Die Szekler

Full text search

336Die Szekler
Die Szekler überschritten die Schwelle zum 17. Jahrhundert im Besitz ihrer wiedergewonnenen Privilegien. Sie zahlten keine ständige staatliche Steuer, obwohl seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Herrscher diese Grundfreiheit der Szekler wiederholt gestrichen und wieder erneuert hatten. Das andere Element ihrer Grundfreiheit, die Dienstpflicht, blieb nur beschränkt in Geltung, denn es war eine Schicht entstanden, die man als Leibeigene betrachtete und im Tausch für unterschiedliche Dienstleistungen nicht mit in den Krieg nahm. Da diese Szekler keine regelmäßige staatliche Steuer zahlten, blieben sie praktisch von staatlichen Maßnahmen unberührt. Die vornehmen Szekler betrachteten es sogar als schweres Unrecht, wenn ihre Bauern überhaupt registriert wurden.
Diese Situation war für die leibeigenen Szekler zweifellos von Vorteil. Zwar zahlten im 17. Jahrhundert nur noch die Leibeigenen die in besonderen Fällen veranlagte staatliche Steuer, anders als früher, als noch alle Angehörigen der Szeklernation die außerordentlichen Steuern zahlten. Somit waren sie nur gegenüber den freien Szeklern im Nachteil, trugen aber erheblich geringere Lasten als die Leibeigenen insgesamt. Als 1616 z. B. eine außerordentliche Türkensteuer erhoben wurde, zahlten 10 leibeigene Szekler 11 Gulden, je 10 der sonstigen Leibeigenen dagegen 19. Zudem war die Steuer von 1616 von den Szeklern nicht einmal bis 1622 eingegangen, ihre eigenen Beamten verteidigten sie mit Zähnen und Klauen vor der Staatsmacht.
Unter diesen Verhältnissen wurde die Aufnahme in die Reihe der Leibeigenen bei den Szeklern zu einem höchst begehrten Schritt. Nach einer Aufstellung von 1614 waren 60 % der Leibeigenen im Stuhl Maros nach eigener Angabe nicht gegen ihren Willen in diesen sozialen Zustand geraten. Außer Freiwilligkeit wurden als Gründe Armut, Hunger, Krankheit und Flucht genannt. Es entstand also die seltsame Lage, daß während die Bauern anderswo in Siebenbürgen mit harter Gewalt zum Leibeigenenlos gezwungen oder mit Begünstigungen angelockt werden mußten, unter den Szeklern der freie Stand – da mit Militärdienst verbunden – nicht unbedingt angestrebt wurde. 1622 gab es schon ungefähr 20 000 Szeklerfamilien als Leibeigene, womit sie ein Fünftel aller Leibeigenen in den Komitaten ausmachten.
Die Fürstenmacht tastete jedoch die Szeklerfreiheiten nicht deshalb an, weil sich unter ihrem Schutz immer mehr von der regelmäßigen Steuer Befreite verbargen, sondern wegen der stark abnehmenden Zahl der Szeklersoldaten. Zum stehenden Heer von 4–5000 Mann kam nämlich ein Kontingent von etwa 10 000 Szeklern hinzu, das praktisch immer zur Verfügung stand und außerordentlich billig war. Die Fürsten konnten sich den Verzicht auf dieses Heer nicht leisten.
Als ersten Schritt also verbot man – den Maßnahmen Gabriel Bethlens folgend – 1619 den freien Szeklern, Leibeigene zu werden, und alle, die nach 1615 Leibeigene geworden waren, mußten in den Militärdienst zurückkehren. Als das am Soldatenschwund nichts änderte, wählte Bethlen ein ihm probater erscheinendes Mittel: er belegte 1623 die leibeigenen Szekler mit der regelmäßigen Steuer, womit er – statt einer Lösung – einen noch schwerer wiegenden Prozeß einleitete, weil diese nun in immer größerer Zahl das Szeklerland verließen. 1638 lag die Angelegenheit schon dem Landtag vor. Aber es gab kein Mittel, die Szekler in ihrer Heimat zu halten. Ein solches war 337bislang die Garantie ihrer Privilegien gewesen. Mit deren Verfall zerfiel auch das gesamte Szeklertum.
Georg I. Rákóczi verzichtete als Geste gegenüber den Szeklern 1636 darauf, die Güter der als treulos verurteilten Szekler einzuziehen. Die Unzufriedenheit der Szekler vermochte er aber nicht zu beseitigen, die Soldatendienstpflicht wurde ihnen damit nicht erleichtert oder gar begehrenswerter. 1648 mußten die freien Szekler bereits unter Androhung von Enthauptung zum Militärdienst gezwungen werden, ohne daß es jedoch zur Ausführung dieses grausamen Gesetzes gekommen wäre. Georg II. Rákóczi nahm es wieder zurück. Dennoch ist es ein beredtes Zeugnis dafür, was für eine schwere Last das ursprünglich als Privileg geltende Vorrecht des Militärdienstes für die Szekler geworden war.
Statt mit Gewalt versuchte es Georg II. Rákóczi nun mit Vergünstigungen, doch verloren seine Maßnahmen in der mit dem Krieg von 1658 neu einsetzenden Verwüstung Siebenbürgens ganz ihre Wirkung.

 

 

Noviny Arcanum
Noviny Arcanum

Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť

Arcanum logo

Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

O nás Kontakt Tlačové správy

Languages







Noviny Arcanum

Noviny Arcanum
Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť