Siebenbürgen bewahrt den Frieden

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Siebenbürgen bewahrt den Frieden
Sigismund Rákóczis Abdankung zeugte von hohen politischen Fähigkeiten. Denn es wäre ein heilloser Fehler gewesen, seine Macht gegen Báthory verteidigen zu wollen. Für sich selbst hätte er eine Niederlage heraufbeschworen und für Siebenbürgen eine erneute Verwüstung, ging doch aus dem Bündnis zwischen Gabriel Báthory und den Haiducken klar hervor, daß der junge Magnat für sein hockgestecktes Ziel auch das Risiko eines Krieges in Kauf nehmen würde.
Die zweite Geste nach Rákóczis Abdankung im Zuge der Bestrebung, den hitzigen Báthory abzukühlen, taten die Politiker Siebenbürgens. Diese hatte der junge Fürst damit verblüfft, daß er, kaum in Siebenbürgen eingetroffen, einen Krieg gegen die beiden rumänischen Woiwodschaften vorbereitete. Er kam mit kriegerischen Absichten, obgleich sowohl die von den Ständen vorgegebenen Bedingungen als auch die Politik seiner Vorgänger von ihm verlangten, sich um die Bewahrung eines gutnachbarlichen Verhältnisses zu bemühen. Wer hätte wohl in dem nach einem langen Krieg zerstörten Land einem neuen Zusammenstoß mit den Nachbarn zugestimmt?
Trotzdem sandte Báthory schon nach dem ersten Monat seiner Herrschaft einen Vertrauten zum hochangesehenen Kronstädter Richter Michael Weiß, der zugleich als Experte in den Angelegenheiten der Woiwodschaften galt, um die Möglichkeiten für die Vertreibung des walachischen Woiwoden Radu Şerban zu erkunden. Der gelehrte Stadtrichter riet ihm auf das Bestimmteste davon ab. Aus seinen Worten sprach die auf gute Wirtschaftsbeziehungen mit den Woiwodschaften gebaute sächsische Umsicht. Es gelang ihm aber nicht, den Fürsten zu überzeugen. Dieser sandte einen geheimen Boten in die Moldau, um die Mutter des dortigen minderjährigen Woiwoden, die in dem Ruf einer guten Politikerin stehende Witwe Ieremia Movilăs, gegen den walachischen Woiwoden zu gewinnen.
Gegen diesen unüberlegten Plan wandte sich allerdings der siebenbürgische Fürstenrat – auf einer Beratung im Mai 1608 wurde der Fürst offen überstimmt. Es wurde nur zugelassen, ein erneutes Bündnis mit den Woiwodschaften zu schließen. Auf diese Weise wurde der 13 Jährige Woiwode Constantin Movilă der Moldau zum Lehnsmann, der entsprechend einem Vertrag vom 18. Juli 1608 jährlich 8000 Gulden Steuer zu zahlen hatte. Und der walachische Woiwode Radu Şerban leistete schon vorher, am 31. Mai, vor den zu ihm gereisten siebenbürgischen Gesandten den Treueid.
308Die Verträge mit den Woiwodschaften von 1608 bewahrten den Frieden an den Grenzen, damit allerdings spitzte sich die Haiduckenfrage wieder zu. Es wäre nämlich einfacher gewesen, sie mit dem Krieg gegen die Woiwoden zu beschäftigen, als ungeheuer viel Zeit, Mühe und Geld für ihre endgültige Ansiedlung aufzuweden. Báthory erfüllte deshalb die Bedingungen des mit ihnen geschlossenen Vertrages nicht und mußte nun selbst mit einer Bedrohung seitens der Haiducken rechnen. Da aber erhielt er Hilfe von unerwarteter Seite. Sie kam vom Erzherzog Matthias und stand mit einem lang gehegten Plan in Zusammenhang. Die Mitglieder der Habsburgerdynastie nämlich waren bestrebt, Rudolf die Regierungsgewalt zu entziehen. Diese Absicht beruhte teils auf Rudolfs Schwermütigkeit und teils auf dem Versuch, ihm die Verantwortung für die Krise der Jahrhundertwende zuzuschieben. Die Durchführung dieses Planes wurde Erzherzog Matthias übertragen.
Also gab Matthias Anfang 1608 seine Manöver gegen die Durchführung des Wiener Friedens auf und begann, sich als den Schutzherrn dieses und des Vertrages von Zsitvatorok auszugeben. Am 1. Februar 1608 ging er ein Bündnis mit den ungarischen und österreichischen Ständen ein. Da aber nach dem langen Krieg vom Adel nur wenig Waffenhilfe zu erwarten war, fielen ihm – ebenso wie Gabriel Báthory – die Haiducken ein. Mit großer Umsicht machte er sich ans Werk: Zuerst bestätigte er ihnen am 27. März 1608 ihre von Stephan Bocskai erhaltenen Privilegien, um dann drei Wochen später 6000 von ihnen in Sold zu nehmen. In Báthorys Hand blieben damit nur 3 000 Haiducken.
Somit war die Regelung der Haiduckenfrage zur gemeinsamen Sache von Matthias und Gabriel Báthory geworden. Nachdem Erzherzog Matthias mit Unterstützung der Haiducken Rudolf zur Abdankung als ungarischer König und Herrscher über die österreichischen Erblande gezwungen hatte, ging er auch daran, die Haiduckenfrage zu regeln. Die Kommissare von Matthias und Báthory verhandelten gleichzeitig über die Haiducken und die Beziehungen zwischen Siebenbürgen und der ungarischen Krone. Am 20. August 1608 wurden beide Vereinbarungen unterzeichnet. Im Sinne der einen sollten die Haiducken ähnlich den Szeklern als freie Menschen Ungarn und Siebenbürgen dienen. Die andere enthielt die Zusicherung Báthorys, Siebenbürgen nicht von der Krone zu trennen. Seine Fürstenwürde wurde vertraglich anerkannt.
Damit war im Frühherbst 1608, kaum ein halbes Jahr nach Gabriel Báthorys Wahl zum Fürsten, in und um Siebenbürgen Ruhe eingekehrt, und nicht viel später traf auch die Anerkennung der Pforte für Báthorys Herrscherwürde ein. Um sie zu erreichen, war einer der Führer der türkischen Partei, Gabriel (Gábor) Bethlen, nach Konstantinopel gereist, und bereits Mitte August schickte er eine Nachricht über den erfolgreichen Abschluß seiner Sendung. Die Stände Siebenbürgens konnten zufrieden sein. Der junge Báthory hatte sich zwar mit der Haiduckendrohung gewaltsam durchgesetzt, doch begann er seine Herrschaft damit, in aller Fügsamkeit gegenüber dem Willen der Stände sich auf die Bewahrung der traditionellen Interessen des Landes verpflichten zu lassen.

 

 

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