Gepidenkönige in Siebenbürgen

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Gepidenkönige in Siebenbürgen
Um die Ruinen von Napoca entstand ein richtiger Siedlungsring des ranghohen Militärgefolges samt seinen Familien (Magyarvalkó, Kardosfalva, Szamosfalva, Apahida usw.). Es kann kein Zufall sein, daß gerade auf dem Gebiet der einstigen Stadt die häufige Anwesenheit der gepidischen Fürsten anzunehmen ist. Die verfallenden Stadtmauern standen damals wahrscheinlich noch, und vermutlich ließ sich ein schon beschädigtes öffentliches Gebäude halbwegs bewohnbar machen – so wie es die Alemannen und später die bayrischen Herzöge im verlassenen Castra Regina (Regensburg) taten. Die fürstlichen Personen Siebenbürgens müssen aber von noch höherem Rang gewesen sein, weil sie sich insgeheim entfernt von ihrer Residenz, auf der Terrasse des Kleinen Samosch beim heutigen Dorf Apahida bestatten ließen. Das Fürstengrab Nr. I wurde 1889 gefunden bzw. zerwühlt, von den Beigaben konnte aber vieles gerettet werden. In der kurze Zeit später veröffentlichten Publikation in ungarischer und deutscher Sprache wurde fast alles festgehalten, was man auch heute darüber wissen kann. Der wichtigste Fund aus diesem Grab ist eine spätantik-frühbyzantinische Zwiebelknopffibel aus Gold. Sie ist das größere, verziertere und feiner gearbeitete Pendant der Fibel aus dem Grab des Frankenkönigs Childerich I. († 482) in Tournai. Aus der Sicht der Römer mußte also der Fürst von Apahida unbedingt der mächtigere, ranghöhere barbarische Fürst gewesen sein. Die verzierten Silberkrüge aus dem Grab von Apahida sind gleichfalls Geschenke aus Konstantinopel, die dessen Bedeutung gegenüber dem Childerich-Grab noch steigern. Die weiteren Grabbeigaben setzen sich aus regalia (Herrscherabzeichen) und personalia (persönlichen Gegenständen) zusammen. Der massive goldene Armreifen mit sich verbreiternden Enden ist seit dem 3.–4. Jahrhundert ein ranganzeigendes Schmuckstück germanischer Königsfamilien. Auch die Eberköpfe mit 6 Anhängerverzierungen sind unbedingt als Würdezeichen zu verten, sie gehörten eventuell zu einer diademartigen Krone aus Textil. Der Gürtel des Fürsten wurde von einer großen goldenen Schnalle mit farbigen edelsteineinlageverzierten Zellen zusammengehalten. Würdezeichen mochten auch die mit Goldblechbändern verzierte Glas- oder Holzschale gewesen sein. Den Glauben des Bestatteten verrät ein goldener Fingerring mit vier Kreuzen, seinen Namen ein Fingerring mit der Inschrift OMHARIVS bzw. ein Siegelring mit griechischem Monogramm, das (AVD-)OMARIVS gelesen werden kann. Liest man die in der lateinischen Inschrift zusammengeschriebenen Buchstaben als ri, ergibt sich die Endung harius, die korrekte 85Entsprechung von altgerm. *-harjaz und got. harjis (Nom. und Gen.) mit der Bedeutung Heer. Aud[om]harjis läßt sich dann eventuell als „Heil des Heeres“ deuten. Löst man die Ligatur als ir auf, ergibt sich das gotische Wort hairus = Schwert, Om bleibt aber in beiden Fällen undeutbar. Dennoch wird dieser auf Kampf und Waffen hindeutende Name – laut Zeugnis verwandter Namen aus jener Zeit – wohl einem der Gepidenkönige gehört haben.
Ein Teil des Schmucks des Fürstengrabes Nr. II aus Apahida, das 1968 500 Meter von dem Grab Nr. I entfernt – teilweise zerwühlt – freigelegt wurde, ist mit diesem verwandt: so die Prunkschnalle, eine Analogie zu der aus Grab I, sowie die Glasschale mit Goldblechbändern und die Holzschale. Die weiteren, reichen Grabbeigaben (ein goldbeschlagenes Schwert und Schwertriemenschnallen; goldener Deckelbelag einer größeren Tasche mit farbigen Steineinlagenverzierungen in Zellen; in einer Holzlade prachtvoller Sattel- und Pferdegeschirrschmuck) sind im Fürstengrab Nr. I nicht zum Vorschein gekommen, andererseits fehlen hier die regalia und personalia, die vielleicht beim Auffinden des Grabes verschwunden sind. Aus einem dritten Fund (1978) ist nur eine den beiden anderen verwandte, aber größere und verziertere goldene Gürtelschnalle bekannt.
Diese drei Fürstengräber werden sozusagen durch einen in der Umgebung versteckten Goldschatz ergänzt, auf den man 1963 in Szamosfalva stieß. Er bestand zum größten Teil aus Frauenschmuck (geflochtene Kette mit verziertem Brustanhänger, Gürtelschnalle, Perlen, Fingerringe) und einigem Schmuck für Männer (goldener Fingerring, Halsring).
Die Schmuckgegenstände von Apahida-Szamosfalva sind die hervorragendsten Beispiele des in der Hunnenzeit entstandenen und den unermeßlichen Reichtum dieser Zeit weiter tradierenden germanischen Fürstenschmucks. Sie können zu Recht für die Grabbeigaben und Geschmeide der Gepidenkönige – Ardarikinger – im 5. Jahrhundert gehalten werden. Die regia von Napoca und die umliegenden Herrenhäuser ihres Gefolges verschwanden im 6. Jahrhundert, als Zeichen einer gewaltsamen Machtübernahme. Der Hort von Szamosfalva kann mit der Machtübernahme durch Elemund oder noch seinen Vater in Verbindung gebracht werden, ein flüchtender Ardariking kann seinen Familienschmuck vergraben haben.

 

 

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