Wirtschaftliche Verhältnisse

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Wirtschaftliche Verhältnisse
Die infolge des Friedens von Trianon an Rumänien angeschlossenen westlichen Gebiete machten 34,8 % (102 200 km2) des gesamten Territoriums des neuen Staates aus und umfaßten 30,7 %, seiner Gesamtbevölkerung (1930: 6635 548 000). 1930 arbeiteten von der erwerbstätigen Bevölkerung dieses Gebietes 76,6 % in der Landwirtschaft, 9,6 % in der Industrie, 4,7 % im Handel und 9,1 % in sonstigen Berufen. Ein Drittel dieses Gebietes bestand aus Wäldern. Die Nutzung des Ackerbodens sah folgendermaßen aus: 76 % – Getreide; 9 % – Futterpflanzen: 4,5 % – Hackfrüchte; mehr als 2 % – Industriepflanzen. In den 30er Jahren wurden durchschnittlich 9 dt Weizen und 11 dt Mais pro Hektar erzeugt. Der Viehbestand in diesem Gebiet betrug 1935 35 % der Rinder, 44 % der Schweine und 24 der Schafe des Gesamtstaates. Die landwirtschaftliche Produktion stand infolge der besseren technischen Voraussetzungen und der sorgfältigeren Bebauung in Siebenbürgen auf einem etwas höheren Niveau als in anderen Gebieten Rumäniens (1935 waren 44,8 % der Traktoren und 42,6 % der Dreschmaschinen in Siebenbürgen in Betrieb – auf 24,5 % der gesamten Ackerfläche des Landes).
Tabelle 8. Verteilung der erwerbstätigen Bevölkerung Rumäniens nach Berufen aufgrund der Volkszählung von 1930
 
Berufliche Hauptgruppen
Siebenbürgen
Gebiete jenseits der Karpaten
Rumänien insgesamt
in 1000
%
in 1000
%
in 1000
%
Urproduktion
2501
76,6
5730
79,7
8 231
78,7
Bergbau, Industrie
314
9,6
441
6,2
755
7,2
Handel, Kreditwesen, Verkehr
153
4,7
378
5,2
531
5,1
Verwaltung
40
1,2
90
1,2
130
1,2
Im Dienste der Kirchen
15
0,5
29
0,4
44
0,4
Unterricht
27
0,8
61
0,8
88
0,8
Militär, Polizei
60
1,8
165
2,3
225
2,2
Gesundheitswesen
24
0,7
41
0,6
65
0,6
Gelegentlich Arbeitende
45
1,4
93
1,3
138
1,3
Sonstige, Unbekannte
86
2,7
164
2,3
250
2,5
Insgesamt
3265
100,0
7192
100,0
10 457
100,0
Quelle: Recensământul general al populaţiei din 29 Decembrie 1930 (Allgemeine Volkszählung vom 29. Dezember 1930). VII. Bucureşti o. J.
Im Bergbau wurde die Förderung von Salz, Kohle und Buntmetallen fortgesetzt, die Eisenerzförderung und vor allem die Erschließung der siebenbürgischen Erdgasfelder nahm einen neuen Aufschwung. In der Nähe der Kohlen- und Erzbergwerke war die Entwicklung der Eisen- und Stahlproduktion, in der Umgebung der Salz-und Erdgasgewinnung die der 664chemischen Industrie zu beobachten. Baumaterialienindustrie und die Papiererzeugung intensivierten sich an vielen Orten, und es entwickelten sich auch herkömmliche Industriezweige weiter fort wie die Lebensmittel-, Leder-, Textil-, Glas-, Holz- und keramische Industrie. Die Fabrikindustrie war auf die traditionellen Industriegebiete konzentriert: auf die Betriebe von Reschitza, Arad, Temeschwar, Kronstadt, Klausenburg und Großwardein und auf die Eisenwerke im Gebiet Hunyad. 1937 wurden 38,6 % der Gesamtproduktion Rumäniens in den Fabriken Siebenbürgens hergestellt. Nach einer ausgeprägt kritischen Periode erhöhte sich die Industrieproduktion des Landes ab Mitte der 20er Jahre binnen 15 Jahren ungefähr auf das Doppelte. In Siebenbürgen war der Zuwachs mit 60 % um einiges geringer, was sich hauptsächlich mit Kapitalmangel und dem Ausbleiben staatlicher Subventionen, zum Teil auch mit dem höheren Ausgangsniveau erklären läßt.
Zwischen 1921 und 1938 erhöhte sich das Kapital der Unternehmen im Gesamtstaat von 16 Milliarden auf 61 Milliarden Lei, wobei die Beteiligung des ausländischen Kapitals von 10,8 Milliarden auf 38,9 Milliarden Lei anstieg. Die Industrie Rumäniens – und damit auch die Siebenbürgens – hing in hohem Maße vom französischen, englischen, belgischen und deutschen Kapital ab, dessen Anteil 1921 67,5 % und selbst 1938 trotz des Wachstums der heimischen Investitionen noch immer 63,8 % betrug.
Eine Untersuchung der großen Produktionszweige aus der Sicht der Besitzverhältnisse ergibt auch in Siebenbürgen eine Dominanz des kleinen Privatbesitzes. Die Ackerfläche von 3,5 Millionen Hektar war auf 1 164 000 Besitzer verteilt: 1 007 000 unter 5 ha; 105 000 5–10 ha; 53 000 über 10 ha. 1930 gab es 96 611 Industrie- und Handelsunternehmen mit 362 125 Beschäftigten. 1937 beschäftigten 1691 größere Industriebetriebe 130 000 Arbeitnehmer, fast doppelt so viel als 1919.
Dem wirtschaftlichen Entwicklungsniveau und der Berufsverteilung entsprechend weisen auch die Siedlungsverhältnisse auf den Agrarcharakter des Gebietes hin. 1930 wohnten 82,7 % der Bevölkerung Siebenbürgens in Dörfern und nur 17,3 %, (958 998 Personen) in Städten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wohnte in Kleingemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern. Offiziell gab es 49 Städte, von denen aber nur 6 über 50 000 Einwohner hatten. Der Zuwachs der städtischen Bevölkerung hielt mit der Industrialisierung, der Bürokratie und der Entwicklung der Dienstleistungen Schritt: seit 1910 erhöhte sich die städtische Bevölkerung um 285 000, während die der Dörfer in Verlauf dieser 20 Jahre stagnierte.
Die Dörfer waren noch immer überwiegend auf Selbstversorgung eingerichtet, nur die allerwichtigsten Industrieartikel besorgte man sich im Handel. Die Einwohner waren – den Pfarrer, Lehrer, Krämer und vielleicht 1–2 Handwerker nicht mitgerechnet – überwiegend Bauern, von denen nur sehr wenige wohlhabend und die übrigen Klein- oder Zwergbauern oder Gesinde waren. Die Mehrheit der städtischen Bevölkerung bestand aus Handwerkern, Einzelhändlern, Angestellten und einer kleinen Schicht von Intellektuellen, aber viele Städte hatten auch eine erhebliche Zahl von Bauern, die Gemüse, Obst und Kleinvieh für den Markt lieferten. Die Arbeiter konzentrierten sich in einigen großen Industriezentren und Städten. Es handelte sich also um eine stark gegliederte dörfliche und kleinstädtische Gesellschaft, welche die für das 19. Jahrhundert gemeinschaftstypischen Verhaltensformen und Lebensweisen konservierte.

 

 

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