Das Schicksal der Provinzbewohner nach der Räumung

Full text search

Das Schicksal der Provinzbewohner nach der Räumung
Über die Aufgabe und Räumung Daziens sind sich die Quellen einig. Eutropius (IX, 15) berichtet: Aurelian „[…] räumte, nachdem ganz Illyricum und Mösien vernichtet worden waren, die Provinz Dacia, die Trajan am jenseitigen Ufer der Donau gegründet hatte, und nahm Abstand davon, daß sie noch zu halten sei. (Darum) siedelte er die aus den Städten und Ländereien Daziens evakuierten Römer in der Mitte Mösiens an und bezeichnete dieses Gebiet als Dazien. Dadurch wurde Mösien zweigeteilt, und das, was vormals am linken Ufer war, ist jetzt am rechten“. Es stellt sich nun die Frage: Kann man trotzdem annehmen, daß auf dem Gebiet der einstigen Provinz eine so große Masse auf sich gestellter, vom Reich im Stich gelassener, lateinisch sprechender römischer Bürger verblieben ist, die die Zeit der Völkerwanderung Überstanden und zu Vorfahren eines neolateinischen Volkes werden konnten? Eutropius’ Mitteilungen kann man nur für den Fall bezweifeln, wenn einerseits die Bevölkerungsverhältnisse am Ende des 3. Jahrhunderts sowie die historischen Bedingungen eine Umsiedlung nicht ermöglicht hätten oder nicht bestätigten, oder wenn andererseits nach 271 auf dem Gebiet Daziens eine an Ort und Stelle verbliebene Bevölkerungsmasse nachzuweisen wäre, die lateinisch sprach, also die höchste Stufe der Romanisierung erreicht hatte. Die Betonung liegt hier auf der Masse: Die römische Zivilisation im mittleren Donauraum wurde 130 bis 150 Jahre später, nach dem Zusammenbruch der römischen Verwaltung und des militärischen Schutzes in den Provinzen, früher (Nordostpannonien) oder später (West- und Südpannonien, Rätien und einige Teile Noricums) von der Völkerwanderung hinweggefegt. Die wenigen, die verstreut in den Provinzen verblieben waren, da sie nicht wußten, wohin sie flüchten sollten, da die Wanderung nach Süden sinnlos geworden war, verschmolzen mit den wechselnden Besetzern oder wurden vernichtet. Ein neolateinisches Volk entwickelte sich nicht aus ihnen, obwohl die Bedingungen (eine im Laufe von 400 Jahren Romanisierung zustandegekommene einheitliche Bevölkerung) und geographische Lage weitaus günstiger waren als in dem von den Barbaren eingeschlossenen Siebenbürgen, wo nach dem frühen Rückzug die schweren Zeiten durch die Einfälle der Karpen, Goten, Sarmaten, Wandalen und Gepiden noch verlängert wurden.
Bei der Prüfung einer eventuellen dakischen Kontinuität sind auch die Bedingungen in Betracht zu ziehen, die in den westlicher liegenden Provinzen 57ein Weiterleben der Bevölkerung förderten und die Entwicklung neolateinischer Völker ermöglichten. Die Ethnogenese der neolateinischen Völker erfolgte im allgemeinen 130 bis 150 Jahre nach der Aufgabe Daziens, aber auf dem einstigen Gebiet des Reiches. Im Weiterbestehen der Romanität aber bestanden auch zwischen diesen Gebieten bedeutende Unterschiede. In den west- und südeuropäischen Reichsteilen ging nach dem Einzug und der Ansiedlung der neuen barbarischen Eroberer das Leben kontinuierlich weiter. Demgegenüber lösten sich die vorübergehend das Karpatenbecken besetzenden Völker periodisch ab (genau die gleichen, die später im Westen oder in Afrika Länder gründeten) und riefen damit einen sich ständig wiederholenden Zustand der Vernichtung und Zerstörung hervor. Dieser Prozeß hatte in Dazien bereits 130 bis 150 Jahre früher begonnen als in den anderen Donauprovinzen.
Bei der Untersuchung der Räumungsbedingungen ist wesentlich, daß es sich hierbei um eine organisierte Maßnahme handelte, die dann erfolgte, als Rom die jahrzehntelangen, den Nordbalkan tagtäglich verwüstenden Angriffe der Goten eine Zeitlang zum Stehen bringen konnte: Es gab also eine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Wenn auch für die Bewohner des Reiches die Verbesserung der Situation am Ende des 3. Jahrhunderts weniger spektakulär war, machte gerade das Ende der gotischen Angriffe auf Mösien die Veränderung spürbar und die Verteidigung des Reiches möglich. Die Kämpfe südlich der Donau hatten die Bevölkerung so verringert, daß einer großangelegten Umsiedlung nichts im Wege stand. Und tatsächlich, Eutropius begründet die Räumung Daziens nicht nur mit der Unmöglichkeit, die Provinz zu schützen, sondern auch mit der weitgehenden Zerstörung Illyricums und Mösiens. Und nicht nur die Kriege dezimierten die Bevölkerung, sondern auch die seit den 50er Jahren in Illyricum ausgebrochenen Epidemien: „… eine so große Pest ist in den Städten ausgebrochen, wie sie es vorher noch nie gegeben hat; sie ließ die Vernichtungen durch die Barbaren kleiner erscheinen und hatte zum Ergebnis, daß sich die besetzten, ebenfalls zerstörten Städte glücklicher schätzen konnten als die von der Seuche befallenen“, schreibt Zosimus (I, 37). Der Mangel an Menschen war so groß, daß in dem Mösien benachbarten Thrakien noch im 4. Jahrhundert Ansiedlungen vorgenommen werden mußten. Der Umsiedlung der Provinzialen stand nicht nur nichts im Wege, sondern sie war durch die Entvölkerung des Balkans geradezu erstrebenswert. Die römische Staatsführung wiederum war froh, diesmal nicht Barbaren, sondern den eigenen Bürgern einen neuen Wohnsitz vermitteln zu können.
Die Räumung Daziens bedeutete keine Zwangsumsiedlung. Was für Interesse konnte wohl die Bevölkerung, hauptsächlich die lateinisch sprechenden römischen Bürger, daran gehabt haben, nach der Räumung in dem der Plünderung und Besetzung preisgegebenen und in ihren Augen in den Zustand der Barbarei zurückversetzten, ungeschützten Gebiet zu verbleiben? In den anderen Provinzen begann die Flucht nach Süden zur Zeit des Verfalls des Reiches am Beginn des 5. Jahrhunderts von selbst, obwohl die Flüchtenden mit Schutz und Ansiedlung damals gar nicht oder kaum noch rechnen konnten. Für die lateinisch und griechisch, eventuell syrisch sprechenden römischen Bürger bot das Verbleiben nördlich der Donau kaum noch eine Perspektive, wenn sie gleichwohl, nicht weit von ihrem früheren Wohnsitz, unter den sicheren und kultivierten Bedingungen des Reiches ihre 58gewohnte Lebensweise fortsetzen konnten. Es ist nicht einmal wahrscheinlich, daß die eventuell geringfügig romanisierte, also nicht lateinisch sprechende Restbevölkerung dakischen Charakters darauf bestand, in der einstigen Provinz zu verbleiben. Die aus den schriftlichen Quellen bestätigte Praxis beweist das Gegenteil. Ende des 2. Jahrhunderts ersuchten die freien Daker zweimal um Ansiedlung im Reich: Am Ende der Markomannenkriege erhielt ein Kontingent unbekannter Größe und eine Gruppe von 12 000 Personen dafür auch die Erlaubnis. Der gotischen Gefahr ausgesetzt, sind sie wohl kaum in der Provinz verblieben, auch wenn sie sich im Verlauf von 50–60 Jahren noch nicht romanisiert hatten. Seit dem 2. Jahrhundert war in den Augen der an den Grenzen des Reiches lebenden Völker das Kaiserreich der Wohlstand und das Gebiet der mit „Mauern“ umgebenen Sicherheit, vom Militär bewacht, wohin sie nach und nach Einlaß begehrten. Diese Anziehungskraft des Reiches dauerte auch trotz der Kämpfe in der Mitte des 3. Jahrhunderts und der Anarchie an: Die Markomannen wurden ebenso unter Gallienus ins Reich umgesiedelt wie im Jahre 295 gerade die früher Dazien zerstörenden Karpen dakischer Kultur (Aurelius Victor, Epitomae de Caes. 39, 43).
Ab Mitte des 3. Jahrhunderts wurden überall im Reich auf längere Zeit von der Zivilbevölkerung Inschriften in geringerer Zahl aufgestellt. Eine Tatsache aber weist doch darauf hin, daß die Umsiedlung mit Hilfe der epigraphischen Funde verfolgt werden kann. Vor der Umsiedlung ist in der neuen dazischen Hauptstadt Serdica, die in einer als griechisches Sprachgebiet geltenden Gegend liegt, unter den Inschriften des 4. Jahrhunderts die Zahl der lateinischen groß, was wahrscheinlich auf die aus dem ursprünglichen Dazien umgesiedelte, lateinisch sprechende Bevölkerung zurückgeführt werden kann.
Die schriftlichen Quellen berichten einstimmig über die Aufgabe Daziens und bestätigen die Aussiedlung. Der gut organisierten Verwaltung des römischen Staates kann die Räumung und Umsiedlung in ein nahegelegenes Gebiet keine Schwierigkeiten bereitet haben. Natürlich erfolgte diese nicht von einem auf den anderen Tag, obwohl die Zivilbevölkerung zum großen Teil bereits früher die Provinz verlassen hatte. Möglicherweise war nicht die gesamte Bevölkerung ausgewandert, obwohl das durch nichts bewiesen wird. Aufgrund der Quellen aber kann man sagen, daß die Zahl der eventuell Zurückgebliebenen unbedeutend war.
Das Schicksal der Bevölkerung eines Gebietes, das kontinuierliche oder unterbrochene Bestehen ihrer Siedlungen, kann man nach der Freilegung ihrer Gräberfelder eindeutig feststellen. Wenn das Leben in der Siedlung unterbrochen wird (die Bevölkerung vernichtet wird, abwandert oder flüchtet), werden auch keine Bestattungen mehr vorgenommen. Aber gerade durch die in die Gräber gelangten Trachten- und Gebrauchsgegenstände sowie mit Hilfe der Grabbeigaben und Münzen ist die Einstellung der Bestattungen und damit der Zeitpunkt der Aufgabe der Siedlung gerade zur Römerzeit gut feststellbar. Wenn man nun trotz der Aussagen der schriftlichen Quellen doch annehmen will, daß in Dazien auch nach Aufgabe der Provinz ein bedeutender Teil der Bewohner an Ort und Stelle verblieben ist, so kann man dies nur anhand der freigelegten Gräberfelder der römischen Städte, Provinzsiedlungen und Militärlager untersuchen, wenn nämlich die Bestattungen auch nach den 70er Jahren nicht unterbrochen wurden. Aus 59Dazien aber ist außer kleinen und für eine derartige Untersuchung ungeeigneten Gräberfeldteilen beinahe nur ein einziges vollkommen freigelegtes Gräberfeld einer Stadt bekannt, nämlich das von Romula. Dort wurden die Bestattungen im zweiten Drittel des 3. Jahrhunderts eingestellt. Die Gräberfelder von Napoca, Apulum oder Potaissa bzw. neben deren Militärlagern wurden nicht freigelegt.
Oft wird versucht, den Verbleib der Provinzbevölkerung an ihrem Ort durch das Vorkommen von Münzen, die nach 271 geprägt wurden, und durch christliche oder dafür gehaltene Funde in Dazien zu bestätigen. Seit Mitte des 2. Jahrhunderts bis etwa zum Beginn des 4. Jahrhunderts kommen auf dazischem Gebiet römische Münzen nur in unbedeutender Zahl zum Vorschein, erst bei Münzen aus dem 4. Jahrhundert steigt ihre Zahl wieder an. Das Geld aber ist ein Zahlungsmittel, außerhalb der Grenzen des Römischen Reiches, im Barbaricum können die Münzen abhängig von den historischen Ereignissen in größerer oder kleinerer Zahl zum Vorschein kommen. Der Umlauf römischer Münzen auf nie erobertem sarmatischem Siedlungsgebiet in der Großen Ungarischen Tiefebene und im Banat bestätigt, daß man diese Fundgruppe nicht als Beweis für die Existenz von Nachfahren der an Ort und Stelle verbliebenen Provinzbewohner oder eben für die Zugehörigkeit des Banats (als einstigen Teils Daziens) zum Reich heranziehen kann.
Nach dem Zerfall der römischen Staatsorganisation bedeutete das Christentum die einzige Kraft für den Zusammenhalt der Provinzbevölkerung. Ab Mitte des 5. Jahrhunderts verhalf die Kirche in nicht geringem Maß mit der Verkündung der Glückseligkeit im Jenseits dem Volk, die Krisen des 5. bis 7. Jahrhunderts zu überstehen. Dabei kam insbesondere der Kirchenorganisation eine bedeutende Rolle zu, die schon im 4. Jahrhundert bestand und begann, sich in die Staatsverwaltung zu integrieren. Zu diesem Zeitpunkt, als die staatlichen Ämter nicht mehr in der Lage waren, ihre Aufgaben zu versehen, und die Zentren der römischen Zivilisation, die Städte, keinen Schutz mehr bieten konnten, schoben sich die kirchlichen Gemeinden immer mehr in den Vordergrund. Hauptsächlich die parallel zu den Territorialorganisationen der Städte gegründeten Bistümer waren es, die die Idee der Universalität der christlichen Kirche zusammenhielt. Diese bischöfliche Diözesenorganisation übernahm die Führung, versuchte die Verteidigung zu organisieren und verhandelte mit den Besetzern.
Da die Bistümer erst im Verlauf des 4. Jahrhunderts überall im Reich entstanden, konnte dieser die Romanisierung fördernde Faktor in Dazien, das 271 aufgegeben worden war, noch nicht existiert haben, und es gibt auch keine Spuren davon. Die großenteils von unsicheren Fundorten stammenden, unter unsicheren Fundbedingungen zum Vorschein gekommenen oder irrtümlich bestimmten Gegenstände von christlichem Charakter (insgesamt 15 Stück) sind zum Beweis der Existenz christlicher Kirchengemeiden oder gar Bistümer ungeeignet. Die Funde können höchstens die Existenz einzelner Christen bestätigen. Diese Gegenstände können ebensogut durch den Handel oder durch Plünderungen der im 4. Jahrhundert in Siebenbürgen lebenden (christlichen) Goten dorthin gelangt sein. Mit Ausnahme des Fundensembles von Birthälm – das wiederum zutreffend als gotische Hinterlassenschaft ausgelegt werden kann – sind diese Gegenstände keine liturgischen Geräte. Im Endergebnis beweisen sie ebensowenig die Zugehörigkeit ihrer Besitzer zum Christentum wie die in Tápiógyörgy (Komitat Pest in Ungarn), in Luciu 60(Ialomiţa-Bezirk in der Walachei) oder im Barbaricum gefundenen frühbyzantinischen Öllampen aus Bronze das Christentum ihrer Besitzer oder die in der Ukraine gefundene aus Dazien geraubte Bronzehand des Iuppiter Dolichenus in diesen Kult eingeweihte römische Bürger, eventuell die Victoria-Bronzestatue aus dem Dorf Akasztó (Komitat Bács-Kiskun in Ungarn) den Götterglauben ihres barbarischen Besitzers.
Außer schriftlichen Quellen und archäologischen Funden helfen auch die geographischen Namen bei der Untersuchung der ethnischen Veränderungen. Die Siedlungs-, Berg- und Gewässernamen ermöglichen die Orientierung der in einer gegebenen Region lebenden Menschen. Die Namen sind Teil der Zivilisation der Bevölkerung, ihre nach festen Gesetzmäßigkeiten erfolgende Veränderung oder Umbildung kennzeichnet eine Veränderung, Umgestaltung oder das Verschwinden der Bevölkerung. Die Veränderung der geographischen Namen und der Wechsel der Bevölkerung ist im allgemeinen kein gleichzeitiger Prozeß, weil die Bevölkerung eines Gebietes selten vollkommen verschwindet. Das Zusammenleben eines autochthonen und eines neu hinzugekommenen Volkes aber ist mit einer teilweisen Übernahme der geographischen Namen verbunden. Darum sind die Namen auch dann noch zu verfolgen, wenn die namengebende Bevölkerung bereits verschwunden ist oder sich assimiliert hat. Dieser Prozeß ist nicht umkehrbar: Wenn die Bevölkerung eines Gebietes am Ort verbleibt, verschwinden die geographischen Namen auch dann nicht ganz, wenn sich ein anderes Volk in diesem Gebiet ansiedelt. Eine Veränderung der geographischen Namen also kann die Ankunft und Niederlassung neuer Bewohner anzeigen. Ihre Erhaltung wird durch die Art der Veränderung einer ethnischen Gruppe, die abweichenden Kulturen der Völker und deren gesellschaftliche Organisationen beeinflußt. Zu einem vollkommenen Wechsel der geographischen Namen in einem größeren Gebiet kann es kaum kommen. Die einzelnen Uferabschnitte großer Flüsse waren immer bewohnt, und die Gewässernamen haben sich selbst über Jahrtausende vererbt, wie im Falle von Elbe, Rhein bzw. Donau, Theiß und Mieresch.
Die Untersuchung der geographischen Namen ist nach dem Zerfall des Römischen Reiches besonders wichtig. Mit ihrer Hilfe läßt sich das Schicksal der Provinzbevölkerung auch in einer Periode verfolgen, aus der andere Quellen nicht zur Verfügung stehen. In den Gegenden des Reiches, wo die römische Bevölkerung in großer Zahl weiterlebte – also in den späteren neolateinischen Ländern –, findet man auch heute noch eine beträchtliche Anzahl römischer Orts- und Gewässernamen, die der regelmäßigen Sprachumgestaltung unterlagen. Anderswo konnte die Provinzbevölkerung nur zum Teil ihren einstigen Wohnsitz behalten, ein neues Volk wurde in ihrer Heimat angesiedelt, was zu einem teilweisen Wechsel der geographischen Namen führte. Dort, wo der Völkerwechsel mit Unterbrechung erfolgte – die ursprünglichen Bewohner verschwanden vollkommen oder ihre Anzahl war unbedeutend –, veränderte sich auch ein entspechend höherer Anteil der Ortsnamen. Mehrmaliger Sprachwechsel war mit rascheren Veränderungen und dem Verschwinden der geographischen Namen verbunden. In Rätien, Noricum und Pannonien lebte die römische Bevölkerung nach dem Zerfall des Reiches im 5. Jahrhundert nur noch eine Zeitlang weiter und verschwand dann, darum sind ihre geographischen Namen nur in geringer Zahl erhalten geblieben. Die in römischer Zeit gebräuchlichen Namen aber sind auch in 61Gegenden erhalten geblieben, wo schon seit langen Zeiten keine Nachkommen der einstigen Provinzbevölkerung lebten. Im nordöstlichen Teil Pannoniens existieren keine antiken geographischen Namen, weil die Bevölkerung dort einem schnellen und vollkommenen Wechsel unterlag. Im Gebiet zwischen Drau und Save sowie in Westpannonien aber sind außer den Gewässernamen (Raab-Arrabo, Marcal-Mursella, Zala-Salla, Zöbernbach-Sevira-Savaria, Mur-Muria) auch Städtenamen erhalten geblieben: Wien-Vindobona, Ptuj-Pettau-Poetovio, Sišak (Sziszek)-Siscia. Das Gebiet Syrmien (Srem) bewahrte den Namen Sirmium. Scarbantia (Sopron) ist bis zum Ende des 6. Jahrhunderts belegt. Der Name Savaria hat sich nicht verändert: Er war noch im 9. Jahrhundert bekannt und wurde neben dem Namen Szombathely noch bis zum 19. Jahrhundert offiziell benutzt, obwohl in diesem Teil Pannoniens bereits im 9. Jahrhundert keine neolateinische Bevölkerung mehr lebte. Das anfängliche Zusammenleben und die Assimilation machte es den neuen Bewohnern dennoch möglich, die alten geographischen Namen zu übernehmen. Die Wahrung einzelner geographischer Namen Pannoniens bestätigt, daß diese selbst von den landnehmenden Ungarn übernommen worden waren. Wenn sich das Neulateinisch sprechende rumänische Volk teilweise oder in seiner Gänze im Dazien Trajans bzw. im Gebiet Siebenbürgens entwickelt hätte, müßten dort – ähnlich anderen neolateinischen Ländern – die römischen Ortsnamen überwiegend bewahrt worden sein.
Im Gegensatz dazu aber sind nur die Namen einiger großer Flüsse erhalten geblieben: die Namen von Samosch (aus römischer Zeit ist nur die Ortsnamenform bekant: Samum) und Marosch/Mieresch (Marissus, Marisia); diese aber fließen nur eine Strecke durch die Provinz, so daß die Wahrung ihrer Namen nicht ausschließlich von den Bewohnern Daziens abhing. Die Bewahrung der Flußnamen Alt (Alutus) und Cserna, die unsicheren Ursprungs sind (den slawischen Namen führt man auch auf Dierna zurück) wurde nach der Aufgabe Daziens durch die noch jahrhundertelang das nördliche Donauufer und das schmale Ufergebiet überwachenden Römer und Byzantiner gefördert. Außer einigen umstrittenen Gewässernamen im Inneren Daziens ist kein einziger Siedlungsname erhalten geblieben. Das Verschwinden römischer Namen in weitaus größerem Maße als in den europäischen Provinzen steht mit der Geschichte dieses Gebietes im Einklang, entspricht der Räumung der Provinz durch die Römer und bestätigt einen grundlegenden Bevölkerungswechsel. (Die heute auf dem einstigen Gebiet Daziens vorzufindenden, antik klingenden Ortsnamen sind auf administrativem Wege geschaffene künstliche Namengebungen aus unseren Tagen.)
Die historischen Aufzeichnungen, die archäologischen Funde und die geographischen Namen bestätigen für sich und auch insgesamt, daß das nach 270 für das Römische Reich nicht mehr haltbare Dazien auch für die römische Zivilisation endgültig verlorengegangen war.

 

 

Noviny Arcanum
Noviny Arcanum

Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť

Arcanum logo

Arcanum Adatbázis Kiadó, popredný poskytovateľ obsahu v Maďarsku, začal svoju činnosť 1. januára 1989. Spoločnosť sa zaoberá hromadnou digitalizáciou kultúrneho obsahu, jeho triedením do databáz a publikovaním.

O nás Kontakt Tlačové správy

Languages







Noviny Arcanum

Noviny Arcanum
Zaujíma Vás, čo o tejto téme písali noviny za posledných 250 rokov?

Zobraziť