Von den Anfängen bis zum Ende der Steinzeit

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Von den Anfängen bis zum Ende der Steinzeit
Die an Entwicklungen reiche Urgeschichte des von Bergen umgebenen Siebenbürgischen Hochlandes kann man nicht von der Geschichte der umliegenden Gebiete trennen. Das Tal des Samosch, des Alt und des Mieresch waren der gewohnte Weg der Händler und der Völker, die neue Siedlungsgebiete suchten. Um die Mineralschätze dieses Gebietes auszubeuten, scheuten die Menschen auch die Berge nicht, manchmal jedoch wurden selbst unbedeutende Gebirge zu dauerhaften Grenzen. Der geographischen Gliederung und der häufigen Einwanderungen wegen ist kaum eine Periode zu nennen, in der man von einer kulturellen und ethnischen Einheit ausgehen kann.
Mit der Ansiedlung von Menschengruppen in diesem Gebiet ist schon im Altpaläolithikum zu rechnen, erste sichere Anzeichen menschlichen Lebens in Siebenbürgen stammen aus dem mittleren Paläolithikum. Zu Beginn der Nacheiszeit siedelten paläanthrope (frühmenschliche) Gruppen in den Höhlen des mittleren Mieresch-Gebietes. Ein Teil dieser Fundorte weist Verbindungen zu den früher oder zur gleichen Zeit auf der westlichen Hälfte der Balkanhalbinsel bestehenden Höhlensiedlungen auf. Ihre Geräte sind ausschließlich aus Quarzit gefertigt. Die Menschen dieser als Charentien bezeichneten Kultur jagten auf dem Gebiet Ungarns noch junge Höhlenbären, wenig später bereits aber im Gebiet Hatzeg (Wallenthal) bevorzugt das Wildpferd. Die Charentien-Kultur war außer im Gebiet Hatzeg im gesamten Gebiet der Südkarpaten verbreitet, so auch in Peştera, am Törzburger Paß und in Baia de Fier an der Südseite des Gebirges.
Am Ende des mittleren Paläolithikums erschienen in Siebenbürgen Gruppen, die zweiseitig bearbeitete, auf der ganzen Oberfläche behauene Werkzeuge herstellten. Diese werden weitläufig mit dem Szeleta-Kreis in Verbindung gebracht. Mit der früheren lokalen Kultur können sie keinen Kontakt gehabt haben, im späten Charentien ist ihre Auswirkung bestenfalls an den beidseitig bearbeiteten Spitzen erkennbar.
Erst in einer entwickelteren Phase, in der zweiten kalten Periode der letzten Eiszeit, stößt man auf die Aurignacien-Kultur. Von den zur Zeit der interstadialen Phase Würm 1/2 an die Stelle der Höhlenbärenjäger tretenden Menschen des Aurignacien sind nur zeitweilig besiedelte Höhlen bekannt. Unter den Werkzeugen fehlt – von der spätaurignacienzeitlichen Spitze aus Baia de Fier abgesehen – gerade die nur kurze Zeit existierende Neuerung 4der Aurignacien-Kultur, die aus Knochen geschliffene Spitze. In Cioklovina waren ihre Feuersteinspitzen den Höhlenbären jagenden Gruppen bekannt, die aufgrund eines hier gefundenen Schädeldaches zum protonordischen anthropologischen Predmost-Typ gehört haben können.
Die Mammut- und Rentierjägergruppen der östlichen Gravettien-Kultur der Würm 2/3-Phase gelangten ebenfalls nicht in das von den Südostkarpaten umgebene Gebiet. Nur im Quellgebiet der Dîmboviţa zeugen zwei Fundstellen von der zeitweiligen Niederlassung der Jäger aus dem Flachland in Höhlen. Auch Szitabodza mit seinen Werkstattfunden liegt bereits an der Grenze Siebenbürgens.
Nachdem sich die Eisdecke der Karpaten zurückgebildet hatte, vollzog sich die Besiedlung des Siebenbürgischen Hochlandes nur sehr langsam. Nur aus Südostsiebenbürgen, vom Oberlauf des Flusses Bodsau sind Epigravettien-Tardenoisien-Fundorte bekannt. Außer kleinen Klingen, Spitzen, Klingen- und Nagelschabern kommen an diesen Fundorten die charakteristischen trapezförmigen Werkzeuge des Tardenoisien zum Vorschein. Zur gleichen Zeit domestizierten protoeuropide romanello-aziliene Gruppen in den Südwestkarpaten und in der Gegend des Eisernen Tors den Hund und versuchten sich mit dem Getreideanbau und der Schweinezucht.
Diesen Prozeß stoppten die einwandernden südbalkanischen Gemeinschaften, das Volk der Starčevo-Körös-Kultur, das noch an seinem ursprünglichen Siedlungsort den Anbau von Weizen und Hafer sowie die Ziegen- und Schafhaltung von den anatolischen Eindringlingen gelernt hatte. Ein Ergebnis ihrer „eigenen“ Arbeit könnte die Domestizierung von Hirse und Rind sein.
Ihre Siedlungen legten sie an den Ufern von Seen und Flüssen, manchmal an unteren Flußterrassen an, ihre Häuser bestanden aus einer Pfahlkonstruktion mit Flechtwerk, das mit Lehm bestrichen wurde. Neben den Bauten auf der Erdoberfläche sind von ihnen auch in die Erde vertiefte Hütten bekannt. Ihre Toten begruben sie in ihren Dörfern. Die in der Mehrheit aus protomediterranen Typen bestehende Bevölkerung der Starčevo-Körös-Kultur bestattete ihre Toten auf der Seite liegend, in Hockstellung und in der Regel ohne Beigaben. Die zur cromagnoiden Gruppe gehörende mittelsteinzeitliche Bevölkerung bestattete ihre Toten in der Rückenlage.
Das Fundmaterial der Siedlungen deutet auf eine ständige Nahrungsmittelproduktion hin, weist aber bei den einzelnen Fundorten starke Abweichungen auf. An einigen Stellen kommen die Überreste erjagter und gezüchteter Tiere in fast gleichem Verhältnis vor, anderswo machen letztere mehr als das Sechsfache der erjagten Arten aus. Gegenüber den zuerst domestizierten Schafen und Ziegen spielte die Rinderzucht eine größere Rolle. Manchmal wurden auffallend viele Schweine gehalten. Es gab aber auch Siedlungen ohne Schweine.
Ähnliche Abweichungen zeigen sich auch bei der angebauten und gesammelten pflanzlichen Nahrung. Die an mehreren Fundorten zum Vorschein gekommenen Mahlsteine wurden aller Wahrscheinlichkeit nach zum Zermahlen von Körnern benutzt, die aber nicht ausschließlich Getreide gewesen sein müssen. Unter den Steinwerkzeugen sind kurze Klingen, die als Sensen benutzt wurden, selten. Jedenfalls bestand das Volk der Starčevo-Körös-Kultur aus einer Nahrung produzierenden Gemeinschaft, auch wenn die Jagdbeute nicht von zweitrangiger Bedeutung war. Wahrscheinlich hatten sich einige Gruppen in Siebenbürgen auf die Aufarbeitung von Erzgestein 5spezialisiert, jedenfalls würde das die Besiedlung der seit dem späten Pleistozän, der späten Eiszeit, nicht mehr benutzten Höhlen klären.
Die Starčevo-Körös-Bevölkerung ist möglicherweise über das Banat nach Siebenbürgen vorgedrungen. Die älteste Siedlung ist aus Klausenburg bekannt. Einige Gruppen übersiedelten in den ostungarischen Raum und vermischten sich mit der örtlichen Bevölkerung des Epipaläolithikums. So ist zu erklären, daß in Bácstorok Menschen alpinen und cromagnoiden Äußeren bestattet wurden, dem allgemeinen Brauch der Zeit entsprechend in und zwischen den Häusern.
Um 5000 v. Chr. kamen längs des Mieresch jüngere Gruppen dieser Bevölkerung nach Siebenbürgen: Besonderheiten ihrer materiellen Kultur kommen auch in Fundorten der südlichen Großen Ungarischen Tiefebene zutage. Ihre älteste Hinterlassenschaft stellt die Siedlung von Honigberg dar, wo außer mit Spreu vermischten groben Gefäßen aus Lehm und feineren rot überzogenen Schalen auch Schalen mit weißer Punktbemalung aus der vorhergehenden Periode vorkommen. Diese Bemalung ist sonst – wie in der südlichen Tiefebene – selten in Siebenbürgen. Eine Ausnahme bildet der Fundort Lécfalva, wo sogar mehrfarbige Bemalung vorkommt. Im ältesten Material sind sehr starke Verbindungen zu bulgarischen Funden zu erkennen, das Ende dieser Siedlung wiederum kann in die späteste Phase der Starčevo-Körös-Kultur datiert werden.
Nach einer sehr kurzen Übergangsperiode endete im mittleren Neolithikum, der mittleren Jungsteinzeit, die für das frühe Neolithikum charakteristische Einheit. Neue Völker drangen aus fast allen Richtungen nach Siebenbürgen ein: Entlang des mittleren Mieresch, zwischen den Südkarpaten und dem Siebenbürgischen Erzgebirge, im Osten bis nach Fogarasch trat das Volk der Vinča-Tordos-Kultur auf, nach Südostsiebenbürgen, nordwestlich bis zur Siebenbürgischen Heide, kam aus der Moldau das Volk der Linienbandkeramiker. Entlang des Kleinen Samosch sind Spuren der im Südosten der Tiefebene verbreiteten Szakálhát-Gruppe zu finden, etwas nördlicher davon lebten die Gruppen mit bemalter Keramik, die mit denen in der nordöstlichen Tiefebene verwandt waren.
Die Bevölkerung des mittleren Neolithikums bestimmt bis zum Ende der Kupferzeit, für eine verhältnismäßig lange Zeit also, die Geschichte Siebenbürgens. Ausgerechnet das am besten bekannte Volk der Vinča-Tordos-Kultur gab nach einiger Zeit einen großen Teil seiner Siedlungen in Siebenbürgen auf. Das im Zentrum der Balkanhalbinsel siedelnde Volk hat sich wahrscheinlich nicht zufällig im Siebenbürgischen Erzgebirge niedergelassen, sind doch hier sehr früh Kupferwerkzeuge bekannt. Das nahegelegene Kleinschlatten gehört zu den ältesten Goldfundstätten.
Besonders erwähnenswert sind die 1961 in Alsótatárlaka (Tărtăria) gefundenen piktographischen Tafeln, die den protoelamischen und protosumerischen Stücken überraschend ähneln. Eine Verbindung zwischen diesen beiden Gebieten ist äußerst unwahrscheinlich, liegen doch wenigstens 1000 Jahre zwischen den Stücken aus Siebenbürgen und Mesopotamien, von der geographischen Entfernung gar nicht zu reden. Auch ähneln sich die frühen geometrischen und Strichschriften in jedem Fall unabhängig voneinander. Die Tafeln jedenfalls machen es möglich, einen Teil der Zeichen auf der Keramik der Vinča-Tordos-Kultur als Schriftzeichen zu bestimmen. So wurde um 4000 v. Chr. am Mieresch der Versuch unternommen, die Schrift 6einzuführen, was sehr viel bedeutet. Deshalb ist in diesem Gebiet mit einem einfachen, auf einem Heiligtum als Zentrum aufbauenden staatsähnlichen Gebilde zu rechnen. All das ist darauf zurückzuführen, daß einzelne Gruppen mit der Nutzung des Metalls begonnen hatten und so auf das Getreide und die Rinder anderer angewiesen waren, wir also die Anfänge einer arbeitsteiligen Gesellschaft zu verzeichnen haben.

Abb. 1. Die Tontäfelchen von Alsótatárlaka (Tărtăria)
In Siebenbürgen ist der Versuch gescheitert, eine produzierende Gesellschaft mit zentraler Organisation zu verwirklichen. Diese Entwicklung wurde durch neuere Bevölkerungsbewegungen unterbrochen. Im Südosten drangen in das Gebiet der Linienbandkeramiker, das die primitive Ackerwirtschaft und Tierzucht fortsetzte, die Menschen der Boian-Kultur ein, die sich in der Moldau und in Ostmuntenien (Ostwalachei) mit der Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung befaßt hatten. Aus dem Altgebiet gelangten einige kleine Gruppen auch an den mittleren Mieresch, wo in den Siedlungen des Volkes der Vinča-Tordos-Kultur die großen Töpfe und Schalen mit Verzierungen aus eingeritzten Dreiecken und Linienbündeln aufkommen.
Der eigentliche Bruch aber wurde durch die Wanderung der nordsiebenbürgischen Gruppen mit bemalter Keramik entlang des Mieresch verursacht. Gefäße mit roter, manchmal auch schwarzer Bemalung auf weißem oder orangefarbenem Grund erscheinen bereits in der oberen Schicht der Vinča-Tordos-Siedlungen, und so kann man das teilweise Verschmelzen der autochthonen und eingewanderten Bevölkerung annehmen. In den späteren Funden sind aber nur geringe Spuren dieser Integration zu finden. Darum kann man vermuten, daß der größere Teil des Volkes der Vinča-Tordos-Kultur vom Mieresch abgewandert, ja sogar geflüchtet ist.
So war der größere Teil Siebenbürgens um die Wende von der mittleren zur späten Jungsteinzeit kurzfristig von einer einheitlichen Bevölkerung bewohnt, das Hochland von Südostsiebenbürgen ausgenommen, wo das Volk der Boian-Kultur siedelte. Die Gemeinschaften der Petreşti-Kultur, die aus den Gruppen mit bemalter Keramik hervorgegangen sind, hielten sich lange Zeit in Süd- und in einem Teil Mittelsiebenbürgens. Durch die Inbesitznahme der Metallfundstätten war es ihnen möglich, die Verbindung mit entfernteren Gegenden – mit Muntenien, der Dobrudscha und vielleicht auch südlicheren 7Gebieten – aufzunehmen. Ihre Gefäße waren gut durchgebrannt und mit schwarzen, roten und braunen Mäandern und Spiralen bemalt. Die technische Ausführung ihrer Schalen, Schultertöpfchen und zylinderförmigen Gefäßuntersätze zeugt von der Möglichkeit der Metallschmelzung, wie sie auch die Kupferfunde bestätigen. Ihr bis nach Bulgarien, nach Griechenland und im Norden bis ins Kaschauer Becken gelangender Schmuck aus Blattgold bzw. Nachahmungen verweist auf die Nutzung der Goldfundstätten.

 

 

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