Der Zusammenbruch

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Der Zusammenbruch
Nachdem die Hunnen das ostrogotische Reich Ermanarichs zerstört hatten, wandten sie sich gegen die Wisigoten. Athanarich wollte am Ufer des Dnjestrs, in gut ausgebauter Stellung den Angriff der Hunnen zurückschlagen; um vor Überraschungen geschützt zu sein, sicherte er sich noch durch eine starke Vorhut ab. Die hunnische Heerführung aber wich der Vorhut durch ein glänzendes Manöver aus, überquerte in der Nacht den Fluß und schlug durch einen unerwarteten Angriff im Morgengrauen die Armee Athanarichs. Das Ergebnis ist bekannt: Im Herbst des Jahres 376 bat der überwiegende Teil der Wisigoten unter Fritigern und Alavivus den Herrscher 76der östlichen Reichshälfte, Kaiser Valens, erfolgreich um Aufnahme ins Reich (receptio), während Athanarich und sein Gefolge sich nach Siebenbürgen, nach Caucalandensis locus, zurückzogen. Ende 380 aber war auch Athanarich gezwungen, mit seinem Gefolge auf oströmisches Gebiet zu flüchten. Damit hatte in Siebenbürgen und im gesamten Gothia die Herrschaft der Wisigoten ein Ende gefunden.
Die Katastrophe und Abwanderung der Goten wird durch zahlreiche Hortfunde bestätigt, darunter auch durch zwei große Goldbestände im Gesamtgewicht von ca. 7 kg, die von Vertretern der Führungsschicht versteckt worden waren und mit dem Staatsstempel von 367–375 und von 376–380 versehene römische Goldbarren enthielten (Fund von Kraszna und Marienburg). Von dem in Tekerőpatak gefundenen Silberschatz war bereits die Rede, der außer durch Silbermünzen auch durch einen Goldsolidus des Gratian aus dem Jahre 376 datiert wird. Von unerhörter Bedeutung ist, daß er Schmuckstücke enthielt, die auch in anderen Varianten aus keinem einzigen wisigotischen Gräberfeld bekannt sind. Zwischen 376 und 380 wurden kleinere und größere Münzvermögen in Maroscsapó, Zernescht, Neuschloß und Burgort/Gredistye versteckt. Das so verbreitete Vergraben von Schätzen ist das Zeichen einer allgemeinen und totalen Katastrophe, und der Schatzfund von Tekerőpatak beweist zugleich, daß zu diesem Zeitpunkt das Leben in den wisigotischen Siedlungen und die Bestattungen in ihren Gräberfeldern aufhörten. Durch das Vordringen der Hunnen wurde nicht nur die frühere germanische Bevölkerung aus dem heutigen Gebiet Rumäniens vertrieben, zur gleichen Zeit entvölkerte sich auch das jahrhundertelang von germanischen Stämmen dicht besiedelte Gebiet des heutigen Polens und ermöglichte damit die nach der Hunnenzeit einsetzende große Slawenwanderung.
Die Wisigoten zerstörten die Festungen, Städte und Dörfer des römischen Daziens und ließen während ihrer 100 Jahre dauernden Herrschaft selbst das verfallen, was von den Kampfhandlungen verschont geblieben war. Die Goldminengebiete blieben im gesamten Frühmittelalter unbewohnte Wildnis. Die außerhalb des Reichs lebenden Goten wußten mit der römischen Lebensform genauso wenig anzufangen wie die Alemannen, die zur gleichen Zeit die agri decumates zwischen Rhein, Neckar und Donau sowie Westrätien besetzten. Dieser zwischen die reichen Provinzen am Rhein und Donau eingekeilte Landesteil war nicht kleiner als das von den Römern tatsächlich besiedelte siebenbürgische Dazien. Nach der Besetzung durch die Alemannen werden die verlassenen Festungen und im Inneren gelegenen Siedlungen wieder von Wald bedeckt, ihre antiken Namen haben die nur Ackerboden und Weiden suchenden Germanen nicht übernommen. Der geringe Rest der früheren „römischen“ Bevölkerung verschmolz mit den Eroberern. – Diese zeitgenössische Parallele dürfte wohl auch das Schicksal des römischen Daziens beleuchten.

 

 

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