (iobagiones), die in stabilen Gebäuden (domus, edificia) wohnten, in ihrer Mehrheit offensichtlich Siebenbürger, Nachkommen der früheren Grenzsicherungskrieger (speculatores) und der Gefolgsleute der Gyulas. Zeichen dafür, daß zu Stephans Zeit bedeutendere Kräfte aus Ungarn angesiedelt worden seien, gibt es nicht. Die Mehrheit des Burgvolkes (civis) gehörte zur Schicht der Freien (liberi), zu ihnen rechnete man damals auch noch die vollrechtlich gewordenen Halbfreien (liberti) – diese bestatteten ihre Toten in den Burgfriedhöfen mit Schmuck und Silbergeld. Von den 145Knechten (servi, mancipii) zeugen die Bestattungen ohne Beigaben in den Burgfriedhöfen. Das Gemeinvolk und die armen Freien (vulgares aut pauperes) lebten auch in Siebenbürgen in Dörfern (villae), in Häusern mit in die Erde eingesenktem Fundament (mansi) oder Grubenhütten (mansiunculae); nach Zeugnis der Dorffriedhöfe waren sie ebenfalls in Familien gegliedert. Anders als bei den durch den Sklavenhandel hierher geratenen Knechten läßt sich ihre landnahmezeitliche Herkunft schwerlich bestreiten. Auch in Siebenbürgen wurden die Dörfer von einem Dorfvorsteher (villicus) geleitet. Von blutsverwandtschaftlicher oder künstlicher Sippenorganisation gibt es keine Spuren in irgendwelchen Quellen.
Diese gesellschaftliche Gliederung weist in den Urkunden aus dem zweiten Drittel des Jahrhunderts und in dem um 1077 zusammengestellten sog. „III. Gesetzbuch Ladislaus’“ noch wenige Änderungen auf. Unter den Freien und Halbfreien gab es gleicherweise Arme (ewnek = ínek), die aber materiell und rechtlich weit über den unfreien Knechten standen. Erhebliche Änderungen zeigen demgegenüber die Gesetze vom Ende des 11. Jahrhunderts und die Urkunden an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, unter letzteren auch die Siebenbürgen betreffenden (folglich besteht kein Grund, hier eine Abweichung von der landesweiten Entwicklung anzunehmen). Die neue Oberschicht der Gesellschaft waren die Vornehmen (nobiles, optimates, proceres) und die milites, die bereits damals auch schon als Ritter verstanden werden können. Das Burgvolk (cives, castrenses) gehörte selbstverständlich zu den Gemeinfreien (liberi), die sich aber schon spürbar in zwei Gruppen teilten: in Berufssoldaten (castellani, cives castrenses) und die früheren Burgjobagionen (iobagiones castri), die, wie ihre damalige Benennung (ministri, ministeriales – Diensttuende) zeigt, auf dem besten Wege waren, in die neue, große Klasse des Gemeinvolkes (plebs, plebeia) abzusinken. Eine ähnliche Aufgliederung spiegeln die neuen unterschiedlichen Bezeichnungen der freien Burgdienstleute wider (civiles, castrenses castri, populi castri, curtesudvornici). Diese sind bereits arbeitende, dienende Freie (populi) und Halbfreie (libertini), unter denen aber eine immer noch große unfreie Knechteschicht (servi, ancillae) stand.
Sehr wahrscheinlich kam es zur Gründung des siebenbürgischen Bistums schon früh, 1009, gleichzeitig mit den Bistümern von Raab, Fünfkirchen und Erlau/Eger, unter persönlicher Mitwirkung des päpstlichen Legaten Azo. Bischofssitz wurde Weißenburg, wo man eine vorausgegangene Missionstätigkeit der Ostkirche verdrängen mußte. Deshalb ist nicht auszuschließen, daß die als Bischofsdom schon nach einigen Jahrzehnten zu klein und eng gewordene erste Bischofskirche, geweiht zu Ehren des hl. Michael, schon vor 1009 erbaut wurde. Die christliche Mission stieß in der Bevölkerung kaum auf ernsthaften Widerstand. Ihr Erfolg wird sehr bald in den Friedhöfen der Burggespanschaften sichtbar, allerdings nur an Orten mit stärkerer Bevölkerung. Auf das Gebiet der späteren Komitate Kraszna, Sathmar und zumal Ugocsa erstreckte sich die wirkliche Macht der siebenbürgischen Bischöfe erst später. Der erste namentlich bekannte siebenbürgische Bischof Franco wird 1075 in einer Urkunde genannt. Er nahm aktiv an den politischen Landesangelegenheiten teil, heimische und ausländische Quellen erwähnen ihn zwischen 1071 und 1081 unter dem slawischen Namen Weißenburgs als episcopus Bellegrad(i)ensis. Als Bischof „Siebenbürgens“ (Ultra silvanus) erscheint als erster sein nächster namentlich bekannter Nachfolger Simon 146 (1111). Dessen Nachfolger sind schon ausdrücklich „ultrasilvani“ (Baran 1138, Valter 1156, Vilcina/Wulcina 1166). Dieser Namenswechsel spiegelt vermutlich das starke Wachstum des Bistums im 12. Jahrhundert wider. Das Gebiet der in den ersten Jahren der Herrschaft Kolomans errichteten frühen Archidiakonate fiel in unserer Periode mit den bereits bestehenden Komitaten zusammen. Vermutlich erst er gründete auch das Weißenburger Kapitel.
In dieser Periode war Siebenbürgen höchst selten der Schauplatz bedeutenderer politisch-militärischer Geschehnisse. Das einzige Zeugnis der Bewegung gegen König Peter ist ein um 1041–1046 zwischen Mühlbach und Weißenburg in Langendorf verborgener Silbermünzenschatz.
1068 brach der Petschenegenstamm Jula* unter Führung von Osul mit Leichtigkeit durch die unwegsamen Grenzwälder in Siebenbürgen ein. Nach der Brandschatzung Alt-Klausenburgs drang er bis Biharvár vor, um dann, durch das Nyírgebiet, das Samoschgebiet und das Lápos-Ilosva-Tal nach Siebenbürgen zurückkehrend, mit Beute beladen über den Borgóer Paß abzuziehen. Das sich in Dobokavár (das damit erstmals in einer Chronik des 11. Jahrhunderts erwähnt wird) versammelnde königliche und herzogliche Heer stellte sich dem Feind am Zusammenfluß von Sajó und Bistritz entgegen, woraufhin er sich auf einen Berg flüchtete, wo ihn König Salomon dennoch mit einem kühnen frontalen Sturmangriff völlig vernichtete.
Die Beschreibung des Geschehnisses enthält allein die Chronica Hungarorum 102 (SRH I. p. 367), wo auch Osuls Auftraggeber „Gyule dux Cunorum“ offensichtlich die spätere ungarische Personifizierung des westlich des Dnjestr, „in Turkias Nähe“ siedelnden Petschenegenstammes Gula/Iula (= Thema, DAI 37. FBHH p. 41) ist. Bis zu jener Zeit war nämlich der ungarische Würdenamen gyula schon zum traditionellen Personennamen geworden, vgl. in der Urkunde von Garamszentbenedek aus dem Jahre 1075: Iula comes palatinus. – Unter Osuls Führung drang also ein feindliches Petschenegenheer in Ungarn und Siebenbürgen ein. Auf Sand gebaut ist die Theorie, in dem Gyule dux der Chronica den petschenegischen Herren und Namensgeber von Gyula-Fehérvár-„Alba Iulia“ zu sehen.
Diesen als Schauplatz der Schlacht dienenden Berg benannten die Ungarn „Kyrie eleis“ nach ihrem Schlachtruf, woraus zuerst ung. Kerlés und daraus rum. Chirales, wurde, während es inzwischen – aufgrund eines Mißverständnisses Bonfinis (Cherhelem) – als Cserhalom in die ungarische Dichtung einging. Die Geschichte der Schlacht selbst wurde – natürlich um den Preis gründlicher Veränderungen – in die den uralten orientalischen Kampf des Guten gegen das Böse christlich umformende Ladislauslegende aufgenommen. Statt Salomon wurde Herzog, ja sogar König (!) Ladislaus zum Heerführer, der die „Tochter des Wardeiner Bischofs“ aus der Hand des „kumanischen“ Feindes befreit. Das sind schlimme Anachronismen, wurde doch das Bistum Bihar erst ein Vierteljahrhundert später nach Wardein verlegt, und die Kumanen (= Kiptschak-Türken) lebten 1068 noch östlich des Dnjepr usw. Die Erwähnung der „Tochter des Bischofs“ verweist dennoch darauf, daß die Legende schon nach Ladislaus’ I. Tod entstanden sein muß, weil das II. Gesetz König Kolomans die Heirat der Bischöfe endgültig verbot. Nach der Heiligsprechung Ladislaus’ (1192) lebt neben der kirchlichen Legende auch die auf uralten östlichen Elementen basierende Heldensage weiter. Die Szenenfolge der Ladislauslegende auf Fresken in Kirchen der Anjou- und Sigismundzeit zeigt die Episoden dieses Heldenliedes – und keinesfalls zufällig gerade in 12 Dorfkirchen des Szeklerlandes.
Der von der Schlacht berichtenden Urchronik des 11. Jahrhunderts zufolge wurde das bei Doboka wartende ungarische Heer von einem Aufklärer 147(speculator) aus Újvár (de Novo Castro) über die Marschroute der Petschenegen informiert. Vermutlich wurde also „Újvár“ (Maroschujvar) schon vor 1068 nahe „Újakna“ zum Schutz der Salzbergwerke und -transporte in der Umgebung errichtet. Denn gemäß der Stiftungsurkunde der Abtei von St. Benedikt am Gran mit ihrem Salzzoll am Aranyos (1075 Aranas) konnte das damals schon lange betriebene Tordaakna vom Mieresch her nicht durch das westlich von ihm gelegene, hier zum ersten Mal erwähnte Castrum quod dicitur Turda geschützt werden. Dennoch spricht alles dafür, daß der das Siebenbürgische Hochland schützende äußere Burgenring aufgrund der Erfahrungen des Einfalls von 1068 geschaffen wurde, da das auf Schutzwäldern und Ödländern beruhende Verhausystem (indagines) sich gegen Angriffe der östlichen Reiter nicht bewährt hatte. Um wie viele Burgen es sich handelte, wissen wir nicht genau; aus späteren Angaben zurückzuschließen ist ebenso unerlaubt wie aus der bloßen Existenz der ohne Grabungen vermessenen Erdburgen. Sicher ist nur, daß sich im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts das durch Burgen geschützte Siedlungsgebiet vergrößert hat.
Seine Feuertaufe erhielt das neue Burgensystem im Frühjahr 1091. Der vermutlich über den Ojtozpaß geführte erste schwerwiegende Kumanenangriff unter Führung von Kruls Sohn Kapoltsch gelangte über Alt-Thorenburg, Alt-Klausenburg (mit Berührung Dobokas) wieder bis Wardein und Bihar, ja längs der Theiß bis in die Tiefebene ins Banat und traf erst dort auf das Heer von Ladislaus I. Das Versagen der vorgeschobenen Grenzburgen erkannte bereits Ladislaus, weshalb er begann, den Verteidigungsgürtel in die Tiefe zu staffeln. Hinter den äußeren Burgen siedelte er aus Bihar und aus den westlichen, südwestlichen und südlichen Grenzgebieten Ungarns berittene Bogenschützen als Grenzwächter an (Gesetz II. 17, 1 von Ladislaus: custodes confiniorum qui vulgo ewrii [őrök = Wächter] vocantur), in kleinerer Zahl im Sajó-Gebiet, erheblich mehr südlich des Mieresch am Müllenbach/Sebesch und im Tal der Großen Kokel. König Ladislaus’ frühe Grenzwächtersiedler werden die Schöpfer, hingebungsvollsten Anhänger und Bewahrer des Hl.Ladislaus-Kultes. Ihre Siedlungen (das später den Zusatz Szász = Sachse erhaltende Sebes, Orbó, Kézd) werden genauso zu Namensgebern für spätere Szekler Stühle, Sippen und Geschlechter wie die Namen ihrer früheren Siedlungen (Telegd, Medgyes). In ihren Dörfern errichten sie Holz- und Steinkirchen, um die herum sie in der Zeit Kolomans schon beerdigen. Die Namen ihrer Siedlungen und Dörfer bleiben zumeist auch nach ihrer Umsiedlung nach Osten erhalten, ihre frühen Stühle und Ländereien wurden für die spätere Erinnerung nur deshalb zu „deserta“ (1224), weil sie für die neuangesiedelten Deutschen geräumt werden mußten.

 

 

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