Beseitigung der sächsischen Autonomie

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Beseitigung der sächsischen Autonomie
Die Einführung des Absolutismus brachte der sächsischen Bevölkerung eine ganze Reihe von Enttäuschungen. Dabei hatten beispielsweise das kaiserliche Manifest vom 21. Dezember 1848 An unser treues sächsisches Volk Siebenbürgens und der an die Sächsische Nationsuniversität gerichtete Erlaß die Stärkung des deutschen Elements in Aussicht gestellt. Doch in Wien war man sich im klaren darüber, daß ein selbständiges Sachsenland, eine privilegisierte Nationalität nur schwer in das System der modernen Rechtsgleichheit eingegliedert werden konnte. Bereits 1848 begann man, die Autonomie der Sachsen systematisch einzuschränken, obwohl das Sachsenland auch noch für längere Zeit eine bürgerliche Insel inmitten der militärisch regierten Provinz blieb. Hier bekam man weniger von der politischen Strenge des Belagerungszustandes zu spüren, und auch die neue Verwaltungseinteilung – der sogar geographisch aus verschiedenen Teilen gebildete Hermannstädter Distrikt – war für die Sachsen ausgesprochen günstig.
Im Dezember 1849 trat die Nationsuniversität zusammen, um die Prinzipien der modernen Einrichtungen auszuarbeiten, eine Autonomie in direkter Abhängigkeit von der Krone. Problematisch war die Majorität der Rumänen auf dem Königsboden, die noch dadurch verstärkt wurde, daß dem Hermannstädter Distrikt bei seiner Bildung weitere rein rumänische Gebiete einverleibt wurden. Schließlich hätten die Sachsen lieber auf die Gebietsvergrößerung verzichtet als auf ihre jahrhundertealte Rechtsordnung und ihre Selbstverwaltung, wobei sie den unter ihnen lebenden Rumänen die Freiheit im kulturellen Bereich und administrative Mitspracherechte in Aussicht stellten. Anfang 1850 faßte man die eigenen Vorstellungen über die neue Autonomie und Verwaltung des Sachsenlandes in fünf großen Denkschriften zusammen, doch die Hoffnung auf die Geburt einer „Markgrafschaft Sachsen“ verringerte sich von Tag zu Tag. Einen solchen Plan einer sächsischen Kronprovinz verstand der Gouverneur Siebenbürgens als Spaltung des Einheitsstaates, und auch die Reichsregierung lehnte ihn ab.
526Nach der offenen Proklamation des Absolutismus im Dezember 1851 wurde Komes Franz Salmen, der Verteidiger der sächsischen Privilegien, aus seinem Amt entfernt, danach die Nationsuniversität um ihre Rechtshoheit gebracht, und im Herbst 1852 erließ der Kaiser die Verfügung, die sächsischen Organe durch staatliche Ämter zu ersetzen. Die alten Stühle wurden in Kreise und Unterkreise aufgegliederţ. Bistritz und Broos schloß man fremden Distrikten und das rumänische Fogarasch wiederum dem Hermannstädter Distrikt an. „Ohne vorhergegangenes Urteil hatte man uns totgeschlagen und sine cruce et luce zu Grabe getragen. Das war der Lohn für all das, was wir in den Jahren der Gefahr auf uns genommen und gelitten haben“* – so faßte Anfang 1853 Josef Bedeus in seinem Tagebuch die Gefühlswelt des sächsisch-bürgerlichen Beamten in Worte.
Zitiert von E. FRIEDENFELS, Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im 19. Jahrhundert. II, Wien 1877, 251.
„Und dennoch, wenn die Sachsen wegen des Zustroms fremder Beamter, der Aufhebung ihres republikanischen Gemeinde- und Zunftwesens und wegen des Konkordats unzufrieden sind“ – heißt es 1856 in einem vertraulichen Bericht –, „so ist das in ihren Augen das kleinere Übel der Vernichtung ihrer Nationalität gegenüber, die ganz sicher eintreten würde, wenn das Land aufhörte, eine österreichische Provinz zu sein.“* Somit hatte der Absolutismus also sein Ziel erreicht: Trotz Beseitigung der Autonomie hatte er sich die Treue der um die Zukunft ihrer Nation besorgten Sachsen erhalten.
I. MARTIUS, Großösterreich und die Siebenbürger Sachsen 1848–1859. München 1957. 71.

 

 

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