Das Reich des Burebista

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Das Reich des Burebista
Die Völker des Karpatenbeckens und des Balkans wurden Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. mit dem unerwartet und schnell vordringenden dakischen König Burebista konfrontiert. Aus den schriftlichen Quellen geht nicht eindeutig hervor, ob Burebista tatsächlich der erste bedeutende König war, der die dakischen Stämme vereinigte, oder ob er sich bei seinen Zentralisierungsbestrebungen bereits auf Erfolge seiner Vorgänger stützen konnte. Die Quellen bringen aber die Zeit seiner Herrschaft in zeitliche Verbindung mit den bedeutendsten Daten der römischen Geschichte: Das Erscheinen des Oberpriesters Decaineus, des wichtigsten Helfers und Ratgebers Burebistas, im dakischen Königreich, als Sulla an die Macht gelangte (82 v. Chr.), die Ermordung Burebistas zu der Zeit, als Cäsar ermordet wurde (44 v. Chr.). Diese etwas künstlich beschworene Parallelität macht es immerhin möglich, die Zeit Burebistas vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. anzusetzen. Während seiner allen Anzeichen nach langen, wahrscheinlich 4 Jahrzehnte dauernden Herrschaft hat er seine riesigen Eroberungen laut Strabon in kurzer Zeit vorgenommen. Aus einer in Dionysopolis (Balčik in Bulgarien) gefundenen Inschrift* geht hervor, daß Burebista bereits um 48 v. Chr. „der erste und größte über Thrakien herrschende“ König gewesen ist. Dieselbe Inschrift nennt einen getischen Herrscher, an dessen Vater die Stadt Dionysopolis eine Gesandtschaft schickte. Die Gesandtschaft wurde von dem getischen Herrscher in Argedava empfangen. Da die Inschrift nur bruchstückhaft erhalten ist, ist nicht bekannt, ob dieser König in Argedava der Vater Burebistas war; weiterhin ist fraglich, ob Argedava mit dem im östlichen Teil des Banats liegenden Arcidava (Varadia) identifiziert werden kann. Wenn ja, kann der König, der in Argedava die griechische Gesandtschaft empfing, tatsächlich der Vater Burebistas gewesen sein. Dagegen spricht, daß Burebista in der ersten Hälfte seiner Regierungszeit allen Anzeichen nach noch keinen Einfluß auf die griechischen Städte am Schwarzen Meer ausgeübt hat. In den sechziger Jahren tauchten in den kühnen Plänen des pontischen Königs Mithridates die Daker weder als Feinde noch als Verbündete auf, deren Machtsphäre sich demnach noch nicht auf die untere Donau und die Schwarzmeerküste ausgedehnt haben konnte. Die Eroberungen sind darum tatsächlich in eine kurze Zeitspanne, in das sechste Jahrzehnt v. Chr. zu datieren. In die erste, längere Phase der Herrschaft Burebistas fiel sicher der Zusammenschluß der dakischen Stämme und die Schaffung und Festigung 20eines einheitlichen dakischen Königreiches. In diesem bestimmt nicht unblutigen Kampf war sein Ratgeber und Helfer der „fast über königliche“ Macht verfügende Oberpriester Decaineus.
G. MIHAILOV: Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae I. Sofia 21970, Nr. 13 = Dobó Nr. 837
Die Reihenfolge der Eroberungen Burebistas ist umstritten, weil in den schriftlichen Quellen außer den bloßen Tatsachen kaum etwas gesagt wird. Er hat die Macht der Daker in drei Richtungen ausgedehnt. Im Südosten drang er bis an die Schwarzmeerküste vor und eroberte die griechischen Städte am Meer zwischen dem Donaudelta und dem Balkangebirge. Vorher mußte er aber die entlang der unteren Donau siedelnden getischen Stämme unterworfen haben, und damit hat er wahrscheinlich auch die nördlich der Geten außerhalb der Karpaten lebenden Bastarnen unter seinen Einfluß gebracht. Dieses Volk keltischen oder germanischen Ursprungs stellte bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. dem makedonischen König Truppen und tauchte häufig im Sold fremder Mächte auf, es kämpfte schließlich nach Burebistas Tod als dakischer Verbündeter oder in dakischem Sold gegen Rom.
Der andere, für Rom tatsächlich gefährlich erscheinende Vorstoß zielte auf Makedonien. Burebista überquerte die Donau und drang durch weite Teile der Balkanhalbinsel bis zur römischen Provinz Makedonien sowie an die dalmatinische Küste vor, die ebenfalls in den Händen der Römer war. In den letzten Jahren der Regierung Cäsars hielt man in Rom die Abwehr der dakischen Gefahr für eine erstrangige politische Aufgabe. Das einzig nachweisbare Ereignis der Eroberungen auf dem Balkan war jedoch nur, daß die Skordisker als Verbündete der Daker in den weiteren Kriegen Burebistas kämpften und sich die Daker südlich der Donau, im heutigen nördlichen Serbien, dauerhaft niederließen.
Die dritte Richtung, in die sich die Daker ausdehnten, berührte die benachbarten Kelten. Der Stammesverband der Bojer umfaßte in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. auch die in der nördlichen Hälfte Siebenbürgens siedelnden keltischen Stämme. Burebista war wahrscheinlich bestrebt, zuerst die Macht dieser Stämme, der Taurisker und Anartier, zu brechen, und wurde so mit dem keltischen (Bojer-) Stammesverband, der die gesamte nördliche Hälfte des Karpatenbeckens in Besitz hatte, konfrontiert. Zum Zusammenstoß kam es, als die Daker in das Siedlungsgebiet des Stammes der Bojer eindrangen, das heißt in Richtung Transdanubien und der Westslowakei. Der Sieg Burebistas über die Kelten führte nicht nur zur Auflösung des bojerischen Stammesverbandes, sondern auch zur Ansiedlung der Daker im südlichen Teil der heutigen Slowakei. Das wird neben der Verbreitung der charakteristischen handgeformten dakischen Keramik auch dadurch bewiesen, daß die Personennamen der in der heutigen Südslowakei lebenden Kelten im 2. Jahrhundert v. Chr. in erheblichem Ausmaß dakisch beeinflußt erscheinen.
Die so in den Machtverhältnissen des mittleren und unteren Donaugebietes hervorgerufenen Veränderungen mußten allein schon deshalb bei den Römern Befürchtungen hervorrufen, weil ein bis dahin fast unbekanntes und außerhalb der römischen Einflußsphäre lebendes Volk mit überraschender Geschwindigkeit zum erstrangigen politischen Faktor im Vorgebiet des Illyricum (der dalmatinischen Küste) und Makedoniens wurde. Darum hat Julius Cäsar zu Recht die Unterwerfung der Daker als vorrangige Aufgabe in sein politisches Programm aufgenommen. Er hatte geplant, den Krieg von Makedonien aus zu beginnen. Zu diesem Feldzug wäre es wahrscheinlich 21bereits 44 oder 43 v. Chr. gekommen, wenn ihn daran nicht die gegen ihn gerichtete Verschwörung gehindert hätte. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde auch Burebista Opfer eines politischen Komplotts. Die Verschwörung (in den Quellen eher ein Aufruhr) spiegelt vermutlich die Interessen einiger partikularischer Gruppen der dakischen Aristokratie wider, denn die dakischen Stämme konnten nur durch Ausschaltung eines Großteils der früher unabhängigen Stammesführer vereinigt werden. Man kann natürlich nicht ausschließen, daß auch die römische Außenpolitik an dem Anschlag beteiligt gewesen ist. Nach der Beseitigung Burebistas unterhielten einige dakische Fürsten Beziehungen zu Octavian bzw. Antonius.

 

 

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