Königswahl ohne Krönung

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Königswahl ohne Krönung
Zur Entthronung des Hauses Habsburg in Ungarn und zur Königswahl kam es dann auf dem darauf folgenden Landtag am 25. August 1620 in Neusohl. Dort unterschrieb Bethlen auch die Wahlkapitulation. In den Verhandlungen danach wurden die Teilnehmer am Landtag offiziell davon in Kenntnis gesetzt, daß Bethlens Herrschaft die Annahme des türkischen Protektorats bedeutete. Ein türkischer Gesandter verlas einen Brief Sultan Osmans II., in dem er Ungarn seinen Schutz versprach, und der siebenbürgische Kanzler Simon Péchi hielt eine große Rede über die Vorzüge der neuen Regelung. Mit dem Argument, daß Ungarn und Siebenbürgen Teile eines zusammengehörigen Ganzen seien, rief er den Landtag dazu auf, die Angelegenheiten des 323Königreichs dem Beispiel Siebenbürgens folgend zu ordnen. Zu einer echten Entscheidung konnte es jedoch gar nicht kommen, die ungarischen Herren mußten einfach zur Kenntnis nehmen, daß sie mit ihrer Abwendung vom Habsburgerkönig ihre Hoffnung auf Vertreibung der Türken aufgegeben hatten.
In diesem Zusammenhang war die Unterschrift unter die Wahlkapitulation und die Königswahl eine Gegenleistung von Gabriel Bethlen. Damit vergalt er gewissermaßen die Übernahme der türkischen Schutzherrschaft.
Bethlen ließ sich jedoch nicht krönen, womit er viele seiner Zeitgenossen in Erstaunen und viele Historiker ins Grübeln versetzt hat, obwohl sich diese Geste vielleicht ganz einfach erklären läßt. In Neusohl 1620 hätte diese Zeremonie bloß in improvisierter Form stattfinden können, aber Bethlen plante sicherlich, nach dem triumphalen Abschluß seiner Unternehmung sich die Heilige Krone unter Wahrung aller traditionellen Formen aufs Haupt setzen zu lassen. An seinem endgültigen Sieg hegte er bei seiner Wahl zum König gewiß noch keinen Zweifel.
Ab November 1620 wandte sich der Gang der Ereignisse jedoch immer mehr gegen Gabriel Bethlen. Am 4. November nahm der Ofner Pascha Waitzen ein, und wenig später kam die Nachricht, daß die Truppen Ferdinands II. bei Prag, am Weißen Berg, den böhmischen Aufstand niedergeschlagen und mit grausamer Vergeltung begonnen hätten. Ersteres weckte Zweifel an Bethlens endgültigem Sieg, letzteres verdeutlichte die möglichen Folgen seiner Niederlage.
Gabriel Bethlen selbst handelte weiterhin so, als sei nichts geschehen, und schob Wahlkapitulation wie Gesetze beiseite, da die von den Ständen aufgerichteten Hindernisse nicht nur seine persönliche Macht einschränkten, sondern auch den Erfolg der von ihm angeführten Bewegung gefährdeten. Wenn die Stände Ungarns geglaubt hatten, in Bethlen einen willfährigen und nachgiebigen Herrscher zu bekommen, wurden sie enttäuscht. Der Plan der Stände, den Staat des neuen Königs zu einem billigen Spielplatz ihrer unbeschränkten Rechte zu machen, erwies sich als Illusion. Noch dazu war die Existenz dieses Staates an einen militärischen Sieg gebunden, der unter den Bedingungen einer schrankenlosen Freiheit der Stände nicht zu erringen war.

 

 

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