Türkenkrieg in Siebenbürgen

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Türkenkrieg in Siebenbürgen
Ein Zufall vollendete die Tragödie: Gerade als Siebenbürgen keine Regierung hatte, übernahm im Türkischen Reich eine große Persönlichkeit die Macht, der uralte Albanier Mechmed Kőprülü, ein einst schreibunkundiger Soldat aus den untersten Schichten der Gesellschaft. Am 15. September 1656 empfing er – als Großwesir – das Reichssiegel aus der Hand der Mutter des unmündigen Sultans unter der Bedingung, alle Vollmachten zu erhalten. Er übernahm das Land im schlimmsten Chaos nach schweren Niederlagen – und schuf in wenigen Monaten Ordnung. Er stoppte die Janitscharenaufstände und sanierte die Finanzen des Reiches. Seine Tätigkeit beweist, welch große Auswirkung eine der seltenen wahrhaft großen Persönlichkeiten auf den Gang der Geschichte haben kann. Die zwei Jahrzehnte seines Wirkens und der seines Sohnes als Großwesir nennt die türkische Geschichte die Kőprülü-Renaissance.
Für Siebenbürgen konnte es nichts Schlimmeres geben als den türkischen Erneuerungsprozeß, zumal dieser so plötzlich einsetzte. Kőprülü hatte bereits Ende Januar 1657 Georg II. Rákóczi den Befehl zur Umkehr übersandt, den allerdings niemand ernst nahm; lange Zeit waren aus Konstantinopel nur Katastrophen zu hören, und der Fürst hatte sich angewöhnt, den Willen der Pfortengewaltigen unbeachtet zu lassen. Kőprülü war 1656 der fünfte ernannte Großwesir, und nicht einmal seine Freunde gaben ihm mehr als einige Monate. Er aber behauptete sich und bestand auch auf seinem Befehl gegenüber Rákóczi.
Als aber Rákóczi trotz wiederholter Befehle erst nach dem schimpflichen Frieden zurückkehrte, wurde Ende Oktober 1657 seine Ablösung angeordnet, woran die Entschlossenheit des Großwesirs bereits zu erkennen gewesen wäre. Doch fürchteten sich die Siebenbürger mehr vor Rákóczi als vor jenem und wagten nicht, den Fürsten zur Abdankung zu zwingen. Erst übergab man den Brief des Großwesirs nur, dann flehte man – Georg II. jedoch brachte Bedingungen vor, stritt um die Zukunft seiner Güter und verhandelte mit dem Landtag.
Dieser unhaltbare Zustand dauerte an, solange Rákóczi lebte. Ohne einen Funken von Regierungsverantwortung beharrte er auf seinen Thron, und die Politiker Siebenbürgens wagten es nicht, ihn endgültig zu vertreiben. Mit ihrer ziemlich sinnlosen Untätigkeit provozierten sie erneut Vergeltungsmaßnahmen der Pforte.
Zuerst kam Mechmed Kőprülü selbst an der Spitze des türkischen Hauptheeres: Nachdem er in beiden Woiwodschaften Rákóczis Verbündete entfernt hatte, stand er Ende August 1658 an der Grenze und rief den Fürsten zu sich. Georg II. aber weigerte sich zu erscheinen, wobei man nicht weiß, auf wessen Hilfe er rechnete: seine Soldaten waren noch in tatarischer Gefangenschaft, von Leopold I., um dessen Unterstützung er zuvor gebeten hatte, bekam er nur eine hinhaltende Antwort, und auch die Fürsprache seitens der Würdenträger des königlichen Ungarn beim König blieb fruchtlos. Warum 358sollte Leopold sich auch auf Rákóczis Seite stellen, der die Ursache dafür war, daß seine Truppen in Polen beschäftigt waren? Die Haiducken im königlichen Ungarn bildeten vielleicht eine Hoffnung, mit denen Rákóczi – noch vor Ankunft Kőprülüs – den Ofner Pascha Seidi Achmed geschlagen hatte.
Also tat Georg II. Rákóczi alles, nur auf die Herrscherwürde verzichtete er nicht. So stürzten sich die Heere des Großwesirs auf Siebenbürgen, nahmen zuerst die Burg Jenő ein und verwüsteten dann systematisch das Land. Anfang September erreichten sie Weißenburg und brannten, von Straße zu Straße vordringend, die Fürstenstadt nieder. Der Fürst nahm von allem nur von fern Kenntnis, er war in Richtung Debreczin auf der Flucht und zog auf diese Weise den Feind bis zum Fluß Berettyó hinter sich her.
In Siebenbürgen selbst tat der Vorsitzende des Fürstenrates Ákos Barcsay das einzig Vernünftige. Er begab sich in das Lager des Großwesirs und nahm alle Bedingungen Kőprülüs an. Der Landtag wiederum akzeptierte am 7. Oktober 1658 Barcsays Thronbesteigung, womit er den vollständigen Rückzug der Truppen Kőprülüs erreichte.

 

 

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