Der Polenfeldzug als Auftakt zum Verfall Siebenbürgens

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Der Polenfeldzug als Auftakt zum Verfall Siebenbürgens
Der Fürst zog im Januar 1657 in den Krieg, nach langen diplomatischen Verhandlungen im Bündnis mit dem Schwedenkönig Karl X. Zuvor hatte Georg II. Rákóczi sich ausbedungen, König im gemeinsam eroberten Polen zu werden und die polnischen Gebiete bis zur Linie von Warschau zu erhalten.
In Siebenbürgen stieß er damit auf starke Opposition, der auch seine Mutter Zsuzsanna Lórántffy und seine Frau Zsófia Báthory angehörten. Auch 356die älteren Räte versagten ihm jede Unterstützung. Die bereits von ihm selbst ernannten jüngeren Räte und die Intellektuellen seiner Umgebung bejahten aber das Vorhaben begeistert. Sie verbreiteten die Meinung des großen böhmischen Exulanten Comenius, der bereits 1655 geäußert hatte, nichts sei sicherer, als daß mit Polen auch das Papsttum untergehen werde. Vielenorts betrachtete man die Familie Rákóczi als Gottes Werkzeug bei dieser Entwicklung.
Tatsächlich hatte es den Anschein, als sei den Truppen Georgs II. der Erfolg sicher, denn in über zwei Dritteln Polens tobten der Kosakenaufstand und Bauernunruhen, die Truppen des schwedischen Königs und des Moskauer Zaren verwüsteten das Land, und im Juli 1656 fiel Warschau, ohne daß der einzige Verbündete des polnischen Königs, Leopold I. von Habsburg, in die Kämpfe eingegriffen hätte. Rákóczi rechnete mit einer Niederlage der Polen, seine Ziele waren aber aus der Sicht des 17. Jahrhunderts ganz naheliegend, da Polen seit den türkischen Eroberungen in Ungarn das Tor Siebenbürgens für den Handel nach Westen darstellte. Außerdem leiteten Rákóczi auch politische Erwägungen.
Der Fürst war mit seinen Anhängern der Meinung, der Polenangriff des Schwedenkönigs sei nur der erste Schritt, dem ein organisierter internationaler Krieg gegen die Habsburger folgen werde. So hatte er sich um der Zukunft willen der Großmacht Schweden angeschlossen, von der er erwartete, daß sie nach dem Polenkrieg am aktivsten und erfolgreichsten gegen die Habsburger auftreten werde.
Dann schwanden alle in die Polenunternehmung gesetzten Hoffnungen. Der Schwung war schon im Sommer 1657 dahin, weil sich die Schweden panikartig entfernten: Dänemark war gegen sie in der Krieg getreten. Einen Monat später, im Juli, zogen sich auch die Kosaken zurück, und statt ihrer trafen die Truppen Leopolds I. ein. Den entscheidenden Schlag versetzten Georg II. aber die Polen selbst, deren nationaler Widerstand gegen ihn aufflammte. Der Haß der in die Sümpfe und Berge Geflohenen gegen die Eindringlinge führte zum Verteidigungskampf des polnischen Volkes. Die regulären Truppen waren gegen die Aktionen des Volkes machtlos.
So wurde Rákóczi – ohne verlorene Schlacht – zu einem schimpflichen Frieden gezwungen, mußte alle Forderungen der polnischen Militärführung akzeptieren und nach Hause zurückkehren. Und dabei stellte sich heraus, daß er, der erste zur Herrschaft erzogene Fürst Siebenbürgens seit Johann Sigismund, sich weder seiner Verantwortung bewußt noch im Besitz gründlicher militärischer Fähigkeiten war. Auf dem Rückweg machte er unnötige Umwege, als er von der Annäherung der Tataren erfuhr, ließ er es zu, daß sein Heer in ihre Gefangenschaft geriet und ergriff selbst die Flucht. Die Soldaten wurden auf die Krim verschleppt, während er Anfang August bei seiner Familie in Ecsed eintraf.
Unmittelbar danach versprach Rákóczi, wenn nötig auch mit Einsatz seines Vermögens, die Gefangenen freizukaufen – ohne dann jedoch etwas zu unternehmen, vermutlich infolge eines Nervenzusammenbruches. Nach seiner Gesundung erwies er sich als beispiellos selbstsüchtig: er zahlte keinerlei Lösegeld für die Gefangenen, ja kümmerte sich nur um sich selbst und seine Familie, während auf Siebenbürgens Straßen Frauen und Kinder sich das Lösegeld für ihre auf der Krim gefangenen Angehörigen erbettelten.
357Nun rächte sich die früher erfolgreiche politische Praxis, daß in Siebenbürgen für alles der Fürst zuständig war. Keiner der der Entscheidungen entwöhnten Politiker nahm sich nun der Dinge an.

 

 

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