Wechselseitiges Desinteresse der Verbündeten und Rákóczis letzte Pläne

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Wechselseitiges Desinteresse der Verbündeten und Rákóczis letzte Pläne
Gegenüber dem schwedischen Heerführer Torstensson, der nach dem Abzug der Truppen Zsigmond Rákóczis die Belagerung Brünns aufgeben mußte, behauptete der Fürst, die Pforte habe ihn zurückbefohlen – ein glaubhaft klingender Vorwand. Niemand konnte oder mochte ihn nachprüfen, weil die seit Sommer 1645 ständig siegreichen Gegner des Kaisers auf Rákóczi nicht mehr angewiesen waren und unterdessen in Westfalen schon die Friedensunterhändler verhandelten. Bevor noch die Gegner Ferdinands III. Prag belagern konnten, war der Krieg beendet.
Das Ausbleiben der Belagerung von Prag ist sehr bezeichnend: es zeigt das ganze Desinteresse der westlichen Verbündeten am böhmischen Königtum der Habsburger. Der Kaiser hatte die böhmischen Stände bereits zu Beginn des Krieges geschlagen, und danach kümmerte sich niemand mehr um sie. Ferdinand III. schloß den Westfälischen Frieden als Verlierer, aber vom böhmischen Königreich war ebensowenig die Rede wie vom ungarischen. Die Diplomaten Georg I. Rákóczis konnten bloß durchsetzen, daß Siebenbürgen als Verbündeter Schwedens und Englands im Westfälischen Frieden in der Reihe der Länder Europas aufgeführt wurde.
Die Gleichgültigkeit des Westens am Territorium rings um Ungarn war nicht unnatürlich. In der internationalen Politik gibt es keine selbstlosen Opfer – solche brachten auch die siebenbürgischen Fürsten während des Dreißigjährigen Krieges nicht. Auch sie gingen in der Unterstützung ihrer Verbündeten nur so weit, wie ihre Interessen es erlaubten. Bethlen ließ sie vor Wien im Stich, Rákóczi zog seine Truppen von Brünn ab.
Vermutlich waren es die wiederholten Mißerfolge in der Zusammenarbeit mit dem Westen, die Rákóczi schließlich auf Polen aufmerksam werden 334ließen. Ein solches Interesse mochte nicht als bloßer Traum erscheinen, war doch schon einmal ein siebenbürgischer Fürst polnischer König gewesen. Es gab auch Ermutigung seitens der Polen durch den Herzog Janusz Radziwill. Mit ihm und seinen Anhängern wurde der große Plan ausgearbeitet, nach dem Tode des kranken Königs Wladislaus IV. den jüngeren Sohn des Fürsten, Zsigmond Rákóczi, zum polnischen König zu machen. Die siebenbürgische Diplomatie war in diesem Sinne bereits tätig, als der Plan unverhofft Auftrieb erhielt.
Im Sommer 1648 erfuhr Rákóczi vom Aufstand der Kosaken gegen Polen. In ihnen sah er einen möglichen Bundesgenossen und nahm mit ihrem Führer – und das war vielleicht die einzige Geste einer Initiative in seinem Leben – Beziehung auf. Hetman Bogdan Khmelnitzki versprach auch Unterstützung, unter Berufung auf das hochverehrte Andenken Stephan Báthorys. Georg I. Rákóczi vermochte diesen schönen Brief jedoch nicht mehr zu lesen, da er am II. Oktober 1648 gestorben war. Seinen Söhnen Georg (György) und Zsigmond hinterließ er seine Pläne als Vermächtnis und dem älteren, Georg II. Rákóczi, Siebenbürgen, das in den vergangenen beinahe dreieinhalb Jahrzehnten seine größte Blütezeit erlebt hatte.

 

 

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