Gegenrevolution und Bürgerkrieg

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Gegenrevolution und Bürgerkrieg
Die Ansichten über die Gründe für den siebenbürgischen Bürgenkrieg lassen sich in drei Gruppen einordnen. Die Anhänger eines vulkanisch-eruptiven und teleologischen Modells meinen, das jahrhundertelange Elend, die Leiden und Erniedrigungen, gesteigert und plötzlich unerträglich werdend, hätten zum Griff zu den Waffen geführt, weil die Bauernbefreiung die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt hatte – und die nationalen Forderungen der Rumänen zurückgewiesen worden waren. Den anderen Pol bilden die zum Agitator-Modell gehörenden Ansichten, demnach waren die Leidenschaften von den Machenschaften des Offizierskorps und mit ihm verbündeter Halbexistenzen, ihre Deklassierung befürchtender Elemente, entfesselt worden. Diesen beiden Modellen, die mit ihrem stark gefühls- und affektbetontem Gehalt und manchmal starrem Dogmatismus im Grunde Meinungen der damaligen Zeitgenossen aufnehmen, steht das sog. politische Modell gegenüber. Bei diesem sucht man die Erklärung für Revolution und Gegenrevolution und für die kollektive Gewaltanwendung in der Spannung zwischen den jeweiligen Interessen sowie dem Wettbewerb der Machtgruppen, und man akzeptiert, daß der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Kompliziert wird eine Analyse der siebenbürgischen Ereignisse durch Siebenbürgens mehrfache Integration, einerseits in Ungarn und andererseits in das Habsburgerreich, zu einer Zeit, als jeder – von der Welt der Hütten bis zu der der Paläste – auf seine Weise politisierte, und die Massen mit außerordentlicher Zucht um die Verwirklichung ihrer messianistischen Sehnsüchte bemüht waren.
Ihre stärkste Stütze fand die Gegenrevolution in der kaisertreuen Armee, die in den italienischen Provinzen mit durchschlagendem Erfolg kämpfte und in Prag einen Volksaufstand provozierte, um möglichst harte Vergeltung üben zu können. Im August wurde bereits deutlich, daß die Frage, wie die Struktur des Reiches zu gestalten sei, nicht politisch, sondern militärisch gelöst werden sollte. Den führenden Kreisen der Militäraristokratie kamen die Widersprüche zwischen Revolution und Liberalismus für ihre Vorbereitungen gelegen, in Ungarn wieder „Ordnung zu machen“. Vorerst trieb der Hof jedoch weiterhin ein doppeltes Spiel, damit der Plan eines bewaffneten Angriffs nicht vorzeitig bekannt wurde. Der Herrscher wandte sich erst Anfang Oktober offen gegen den vom ihm bisher sanktionierten ungarischen Konstitutionalismus. Mit Einverständnis der maßgeblichen Hofcliquen machte sich Jelačić, der Banus von Kroatien und Kommandant der kroatischen Militärgrenze, daran, die ungarische Revolution mit Waffengewalt niederzuschlagen. (Es war ein tragischer Moment in der Geschichte des Donauraumes, daß er zu einem 496Zeitpunkt angriff, als die ungarische Regierung – mehrfach unter Druck geraten – bereit war, Kroatien die völlige Autonomie zu gewähren.)
Noch gab es eine Solidarität der revolutionären Bewegungen Mitteleuropas und das Bestreben, sich gegenseitig Hilfe zu leisten. Auf die Nachricht hin, aus der Reichshauptstadt würden Militäreinheiten zur Unterstützung von Jelačić abkommandiert, erhob sich das Volk von Wien am 6. Oktober erneut. Die ungarische Armee vermochte den kroatischen Angriff auch noch abzuwehren, nicht aber das revolutionäre Wien gegen die Übermacht zu entsetzen.
Im dem Maße wie sich der Gegensatz zwischen der ungarischen Regierung und dem Hof verschärfte, nahmen auch die gesellschaftlich-nationalen Spannungen in Siebenbürgen zu.
Die zwei rumänischen Grenzerregimenter waren der Herd der Unruhe, um dann zu Bastionen des Widerstandes und zur Angriffsbasis zu werden. Die Bedeutung dieser Grenzer lag nicht allein in ihrer Gefechtsstärke. Ihre militärische Lebensweise als freie Bauern galt den Urbarialbauern als erstrebenswertes Modell, während sich die früheren rumänischen Kleinadligen ihrer eher zu entledigen suchten. Wie 1784 der Horea-Aufstand mit massenhaften Meldungen zum Dienst bei den Grenzern begann, wurde dies auch 1848 zu einer Form des bäuerlichen Klassenkampfes, eigentlich paradoxerweise, da die Revolution die feudale Institution der Leibeigenschaft zu diesem Zeitpunkt bereits beseitigt hatte. Die Bauernbefreiung an sich vermochte aber die messianistischen Träume, die sich an die große Umgestaltung geknüpft hatten, nicht zu erfüllen und dies umso weniger, als die Reibungsfläche zwischen Bauernschaft und Besitzadel noch immer gewaltig war. Die Mängel und Verzögerung der gesetzlichen Urbarialregulierung hielten auf beiden Seiten Mißtrauen und Beklemmungen wach.
Vergeblich drängte Graf Imre Mikó, der die siebenbürgischen Gubernialgeschäfte leitete, Justizminister Ferenc Deák, den Vorschriften des Klausenburger Gesetzes gemäß sofort jene Ausschüsse zu ernennen, die „entsprechend den siebenbürgischen Gesetzen und Privatrechtsprinzipien“ in den Dörfern entscheiden sollten, welche Böden der Grundherr und welche die befreiten Bauern zu beanspruchen hatten. Der Justizminister wurde daran durch das Fehlen eines detaillierten Gesetzesvorschlages des Unionsausschusses gehindert.
In 10–15 % der Orte in den Komitaten war die Stimmung der Dorfgemeinschaft aufs äußerste von Beschwerden gegen den Grundherrn erregt. Die Zwistigkeiten entbrannten meist um die Verfügung über die Weiden und Wälder oder die Landstücke, die früher Weide gewesen waren und die die Grundherren an sich gerissen hatten. Ernste Spannungen verursachte die Angelegenheit der Kurialisten, die nur die persönliche Freiheit erhielten, weil der von ihnen bearbeitete Grund Allodialcharakter hatte. Sie machten ca. 15 % der Untertanen aus, aber viele fürchteten, ihr Schicksal zu erleiden. Vielfach übernahmen die noch abhängigen Bauern nicht einmal für die Hälfte des Ertrages die Ernteeinbringung auf den Grundherrenfeldern, in der Sorge, die Arbeitsleistungen könnten als Anerkennung der alten Abhängigkeit interpretiert und ihre Felder dem Allodialgrund zugeschlagen werden. Infolge dieser bäuerlichen Ängste entstand zur Erntezeit ein höchst bedrohlicher Arbeitskräftemangel, dem die Komitatsbehörden durch Einforderung der Fronschulden und die Arbeitsverpflichtung der Kurialisten Herr zu werden versuchten.
497Anfang September aktivierte sich die Masse der Bauern von Tag zu Tag stärker gegen die ungarische Regierung, als diese begann, zur Selbstverteidigung des Landes Honvéd- (Landwehr-)Truppen aufzustellen, und die Konskription der Militärpflichtigen verfügte. In den Dörfern ging das Gerücht um, die „Herren“ wollten die Bauern gegen den Kaiser kommandieren. In einer ganzen Reihe von Dörfern wurde aktiver Widerstand geleistet. Die Menschen flohen, die Matrikeln wurden beschädigt und den Konskriptionskommissaren der Zugang verwehrt. Am 12. September kam es in Lone zum Zusammenstoß von 200 ungarischen Soldaten mit der Einwohnerschaft mehrerer Dörfer, wobei dutzende Opfer auf der Walstatt blieben. Dieser Vorfall wurde zum Symbol des „Volks“widerstandes, den dann die Illusion vom guten Kaiser im Verein mit verschiedenartigst bedingten Unzufriedenheiten zur umfassenden Bewegung steigerte.
Vergeblich stellten nun die ungarischen Regierungsbehörden die Konskription ein, die Gegenrevolution hatte sich der Unzufriedenheit bemächtigt und ihre Steuerung übernommen. Die Ereignisse jagten einander, als folgten sie einem genauen Drehbuch. Schon am 15. September bedeutete Generalkommandant Puchner dem Wiener Kriegsminister, „so dürfte sich die Notwendigkeit ergeben, auf die Wallachische Landesbevölkerung, welche an vortrefflicher Disposition, Treue und Ergebenheit für Seine Majestät, ganz den Ruthenen in Gallizien gleicht, einen solchen Einfluß nehmen zu mäßen, daß durch sie auch den democratischen ungarischen Tendenzen Schranken gesetzt würden […]“.*
Wien, Kriegsarchiv, Hofkriegsrat, Präs. MK 1848: 5462.
Indessen wurden zwischen dem 11. und 14. September, als Jelačić die Drau mit der Absicht überquerte, die ungarische Haupstadt einzunehmen, in die beiden Zentren der rumänischen Grenzerregimenter, nach Winsburg und Nußdorf, die Abgesandten der Grenzerdörfer zusammengerufen, um ein Bekenntnis zur Gesamtmonarchie und zur Einheit der Armee abzulegen. Diese Versammlungen wirkten wie ein Signal und mobilisierten die Bauernschaft zum Eintritt in die Grenzereinheiten. Während sich das Hermannstädter Oberkommando einer vorzeitigen „Provokation“ der ungarischen Öffentlichkeit verschloß, versprach der Nußdorfer Oberstleutnant Karl Urban, kaum war er am 8. September aus Wien zurückgekehrt, auf höhere Anweisung hin den Gemeinden Schutz, die die ungarische Honvéd-Konskription verweigerten. Bestärkt von Pfarrern, Klerikern und Rechtsstudenten schickten die Dörfer ihre Abgesandten zu Urban, um die pajură (Adler) zu erhalten: das Zeugnis mit dem Doppeladlersiegel in schönstem Deutsch, daß die betreffende Gemeinde in ihrer Treue zu Kaiser Ferdinand ihm notfalls ihre Jugend zur Verfügung stelle. Mit voller Kraft kam die Solidarität der dörflichen Lebenswelt bzw. der kollektive Zwang zum Tragen. Die nach Nußdorf Strömenden – darunter auch Ungarn – schleppten vielfach sogar die örtlichen Grundbesitzer, reformierten Geistlichen und Komitatsbeamten mit sich. Ende September hatten bereits 527 Dörfer den Treueid abgelegt, so daß nach Urbans Schätzung allein mit Schußwaffen mehr als 10 000 Mann bereit standen.
Der bislang zurückgedrängte Flügel der rumänischen Nationalbewegung arbeitete mit der militärischen Führung zusammen, versuchte aber auch, selbständig in die Entwicklung einzugreifen. In Nordsiebenbürgen, in 498Nußdorf gab es dafür wegen des großen Einflusses der österreichisch-deutschen Offiziere wenig Chancen. Im Süden waren jedoch die rumänischen Offiziere, Geistlichen und Lehrer in der Überzahl, die ihre Forderungen auf die nationale Selbstbestimmung stützen. Hier geriet die soziale Unruhe auch nicht völlig unter direkte militärische Lenkung. Zum Zentrum der nationalen und gesellschaftlichen Unzufriedenheit der Rumänen wurde Blasendorf. Derselbe loan Axente, der schon im Frühling den Gedanken eines bewaffneten Aufstandes erwogen hatte, zog mit einigen hundert Anhängern von Winsberg nach Blasendorf und kam mit tausenden dort an. Nun strömten die Bauern, darunter auch Ungarn, aus allen Himmelsrichtungen herbei. Ab Mitte September war Blasendorf für zwei Wochen der Schauplatz eines Bauernlagers und einer neuerlichen großen nationalen Versammlung. Diese verlangte nicht nur die Aufhebung der „Fron“ (in Wirklichkeit der Fronschulden und der Arbeitsleistungen für die Bodennutzung), sondern erklärte die Union für nichtig und die Ausdehnung der Gültigkeit der österreichischen Verfassung auf Siebenbürgen. Sie verlangte eine provisorische Regierung, zusammengesetzt aus Rumänen, Sachsen und Ungarn, sowie die Einberufung eines über Siebenbürgens Zukunft entscheidenden Landtags. „Die vom rumänischen Volk Siebenbürgens gewählten Vertreter“ mit Laurian an der Spitze wandten sich mit der Forderung an das Wiener Parlament, Österreich möge im Osten auftreten und den beiden rumänischen Fürstentümern das Selbstbestimmungsrecht gewähren, damit diese sich dann „jener Macht anschließen können, der sie trauen“. Österreich wiederum solle der „freie Verbündete freier Völker“ sein.*
Mitgeteilt von C. BODEA, Lupta românilor petru unitatea naţională 1834–1849 (Kampf der Rumänen für die nationale Einheit 1834–1849). Bucuresti 1967, 337–340.
Die österreichische Militärführung fühlte sich offensichtlich von der nationalen Begeisterung der Intelligenz beunruhigt, dennoch haben die Generäle in Blasendorf – wie Laurian schrieb – „alles versprochen“*: die Weiterleitung der Forderungen an den Herrscher und die Bewaffnung des Volkes.
A. T. Laurians Brief an G. Bariţ. Hermannstadt, 22. Sept./ 2. Okt. 1848, mitgeteilt von BODEA, a. a. O., 340.
Die Organisatoren der Blasendorfer Septemberversammlung riefen das Volk im Namen der Nation zu den Waffen. Sie griffen dabei auf Organisationsmuster römischer Tradition zurück. Sie teilten Siebenbürgen in Präfekturen genannte Distrikte ein, in deren jedem sie eine Legion aufzustellen begannen, geführt von einem Präfekten und auf der Rangleiter absteigend mit Tribunen, Zenturionen und Dekurionen. Die Führer nahmen Namen an wie Sever, Probu und Marţian. Wo es ging, brachten sie die Dorfbevölkerung dazu, unter dem Kommando eines Veteranen mit Sensen und Lanzen zu üben, in der Hoffnung, Generalkommandant Puchner werde sie wie versprochen mit Waffen versehen und ihnen Offiziere zur Verfügung stellen. Sie begannen Alarmstangen zu errichten und Signalfeuer zum Geben von Angriffszeichen vorzubereiten.
Die ungarische Regierung stand in Siebenbürgen vor immer schwereren Aufgaben. Als die Dörfer den Gehorsam verweigerten, war die ungarische Verwaltung praktisch gelähmt und gab Lebenszeichen eigentlich nur mehr in der Form von Lageberichten von sich. Der „blutige Ausbruch“ lag als 499Drohung in der Luft. Einer der Gespane berichtete über das Verhältnis von Komitatsverwaltung und Dorfbevölkerung: „wo es keinen Widerstand gibt, dort erschreckt die enorme Untertänigkeit; die unentwegt vorgetragene Formel […] wir gehorchen aufs Wort, bis sich die Angelegenheit klärt“.*
Bericht Baron István Keménys, des Genpans des Komitats Unter-Fehér, an das Gubernium, Straßburg, 30. Sept. 1848. OL Gub. Trans. in Pol. 1848: 11 302.
Die bedrohliche Situation gab auch der Regelung der nationalen Frage der Rumänen Auftrieb. Wesselényi brachte noch Ende August einen Gesetzesvorschlag zur Garantie der Rechte auf rumänischen Sprachgebrauch ein. Unter Berufung auf das Bündnis der zwei Nationen verlangten auch die Vertreter der ungarischen Rumänen Sprachrechte. In ruhigeren Zeiten hätte wohl auch Kossuths wiederholte Mahnung die siebenbürgische Entwicklung fördern können: „In der brüderlichen Vereinigung des Ungarn mit dem Walachen und des Walachen mit dem Ungarn liegt die glückliche Zukunft jedes von ihnen, nicht aber, wenn der eine sich blenden läßt, den anderen zu unterdrücken, weil er dann zu einer Waffe greift, mit der er auch sich selbst straft“.* Ende September gab dann der Unionsausschuß – unter Mitwirkung auch der rumänischen Ersatzmitglieder, unter ihnen Cipariu – einem Gesetzesvorschlag Gestalt, der nicht nur im rumänisch-ungarischen Verhältnis, sondern auch in der Rechtssituation der nichtmagyarischen Völker Ungarns eine ganz neue Periode hätte eröffnen können. Der Gesetzesentwurf akzeptierte die kollektive Rechtspersönlichkeit der Rumänen, gegründet auf dem Prinzip, „die Nationalität und Sprache der Rumänen wird anerkannt“. Im Schulwesen und in der Kirche sicherte der Vorschlag den Gebrauch der rumänischen Sprache und ermöglichte ihn ferner auf den Foren des öffentlichen Lebens auf Komitats- und Stadtebene, „wo auch die Rumänen zur Hälfte teilnehmen“; er stellte den Gebrauch der Muttersprache in der Nationalgarde in Aussicht und legte fest, in der Verwaltung dem „gerechten Verhältnis“ entsprechend Rumänen zu beschäftigen; schließlich erklärte der Entwurf, „an allen Rechten und Vergünstigungen, über die die anderen Nationen des Vaterlandes verfügen oder die sie auf dem Wege der Gesetzgebung erlangen werden, sollen auch die Rumänen teilhaben“.*
Kossuths Wortmeldung in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 26. August. Kossuth Lajos összes munkái (Lajos Kossuths gesammelte Werke). XII. Zum Druck vorbereitet von L. SINKOVICS. Budapest 1957, 804.
Az 1848/49. évi népképviseleti országgyűlés (Der Volksvertretungslandtag von 1848/49) Herausgegeben und eingeleitet von J. BEÉR und A. CSIZMADIA. Budapest 1954, 583–585.
Der Gesetzesvorschlag gelangte nicht weiter als bis zum Parlamentspräsidenten, weil zu diesem Zeitpunkt die Organisation der Landesverteidigung die gesamte Aufmerksamkeit erforderte und alle Energien in Anspruch nahm. Dennoch blieb die Entwicklung in der Pester Legislative bei einigen rumänischen Führern in Siebenbürgen nicht ohne Echo. Dies schuf wohl eine stärkere Atmosphäre des Vertrauens, schwächte aber die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Militärführung nicht entscheidend ab. „Vom Kaiser erhalten wir alles, was uns zukommt. Du sollst aber wissen, auch die Ungarn gaben uns im Pester Parlament alles, in allen Formen der Nationalität“* – schrieb Nicolae Bălăşescu Anfang Oktober, nachdem er mit dem aus Pest eingetroffenen Cipariu die Geschehnisse besprochen hatte. 500Heimgekehrt nach Blasendorf, stellte sich letzterer jedoch auf den stärker scheinenden Partner um und hißte die schwarz-gelbe Fahne.
Nicolae Bălăşescus Brief an G. Bariţ. Hermannstadt, 24. Sept./6. Okt. 1848. Bucureşti, Biblioteca Academiei, Ms. 993, 60.
Vermutlich waren die rumänischen Führungspersönlichkeiten der Meinung, mittels Einschüchterung und des militärischen Aufmarschs der Kroaten werde es gelingen, die ungarische Selbständigkeit derart zu begrenzen, daß die ungarischen nationalen Kräfte zur Annahme der österreichischen Variante der konstitutionellen Ordnung für die Gesamtmonarchie gezwungen wären. Dann werde auch – wie die Kronstädter Presse argumentierte – in diesem vielgenannten, aber noch nicht näher umrissenen Rahmen infolge des nötigen Gleichgewichts der unterschiedlichen nationalen Bestrebungen den Rumänen eine bedeutende Rolle zukommen. In dieser Hoffnung gingen sie das Risiko des Bündnisses mit der kaiserlichen Militärführung ein, obwohl sie wissen mußten, daß die Herren Offiziere nicht eben Verfassungsfreunde waren.
Die Entscheidungen der sächsischen Führungskreise gründeten in deren Bewertung der Kräfteverhältnisse innerhalb des Reiches. Als sie der Vorbereitungen der ungarischen Regierung zum militärischen Widerstand gewahr wurden, legten die sächsischen Abgeordneten in der ersten Septemberhälfte der Reihe nach ihr Mandat nieder und kehrten mit Ausnahme des Kronstädters Elias Roth alle nach Hause zurück. Der Gesetzesvorschlag des Unionsausschusses, die Regierung solle die Oberbeamten der sächsischen (und Szekler) Munizipien ebenso ernennen wie die Gespane der Komitate, galt ihnen als schweres Gravamen. Die Garantie der Wahl ihrer Komes, die Beibehaltung ihrer Munizipien und der Nationsuniversität erachteten sie nicht für ausreichend, ebensowenig das Versprechen, mit Ausnahme von Broos in den sächsischen Munizipien den Gebrauch der deutschen Sprache zu garantieren. Dabei hatte sich inzwischen – gerade bei den Parlamentswahlen – herausgestellt, daß die Liberalisierung des Munizipallebens die Existenz der Trägerschichten der nationaldeutschen Entwicklung der Sachsen nicht gefährdete.
Im Rückblick sah Stephan Ludwig Roth Anfang Oktober bereits keine echte Wahlmöglichkeit mehr: „1. Wir stellen uns auf die Seite der Magyaren, so sind wir eo ipso gegen die Walachen und gegen die Gesamtmonarchie. 2. Wir stellen uns auf die Seite der Walachen, so sind wir gegen die Magyaren und für die Gesamtmonarchie.
Magyaren und Romänen sind Zufälle. Wesenheit ist das Prinzip der Gesamtmonarchie, weil diese Idee die Garantie der proklamierten Konstitution Österreichs ist.“ Verfassungsmäßigkeit, deutsches Nationalgefühl, Kaisertreue – das sind die richtungsweisenden Maßstäbe selbst dann noch, wenn die ungarischen Führungskreise alle unsere Bedingungen angenommen hätten, da „dieses nicht der Fall ist, wird die Entscheidung um so leichter, dadurch aber, daß die östreichische Konstitution liberaler ist, auch um so ehrenwehrter“.*
Roths Brief an Johann Gött. Muzsna, 14. Okt. 1848. Stephan Ludwig Roth, Gesammelte Schriften und Briefe. Bd. 7. Hrsg. O. FOLBERTH. Berlin 1964, 115–116.
Das Bündnis mit der Gegenrevolution überdeckte die sächsisch-rumänischen Gegensätze. In der sächsischen Politik begannen sich zwei Richtungen abzuzeichnen. Die eine wünschte Siebenbürgen in eine Föderation von vier Nationen und vier Territorialautonomien umzugestalten; in der Regierung 501der Gesamtprovinz sollten die vier Nationen im gleichen Verhältnis vertreten sein. So lautete das Programm der Munizipalversammlung vom Anfang Oktober in Hermannstadt. Auf der anderen Seite zeigten mehr und mehr Sachsen in Abwendung von den historischen Traditionen Siebenbürgens die Neigung, sich der gegenrevolutionären Richtung mit ihren Germanisierungs- und starken Zentralisierungstendenzen anzuschließen. Sie wünschten eine sächsische Territorialautonomie als völlig gesonderte Einheit der Gesamtmonarchie unter ausschließlicher Oberhoheit des Wiener Reichsministeriums.’
Das Sachsenland wurde zur Basis der Militäraktion der Gegenrevolution. Anfang Oktober verteilte Puchner seine Streitkräfte auf die sächsischen Städte. Angeblich war er in Sorge, hier die rumänische Bevölkerung nicht ohne entsprechende Militärkräfte gegen die ungarische Regierung mobilisieren zu können, doch gedachte er im Namen von Frieden und Ordnung von hier aus zur „Rettung“ des in den Strudel des Bürgerkrieges gezogenen und gestoßenen Siebenbürgens, in Wahrheit zu seiner Eroberung, aufzubrechen.
Der Abmarsch der Linientruppen aus den Komitaten heizte die Stimmung nur noch an. Die ungarische Führung in Siebenbürgen wollte nach dem Mißerfolg der im September fortgesetzten Politik der Zugeständnisse den Widerstand der Bauerngemeinden unter Einsatz ungarischer Freiwilliger und Nationalgardisten brechen und ließ einige gefangengenommene rumänische Organisatoren der Erhebung standrechtlich hinrichten. Sie versuchte, die Basis der kaiserlichen Militärführung zu schwächen, wollte aber gegen den Hauptfeind, der die aufgeputschten Bauern wie einen lebenden Schild vor sich stellte, nicht direkt auftreten, solange dieser nicht offen angriff. Für die fortschrittlich gesinnte ungarische Öffentlichkeit waren die mit der kaiserlichen Armee zusammenarbeitenden rumänischen und sächsischen Nationalbestrebungen Werkzeuge der reaktionären Kräfte zur Vernichtung des Konstitutionalismus und der ungarischen Nationalentwicklung. Kraft im Kampf gegen sie gab der Glaube, das Ringen um die ungarischen Verfassungsrechte liege ganz in der Tendenz der nationalen Freiheitsbewegungen in Europa. „Unsere gesamten Proklamationen sollen die Seele der Welt aufrütteln, und wenn unsere Nation sterben soll, was zu glauben wir keinen Grund haben, wollen wir ruhmreich sterben wie Streiter für die europäische Freiheit“* – schrieb Mitte September die Klausenburger ungarische radikale Zeitung.
D. DóZSA, Hazafiak! (Mitbürger!). Ellenőr, 14. Sept. 1848. Nr. 74.
Während der Vorbereitung auf die Selbstverteidigung erwartete die ungarische Öffentlichkeit von der Mobilisierung des Szeklerlandes die entscheidende Wende. Mitte September hatte das Parlament die Grenzwache aufgelöst, um die Szekler dem Einfluß des Oberkommandos zu entziehen. Neun Regierungskommissare wurden mit der Durchführung des Gesetzes und der Anwerbung Freiwilliger beauftragt. Einer von ihnen, der Abgeordnete László Berzenczey aus dem Stuhl Mieresch, rief trotz der Mißbilligung der örtlichen ungarischen Führungskreise die Ungarn des Szeklerlandes für den 16. Oktober nach Agyagfalva, dem uralten Versammlungsort der Szekler, zur allgemeinen Nationalversammlung „für die Wiedergewinnung der alten Freiheit der Szeklernation“. Wer von den waffenfähigen Männern dem Ruf nicht Folge leisten wollte, dem wurde nach uraltem Brauch die Enthauptung 502und Besitzverwüstung angedroht. Und sie kamen auch – ca. 60 000. Damit wurde nach Blasendorf nun Agyagfalva zum Schauplatz einer selbstbewußten und den Führern Selbstsicherheit verleihenden Volks- und Nationaldemonstration. Die Teilnehmer empfanden sich zu recht als Teil der europäischen Revolution, auf die man so viele und so verschiedenartige Hoffnungen setzte. Auf der Versammlungstribüne flatterte die ungarische Fahne im Wind, und die Fahnenstange schmückte der Kossuth-Hut als Symbol des Kampfes um die gesellschaftliche Gleichheit und die ungarische Selbstverteidigung, um so mehr, als Kossuth am 10. Oktober in einer Proklamation die Szekler zum Massenaufstand gegen die „Vaterlandsverräter“ aufgerufen hatte. Die Versammlung leistete den Eid auf das konstitutionelle Königtum, die Szeklernation dankte „Lajos Kossuth, dem großen ersten Streiter für die verfassungsmäßige ungarische Freiheit“ sowie der Wiener revolutionären Studentenschaft und Intelligenz, „die nicht nur die dem österreichischen Volk errungene Freiheit, sondern auch Ungarns […] Verfassung vor den Ränken der Wiener Kamarilla […] schützten“.*
Protokoll der nationalen Versammlung der Szekler in Agyagfalva. Mitgeteilt in: Okmánytár az 1848–49-i erdélyi eseményekhez (Urkundenbuch zu den siebenbürgischen Ereignissen von 1848/49 – im weiteren: Okmánytár). Hrsg. L. KÖVÁRI. Kolozsvár 1861, 98.
Die Regierungskommissare empfahlen, die Mehrheit der Szekler möge heimkehren und sich zu Hause auf den Kampf rüsten. Allein Berzenczey war für sofortiges bewaffnetes Auftreten, was die Mehrheit jedoch ablehnte. Nach der Verlesung des geheimen Angriffsbefehls des österreichischen Kriegsministers Latour vom 3. Oktober an Puchner, nach den Berichten über die Mißhandlungen der Ungarn in den Komitaten und schließlich auf die Falschmeldung hin, Urban sei in Neumarkt einmarschiert, beschlossen die Massen, die Versammelten sollten geschlossen angreifen. Doch noch vor dem Abmarsch verkündete Puchner, er habe im Namen des Kaisers provisorisch die Oberherrschaft übernommen.
Die ungarische Führung in Siebenbürgen hatte das Odium der Entfesselung des Bürgerkrieges nicht auf sich nehmen wollen – nun konnte sie es mit Recht zurückweisen. „Wir achten eure Nationalität, eure Sprache und Religion“ – so wandte sich eine Proklamation der Versammlung „an die sächsischen und rumänischen Brüder“.*
Mitgeteilt in: Erdély szabadságharca. 1848–49 a hivatalos iratok, levelek és hírlapok tükrében (Siebenbürgens Freiheitskampf. 1848–49 im Spiegel der amtlichen Schriften, Briefe und Zeitungen). Gesammelt und zrum Druck vorbereitet von GY. BÖZÖDI. Kolozsvár 1945, 52.
Die rumänischen Führer beantworteten die guten Worte, aber auch die Drohungen mit gleicher Münze. „Vernichtung dem Gegner, der zu schaden vermag“ – lautete ihre Losung. Und um die Leidenschaften zu dämpfen, reichte auch ihr Wunsch nicht aus: „wenn das politische Recht und unsere Ideen über die Freiheit nicht übereinstimmen, wollen wir zumindest das Prinzip der Menschlichkeit gegenseitig anerkennen“.*
Mitgeteilt in KŐVÁRI, Okmánytár, 102.
Puchner überschätzte die siebenbürgischen Militärkräfte der ungarischen Regierung erheblich, weshalb er seine Überlegenheit durch einen allgemeinen Volksaufstand sichern wollte; er rechnete mit der Mobilisierung von 195 000 aufständischen Rumänen durch die rumänische Intelligenz Siebenbürgens. Um ihre Zusammenarbeit mit der militärischen Führung zu sichern, schuf er aus Rumänen und Sachsen einen – dem Namen nach eben entgegengesetzten 503Zielen dienenden – Befriedungsausschuß, dem er, damit es gar nicht erst zu Mißverständnissen kommen konnte, einen General voranstellte.
Anfänglich ging dies ohne Mitwirkung der beiden rumänischen Kirchen vonstatten, ungeachtet der Beteiligung einer Reihe von Pfarrern. Dann mußten auch bei beiden Bischöfe Stellung beziehen. Der griechisch-katholische Bischof Lemény stellte sich auf die Seite der ungarischen Regierung, weshalb ihn der Generalkommandant (völlig ungesetzlich) ablösen und einige mit ihm übereinstimmende Blasendorfer Domherren ins Gefängnis werfen ließ. Der in diesen Tagen aus Pest zurückgekehrte orthodoxe Bischof Şaguna jedoch (den die ungarischen Staatsmänner vergeblich um einen Hirtenbrief zur Aussöhnung des Volkes gebeten hatten) rief seine Gläubigen auf Puchners Druck hin auf, dem Befehl des Kaisers Folge zu leisten.
Das kaiserliche Militär setzte sich in der zweiten Oktoberhälfte die Entwaffnung der ungarischen Nationalgarde zur ersten Aufgabe. Während in Südsiebenbürgen Puchner auch aus strategischen Überlegungen vorwiegend die Linientruppen einsetzte, überließ er die Aktion nördlich der Linie Hermannstadt-Arad bis Klausenburg den Formationen der rumänischen Aufständischen. Dahinter standen auch politische Erwägungen: Sollten die Gegensätze zwischen den siebenbürgischen Völkern und Nationalitäten durch kleinere oder größere Konflikte unüberbrückbar werden, dann konnte die Armee unter Berufung auf die Notwendigkeit, den Bürgerkrieg zu beenden, die wesentlich dankbarere Rolle des Friedenstifters spielen. So wurde beispielsweise gegen die 150 ungarischen Nationalgardisten in Karlsburg die rumänische Bauernschaft der Umgebung mobilisiert, obwohl das kleine Städtchen am Fuße der einzigen gewaltigen, gut mit Geschützen bestückten kaiserlichen Festung Siebenbürgens lag und nach dem ersten bewaffneten Zusammenstoß das Militär zwischen den Rumänen und den Ungarn, die zur Kaisertreue gezwungen werden sollten, vermittelte. Am zo. Oktober belagerten rumänische Bauern zwei Tage lang ein größeres Kastell in Klein-Enyed bei Hermannstadt, in das sich etwa hundert Adlige samt Familien geflüchtet hatten, ohne daß das Militär auch nur versuchte, zu vermitteln: es ließ die Niedermetzelung der über hundert Menschen ruhig geschehen. Die militärische Führung beauftragte die rumänischen Aufständischen mit der Entwaffnung der ungarischen Nationalgarde in Kleinschlatten und den Dörfern am Fuß des Siebenbürgischen Erzgebirges im Komitat Unter-Fehér, obwohl hier bekanntlich schon früher die Gegensätze sehr stark waren. Mehrere hundert Ungarn – teils Bergleute – fielen dieser Aktion zum Opfer. In diese prohabsburgische Volkserhebung flossen sämtliche Triebkräfte der Bauernbewegungen ein. Die Massen traten mit solcher Leidenschaft in Aktion, als wollten sie alles vernichten, was das für ideal gehaltene Gleichgewicht der bäuerlichen Existenz zerstören und die Wiedergewinnung der verlorenen Glückseligkeit verhindern könnte, von der die Predigten und Gebete sprachen. Wenn aber die Dorfbevölkerung dem Ruf des Kaisers nicht folgte, wie in der Umgebung von Klausenburg, wo die Komitatsbehörden die Bauern auf den König und die ungarische Regierung eingeschworen hatten, wurden Drohung und Falschmeldungen zum Mittel der Mobilisierung. Es wurden Flugblätter verbreitet, die jeden mit ewiger Knechtschaft bedrohten, der nicht ins Feld ziehen wollte, und mit der Rache der Russen jeden, der sich nicht gegen die Ungarn erhebe. Wut und 504Entschlossenheit vermischten sich mit Angst und Schrecken. Bei der Entwaffnung der ungarischen Nationalgarde, im letzten Moment der bereits zur Waffenruhe führenden Verhandlungen, löste noch irgendjemand, vermutlich aus Angst, einen Schuß aus (was jede Seite natürlich der anderen anlastete), worauf dann das Morden begann. Angst leitete die Massen oft auch dann, wenn sie ihre Feinde vernichten wollten, damit sie nicht Rache zu fürchten hatten und niemand mit Hilfe der Szekler zurückschlagen können sollte.
Mit den Szeklern wurde tatsächlich zu häufig gedroht, und die Mobilisierung der Szekler nahm den Absichten und Zielstellungen der revolutionären Selbstverteidigung viel von ihrer Würde. Das Lager von Agyagfalva wurde aufgeteilt und nach vier Richtungen in Marsch gesetzt. Einige Offiziere ließen ihren Truppen entweder ohne besonderes Ziel oder um die Sache des revolutionären Widerstandes zu sabotieren, andere wiederum zur Verteidigung der Grundherreninteressen freie Hand, was infolge der absichtlich schlechten Führung zu Plünderungen und völliger Demoralisierung führte, so daß sie vor den kaiserlichen Linientruppen sofort die Flucht ergriffen.
Die gegen Urban eingesetzten Truppen waren anfänglich erfolgreich, stellten dann aber selbst das Ergebnis in Frage. Die Szeklertruppen aus dem Stuhl Csík zogen mit brennenden Kerzen in den Händen, psalmensingend, mit der Andacht eines Kreuzzuges durch Neumarkt, jagten die Aufständischen Urbaus einfach auseinander, dann plünderten und brannten sie die kleine Stadt Sächsisch-Reep nieder, wobei in den Schlägereien um die Beute mehr ihr Leben verloren als auf dem Schlachtfeld.
Die Szekler sorgten 1848 zweimal für Überraschung: zuerst mit ihrer schimpflichen Flucht, als nach der Plünderung von Sächsisch-Reep die kaiserlichen Linientruppen vor Neumarkt mit einigen Kanonenschüssen ihr Lager auseinandertrieben, dann mit ihrem aufopferungsvollen Heldenmut, als die Bevölkerung der Drei Stühle bis Jahresende erfolgreich die ungarische nationale Sache verteidigte.
Aus seiner Sicht hatte Puchner einen schweren Fehler begangen, als er von den Drei Stühlen die bedingungslose Kapitulation forderte. Die Unsicherheit festigte die Einheit der Szekler erheblich. Selbst das Anfang Herbst zusammengebrochene lokale Militärkommando funktionierte unter der Kontrolle der von Radikalen gelenkten Volks- und Dorfversammlungen vorzüglich. Puchner beklagte sich mit Recht, die Drei Stühle hätten „im entscheidensten Augenblick“ die Hälfte seiner Truppen entzogen.* So wurde der Volkswiderstand in den Drei Stühlen zu einem entscheidenden Element der Erfolge im ungarischen Freiheitskampf, weil die österreichischen Kräfte in Siebenbürgen sich nicht zur rechten Zeit nach Westen wenden konnten, um die ungarischen Zentralgebiete zu bedrohen, selbst wenn anderswo die ungarischen Truppen keinen wirksamen Widerstand leisten konnten und sich ohne ernsthaftere Kämpfe nach Ungarn zurückzogen.
Puchners Meldung an den Wiener Kriegsminister Cordon. Hermannstadt, 27. Febr. 1849. Wien, Feldakten ACS 145. Fasz. 2/33.
In der zweiten Novemberhälfte 1848 wurde Siebenbürgen – mit Ausnahme der Drei Stühle – unter österreichische Militärdiktatur gestellt, wobei die rumänische Nationalbewegung sich bemühte, die Verwaltungsfunktionen zu übernehmen. Das neugebildete Hermannstädter Rumänische Nationalkomitee 505nannten die rumänischen Bauern auch „rumänisches Gubernium“, wenn sie sich mit ihren kleinen Angelegenheiten an die dortigen „rumänischen Herren“ wandten. Währenddessen hatte sich die rumänische Intelligenz unvermeidlich der österreichischen Militärführung unterordnen müssen. Die Führer der Aufständischen-Formationen mußten bei den planmäßigen Angriffsoperationen den vorgesetzten Berufsoffizieren gehorchen. Zwar war das Komitee gezwungen, widerspruchslos Puchners Anweisungen weiterzugeben, daneben aber begann es damit, die Blasendorfer Forderungen zu verwirklichen. Allerdings versuchte es nicht, das Prinzip der Trennung von Urbarial- und Allodialböden festzulegen, womit eine endgültige Entscheidung der Gegensätze zwischen Grundherr und Bauer verschoben wurde. Als Hauptaufgabe betrachtete es den Ausbau der Verwaltung. An die Spitze der Komitate und Distrikte stellte Puchner Administratoren mit noch größerer Macht als die früheren Gespane in Gestalt pensionierter Offiziere zumeist rumänischer Herkunft, denen er als Adlaten einen oder zwei Vertreter der Intelligenz beigab: Anwälte oder Geistliche. Die übrigen Ämter bemühte man sich durch Wahl zu besetzen, allgemein nach dem Prinzip der Nationalitätenanteile. Darin erwiesen sich nun die Rumänen als ebenso kleinlich in ihrer Nationalitätenpolitik wie die Ungarn früher, wenn sich auch unter ihnen mancher um mehr Gerechtigkeit bemühte.

 

 

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Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

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