Aufklärung und Nationalkulturen

Full text search

Aufklärung und Nationalkulturen
Zu Beginn der 1770er Jahre tauchte die neue Gedankenwelt und Kultur fast schlagartig auf. Im geistigen Leben machte Siebenbürgen – weder zum ersten noch zum letzten Mal in der Geschichte des Landes – viel größere Fortschritte, als es die armselige wirtschaftliche und gesellschaftliche Realität hätte vermuten lassen. In merkwürdigem, aber verständlichem Gegensatz stand das Phänomen der supranationalen Ideen der Aufklärung den allerdings mit einer gewissen Verzögerung einsetzenden nationalen Erweckungsbewegungen gegenüber. Anhänger von Chr. Wolff oder Übersetzer von Montesquieu, Mitglieder der übernationalen Organisation der Freimaurer, gebildete Würdenträger, die sich loyal zur Transnationalität des aufgeklärten Absolutismus der Habsburger bekannten, Vertreter der von vornherein internationalen Naturwissenschaft auf der einen Seite – und Förderer der Nationalkulturen auf der anderen? Es gab keine solche Grenze: Die siebenbürgischen Repräsentanten des geistigen Lebens der Epoche gehörten auf unterschiedliche 427Weise und in unterschiedlichem Maße im allgemeinen beiden Seiten an. In Kenntnis der Nationalitätenverhältnisse Siebenbürgens und des geistigen Profils des „Ancen régime“ ist dies nicht verwunderlich.
Die wichtigste einigende Kraft der siebenbürgischen Aufklärung waren die Freimaurer. Mit dieser Bewegung kamen um 1742 als erste zwei ungarische Aristokraten und der spätere große konservative Staatsmann Samuel Bruckenthal in Berührung. Sie wurden aber für ihren Eifer gleich bestraft: 1742 verhängte Maria Theresia über sie für eine Zeitlang Hausarrest in Wien. Die Freimaurerei faßte aber in Siebenbürgen trotzdem Fuß, allerdings auf Jahrzehnte nur unter den Sachsen. Die erste um die Mitte des Jahrhunderts in Kronstadt gegründete Loge „Zu den drei Säulen“ existierte nur kurze Zeit. Als stabiler erwies sich die nach 1764 in Hermannstadt gegründete Loge „H. Andreas zu den drei Seeblättern“. Der Gründer war auch hier ein junger sächsischer Patrizier, Simon Friedrich Baussnern. Mitglieder dieser Loge waren in ihrer Studienzeit in Deutschland zu Freimaurern gewordene Sachsen. Bis 1778 gehörten ihr fast ausschließlich Sachsen und aus den Erbländern Hinzugezogene an. Eine besondere Persönlichkeit der Organisation war in diesen Jahren Alexander Moruzi Mavrocordat, der Bruder eines moldauischen Fürsten. Der erste Ungar in der Loge war György Bánffy, der spätere Gubernator. Zwischen 1780 und 1800 schloß sich die ganze geistige und politische Elite Siebenbürgens – mit vielen Rumänen – der Organisation an. Weitere Logen wurden gegründet, die durch die Provinzialgroßloge – an deren Spitze Großmeister György Bánffy stand – zusammengehalten wurden.
Der organisatorische Rahmen der Freimaurerei veränderte sich, als Joseph II. 1785 die Logen vereinigte. Das Reformpatent über die Freimaurerei ließ bloß eine Loge in Hermannstadt zu, aber im Januar 1796 wurde auch diese von Franz I. aufgelöst. Für die von der französischen Revolution schockierte Zentralregierung war die Freimaurerei, die in ihrer Glanzperiode auch die Spitzen der siebenbürgischen Verwaltung versammelte, zu dieser Zeit schon eine verdächtige Organisation.
In den 70er bis 90er Jahren stellte die Freimaurerei in Siebenbürgen eine Kohäsionskraft dar, vor allem eine sittliche Verpflichtung zur Förderung des Gemeinwohls, sie war aber keine politische Gruppe bestimmter Ausrichtung, das war ihrem Wesen völlig fremd.
Die Entwicklung der Naturwissenschaft war kein besonderer Charakterzug der Aufklärung, wurde jetzt aber zu ihrem wesentlichen Förderer. Diese sprunghafte Entwicklung in Siebenbürgen brachte seit Mitte der 1750er Jahre eine Reihe herausragender Persönlichkeiten hervor. So trat etwa József Benkő das Erbe Péter Bods an, seine Tätigkeit war schon mit dem Ideenkreis der Aufklärung verbunden. Er deutete den Epochenwechsel auch in der Hinsicht an, daß er noch ein erfolgreicher Sozial- und Naturwissenschaftler in einem war. Sein Hauptwerk Transsilvania ist eine auch methodisch bahnbrechende historische Arbeit: er eignete sich darin die Methode der staatenkundlichen Schule an und dehnte seine Untersuchungen auch auf die Erscheinungen des materiellen und geistigen Lebens der Gesellschaft aus. In Anpassung an das Linnésche System stellte er ein dreisprachiges (lateinisch-ungarisch-rumänisches) botanisches Wörterbuch über die Pflanzen Siebenbürgens zusammen (Flora Transsilvanica). Benkő schrieb das erste Fachbuch über die Höhlenforschung in Siebenbürgen, er befaßte sich aber auch mit einer in der Lederindustrie verwendeten Pflanze, dem Sumach (Der Sumach aus Középajta) 428und mit dem Tabak. Auch neue Möglichkeiten zur Popularisierung der Wissenschaft setzte er ein. Schon ein Bruchteil seines Lebenswerkes wäre für einen Lehrstuhl genug gewesen – die Wissenschaftliche Gesellschaft in Haarlem wählte ihn ja auch zu ihrem Mitglied –, in Siebenbürgen aber war er bloß ein Dorfprediger, einige Jahre Lehrer in Hofmarkt, wo man ihn nach kleinlichen Intrigen entfernte, dann folgten wieder Dorfpfarrerstellen, Drangsale und Heimsuchungen auch in Gestalt des Alkoholismus. Solch ein Schicksal war nicht nur ihm, sondern auch seinen Vorgängern (und Nachfolgern) beschieden.
Die Laufbahn der zweiten herausragenden Persönlichkeit, János Fridvaldszky, war zwar weniger balladenhaft, doch brachten auch ihm seine Leistungen nicht den erwarteten Erfolg. Nach einem Universitätsstudium in Wien wurde er an der Jesuitenakademie in Klausenburg Professor für Latein und Naturwissenschaften. Er war aber – anders als Benkő – überwiegend Naturwissenschaftler, ein Mann der angewandten Wissenschaften und Erfinder. Seine geistige Tätigkeit wurde durch die zur Entwicklung der Landwirtschaft gestiftete Societas Agriculturae in großem Maße gefördert. Er entwickelte das Brotbacken und Bierbrauen aus Kartoffeln, das Schnapsbrennen aus Mais und die Papierherstellung aus Rohr, Schilf, Flachs und Hanf. Er stach Torf und demonstrierte vor der Societas seine Brennbarkeit. Des weiteren erarbeitete er umfassende wirtschaftliche Reformpläne. Seine zahllosen nützlichen Vorschläge und Erfindungen hatten fast keinerlei praktische Auswirkungen: Es mangelte dazu sowohl am gesellschaftlichen Bedarf als auch an den technischen Bedingungen.
Der Beginn der Laufbahn von József Fogarasi Pap, des dritten großen siebenbürgischen Vertreters der Naturwissenschaft dieser Epoche, war glänzend: 1778 gewann er mit seiner Abhandlung über die alle Möglichkeiten ausschöpfende Interpretation des Begriffs „Kraft“ das Preisausschreiben der Berliner Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeit spiegelt vor allem den Geist Leibniz’ und des Idealismus wider (die Ursache der Kraft liegt außerhalb des Körpers, nämlich in Gott; auch die Einbildungskraft gehört zu den wirklichen Kräften usw.). Er war auch mit der modernsten Entwicklung der Naturwissenschaft vertraut. Fogarasi Pap aber starb, bevor er seinen Lehrstuhl an der Pester Universität antreten konnte.
Auch die anderen, reformierten Hochschulen und die gut ausgerüsteten sächsischen Gymnasien wurden zu Zentren der neuen Naturwissenschaft. In Straßburg war József Kovács seit 1767 Lehrer für Physik; er übersetzte und gab 1774 die Newtonsche Physik von Krüger heraus. Hier unterrichtete zu dieser Zeit der Geologe, Botaniker und Mineraloge Ferenc Benkő, ein Mitglied der Jenaer Naturwissenschaftlichen Gesellschaft.
An der kurz nach der Aufhebung des Jesuitenordens von den Piaristen übernommenen Klausenburger Akademie arbeiteten in den 80er Jahren zwei ausgezeichnete Naturwissenschaftler: André Etienne, Professor der Chemie und Metallurgie, der das chemische System von Lavoisier populär machte, und der Augenarzt Ioan Piuariu-Molnar. Die umfangreicheren medizinischen Studien, die auch die damaligen sanitären Verhältnisse beschrieben, wurden von praktizierenden Ärzten verfaßt.
Die Freimaurerei und die Naturwissenschaften waren also Zentren der Aufklärung, die in die gleiche Richtung wirkten: sie standen über den Nationen und schlossen die verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen. 429Aufklärung und Erwachen des Nationalbewußtseins fielen in Siebenbürgens zusammen. Diese Erweckungsbewegung hatte am Anfang keinen politischen Charakter. Als sich der Einfluß der Aufklärung in Siebenbürgen verstärkte, gab es kaum etwas, das einem politischen Leben ähnlich gewesen wäre. Von 1761 an wurde der Landtag 29 Jahre hindurch nicht einberufen, andere politische Foren gab es im Land noch nicht. Die nationale Erweckungsbewegung konzentrierte sich in diesen Jahrzehnten auf die jeweiligen Nationalkulturen.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Sachsen in der vorteilhaftesten Lage; sie konnten auch weiterhin an deutschen Universitäten studieren. 1774 waren u. a. Michael Hiszmann, Martin Lang, Karl Bruckenthal und Johann Filtsch Studenten in Göttingen. Die dortige Königliche Deutsche Gesellschaft hatte Kontakt mit der siebenbürgisch-sächsischen geistigen Elite. 1799 wurden Filtsch, Eder und A. Wolf zu korrespondierenden Mitgliedern der Gesellschaft gewählt. Hiszmann blieb nach seinem Studienabschluß in Göttingen, als erfolgreicher Übersetzer englischer und französischer philosophischer Werke. Er verfaßte selbst aufklärerisch-philosophische Schriften, in denen er scharf gegen die Metaphysik Stellung nahm, und beschäftigte sich eingehend mit Fragen der Psychologie. Er kritisierte Leibniz und – noch bissiger – Wolff des öfteren. Er trat für Lessing in dessen Streit mit Goethe ein. Seine philosophische Tätigkeit schnitt ihm aber den Rückweg nach Siebenbürgen ab: Der lutherische Bischof Andreas Funk verbot die Verbreitung der philosophischen „Briefe“ Hiszmanns, und als dieser wieder seine Heimkehr vorbereitete, rieten ihm seine Freunde davon ab.
Ein noch wirksameres Mittel zur Pflege der Beziehungen zum deutschen Geistesleben war das Theater. Die ersten Anzeichen eines modernen literarischen Lebens waren sozusagen „Nebenprodukte“ des Theaterlebens bei den Sachsen. 1778 erschien in Hermannstadt (zwar nur für kurze Zeit) das Theatralische Wochenblatt, nicht nur als Theaterzeitung, sondern als Organ für Berichte über die deutsche und andere ausländische Literatur der Zeit.
Die Geschichtsschreibung war derjenige Zweig des sächsischen Wissenschaftslebens, der stärker mit der Nationalkultur verbunden war. Zu ihren großen Persönlichkeiten gehörte u. a. Johann Seivert, der im in Preßburg erscheinenden Ungarischen Magazin Artikel über sächsische weltliche und geistliche Würdenträger veröffentlichte; sein Hauptwerk ist die Kulturgeschichte Nachrichten von siebenbürgischer Gelehrten und ihren Schriften. Man kann auch J. K. Eder erwähnen, um den sich in den 90er Jahren die Gesellschaft der Freunde der Geschichte gruppierte.
Ein Blütezeichen der sächsischen Kultur war die Verbreitung des Lesens. Die Bruckenthal-Sammlung war zugleich eine öffentliche Bibliothek. 1782 wurde die erste Leihbücherei in Hermannstadt eröffnet und zwei Jahre später ein Leseverein gegründet, der vorbildhaft wirkte. Mit der Aufklärung erschienen die Periodika bei den Siebenbürger Sachsen. Die größte Schwäche der sich auf einen recht breiten Kreis von Gebildeten oder Bildungsbemühten stützenden sächsischen Kultur ergab sich gerade aus ihrer vorteilhaften Lage: sie bekam selbst die besten Produkte der deutschen Kultur einer gewaltigen Aufschwungsperiode fertig ins Haus geliefert, und das bot – zumindest im Kreise der Künste – keinen Antrieb zum eigenen Schaffen; man schrak wegen des hohen Niveaus eher davor zurück. So entstand damals auch keine eigene sächsische Belletristik.
430Wenn sich ein gebildeter Siebenbürger Ungar zum Schreiben entschloß, fand er sich mit ganz anderen Orientierungsmöglichkeiten und Zwängen konfrontiert. Die siebenbürgisch-ungarische Literatur der letzten fünfzig Jahre hatte eine einzige wirkliche Persönlichkeit hervorgebracht: Kelemen Mikes, den Verfasser fiktiver Briefe aus seinem Verbannungsort Rodosto (Türkei), geschrieben eigentlich für die Schublade; sein Werk wurde erst 1794 Literatur und inspirierte den ungarischen Patriotismus für Jahrhunderte. Auch die daheim gebliebenen Schriftsteller waren fast ausnahmslos Verfasser von Memoiren und Tagebüchern. Der „Schwanengesang“ der frühen Memoirenliteratur mit ihren großen Werten war die Autobiographie von Kata Bethlen, einer Aristokratenwitwe, die auf den Angriff der Gegenreformation mit einem bis zur Bigotterie reichenden Kalvinismus antwortete, eine Papiermühle errichten ließ, um die von ihr geförderten religiösen Werke herausgeben zu können, und auch Péter Bod beschützte. Wirklich entdeckt wurde auch sie erst nach zwei Jahrhunderten auf der Suche nach den Vorfahren oder Verwandten der ungarischen Geistesgeschichte.
Bahnbrecher der ungarischen Aufklärungsliteratur waren die sog. Leibgardistenschriftsteller. Maria Theresia schuf die ungarische adlige Leibgarde, in der auch Söhne des siebenbürgischen Adels dienten. Eine Zeitlang war diese Leibgarde das wichtigste Zentrum der ungarischen Kultur dieser Epoche. Neben der führenden Persönlichkeit György Bessenyeis profilierte sich als zweiter ungarischer Dichter von Rang der Siebenbürger Ábrahám Barcsay, der als Oberst den Dienst quittierte; kein anderer Dichter in der ungarischen Lyrik hat die Segnungen des Friedens als Vorbedingung menschlicher Freiheit leidenschaftlicher besungen als er.
Der Aufschwung der ungarischen Literatur in Siebenbürgen ging nicht so weit, daß er eine ungarische Zeitschrift geschaffen hätte; doch publizierten viele Siebenbürger in ungarischen Periodika, die in Ungarn oder Wien erschienen. Durch den Ort ihres geistigen Wirkens, durch ihre Anteilnahme an den geistigen Strömungen und den Kontakt mit deren Repräsentanten ist dieses siebenbürgisch-ungarische literarische Schaffen als ein Teil des gesamten geistigen Lebens Ungarns in dieser Epoche zu verstehen.
Von den drei Siebenbürger Nationalitäten waren die Rumänen in der ungünstigsten Lage. Um so höher ist die Leistung zu würdigen, die sie in dieser Epoche erbrachten. Die siebenbürgisch-rumänische Kultur schuf zunächst keine belletristischen Werke. Zuerst war das rumänische Nationalbewußtsein zu erwecken und zu prägen – das war eigentlich die Fortsetzung eines Prozesses, der mit dem Fall Inochentie Micu-Kleins unterbrochen worden war. Die drei bedeutendsten Repräsentanten der hiesigen rumänischen Kultur am Ende des 18. Jahrhunderts, die berühmte Trias Samuil Micu-Klein, Georghe Şincai und Petru Maior, schufen auf diesem Gebiet Beachtliches. Durch Studien in Siebenbürgen, Wien und Rom zu Polyhistoren geworden, erzielten sie sowohl mit ihrer Popularisierung der Wissenschaft – den enzyklopädistischen Forderungen des 18. Jahrhunderts entsprechend – bleibende Ergebnisse. Das A und O im Verständnis ihrer eigenen Nationalität war das Erlebnis der römischen Abstammung; kombiniert mit der Erfahrung, daß die Rumänen diesseits und jenseits der Karpaten zu demselben Volk gehören. Obwohl sie griechisch-katholisch waren, teilten sie die Orthodoxie-feindlichkeit der vorangehenden Generation nicht, sie waren sogar mit Fragen der orthodoxen Kirche vertraut. In ihren Abhandlungen vereinigten sie die 431gallikanische Betrachtungsweise mit der Josephinischen Kirchenpolitik und der orthodoxen Tradition.
Der aufgeklärte Absolutismus eröffnete ihnen bisher unbekannte Perspektiven; Samuil Micu-Klein hielt es sogar für möglich, daß die von Rumänen bewohnten Gebiete – bei Ausbreitung der Kirchenunion, die auch die orthodoxen Traditionen achten würde – nach dem Recht der ungarischen Krone unter der Herrschaft des Hauses Habsburg eventuell vereinigt werden könnten. Zusammen mit Şincai gab er das Werk Elementa linguae Daco-Romanae sive Valachicae 1780 in Wien heraus; in diesem versuchte er vor allem die nicht-rumänische Öffentlichkeit vom lateinischen Charakter des Rumänischen zu überzeugen. Er selbst schrieb im allgemeinen in kyrillischer Schrift, obwohl er noch 1779 das erste Buch, ein Gebetbuch, in lateinischer Schrift (aber nicht mit ungarischer Orthographie) veröffentlichte. Seine Bibelübersetzung erschien ebenfalls 1779, seine historischen Werke blieben unveröffentlicht, einige bis heute. Andererseits wurde er mit der Bearbeitung der Ethik-, Logik- und Philosophiehandbücher des Wolffianers Baumeister einer der Schöpfer der rumänischen philosophischen sprache.
Das zweite Mitglied der Trias war Gheorghe Şincai; als Inspektor für den unierten Volksschulunterricht in Siebenbürgen gründete er im Rahmen des Schulprogramms des aufgeklärten Absolutismus zahlreiche Dorfschulen. Er schrieb zuerst eine Lesefibel für die Schule in Blasendorf in lateinischer, ungarischer, deutscher und rumänischer Sprache und dann eine ebensolche nur in rumänischer Sprache für die übrigen rumänischen Schulen in Siebenbürgen; des weiteren ein lateinisches Lehrbuch, eine Einführung in die Arithmetik und einen Katechismus. Fast sein ganzes Leben lang beschäftigte er sich mit seiner historischen Gesamtdarstellung Hronica românilor. Unter seinen Quellen war die wissenschaftliche Literatur aller osteuropäischen Völker zu finden, an erster Stelle aber die ungarische, er verarbeitete viel Material aus siebenbürgischen Archiven, Landtagsprotokollen und Sammlungen ungarischer Wissenschaftler. Durch seine persönlichen Beziehungen hatte er Kontakt mit der ungarischen Kultur seiner Zeit; während seines Wienaufenthalts lernte er József Benkő und Dániel Cornides kennen und gewann Márton György Kovachich zum Freund. Die Wechselfälle des Lebens zwangen ihn mehrmals dazu, die Aristokratenfamilie Wass um Unterstützung zu bitten; Zuflucht für seine Arbeit fand er auch auf ihrem Gut. Die Tätigkeit Petru Maiors, des dritten Mitglieds der Trias, fällt schon überwiegend in die nächste Periode.
Die klassische Figur der siebenbürgisch-rumänischen orthodoxen Intelligenz war der Kronstädter Superintendant Dimitrie Eustatievici. Er studierte in Kiew, 1757 schrieb er eine rumänische Grammatik. Sein ethnisches Bewußtsein bedeutete aber noch keine Abkehr von der altslawischen Kirchensprache der Orthodoxen. Durch seine politische Konzeption gehörte er zu denjenigen, die für die Rumänen die gleichen Rechte erwerben wollten, wie sie die illyrische (südslawische) Nation schon besaß. Er war bischöflicher Sekretär und unter Joseph II. Inspektor der siebenbürgischen orthodoxen Schulen; er organisierte jene sechswöchigen Lehrerausbildungskurse für je 11–12 Personen, mit denen man den Mangel an Lehrkräften provisorisch beseitigen wollte. Auch Ioan Piuariu-Molnár, in Klausenburg als Professor für Augenheilkunde tätig und zugleich eine der größten rumänischen Persönlichkeiten der Epoche, trat für die Entwicklung des orthodoxen 432Schulwesens ein. Seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Volksbildung war erfolgreicher als die seiner Gefährten, weil Sprache und Stil seiner Bücher – u. a. über Geburtshilfe und Bienenzucht – für die Leser leichter zu begreifen war. Auch die beste rumänische Grammatik stammte aus seiner Feder.
Mit dem Aufblühen der rumänischen Kultur war ein politischer Aufstieg der eigenen Intelligenz verbunden. Rumänen konnten erstmals unter Joseph II., sowohl im Gubernium als auch in der Siebenbürgischen Hofkanzlei Ämter bekleiden. Am Ende der Herrschaft Josephs II. war Stefan Koszta schon Gubernialrat, und später wurde er auch „Cancellarius provincialis“ (Oberbeamter, der die Aufsicht über die Amtsverwaltung des Guberniums hatte). Er war außerordentlich fleißig und gewissenhaft; seine disziplinierte Perlschrift blieb auf tausenden Bogen von Verwaltungschriften, Entwürfen usw. erhalten. Sein Mitstudent im Jesuitenkollegium von Klausenburg war losif Méhesi, der es bis zum Sekretär der Hofkanzlei brachte. In der Rückzugsperiode des Josephinismus wurden gerade ihm im Gubernium die unangenehmen, ja oft gefährlichen Aufgaben zugewiesen. In der Komitatsverwaltung bekamen aber Rumänen nur hin und wieder ein Amt, da keine starke Schicht rumänischer adliger Gutsbesitzer hinter ihnen stand.

 

 

Noviny Arcanum
Noviny Arcanum

Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť

Arcanum logo

Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

O nás Kontakt Tlačové správy

Languages







Noviny Arcanum

Noviny Arcanum
Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť