Die Rumänen

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339Die Rumänen
Die Rumänen gehörten nach wie vor nicht zu den drei siebenbürgischen Nationen, nahmen aber natürlicherweise am gesellschaftlichen Leben teil. Das Zusammenleben bildete etwa bis zur Jahrhundertmitte weder für sie noch ihre Umgebung ein nennenswertes Problem.
Wer in den Adelsstand aufgestiegen war, hat sich genauso in den ungarischen Adel integriert wie im königlichen Ungarn die Slowaken oder Kroaten und im Fürstentum die Sachsen. Und die Bauern, obwohl sie mehrheitlich orthodox geblieben sind und in ihrer Lebensweise viele von den übrigen Siebenbürgern abweichende Züge beibehalten haben, gingen fast unmerklich in der siebenbürgischen Gesellschaft auf.
Diese Situation der Adligen blieb im 17. Jahrhundert unverändert. Die Familien rumänischer Herkunft, wie z. B. die Kendeffys oder Macskásis, galten als ebenso vornehm wie die ihnen vergleichbar wohlhabenden ungarischen Herren. Im Dienst von Bethlen stand ein in ganz Europa bekannter Diplomat rumänischer Abstammung, namens Marko, und es gab Gutsverwalter, die ebenso gewalttätig bzw. besonnen amtierten wie jeder beliebige Ungar in ähnlicher Stellung. Ihre rumänische Herkunft brachte ihnen weder Vor- noch Nachteile. Als z. B. im Herbst 1657 der Landtag über die Fürstenwahl Ákos Barcsays debattierte, verhinderte seine rumänische Abkunft seine Wahl ebensowenig, wie sein geringer Besitz und seine Kinderlosigkeit es taten.
Die Lage der Bauern im 17. Jahrhundert gestaltete sich völlig anders. Schon längst waren zwei sehr unterschiedliche Schichten entstanden, deren eine sich in ihrem Verhältnis zum übrigen Teil der Gesellschaft im 17. Jahrhundert wesentlich wandelte, wodurch sich auch die Beziehung der übrigen Bewohner Siebenbürgens zu den Rumänen umzugestalten begann.
Unverändert blieb das Verhältnis der rumänischen Hufenbauern zu ihrer Umgebung. Sie hatten dieselbe Stellung zur Mehrheit der siebenbürgischen Ackerbauern wie die rumänischen Adligen zum übrigen Adel. Die Lebensweise der rumänischen wich nicht stärker von der der anderen Bauern ab, als dies geographische Faktoren, die Struktur des als Wohnort dienenden Gutes oder andere Einflüsse – unabhängig von der sprachlichen Zugehörigkeit – bewirkten. Auch ihre Religion war nicht unbedingt ein Unterscheidungsgrund, gab es doch bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Siebenbürgen rumänische Protestanten.
Geändert hatte sich demgegenüber das Verhältnis des anderen Elementes zu seiner Umwelt, das der halbnomadischen rumänischen Hirten und Viehzüchter. Ursprünglich lebten sie von den Hufenbauern auch geographisch getrennt im Gebirge, so daß die beiden Lebenswelten kaum Kontakt miteinander hatten. Das änderte sich einerseits durch die kriegsbedingten Verwüstungen, andererseits durch die Bestrebungen der Grundherrn. Diese lockten die Rumänen auf ihre verlassenen Hufen, um ihre im Krieg dezimierten Arbeitskräfte zu ersetzen, und zwangen die rumänischen Hirten, sich neben den alteingesessenen Bauern niederzulassen. Die Neuankömmlinge erweckten mit ihrer ungewohnten Lebensweise und Glaubenswelt in ihrer neuen Umgebung oftmals Antipathien. Durch ihre abweichende Auffälligkeit wurden sie für ihre Nachbarn im 17. Jahrhundert zur Verkörperung des Rumänen.
340Sehr bezeichnend für die allgemeine Haltung gegenüber den rumänischen Hirten ist, daß ihre Lebensweise trotz ihrer geringeren Abhängigkeit niemals auch für die anderen Leibeigenenschichten attraktiv geworden ist. Einzelne Ungarn, Szekler oder Sachsen, die das dem rumänischen ähnliche Hirtenleben am Rande der Gesellschaft übernahmen, bildeten eine Ausnahme gegenüber den Massen der leibeigenen Bauern. Sehr charakteristisch für die Haltung der dörflichen Leibeigenen ist ihre „Flucht in die Berge“. Kam es dazu, daß sie vor irgendeiner Kriegsgefahr in die Berge flüchteten, schleppten sie ihren, für die Landwirtschaft nötigen Viehbestand mit sich und hüteten ihn hoch in den Bergen. Schriften über die Heimkehr der in die Berge geflüchteten Bauern schildern die Rückführung der Bienenkörbe, des Kleinviehs, der Schweine und Kühe. So war die Lebensweise der Gebirgshirten offensichtlich immer nur eine schlechtere Wahl und wurde nie zur im gesellschaftlichen Maßstab als endgültig empfundenen Lösung.
Damit wird deutlich, daß die das Hirtenleben führenden Rumänen für das Leibeigenensystem objektiv keine Gefahr bedeuteten, weil sie subjektiv kein nachahmenswertes Beispiel bildeten. Trotzdem unternahmen die Grundherren wiederholt Aktionen, auch diese Schicht einzugliedern, in der Absicht, diese praktisch frei gebliebenen, ein Fremdelement im Feudalsystem bildenden Menschen ihrer Ausbeutung zuzuführen. Dazu erhielten sie von der Staatsmacht jede Hilfe. Sie erzielten auch einige Ergebnisse, doch gelang es ihnen nur, kleinere Gruppen aus der zähen Widerstand leistenden Masse abzusondern.

 

 

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