Günstige Außenbeziehungen und innere Gegensätze

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Günstige Außenbeziehungen und innere Gegensätze
In Erinnerung an seinen Vater begrüßten die siebenbürgischen Stände Georg Rákóczi nach seiner Wahl, obwohl es nicht allzu viele Züge von Ähnlichkeit zwischen Fürst Sigismund und seinem Sohn gegeben haben mochte. Sigismund Rákóczi hatte einen geschmeidigen Charakter besessen, zu jedem leicht Kontakt gefunden und war, sich geschickt jeder Situation anpassend, zum Fürsten aufgestiegen, um dann, als dies im Interesse des Landes notwendig schien, sich weise zu entfernen. Demgegenüber hatte Georg Rákóczi praktisch so gut wie keinen Schritt unternommen, um die Herrschaft zu erlangen, als er dem Palatin mitteilte, er werde nicht umkehren, auch wenn es ihn sein Leben koste.
Als Fürst verhielt sich Georg I. Rákóczi in allem ähnlich. Hartnäckig und krampfhaft hielt er an dem fest, was ihm seiner Meinung nach zukam. Auch seinen Untertanen trat er mit harten Forderungen entgegen. Während seiner Herrschaft nahm er ihnen vor Gericht mehr Besitz ab als jemals ein Herrscher in Ungarn. Denoch gewann er an Größe, weil er unter vorteilhaften äußeren Umsänden wirken konnte. Die Jahre seiner Herrschaft waren die seit Menschengedenken ruhigsten im Lande und im Umfeld Siebenbürgens.
Der alle Kräfte der österreichischen Habsburger bindende Dreißigjährige Krieg war 1630 aus ihrer Sicht gerade am Tiefpunkt angelangt. In absehbarer Zeit konnten sie gar nicht daran denken, in Ungarn irgendetwas zu ändern. Konstantinopel wiederum hatte seit 1622 immer wieder mit Janitscharenaufständen zu kämpfen. Nach den 30er Jahren war für zwei Jahrzehnte die Existenz der Pforte in Europa kaum zu bemerken.
Typisch für diese allgemeine Ruhe war das Ausbleiben jeder Intervention seitens der beiden Großmächte bei dem dreimaligen Fürstenwechsel von 1629–1630 in Siebenbürgen. Im Lande selbst entfachte Rákóczi jedoch einen 329gewaltigen Sturm, als er sich im Frieden nach dem Haiduckenkrieg 1631 auch dazu verpflichtete, in eine Burg seiner Familie, Ónod, eine kaiserliche Besatzung einzulassen, bis einer seiner Söhne als königlicher Untertan seinen ständigen Wohnsitz in Ungarn nehmen sollte. Da seine Söhne damals um die 10 Jahre alt waren, schien die Einquartierung der kaiserlichen Besatzung langfristig zu sein.
Diese Angelegenheit betraf nicht nur die Rákóczis, sondern auch die Bewohner der Umgebung, weil Ónod an der Sajó-Mündung eine strategische Bedeutung gegenüber Erlau besaß. An der Grenze zum Türkengebiet verteidigte sie mit den Grundherrschaften auch deren Bevölkerung. Ihre Besatzung bestand bisher aus Soldaten aus der Umgebung, und diese schützten damit die eigene Wirtschaft sowie die ihrer Geschwister und Verwandten, wenn sie gegen die Raubzüge der Erlauer Türken ins Feld zogen. Die Bewohner erschraken nun: Wie wird sich das aus der Ferne anrückende kaiserliche Militär verhalten?
Die einfachen Leute um Ónod hatten das Gefühl, von den Mächtigen im Stich gelassen worden zu sein, und begannen, ihre Selbstverteidigung zu organisieren. Nach dem Beispiel der Haiducken suchten sie sich zuerst adlige Führer, und als das nicht gelang, übernahmen Bauernhauptleute unter Péter Császárs Führung die Organisation und sandten Briefe mit einem Aufruf an die Dörfer im Umkreis Ónods. Für Ende Juli 1631 war eine gemeinsame Versammlung mit dem Adel geplant. Als die Herren von dieser aber Abstand nahmen, wurde Mitte August in Gönc nach Komitaten ein bäuerlicher Führungsstab gewählt. Damals wurde schon das doppelte Ziel der Bewegung sichtbar: Imre Csuka, ein angesehener alter Fronbauer, leitete den radikalen Flügel, der auch soziale Forderungen stellte, während Császár weiterhin auf der Suche nach einem adligen Führer war. Seine Gruppe schickte einen Gesandten zu Dávid Zólyomi, der sie aber an den Fürsten verwies. Im Januar 1632 reiste dann Péter Császár wirklich nach Weißenburg, womit sein Schicksal besiegelt war.
Bis dahin hatten sich die ungarischen Herren nämlich nicht viel um die Bauernbewegung gekümmert. Da dies alles sich auf den Rákóczi-Gütern abspielte und in erster Linie den Fürsten betraf, nährten viele ihre stille Schadenfreude daran. Als aber nun die Gefahr drohte, daß Rákóczi nicht gegen die Bauern, sondern als ihr neuer Bündnispartner auftreten werde, wandten sich die Stände des Königreichs gegen die Aufständischen. Sie nahmen Péter Császár fest und stellten ihn am a. März 1632 in Kaschau vor ein Standgericht. Aufgrund politischer Anschuldigungen wurde er nach schrecklichen Foltern hingerichtet.
Auch wenn es bisher kaum zu tatsächlichen Aktionen gegen die Herren gekommen war, entfesselte Péter Császárs Tod die wildesten Emotionen. Der oberungarische Adel versuchte, der Unruhe durch Verhandlungen zu begegnen, dafür war es aber schon zu spät. Wenn auch ein Teil der Bauernschaft die Waffen niederlegte, zog doch ihre Mehrheit nach Siebenbürgen, das sie allerdings nicht erreichten, weil sie von István Bethlen d. J. und David Zólyomi in einem erbitterten Kampf geschlagen wurden.
Diese zwei jungen Politiker hatten seit Gabriel Bethlens Tod einen Angriff auf das Königreich vorbereitet. Vor der Möglichkeit, die ihnen die Bauernbewegung bot, schraken sie jedoch zurück. Ganz unabhängig vom zu erwartenden Ausgang des Kampfes wollten sie nicht an der Spitze eines Bauernheeres 330stehen. Zólyomi und der junge Bethlen rückten von den Bauern ab, obwohl sie einen Angriff gegen das königliche Ungarn keineswegs für hoffnungslos hielten. Bethlen aber starb Ende 1632, und so begann Zólyomi allein seine Vorbereitungen gegen die Habsburger zu intensivieren. Es wären schon Gesandte dreier ausländischer Herrscher gleichzeitig bei ihm gewesen – äußerte er einmal etwas hochmütig. Deshalb auch ließ ihn Georg I. Rákóczi, der ihm doch vieles verdankte, im Frühjahr 1633 festnehmen und strengte einen Prozeß wegen Untreue gegen ihn an.
Gleichzeitig stellte man auch Mózes Székely vor Gericht, der die Fürstenwürde angestrebt hatte, nachdem die Anhänger seines verstorbenen Vaters ihn dazu überredet hatten. Er hatte sich an der Pforte Unterstützung gesichert. Rákóczi wollte seine Pläne aber nicht via Konstantinopel durchkreuzen, sondern warf ihn zu Hause ins Gefängnis und eröffnete den Prozeß gegen ihn und seine Anhänger. Diese gleichzeitigen Prozesse gegen Mózes Székely und Zólyomi benutzte der Fürst zur Einschüchterung der Opposition – aber damit begnügte er sich nicht. Es verging kaum ein Jahr der Herrschaft Georg I. Rákóczis ohne Hinrichtungs- und Enteignungsurteile.
Den schlimmsten Schlag führte er gegen die Sabbatarier, obwohl diese aus der Reformation herausgewachsene, aber antitrinitarische Konfession schon seit Jahrzehnten in Siebenbürgen in Frieden lebte. Wohl hatten sie früher, wenn sie überhaupt den Bereich der Theologie verließen, recht unklare gesellschaftliche Bestrebungen vertreten, seit den 1620er Jahren traten aber auch unter ihnen Wortführer oppositioneller politischer Vorstellungen auf. Gabriel Bethlen hatte sich seinerzeit nicht viel um sie gekümmert, sondern sie lieber für die Pfortendiplomatie eingesetzt.
Rákóczi wiederum hatte einen persönlichen Widerwillen gegen ihre Theologie und wollte auch ihre politischen Verbindungen nicht dulden. Ein gar nicht unwesentlicher Gesichtspunkt war schließlich, daß er den Sabbatariern durch Gerichtsbeschluß die Güter wegnehmen konnte. Zuerst fand in Desch – um die Fiktion von den theologischen Gründen für ihre Verfolgung hervorzuheben – ein großes religiöses Streitgespräch statt, und unmittelbar danach, im Juli 1638, ergingen die Vorladungen vor Gericht.
Die Angeklagten flüchteten sich zum Teil in die anerkannten Konfessionen, diejenigen aber, die ihrem Glauben treu blieben, wurden zur Hinrichtung und zum Verlust ihrer Güter verurteilt. Schließlich begnadigte sie der Fürst und zog nur ohne Ansehen der Person ihre Güter ein. Eine Hinrichtung gab es dennoch: Der Goldschmied János Torockai aus Klausenburg wurde aufgrund eines Gerichtsurteils gesteinigt.

 

 

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