Kulturelle Bestrebungen und bürokratischer Absolutismus

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Kulturelle Bestrebungen und bürokratischer Absolutismus
Die europäischen geistigen Strömungen erfaßten das ganze geistige Leben Siebenbürgens. In der Philosophie war der Kantianismus vorherrschend geworden. Pál Sipos, der international bekannte Mathematiker, ging von Kant aus und arbeitete nach seiner Rezeption von Fichte und Schleiermacher eine eigene Philosophie aus, einen moralischen Idealismus, der die Aufklärung mit dem Christentum in Übereinstimmung zu bringen suchte. Sámuel Köleséri, Professor an den reformierten Hochschulen von Neumarkt und Straßburg, war zu jener Zeit in Ungarn und Siebenbürgen der gründlichste Kenner und Protagonist der Kantschen Philosophie.
Um 1790 wurde in Siebenbürgen der Barock vom Klassizismus abgelöst. Diese Wende erfolgte im Zeichen der Kontinuität und manifestierte sich vor allem in der städtischen Architektur der Bürgerhäuser.
Auf dem Gebiet der Naturwissenschaften setzte sich gleichfalls eine neue Entwicklung durch. Nach zwanzigjähriger Forschungsarbeit veröffentlichte Johann Christian Baumgarten den ersten Teil seiner großen botanischen Synthese Enumeratio Stirpium in Magno Transylvaniae Principatu praeprimis indigenarum, die international auf Anerkennung stieß. Seit 1804 wirkte Farkas Bolyai, ein Mitstudent von Gauß, mit seinen Fähigkeiten auf zahlreichen Gebieten als Professor an der reformierten Hochschule von Neumarkt, an der er einen naturwissenschaftlichen Unterricht begründete, der sich an europäischen Maßstäben messen konnte. In der Medizin nutzte Siebenbürgen bei der Pockenimpfung die modernsten Ergebnisse der Forschung mit ungewohnter Schnelligkeit, im Verlauf eines Jahres. Gleich mehrere Abhandlungen über die Mineralwässer Siebenbürgens entstanden, zuerst von Ferenc Nyulas (1800), der zur Einführung der Pockenimpfung anregte, dann von Vasile Popp (1821), Grubenarzt in Kleinschlatten (im übrigen der erste in rumänischer Sprache geschriebene medizinische Fachbeitrag). Popp hatte sich vorher in seiner Dissertation mit den Bestattungsgewohnheiten des rumänischen Volkes befaßt und damit für die Ethnographie eine bahnbrechende Arbeit geleistet, und stellte überdies die erste rumänische Bibliographie mit wissenschaftlichem Anspruch zusammen.
In dieser Periode versuchte man, die institutionellen Voraussetzungen für die einzelnen Nationalkulturen zu schaffen. Wie schon erwähnt, beschäftigte sich der Landtag 1790/91 bereits mit der Initiative von György Aranka zur Gründung der Siebenbürgischen Ungarischen Gesellschaft für Sprachpflege. Diese erste tatsächlich funktionierende ungarische Organisation mit dem Charakter einer Akademie erhielt zwar die Unterstützung des Landtages, die 448Zentralregierung verweigerte aber unter einem formalen Vorwand ihre Genehmigung. So übte sie ihre Tätigkeit – durch György Bánffys Gunst – zwischen 1793 und 1806 als Gesellschaft auf „Probe“ aus. Ihre Mitglieder waren vor allem Ungarn, die Gesellschaft hatte aber auch Beziehungen zu Sachsen und Rumänen. So veröffentlichte Martin Hochmeister die Aufsätze ihrer Mitglieder in der Siebenbürgischen Quartalschrift (Hermannstadt). Eines der Mitglieder war Ioan Piuariu-Molnar. Die Gesellschaft unterstützte mit Begeisterung die ungarische Schauspielkunst in Klausenburg, und mehrere – wie auch Aranka selbst – übersetzten Bühnenstücke für das Theater. Eine ganze Reihe von Plänen blieben unverwirklicht, z. B. die systematische Erschließung der Pflanzen- und Mineralwelt Siebenbürgens, die Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts und die Propagierung einer großangelegten Nutzung der Naturschätze. Die Gesellschaft hatte auch die Gründung einer Bibliothek und eines Nationalmuseums geplant (bei den Sachsen erfüllt zu dieser Zeit schon die Bruckenthal-Sammlung diese Funktion) – jedoch ohne Erfolg. Ihre Tätigkeit war am Anfang des 19. Jahrhunderts schon stark erlahmt. Nach 1806 stellte sie mangels materieller Mittel und Interesse (auch infolge der allgemeinen Verschlechterung der politischen Atmosphäre) ihre Tätigkeit ganz ein. Mit ihr stand eine Gesellschaft zur Veröffentlichung von Manuskripten in Verbindung, die aber bloß einige Bände herausgeben konnte.
Der Aufschwung des kulturellen Lebens in Siebenbürgen war untrennbar mit seinen engen Beziehungen zur ungarischen Kultur verbunden. Gábor Döbrentei, der Sohn eines lutherischen Pfarrers, als Erzieher aus Ungarn nach Siebenbürgen verschlagen, gründete 1814 auf Anregung von Ferenc Kazinczy, der zentralen Gestalt des damaligen ungarischen Geisteslebens, die Zeitschrift Erdélyi Múzeum (Siebenbürgisches Museum), die in dieser Periode als die ungarische Zeitschrift vom höchsten Niveau galt. Ihr Erfolg ist einerseits auf den immer noch nachwirkenden Einfluß der Freimaurerei zurückzuführen, wie andererseits auf das entschlossenere Festhalten des siebenbürgisch-ungarischen Adels an seiner Muttersprache aufgrund seiner Fremdeinflüssen ausgesetzten, peripheren Lage (im Gegensatz zu Ungarn), weshalb sich auch die Schriftsteller als ständiges Vorbild auf den Adel beriefen. Die Hungersnot im Jahre 1817 und die Konkurrenz in Ungarn zwangen die Zeitschrift zur Einstellung.
Die mit dem gesellschaftlichen Leben eng verbundene Schauspielkunst hat viele Energien gebunden. Ihr siebenbürgisch-ungarischer Zweig besaß sein Zentrum an den protestantischen Hochschulen. Die ersten großen Gestalten der ungarischen Theatergeschichte waren Protestanten und Siebenbürger: János Kótai Pató, Pál Jantsó und József Benke. Die plötzlich und selbstbewußt auftretende ungarische Schauspielkunst fand im Gebäude der Ungarischen Nationalen Schaubühne (fertiggestellt im Jahre 1821) in Klausenburg ihre feste Heimstätte. Daß dieses Theater bis dahin überhaupt bestehen blieb, daran hatte der Organisator der ständischen Opposition Baron Miklós Wesselényi d. Ä. einen entscheidenden Anteil. Das Ensemble wurde auch von Gubernator Bánffy und seiner Gattin Josepha Palm, einer böhmisc-hösterreichischen Aristokratin, unterstützt.
Obwohl die Sprachpflege auch in Siebenbürgen ein vornehmes Ziel aller kulturellen Bestrebungen bildete, wurden die wahrhaft großen Ergebnisse außerhalb des Landes und seiner Institutionen erzielt, da die Regierung die 449Beziehungen zum Ausland nicht vollständig unterbinden konnte. Das Hauptwerk Sámuel Gyarmathis Affinitas linguae hungaricae erschien 1799 in Göttingen. Seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung liegt darin, daß der Verfasser den lexikalischen und morphologischen Sprachvergleich auf die gesamte finnougrische Sprachfamilie ausgedehnt hatte, womit er zu einem der europäischen Pioniere auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft geworden ist.
Ein anderer hervorragender siebenbürgischer Vertreter der Sprachwissenschalt war Sándor Körösi Csoma: er machte sich in diesen Jahrzehnten auf, um die vermeintliche ungarische Urheimat in Ostasien zu entdecken, stellte statt dessen aber das erste tibetisch-englische Wörterbuch zusammen.
Über die Geschichte der sächsischen Kultur dieser Periode ist nicht viel zu sagen. Das kulturelle Leben Hermannstadts erfuhr deshalb Einschränkungen, weil das Gubernium nach Klausenburg umzog. Die Pläne einer wissenschaftlichen Akademie wurden nicht verwirklicht. An ihrer Stelle wurde die Societas Philohistorum gegründet, die ihre Tätigkeit mit der Veröffentlichung siebenbürgischer Chroniken begann. Von den sächsischen Zeitschriften bestand die Siebenbürgische Quartalschrift bis 1801, später fortgesetzt durch die Provinzialblätter (1805–1824)
Mehr Erfolg erzielte das unter ungünstigsten Bedingungen entwickelte rumänische kulturelle Leben – aber nicht in Siebenbürgen, sondern vor allem in Ofen und Lemberg. Micu, Şincai und Maior gerieten in Konflikt mit der immer konservativer werdenden Kirchenführung und mit Bischof Ioan Bob, der zwar vortrefflich wirtschaftete, sich aber in der Rolle des Kulturpolitikers gefiel und die ihm an Begabung Überlegenen verfolgte. Jene nahmen in der Ofner Universitätsdruckerei Stellungen an, wobei diese Druckerei durch ihre Führungsrolle in der rumänischen Buchproduktion auch für die Donaufürstentümer zu einem kulturellen Zentrum wurde. (Auch reiche Bojaren aus der Walachei und der Moldau ließen hier gerne belletristische Werke herausgeben, später auch politische Schriften, die das Recht auf nationale Selbständigkeit ihrer Heimat beweisen sollten.) Charakteristischerweise versuchte Ioan Piuariu-Moinar in Siebenbürgen vergeblich, eine Zeitung zur Volksaufklärung herauszugeben und eine philosophisch-wissenschaftliche Gesellschaft zu gründen, aber nach dem Bankrott seiner Tuchmanufaktur erwies sich die Herausgabe orthodoxer kirchlicher Fachbücher für das ganze rumänische Sprachgebiet in Ofen für ihn als viel rentabler. Während der stets nach Kompromissen suchende Samuil Micu-Klein und der in seinem Nonkonformismus fast moderne Gheorghe Şincai bloß einen Bruchteil ihres Lebenswerkes zu veröffentlichen vermochten, wurde der taktisch klug handelnde Petru Maior zum produktivsten rumänischen Schriftsteller seiner Epoche. Ihm gelang es am besten, die Geschichtsanschauung der Aufklärung der Nachwelt zu vermitteln, als er 1812 sein Hauptwerk über die Urgeschichte der Siebenbürger Rumänen Istoria pentru inceputul romanilor in Dacia (Geschichte der Anfänge der Rumänen in Dazien) veröffentlichte. In diesem Buch behandelte er die Geschichte Siebenbürgens im wesentlichen bis zur ungarischen Landnahme, in der pragmatischen und noch rational debattierenden Betrachtungsweise der Periode, wobei er es auch vermied, andere für den Verlauf der rumänischen Geschichte verantwortlich zu machen. Dieses Werk wurde zur Bibel der kommenden rumänischen Generationen diesseits und jenseits der Karpaten.
450Aus den ersten wichtigeren Werken der siebenbürgisch-rumänischen Belletristik ragte das Buch Ţiganiada von loan Budai-Deleanu weit heraus. Diese ausgezeichnete Persönlichkeit der rumänischen Aufklärung nahm an den Streitigkeiten um den Supplex Libellus Valachorum teil (als Verfasser der Widerlegung, als Antwort auf die Pamphlete, die die Kontinuitätstheorie angegriffen hatten), und 1804 stellte er auch eine neuerliche rumänische nationale Bittschrift an den Herrscher zusammen. Sein Name wurde aber vor allem durch die Ţiganiada bewahrt. Sie ist ein bittersüßes „Gegenepos“ über die Zigeuner, denen der gegen die Türken kämpfende, erbarmungslos strenge walachische Fürst Vlad Ţepes als Gegenleistung für ihre Hilfe beim Kampf gegen den Türken die Gründung eines selbständigen Staates anbot. Statt diese Hilfe zu leisten, begannen sie beim vorübergehenden Abklingen der Türkengefahr heftige Debatten darüber, ob die Verfassung ihrer künftigen Heimat demokratisch oder monarchisch sein solle. Keine der unterschiedlichen Gruppen wollte aber die Macht mit einer anderen teilen, und schließlich fielen sie in ihre herkömmliche Anarchie zurück, womit sie auch die Möglichkeit zur Staatsgründung einbüßten. Das waren bittere Weisheiten des mit dem Jakobinismus liebäugelnden, in der Lemberger Einsamkeit alternden „Josephinisten“ als Lehre für sein eigenes Volk wie für andere.
Die orthodoxen rumänischen Schriftsteller erfüllten innerhalb der rumänischen Kultur die Ansprüche ihrer Leser auf „populäre“ Lektüre. War die Universitätsdruckerei in Ofen ein Zentrum für die Herausgabe wissenschaftlicher oder populärwissenschaftlicher Werke, so erschienen in den Druckereien in Hermannstadt und Kronstadt vor allem „Volksbücher“ für die Mittelschichten aus der Feder Vasile Arons und des auch mit der ungarischen Kultur vertrauten Ioan Barac. Der Direktor der orthodoxen rumänischen Volksschulen Radu Tempea folgte zwar in seiner rumänischen Grammatik von 1797 der latinisierenden Tendenz, mit Rücksicht auf das einfache Volk aber nicht allzu puristisch.
Der Zwang zu kleinkarierter Geistigkeit kam aber auch innerhalb der orthodoxen Kirche zur Geltung; in dieser verstärkte sich der griechisch-katholische Druck ständig. Um die internen konfessionellen Zwistigkeiten zu vermeiden und mehr politisch-nationale Interessen zur Geltung zu bringen, schlugen 1798 der Bruder von Ion Budai-Deleanu, Aron, der Konsistorialsekretär und Thesaurariatsbeamter Tempea sowie ein anderer hoher Geistlicher der Wiener Regierung eine dem Namen nach katholische Kirchenunion vor, die aber inhaltlich den orthodoxen Ritus und das östliche Kirchenrecht bewahren und der kirchlichen Autonomie mehr Geltung einräumen sollte. Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage und aus Sorge vor eventuellen Volksbewegungen wies das Gubernium den Entwurf zurück. So mußte die orthodoxe Kirche die Expansion der Griechisch-Katholischen auch weiterhin hinnehmen. Dennoch oder gerade deshalb werden die Orthodoxen zu Initiatoren der Erweckungsbewegung der rumänischen Nationalkultur jenseits der Karpaten. Von der Generation der großen Trias gelangte bloß Piuariu-Molnar in die Gebiete jenseits der Karpaten, und er erwähnte verbittert und mit aller Schärfe, durch die er wohl propagandistisch auf die Wiener Regierung einwirken wollte, daß infolge der starken Auswanderung der gebildeten Siebenbürger die rumänischen Fürstentümer den Nutzen aus der siebenbürgischen Bildung zögen. In den 1810er Jahren ging aber Gheorge Lazăr nach einem Konflikt mit seinem Bischof nach Bukarest, wo er das 451Hochschulwesen in rumänischer Sprache organisierte (wodurch das Griechische verdrängt wurde), für das sich später viele, aus Siebenbürgen gekommene Angehörige der Intelligenz engagierten.
Berücksichtigt man die Rolle Siebenbürgens in der ungarischen und rumänischen Nationalkultur, dann ist zu verstehen, warum und in welchem Ausmaß gerade die Siebenbürger in der öffentlichen Meinung beider Völker zu Trägern der traditionsbewahrenden wie das Neue vermittelnden nationalen Werte wurden. Aber für die Erfüllung dieser Aufgabe mußten in Siebenbürgen noch zwei von Politik fast gänzlich freie Jahrzehnte vergehen.
In den 1810er Jahren gab es in Siebenbürgen bloß ein einziges erwähnenswertes politisches Ereignis, nämlich den bereits fünften Versuch einer Urbarialregulierung. Auf dem Landtag 1810/11 wurde der Entwurf von 1790/91 des ständigen Ausschusses für die Urbarialregulierung nicht grundsätzlich behandelt. 1813 brach aber eine Hungersnot aus, und die Leibeigenen flohen in die rumänischen Fürstentümer, nach Ungarn oder in verschont gebliebene Gebiete Siebenbürgens. Franz I. forderte daher am 31. Dezember 1813 von Kanzler Sámuel Teleki einen Entwurf für eine Urbarialregulierung, und die Kanzlei unterbreitete nach zwei Wochen eine überarbeitete Fassung des ungarischen Pendants. Diesem schnellen Schritt folgte eine Pause von mehreren Jahren. 1817 bereiste aber Franz I. Siebenbürgen, das im schlimmsten Jahr der Hungersnot einen schrecklichen Anblick bot. Der König forcierte die Urbarialregulierung beim greisen Gubernator Bánffy, der dafür auch eine Kommission aus Beamten des Guberniums und der Munizipalbehörden zusammenstellte, die aufgrund des Entwurfs des ständigen Ausschusses von 1790/91 die Regulierung durch den Landtag einführen sollte. Schließlich sollte der Staatsrat am 17. Mai 1819 eine Entscheidung über das neue Urbar treffen. Vorläufig wurde die Größe der Bauernhufen nicht festgelegt: dazu hielt man eine neuerliche Konskription für erforderlich. Eine wichtige Neuheit des Entwurfes bestand darin, daß man nach Ablauf eines halben Jahrhunderts wagte, den Frondienst endlich aufgrund der ungarischen Lösung zu bemessen: wöchentlich einen Tag Spanndienst oder zwei Tage Handdienst. Das wäre eine große Erleichterung gewesen, obwohl die Bauern in Siebenbürgen damit immer noch ungünstiger gestellt waren als in Ungarn, da ihre Hufen auf jeden Fall kleiner ausfielen.
Mit dem Entwurf war aber in Siebenbürgen selbst niemand zufrieden. Die Zentralregierung hielt es für angebracht, für die praktische Ausführung der Regulierung unabhängige ungarische Regierungsbeamte als königliche Kommissare unter Leitung von Graf Antal Cziráky, dem ungarischen Vizepräsidenten der Ungarischen Hofkammer, nach Siebenbürgen zu schicken.
Auch die adligen Gutsbesitzer waren mit dem Entwurf unzufrieden. In Protestresolutionen der Komitatsversammlungen wurden fast alle nur möglichen einschlägigen Paragraphen des ungarischen Staatsrechts und – soweit es nötig erschien, in vorsichtiger Form – auch der Gesellschaftsvertrag von Rousseau als Argumente angeführt. An der Auseinandersetzung beteiligten sich auch einige Führungspersönlichkeiten des künftigen siebenbürgischen Liberalismus: Miklós Wesselényi d. J., ein am Beginn seiner Laufbahn stehender Politiker, Ádám Kendeffi und andere. Im Streit um das Urbar vermischten sich nämlich der Konservativismus des Adels, der seinen Colonen keine Vergünstigungen gewähren wollte, mit einem janusköpfigzweideutigen 452ständischen Verfassungsschutz, der eine Lösung der Frage durch den Landtag verlangte. Die Wege des konservativen und des zukünftigen liberalen Besitzadels führten nach der Auseinandersetzung 1819/20 in ganz verschiedene Richtungen; letzterer gab schließlich selbst den Anstoß zur Lösung der Bauernfrage.
Die Unzufriedenheit der untertänigen Bauern war von anderer Art. Im Zusammenhang mit der Urbarialregulierung brachen zahlreiche Bauernaufstände aus, deren Herde das Komitat Doboka, der östliche Rand des Komitats Kolozs und die Komitate Küküllő, Unter- und Ober-Fehér waren. Den Streitgegenstand bildete im allgemeinen das Hufenland. Die Bauern forderten die Vermessung ihrer Felder und beklagten das Unrecht früherer Landvermessungen. Es kam aber auch vor, daß sie in der Militärgrenze dienen wollten oder, noch öfter, daß sie ihre Frondienste auf das Maß des neu festgesetzten Urbars herabsetzen lassen wollten.
Unter solchen Umständen mußte dieser Urbarentwurf dasselbe Schicksal erleiden wie die früheren: er blieb vor seiner Einführung stecken. Die politische Entwicklung der aristokratischen Grundbesitzerelite, die über die oppositionellen Gedanken der 1790er Jahre vielleicht von ihren Vätern einigermaßen informiert worden war und im Kreise um Kazinczy und Gábor Döbrentei gelernt hatte, sich am geistigen Leben der Epoche neu zu orientieren, ging gerade in den 1820er Jahren ihren Weg von der Aufklärung zum Liberalismus.

 

 

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