Gabriel Bethlen, Fürst von Ungarn

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Gabriel Bethlen, Fürst von Ungarn
Der Führer der protestantischen Opposition, der spätere Fürst Georg (György) I. Rákóczi, Fürst Sigismunds Sohn, rief Bethlen persönlich, doch darüber hinaus erschien einer Mehrheit der ungarischen Magnaten eine Parteinahme für den Fürsten als sehr attraktiv. Daher wurden die bedeutendsten von ihnen zu festen Stützen seiner Macht, da sie durch Partizipation an dieser ihre eigene zu steigern hofften. Schon bisher lebten sie höchst vorteilhaft: Dem nach dem Fünfzehnjährigen Krieg zum König gewählten Matthias II. hatten sie die Garantie ihrer vollen Rechte abgerungen. Damit war geklärt, daß ihnen innerhalb der arbeitsteiligen Regierung des Landes die Führung der inneren Angelegenheiten zustand; auch die Regelung des Grundherrn-Bauern-Verhältnisses fiel allein in ihre Kompetenz. Mehr war nur noch zu erreichen, wenn sie unter einem nationalen König nicht einmal mehr mit dem Einfluß fremder Interessen zu rechnen brauchten. Neben Bethlen sprachen auch die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit für solche Überlegungen. Anstelle des kranken Matthias II. regierte Erzherzog Ferdinand seit Ende 1616, nach György Thurzós Tod, ohne Palatin. Zwei Jahre später wurde er, noch zu Matthias’ Lebzeiten, zum König gewählt, allerdings gegen eine starke Opposition. Denn jeder wußte, daß Ferdinand in den von ihm beherrschten Erblanden einen absolutistischen Musterstaat errichtet hatte, der sich ganz auf die katholische Kirche stützte. Über den ungarischen Herren hing folglich die finstere Drohung einer erstarkenden Zentralmacht.
Das alles machte Gabriel Bethlen zu einem idealen Kandidaten für den ungarischen Königsthron. Von einem solchen Nationalkönig konnte man erwarten, keine fremden Interessen zu vertreten. Zudem besaß er für den Ausbau einer von den ungarischen Herren unabhängigen Macht nach Lage der Dinge keinerlei Mittel, weshalb man ihn zum Nationalkönig machen konnte, ohne ihm damit die Herrschaft über das Land zu ermöglichen.
322Infolge der Unterstützung der zu ihm übergetretenen Magnaten drang Bethlen in schnellem Tempo vor. Am 27. August 1619 war er in Weißenburg aufgebrochen und für den 21. September berief er bereits die erste Versammlung seiner Anhänger im königlichen Ungarn ein. Diese fand in Kaschau statt. Hier klärte sich das Verhältnis des mit seinem Heer einmarschierenden Fürsten zu seinen Anhängern in Ungarn. Ihren Vereinbarungen gemäß war er kein Angreifer, sondern gekommen, Hilfe zu leisten wie der biblische Jephta den Kindern Israels – einfacher gesagt, er war der offizielle Vertreter ihres Willens gegenüber dem König.
Danach setzte Bethlen seinen stürmischen Vormarsch fort, am 14. Oktober nahm er persönlich an der Einnahme Preßburgs teil. Unterdessen gewann einer seiner jungen Anhänger, György Széchy, die oberungarischen Bergstädte für den Fürsten. Somit war ein großer Teil des königlichen Ungarn bereits in Bethlens Hand, als Palatin Zsigmond Forgách in seinem Namen den Landtag für den 11. November einberief. Als dessen Verhandlungen begannen, stieß die Armee Bethlens nach ihrer Vereinigung mit den Truppen des böhmisch-mährischen Bündnisses bis unter die Mauern Wiens vor.
Aber es kam nicht zur Belagerung der Kaiserstadt. Am 29. November 1619 zog Bethlen von Wien ab und traf damit eine Entscheidung, die im In- und Ausland gleicherweise viel Staub aufgewirbelt hat. Brach er doch damit nicht nur eine vielversprechende Unternehmung plötzlich ab, sondern ließ auch seine böhmischen Verbündeten im Stich. Er selbst redete sich auf Vorgänge in Siebenbürgen heraus, hatte aber in Wahrheit wohl nur die Aussichtslosigkeit einer Belagerung Wiens eingesehen und nahm lieber eine moralische als eine militärische Niederlage auf sich. Er gab vor, ohne Zwang gehandelt zu haben, und hatte Erfolg mit diesem Manöver: Der stark umstrittene Abzug hat seine Popularität in Ungarn nicht beeinträchtigt.
Auf dem Gipfel seiner Erfolge stand Bethlen Ende 1619 – Anfang 1620, als ihm auf dem Landtag die Stände den Thron anboten. Doch Bethlen lehnte aus einem einfachen Grund ab: Die Stände hatten auch eine Wahlkapitulation mit ihren Bedingungen formuliert, in der die Statuten einer idealen Adelsrepublik skizziert waren. Außer der Einberufung des Landtags und der Sanktionierung der Gesetze wollten sie dem künftigen König keinerlei Rechte einräumen. Mit dem Thron lehnte Bethlen also auch die Bedingungen ab. Dennoch ist der Landtag einstimmig übereingekommen, die unbeschränkte Macht für die Verwaltung des Landes in die Hand Gabriel Bethlens zu legen.

 

 

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