Ausbau des Verkehrsnetzes

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564Ausbau des Verkehrsnetzes
Die Modernisierung des Straßennetzes in dem von Bergzügen umgebenen und von der Natur reichlich mit Geländehindernissen versehenen Siebenbürgen nahm in den 1850er Jahren ihren Anfang. Auf den für die militärischen und wirtschaftlichen Interessen des Reiches wichtigen Routen wurden die wichtigsten Straßen, die bisher nach Meinung der Zeitgenossen nicht einmal den Namen Weg verdienten, als sog. Reichsstraßen ausgebaut. 1860 führten bereits 230 Meilen tatsächlich funktionsfähiger Straßen durch Siebenbürgen. Der zweite große Modernisierungsabschnitt setzte 1890 ein. Ende des Jahrhunderts bestanden 753 km mit Steinfundament gebaute und 1250 km einfachere Staatsstraßen, wobei auch die Mehrheit der 4204 km Munizipalstraßen in einen annehmbaren Zustand gebracht wurden. Am langsamsten ging die auf lokale Ressourcen angewiesene Modernisierung der sog. Gemeindewege voran. Am Ende der Periode war nahezu die Hälfte der 7 126 km solcher Wege noch völlig unausgebaut …
1852 wurde der Telegraphenverkehr eröffnet. Innerhalb von einigen Jahren war das Telegraphennetz ausgebaut, dessen Nutzen später sowohl im Wirtschaftsleben als auch in der Privatsphäre spürbar wurde. 1914 arbeiteten in Siebenbürgen 558 Telegraphenstationen. (Um die Jahrhundertwende wurde mit der Einrichtung von Telephonverbindungen begonnen. Anfang der 90er Jahre bestand in mehreren Komitaten bereits ein auch für Privatzwecke nutzbares sog. Munizipal-Fernsprechnetz. Städtische Telephonzentralen arbeiteten in Kronstadt, Hermannstadt, Klausenburg und in Neumarkt, und 1910 begann man bereits wieder mit ihrem Umbau. 1914 wurden 6525 „Telefonstationen” genutzt, was sogar über dem Landesdurchschnitt lag.)
Der Eisenbahnbau begann jenseits des Königssteiges eigentlich mit dem Ausgleich. Wohl hatten bereits 1848 die Vermessungen auf dem Abschnitt Großwardein-Klausenburg begonnen, doch dann setzte ein jahrzehntelanger Kampf um die Entscheidung ein, ob zuerst die Strecke Arad-Karlsburg-Hermannstadt oder die Linie Großwardein-Klausenburg-Kronstadt gebaut und damit auf unabsehbare Zeit die Hauptverkehrsachse festgelegt werden sollte. Die Repräsentanten des ungarischen Grundbesitzes sowie des wirtschaftlich entwickeltesten Kronstadt stimmten für die Strecke Klausenburg-Kronstadt, während die ärmere, doch in der Politik für lange Zeit einflußreichere Bürgerschaft von Hermannstadt verständlicherweise für die aus Arad kommende Linie plädierte.
Schließlich begann die vom Haus Rothschild geförderte Gesellschaft, die Erste Siebenbürgische Eisenbahn, 1867 mit den tatsächlichen Arbeiten. Bis Weihnachten 1868 wurde die Strecke Arad-Karlsburg fertiggestellt.
Mit dem Bau der Klausenburger Linie begann 1868 die Ungarische Ost-Bahngesellschaft unter Mitwirkung des englischen Bauunternehmers Waring und der Englisch-Österreichischen Bank. 1870 wurde der Abschnitt Großwardein-Klausenburg seiner Bestimmung übergeben und dann an der Siebenbürgen durchschneidenden Strecke weitergebaut. 1871 erreichte sie Neumarkt, und Mitte 1873 traf schließlich auch der erste Zug in Kronstadt ein. Diese nach ihrem vollständigen Ausbau 633 km lange und durch mehr als 20 000 Arbeiter errichtete Eisenbahnlinie riß Siebenbürgen aus seiner großen Isolation, indem sie die wichtigsten Städte, das Getreide der Siebenbürgisehen 565Heide, das Salz von Thorenburg, Praid und Maroschujvar in den modernen Verkehr der Monarchie einbezog. Die Ost-Bahn verband man bei Dreikirchen mit der Ersten Siebenbürgischen Eisenbahn, die ab 1870 die Braunkohle des Schil-Tales und das Eisen von Eisenmarkt zu den Märkten des Landes transportierte.
Der Staat kaufte 1876 die Ost-Bahn und verstaatlichte 1884 auch die Erste Siebenbürgische Eisenbahn, womit das Haupteisenbahnnetz Siebenbürgens in den Besitz der MÁV (Ungarischen Staatsbahnen) überging. 1879 wurden zwei Verbindungen in Richtungen Rumänien gebaut, 1895 eine dritte.
Das Eisenbahnnetz gehörte zu den herausragenden Objekten des Modernisierungsprozesses in Siebenbürgen. Bei der Meisterung schwerer Geländeabschnitte, beim Bau von Brücken, Viadukten, Tunneln, im Kampf gegen ständige Erdrutsche und Erosionsschäden wurden beachtliche technische Ergebnisse erzielt. Es entstand ein Streckensystem, das die Zukunft der Wirtschaft des Landesteiles in vieler Hinsicht bestimmte. Beim Ausbruch des Weltkrieges bildeten die 2384 km Eisenbahnlinien Siebenbürgens 11 % der ungarischen Strecken. Auf 100 km2 entfielen 6,7 km, auf 1000 Einwohner 1,02 km Eisenbahnlinie, was unter dem Landesdurchschnitt lag, doch höher war als in den osteuropäischen Ländern.

 

 

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