Die politischen Verhältnisse im 12. Jahrhundert

Full text search

Die politischen Verhältnisse im 12. Jahrhundert
König Koloman setzte zur Regierung des eroberten Kroatien 1105 über die Gespane die Würde eines Banus. Als zeitgleich damit pflegte man die Anfänge einer siebenbürgischen Territorialregierung zu betrachten: das Erscheinen der Woiwodenwürde. Dennoch versuchen sowohl die ungarische als auch die rumänische Geschichtsschreibung – aus unterschiedlichen Gründen – die Wurzeln der „selbständigen“ Territorialregierung auf Jahrhunderte vorher zurückzudatieren. Rumänische Forscher halten die Woiwodenwürde für die Fortsetzung oder im günstigeren Falle für das Wiederaufleben der „blacus“ – Woiwodschaft (voievodatul) des aufgrund von Anonymus im 9. Jahrhundert vermuteten dux Gyalu. Der von Anonymus zu Beginn des 13. Jahrhunderts Gelou: Golou: Galou geschriebene (im heutigen Rumänischen aufgrund von Kapiteltiteln, die von einem Kodexkopisten erst aus dem 14. Jahrhundert stammen, als „Gelu“ eingebürgerte) Name ist nur Gyalu zu lesen und folglich ein ungarischer Personenname türkischer Herkunft (vgl. z. B. im Theiß- Kreisch-Winkel den Dorfnamen Kun-Gyalu). Seine von Anonymus erwähnte Burg ist offensichtlich identisch mit dem aus einer Urkunde von 1246 bekannten Sommersitz Gyalu (Golou)/Julmarkt der siebenbürgischen Bischöfe, dem curtis pontificalis, der neben einem früheren römischen Gastrum erbaut wurde – von da nimmt Anonymus den als Personennamen verstandenen, mit dem Gyula (Geula) verschmolzenen Namen und die Burg. Die einzige echte historische Lehre aus seiner Erzählung ist die Existenz des 151befestigten Sommersitzes der siebenbürgischen Bischöfe in Julmarkt bereits um 1200.
Ungarische Forscher suchten die Wurzeln der siebenbürgischen Sonderregierung in mehreren Richtungen: in der Herrschaft der Gyulas; im geheimnisvollen Zoltán Erdőelvi (den angeblich Stephan 1. nach dem Sieg über den Gyula zum Regenten Siebenbürgens machte); in dem in der kleineren Stephanslegende aus dem 11. Jahrhundert erwähnten „tribunus“; oder in den in anderen Quellen aus dem 11. Jahrhundert auftauchenden „principes“. Nur wird eben „der Gyula“ zum ersten Mal 1526 von dem als „Anonymer Kartäuser“ bekannten Legendenschreiber Woiwode genannt. Die (unklare) Chronikangabe vom Ende des 13. Jahrhunderts nennt Zoltán Erdőelvi den „Urvater“ (proavus, Arpads Sohn Zolta) Stephans, was offensichtlich unmöglich ist; die Bezeichnung princeps wiederum wird im 11. Jahrhundert im Sinne von „Großer, vornehmer Herr, Hochadliger“ auf jeden namhafteren Menschen angewandt, so auch auf den seinem Komitat den Namen gebenden Comes Szónok/Szolnok. Der vielfach als Beleg genannte „Mercurius princeps Ultra Silvanus“ in einer Urkunde von 1111 ist schon deshalb wahrscheinlich kein Woiwode gewesen, weil er einige Jahre früher (1097) ausdrücklich als „comes Bellegrat(a)e“ bezeichnet wird.
Die im königlichen Auftrag nach Siebenbürgen gesandten oder ernannten Beamten, die also gerade kein Eigenregiment, sondern die Zentralgewalt vertretenden Woiwoden, tauchen ab 1199 auf, dann aber immer regelmäßiger. Bis 1206 haben bereits fünf einander im Amt abgelöst. Das voievoda-voyvoda neben dem Titel comes Albe Transilvane wird zur ständigen Benennung, woraufhin letzterer bald auch fortfällt. Bei den siebenbürgischen und den ihnen verwandten Slawen bedeutete vojevod der Herr, der militärische Führer, der Heerführer, und schon bei Konstantinos Porphyrogennetos wird er – vermutlich infolge slawischer Dolmetscher – zur Bezeichnung der ungarischen Stammesoberhäupter verwendet. Für die siebenbürgischen Slawen deckte sich dieser Begriff zuerst mit der Macht des Gyula und später mit dem Rang und Amt des Comes, kaum zufällig wird der Comes von Doboka noch 1214 als „Voiouda comes de Doboka“ erwähnt. Wie dem auch sei, 1177 ist Gallus noch „comes Albensis Ultrasilvanus“, die Woiwodenwürde kann also erst danach entstanden sein.
Dementsprechend kann es noch nicht Aufgabe des Woiwoden gewesen sein, den größten, von außen her erfolgten Angriff dieses Jahrhunderts abzuwehren, Manuels I. gegen Stephan III. verfügte Straffeldzüge, die die vorhergehenden Kämpfe im Banat fortsetzten und sich 1166 von der unteren Donau und dem Schwarzen Meer her genau auf Siebenbürgen konzentrierten. Leon Vatatzes’ zum großen Teil aus Walachen vom Gebiet des Haimosgebirges* bestehendes Heer brach vom Euxinus- (Schwarzen) Meer kommend vermutlich durch den Ojtozpaß „ins Land der Hunnen“ ein, wo „es schonungslos jeden niedermetzelte und alles zertrat, was ihm in den Weg kam“. Es kam zu einem großen Blutvergießen, man schleppte viele Gefangene mit sich fort, die Nachricht hebt besonders die erbeuteten Pferde hervor – dies ist die erste Angabe über die später so berühmte siebenbürgische Pferdezucht. Die andere byzantinische Strafexpedition ging von Vidin aus, unter Führung von Ioannes Dukas. „Durch schwer zu erreichende, von keinem Menschen bewohnte 152Gebiete“, also aus dem Černa-Bistra-Tal durch das Eiserne Tor von Hunyad oder im Žil-Tal brach das Heer „ins Hunnenland“ ein, wo es zahlreiche große Dörfer verwüstete und riesige Beute machte – zumindest nach Meinung der zeitgenössischen byzantinischen Chronisten.*
Niketas Choniates E. 16. FBHH p. 238 u. 295
Ioannes Kinnamos 26. FBHH pp. 238–239 und das 337. Epigramm eines anonymen Autoren. FBHH p. 193

 

 

Noviny Arcanum
Noviny Arcanum

Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť

Arcanum logo

Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

O nás Kontakt Tlačové správy

Languages







Noviny Arcanum

Noviny Arcanum
Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť