Das Reich des Decebalus

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Das Reich des Decebalus
Den fragmentarischen Quellen ist es nur sehr schwer zu entnehmen, ob der recht bald geschlossene Frieden und das neue Bündnis dem dakisch-römischen Verhältnis einen neuen Inhalt verliehen hat. Die Domitian feindlich gesinnte römische Geschichtsschreibung bewertete den Frieden als Sieg des Decebalus, denn er bekam nicht nur die hohe Geldzuwendung, sondern auch römische Fachkräfte, deren Wissen und Können er zu friedlichen wie zu kriegerischen Zwecken nutzte. Gleichzeitig aber war es unmittelbar nach dem Sieg, aber noch vor dem Friedensabschluß möglich, daß eine römische Truppe ungefährdet durch die Große Ungarische Tiefebene, „durch des Decebalus Königreich“ an die germanische Front geschickt werden konnte.* Decebalus selbst hatte bereits vor der Niederlage bei Tapae mehrmals den Friedensschluß angeboten.
Dobó 501 = Nr. 775a
Decebalus nutzte auch in den folgenden Jahren, als Domitian in Pannonien den lange währenden germanisch-sarmatischen Krieg fortsetzen mußte, die bedrängte Lage der Römer nicht aus. Wahrscheinlich hatte er mit der hohen Donation und den von den Römern überlassenen Fachkräften sein Ziel erreicht. Bei dem Friedensschluß im Jahre 88 war er selbst nicht anwesend, er ließ sich von einem Gesandten (vielleicht seinem Bruder) namens Diegis 28vertreten, auf dessen Haupt Domitian das die Macht eines Klientelfürsten symbolisierende Diadem setzte.
Weitere Forschungen müssen die Bauperioden der dakischen Burgen klären. Möglicherweise war nämlich der Ausbau der Burgen mit Steinmauern und Türmen wenigstens teilweise das Werk des Decebalus, der die ihm von den Römern überlassenen Experten zur Leitung derartiger und ähnlicher Arbeiten heranzog. Vermutlich wurde der Stempel mit dem Namen des Decebalus von einem römischen Militärfachmann angefertigt, da er eine genaue Nachahmung der in den militärischen Ziegelbrennereien benutzten Stempel darstellt. Auf die Anwesenheit von römischen Fachkräften kann man auch aus den in den Burgen benutzten Dachziegeln schließen.
Decebalus dehnte in den Jahren nach dem Friedensschluß, als er ein Verbündetenverhältnis mit Rom unterhielt, sein Königreich in bedeutendem Maße aus. Die Römer tolerierten derartige Gebietsaneignungen, solange die Daker im Rahmen des Bündnissystems blieben, das heißt, nicht die mit anderen Fürsten geschlossenen Verträge verletzten und drohten, das sorgfältig ausgebaute Verbündetennetz ins Wanken zu bringen. Die Expansion des Reichs des Decebalus kann wahrscheinlich anhand der Landkartenskizzen des Ptolemaios rekonstruiert werden, weil dieses längere Zeit nach der Eroberung Dakiens geschriebene geographische Handbuch die Grenzen Dakiens nicht denen der römischen Provinzen entsprechend beschreibt, ja selbst die Legionen – im Unterschied zu den anderen Provinzen – im römischen Dazien nicht anführt. Sarmizegethusa wird auch weiterhin als „königlich“ tituliert, und das kann nicht die in Várhely gegründete römische Colonia, sondern nur die königliche Burg bei Újvárhely gewesen sein. Die Grenzen Dakiens zur Zeit des Decebalus waren im Westen die Theiß, im Norden die Karpaten und im Osten der Dnjestr. Dieses riesengroße Gebiet, auf dem zum Großteil nicht nur Daker, sondern auch Kelten, Sarmaten und andere Völker lebten, hat er sicher nach und nach und nicht ohne Kämpfe in seinen Besitz gebracht. Ptolemaios führt auch – leider auf eine zur genauen Ortsbestimmung kaum geeigneten Weise – die unter seine Herrschaft geratenen Völker an. Unter diesen finden sich am weitesten nördlich die auch aus anderen schriftlichen Quellen gut bekannten Völker, die keltischen Anartier und Taurisker, die im nördlichen Siebenbürgen lebenden Mitglieder des einstigen Stammesverbandes der Bojer sowie jenseits der Karpaten die dakisch sprechenden Kostoboker. Die ferner aufgeführten Völkernamen kommen anderenorts nicht vor. Unter ihnen werden auffallend viele aus Ortsnamen gebildet (Predavenses, Ratakanses, Kaukoenses, Buridavenses usw.). Da diese Völker auf der Landkarte des Ptolemaios zentrale Stellen einnehmen, kann man vielleicht annehmen, daß Decebalus die Daker auf jeweils einem Zentrum unterstellte Gebiete verteilt und so gewaltsam die traditionelle Stammesaufteilung beseitigt hat. Es fällt nämlich auf, daß der einzige von früher her bekannte dakische Stamm, der Appulus-Stamm, selbst in der aus dem Ortsnamen Apulum gebildeten Form „Apulenses“ nicht in diesem Völkerverzeichnis vorkommt.

 

 

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