Die Zurückdrängung der nationalen Bestrebungen der Rumänen

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Die Zurückdrängung der nationalen Bestrebungen der Rumänen
Die führenden rumänischen Politiker in Siebenbürgen mochten Ende Sommer 1849 das Gefühl gehabt haben, die Zukunft ihrer Nation wäre nunmehr gesichert. Da sie sich selbst mit einigem Recht in das Lager der Retter des Reiches eingereiht hatten, erhofften sie nun als Belohnung für sich das Privileg, alle Rumänen der österreichischen Monarchie in einer autonomen Verwaltungseinheit organisatorisch zusammenzufassen, und betrachteten eine solche als historisch gerechtfertigte Voraussetzung für die Erfüllung ihrer nationalen Wünsche. Ein eigenes (orthodoxes) rumänischen Kirchenoberhaupt, ein nationales Führungsgremium, eine eigene politische Repräsentation in Wien, jährlich eine rumänische Nationalversammlung-all dies waren in ihren Augen die Garantien für ihre weitere nationale Entwicklung.
Die Lage der rumänischen Führer war keineswegs leicht. Die sächsische Presse beschuldigte und verdächtigte sie revolutionärer Absichten. Bei der Auflösung ihrer Volkssturmverbände Ende 1849 wurde der Präfekt Axente verhaftet; später versuchte man auch Avram Iancu, den „König der Berge“, in Gewahrsam zu nehmen. Selbst am Verhalten des stets treuen Bischofs Şaguna fand der Gouverneur etwas zu beanstanden. Nach der konservativ-pragmatischen Auffassung der Regierung besaßen die Rumänen „wegen ihres 527niedrigen politischen und geistigen Entwicklungsniveaus sowie der geringen Zahl ausgebildeter Führungskräfte noch nicht die Voraussetzungen für die eigene Regierungstätigkeit oder Verwaltung“.* Obwohl das neue System bereit war, fast jeden rumänischen Intellektuellen in seinen Dienst zu stellen, und die entstehende Gendarmerie die früheren Grenzoffiziere einstellte, soll die Anzahl der rumänischen Beamten in Siebenbürgen – laut Angaben von Bariţ – bis 1860 nicht einmal 200 erreicht haben.
Eine Äußerung Alexander Bachs, zitiert von K. HITCHINS, Studien zur modernen Geschichte Transsilvaniens. Klausenburg 1971, 18.
Anfänglich haben die von Bischof Şaguna angeführten rumänischen Politiker Wien tatsächlich mit ihren Gesuchen überschwemmt, ja mehr noch, ihre Unzufriedenheit auch auf kleineren Volksversammlungen zum Ausdruck gebracht und Petitionsbewegungen organisiert. Dieses maßvolle Aufbegehren der Rumänen reichte nicht aus, den Hof dahingehend zu bewegen, sich ernsthaft mit ihren Bittschriften zu beschäftigen. Selbst der legendäre Führer Iancu geriet 1850 in Konflikt mit der Wiener Polizeibehörde und wurde aus der Kaiserstadt ausgewiesen. Eine Zeitlang wurde auch die einzige rumänische Zeitung, die Gazeta de Transilvania von Bariţ, verboten.
Die starre Haltung Wiens bewog die rumänischen Führer, ihre Forderungen schrittweise zu mäßigen. Die politisch-nationalen Forderungen traten in den Hintergrund, und der Akzent lag nun auf den kulturell-kirchlichen Bestrebungen. 1853 erhob Papst Pius IX. das Blasendorfer griechisch-katholische Episkopat zum Erzbistum, das damit vom (ungarischen römisch-katholischen) Gran unabhängig geworden war. Dem neuen Erzbistum wurde das griechisch-katholische Bistum Großwardein sowie die neugegründeten Bistümer Lugosch und Neuschloß unterstellt, womit eine einheitliche autonome Nationalkirche der siebenbürgischen und ungarischen griechisch-katholischen Rumänen gegründet wurde. Gleichzeitig blieb die gleich starke orthodoxe rumänische Kirche auch weiterhin dem Karlowitzer (serbischen) Erzbischof unterstellt, ja Bach wollte sogar ihren der Dynastie treu ergebenen – später geadelten – Bischof Andrei Şaguna aus Siebenbürgen entfernen.
Der Besuch des Monarchen 1852 in Siebenbürgen endete gleichfalls mit einer Enttäuschung. Die Motzener rumänischen Bauern im Erzgebirge waren nach ihren Kämpfen von 1848/49 davon ausgegangen, daß ihr seit einem Jahrhundert andauernder Rechtsstreit mit der Finanzkammer zu ihren Gunsten entschieden werde und die für sie lebenswichtigen Kammerwälder in ihren Besitz übergingen, so wie der Monarch auch das Volk der zwei aufgelösten rumänischen Grenzregimenter (anders als die Szekler) als „Belohnung“ im Besitz seiner Wälder gelassen hatte. Franz Joseph besuchte und genoß zwar die malerische Motzener Landschaft, äußerte sich jedoch nicht zu den Forderungen der Bauern.
Die Rumänen waren von dem neuen System enttäuscht. Ganz gebrochen ertrugen ihre im Amt gebliebenen Repräsentanten „mit einer Art stoischer Gleichgültigkeit die Last des Absolutismus, in dem sie eine Abart der Rechtsgleichheit fanden, zumindest in negativer Form“.*
I. PUŞCARIU, Notiţe despre întîmplările contemporane (Notizen über zeitgenössische Ereignisse). Sibiu 1913, 45–46.

 

 

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