Frühe Kirchenorganisation und Bildung

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Frühe Kirchenorganisation und Bildung
Der Komitatsadel, die Szekler und die Sachsen gehörten im Mittelalter zur römischen Kirche und mehrheitlich zu deren siebenbürgischem Bistum, ausgenommen das früheste sächsische Siedlungsgebiet, das sog. Altland, welches seit 1192 die direkt dem Graner Erzbistum unterstellte Hermannstädter Propstei bildete. Das übrige sächsische Gebiet, das der freien ebenso wie das der unter Grundherrengewalt lebenden Sachsen, war in eigene Dekanate eingeteilt und genoß eine gewisse Autonomie. Die Archidiakonate des siebenbürgischen Bistums stimmten im großen und ganzen mit den königlichen Komitaten überein. Im Bereich der Komitate entsprach allein dem Archidiakonat Ózd am Oberlauf des Mieresch kein Komitat. Möglicherweise aber hatte ursprünglich ein Komitat Ózd bestanden und war nur bei der Ausweitung der Szekleransiedlung verschwunden bzw. mit den Komitaten Kolozs und Torda verschmolzen. Die nicht zur Hermannstädter Propstei gehörenden Teile des Sachsenlandes sowie von den Szekler Stühlen der Sepser Stuhl verblieben im Archidiakonat Weißenburg, während für den Kézder und den Orbóer Stuhl ein eigenes Kézder und für den von Udvarhely das Telegder Archidiakonat geschaffen wurden.
Die siebenbürgischen Bischöfe waren anfangs Ausländer (Franzosen, Deutsche, Italiener), später immer mehr einheimische (mit einer Ausnahme nichtsiebenbürgische) Aristokraten, seltener entstammten sie städtischen Bürgerfamilien, alle aber hatten sie an ausländischen Universitäten studiert. Nicht nur einer war vorher königlicher Notar wie Adorján am Ende des 12. Jahrhunderts, der die Beurkundungspraxis der königlichen Kanzlei organisierte, oder sein Nachfolger Pál, der 1181 die Urkunde über den 208verbindlichen Schriftgebrauch in der königlichen Kanzlei formulierte. Zu jener Zeit standen die siebenbürgischen Bischöfe mit jährlich 2000 Mark (1 Mark = cca. 245 g) Silber Zehnteinkommen an vierter Stelle der 14 Bischöfe Ungarns. Ihre kirchliche Bildung hinderte sie jedoch niemals an der streitbaren Verteidigung ihrer Zehnt- und Besitzrechte, welche im 13.–14. Jahrhundert sogar zu bewaffneten Zusammenstößen mit dem Woiwoden, den Sachsen und dem Abt von Appesdorf führte.
Die klösterlichen Orden vertrat in erster Linie die von Ladislaus I. in den letzten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts gegründete Benediktinerabtei von Appesdorf. Diese gehörte nach der gesetzlich festgelegten Ordnung der Schriftlichkeit in Ungarn, nach 1231 zu den mit der Ausstellung von authentischen Urkunden beauftragten sog. glaubwürdigen Orten (loca credibilia). (In Siebenbürgen besaß dieses Recht noch das Weißenburger Kapitel.) Im Mongolensturm brannten deren Archive ab, die früheste ausgestellte Urkunde der ersteren stammt aus dem Jahre 1288, von Weißenburg ist das mit 1278 einsetzende Register lückenhaft erhalten geblieben. Ein Benediktinerkloster hatte noch Herzog Álmos 1120 am siebenbürgischen Eingang des Meszescher Torpasses gegründet, das nach 1288 in den Urkunden nicht mehr erwähnt wird. Eigenklöster großer Familien entstanden in Almás (im 13. Jahrhundert im Besitz des Geschlechtes Borsa), in Mönchsdorf (vermutlich für das Geschlecht Kácsik) und in Gyerőmonostor für das Geschlecht Mikola. Sie alle hatten die Form einer dreischiffigen Basilika mit Rundbogenfenstern, bis heute erhalten geblieben ist nur noch die von Mönchsdorf. Für die Zisterzienser wurde 1202 das in anderer Beziehung bereits erwähnte Kloster Kern errichtet, dessen in spätromanisch-frühgotischem Stil erbaute Kirche bei der weiteren siebenbürgischen Tätigkeit der Bauhütte großen Einfluß auf den ungarischen und sächsischen Kirchenbau besaß. Das Kloster selbst allerdings verödete im 16. Jahrhundert, und heute steht es nur noch als Ruine.
Wenn auch anfänglich nicht in der Architektur, so spielten doch in der Gestaltung des geistigen Lebens die Bettelorden eine viel größere Rolle als die traditionellen Mönchsorden. Die Dominikaner begannen bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Siebenbürgen aus mit der Bekehrung der Kumanen, deren erster Bischof ebenfalls ein ungarischer Dominikaner war. Im 13. Jahrhundert besaßen sie fünf Klöster in Weißenburg und in sächsischen Städten, wo sie auch Nonnenklöster hatten. Im 14. Jahrhundert wurden auch die Franziskaner in Siebenbürgen beliebt (vor allem aufgrund ihrer Predigten in den Muttersprachen), bei Ungarn, Szeklern und Sachsen gleicherweise. In einer lateinischen Predigtsammlung der Franziskaner um 1310 finden sich kurze ungarische Zusammenfassungen des Inhalts, die sog. „Weißenburger Zeilen“. Die Blütezeit der siebenbürgischen Franziskaner fällt aber erst in das 15. Jahrhundert.

209Karte 12. Die Einteilung der Kirchenverwaltung des siebenbürgischen Bistums zu Beginn des 14. Jahrhunderts
Die Stadt- und Dorfpfarrer erhielten ihre Ausbildung in den städtischen Pfarr- und den Kapitelschulen. Aber schon sehr früh wurden auch Dorfschulen gegründet, die erste Nachricht stammt aus dem Jahre 1332 und bezieht sich auf das Schulgebäude (domus scolaris) im Dorf Zsuk im Komitat Kolozs. Im 15. Jahrhundert werden in mehreren Dörfern Schulmeister erwähnt. Das Studium an ausländischen Universitäten war nur wenigen Siebenbürgern möglich, aber bis 1520 immatrikulierten sich immerhin 206 als Siebenbürger bezeichnete Personen im 12. Jahrhundert an der Universität von Paris, seit dem 13. Jahrhundert an den Universitäten von Bologna und Padua und seit 210der Mitte des 14. Jahrhunderts überwiegend an den Universitäten von Prag, Krakau und Wien, in erster Linie Adlige und Bürgersöhne aus Städten oder Marktflecken (oppida), manchmal aber auch aus Dörfern.
Von den Bischofs- und Klosterkirchen unterschieden sich die ungarischen Dorfkirchen in den Komitaten und bei den Szeklern in Konstruktion und äußerer Form. Sie waren vor der Mitte des 13. Jahrhunderts einschiffige Gebäude mit einem Altarraum, der durch einen halbkreisförmigen Triumphbogen abgesondert war und in einer halbrunden Apsis endete. Die archäologisch freigelegte früheste Kirche dieser Art (Mühlendorf) ist auf den Beginn des 11. Jahrhunderts zu datieren, doch baute man drei Jahrhunderte hindurch auf diese Weise, bis seit der Mitte des 13. Jahrhunderts der viereckige Altarraum den halbrunden abzulösen begann. Die Kirchen im Szeklerland vertreten mit einer Ausnahme alle den früheren Typus. Die sächsische Bevölkerung sowohl in den Stühlen als auch in den Hörigendörfern errichtete die für die deutsche Kolonisation im Osten typische dreischiffige Basilika. Für den Rang der Führungsschicht ist es kennzeichnend, daß es in den meisten ungarischen und sächsischen Kirchen auch eine sog. Grundherrenempore gibt.

 

 

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