Der Entwurf der Donaukonföderation

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Der Entwurf der Donaukonföderation
Da von ungarischer Seite die Neigung zu einem Ausgleich mit Österreich ständig wuchs und die Emigration zudem einsehen mußte, daß die Großmächte auf Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichtes bestehen, erarbeiteten Klapka und Kossuth einen neuen Plan, der die Ausschaltung der nationalen Gegensätze und den erneuten Einsatz der Befreiungsbewegungen beabsichtigte und eine Vereinigung der südosteuropäischen Länder herbeiführen sollte. Der im Mai 1862 formulierte, doch seit langem heranreifende Entwurf einer Donaukonföderation umriß einen Staatenbund der „alten historischen Staaten” zwischen Karpaten und Donau, Schwarzem Meer und Adria für die Epoche, die nach einem siegreichen Befreiungskrieg anbrechen sollte. Die gemeinsamen Angelegenheiten der Mitgliedsstaaten – Außenpolitik, Verteidigungswesen, Zoll- und Handelsangelegenheiten – sollten durch eine Bundesbehörde erledigt werden, die ihrerseits wiederum von einem föderativen Bundesparlament kontrolliert wird. Die Bundesregierung sollte abwechselnd in Pest, Bukarest, Agram und Belgrad amtieren, wobei der Staatschef des jeweiligen Landes stets die Aufgaben des Präsidenten zu übernehmen hätte. Darüber hinaus blieben aber Parlament, Justiz und Verwaltung jedes Mitgliedsstaates völlig unabhängig; auch eine Autonomie Siebenbürgens wurde in Betracht gezogen.
Kossuths Entwurf versprach eine freie nationale Entwicklung und einen kollektiven Großmachtstatus („sie werden ein erstrangiger, reicher und machtvoller Staat mit 30 Millionen Einwohnern, der viel auf der Waage Europas wiegen wird”)* für diese zur Zeit der Nationalstaatsbildung ethnisch gesehen komplexe historische Region, die der nationalen Unabhängigkeit ganz entbehrte. Der Entwurf gelangte jedoch ohne entsprechende Vorbereitung an die Öffentlichkeit und löste bei den Nachbarvölkern kein bedeutendes Echo aus. Die Mehrheit der ungarischen Politiker lehnte ihn ab oder überging ihn – wie beispielsweise Ferenc Deák – mit Schweigen.
L. KOSSUTH, Irataim az emigrációból (Meine Schriften aus der Emigration). Hrsg. von I. HELFY, Bd. III (1859–1860). Budapest 1882, 734 ff. – Über das Zustandekommen des Entwurfs s. L. LUKÁCS, Magyar politikai emigráció 1849–1867 (Die ungarische politische Emigration 1849–1867). Budapest 1984, 202–223.
Die ungarische Grundbesitzerklasse wollte mit dem großnationalen Nationalbewußtsein einen selbständigen und konstitutionellen Staat schaffen, 543der in dieser Region die Führungsrolle spielen sollte und in dem die Magyaren unter Berufung auf Geschichte, Staatsgründungstradition und praktische Überlegungen eine führende politische Rolle beanspruchten. Dies schien ihr aber nur erreichbar, wenn das Land zugleich auch Teil einer noch größeren Macht war. Deshalb wurde die Frage nach der Stellung des mit Siebenbürgen wiedervereinten Ungarn innerhalb des Reiches zum zentralen Problem des politischen Lebens der kommenden Jahre.
Die Mehrheit der ungarischen Liberalen bestand auf der Union mit Siebenbürgen, war dabei aber durchaus zu Zugeständnissen bereit. Deák dachte daran, Siebenbürgen etwa so wie Kroatien zu behandeln, insofern es einen eigenen Provinziallandtag erhält, welcher dann Abgeordnete ins Pester Parlament schickt und die Rumänen zu ihrer Befriedigung als „vierte Nation” anerkennt. Die siebenbürgisch-ungarischen Liberalen wiederum befürchteten, daß damit Wien ein taktisches Zugeständnis gemacht würde, indem die Regierung die Sache der Union zum Gegenstand einer Dauerdebatte machen könnte und die nationalen Konflikte wieder aufleben würden.

 

 

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