Wieder ein Teil Rumäniens

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Wieder ein Teil Rumäniens
Das Waffenstillstandsabkommen Rumäniens mit der Sowjetunion vom 12. September 1944 besagte: „Die alliierten Regierungen betrachten die Bestimmung des Wiener Schiedsspruchs in bezug auf Siebenbürgen als nichtig und stimmen darin überein, daß Siebenbürgen (als Ganzes oder dessen größter Teil) unter der Voraussetzung einer Bestätigung durch den Friedensvertrag Rumänien zurückgegeben werden soll, und die sowjetische Regierung gibt ihre Zustimmung dazu, daß die sowjetischen Truppen zu diesem Zweck an gemeinsamen Kriegsoperationen mit Rumänien gegen Deutschland und Ungarn teilnehmen.“* Im Oktober 1944, nach der erfolgreichen Abwehr eines sinnlosen deutsch-ungarischen Angriffes auf Südsiebenbürgen, marschierten die rumänischen Truppen an der Seite der sowjetischen Armee in Nordsiebenbürgen ein. Der Austrittsversuch der ungarischen Regierung am 15. Oktober 1944 mißlang, und infolgedessen ging auch die Möglichkeit verloren, daß bedeutende ungarische Kräfte gegen das Deutsche Reich zum Einsatz gekommen wären und man damit die internationalen Entscheidungen hätte beeinflussen können.
23. August 1944. Documente. II. Hrsg. von I. ARDELEANU, V. ARIMIA, M. MUŞAT. Bucureşti 1984, 699–703.
Nach dem 23. August 1944 wurde in Bukarest eine Koalitionsregierung unter der Leitung von General C. Sănătescu gebildet. In ihr spielten die sog. „historischen“ Parteien, Brătianus Nationalliberale Partei und Manius Nationale Bauernpartei, eine bedeutende Rolle, aber auch die Kommunistische und die Sozialdemokratische Partei waren in ihr vertreten. Vor allem die Nationale Bauernpartei vertrat jene Mentalität, die für die Verletzung des rumänischen Nationalgefühls durch den Wiener Schiedsspruch Vergeltung üben wollte. Für die neuen Machtverhältnisse war es kennzeichnend, daß die sog. Maniu-Gardisten in dem aufgrund des Waffenstillstandsabkommens zurückeroberten und wieder unter rumänische Verwaltung gestellten Nordsiebenbürger schwere Verbrechen in einigen Dörfern des Szeklerlandes verübten, hauptsächlich in Szárazajta und Szentdomokos, aber auch anderswo, so in Egeres in der Umgebung von Klausenburg oder in Bihar. Die rumänische Polizei und Gendarmerie verhaftete und internierte Zehntausende von Ungarn, vor allem Flüchtlinge, aber auch viele politisch links Gesinnte. Das hatte zur Folge, daß die Alliierte Kontrollkommission – faktisch die sowjetische Militärführung – Anfang November 1944 die rumänische Verwaltung aus Nordsiebenbürger auswies und diese erst im März 1945 zurückkehren konnte. Diese viermonatige Übergangsperiode stellte einen ganz besonderen historischen Moment dar: die Organisation und Lenkung des öffentlichen Lebens, der politischen Bewegungen und des Wiederaufbaus Nordsiebenbürgers lag zumeist in den Händen rumänischer und ungarischer Kommunisten – die Massenbasis der letzteren waren die lokalen und 687Komitatsorganisationen des Magyar Népi Szövetség (Ungarischen Volksverbandes) –, als in Rumänien wie auch in Ungarn der Kampf um die Stärkung ihrer Positionen gerade erst begonnen hatte.
Die rumänische Verwaltung kehrte nach Siebenbürgen zurück, als die Regierung von Petru Groza, dem Gründer der Landarbeiterpartei (Frontul Plugarilor), den inneren Frieden und die Nationalitätenrechte zusicherte. Die für den 13. März 1945 nach Klausenburg einberufene Versammlung, an der die Alliierte Kontrollkommission durch A. J. Wyschinskij, den Vizevolkskommissar für auswärtige Angelegenheiten der Sowjetunion, vertreten wurde, sandte ein Telegramm an J. W. Stalin, in dem sie ihm „ihren tiefempfundenen Dank für die Unterstellung Nordsiebenbürgens unter die rumänische Verwaltung ausdrückt“ und ihm versichert, daß die rumänischen Behörden alles tun werden, um die Ruhe und Ordnung hinter der Front aufrechtzuerhalten und die Rechte und Pflichten der zusammenlebenden Völker zur Geltung kommen zu lassen.*
D. CSATÁRI, Dans la tourmente. Les relations hungaro-roumaines de 1940 ŕ 1945. Budapest 1974, 390–391 und Scânteia, 14., 15. März 1945.
Am 10. Februar 1947 wurde in Paris der Friedensvertrag unterzeichnet, der die neuen Grenzen Rumäniens festlegte. Ohne Berücksichtigung der Alternativmöglichkeit des Waffenstillstandsabkommens – und angesichts der Kriegsopfer Rumäniens im Kampf gegen die faschistischen Mächte – wurde ganz Nordsiebenbürgen auch de jure Rumänien zurückgegeben, d. h. die 1920 gezogene rumänisch-ungarische Grenze wiederhergestellt. (Im Sinne des Vertrages behielt die Sowjetunion Bessarabien und die Nordbukowina, Bulgarien den südlichen Teil der Dobrudscha.)
*
Nach 1945 kam es in Rumänien und den es umgebenden Ländern zu einem grundsätzlichen Wandel, der die Hoffnung erweckte, nach so vielen Zwistigkeiten werde das Zusammenleben der siebenbürgischen Völker von Gleichberechtigung, gemeinsamen Interessen und der Achtung der individuellen wie kollektiven Rechte geprägt werden. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt; die Gründe dafür muß eine Untersuchung der rumänischen und internationalen Entwicklung ergeben, die hier – wie im Vorwort des Bandes erläutert wurde – nicht durchgeführt werden konnte.
Siebenbürgen hat auch nach 1918 große Prüfungen erleben müssen, vielleicht größere als je im Laufe seiner Geschichte. Kriege, Machtwechsel, wirtschaftlich-gesellschaftliche Umgestaltungen und politische Erschütterungen beeinflußten das Leben seiner Völker. Wir sind überzeugt, daß Siebenbürgen als besondere ethnische und kulturelle Einheit auch heute eine hervorgehobene, beispielhafte Rolle nicht nur bei der Gestaltung der Beziehungen zwischen Rumänien und Ungarn, sondern auch bei der Entwicklung der Region Ostmitteleuropa spielen kann, wenn den tatsächlichen Interessen der hier lebenden Völker, der Demokratie und den international anerkannten Normen der Menschen- und Gemeinschaftsrechte Geltung verschafft wird.

 

 

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