Entstehung der Siedlungszentren und Burgen

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Entstehung der Siedlungszentren und Burgen
Zur Landnahmezeit besetzten die Ungarn das bulgarische Belgrad/Weißenburg am nordwestlichen, rechten Miereschufer, was ein bei Bauarbeiten zu Beginn des 11. Jahrhunderts zerwühltes (damals also bereits nicht mehr sichtbares!) ungarisches Reitergrab ebenso beweist wie die Gräber berittener Bewaffneter um die Burg herum. Die Bedeutung der Burg stieg sprunghaft, als der erste siebenbürgische Gyula im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts in ihren Mauern seinen Sitz nahm. Die Technik des mit Ziegelmehl vermischten byzantinischen Mörtels bezeugt, daß die früheste christliche Kirche, eine Rotunde, um die herum noch nicht bestattet wurde, zur Zeit der Gyulas erbaut worden sein kann. Das Gemeinvolk bestattete im nordwestlich von der Burg gelegenen heidnischen Friedhof bis zum Ende des 10. Jahrhunderts. Das Weißenburg der Gyulas wird keine sehr bevölkerte Stadt gewesen sein.

Abb. 9. Weißenburgs Kirchen im 10.–13. Jahrhundert
1 =Rundkirche (Rotunde) aus dem letzten Drittel des 10. Jahrhunderts, 2 = die erste Bischofskirche, erbaut um 1009, 3 = Bischofsdom von Ladislaus I. und Koloman, 4 = heutiger Dom aus der Zeit Andreas’ II.
Die Bedeutung des Weißenburg der gyulas wuchs weiter, als Stephan I. 1003 die Herrschaft seines Onkels als Provinzfürst beseitigte. Seine weißen Steinmauern mochten zu Beginn des 11. Jahrhunderts schon so weit wiederhergestellt gewesen sein, daß sie bis zum Mongolensturm keinen Umbau erforderten. Am Ort des einstigen „heidnischen“ Friedhofs der Burg wird unter Stephan 1. die erste einschiffige Bischofskirche (mit für diese Zeit recht beachtlichen Maßen: 19–20 m Länge) errichtet, die unlängst gegenüber dem heutigen Dom entdeckt wurde. Östlich von ihr, in der Umgebung der 159Monetaria (Münzkammer), entstand seit dem zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts ein bereits dicht mit Häusern bebautes Gelände innerhalb der Mauern, und auch entlang der in die Burg führenden Straße wurden Häuser gebaut. Offensichtlich vergrößerte sich das Burgvolk derart, daß seit der Mitte des 11. Jahrhunderts bereits drei Friedhöfe um die Burg bestanden, von denen der bedeutendste der neuere nordwestliche auf dem Platz des einstigen römischen Friedhofs ist, der von Andreas I. bis zu Ladislaus I. benutzt wurde. Am Ende des Jahrhunderts errichten Ladislaus I. und Koloman die mit ihren Fundamenten unter dem heutigen Dom liegende dreischiffige, 38 m lange neue Bischofskirche, bei deren Bau die frühere abgerissen wird. Das früheste Zeugnis der siebenbürgischen romanischen Steinplastik, ein halbkreisförmiges Torgiebelrelief dieses zweiten Domes aus der Zeit Ladislaus’–Kolomans, eine Maiestas Domini, blieb als innerer Giebelschmuck des Südtors des heutigen Domes vom Beginn des 13. Jahrhunderts erhalten, neben einigen schönen Säulenkapitellen. Die Datierung und ungarische Herkunft des flachen Giebelreliefs belegt die Gestalt des auf einem in Tierköpfen endenden Thronsessel mit erhobener Hand sitzenden Christus, die den Königsabbildungen auf den Königssiegeln der Zeit Ladislaus’ und Kolomans entspricht. Seit dem 12. Jahrhundert mußten die Burgbewohner um die neue Bischofskirehe herum bestatten – sogar auf dem Platz der früheren Kirche! –, weitere Kirchen und mit Kirchen verbundene Friedhöfe gruppierten sich im 12.–13. Jahrhundert um die Burg.
Den Funden zufolge bestand der als Dobokavár bekannte große Burgkomplex frühestens seit Beginn des 11. Jahrhunderts und wurde im Laufe des Jahrhunderts stufenweise zur umfangreichen Gespansburg ausgebaut. Zahlreiche Zerstörungen und Belagerungen (unter Stephan I vor 1030, dann 1068 [?] und 1091) erforderten wiederholten Wiederaufbau und auch Erweiterungen, ihre Holzerdewälle werden am Anfang des 13. Jahrhunderts durch Steinmauern ersetzt. Eine Kirche stand schon in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die zweite bereits zur Zeit Ladislaus’ I. Beide wurden mehrfach neu errichtet und um sie herum Friedhöfe geschaffen. Im 12. Jahrhundert erbaute man auch im Ort unter der Burg eine Kirche.
Für die Existenz von Désvár im 11. Jahrhundert gibt es noch keine archäologischen Beweise (aber von der Besetzung Deschs oder seiner Umgebung im 10.–11. Jh. zeugt das Bruchstück eines westlichen Schwertes), seine frühe Burg und ihr Friedhof sind bisher unbekannt. Von Kokelburg am linken Ufer der Kleinen Kokel kannte man aufgrund der späteren Umbauten nur bescheidene Reste. Sein Erdwall stammt aus zwei Perioden, es war eine übliche Holzerdeburg, innen mit einem Steinpflaster wie in Alt-Thorenburg und Schart, von ihrem Gelände wurde ein Flaschengefäß aus dem 11.–12. Jahrhundert veröffentlicht. Am 4. April 1241 zerstörten sie die Mongolen.
Weit lehrreicher sind drei weitere der „Sieben Burgen“, alle drei insofern klassische Beispiele der typisch osteuropäischen Entwicklung von der Burg in Richtung Stadt, als die Lage der Burg aus der Staatsgründungszeit in keinem Fall identisch mit den aus wirtschaftlichen Gründen mehr oder weniger nahe entstandenen mittelalterlichen Städten ist, die den Namen der Burgen später übernahmen.
Alt-Thorenburg lag auf einem flach abschließenden Hügel über dem heutigen Dorf Várfalva/Burgdorf und gehörte nach Ausmaßen, Form und Konstruktion zu den typischen Gespansburgen vom Beginn des 11. Jahrhunderts. 160Grabungen im Inneren fanden nicht statt, nur die Wälle wurden an mehreren Stellen durchschnitten. Der Friedhof des Burgvolkes im Burgort, der 1912 freigelegt und veröffentlicht wurde, stammt von der Wende vom 10. und 11. Jahrhundert. Sein frühester Teil weist noch die Merkmale der Gemeinvolkfriedhöfe auf, in den weiteren Teilen bestattet das christlich gewordene arpadenzeitliche Burgvolk von Stephan I. an bis zu Ladislaus 1. Dieser Friedhof wurde unter Ladislaus I. aufgegeben, die Bevölkerung mußte seit dieser Zeit um die unterhalb der Burg gebaute neue (die heutige unitarische) Kirche herum bestatten – als Dorfbewohner nach Verlassen der Burg im 13. Jahrhundert. In der im 12. Jahrhundert als Stadt der Salzbergleute unweit von Tordaakna entstandenen Stadt Alt-Thorenburg lagen die frühesten Friedhöfe bereits von Anfang an um die Kirchen. Der Friedhof aus dem 11.–12. Jahrhundert auf dem Tündérhegy von Thorenburg gehörte zum benachbarten Dorf Szentmiklós (Zentmyklosfalva). 1176 sind bereits die Nachbardörfer Thorenburgs bekannt: Szind (Scinth) und Koppány (Coppan).
Kürzlich wurde 300 m von der auf einem Felsen erbauten spätmittelalterlichen Burg Eisenmarkt am Zusammenfluß von Cerna und Zalasd auf dem St.Petersberg genannten Promontor die teils zerstörte 200 × 70 m ovale ursprüngliche Hunyadvár vermessen, zu der auch eine Siedlung am Fuße der Burg gehörte. Einer der Friedhöfe des Burgvolkes rechtsseitig der Straße nach Rákosd wurde nach 1910 teilweise freigelegt und veröffentlicht. Die Bestattungen erstreckten sich hier von Stephan I. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, spätere Friedhöfe sind bisher nicht bekannt. Eine Münze von Stephan 1. datiert auch die Anfänge des Friedhofs im nahem Zeikdorf.

161Abb. 10. Gespansburgen in Siebenbürgen zur Zeit der Staatsgründung
1 = Alt-Klausenburg und die Rundkirche vom Ende des 12. Jahrhunderts, 2 = Alt-Thorenburg, 3 =Alt-Hunyadvár, 4 = Biharvár, 5 = Dobokavár, 6 = Kokelburg. Eine Grenzburg vom Ende des 11. Jahrhunderts: 7 = Burg Schart
Das bis 1241 existierende erste Coluswar – castrum Clus erhob sich 2100 m westlich der einstigen antiken Stadt. Es wurde in idealer geographischer Umgebung als Gespansburg erbaut, an einer Furt des Kleinen Samosch, einer Straßengabelung, auf einem von Samosch-Armen umgebenen Hügel. Die früheste Holzerdeburg wurde nach Zeugnis der Funde aus dem Erdwall und den Grubenhäusern innerhalb der Burg (Münze Stephans I., spätlandnahmezeitlicher Anhängerschmuck usw.) zu Beginn des 11. Jahrhunderts errichtet. Als während des Petschenegen- (Uzen-)einfalls 1068 die Holzmauer und die Häuser abbrannten (in den Haustrümmern: Salomon-Münzen), wurde der Erdwall erhöht wiedererrichtet. Ausmaße und Konstruktion der Holzerdebefestigung sind identisch mit denen der Gespansburgen, es kann keine Rede davon sein, daß sie einen Herrenhof oder gar ein legendäres frühes Kloster schützen sollte. Der frühere Friedhof des Burgvolkes (unveröffentlicht) lag außerhalb der Burg, aufgrund des im Burginneren eingerichteten Friedhofs kann aber bereits nach der Mitte des 11. Jahrhunderts mit dem Bau einer kleineren Burgkirche gerechnet werden. In der Burg entstand bis zum Ende des Jahrhunderts das von Ladislaus I. gegründete, nach der Heiligen Jungfrau benannte erste siebenbürgische Benediktinerkloster, worum das Burgvolk bis zum Ende des 12. Jahrhunderts bestattet wurde (vgl. Weißenburg). Diese 162dreischiffige Klosterkirche wurde um 1190 zerstört (abgerissen?). Neben dem Kloster errichtete man um 1200 – teils aus Klostersteinen – eine Rotunde, innen mit sechs Halbbogen, die aber im 13. Jahrhundert beim Baubeginn des neuen Klosters teils abgerissen, teils als Kapelle in das neue Klostergebäude eingefügt wurde. Das erste Klausenburg wurde beim Mongolensturm mit seinen Verteidigern vernichtet, von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an wird es nur noch als Colusmonustora erwähnt (1269–1299), zu der Zeit, als das Klostergebäude mit einer viereckigen Steinmauer umgeben wird.
In den Ruinen des antiken Napoca finden sich im 10.–11. Jahrhundert keine Zeichen von Leben, zahlreiche Grabungen bezeugen, daß sich im Stadtgebiet über den Trümmerschichten bis zu dieser Zeit schon wieder eine neue Oberfläche gebildet hatte. Der erste Nachweis von Leben im Mittelalter ist der in die römischen Trümmer um eine Dorfkirche gegrabene Friedhof des 12. Jahrhunderts auf dem Freiheils-Platz. Der früheste Stadtkern (im Nordwestviertel des einstigen Lastrum, aber von der antiken Mauerrichtung etwas abweichend) ist die Alte Burg aus dem 12.–13. Jahrhundert. Das Klausenburg des 14. Jahrhunderts erstreckte sich jedoch von Anfang an über ein viel größeres Gebiet als das ehemalige Römerkastell, das folglich bei der Stadtentwicklung keine Rolle mehr spielen konnte. Die bisher frühesten Funde (Gefäße usw.) vom Gebiet der Alten Burg und der Innenstadt stammen aus dem 12.–13. Jahrhundert.
Mit dem großen halbkreisförmigen äußeren Burggürtel kann man seit dem letzten Drittel des 11. Jahrhunderts rechnen. Die Meszeschpforte kontrollierte die königliche Burg Krasznavár (1093: Crasson civitas). Im Norden, am Zusammenfluß der beiden Samosch, befindet sich Kozárvár mit ihrer roten Schanze und den Grabfunden aus dem 11./12. Jahrhundert. Im Nordosten folgt am linken Sajóufer die Holzerdeburg von Sárvár/Schart und ihr an Schmuckbeigaben reicher Friedhof aus dem 11./12. Jahrhundert. Das Miereschtal schloß auf der rechten Seite die heute namentlich nicht mehr bekannte kleinere Holzerdeburg von Mühlendorf ab, wo ein westliches Schwert aus dem 11. Jahrhundert und auch ungarischer Anhängerschmuck gefunden wurden, zusammen mit Gefäßscherben, mehrheitlich aus dem späten 11.–13. Jahrhundert. Im Südosten wurde zum Schutz der wichtigen Alt-Furt schon am Ende des 11. Jahrhunderts, spätestens aber an der Jahrhundertwende die beachtlich große Holzerde-„Torburg“ von Galt/(Hévíz-)Ugra gebaut, zu der eine bedeutende Dorfsiedlung gehörte. Diese Ugravár – ihr Namensgeber und Erbauer mag mit dem 1094 zum Gefolge Kolomans gehörenden Biharer Herren, dem Gründer des Biharer Klosters Ugramonostor identisch sein – wird durch reiches Fundmaterial (Tonkessel, Töpfe, Haarringe, Münzen) gut datiert. Um 1200 wurde an ihrer Stelle eine kleinere steinerne Burg errichtet. Zumindest seit dem 12. Jahrhundert existierte das sein einstiges Aussehen im Namen tragende östlichste Schutzwerk am Alt-Brückenkopf: Földvár (Marienburg). Die am linken Ufer des Alt unter der heutigen Burg Fogarasch entdeckte Holzerdeburg ist nicht früher als im 12. Jahrhundert entstanden, während sich im Süden am Übergang von Cibin und Černavoda/Schwarzwasser die Holzerdeburg bei Orlát auf einer flachen Bergnase durch Töpfe und Tonkesselbruchstücke des 11.–12. Jahrhunderts vorzüglich datieren läßt. Ihr ursprünglicher Name mag Cibinvár gewesen sein. Orlát = Váralatt (unter der Burg) ist der Name des Dorfes einer benachbarten neuen steinernen Burg, der Salgóvár. Schließlich gehörte zu 163den frühen Grenzburgen (aufgrund von Tonkesselscherben) die nahe Alt-Moldova an der unteren Donau gelegene, vermutlich den Namen ihres Erbauers bewahrende Holzerdeburg Szentlászlóvára (Burg des hl. Ladislaus), die nach dem Mongolensturm aus Stein wiedererrichtet wurde.
Die Herzogs- und Gespansburgen der östlichen Tiefebene sind insofern mit der frühen Geschichte Siebenbürgens verbunden, als sie entlang der von dort kommenden Wasserwege entstanden.
Nach Zeugnis seines militärischen Friedhofs aus dem 10. Jahrhundert ist ein frühes Werk der ungarischen Epoche das gewaltige Biharvár (1075: civitas Bichor und Bichari terra) am Kösmő-Bach. Außer einer halb aus der Burg hinausreichenden kleinen und niedrigen bronzezeitlichen Schanzenburg, der „Magdburg“ (Ausdruck für den Aufenthaltsort überirdischer weiblicher Wesen in christlicher Zeit), hatte die mittelalterliche Erdburg keinen Vorgänger, aus dem Erdreich des Walls kamen nur urzeitliche Scherben zutage. Auszuschließen ist von vornherein, daß diese zu den größten gehörende und in der Konstruktion typisch ungarische Burg von den weit verstreut lebenden wenigen Slawen der östlichen Tiefebene erbaut worden wäre. Die Holzerdeburg wurde wegen zwei Zerstörungen (1068, 1091) zweimal erneuert und ihre Erdwälle wurden erhöht, bis sie dann irgendwann im 12. Jahrhundert in Stein ausgeführt wurden. Trotz ihrer breiten Steinmauern verlor sie ihre militärische Bedeutung noch vor dem Mongolensturm. Das Gemeinvolk der Burg wohnte im 10.–11. Jahrhundert in Grubenhütten mit Backöfen aus Erde teils in der Erdburg und bestattete von Andreas I. bis zur Zeit Andreas’ II. im großen Friedhof um die Kirche südlich der Burg. Die im Burginneren befindliche Parochial- und später Bischofskirche ist nur aus ihrer Ausgrabungsbeschreibung bekannt; ihre sehr frühe Erbauung wird durch eine Münze Stephans I. datiert, später wurde in ihrer Umgebung auch bestattet. Die Bedeutung Biharvárs spiegeln momentan seine dichtbesiedelten Dörfer samt ihren Friedhöfen aus dem 10.–11 . Jahrhundert besser wider als das wenig erforschte bzw. an unveröffentlichten Forschungsergebnissen reiche Zentrum.
12 km südlich von Bihar sind am Südufer der Schnellen Kreisch im 10.–11. Jahrhundert nur Dörfer und Friedhöfe des ungarischen Gemeinvolkes bekannt, die zwar auf dem Stadtgebiet des heutigen Großwardein liegen, dennoch nicht seine direkten Vorgänger sind. Die runde Holzerdeburg Wardein ließ erst 1091–93 (1093: Varadynum de Byhor) Ladislaus I. errichten, um das von ihm gegründete Kloster herum, das wenig später zum Bischofsdom der Heiligen Jungfrau umgestaltet wurde. Diese dreischiffige Bischofskirche mit halbrunder Apsis war nach Struktur und Ausmaß mit dem gleichzeitigen 2. Dom von Weißenburg verwandt. Die auf einer Insel zwischen Haupt- und Nebenarmen der Schnellen Kreisch erbaute Burg hatte keinen Vorgänger, ihre reichen archäologischen Funde setzen mit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert ein.
Genaueres über das das Samosch-Gebiet beherrschende, linksseitig des Flusses erbaute Sathmarvár ist bisher nicht bekannt. Unbedingt ein Zentrum im 10. Jahrhundert war demgegenüber Marosvár (Tschanad), zu Beginn des 11. Jahrhunderts der „Hofsitz“ des rebellischen Ajtonys. Seine Bedeutung spiegeln in erster Linie die aus seiner Umgebung bekannten reichen Gräber und Friedhöfe aus dem 10. Jahrhundert wider. Die Gestalt der im 11. Jahrhundert in Csanádvár umgetauften frühesten Holzerdeburg ist auf Luigi 164Marsiglis um 1696 verfertigtem Grundplan noch in etwa zu erkennen – 1699 wurde sie nämlich gesprengt und zerstört. Auf der Seite des die Burg bei ihrer Gründung auch südlich umgebenden Mieresch-Armes standen am Ende des 17. Jahrhunderts noch die Türme der St.-Georg-Kathedrale. Am Nordrand der Burg stand das gleichfalls von Bischof Gerhardt gegründete und im 13. Jahrhundert umgebaute Benediktinerkloster der Heiligen Jungfrau, das nach einem erneuten, gotischen Neu- oder Umbau nach 1361 auch St.-Gerhardt-Abtei nach seinem heiligen Grab genannt wurde. Nach den genauen topographischen Angaben der größeren Gerhardtslegende stand letzterer benachbart einst das Kloster Johannes des Täufers, das jedoch 1241 spurlos verschwand, so daß heute nicht einmal sein Platz bekannt ist. Die kleine Dreiapsiden- (und nicht „Siebenapsiden-“ – Stützpfeiler sind keine Apsiden) Kirche, die am Ende der Türkenzeit in der Nähe der Kathedralenruine stand und von ungarischen wie rumänischen Archäologen irrtümlich als die byzantinische Kirche Ajtonys oder gar Hierotheos’ identifiziert wurde, war ein charakteristisch orthodoxes Kirchlein aus dem 16./17. Jahrhundert. Der heutige Dom von Németcsanád (Tschanad) wurde an der Stelle der 1741 restaurierten und 1868 völlig abgerissenen Kirche des Klosters der Heiligen Jungfrau errichtet, beim Abriß fand man in der Mittelachse der Kirche den originalen Steinsarkophag Gerhardts aus dem 11. Jahrhundert. Erneute kleinere Sondierungen belegen an dieser Stelle eine unmittelbar auf ein Gepiden-Dorf aus dem 6. Jahrhundert folgende Siedlung des 10./11. Jahrhunderts.
Besser erforscht ist das erste Aradvár (Urod, Orod) auf einer von einem alten Mieresch-Arm nördlich des Mieresch umflossenen Insel, von dem die Geschichtswissenschaft bereits übereinstimmend anerkennt, daß es 10-12 km östlich des heutigen Arad bei Glogovatz lag. Die Funde belegen eindeutig, daß es eine charakteristische Holzerde-Gespansburg vom Beginn des 11. Jahrhunderts war, die einmal umgebaut und erhöht wurde. Um die noch nicht freigelegte Burgkirche bestattete das in der Burg in Häusern wohnende Burgvolk, das auch eine Urkunde von 1177 erwähnt, seit König Peter (1038–1046) bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, wonach der Friedhof um die gewaltige St.-Martin-Propstei diese Funktion übernimmt. Alt-Aradvár wurde beim Mongolensturm völlig zerstört.
Von Temesvár kennen wir nur die Stelle, es kann aber gemäß den ungarischen militärischen Friedhöfen der Umgebung und seinem Namen nach vielleicht noch im 10. Jahrhundert entstanden sein. Gräber seines Burgvolkes sind erst aus dem 11. Jahrhundert bekannt. Ebenso aus dem 10. Jahrhundert stammt die zur Arpadenzeit nur als Földvár (Erdburg) bekannte, kaum erforschte Burg in der Flur des heutigen Zimándújfalu. Ihr überreicher ungarischer Friedhof wurde vom 10. Jahrhundert bis zu Ladislaus I. benutzt, dann wurde er wohl mit der Burg zusammen aufgegeben – weshalb sie auch keinen neuen Namen bekam. Aufgrund des Namens kann man in Zarándvár eine fürstliche Gründung aus dem 10. Jahrhundert vermuten, später ist es eine Gespansburg, bekannt nur aus geringen Überresten, wogegen wir im Falle des in der jüngeren Vergangenheit verschwundenen Örs(ova)vár (Alt-Orschowa) nicht einmal über solche verfügen.

 

 

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