Kampf um Ungarn und letzte Pläne

Full text search

Kampf um Ungarn und letzte Pläne
Der Fürst von Siebenbürgen kam im August 1623 erneut nach Ungarn, obwohl ihm die oberungarischen Herren wie auch seine sonstigen Anhänger davon abgeraten hatten. Selbst György Rákóczi war erst nach der Weinernte bereit, in seinem Lager zu erscheinen. Gabriel Bethlen berief zwar für den 19. November einen Landtag ein, doch stimmten die Anwesenden für die Wiederherstellung des Friedens. So unterzeichnete der Fürst am 2. April 1624 die Friedensurkunde. In ihr wurde im wesentlichen der Vertragstext von Nikolsburg wiederholt, und seit damals hatte sich die innenpolitische Situation in Ungarn eigentlich nicht verändert, so daß sich Gabriel Bethlen mit seinem 1623er Feldzug im Grunde genommen geirrt hatte.
Bei der nächsten Gelegenheit, im August 1626, gab es bereits bessere Gründe für einen Feldzug ins königliche Ungarn: Bethlen war einem mächtigen internationalen Bündnis beigetreten. Die zu diesem Zweck geführten Unterhandlungen hatten schon 1625 begonnen, als sich die Gesandten Englands, Frankreichs, Hollands und Venedigs in Konstantinopel durch Vermittlung seiner dortigen Geschäftsträger an ihn wandten. Dieselben Mächte erkundigten sich bald darauf auf diplomatischem Wege und unter 325Vermittlung des Pfalzgrafen Friedrich, ob er sich einem Bündnis gegen die Habsburger anzuschließen gedächte. Bethlen selbst informierte sich in Deutschland und bat im Frühling 1625 den Kurfürsten von Brandenburg um die Hand seiner Tochter; ein Jahr später fand die Hochzeit statt. Damit war der schwedische König Gustav Adolf zu Bethlens Schwager geworden.
So zog Gabriel Bethlen im Sommer 1626 mit der Hoffnung auf westliche Hilfe ins Feld. Die Lage im Westen gestaltete sich aber so, daß immer er es war, der seinen westlichen Verbündeten helfen mußte. Für einige Monate verlagerte sich sogar der Kriegsschauplatz vom Westen bis zu ihm. Der protestantische Heerführer Mansfeld war nach Ungarn geflohen und wurde von Wallenstein, dem erfolgreichsten der kaiserlichen Heerführer, verfolgt. Die ungarische Sache spielte in diesem Kriegszug kaum eine Rolle, und der Frieden vom Dezember 1626 brachte dem von Nikolsburg gegenüber keinerlei Veränderungen. Die einzige Auswirkung des Friedens war die, daß Ungarn eine Zeitlang von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges verschont blieb.
Zwischen den beiden letzten Kriegszügen und vor der Heirat mit Katharina von Brandenburg war Bethlen noch der verblüffende Einfall gekommen, Ferdinand II. um die Hand seiner Tochter Cäcilie Renate zu bitten. Als politisches Angebot fügte er hinzu, er ersuche nach erfolgter Heirat um die Regentschaft im königlichen Ungarn und wolle sich dann, gestützt auf den Kaiser und dessen Verbündete, gegen die Türken wenden. Wenn man sein Angebot annehme – ließ er nach Wien melden –, dann sei es möglich, binnen vier bis fünf Jahren die Türken aus Ungarn zu vertreiben.
Anfänglich erregte sein überraschendes Angebot erhebliche diplomatische Verwirrung, wurde dann aber mehrmals höflich zurückgewiesen. Nur wenige ungarische Würdenträger griffen den Gedanken eines von Siebenbürgen ausgehenden Türkenkrieges auf. So verhandelten 1627 und 1628 Erzbischof Pázmány und auch der neue Palatin Miklós Esterházy durch Vermittler über diesen Plan. Dabei spielte natürlich die beabsichtigte Heirat mit der Habsburger Erzherzogin keine Rolle mehr, als nur der Kern der Sache, von Siebenbürgen aus einen Krieg gegen die Pforte zu beginnen, übrig geblieben war. Verwirklicht wurde jedoch nichts davon. Die Vorstellungen der Ungarn über einen Türkenkrieg beruhten nämlich auf der Hoffnung, nach Beendigung des großen Krieges im Reich werde sich der Kaiser dann gegen seinen östlichen Feind wenden. Zu diesem Ende kam es jedoch noch nicht, und nach seinem dritten Feldzug verzichtete auch Bethlen darauf, die mit Ungarn verbundenen Möglichkeiten weiter zu verfolgen.
Ab dem Jahre 1627 beschäftigte den Fürsten immer stärker der Gedanke an die polnische Krone, was ihn dazu trieb, die Beziehungen zu seinem Schwager Gustav Adolf zu intensivieren. Zu jener Zeit hatte der energische und außerordentlich befähigte Schwedenkönig die Führung im Reichskrieg übernommen. Außer Verhandlungen auch mit polnischen Repräsentanten und dem russischen Zaren Michael vermochte Bethlen jedoch für seine weitgespannten Pläne nicht mehr viel zu tun.
Eine schwere Krankheit verurteilte ihn zur Tatenlosigkeit, wenn er sich ihrer auch mit aller Kraft zu erwehren suchte. Im Oktober 1629 vermochte er kaum noch zu essen, reiste aber dennoch nach Wardein, um mit György Rákóczi die nach seinem Ableben notwendigen Dinge zu besprechen. Kaum zurückgekehrt, starb er am 25. November 1629, vormittags gegen 11 Uhr.

 

 

Noviny Arcanum
Noviny Arcanum

Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť

Arcanum logo

Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

O nás Kontakt Tlačové správy

Languages







Noviny Arcanum

Noviny Arcanum
Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť