Kupferzeit

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Kupferzeit
Die Petreşti-Kultur entwickelt sich nur bis zum Ende der Kupferzeit, allerdings ausschließlich auf dem einst von der Vinča-Tordos-Bevölkerung bewohnten Gebiet. In das von den Gruppen der bemalten Keramik bewohnte Gebiet am Kleinen Samosch zogen über die Ostkarpaten herdenhaltende protoeuropide Reitergruppen aus der Pontussteppe. Sie besetzten deren Siedlungen und nahmen ihre Bestattungen – abweichend von den bisherigen neolithischen Bräuchen – in von ihrem Wohnsitz entfernteren größeren Gräberfeldern vor, wie z. B. in Marosdécse. Ihre Toten legten sie in der Rückenlage mit leicht angezogenen Beinen ins Grab und gaben ihnen pontische Steinmesser, Streitkolben aus Stein und einfache Tassen bei. Auf einen orientalischen Ritus ist es ebenfalls zurückzuführen, daß sie auch Ocker, rote Farbe mit ins Grab gaben.
Zur gleichen Zeit siedelte sich in Südostsiebenbürgen auf dem Gebiet der Boian-Kultur das Volk der Cucuteni-Tripolje (Erősd)-Kultur an. Diese Migrationsbewegungen im östlichen Karpatenbecken führten zu einem fortwährenden Bevölkerungsaustausch; die Verschmelzung mit den Einwanderern änderte die Lebensverhältnisse und in deren Folge auch die materielle Kultur.
Das sich als Ergebnis dieses Prozesses darstellende Volk der Tiszapolgár-Kultur siedelte in der Theißgegend, im nördlichen Siebenbürgen und im Banat; einige Gruppen gelangten auch nach Südostsiebenbürgen und aus dem Banat an den mittleren Mieresch. Die aus einfachen Hütten bestehenden Siedlungen der Herden haltenden und Ackerbau treibenden Bevölkerung und die Dörfer der Cucuteni-Tripolje (Erősd)-Kultur umgab das Siedlungsgebiet der Petreşti-Kultur, dessen Volk auch in dieser bewegten Periode sein friedliches Leben forstsetzte – wahrscheinlich, weil die umliegenden Siedler auf seine Metallkunst angewiesen waren.
Das Volk der Cucuteni-Tripolje (Erősd)-Kultur lernte von seinem neuen Nachbarn, der Petreşti-Kultur, die Keramikbemalung. Ein bedeutender Fundort der vor dem Brennen mit zwei oder drei Farben (Schwarz, Weiß und Rot) bemalten Keramik ist die Siedlung Erősd-Tyiszkhegy mit einer mehr als 4 Meter dicken Schichtenfolge. In diesen Siedlungen standen Häuser aus Pfostenkonstruktion und dick mit Lehm ausgeschmiertem Geflecht sowie Herdstellen mit Lehmeinfassung. Die Bewohner lebten teilweise von der Feldbestellung, allgemein verbreitet war der Dinkelanbau. Der Viehbesitz bestand hauptsächlich aus Rindern, ein bedeutender Teil der Fleischnahrung stammte aber von der Jagd. Ihre Werkzeuge waren zum größten Teil aus Stein und Knochen (Beile und Hacken aus Geweih), zum Teil fertigten sie Ahlen und Schmuck. Kleine Lehmfiguren und der Körperbemalung dienende 8Lehmstempel bewahren die Erinnerung an ihre Riten und ihre Gentilorganisation.
Das Volk der Cucuteni-Tripolje (Erősd)-Kultur gelangte im Norden bis zum oberen Mieresch. Hier geriet es mit dem Volk der Tiszapolgár-Kultur in Kontakt. Sein Siedlungsgebiet eroberte später das Volk der Bodrogkeresztúr-Kultur, das sich auch in einigen Dörfern des Volkes der Tiszapolgár-Kultur niederließ. Da die Bedingungen für intensive Ackerwirtschaft und Viehhaltung im Banat und in der Großen Ungarischen Tiefebene günstiger waren, ist ihr Auftreten und ihre Ansiedlung am Rande Siebenbürgens schwerlich anders zu erklären, als daß sie an den Mineralschätzen dieser Gegend interessiert waren. Bezeichnenderweise steigt in den Gebieten der Bodrogkeresztúr-Kultur – von Siebenbürgen aus gesehen – die Zahl der Kupferwerkzeuge in Richtung ihres Siedlungszentrums sprunghaft an. Streitäxte, Beile, Querbeile gelangten aus den Kupferbergwerken in die Tiefebene. Ebenso sind auch kleine Goldschmuckstücke häufig in den Gräberfeldern des Theißgebietes zu finden. Es ist kein Zufall, daß diese Goldgegenstände in Siebenbürgen kaum vorkommen. Das einzige Stück stammt aus Neumarkt am Mieresch, einem Fundort der Bodrogkeresztúr-Kultur.
Die Funde aus dieser Kultur unterscheiden sich in Siebenbürgen übrigens kaum von denen in der Tiefebene. Die in Gräbern in Hockstellung bestatteten Toten sind von zweihenkligen Gefäßen (sog. Milchtöpfen), blumentopfförmigen Gefäßen und Tassen umgeben. Ihre Dörfer bestanden wahrscheinlich aus Häusern über der Erdoberfläche. Eine Teilgruppe, die zwischen der Cucuteni-Tripolje-Bevölkerung siedelte, errichtete kleine lehmverschmierte Häuser mit Balkenboden.
Zu der Zeit, als das Volk der Bodrogkeresztúr-Kultur in das Gebiet des Drei-Stühle-Beckens gelangte, begann ein spezieller Integrationsprozeß in Siebenbürgen. Am östlichen Rand der Siebenbürgischen Heide erscheinen miteinander verschmolzene Hinterlassenschaften der Völker der Bodrogkeresztúr-, Petreşti- und Cucuteni-Tripolje (Erősd)-Kultur, am mittleren Mieresch der Bodrogkeresztúr- und der Petreşti-Kultur. Am Ende dieses Prozesses steht die gemeinsame Hinterlassenschaft der Kultur der südwestsiebenbürgischen, oltenischen Volksgruppen. Einige Gruppen der vermischten siebenbürgischen Bevölkerung gelangten in die Tiefebene, ein anderer Teil wanderte – wahrscheinlich den Samosch entlang – in die Karpatoukraine und in die Ostslowakei.
Das Volk der Băile-Herculane (Herkulesfürdő)-Cheile-Turzii (Tordai hasadék)-Gruppe wohnte oft in Höhlen. Man kann kaum annehmen, daß sich die Ackerbauern, Tierzüchter, Erzbergleute und Goldhändler freiwillig in entlegene trostlose Höhlen zurückgezogen hatten. Zu dieser Zeit weideten bereits in der Walachei und in der Moldau die Herden der Hirtenvölker aus den östlichen Steppen. Ihre über die Karpaten eindringenden Truppen vertrieben die autochthonen Gemeinschaften. Mit der ersten Welle der Eindringlinge versuchte die autochthone Bevölkerung zwar noch zusammenzuleben, mit dem immer neuen Einströmen der Hirtenvölker aus dem Osten wurde sie aber auch aus den Bergen vertrieben.
In der Geschichte Siebenbürgens wie ganz Ostmitteleuropas beginnt damit – und das nicht zum ersten Mal – eine neue Epoche. An der unteren Donau verschmolzen die Eindringlinge aus dem Osten, denen sich auch Gruppen aus 9dem Südbalkan, vielleicht auch aus Anatolien anschlossen, mit der ansässigen Bevölkerung. Die sich entwickelnde neue Bevölkerung, das Volk der Cernavoda-III-Kultur, drang auch in das Miereschgebiet ein. Sein Viehbestand setzte sich überwiegend aus Schafen, Ziegen, Schweinen und Pferden, aber auch aus Rindern zusammen. Unter den Rinderfunden dominieren Knochen von alten und männlichen Tieren, was auf eine große Zahl von Ochsen deutet – wie allgemein bekannt ein Zeichen für die Ackerbearbeitung mit der Egge, für die Holz-, seltener Geweiheggen benutzt wurden.
Die nur langsam beginnende Entwicklung fand bald ein Ende. Um 2000 v. Chr. wurde durch erneute Migrationsbewegungen in Siebenbürgen wieder ein Bevölkerungsaustausch hervorgerufen. Aus dem Gebiet Makedoniens und aus dem Balkangebirge wanderten Hirtengruppen in den südöstlichen Karpatenraum, das Volk der Coţofeni-Kolozskorpád-Kultur. Sie siedelten fast überall, in großen Höhen genauso wie in der Ebene an Seen und Flußläufen; häufig zogen sie sich in die Höhlen der Berge zurück. Ihre Toten verbrannten sie als erste in Siebenbürgen, aber in ihren Grabhügeln aus der Frühphase finden wir auch noch Skelette, oft mit Ocker bestreut. Das war ein von den östlichen Nachbarn übernommener Brauch, kann aber letzten Endes auch eine bei den Bevölkerungsgruppen osteuropäischen Ursprungs überlieferte Sitte gewesen sein. Die häufigen Siedlungen und deren Umgebung fügen sich gut in das Bild eines halbnomadischen Hirtenvolkes.
Obwohl diese Bevölkerung aus der Nähe der Cernavoda-III-Kultur stammt, ist ihre Keramik von dieser völlig verschieden. Ihre Schöpfgefäße mit hochgezogenem Henkel und schiefem Rand, ihre kugelförmigen Töpfe, Urnen und Askoi (kleinformatige Gefäße schlauchartiger flacher Form mit breiter Standfläche, Ausguß und Henkel) sind in der Frühphase nur mit kurzen Linien oder Linienstreifen bedeckt, wie sie das Volk der Cernavoda-III-Kultur bei seinen auch in der Form ähnlichen Gefäßen benutzt hat; später zieren auch linsenförmige Verzierungen die Gefäße. Wir finden hauptsächlich auf siebenbürgischem Gebiet auch die gestochene Linie für die Kalkinkrustation.
In der Zeit der Coţofeni-II-Kolozskorpád-Kultur fielen in Südostsiebenbürgen Hirtenstämme von jenseits der Karpaten ein. Das Volk der Folteşti-III-Zăbala (Zabola)-Kultur gelangte aus dem Drei-Stühle-Becken und der Gegend um Kronstadt auch in das Gebiet des mittleren Mieresch. Über ihre Siedlungen ist kaum etwas bekannt. Ihre Toten bestatteten sie in Hockergräbern, manchmal in einfachen Grabgruben, manchmal in mit Erdhügeln bedeckten Steinsärgen. Ihre Funde sind hin und wieder mit denen der Cotofeni-Kultur vermischt, weshalb eine ortsweise Verschmelzung beider Völker angenommen werden kann.

 

 

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